Montag, 20. November 2006

Israellobby?

Marcia Pally hat in der Frankfurter Rundschau einen Artikel veröffentlicht, in dem sie sich der Frage nach einer Israellobby in den Vereinigten Staaten stellt, wie zuletzt von Tony Judt behauptet (vgl. hier). Sie vertritt dabei die These, die Juden hätten mir ihren zweieinhalb Prozent Bevölkerungsanteil gar nicht die Macht, die ihnen allgemein zugesprochen würde; im Nahen Osten befriedigte Bush (den die überwältigende Mehrheit der Juden ablehne) die Interessen seiner evangelischen, konservativen Stammwähler. Ich kann ihr in sofern zustimmen, als dass die Idee einer übermächtigen, die US-Politik dominierenden Israellobby in der Tat Hirnschiss ist. Allerdings geht Frau Pally auch zu einfach vor, wenn sie die Frage allein mit Verweis auf die Bevölkerungsanteile zu klären versucht, denn Einfluss rechnet nicht aus dem numerischen Anteil der Bevölkerung, wie die neoliberale Politik Tag zu Tag zeigt.
Ein weiterer großer Kritikpunkt an dem Artikel ist dabei ihr Einwand, Israel werde teils "etwas jenseits aller vernünftigen politischen Kritik" kritisiert, da man schließlich auch die Menschenrechtsverletzungen Russlands, Burmas und des Sudans nicht mit dieser Vehemenz kritisiere, denn er geht in die Irre. Russland, Burma und der Sudan reklamieren für sich nämlich nicht die moralischen Ansprüche, die Israel erhebt, und an denen es sich konsequenterweise messen lassen muss - das gleiche Argument bringt Chomsky für die USA vor (ich mache in letzter Zeit irgendwie oft Werbung für ihn).
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit, wie so oft, irgendwo in der Mitte.

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