Von Stefan Sasse
Heute ist es soweit. Am 17. Juni 2006 erblickte der
erste Beitrag auf diesem Blog das Licht der Welt, oder doch zumindest eine erste Ahnung von den Datenströmen des World Wide Web. Seither sind das Blog, seine Leser und ich einen weiten Weg gegangen. Für diejenigen, die damals noch nicht dabei waren: das Blog wie auch sein Schreiber war damals noch deutlich linker, als es heute ist. Die jungeWelt, die ich heute eigentlich gar nicht mehr lese, war gewissermaßen ein Leib-und-Magen-Blatt zur damaligen Zeit. Mein politisches Verständnis war gerade erst im Erwachen begriffen, konstituierte sich gleichsam über die Zeit und wurde immer wieder Veränderungen unterworfen. Meine Leser konnten an diesem Prozess teilhaben, ihn kommentieren, verdammen und mich auf dem Weg beeinflussen. Es war, so hoffe ich, ein gegenseitiger Prozess.
Wenn ich den ersten Beitrag jetzt, vier Jahre später (in meinem Alter noch eine kleine Ewigkeit) durchlese, ist es schon interessant zu sehen, was sich geändert hat. In Foren bin ich gar nicht mehr aktiv, dem Politkforum (durch das ich in den Anfangstagen einen Gutteil der Leser mit Spamthreads herübergezogen habe, frequentiere ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Auch andere Foren sind mir inzwischen eigentlich nicht mehr anhängig. Stattdessen freut es mich immer wieder zu sehen, dass auch ohne direkte Werbung meinerseits um die 1000 Leser täglich den Weg hierher finden und an meinen Gedanken teilhaben wollen - und mittlerweile auch an denen anderer Autoren, deren Beiträge hier veröffentlicht werden.
Als ich den ersten Beitrag verfasste, habe ich auch kurz über die Bedeutung des Wortes "Freidenker" sinniert, das den Titel ziert. Ich muss zugeben, dieses Wort hat mir damals wenig gesagt. Es klang gut, und zusammen mit der Ortsrefernenz schien es ein Oxymoron zu sein, also gut als Titel geeinget. In Oeffingen wohne ich seit zwei Jahren nicht mehr, aber das Branding ist einfach zu gut, um es wegzuwerfen, nur um mich korrekt nach meinem derzeitigen Wohnsitz "Tübinger Freidenker" zu nennen, was in einer Studentenstadt auch lange nicht denselben Appeal hat wie im Heimatdorf. Der Freidenker ist, so schrieb ich damals aus der Wikipedia ab, "eine Person ohne religiöse Bindung, die sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren und sich zum Humanismus bekennen. Freidenker bestehen zwar auf ihrer Unabhängigkeit von Glaubensregeln wie Tabus und Dogmen, beziehen sich aber ausdrücklich auf ethische Grundsätze von Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Gewaltverzicht." Ich habe dieser Definition angehängt, dass ich mir nicht sicher bin, ob dies auch mich zutrifft. Ich denke inzwischen sagen zu können, dass sie es tut.
So viel zur Vergangenheit. Wie sieht die Zukunft aus? Selbstverständlich werde ich weiter bloggen und hoffe, weiterhin so viele und hoffentlich künftig noch mehr Leser erreichen zu können. Es ist mir sehr wichtig, Rückmeldungen von euch Lesern zu bekommen. Wenn ein Beitrag eine Diskussion anregt, freut mich das immer ungemein - es zeigt, dass man einen Nerv getroffen hat. Ihr werdet also auch in Zukunft euer Beise-Bashing bekommen, die schriftlichen Ergüsse meiner aktuellen Gedankengänge, egal wie unausgereift sie auch noch sein mögen, und viel Stoff zum Lesen und Diskutieren. Die Zusammenarbeit mit anderen Bloggern will ich inzwischen auch nicht mehr missen. Auch wenn es dem Einen oder Anderen sauer aufstößt, weil es nach reiner Content-Streuung zu Lasten der Qualität aussieht, ich stehe hinter dem Konzept. Wir werden sehen, wie sich das weiter entwickelt - es wird auf jeden Fall spannend bleiben. Ich hoffe, ihr seid dabei um zu sehen, wie es weitergeht. Ich freue mich über jeden von euch. Auf die nächsten vier Jahre!