Von Stefan Sasse
Euro-Krise. Afghanistan-Einsatz. Soziale Schere. Finanzkrise. Stürme. Rentenkrise. Zahllose große, wichtige Themen, allesamt von elementarer Bedeutung, und die Piraten kümmern sich um das Urheberrecht. "Habt ihr nichts Wichtigeres zu tun?" rauscht es aus dem Blätterwald. "Gebt euch ein Programm auf die großen Krisen der Zeit!" Ah, aber das Urheberrecht ist ein Thema, dessen Bedeutung weit über die technischen Fragen der Verteilung von Unternehmensgewinnen hinausgeht. Es ist ein sehr wichtiges Thema, nicht, weil es so elementar wäre, den GEMA-Verteilungsschlüssel zu diskutieren, sondern weil das Urheberrecht eine entscheidende Wegmarke für die junge Generation und ihren Lebensraum darstellt. Das Urheberrecht ist heute, was Tanzverbote an Feiertagen in den 1950er Jahren waren: ein Schlachtfeld von Lebensentwürfen und Lifestyles, in dem keine Seite mehr die andere versteht. Auch die früheren Tanzverbote waren geltendes Recht, das lange Zeit einen Lebensstil der Mehrheit beschützt und reglementiert hatte, bis die damals junge Generation sich um solche Konventionen nicht mehr scherte. Entsprechend aus der Zeit gefallen wirkten Polizeieinsätze gegen Tanzparties am Ostertag. Heute ist es dasselbe - warum das Teilen eines Bilds auf Facebook ein Problem sein soll, erschließt sich überhaupt nicht. Nur, das Gesetz definiert es als Problem. Und wie damals gibt es Hüter des Status quo, die es sich zunutze machen, weil sie davon profitieren.