Montag, 18. November 2013

Vermischtes

Die Zukunft der ISAF

Die NATO hat immer noch keine konkreten Pläne, wie es in Afghanistan 2014 nach dem eigentlichen Abzug weitergehen soll. Man will nur noch Ausbilder im Land haben, schön und gut, keine Kampfeinsätze mehr, aber wer wie viel und was macht ist völlig unklar, trotz des mit nicht einmal mehr zweieinhalb Monaten eher eng gesteckten Zeitrahmens. Wir müssen uns auch klar machen, was das überhaupt bedeutet: effektiv gibt der Westen Afghanistan auf, und Karsai weiß das, weswegen er auch seit Monaten versucht, mit den Taliban eine neue Ordnung auszuhandeln. Es ist völlig absurd zu glauben, der Westen würde erneut intervenieren, wenn die Taliban den Laden wieder übernehmen - der Abzug ist eine so teure Angelegenheit und so hyperkompliziert (allein die Frage über welche Länder man zu welchen Bedingungen das Land verlässt ist ein logistischer, politischer und kultureller Albtraum), dass sich ein Zurückverlegen von einsatzfähigen Kampftruppen von selbst verbietet, vom zu erwartenden Widerstand zuhause ganz zu schweigen. Afghanistan ist nach Lage der Dinge mittelfristig verloren. Die Frage ist nur noch, wie viel von den Erfolgen bei der Öffnung seiner Gesellschaft gerettet werden können.

Weiter geht's auf Deliberation Daily. 
CDU und SPD können sich bei Gesundheitsreform nicht einigen

 Wie in den USA auch ist die Gesundheitspolitik in Deutschland ein extrem strittiges und hochkomplexes Feld, auf dem ein zufriedenstellender Kompromiss kaum möglich ist. Dazu liegen Bürgerversicherung und Kopfpauschale an polaren Enden des Spektrums. Ich würde erwarten, dass die beiden sich hier schlicht gar nicht einigen können und mit irgendeinem Minikompromiss rausgehen (Begrenzung, aber nicht Abschaffung des privaten Zuschlags bei Nicht-Ausreichen des Gesundheitsfonds etwa). Das würde beiden Seiten etwas wehtun, in der Sache praktisch nichts ändern und das Problem auf später vertagen.

Gute Lehrer wollen nicht immer Direktoren werden
 Das sollte nicht großartig überraschen, denn Direktoren haben viel Arbeit und unterrichten fast gar nicht mehr. Gute und engagierte Lehrer aber unterrichten gerne und sind selten erpicht auf eine Karriere; warum sollten sie also Direktoren werden wollen? Dazu ist es für den Direktorenjob kaum eine hinreichende Qualifikation, ein "guter Lehrer" (was auch immer das genau ist) zu sein, denn der Job beinhaltet viel Verwaltung, Personalführung und Politik - nichts davon ist ein Kernkompetenzfeld derjenigen, die eigentlich losziehen um Lehrer zu werden. Ich für meinen Teil kann mir jedenfalls nicht vorstellen, Direktor zu werden - ohne dabei die Behauptung aufstellen zu wollen, in die Kohorte der "guten" Lehrer zu gehören, bevor jemand diese etwas narzistische Interpretation aufstellt. Es ist halt ein spezielles Anforderungsprofil, und wer gut in einem Bereich ist muss nicht zwingend gut im anderen Bereich sein.

Will Gabriel 2015 Merkel stürzen?
Diese Theorie ist unter einigen Journalisten sehr beliebt, fast genauso wie die, dass Merkel zu dem Zeitpunkt einen Rücktritt plant (oder 2017 nicht mehr antreten will). Ich kann mir das Zustandekommen nur mit einem zu tiefen Blick in die Glaskugel erklären, denn gesagt hat sicher keiner der beiden etwas Derartiges, und ihre Handlungen lassen nicht gerade darauf schließen. Ich halte es für reines Wunschdenken, das auf die Wirklichkeit projiziert wird. Das ist schade, denn Augsteins Analyse entspricht ansonsten den Tatsachen: Gabriel taktiert äußerst geschickt. Was er gerade macht ist unerwartet große Politik für eine SPD, die gerade ziemlich krachend Wahlen verloren hat. Das aber ist auch wieder ein schöner Beweis dafür, dass Prozentzahlen und Sitze bei so einer Wahl eben nicht alles sind, sondern es auf Spielräume und Gestaltungsoptionen ankommt. Das auch als Hinweis für die, die 2005 bis 2013 ständig von R2G als realistischer Option fabuliert haben, nur weil sie theoretisch die entsprechende Zahl Sitze hatten. Über diese Fehleinschätzung ist auch Ypsilanti gestolpert.

Frauenquote kommt
Ich habe aus meiner Gegnerschaft zur Frauenquote kein Geheimnis gemacht, aber der aktuelle Kompromiss (ab 2016 muss ein Drittel der Aufsichtsratneubesetzungen Frauen sein) ist grundsätzlich in Ordnung. Er betrifft nur Neuaufstellungen und macht damit weder abrupte Umstrukturierungen noch Aufblähungen bestehender Aufsichtsräte nötig, er betrifft die eigentlichen Entscheidungsetagen nicht (sondern nur den symbolischeren Aufsichtsrat, aber da die Frauenquote eh nur als symbolische Maßnahme betrachtet wird, ist das angemessen) und er entspricht mit einem Drittel auch den realen Verhältnissen und den selbstgesteckten Zielen der Unternehmen eher als die starre 40%-Quote.

Verbot von Kinderarbeit sorgt für mehr Kinderarbeit
Insgesamt wenig überraschend ist der Befund, dass nach einem Verbot von Kinderarbeit Familien, die zur Sicherung des Lebensunterhalts auf die Arbeit der Kinder angewiesen sind, sich nicht plötzlich für den Hungertod entscheiden. In jeder Angebot-Nachfrage-Situation, in der ein Partner auf den Verkauf angewiesen, der andere aber aus einem großen Fundus auswählen kann, drückt das dann natürlich noch zusätzlich den Preis. Die einzige zuverlässige Beseitigung von Kinderarbeit lässt sich durch die Beseitigung absoluter Armut erreichen, und das geht nur über vernünftige Sozialpolitik.

Einfache Regulierungen sind schwierig
Kevin Drum stellt fest, dass abgesehen vom libertären Minimal-Staat einfache Regulierungen praktisch unmöglich sind und wir daher wohl mit komplexen Regeln leben müssen. Ich denke, der Weg ist das Ziel.

Walmarts Charme-Offensive
Walmart stellt Spendenkisten auf, damit seine Angestellten ein Thanksgiving-Dinner haben können. Das ist schon eine besondere Dimension von "...wow..."  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.