Montag, 16. Juli 2012

Mein 14. Juli

Von Stefan Sasse
In der aktuellen Euro-Debatte drängt sich ein Argument bei der Verteidigung der deutschen Krisenpolitik immer mehr auf die Agenda: dass die Verteidigung deutscher Interessen die vorrangige Aufgabe nationaler Politik sein müsse. Dieses Recht wird zwar meistens nur den Deutschen zugebilligt, da diese quasi den Weltengeist auf ihrer Seite haben. Aber das Argument klingt sehr vertraut und wird tatsächlich von den Nachbarn, besonders Großbritannien, bereits seit langem und erfolgreich benutzt. Es scheint eine solche Selbstverständlichkeit zu besitzen, dass es kaum hinterfragt wird. Hinterfragt wird hauptsächlich, was denn die deutschen Interessen konkret sind - liegen sie eher im Erhalt oder in der Auflösung des Euro? Dabei müssen wir uns eigentlich längst eine andere Frage stellen. Ich hatte dazu dieses Wochenende ein Erlebnis, als ich bei einem Aufenthalt im Elsass Gelegenheit hatte, an den französischen Feierlichkeiten zum 14. Juli teilzunehmen.

Die Auffälligeit in Frankreich war die, dass kein wahrnehmbarer Unterschied jenseits der anderen Sprache da war. Der Feiertag selbst, im Örtchen gefeiert, bestand aus einem Volksfest mit Imbissbuden und Autoscooter, der offizielle Teil aus einem Umzug der örtlichen Vereine und einer Rede des Bürgermeisters. Danach wurde die Marseillaise gespielt. Zu den Klängen von Film-Soundtracks schloss dann ein Feuerwerk den offiziellen Teil ab. Es war dieselbe Musik, derselbe Stil einer Feier, wie man ihn auch hier erleben kann. Der größte trennende Faktor ist die Sprache. Wie aber kann in einer Welt, in der so viele Gemeinsamkeiten bestehen, und nur so wenig Trennendes besteht, in der wir rapide auf eine Verschmelzung der Kulturen zulaufen, überhaupt noch von nationalen Interessen geprochen werden? Gibt es so etwas überhaupt, oder ist das nicht völlig artifiziell, ein Relikt vergangener Tage?  

Es ist eher an der Zeit, die europäische Integration entschiedener voranzutreiben. Nicht nur als eine Integration von Institutionen und der Schaffung eines Binnenmarkts, sondern auch der ¨Völker¨ selbst. Es ist an der Zeit zu erkennen, dass uns wesentlich mehr verbindet als trennt. Zuweisungen wie ¨Südländer¨ und ¨Nordländer¨, Ideen von einem eigenständigen nationalen Auftritt - all das ist ein Anachronismus, ein laut und hohl hallendes Echo aus der Vergangenheit. Es war mehr als interessant, dass in der Rede des Bürgermeisters, als er die Größe Frankreichs beschwor, zwei Linien sich durch seine Rede zogen: die demokratische Tradition durch die Republiken und die Einbindung Frankreichs in internationale Institutionen. Frankreich, so der Bürgermeister, sei eine der wenigen Nationen, die fest in solche internationalen Strukturen eingebunden sei. Es ist an der Zeit, diese Einbindung als Quell der Stärke wahrzuehmen und nicht als einengendes Regelwerk, das die Nation an der Entfaltung hindert.

19 Kommentare:

  1. Solange die Menschen das Gefühl hatten, dass Ihnen die europäische Integration Vorteile brachte, hat man das europäische Projekt (das eigentlich nie so richtig die Herzen der breiten Masse der Europäer erreicht hat) zumindest wohlwollend begleitet.
    In der Euro-Krise fürchtet aber ein jeder um Wohlstandsverluste, also klammert man sich an das bewährte, die eigenen Interessen um seinen Wohlstandsverlust so gering wie möglich zu belassen. Es mangelt an Politikern und MEdien die erklären, welchen Nutzen Europa uns allen bringt. Das Europa mehr ist, als gemeinsame Währung, barrierefreies Reisen und Bürokratiemaschine. Das ganze ist viel mehr als die Summe seiner Teile, nur irgendwie bekommen dass weder unsere Medien, noch unsere Politiker transportiert...

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  2. ....na...dann erklär mal bitte, worin das "MEHR" liegt....

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  3. "Europäische Integration" zielt idealerweise in erster Linie auf zukünftiges Verhalten (Koordination) ab, um eklatante Ungleichgewichte und Transferunionen von vornherein zu verhindern. Wenn heute von "nationalen Interessen" gesprochen wird, dann mit Blick auf den aktuellen Euro-Gau mit seinem exorbitanten Haftungsrisiko für solvente Geberländer. Hier abzuwägen und die Minimierung des deutschen Risikos zu suchen, ist primäre Verpflichtung der Verfassungsorgane. Das deckt sich nur dann nicht mit Art. 23 GG, wenn man den Euro an sich und die gegenwärtige Ausbreitung konsequent nicht zur Disposition stellen will. "Interessens"begriffe und Zielvorstellungen sind weitestgehend nichtssagend. Merkel hat sich per Amtseid zu deutschen Interessen verpflichtet, nicht zu europäischen. Aber selbst, wenn man einen "Verstoß" dagegen feststellen könnte (was grundsätzlich nicht geht), gibts keine juristischen Konsequenzen. In deiner abstrakten (linken) Europa-Euphorie willst du allen Anschein nach sogar über den deutschen Föderalismus hinaus. Wir haben eigenständige Länder-Interessen-vertretungen im Bundesrat, und selbst BundesTAGsabgeordnete verstehen sich idR theoretisch als Interessensvertreter ihres Wahlkreises. In D gilt der (vage) ungeschriebene Verfassungsgrundsatz der Bundestreue (oder auch Ländertreue) = Verpflichtung zu wechselseitiger Rücksichtnahme im Rahmen der bundesstaatlichen Ordnung. Das gilt bei der Ausübung der Gesetzeskompetenzen und beim Gesetzesvollzug. Dogmatisch aber nicht im Verhältnis Bundestag - Bundesrat, denn irgendwo muss eine Willkürgrenze sein. Die Checks und Balances des Grundgesetzes hattest du glaube ich ausdrücklich gelobt. Das kann ungünstigenfalls zur Lähmung führen, aber so ist das nunmal. Das ist der Preis für die Allmacht des Staates.

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  4. Eins vorangestellt: Ich empfinde so europäisch, wie Stefan Sasse es beschreibt. Die Wahrheit ist ... eine andere. In Griechenland wurden Politiker solange von der Wählerschaft belohnt, solange sie genügend Gelder in Brüssel locker machten. Italien wählte sich mehrfach einen Ministerpräsidenten, der von allen anderen Regierungen bestenfalls Verachtung erfuhr. Sie ließen es z.B. zu, dass dieser Unsympath aus Eigeninteresse lange Zeit einen europäischen Haftbefehl hintertrieb. Während der reiche Norden Italiens seit Jahren die Alimentation des armen Südens ablehnt, fordert man nun eine solche Transferpolitik für Europa, weil man sich selbst materielle Vorteile davon verspricht. Frankreich protegierte aus einem einzigen Grund eine gemeinsame Währungsunion: um den Rivalen im Osten einzuhegen, nachdem sich der Franc gegenüber der DM als zu schwach erwiesen hatte. Der Auftritt Maggie Thatchers ist legendär, wo sie mit den Worten "I want my money back!" einen deutlichen Beitragsrabatt für Großbritannien aushandelte. Und die hochentwickelte EU gibt nur deswegen knapp die Hälfte ihres Budgets für Agrapolitik aus, weil Paris damit seine nationalen Subventionen auslagern wollte. Großbritannien und Frankreich pflegen ihren Status als Vetomächte im UN-Sicherheitsrat, sie sind seit vielen Jahren die vehementesten Gegner einer Neufassung des Gremiums, die Deutschland begünstigen würde.

    All diese rein auf nationale Interessen ausgerichteten Politiken waren außerordentlich populär im Inland, keiner der verantwortlichen Politiker wurde in nationalen Wahlen abgestraft. Auch jetzt geht es ausschließlich darum, für das eigene Land die größtmöglichen Vorteile herauszuhandeln, gerade die Peripherieländer sind die größten Gegner einer weiteren europäischen Integration und der Verlagerung von nationalen Befugnissen nach Brüssel.

    Politik ist im wesentlichen Geldverteilung. Aus naheliegenden Gründen goutieren die Wählerschaften in Polen, Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland genau deshalb nationale Alleingänge. Bevor man die eigene reiche Oberschicht an der Finanzierung des Staatshaushaltes beteiligt, nimmt man lieber die übrigen Bürger der Eurozone mit in Haftung.

    Nein, von einem geeinten Europa sind wir weiter entfernt den je. Entweder wir beteiben auf europäischer Ebene eine Politik wie von 1970-1998 Deutschland, die den Kontinent weiter erstarren lässt und dem gemeinsamen Wohlstand schadet, oder wir treiben europaweit Reformen voran, die der der Schröder-Regierung von 2002-2005 ähneln - mit all den gesellschaftlichen Spannungen, die das verursachen würde. Andernfalls hat Europa keine Zukunft. Die Briten, ein langjähriger und wichtiger Verbündeter, sehen das genauso und haben ihre Entscheidung getroffen.

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  5. Ich hege keinerlei Zweifel an der Wirkmächtigkeit der "Nationalen Interessen", ich bezweifle nur ihren Nutzen für die Zukunft.

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  6. Wer war nochmal der letzte deutsche Kommissionspräsident? Fakt ist doch, dass außer Deutschland alle Regierungen sehr stark auf die nationalen Interessen geschaut haben und schauen. Erst mit Antritt der Regierung Schröder änderte sich das spürbar. Tatsächlich haben die Franzosen darin einen jahrzehntelangen Vorsprung. Wichtige Schaltzentralen in Brüssel und Strassburg sind mit Franzosen besetzt, das gilt auch international. Trotz dem Desaster mit Dominick Strauß-Kahn wurde erneut eine Französin auf den IWF-Chefsessel gehievt - als wäre das ein Erbhof Frankreichs. Wenn Du also die nationalen Egoismen anprangerst, die einem geeinten Europa entgegen stehen, so hättest Du am 14. damit im Elsaß anfangen können.

    Schäuble hat vor 2 Jahren seine Beamten angewiesen, ihre Daten und Erhebungen mit Paris zu teilen. Bis heute sieht die französische Regierung in wechselnder Besetzung die Kooperation jedoch als eine Einbahnstrasse. Ihr Mitteilungsbedürfnis ist sehr limitiert. Kritik, damit sie wirkt, muss klar adressiert werden.

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  7. Ich würde bezweifeln dass das Strauß-Kahn-Skandal so viel mit Nationalität zu tun hatte. Ich habe auch wenig Hoffnung, dass sich das schnell ändert, sondern eher, dass eine neue Generation einen anderen Blick auf die Welt im Allgemeinen und Europa im Speziellen bekommen wird.

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  8. Das sehe ich nicht. Sowohl die junge französische als auch die britische Politikergeneration ist auf Dominanz der Nation gestrickt. Die italienische und spanische kann ich weniger bewerten, es gibt allerdings wenig Anhaltspunkte, dass Dein Wunsch in Erfüllung gehen könnte. Die großen Staaten sind so gestrickt, dass die führenden Politiker jahrzehntelang ihre Führungsrolle innehaben. Hollande diente schon Francois Mitterand und sein erstes Interesse bereits vor Amtsantritt war, Allianzen zu finden, mit denen er seine sündhäft teuren Wahlversprechen verwirklichen könnte. Der Großteil der französischen Staatsschuld wird von amerikanischen Fonds gehalten, neue Staatsanleihen werden dort eher weniger Käufer finden. Sollte der Präsident bei seinem Kurs bleiben, ist absehbar, dass auch Frankreich noch während seiner Amtszeit die europäischen Rettungsfonds wird anzapfen müssen.

    Die Franzosen, inklusive der Politikergeneration Largarde, haben kein Interesse zu Gunsten Europas kürzer zu treten. Für den Posten des IWF-Chefs gab es aus Europa und dem befreundeten Israel auch andere Kandidaten. Aber die Gallier sind eben besser vernetzt, besser positioniert und betreiben das bessere Lobbying - zu Gunsten eigener Landsleute.

    Deutschem Ansinnen zu einer stärkeren europäischen Integration samt Abtetung von Kompetenzen in der Haushaltspolitik steht man in Paris, Rom und Madrid äußerst reserviert gegenüber. Die Losung lautet: "Erst Geld her, über alles andere kann man danach sprechen." Unsere Partner haben noch nicht verstanden, dass Helmut Kohl nicht mehr Kanzler ist.

    Oder: im UN-Sicherheitsrat hätte man längst Europas Interessen bündeln oder einen gemeinsamen Sitz forcieren oder der politischen und wirtschaftlichen Führungsmacht Unterstützung beim Bestreben nach einem eigenen ständigen Sitz geben können. Nichts davon haben Franzosen und Briten bisher getan. Sie haben es auch nicht vor.

    Inzwischen bin ich eher auf Seiten Londons. So wie heute kann Europa nicht weitergehen. Nicht als Transfergemeinschaft und nicht als politischer Club.

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  9. Wir sollten uns hüten vor Gleichmacherei , Europa kann nur wachsen , wenn die nationalen Eigenheiten respektiert werden.
    Auf Basis der Unterschiede kann dann eine gute Zusammenarbeit entstehen , wie in einer Freundschaft zwischen Individuen auch , oder nur einer guten Zusammenarbeit .
    Dort wird auch nicht gleichgeschaltet , sondern die Kunst besteht eben in der Achtung der Unterschiede , auch wenn Einem die nicht immer in den Kram passen.

    Umgekehrt aber , da stimme ich zu , verbindet uns mehr als uns trennt , eine Übersteigerung der nationalen Eigenheiten ist auch kein Weg.

    Die aktuelle Krise Europas sollte ernst genommen werden , aber nicht überdramatisiert.
    Es mußte zwangsläufig zu einer solchen kommen , früher oder später , und es werden wohl noch weitere folgen.
    Europa hat sich jahrhundertelang bekriegt.Da ist es völlig ausgeschlossen , einfach mal so auf Kooperation umzuschalten , ohne daß es auf diesem Weg zu größeren Schwierigkeiten kommt.

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  10. @Art Vanderley

    Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, welche nationalen Eigenheiten Du meinst. Das ist so geschrieben, dass jeder dem zustimmen könnte. Dann ist es zu pauschal, Diplomaten formulieren so. In Verhandlungen und Entscheidungen muss genau beschrieben werden, was damit gemeint sein soll. Und wenn es finanzielle Kosten verursacht, wer dafür aufkommt. Und zwar so, dass andere keinesfalls dafür in Haftung genommen werden. Sonst sind es Schrulligkeiten, wie es sich alte Menschen zulegen.

    Ich denke, die Krise kann nicht überdramatisiert werden. Wir stehen an einer Zeitenwende, wie 1990. Entweder läuft der Ball danach so - oder so. Wenn inzwischen die ganze Welt darauf schaut, wie das deutsche Verfassungsgericht über ein Gesetz des nationalen Parlaments urteilen wird, ist die Situation tatsächlich auf Messers Schneide.

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  11. Es sind nicht nur die nationalen Egoismen. Die Voraussetzungen für eine vertiefte Integration sind einfach noch nicht gegeben. Schon die Direktwahl eines Kommissionspräsidenten als ersten Schritt halte ich für eine Illusion. Wer in Deutschland könnte beispielsweise einen Kandidaten aus Polen oder Portugal wirklich beurteilen?

    Auch bei den Wahlen zum Europaparlament wurde nicht über Europa abgestimmt, es wurden die nationalen Regierungen bestärkt oder abgestraft. Das gilt mMn mit Einschränkungen auch für die Referenden, z.B. zu Maastricht.

    Eine europäische Öffentlichkeit und damit einen europäischen "Demos" gibt es noch nicht und wird es noch lange nicht geben, nicht nur wegen der Sprachbarriere. Das ist bedauerlich, aber Realität. Deshalb wird das auch mit europäischen Grundgesetz noch lange nichts werden.

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  12. Eine schöne Anekdote und eine Haltung zu Europa, die ich quasi von Herzen auch teile, nur, ich glaube nicht mehr richtig dran. Ich weiß nicht mehr ob das Projekt politisch machbar ist, ob es nicht doch Hybris ist. Ob nicht die Widerstände - vor allem die nationalistischen - doch eher wachsen. Ob eine demokratische Verfasstheit des neuen gelingen könnte. Diese Zweifel und dieser Mangel an Klarheit sind für ich ganz persönlich im Moment die Folgen aus der Eurokrise und ich wünschte mir meinen uneingeschränkten Europa-Optimismus aus vergangenen Tagen zurück. Meine Reise nach Großbritannien vor zwei Wochen hat daran leider nichts ändern können.

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    1. Geht mir auch so: Mein Europa-Optimismus hat auch gelitten. Als es noch (nur?) um Nettozahler und Traktorsitze ging, konnte ich ihn gegen die Europa-Skeptiker verteidigen.

      Inzwischen ist Europa nicht nur unübersichtlich, sondern undurchschaubar geworden. Eine Denkpause, ein Innehalten würde vielleicht helfen. Geht aber nicht wg. Euro-Rettung. Was tun?

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  13. @CitizenK

    Das bedeutet im Umkehrschluss, Rückzug in die nationale Ecke, der britische Weg. Die EU schrumpft zu einem gemeinsamen Binnenmarkt, der Euro wird abgewickelt. Der jetzige Zustand ist instabil, die Fliehkräfte innerhalb der Eurozone und der EU insgesamt sind enorm gewachsen.

    Die Situation ist unübersichtlich: Deutschland und natürlich die EU-Kommission forcieren eine weitere Integration, die Niederlande und Frankreich sind noch im Meinungsbildungsprozess, die Südländer mit Ausnahme Portugals lehnen eine erweiterte politische Union ab, ebenso Finnland. Großbritannien verabschiedet sich komplett aus der EU, der größte Verlust. Leider fällt mir auf Anhieb kein Land ein, wo die Wahlbevölkerung die weitere Übertragung nationaler Kompetenzen nach Brüssel befürwortet, unentschieden ist da schon ein Erfolg.

    Stefan Sasse bleibt bisher in wohlfeilen Worten stecken. Weder analysiert er konsequent noch skizziert er praktikable, demokratische Wege. Die heutige ökonomische und politische Instabilität kann kein Dauerzustand sein, sie muss in einen Zustand der Stabilität überführt werden. Allein, den einzigen, den ich unter demokratischen und vertragsrechtlichen Gesichtspunkten sehe, ist ein von mir nicht gewünschte Entwicklung: zurück in die nationale Ecke.

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  14. @ In Dubio

    Gibt es Deiner Meinung nach keine nationalen Unterschiede?
    Wir können gerne über spezielle Unterschiede reden , aber Du erwartest jetzt bitte nicht , daß ich die alle aufzähle.
    Diplomatisch? Kann sein , was ist daran schlecht?
    Brauchen wir für Europa, mit Jeder-gegen-jeden kommen wir nicht weiter und auch nicht damit , daß wir selbstgefällig auf unserem (schlecht verteilten) Wohlstandsberg hocken und uns einbilden , wir hätten alles alleine geschafft.

    Eigenheiten gleich Schrulligkeiten ?

    Mit solchen Aussagen tust Du Dir keinen Gefallen , die zeigen nur die umgekehrten Vorurteile der Gleichmacherei , kaum besser als das Herumreiten auf einem Nationalismus um seiner selbst Willen.

    Außerdem sollten wir uns nicht gleich bei jeder Krise derart ins Hemd machen wie es teilweise geschieht , als ob andere Teile der Welt nicht mit ganz anderen Problemen zurechtkommen müßten.

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  15. @Art Vanderley

    Ich komme ziemlich viel in Europa herum, aber ich rätsele dennoch, was mit nationalen Eigenheiten gemeint sein könnte. Die kulinarische Küche? Wer wollte das ändern, selbst in Hamburg ißt man anders als in München. In Luxembourg sind ist die Pan beim Pizza-Hut kleiner als in Österreich. Einheitliche U-Bahn-Tarife in London und Madrid? Wäre eine Herausforderung. Beim Fußball wurden die Anstoßzeiten in den europäischen Wettbewerben bereits vereinheitlicht und die nationalen Besonderheiten aufgegeben.

    Bald nach solchen liebenswerten Eigenheiten kommen allerdings die Dinge, die mit Geld verbunden sind. Und beim Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf. Wenn mein Freund sich ein hübsches Hobby leistet, soll er dafür selber aufkommen. Ich tue mich wirklich schwer, was Du meinen könntest, vielleicht nennst Du 3-4 Beispiele, um das einordnen zu können.

    Diplomatie hat ihren Sinn und Zweck, in Blogs wirkt es eher albern. Man kann sich höflich ausdrücken und dennoch Klartext sprechen.

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  16. @ In Dubio

    Was Du als albern bezeichnest , ist einfach meine Meinung , wenn eine Meinung in Deinen Augen nur darin bestehen kann , ordentlich herum zu poltern , ist das Dein Problem, ich halte das für wenig überzeugend .
    Ich dachte eigentlich , wir wären über den Punkt hinaus , wo immer der Recht hat , der sich am lautesten auf die Brust klopft.

    Ich gartuliere Dir zu Deiner Weltläufigkeit,offenbar führt sie zu einem Horizont , der so erschöpfende Dinge zu schätzen weiß wie einheitliche Anstoßzeiten.

    Beispiele für Gleichmacherei gibt es , etwa der Bologna-Prozeß oder die Dienstleistungsrichtlinie .

    Die Mentalitäten in Europa sind unterschiedlich , wie sich auch jetzt in der Eurokrise zeigt , das kann man ignorieren oder als Stärke betrachten .
    Und was dieses Herumreiten auf den Finanzen angeht , offen gesagt , das ist eine Sichtweise , die wiederum ich ein wenig lächerlich finde.

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  17. @Art Vanderley

    Ich finde nicht Deine Meinung albern, sondern ein Verhalten, sich in Blogs "diplomatisch" zu verhalten. Das ist nicht speziell auf Dich gemünzt.

    Klar, was wäre das Gegenteil von Bologna? Das, was wir jahrzehntelang hatten, nämlich Schwierigkeiten, Abschlüsse vergleichen zu können, damit Menschen im Erwerbsleben tatsächlich nach ihrer Qualifikation bewertet werden können. Im Fussball interessieren sich die Fans ja auch zunehmend nicht nur für die nationalen Clubs, sondern schauen, was ManU, Real, Barca, Milan machen. Das ist doch der Sinn von Europa, Interesse für das größere Gemeinsame.

    Ich sehe, Du tust Dich auch schwer zu beschreiben, was denn nun nationale Eigenheiten sein sollen, denn bisher fällt Dir nur die negative Abgrenzung ein. Urlaub ist eine wunderbare Sache: kulturell, Regionen entdeckend, erholsam. Und: am Anfang steht die Frage, wie bezahlen. Das Frappierende ist doch, wir sind uns in Vorlieben, Verhalten, Lebensweisen enorm ähnlich geworden, dass sich von "Europäern" sprechen lässt. Wenn wir in multiethnischen Unternehmen arbeiten, prägt die interne Kultur mehr als die nationale Herkunft das Verhalten. Wo wir uns noch stark unterscheiden, sind staatliche Institutionen, Sozial- und Steuergesetze und Mentalitäten in den Heimatmärkten. Soweit folglich erhebliche Unterschiede in Vermögen, Einkommen, Wirtschaftswachstum, öffentliche Verschuldung bestehen, sind die Ursachen dafür in diesen Bereichen zu suchen.

    In der Mode halte ich es eher mit südländischen Einstellungen und Designern, sprachlich und unternehmerisch eher mit den Angelsachsen, kulturell mit den modernen und alten Metropolen des Kontinents, künstlerisch mit den spanischen Malern und in rechtsstaatlichem Sinne mit meinem Heimatland.

    Ich frage nach, weil ich wissen möchte, was Du konkret meinst. Das kann kaum Rechthaberei sein.

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  18. @ In Dubio

    Sehe schon , hier gibt es wohl das ein oder andere Mißverständnis.
    Bologna halte ich für einen Fehler , weil genau das ein Beispiel dafür ist , wie sinnvoll gewachsene Strukturen einfach rasiert werden durch ein Modell , von dem sich mir nicht erschließt, warum es soviel besser sein sollte.

    Die bessere Vergleichbarkeit ließe sich sicher auch so erreichen , ohne gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten .

    Ansonsten beschreibst Du in etwa das , worauf ich hinauswollte.
    Vielfalt , so wie sie ist , und "obendrüber" Europa in Ruhe wachsen lassen - ich fürchte , das klingt jetzt wieder "diplomatisch" , aber ich sehe es nun einmal so.

    Offenbar hat der Begriff "Eigenheiten" zu einer Einschätzung in Richtung Festhalten an kleinkarierten Unterschieden geführt , darauf wollte ich aber nicht hinaus , der Begriff war wohl auch etwas unglücklich gewählt.

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