Eigentlich ist es keine große Überraschung, die Franz Walter offenbart: Die traditionellen Wählerklientel haben sich seit den 1950er Jahren kaum verändert. Die Hälfte aller Katholiken wählt weiterhin die CDU, ebenso der Großteil der Landwirte, Facharbeiter neigen zur SPD, der Osten konstant zur SED/PDS/Linkspartei, die bürgerlichen Privilegiertierten zu de Grünen, die Menschen mit Geld und dem Hang zu noch mehr Geld zur FDP. Die Zusammebruchsszenarien der parlamentarischen Republik sind also verfrüht, auch wenn Walter keine Zweifel daran lässt, dass man sich besser nicht auf den Lorbeeren ausruht.
Die SPD hat ihren Anspruch als Volkspartei längst verloren, sie merkt es nur noch nicht, die CDU verteidigt denselben Anspruch gerade mit einem letzten Aufbäumen aus dem "sozialen Gewissen der BRD" Nordrhein-Westfalen heraus. Die Wählerschichten haben alle ihr Klientel, und das bewahrt das System derzeit noch vor dem lang prophezeiten Zusammenbruch, den selbst die von Walter liebevoll als "schlecht qualifizierte, ethnozentristisch fixierte und autoritär disponierte junge Männer" bezeichneten Rechten haben in der NPD eine Möglichkeit, ihrem Protest innerhalb des bundesrepublikanisch-parlamentarischen Rahmens Ausdruck zu verleihen, wie auch manch ein verstaubter Kommunist oder wie Phönix aus der Asche gestiegener Neo-Marxist die Linkspartei (zu Unrecht) als seine politische Heimat erachtet.
Letztlich ist es jedoch gerade diese Insitutionalisierung des Protestes, wo er nicht durch die Institutionen marschiert, sondern eben in ihnen versickert, die ein langsam wirkendes, jedoch tödliches Gift für das System der parlamentarischen Republik sind. Allzu süß ist die Versuchung der herrschenden Klasse, von Walter nicht zu Unrecht als Mittelschichtkarrieristen ohne Topdogs bezeichnet, den Protest zu ignrorieren. Doch wie erkannte schon so richtig Alan Moore? Die Herrschenden haben die Stimme des Volkes schon seit Generationen nicht mehr vernommen, und sie haben vergessen, wie laut sie sein kann.
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