McKinsey hat eine Studie herausgebracht, nach der bis 2020 nicht einmal mehr jeder zweite Deutsche der Mittelschicht angehöre; zwischen 2000 und 2006 sank ihr Anteil bereits von 62 auf 54%. Soweit nichts Neues; McKinsey prognostiziert außerdem, dass der "Aufschwung" nicht bei den Menschen ankam (ein nichtssagendes Schlagwort, das inzwischen alle Politiker, Wirtschaftler und Medien durchgekaut haben). Die Lösung sieht man in Wirtschaftswachstum, und zwar in "dynamischem", mindestens 3% sollen es sein. Das sei "nicht unrealistisch".
Verdammt, was ist mit McKinsey los? Optimismus? Und bisher kein Wort von Kürzungen! Unglaublich! Spaß beiseite, die Bedrohung ist nicht erst seit der McKinsey-Studie bekannt. Etwas blauäugig finde ich das Rezept dagegen; als ob allein Wirtschaftswachstum ausreichend sei, um mal eben wieder die Mittelschicht zu beleben. Mittelschicht wird von McKinsey einzig und allein am Einkommen festgemacht, und die Reformen der letzten Zeit haben klar gezeigt, dass Wirtschaftswachstum und neue Jobs rein gar nichts dazutun. Der prekäre Sektor wächst immer weiter, was politisch und wirtschaftlich ja durchaus gewollt ist. Die Wirtschaft kann wachsen, wie sie will, wenn in den entstehenden Jobs nicht vernünftige Löhne deutlich jenseits der 10€/Stunde gezahlt werden, ist es Essig mit einer Belebung der Mittelschicht, wird das Prekariat weiter deutlich anwachsen.
Das wäre eigentlich auch im Interesse der Wirtschaft, denn eine große Mittelschicht konsumiert, sie konsumiert Produkte, die gerade auch in Deutschland hergestellt werden: teure, aber qualitativ hochwertige Produkte. Ein Prekariat kann sie sich nicht leisten, muss auf solche ausweichen, die mit niedrigen Lohn- und Produktionskosten in irgendwelchen Boomstaaten der zweiten und dritten Welt hergestellt werden.
Dieser recht einleuchtende volkswirtschaftliche Zusammenhang jedoch kommt bei McKinsey nicht vor. Hier reicht ein recht nebulös umrissenes "Wirtschaftswachstum", um uns alle wieder glücklich zu machen. Als ob die Zahl vor der dem Prozentzeichen irgendetwas über die Verteilung des entstehenden Reichtums aussagte! Da können es auch 10% Wirtschaftswachstum sein - solange keine anständigen Löhne bezahlt werden, wird es auch keine Mittelschicht mehr geben, die eine Kaffeemaschine von Braun, ein Auto von Daimler und ein Eigenheim kauft und dreimal die Woche im Feinkostladen einkaufen geht. Da bleibt es bei Jobs, die mit Steuergeldern via Hartz-IV aufgestockt werden müssen, die namenlose Importe beziehen und bei Aldi und Lidl einkaufen, sprich, Gift für die Konjunktur. Aber das ist McKinsey dann wohl doch zu kompliziert.
Verdammt, was ist mit McKinsey los? Optimismus? Und bisher kein Wort von Kürzungen! Unglaublich! Spaß beiseite, die Bedrohung ist nicht erst seit der McKinsey-Studie bekannt. Etwas blauäugig finde ich das Rezept dagegen; als ob allein Wirtschaftswachstum ausreichend sei, um mal eben wieder die Mittelschicht zu beleben. Mittelschicht wird von McKinsey einzig und allein am Einkommen festgemacht, und die Reformen der letzten Zeit haben klar gezeigt, dass Wirtschaftswachstum und neue Jobs rein gar nichts dazutun. Der prekäre Sektor wächst immer weiter, was politisch und wirtschaftlich ja durchaus gewollt ist. Die Wirtschaft kann wachsen, wie sie will, wenn in den entstehenden Jobs nicht vernünftige Löhne deutlich jenseits der 10€/Stunde gezahlt werden, ist es Essig mit einer Belebung der Mittelschicht, wird das Prekariat weiter deutlich anwachsen.
Das wäre eigentlich auch im Interesse der Wirtschaft, denn eine große Mittelschicht konsumiert, sie konsumiert Produkte, die gerade auch in Deutschland hergestellt werden: teure, aber qualitativ hochwertige Produkte. Ein Prekariat kann sie sich nicht leisten, muss auf solche ausweichen, die mit niedrigen Lohn- und Produktionskosten in irgendwelchen Boomstaaten der zweiten und dritten Welt hergestellt werden.
Dieser recht einleuchtende volkswirtschaftliche Zusammenhang jedoch kommt bei McKinsey nicht vor. Hier reicht ein recht nebulös umrissenes "Wirtschaftswachstum", um uns alle wieder glücklich zu machen. Als ob die Zahl vor der dem Prozentzeichen irgendetwas über die Verteilung des entstehenden Reichtums aussagte! Da können es auch 10% Wirtschaftswachstum sein - solange keine anständigen Löhne bezahlt werden, wird es auch keine Mittelschicht mehr geben, die eine Kaffeemaschine von Braun, ein Auto von Daimler und ein Eigenheim kauft und dreimal die Woche im Feinkostladen einkaufen geht. Da bleibt es bei Jobs, die mit Steuergeldern via Hartz-IV aufgestockt werden müssen, die namenlose Importe beziehen und bei Aldi und Lidl einkaufen, sprich, Gift für die Konjunktur. Aber das ist McKinsey dann wohl doch zu kompliziert.
"Das wäre eigentlich auch im Interesse der Wirtschaft, denn eine große Mittelschicht konsumiert, sie konsumiert Produkte, die gerade auch in Deutschland hergestellt werden: teure, aber qualitativ hochwertige Produkte. Ein Prekariat kann sie sich nicht leisten, muss auf solche ausweichen, die mit niedrigen Lohn- und Produktionskosten in irgendwelchen Boomstaaten der zweiten und dritten Welt hergestellt werden."
AntwortenLöschenWenn das stimmen würde, hätten wir das Problem doch gar nicht!
Das Problem ist doch, dass eben genau diese Mittelschicht - aus Angst vor Jobverlust / Zukunftspessimismus oder einfach weil "Geiz geil ist" die letzten Jahre sich extrem zurückgehalten hat. Natürlich nicht unberechtigt.
Und gegen den Wegfall der Mittelschicht hilft sowieso nur eins: Bildung, Bildung, Bildung
Und eben diese Bildung wird breiten Schichten durch Studiengebühren und ähnliche Scherze verwehrt.
AntwortenLöschenrichtig!
AntwortenLöschenRestlos effizient wollen die Berater von McKinsey unser Leben und Arbeiten machen. Sind sie dabei aber auch effektiv? Reicht es aus, die Dinge "richtig zu tun" oder muß man auch die "richtigen Dinge" tun?
AntwortenLöschenEine betriebswirtschaftliche Granate kann aber ein volkswirtschaftlicher Blindgänger sein. Selten, so scheint es, vertragen sich die ungleichen BWL- und VWL-"Brüder" (außer freilich, wenn VWL nur noch aus Mikroökonomie besteht und ihre makroökonomische Bestimmung beständig "verdrängt").
Der einzelwirtschaftliche Frosch dominiert heute den gesamtwirtschaftlichen Adler und das Ergebnis lautet: McKinsey rettet die Welt. Aber "einfaches" Denken führt nicht (immer) zu problemadäquatem Handeln.
so what?
AntwortenLöschenby the way ist die Makroökonomie diejenige Wissenschaft, die Faktoren simplifiziert, ausschließt oder "festhält", um verständliche Modelle zu entwickeln oder die Auswirkungen von Änderungen einzelner Faktoren zu analysieren.
AntwortenLöschenIn sofern müsste dein Argument heißen:
Der volkswirtschaftliche Adler schluckt den einzelwirtschaftlichen Frosch.
Außerdem: Wo ist dein Problem bei dieser einen Studie?
Dass sie von einem Wirtschaftsunternehmen kommt und nicht von einem Institut?
1) Was wären denn "ähnliche Scherze"?
AntwortenLöschen2) Die Mittelschicht besteht nicht nur aus Studierten (wär ja auch schlimm, denn irgendjemand muss ja auch arbeiten)
Ist doch immerhin versöhnlich, dass McKinsey jetzt auch auf der Angstwelle reitet, die ursprünglich eher den bzw. der Linken zugespielt hat. Trittbrettfahren will gelernt sein!
AntwortenLöschenKlar ist, der Wettbewerb ist und wird haerter. Mittelschicht und Mittelstand sind aber Begriffe, die sich leicht fuer Agitation verwenden lassen, denn irgendwie zaehlt sich jeder dazu. Wie McKinsey die "Mittelschicht" eingrenzt ist, da ich (und vermutlich fast alle amderen auch) von der Studie nicht mehr als die allseitig und willig verbreiteten Slogans kenne, recht unklar.
Das einzige fuer mich habhafte Grundlage sind die zahlen des DIW unter
http://diw.de/documents/publikationen/73/79586/08-10-1.pdf .
Insgesamt kommt hier durchaus eine Spreizung der Einkommensverteilung der privaten Haushalte zum Ausdruck. Was die Mittelschicht betrifft, gibt es mehr Absteiger als Aufsteiger. Es gibt aber auch Aufsteiger. Bei der Population der Haushalte haben sich vor allem die Haushalte Alleinerziehender vermehrt. Das hat aber auch etwas mit persoenlichen Lebensentscheidungen zu tun und nicht nur mit fehlender Umverteilung, meine ich.
Weiterhin vergleichen die Zahlen das wirtschaftlich extrem starke Jahr 2000 mit dem wirtschaftlich (nach ca. 5 Jahren Flaute) extrem schwachen Jahr 2006. Da bleibt Hoffnung, dass sich einiges wieder verbessert.
>Und eben diese Bildung wird breiten Schichten
>durch Studiengebühren und ähnliche Scherze verwehrt.
Der wirkliche Scherz ist, dass man sich ueber Studiengebühren aufregt, die das Niveau von Kindergartengebuehren deutlich unterschreiten.
Gruesse,
Gerold Keefer
Steigende Semestergebühren, keine Übernahme der Kosten, Kürzung des Bafög...
AntwortenLöschenNun gut, dass die Semestergebühren steigen ist ja logisch. Die Leute wollen ja auch mehr verdienen. Aber das Bafög so wie es momentan existiert ist etwas unsinnig, das muss ich dir Recht geben. Und: Übernahme welcher Kosten?
AntwortenLöschenKurze Anmerkung zu Herrn Keefer:
AntwortenLöschen- Die Anmerkung mit den Kindergartengebühren ist richtig. Nur protestieren Studenten lauter.
- Mc Kinsey hat allerdings die Mittelschicht ziemlich genau eingegrenzt:
"Zur Mittelschicht zählen die Experten jene Bürger, die 70 bis 150 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag 2006 den Berechnungen von McKinsey zufolge bei rund 25.000 Euro im Jahr."
Quelle: spiegel.de
Wer mit Durchschnittswerten arbeitet, arbeitet meist auch nur durchschnittlich ;-) Wichtiger wäre zu fragen, was sich hinter diesen Durchschnittswerten, besonders beim Einkommen, in der realen und nicht nur in der Modellwirklichkeit tatsächlich verbirgt. Ackermann ist ja auch nur ein abhängig arbeitender Manager. Zu den erklärten Zugpferden der Wirtschaft, also den selbständigen Unternehmern, gehört auch der Deutsche Bank-Chef nach herrschender Wirtschaftsideologie gerade nicht. Das gilt auch für die Berater von McKinsey, die im übrigen keine Unbekannten im boomenden Consultinggeschäft sind.
AntwortenLöschenDie großen Zeiten der Makroökonomie sind leider schon länger vorbei. Wer würde heute noch etwas auf John Maynard Keynes halten? Völlig überholt und von der wirtschaftlichen Entwicklung längst widerlegt! Wer weiß aber schon, daß kein geringerer als Keynes bereits 1943(!) eine auf die hoch industrialisierten Länder zukommende Stagnation (auf hohem sozialökonomischen Niveau) zutreffend vorausgesagt hat, die dann in der 1970er Jahren auch wirklich eingetreten ist?
*hüstel*
AntwortenLöschenAls Keynesianer müsste dir ja das Konzept der Nachfrageorientierten oder auch antizyklischen Wirtschaftspolitik vertraut sein.
Stichwörter: Zukunftserwartungen, Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung, Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Der sogenannte traditionelle Keynesianismus fand seine Blüte in den 60er Jahren.
Der Auftretenden Stagflation (vorhergesagt oder nicht) stand dieser (also dieser Aspekt der Wirtschaftspolitik) jedoch recht hilflos gegenüber.
Die Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik hat noch für mehr Probleme gesorgt:
- Hohe Staatsverschuldung
- Dosierungsprobleme (Also wie stark kurbel ich die Wirtschaft wie an? und wie? Wo ist die Grenze zwischen Konjunktur abwürgen und überhitzen?)
- Der Arbeitsmarkt reagiert erst spät auf konjunkturpolitische Eingriffe (das sieht man gerade jetzt sehr schön)
- Antizyklische Politik erfordert unpopuläre Maßnahmen: Also Sparen in guten Zeiten, verschulden in schlechten Zeiten.
Diese Gründe haben in Deutschland dazu geführt, dass man zu einer Angebotsorienterten Wirtschaftspolitik übergangen ist.
Makroökonomie ist also alles andere als tot. Sondern mehr als lebendig.
Und wenn man alte Lehren nicht abundzu überdenkt und weiterentwickelt, dann wäre die Welt heute noch eine Scheibe, Amerika unentdeckt und wir würden immer noch im Mittelalter stecken...
Nach diesem kleinen Exkurs schlage ich vor, wir überlassen diese theoretischen Sphären den Profs und wenden uns wieder konkreten Problemen zu :-)
So einfach ist die Sache aber doch nicht, um noch mal in theoriesphären zu verbleiben. Der spätere Nicht-Erfolg des Keynesianismus hat ja noch viele andere Ursachen, unter anderem zwei Ölpreisschocks. Und es hat sich ja herausgestellt, dass die angeobtsorientierte Ökomomie auch Müll ist.
AntwortenLöschenDavon einmal abgesehen haben die ja damals auch nur halben Keynes betrieben; der gute Mann hat ja noch mehr gesagt. Ich müsste hier noch irgendwo was dazu rumfliegen haben, bei Interesse schicke ich es dir - vorausgesetzt ich finde es.
ach die angebotsorientierte wirtschaftspolitik ist Müll? Wann genau hat sich das herausgestellt?
AntwortenLöschenMit Keynes hast du zwar recht, aber ich würd sagen, dass er trotzdem überholt ist.
Die Ausgangssituation hat sich schon sehr geändert.
Meiner Meinung nach sprechen die Wirtschaftsdaten der letzten 25 Jahre eine deutliche Sprache.
AntwortenLöschenDiese Reaktion auf Keynes und den Keynesianismus (was durchaus nicht dasselbe ist) hatte ich erwartet.
AntwortenLöschenDen "Profis" überlassen wir die technischen Details, nicht aber unser gesamtes Denken. Wir sind doch nicht autoritätsgläubig! Auf jeden Fall haben die Wirtschaftsjungs nicht das ganze gesellschaftliche Leben mit ihrem Gerede zu dominieren.
Zugegeben hat die sich an Keynes orientierende Wirtschaftspolitik in den 1970er Jahren Probleme bekommen, die dann zur "angebotspolitischen Gegenrevolution" im Laufe der letzten 25-30 Jahre geführt hat. Daß Keynes die Wirtschaftsentwicklung in seiner wenig bekannten Langfristprognose aber zutreffend vorausgesagt hat (und natürlich auch Vorschläge gemacht hat, wie diesem neuen Zustand angemessen zu begegnen ist), macht ihn umso interessanter auch heute noch oder wieder. Die Angebotspolitik hat ein derartiges analytisches Potential m.W. nicht zu aufzubieten.
Wenn Keynes heute noch leben würde bzw. wenn die wenigen verbliebenen Keynesianer mehr in der Fach- und allgemeinen Öffentlichkeit wahrgenommen würden, dann könnten auch die Schwächen der wirtschaftspolitischen Ausrichtung der Neoklassik/des Neoliberalismus viel deutlicher herausgestellt werden. Um diese kritische Bestandsaufnhame brauchen sich diese Leute aber nicht viel kümmern, weil sie schlicht nicht stattfindet.
Richtig ist auch, daß Keynessche Politik seinerzeit nur "halb" durchgeführt wurde - das hat auch politische Gründe gehabt - und deshalb auch als "Bastard-Keynesianismus" bezeichnet wird. Wer sich über den weitgehend unbekannt gebliebenen "ganzen" Keynes informieren möchte, sollte auf das Buch "Wachstumseuphorie und Verteilungsrealität" (2.Aufl. 2007) von Norbert Reuter zugreifen, was auch die einschlägigen Originaltexte von J.M.Keynes in deutscher Übersetzung enthält.
>> Und eben diese Bildung wird breiten Schichten durch Studiengebühren und ähnliche Scherze verwehrt.
AntwortenLöschenSo lange es Kindergartengebühren gibt, die um einiges höher sind, so lange es abertausende Euros kostet eine Meisterprüfung zu machen ... so lange finde ich es ungerecht, wenn die Studiengebühren abgeschafft werden sollen.
Hier beklagen sich Akademiker-Kinder, weil sie nicht auf Kosten der Nicht-Akademiker studieren können.
Das "Argument" das wegen Studiengebühren keine Leute aus der sog. Unterschicht studieren können ist für die Katz. Denn ohne gute KiTas und Grundschulen, schafft es von dort eh keiner an die Uni.
Also, ich bin kein Akademikerkind.
AntwortenLöschenIch auch nicht.
AntwortenLöschenEs ist zwar ein sich hartnäckig haltendes Gerücht, daß Studierende (und dann womöglich auch noch von Akademikern) auf Kosten der "arbeitenden Bevölkerung" studieren (und sich ansonsten ein schönen Leben machen).
AntwortenLöschenEs kann aber nicht zielführend sein, wenn man Kindergartenbeiträge, Meisterprüfungsgebühren und Studiengebühren und die davon betroffenen Personengruppen gegeneinander ausspielt bzw. wenn diese sich gegeneinander ausspielen lassen. Werden hier nicht verschiedene potentiell sozial Schwache abgelenkt von der eigentlichen Ursache der Misere einer unzureichenden Bildungspolitik und deren mangelnder Finanzierung?
Zu dem McKinsey-Pamphlet gefällt mir Fefes Kommentar ganz gut: "Erst verkaufen sie den ganzen Firmen den tollen Plan, die Arbeitsplätze hier kaputt zu machen und ins Billiglohnausland zu verschieben, und jetzt verkaufen sie der Regierung die tolle Bestandsaufnahme, dass die Mittelschicht kaputt gegangen ist. (blog.fefe.de/?ts=b6e1e692)
AntwortenLöschen@stuttgarter heuschrecke
"ach die angebotsorientierte wirtschaftspolitik ist Müll? Wann genau hat sich das herausgestellt?"
Für mich spricht das Herbeibeten der Binnenkonjunktur Bände... das dumme Ding will, sicherlich aus purem Trotz, einfach nicht anspringen.^^ Und den Verteidigern der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik fällt nichts ein außer Lohnzurückhaltung zu predigen und den Bürger in Bezug auf seine soziale Stellung weiter zu verunsichern, damit er sich die Taschen auch noch zuhält. Also für mich ist das die Offenbarung.
Und dann kommt Merkels Zäpfchen und wärmt sein "mehr Netto vom Brutto" auch noch auf. Also erst das Brutto runter und dann auch noch den Staat ärmer machen, damit der seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen kann. Toller Plan...
Auch eine Analyse zur Entwicklung der Mittelschicht. Dafür hübsch kurz und sehr aussagefähig.
AntwortenLöschenhttp://www.jjahnke.net/rundbr33.html#886
Die Angebotspolitiker sind eben an der "Kartoffelmarkttheorie" klebend. Daß auch die Nachfrageseite eine bedeutende Rolle spielt, paßt eben nicht in deren Denkschema, ja, man möchte sagen Weltbild, hinein.
AntwortenLöschenWer "Merkels Zäpfchen" ist, fällt mir im Moment nicht ein. Aber CSU-Chef Erwin Huber könnte es auch gut sein mit seinem durchsichtigen Steuersenkungsprogramm zu Lasten des Staates (der auch seine Verpflichtungen gegenüber der Allgemeinheit zu erfüllen hat), aber nur scheinbar zugunsten der (in Wahlkampfzeiten) wieder heftig umworbenen Mittelschicht. Warum nicht die zwar nötige Entlastung von "Otto-Normalverbraucher" durch eine entsprechende Mehrbelastung der in den vergangenen Jahren bevorzugten wohlhabenden Schichten gegenfinanzieren?
Das Problem an der Angebotsorientierten Wirtschaftspolitik ist doch, dass sie - wie so ziemlich alles ;-) - nicht wirklich umgesetzt wird.
AntwortenLöschenWeder sind Subventionen nennenswert runtergefahren worden (außer Sozialleistungen), noch sind die Direktinvestitionen spürbar erhöht worden. Vom Steuersystem ganz zu schweigen...
Das ist es halt. Nur so ein "bisschen" funktioniert eben nicht... genau wie beim vermurksten Keynes ;-)
Da ist was Wahres dran. Wenn man seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen nicht wirklich umsetzen kann - aus welchen Gründen auch immer -, dann soll man sich auch nicht wundern, wenn`s nicht rundläuft mit der Wirtschaftsgesellschaft.
AntwortenLöschenAllerdings ist es auffallend, daß bei der angebotsorientierten Politik die Kapitalseite eindeutig bevorzugt wird (Subventionsabbau = Sozialleistungsabbau; Steuererleichterungen nur für Reiche), während die Reform-Lasten auf den Faktor Arbeit abgewälzt werden.
Zudem ist die kapitalistische Gesellschaft zugleich auch eine demokratische. Und wenn man es damit ernst meint, dann kann es nicht richtig sein, wenn die Politik andauernd gegen den Willen des Volkes regiert.
Der in den 1970er Jahren "vermurkste Keynes" (Bis dahin hat es mit der Steuerung der Wirtschaft aber gut geklappt. Kann man das auch von der Marktsteuerung sagen?) ist auch an mangelnder Umsetzung gescheitert. Warum hat sich die Politik damals nicht zu einer solchen Umsetzung durchringen können? Weil sie - neben fachlicher Unkenntnis - sich nicht gegen die Kapitalmacht durchsetzen konnte oder wollte.
Ja gut, da hat das Wirtschaftswunder und der Marshallplan auch ordentlich mitgeholfen ;-)
AntwortenLöschenZur Angebotsorientierten Politik sei noch gesagt, dass Subventionsabbau sämtliche Unternehmenssubventionen mit einschließt.
Aber wie du sagst, da besteht zur Zeit eine "gewisse" Schieflage... Was nötig wäre, wäre eben eine Steuerreform (Vereinfachung & zu Gunsten des Faktors Arbeit), Abbau von U-Subventionen und schließlich Expansion der Direktinvestitionen (Zum Vorteil von Kapital + Arbeit).. aber da phantasier ich leider wieder rum ;-)
"Wirtschaftswunder" durch Marshall-"Plan". Und wie wäre es dann mit einer "Sozialisierung der Investitionen", wie von Keynes vorgeschlagen wurde? Es gilt eben, Markt und Plan intelligent zu verbinden.
AntwortenLöschenSorry Heuschrecke, aber als Historiker muss ich klar sagen: Blödsinn! Der Marshallplan und das Wirtschaftswunder (das so verwunderlich nicht war) datieren auf die 1950er Jahre, der Wirtschaftsaufschwung wurde danach mehr oder minder zum Selbstläufer bis in die 1960er. Ab 1963/65 kam es dann zur ersten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Bislang hatte man mehr oder minder klassische Ökonomie ohne Einmischung des Staates betrieben, sieht man mal von den Sozialstaatsregelungen ab. Das klappte nicht mehr. In der GroKo von 1966 wurde dann der SPD-Mann Karl Schiller Wirtschaftsminister, ein erklärter Keynesianer. So wurden dann auch keynesianische Rezepte angewandt - und die Wirtschaft schwang sofort wieder auf, von negativem Wachstum wurden aus dem Stand wieder Wachstumsraten um 5% erreicht. Das setzte sich mit der sozialliberalen Koalition von 1969 nahtlos fort und erhält einen bösen Schlag erst durch die erste Ölkrise von 1973, die vorrangig durch den Vietnamkrieg und den Zusammenbruch von Bretton Woods im Gefolge desselben verursacht wurde.
AntwortenLöschenHier würde ich noch etwas ergänzen wollen. Das Bezeichnung "Wirtschaftswunder" war natürlich auch das Ergebnis einer geschickten Propaganda der Adenauer-CDU. Aber richtig ist, daß es damals für aller Menschen wirtschaftlich bergauf ging.
AntwortenLöschenDer kriegsbedingte Nachholbedarf war riesig, die industrielle Infrastruktur aber nicht so stark zerstört, wie man das hätte meinen können. Zudem zwang der herrschende Arbeitskräftemangel die Arbeitgeber dazu, die Arbeiterschaft am Aufschwung zu beteiligen (Vollbeschäftigung). Kurz gesagt, eine einmalige Sondersituation, die durch die politische Großwetterlage mitbeeinflußt wurde (Ost-West-Konflikt).
Die erste Rezession in der Nachkriegszeit 1966/67 wurde durch keynesianische Nachfragepolitik bewältigt. Aber dies war der Keynes der Feinsteuerung der Wirtschaft, d.h. deficit spending und antizyklische Fiskalpolitik. Für die in den siebziger Jahren einsetzende Stagnation mit sinkenden Wachstumsraten (von Keynes richig prognostiziert!) reicht dieser Keynesianismus freilich nicht mehr hin, um aus der Krise zu kommen.
Leider wird gerade dieser Keynes der "kurzen Frist" bereits für die Kernbotschaft gehalten. Eine folgenschwere Fehlannahme, die dem seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre diskreditierten Wirtschaftsliberalismus wieder Auftrieb verschafft hat und bis heute als Neoliberalismus weiter fortwirkt.