Sonntag, 4. Mai 2008

BILD auf Kreuzzug, Teil XXIII

*düstere Musik* *der Zuschauer sieht in Zeitlupe Bilder von Krawallen aus Hamburg: vermummte Personen, irgendetwas brennt, Polizisten, alles sehr verwischt und unscharf* *Der Sprecher beginnt mit Grabesstimme zu reden*
Wäre die BILD ein Film, würde die Berichterstattung zum 1. Mai etwa so wie oben beginnen. Das macht Guido Knopp ähnlich, und bei beiden funktioniert es hervorragend. Worum geht es? In gewohnt sachlicher Manier hat die BILD sich gegen die Krawalle am 1. Mai postiert, wo "linke Randalierer" und "dumpfe Krawallmacher" (also die BILD-Redaktion) gegen "den Wohlstand" kämpfen und "Hunderttausende Euros in Rauch" aufgehen lassen. Das Thema ist natürlich so wichtig, dass man es mit der Genauigkeit nicht ernst zu nehmen braucht, aber messerscharf hat die BILD erkannt, dass es außerdem noch eines Aufhängers bedarf, denn sonst locken vermummte Randalierer keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Kennt man ja alles noch von Heiligendamm. Also hat sich die BILD was ganz besonders ausgemacht:

Ihr gewissenlosen Chaoten!

Maifeier-Tag in Berlin und Hamburg: Stundenlange Ausschreitungen, fliegende Steine, berstende Scheiben und brennende Autos.

Hunderttausende Euro gingen bei den sinnlosen Krawallen in Rauch auf! Fassungslos sehen wir die Bilder eures Hasses gegen den Wohlstand.

Zur gleichen Zeit in Afrika und Asien: Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria!

Für jeweils nur fünf Euro hätte jedes einzelne Kind gerettet werden können (…)

Die sinnlose Gewalt der Chaoten kostet Staat und Steuerzahler ein Vermögen – jeden einzelnen Euro hätten die armen von Malaria bedrohten Kinder so bitter nötig. (Quelle)

Huh, das ist mal perfide. Demonstranten in Deutschland töten Kinder in Afrika und Asien! Denn wenn die Polizei nicht hätte ausrücken müssen, hätte man mit den Polizistengehältern Kinder in Afrika und Asien gerettet, und in den Vorstandsetagen der Versicherungen weint man bittere Tränen, weil man nun Schäden in Hamburg ersetzen muss statt Kinder in Asien und Afrika retten zu können, was ja der eigentliche Daseinszweck einer Versicherung ist.
Für wie bescheuert halten die ihre Leser eigentlich? BILDBlog weist zu Recht darauf hin, dass zehnmal die BILD nicht zu kaufen auch fünf gesparte Euros ergibt.


4 Kommentare:

  1. Autos anzuzünden, töten keine Kinder in der Dritten Welt; die Konsumtion von Autos schon. Steine, die in den westlichen Ländern fliegen, töten keine Kinder in der Dritten Welt, der Stein-, d.h. Diamantenabbau dort schon.

    Es ist wirklich perfide, mit welcher Dreistigkeit die BILD versucht ist, die Demonstranten - so verachtenswert ihr Benehmen auch sein mag - in die Ecke der Weltvernichter zu stellen. Sie sollen die Rolle einnehmen, die wir alle jeden Tag unbewußt spielen; spielen müssen, wenn wir daran nicht zugrunde gehen wollen. Nicht der Mai-Mob mordet in der Dritten Welt, sondern der Alltags-Mob, der sich nicht als Mob sieht, sondern als gewissenhafter Konsumbürger.

    Wie die BILD überhaupt dazu kommt, diese Demonstranten mit dem Elend in der Dritten Welt in Relation zu setzen, bleibt ein dieckmannsches Rätsel.

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  2. "Autos anzuzünden, töten keine Kinder in der Dritten Welt; die Konsumtion von Autos schon."

    Die Aussage ist mindestens so differenziert, wie die der Bild-Zeitung.

    Zu Denken geben sollte einem doch auch, dass die Ausschreitungen der Rechten mit keinem Wort erwähnt werden...

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  3. Man muß sich erst mal klarmachen, wie viele Negerkinder von deutschen Unternehmern gerettet werden könnten, wenn diese nicht so furchtbar hohe Löhne zahlen müßten!

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  4. Wie viele Negerkinder wollte die Axel Springer AG eigentlich dafür retten, dass sie sie Arbeitnehmer der PIN-Gruppe zu Hungerlöhnen schuften läßt? Ich wette, kein einziges....

    Gruß

    Alex

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