Freitag, 23. Mai 2008

Es bundespräsidentet sehr

Es scheint fast so, als würden Steinmeier, Struck, Beck und Co doch noch von dem Teil der SPD abgewatscht werden, dem 20% ein bisschen zu wenig sind. Anstatt also Horst Köhler zu unterstützen, soll die SPD stattdessen Gesine Schwan noch einmal aufstellen, der 2004 läppische 15 Stimmen gefehlt haben - obwohl die Mehrheitsverhältnisse einen deutlicheren Sieg Köhlers hätten mit sich bringen müssen. In der SZ wurde ein interessanter Doppel-Artikel veröffentlich, der Pro und Contra argumentiert.
Beeindruckend sind hier die Argumente der Contra-Leute, also auch der eingangs erwähnten SPD-Junta. Köhler sei beliebt, heißt es da zum Beispiel. Er habe hohe Umfragewerte. Die hat die CDU auch. Tritt die SPD deswegen 2009 nicht mehr zur Bundestagswahl an? So ein Unfug. Das ist das wichtigste Argument der Gegner. Zweitwichtigstes und letztes: zur Wahl Gesine Schwans bräuchte es die Stimmen der LINKEn, und die kann man ja - verdammte Demokratie - nicht kontrollieren. Sprich, tritt Gesine Schwan an, würden die LINKEn sie wählen. Das wäre doppelt dumm, wenn die SPD-Rechten dann tatsächlich konsequent genug wären, Köhler ihre Stimme zu geben - die LINKE stimmt geschlossen für den SPD-Kandidaten, die SPD nicht? Ein Albtraum.
Dabei gibt es eigentlich gar keinen Grund für derartigen Unsinn. Köhler war ein schwarz-gelber Kandidat, und das ist er auch heute noch. Ein paar Harmlose Phrasendreschereien à la "Finanzmärkte sind Monster" oder "Politik sollte sich nicht von Umfragewerten bestimmten lassen" bringen ihm zwar die Beliebtheitspunkte, mit denen seine Befürworter gerade wuchern, aber es steht kein Konzept dahinter. Vergessen die Zeit, als Köhler der Großen Koalition bei schlechten und schädlichen Konzepten in den Arm griff; alles nur Staffage und Schau. Richtig ekelhaft ist aber das Argument, man müsse Köhler wählen, um "Parteienhickhack" oder "kleinliche Parteipolitik" zu vermeiden. Besonders schlimm auch, weil es aus dem Mund von Parteipolitikern kommt. Das chronisch schlechte (und eigentlich unverdient schlechte) Image der Parteien wird sich so sicherlich keinen Deut bessern, und auch die Politikverdrossenheit wird nicht abnehmen.
Ich selbst verspreche mir von Gesine Schwan keine entscheidenden Verbesserungen; obwohl sie ein Kandidat der SPD-Linken sein soll, ist sie auf der Seite der SPD-Rechten, die ihr die Gefolgschaft verweigern. Sie hatte seinerzeit Willy Brandts Ostpolitik opponiert und ist kategorisch gegen eine Zusammenarbeit mit er LINKEn. Verrrückte Welt, eigentlich.

NACHTRAG: Ich habe ja ganz diesen wunderbaren SZ-Artikel vergessen, in dem der bayrische Komödiantenstadl seinen Senf dazu gibt.
Nebenbei: letzthin hatte ich mich mit einem Kommilitonen übers Thema unterhalten. Der meinte, man solle auf das Amt des Bundespräsidenten irgendeinen Trottel ohne Ahnung berufen, der auch keine Ratgeber bekommt und alle Gesetze unterschreiben oder ablehnen muss. Wenn er ein Gesetz nicht gutfindet, ist es wahrscheinlich auch nichts wert, weil es der Bundesbürger eh nicht begreifen würde. Auch ein Ansatz.
NACHTRAG 2: Michael Schöfer zum Thema.

2 Kommentare:

  1. Eigentlich ist es doch sowieso vollkommen wurscht, wer im hierzulande hoechsten Staatsamt das Nichtszusagen hat.

    Dass man allerdings das Wahlvolk nicht einmal so ein Repraesentationskasperl direkt und aus einem beliebig grossen Angebot waehlen laesst, sagt schon einiges darueber aus, was die Politische Kaste von denen, durch die sie selbst sich "waehlen" laesst, haelt.

    Was spricht eigentlich dagegen, dass sich jeder, der Bock auf den Job hat sich zur Wahl stellen darf und das Wahlvolk dann unter diesen Kandidaten seine Wahl trifft?

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  2. Ich bin mir gar nicht so sicher, dass ich genug Stimmen vereinen kann, aber ich kandidiere trotzdem erneut. Haben Sie auch Zeit für eine neue Uchronie ?

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