Dienstag, 10. November 2009

Hermann Scheer, ein integrer Politiker

Hermann Scheer, der designierte Wirtschaftsminister im Kabinett Ypsilanti und Träger des Alternativen Nobelpreises, Experte für regenerative Energien und Feindbild Nummer 1 aller Lobbyisten der Energiebranche hat wie Ypsilanti nicht mehr für den Bundesvorsitz kandidiert. Ich habe ihn gefragt, warum nicht:
Sehr geehrter Herr Scheer,
mit Freude und Bewunderung habe ich Ihre Kritik an dem Führungsstil der SPD vernommen und bedauert, dass Sie keine größere Rolle in Hessen einnehmen konnten. Nun lese ich, dass Sie mit beteiligt sind, eine SPD-Basisrevolution zu initiieren, die möglicherweise die SPD mit der Schröder-Ära abrechnen und wieder auf Volkspartei-Kurs führen würde. Dies alles unterstütze ich und danke für Ihr Engagement.
Was ich nicht verstehe ist, weshalb Sie - wie auch Andrea Ypsilanti - nicht wieder für den SPD-Vorstand kandidieren. Wie passt das zu der Rolle, die Sie offensichtlich zu spielen gedenken? Ist es nicht wichtig, in der Partei weiterhin Ämter zu bekleiden, die Ihnen Mitspracherecht gewähren? Konterkarieren Sie sich hier nicht selbst? Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Initiative und verbleibe
mit Freundlichen Grüßen
Stefan Sasse
Heute kam eine Antwort:

Sehr geehrter Herr Sasse,

als Antwort auf Ihre Frage hier ein Zitat aus dem Brief in dem ich gegenüber meinen VorstandskollegInnen meinen Rückzug aus dem Gremium begründet habe:

"Der kritische und offene Diskurs ist das Salz demokratischer Erde. Es ist mein Verständnis von sozialdemokratischer Identität, der Partei mehr (zurück) zu geben als von ihr zu nehmen. Meine Haltung entsprach nie derjenigen, wie sie der Satiriker Stanislaw Lec in einem Aphorismus beschrieben hat: "Um eine Position zu bekommen, hat er eine beliebige bezogen." Anstatt strategisch zentrale Inhalte angemessen auszudiskutieren, ist es allzu üblich geworden, politische Machtspiele auszutragen, Scheinlösungen zu produzieren und inhaltsfremde personelle Rücksichten zu nehmen. In solche Spiele will ich aber nicht involviert sein und auch nicht weiter davon belastet werden. Ich bin deshalb zu dem Schluss gekommen, dass es ohne Sitz im Parteivorstand eher möglich ist, einen Beitrag zur Verbesserung der politischen Kultur der SPD zu leisten."

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hermann Scheer
Kann man so stehen lassen.

6 Kommentare:

  1. Gut, klar und deutlich gesagt. Ein Politiker, der Lec kennt und ihn auch noch zutreffend zitiert, hat meine volle Hochachtung.

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  2. Damit zeigt er treffend die Probleme der heutigen Parteiendemokratie auf. Gut zu sehen, dass es auch noch Politiker gibt, die durch die ganzen verkommenen Macht- und Postenspiele der Parteipolitiker noch nicht (moralisch) korrumpiert wurden.
    Obwohl es gerade deshalb um so wünschenswerter wäre, dass gerade diese integren Politiker mehr Einfluss bekommen.

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  3. Kann man auf jeden Fall so stehen lassen. Nur so wird's glaubwürdig. Hätte er nicht verzichtet, hätte er ewig in dem Verdacht gestanden, sich nur selbst profilieren zu wollen, die Palastrevolution nur zu seinen eigenen Gunsten durchzuführen.

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  4. Wenn solche Leute einmal wieder (mit Unterstuetzung der Basis!) dir Fuehrung der SPD uebernehmen, bekommen die sofort meine Stimme zurueck!

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  5. Ich befürchte, dass die aktuelle Führungsriege der SPD noch immer nicht verstanden hat, dass sie selbst das Problem ist. Oder sie weiß es und macht weiter zwecks Erfüllung von Lobbyisten-Interessen und Sicherung von lukrativen Pöstchen für den eigenen Geldbeutel á la Gazprom-Schröder. Das sind wendehälsige Karrieristen, für die die SPD nur das Vehikel in den eigenen (materiellen) bürgerlichen Status ist. Ich denke, dass die Schröderianer und Agenda-Anhänger leider über genügend Einfluß und Medienbande verfügen, um Leute anderer Meinungen zu verfolgen, niederzumachen und zu diskreditieren, wie man es auch schon gegen DIE LINKE kennt. Man könnte sagen, dass diese SPD schon nicht mehr auf demokratischem Boden steht. Ich wünsche dieser SPD nur noch ihr baldiges Ende, ein würdiger Ersatz existiert mit der Linkspartei ja schon. Wer braucht da noch Schweinchen Babe (Steinmeier) und seinen faltigen Mops (Müntefering)?

    Die SPD ist aktuell top-down von Verrätern und Korruptis regiert und die Basis wird dafür kämpfen müssen, bottum-up dieses Geschmeiss aus der Partei zu entfernen. Anderweitig bleibt ihr nichts weiter als Siechtum bis zum Exitus.

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  6. das eigendlich witzige ist, das die neoliberalalas vom seeheimer kreis und konsorten nicht mal die mehrheit haben! es sind die parteistukturen, die diese minderheitenpolitik beguenstigt. das problem hat aber das ganze deutsche parteiensystem. es muesste mal dringend renoviert und vor allem demokratisiert werden!

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