Von Stefan Sasse
Den Oeffinger Freidenker gibt es nun seit über vier Jahren. Viele Themen wurden bereits mehrfach in unterschiedlichen Beiträgen behandelt, so dass es dem Autor oftmals unnötig erscheint, bestimmte Anspielungen oder Einstellungen näher zu erläutern. Seit 2006 hat sich die Leserschaft jedoch stark vergrößert, und für die, die neu dazugekommen sind, mag nicht immer alles sofort klar sein, was der Oeffinger Freidenker schreibt. Die neue Serie "Mal was grundsätzliches…" soll diese Lücke schließen, in dem noch einmal eine Zusammenfassung zu bestimmten Themen gegeben wird. Diese Folge befasst sich mit der Agenda 2010.
Als Schröder 2003 die Agenda2010 zur Bekämpfung der immer größer werdenden Arbeitslosigkeit verkündete, war diese zuvor bereits in enger Kooperation mit wirtschaftsnahen Kräften - vorrangig dem später namensgebenden Manager Hartz - und den damals oppositionellen Unionsparteien durchgesprochen worden. Durchgesetzt werden musste sie, das war klar, vorrangig gegen die eigene Partei. Die SPD besaß einen großen Bestand an Arbeitnehmertradition, mit der sich die Agenda kaum vertrug. Wir wissen, dass Schröder dies gelungen ist, und die Partei hat einen entsetzlichen Preis dafür bezahlt. Die Ziele der Agenda waren auf zwei Ebenen positioniert. Die erste Ebene ist die lokalen Ebene, auf der einerseits Wiedereingliederungsmaßnahmen und Selbstständigkeitsförderung Arbeitslosen helfen sollte, erneut eine Stelle zu finden, und auf der auch durch die Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld endlich die Diskriminierung der Sozialhilfempfänger abgeschafft werden sollte. Die zweite, globale Ebene, sah ein Aufbrechen der korporativen Arbeitswelt vor (nachdem der juristische Bruch mit der Steuerfreistellung von Gewinnen aus Unternehmensveräußerungen vollzogen werden sollte), also die Schaffung eines großen Niedriglohnsektors und dadurch Reduzierung der Arbeitslosigkeit. Akzeptiert man diese Zielsetzungen, kann die Agenda trotz Niederlagen in Teilbereichen - vor allem bei den Fördermaßnahmen Hartz I-III - als Erfolg bezeichnen.
Tatsächlich ist die nominelle, also von der Agentur für Arbeit gemessene, Arbeitslosigkeit von deutlich über fünf Millionen auf unter drei Millionen gesunken. Von Sozialhilfeempfängern redet niemand mehr, und der Niedriglohnsektor beschäftigt inzwischen mit steigender Tendenz über sieben Millionen Menschen. Trotzdem ist der Unmut über die Agenda und die mit ihr verbundene Politik in den letzten Jahren immer weiter angestiegen, und eine wachsende Minderheit innerhalb ihrer Mutterpartei SPD wünscht sich den Bruch. Die Frage, die man sich bei der Bewertung der Agenda2010 stellt muss also nicht lauten, ob sie erfolgreich umgesetzt wurde. Sie muss lauten, ob die Prämissen richtig waren. Zur Erinnerung: die Prämissen sind Schaffung eines Niedriglohnsektors und Absenkung des deutschen Lohnniveaus durch Senkung der Lohnnebenkosten wie der Reallöhne, denn letztlich ist Arbeitslosigkeit in diesem Weltbild nur auf zwei Faktoren zurückzuführen: freiwillige Arbeitslosigkeit und zu hohe Kosten der Arbeit. Die Agenda erhebt den Anspruch, beides zu beheben.
Die Lohnkosten sollten vorrangig durch eine Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung erreicht werden, deren Charakter als Versicherung bis auf das erste Jahr der Arbeitslosigkeit quasi vollständig abgeschafft wurde. Die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe endete damit, dass alle unterschiedslos Sozialhilfe erhielten - einen fixen, kleinen Geldbetrag, der von einer ausufernden Bürokratie nach undurchsichtigen Bedürftigkeitskriterien ausgeteilt wird wie einst Brosamen an die Bettler. Hartz-IV hat den Charakter einer milden Gabe des Staates an all jene, die nicht fähig oder willens sind, für sich selbst zu sorgen. Die erwartete Kostensenkung trat allerdings nicht ein: die Vorausberechnungen waren fehlerhaft und von falschen Annahmen durchsiebt gewesen. Auf diesem Feld versagte die Agenda vollständig.
Die freiwillige Arbeitslosigkeit ist eine Prämisse, wie sie falscher kaum sein kann. Ihr wird ein überökonomisiertes Weltbild zugrundegelegt, das mit der Lebenswirklichkeit nichts zu tun hat. Demzufolge entscheiden sich Menschen nicht zu arbeiten, wenn sie erwarten können, dass die Arbeitslosenhilfe ihnen einen gewissen materiellen Lebensstandard sichert. Ist Arbeit also billig - eine Voraussetzung, die mit dem Niedriglohnsektor geschaffen wurde - kann weitere Arbeitslosigkeit nur mit der Faulheit der Arbeitslosen erklärbar bleiben. Um dieses nicht-existente Problem zu bekämpfen wurden in die Agenda-Gesetze zahlreiche Abschnitte eingebaut, die starke Repressalien beim Nicht-Annehmen von so genannter "zumutbarer" Arbeit beinhalten. Was aber "zumutbar" ist, entschieden allein die Macher des Gesetzes selbst, und sie setzten die Latte absichtlich extrem tief (selbst Prostitution ist prinzipiell zumutbar).
Die lokalen Folgen der Agenda2010 sind entsprechend: ein rapider Ansehensverlust aller, die Arbeit verloren haben, wird ihnen doch pauschal Faulheit unterstellt, und eine ebenso rapide Verschlechterung ihrer materieller Lebensbedingungen. Alle diejenigen, die Arbeit haben, stehen untern enormem Druck, diese auch zu behalten, da im Gegensatz zur früheren Arbeitslosenversicherung der soziale Absturz ins Nichts nach nur einem Jahr Arbeitslosigkeit droht, in dem der arbeitslos Gewordene auch noch von Amts wegen gezwungen ist, alle Investitionen zuerst zu verbrauchen, ehe er das Gnadenbrot erhält: von der staatlich geförderten privaten Rentenversicherung bis zum Traum der schwäbischen Hausfrau, dem eigenen Haus, muss alles versilbert und verkonsumiert werden. In Hartz-IV sind sie alle gleich; ein libertäres Egalitäts-Utopia, das einem Schauer über den Rücken jagt.
Doch diese lokalen Folgen sind vergleichsweise gut dokumentiert, und sie sind es, die Leute auf die Barrikaden bringen. Praktisch kaum ins öffentliche Bewusstsein gedrungen sind die globalen Folgen der Agenda, die erst langsam und Stück für Stück offenkundig werden und deren Wirkung im Gegensatz zu den brutalen Einschnitten von Hartz-IV langsam und schleichend vonstatten geht. Diese Wirkung der Agenda2010 - eine ebenfalls intendierte Wirkung - ist die vollkommene Umwandlung des wirtschaftlichen Systems der BRD. Dieses hatte seit dem Gründerkrach von 1873 einen korporatistischen Charakter, basierte auf der Kooperation anstatt der Konkurrenz etwa von Unternehmern und Gewerkschaften und kam durch die mannigfaltige Verflechtung von Aufsichtsräten und Vorständen mit anderen, artgleichen Firmen und den Branchenfinanzierenden Banken hauptsächlich dem langfristigen Stakeholder anstatt dem kurzfristigen Shareholder entgegen.
Es war die Verkrustung dieses Systems, der so genannten "Deutschland AG", die in den 1990er Jahren den Ruf nach Reformen so groß und mächtig anschwellen ließ, und es war die Regierung Kohl, die mit ihrer Entflechtung letztlich scheiterte. Es war Schröder, der den gordischen Knoten mit der Steuerfreistellung der Unternehmensveräußerungsgewinne und dem Einladen der Hedge-Fonds zerschlug, und die was diese Maßnahmen auf juristischem und betriebswirtschaftlichem Gebiet waren, sollte die Agenda volkswirtschaftlich flankieren: die gewaltige Umwälzung des Arbeitsmarkts, um den Bedürfnissen der neuen Post-Deutschland-AG-Wirtschaftswelt zu entsprechen. Die Folgen beobachten wir seit Längerem: ein rapider Ansehens- und Machtverlust der Gewerkschaften, der sich selbst mit Fusion und Konzentration nicht mehr stoppen lässt (siehe ver.di), ein Niedergang der alteingesessenen Unternehmer, deren Kapitalreserven nicht mit denen international agierender Finanzkonglomerate mithalten können, eine Konzentration auf kurzfristige Gewinne und deren Auschüttungen im Shareholder Value. Ein Arbeitsmarkt wie der vorher koporatistisch eingepflegte mit seinen bindenden Flächentarifverträgen und Schutzmechanismen stand dieser Umwandlung im Wege, und es ist diese Prämisse der Agenda2010, die man teilen muss um ihren Erfolg zu bejubeln, denn ihr folgt sie in all ihren Facetten.
Die Agenda2010 hat sich also die Umwandlung der deutschen Volkswirtschaft zum Ziel gesetzt. Sie soll stärker konkurrieren, auf jedem Feld, und international durch Senkung von Kosten standortfähig sein. Dieses Ziel zu verfolgen aber heißt, sich auf einen Irrweg zu begeben. Deutschland ist eine vollentwickelte Industrienation und wird mit seinen Löhnen niemals soweit sinken können, als dass es mit Niedriglohnländern konkurrieren könnte. Die Idee, niedrigqualifizierte Beschäftigung durch Absenkung von Regulierung und Lohnniveau im Land zu halten, Deutschland quasi analog zu afrikanischen Bananenrepubliken in eine europäische Spargelrepublik zu verwandeln, ist falsch. Was damit erreicht wurde ist, eine beispiellose Abwärtsdynamik in der gesamten EU in Bewegung zu setzen, die unsere Nachbarn zwingt, den deutschen Weg mitzugehen. Langfristig kann in diesem Spiel niemand dauerhaft Wettbewerbsvorteile sichern, es zwingt alle nur, immer weiter nach unten zu gehen, sich ständig zu unterbieten. Die Niedriglohnländer in Afrika, Asien und Südamerika dagegen werden stets billiger bleiben. Das Schlimmste aber ist, dass die gnadenlose Ökonomisierung des Alltags durch die Agenda unter diesen Prämissen eigentlich jedem echten Liberalen die Schamesröte ins Gesicht treiben müsste, denn möglich ist die Operation einzig durch massive staatliche Intervention, ja, der ganze Niedriglohnsektor hängt letztlich am Tropf des Staates. Es ist kein Zufall, dass zwar unter drei Millionen arbeitslos gemeldet sind, aber fast sieben Millionen Hartz-IV erhalten. Viele Millionen Niedriglöhner erhalten Hartz-IV oder Wohngeld als Aufstockung, weil ihre Arbeit nicht genug hergibt um über das Existenzminimum zu kommen. Letztlich sind die Lohnsenkungen also von den Steuern finanziert, die vom mühsam erarbeiteten Lohn abgehen - ein wahrhaftiger Teufelskreis, von dem sichtbar nur wenige profitieren:
Grafik von Feynsinn nach statistischem Bundesamt |
Der umgekehrte Weg war ebenfalls in der Agenda2010 angelegt, im Punkt des Förderns. Die deutschen Arbeitnehmer sollten weiter qualifiziert werden, um schneller wieder Arbeit finden zu können. Dieser positive, ambitionierte Teil der Agenda ist jedoch gleichzeitig eine Geschichte großen Scheiterns. Die Ich-AGs und die Förderung von Selbstständigkeit - ein Milliardengrab und viele verkrachte Existenzen später ohne viel Aufhebens zu den Akten gelegt. Die Weiterbildungsprogramme - nur mehr eine bequeme Möglichkeit, im Rahmen der bestehenden Gesetze praktisch unendliche Statistikkosmetik zu betreiben, zählen Arbeitslose in Fortbildungsmaßnahmen doch nicht als arbeitslos. Die Ein-Euro-Jobs - vernichten mehr und mehr bestehende Arbeitsplätze und dienen der Ausbeutung und Ausgrenzung, anstatt als Durchlauferhitzer auf dem Weg zu dem nächsten Job zu diesen, dem sie eher im Weg stehen, weil die Jobber voll beschäftigt sind und sich nicht im gebotenen Maß der Jobsuche widmen können.
Die Agenda schaufelt letztlich das Loch tiefer, in dem die deutsche Wirtschaft und damit auch die deutschen Arbeitnehmer sitzen. Die Realwirtschaft wird immer weiter ausgehölt, verliert zunehmend an Boden und muss teils absurde Renditeforderungen erfüllen. Der Binnenkonsum stagniert seit Jahren und ist selbst für deutsche Verhältnisse erschreckend niedrig, weil die ständige Lohndrückerei und das stark am Existenzmininum kratzende Arbeitslosengeld II kaum Raum für Konsum lassen. Gleichzeitig gibt es angeblich einen riesigen Fachkräftemangel, der qualifizierte (und lohnsenkende) Einwanderung notwendig macht, andererseits aber einen riesigen Haufen arbeitsloser Ingenieure, die zwar viele un- oder lächerlich gering bezahlte Praktika angeboten bekommen, aber keine festen Jobs - es sei denn hunderte von Kilometern entfernt, wie vor einigen Jahren, als sich eine in Hamburg ansässige Firma über die unflexiblen schwäbischen Ingenieure echauffierte, die nicht einfach alle Zelte abbrechen und für einen Job ans andere Ende der Republik ziehen wollten.
Was nötig ist ist, um mit den Worten Köhlers zu sprechen, tatsächlich eine Agenda 2020 - die aber nicht einfach eine Agenda2010+10 ist, sondern ein echtes Programm entwirft, das die Probleme beheben kann, die sich aufgetan haben. Dazu gehört ein Rückfahren der Bevorzugung vagabundierenden Kapitals, das Unternehmen nur als schnelle Profitmaximierungsmaschinen sieht und eine Rückkehr des Stakeholder-Gedankens. Dazu gehört eine Verbesserung der Lebensstandardsicherung von Arbeitslosen, um den Konsum wenigstens auf einem Mindestniveau halten zu können. Dazu gehört eine Stärkung der Arbeitnehmerinteressen, entweder indem die Gewerkschaften wieder mehr in die aktuellen Prozesse eingebunden werden oder indem der Staat ihre Aufgabe übernimmt und mit Mindestlöhnen an die Stelle der wegfallenden Flächentarifverträge tritt. Dazu gehören Fördermaßnahmen für Arbeitslose, die den Namen auch verdienen und nicht nur der Beschäftigung und Statistikkosmetik dienen. Und ja, dazu gehören dann auch Fordermaßnahmen, denn wenn der Staat all diese Bedingungen schafft und tatsächlich echte, wirklich zumutbare Jobangebote bestehen - dann darf man auch erwarten, dass dafür gearbeitet wird, und wenn der Staat letztlich solche Stellen selbst schaffen muss, nicht als Ein-Euro-Jobs, sondern als sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen.
Die negative Einschätzung hinsichtlich mancher Aspekte der Agenda 2010 mag oder muss man teilen - die Realität ist komplex und bei einer Komplexität gibt es keine per se richtigen oder falschen Entscheidungen. Der Ansatz der Agenda 2010 war prinzipiell richtig, wichtig und notwendig - man bedenke, dass man nach der ersten Legislatur von Rot-Grün am Abgrund stand und handeln musste. Dem steht trotzdem nicht entgegen, dass manche Entscheidungen und Ausführungen wie Ein-Euro-Jobs skandalös + unnötig waren und Kritik auf ganzer Linie rechtfertigen. Im Beitrag aber überlagert eine einseitige subjektive Beurteilung die Realität. Zudem werden Dinge falsch dargestellt und Zusammenhänge fälschlich dort unterstellt, wo keine vorliegen. Das sei nur kurz angerissen:
AntwortenLöschenEine europäische Abwärtsdynamik durch Agenda 2010 zu behaupten ist haltlos. a) Man nehme den Außenhandelsüberschuss ... er wurde hauptsächlich 2000-2002 aufgebaut, vor der Agenda 2010, als Ergebnis von Kapitalabflüssen ans Ausland, was wiederum durch die Euro-Einführung und Währungsunion zustande kam. Die Agenda 2010 hat damit nix bis wenig zu tun. b) Lohnquote ... man kann gar sagen, dass das Sinken der Lohnquote ein globales Phänomen war - lange vor der Agenda 2010. Wieder, die Agenda hat damit wenig bis nix zu tun. Davon abgesehen, wie wenig aussagekräftig die Lohnquote für Dinge ist, die Linke in sie hineininterpretieren, ist vielfach dokumentiert. Einkommen von Arbeitern ging statistisch vielfach in der Quote für Vermögens- und Unternehmenseinkommen auf. Die Gewinnsituation für deutsche Unternehmen war und ist teilweise geradezu katastrophal, aussagekräftigere Kennziffern wie die Nettoumsatzrendite belegten und belegen die mangelnde Konkurrenzfähigkeit deutscher Unternehmen. Hier musste man dringend handeln - dass bei entsprechenden Steuerreformen Kapitalgesellschaften bevorzugt wurden und sich für Personengesellschaften praktisch nichts tat, ist berechtigter Kritikpunkt.
Es wird angedeutet als ob in anderen EU-Ländern sich eine Dynamik des Sozialabbaus entwickelte. Auch das ist nicht zutreffend, im Gegenteil. Oder die Behauptung Lohnsenkungen seien "von den Steuern finanziert". Nettolöhne sind ständig gestiegen. Der oft zitierte gesunkene Reallohn war ein statistischer Effekt aufgrund von Flexibilisierung, der mehr Menschen in (atypische und schlechter bezahlte) Arbeit brachte und ggf. Aufstockung erforderlich macht. Teilzeit und Minijobs sind eben nicht dazu gedacht, dass man davon gänzlich leben könne. Ohne diese Flexibilisierung hätten wir eine Reallohnsteigerung im OECD-Mittel, aber mehr Kosten durch Arbeitslosigkeit - mehr als wir jetzt an Aufstockung zahlen.
"Davon abgesehen, wie wenig aussagekräftig die Lohnquote für Dinge ist, die Linke in sie hineininterpretieren, ist vielfach dokumentiert."
AntwortenLöschenKönnte sie die Quellen dafür angeben.
"a) Man nehme den Außenhandelsüberschuss ... er wurde hauptsächlich 2000-2002 aufgebaut"
"http://de.statista.com/statistik/daten/studie/37793/umfrage/exportueberschuss-in-deutschland-seit-1999/"
Wie man sieht ist das wohl falsch. Auch nach 2002 ging es munter weiter mit den Überschüssen. Die Lohnstückkosten sind in Deutschland gesunken, während sie in den anderen Euro Ländern gestiegen sind. Man hat billig genug exportiert und wurde noch billiger. Hartz 4 ist nicht der alleinige Grund, aber dennoch hatte er Einfluss. Jetzt dürfen die Arbeitnehmer die Zeche zahlen. Erst bekommen sie weniger Lohn und dann zahlen retten sie die Insolventen Schuldner.
"Der oft zitierte gesunkene Reallohn war ein statistischer Effekt aufgrund von Flexibilisierung, der mehr Menschen in (atypische und schlechter bezahlte) Arbeit brachte und ggf. Aufstockung erforderlich macht.Teilzeit und Minijobs sind eben nicht dazu gedacht, dass man davon gänzlich leben könne. Ohne diese Flexibilisierung hätten wir eine Reallohnsteigerung im OECD-Mittel, aber mehr Kosten durch Arbeitslosigkeit - mehr als wir jetzt an Aufstockung zahlen."
Das Problem ist, dass dies nicht belegbar sein wird. Vor allem, wenn man sich anderer OECD Länder ansieht. In Frankreich sind die Löhne stärker gestiegen und die Arbeitslosigkeit war niedriger. Sie sollten sich weniger auf halbseidene Wirtschaftsmodelle verlassen und mehr die tatsächlichen Entwicklungen in verschiednene Ländern betrachten.
Hallo Tobias,
AntwortenLöschendanke für den Kommentar. Natürlich hat die Agenda2010 nicht allein einen Abwärtstrieb in Gang gesetzt. Aber sie hat maßgeblich dazu beigetragen. Und ich verstehe nicht, wie du einerseits der Flexibilisierung und den Minijobs massiven Effekt auf die Reallohnentwicklung zubilligst, das aber andererseits als reine Statistik abqualifizierst.
"Die Niedriglohnländer in Afrika, Asien und Südamerika dagegen werden stets billiger bleiben."
AntwortenLöschenErst mal muß man Volkswirtschaften mit gleichem technologischem Niveau vergleichen.
Dann gilt immer: Wechselkurse glätten die Lohnstückkosten zwischen Ländern.
Ich verstehe nicht wie du immer noch glaubst, die Chinesen produzieren für Papier , dass sie im Ofen verbrennen wollen.
Die werden ihre Dollar wieder ausgeben.
Für ein so grosses Land macht es keinen Sinn auf Dauer sich von den USA und Europa ausbeuten zu lassen.
Wenn sich Länder auf bestimmte Sektoren konzentrieren führt dies zu Produktivitätsgewinnen.
Der Wohlstand insgesamt steigt.
Nun jetzt zum Niedriglohnsektor.
Die Einkommensverteilung , da diese Kaufkraft ist, hat einen grossen Einfluss auf die Struktur der Wirtschaft.
WAs wir beobachten ist ein Strukturwandel der deutschen Industrie hin zur Luxusproduktion.
Langfristige Folge, Waren für die Niedriglöhner werden immer teurer. Und deren Realeinkommen sinkt weiter stetig.
Die Lebensmittelpreise sind in den vergangenen 5 Jahren um 13% gestigen.
AntwortenLöschenEs dürfte auch dir klar sein, dass die gewerbliche Wirtschaft seit 2005 Arbeitsplätze abgebaut hat, während andere Sektoren mehr Frauenarbeitsplätze (niedrig entlohnt, nicht gewerkschaftlich organisiert, Mini oder teilzeitjob) geschaffen haben.
Welchen Zusammenhang ibt es eigentlich zwischen Sozialabbau und den Bruttoinvestitionen deutscher Unternehmen im Inland?
AntwortenLöschenWer erinnert sich noch an Ganz Unten von Wallraf.
Alles was Wallraf für die Leiharbeiter an Gesetzesverbesserungen erkämpft hatte, wurde durch Clement aus den entsprechenden Gesetzen wieder gestrichen.
Hat das irgendeine Auswirkung auf die Höhe der Bruttoinvestitionen deutscher Unternehmen gehabt.
Zur Agenda 2010 gehört auch, dass den mittelständischen Unternehmen Steuerprivilegien gewährt wurden um deren Eigankapital zu stärken.
Dann wurden die Unternehmen von Schröder den Schattengesellschaften der Banken zum Frass vorgeworfen. Das EIgenkapital wurde den erworbenen Unternehmen entzogen. Und die Stammbelegschaft zu Lohnzugeständnissen erpresst oder durch Leiharbeiter ersetzt, wenn die Firma nicht gleich ganz verlagert wurde.
Das als Erfolg zu bezeichnen ist frech.
@Stefan
AntwortenLöschenDa werden wir keinen grünen Zweig kommen. Will man eine Abwärtsdynamik sehen, so findet man sie nur in der Entwicklung der unausgeglichenen Handelssalden, und diese gehen auf die Währungsunion zurück, die einen veränderten Zinsmechanismus auslöste, deutsche Kapitalabflüsse bewirkte, zu Ländern, die plötzlich von unverdient besseren Zinskonditionen profitierten und ihre Importe damit ausweiteten. Der Exportüberschuss schoss von 2000-2002 in die Höhe, so stark wie in Jahrzehnten zuvor nicht, und hielt sich bis 2006 auf diesem hohen Niveau. Die Lohnentwicklung hat mit diesem Anstieg nichts zu tun. Ob unsere Löhne steigen oder sinken ... es hat für die Handelsbilanzen marginale Auswirkungen. Steigen unsere Löhne über Produktivität hinaus, gingen Exporte und Importe gleichermaßen zurück, unser Exportüberschuss wäre zementiert, nur auf niedrigerem Niveau - einerseits fallen bei uns Exportarbeitsplätze weg, andererseits in Nachbarländern Importarbeitsplätze, weil ehemals vorhandene komparative Kostenvorteile verschwinden - race to the bottom. Eine künstlich verbesserte Binnenkonjunktur bei uns kann das auf Dauer nicht kompensieren - Löhne oberhalb der Produktivität führen mittelfristig eben nicht vermehrt zu Investitionen. Lohnentwicklung war nicht die primäre Ursache für Exportüberschüsse und sind auch nicht deren Lösung. Maßvolle Lohnzurückhaltung bei uns führte hingegen zum Vorteil für alle. Komparative Kostenvorteile / terms of trade verbessern sich prinzipiell. Mehr Menschen kommen in Arbeit, geben entweder mehr aus oder mehr Kapital steht für Investitionen bereit bzw. werden Investitionen günstiger - mit und trotz aller Einschränkungen und volkswirtschaftlicher Verwerfungen durch den Status Quo der Finanzmärkte, die man teils berechtigt vorbringen mag ... es ist eben alles nunmal komplex.
Entgegen linker Behauptungen wurden unterm Strich keine regulären Jobs abgebaut oder aufgesplittet. Die entsprechenden Untersuchungen werden von links ignoriert oder bestritten. Erstens hatten wir zwar seit vllt. 2000 eine allgemeine Lohnzurückhaltung in D, und zweitens hat dies die Agenda 2010 insoweit verschärft als Lohndruck zugenommen, die Position von Arbeitnehmern verschlechtert hat, aber eben alles nicht so scharf, dass gar flächendeckend Reallöhne sinken mussten. Reallöhne sind statistisch nur deswegen gefallen, weil neue Jobs hinzugekommen sind - Jobs, die es ansonsten nicht gegeben hätte - neue Jobs neben alten, die Reallohnsteigerungen erfuhren - es gab keine Abwärtsspirale bei Reallöhnen. Ohne diese neuen Jobs hätten wir eine positive Reallohnentwicklung, aber eben daneben mehr Arbeitslose. Das muss man berücksichtigen und darf nicht pauschal mit einer komplexen Kennziffer argumentieren und unterstellen wir hätten Reallohnsenkungsrunden gehabt. Von links werden geschickt Halbwahrheiten verbreitet - ob aus Absicht oder Unwissenheit, und Blogs wie deiner sind daran beteiligt. Das soll nicht bös gemeint sein - Dinge sind so wie sie sind, man kanns nicht ändern.
@chriwi
AntwortenLöschenWenn ich deine (pardon, ich glaub wir können uns alle doch duzen, das ist nicht respektlos gemeint) knappen Beiträge und Kommentare lese, bin ich jedes Mal ausnahmslos dem Verzweifeln nahe. Du schaffst es immer alles durcheinanderzubringen. Du hast wenig Grundlagenwissen und bist doch von deiner Meinung immer überzeugt. Bei freysinn sagtest du man könne nichts gegen die Statistik der Lohnquoten-Entwicklung anbringen. Das ist absurd. Du weißt nichts zur Lohnquote, noch weniger als freysinn. Google fürs erste mal nach "Lohnquote" oder "Lohnquote iw" (obwohl die Darstellung des IW Köln natürlich des Teufels ist, aber selbst das Böckler-Institut relativiert die Lohnquote deutlicher) - man findet auf der ersten Seite gleich Infos. Oder wikipedia reicht um zu schauen, dass das Sinken der Lohnquote auch ohne die Agenda geschah, und nicht nur bei uns.
Zum Exportüberschuss. Du missverstehst das völlig. "Auch nach 2002 ging es munter weiter mit den Überschüssen." An den Überschüssen hat sich nichts geändert - die Agenda hat die Überschüsse statistisch nicht verschärft. Die Überschüsse entstanden a) nicht mit der Agenda (oder mittelfristig mit allgemeiner Lohnzurückhaltung), und sie wurden b) nicht mit ihr verschärft. Erst 2006 gab es einen weiteren Sprung - als wir den verschmähten Aufschwung hatten und die AL zurückging (ja, und dies trotz dreister statistischer AL-Tricks) - ohne dass vermehrt Leute in Ein-Euro-Jobs verdrängt wurden, nein, da gabs keinen Sprung. Ach ja, und Frankreich war die AL niedriger? Ich bitte dich.
@Zinsquatsch
AntwortenLöschenIst interessant wie ein Papier für die deutsche Regierung zustande gekommen ist, indem behauptet wird die Zinsvorteile durch die Euroeinführung hätten dazu geführt, dass die entsprechenden Länder zum Konsum auf Pump animiert worden wären. Was ja wohl Quatsch ist, denn die Banken vergeben die Kredite und sie schätzen das Risiko ein ob diese Kredite zurückgezahlt werden können. Und wie hoch dann der Risikoaufschlag zu sein hat. Da in den deutschen Waren ein entsprechender Zinsanteil im Verkaufspreis steckt wurden deutsche Waren zu billig ins Ausland verkauft. Ein komplettes Marktversagen.
NIEMAND aaber auch NIEMAND hat mir bisher erklären können , warum deutsche Waren gekauft wurden und nicht Chinesische usw.
NIEMAND aber auch NIEMAND hat mir erklären können warum das Kapital in die Länder mit den höchsten Lohnstückkosten geflossen ist.
Die ganze Argumentation der Neoliberalen hat nichts mit gesundem Menschenverstand zu tun. Eine reine Propagandalüge.
@Tobias: Sorry, aber die Lohnabschlüsse etwa der IG Metall, die mit die besten Konditionen hat, waren in den letzten zehn Jahren doch kaum genug um die Inflation abzudecken - Nominallöhne stiegen gewiss, aber Reallöhne...? Kann ich mir kaum vorstellen. Von welchen ignorierten Untersuchungen redest du denn?
AntwortenLöschenin londen gibt es wohnungen die satte 164 millionen pfund kosten..vor 30 jahren gab es das nicht und es gab sicher auch nicht soviele menschen die das dann aus den ärmeln hätten schütteln können.....und gleichzeitig sinkt heute das lohnniveau ständig weltweit ..aber wie gesagt , wenn man den statisken , darlegeungen deutungen der institutionen, institute , kurz und knapp den experten glauben schenken darf,hat das eine mit dem anderen wenig zu tun ..ist das so ???
AntwortenLöschen@Stefan
AntwortenLöschenIch weiß nicht, an was du da denkst. Die Tariflohnsteigerungen in der Metallbranche war im letzten Jahrzehnt immer an vorderer Stelle und wurden von Gewerkschaften gelobt, bei Böckler lese ich auch nur Positives http://www.boeckler.de/89975.html (2007 und zurückliegende). Es gab immer Inflationsausgleich + ein Teil Produktivitätszuwachs. Immer Reallohnzuwächse. Und generell, der Laie bekommt bei der öffentlichen Meckerei immer den Eindruck wir seien ein Lohndumping- und Tieflohnland. Wir sind nach wie vor ein Hochlohnland, gerade im Exportbereich. Und wenn über vermeintliche Wettbewerbsvorteile durch Lohnzurückhaltung gesprochen wird, dann muss man sich im Klaren sein, dass es sich überhaupt nur um relative Vorteile auf hohem Niveau handeln kann (deren Auswirkungen sehr bescheiden ausfallen würden). Wir haben allenfalls einen Bruchteil der Wettbewerbsnachteile aus der Vergangenheit aufgeholt - wir sind immer noch benachteiligt und sind an der Spitze bei Arbeitskosten. Schön die Darstellung des iw Köln http://www.iwkoeln.de/Portals/0/PDF/trends03_10_2.pdf . Nach diesem Absatz werde ich gewiss hier auch bald gesteinigt, ich bin mir dessen bewusst.
@Choleriker über Stefan
Staatsgläubige haben per se ein statisches Wirtschaftsverständnis. Deines geht nun so weit, dass selbst veränderte Variablen ignoriert werden. Der Euro hat die Zinssätze für einige Länder wie Griechenland und Spanien massiv gesenkt. http://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=3762 Höhere länderspezifische Inflationsraten machten es daneben noch lukrativer sich zu verschulden und zu konsumieren. Und Kreditvergabe/Geldschöpfung ist nur das eine, Anlage des vorhandenen Kapitals/Direktinvestitionen das andere. Kapitalexport/import ist das Pendant zur Leistungsbilanz. China, Deutschland, Japan waren die großen Kapitalexporteure. USA, Spanien die größten Kapitalimporteure - nicht umsonst gab es dort die ganzen Blasen. Italien, Griechenland, Frankreich, Portugal - alle vorn bei Kapitalimporteuren dabei.
Hi Tobias,
AntwortenLöschenich steinige dich sicher nicht. Ich habe nie behauptet, im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein, und ich bin sicher nicht Experte genug als dass ich nicht anerkennen könnte, dass es andere Fakten gibt die mir unbekannt waren.
Einzig deine felsenfeste Überzeugung, dass viele der Agenda-Jobs ohne Agenda gar nicht existierten wage ich anzuzweifeln. Die Existenz von negativen Wechselwirkungen bei der generellen Ausweitung von Niedriglohn- und Leihbeschäftigungsverhältnissen auf Normalarbeitsverhältnisse wirst du doch auch anerkennen oder?
Hi Stefan,
AntwortenLöschenhmm, wir hatten 10 Jahre lang, oder was weiß ich, praktisch ein Stagnieren bzw. steigende Arbeitslosigkeit. Das war ja der Auslöser für die Agenda. Und wenn in kurzer Zeit - nach Flexibiliserung - seit 2005 1,4 Mio neue Jobs entstehen - zusätzlich, aus der Nichterwerbstätigkeit, ohne dass Vollzeit unterm Strich vernichtet wurde - soll das nicht auf manche Entwicklungen der Agenda zurückgehen? Mittlerweile sind wir ja darüber hinweg, dass Linke dies grundsätzlich bestreiten. Jetzt wird nur noch die Art der zusätzlichen Jobs kritisiert - dass es eben in erster Linie keine Normal-AVs waren, dass wir soviel aufstocken müssen, usw. - mit Verlaub, überflüssige Kritik, die in Populismus aufgeht - jede Inanspruchnahme von flexiblen Arbeitsformen wird per se als Missbrauch verleumdet. Beim Teilzeit- und Befristungsgesetz von 2001 war der Tenor auch noch ganz anders, mit der Förderung von Teilzeit wollte man den ArbeitNEHMERN entgegen kommen, indem man das verkrustete zwanghafte Normal-AV aufbricht: dem AN wurde des RECHT eingeräumt auf Wunsch in Teilzeit zu gehen. Ein Niedriglohnsektor mit der Agenda und Flexibilität waren eben kein Selbstzweck, atypische Jobs sollen und können nicht immer zum Leben reichen - Minijobs sind Minijobs, sie bilden das Gros der Niedriglohngefährdung, als Nebenjob gedacht und grundsätzlich nicht für 10 Euro, und wenn sie mit 10 Euro wären, würde das wegen geringer Stundenzahl immer noch nicht zum Leben reichen. Bei einem Mindestlohn würden die meisten wegfallen, der Luxus der Flexibilität verschwindet, es wird lieber umgeschichtet als aus Luxus eine Belastung werden zu lassen. Anstatt nur aufzustocken, zahlen wir noch mehr. Wenn man abstrakt nur eine vermeintlich bessere Gewinnentwicklung bei Unternehmen anschaut und schlussfolgert, eigtl. könnten das Unternehmen selber zahlen, liegt man natürlich neben dem Thema.
Wechselwirkungen, negative Wirkungen durch Lohndruck, Sanktionsangst etc., Missbrauchsmöglichkeiten durch Aufstockung usw. Klar, hab ich oben eingangs schon gesagt. Jeder Eingriff in ein komplexes System hat Nebenwirkungen. Sozialleistungen werden ggf. missbraucht - auch von Unternehmern. Ich bin kein Politiker, ich hätte die Agenda nicht exakt so auf den Weg gebracht und ich hätte mir bei Aufstockungen gewiss mehr den Kopf zerbrochen und Schranken eingebaut als es getan wurde. Dass etwa ausgerecht Schlecker negativ auffallen würde, hätte ich schon vor der Agenda vorhersagen können.
Hi Tobias,
AntwortenLöschendu bleibst dabei, dass eine Menge zusätzlicher Verhältnisse geschaffen und keinesfalls alte vernichtet wurden, aber das stimmt doch einfach nicht. Gerade die Discounterbranche ist dafür das beste Beispiel; sie hat systematisch Normal-AVs abgebaut und duch 400-Euro-Jobs ersetzt. Auch anderswo wurden Stammbelegschaften verkleinert und durch Leiharbeiter u.ä. ersetzt.
Der Streit geht nicht nur um die Art der neuen Verhältnisse. 1998 und 2005, auf den Höhepunkten, gab es 4,5 Millionen Arbeitslose. Inzwischen haben wir rund sieben Millionen, die in irgendeiner Form Hartz-IV erhalten. Ein solcher Wert ist doch in den 90ern nicht auch nur annähernd erreicht worden. Ich finde leider für 98 keine Zahlen für Sozialhilfe, die man natürlich mit reinrechnen müsse. Aber ich stehe auf dem Standpunkt, dass die "schlechten" Jobs eben nicht einfach nur aufgesattelt wurden, sondern tatsächlich in merklichem Umfang Normal-AVs vernichtet/verschlechtert haben.
@Tobias Fuentes
AntwortenLöschenErst mal ist der Wähler Schuld.
Er hat Politiker gewählt die die Finanzmärkte und Arbeitsmärkte dereguliert haben.
Und er wählt jetzt nicht die Politiker die diesen Prozess umkehren.
Eine einfache Frage an die wirtschaftliche Freiheit!
Die Politik hat die Unternehmereinkommen gefördert.
Jetzt ist etwas passiert, was ich nicht verstehe.
Die Unternehmer haben auf Konsum verzichtet um den Konsum von anderen zu finanzieren.
Sie haben nicht auf Konsum verzichtet um zu investieren und so ihr Einkommen in der Zukunft zu erhöhen, um dann irgendwann mehr konsumieren zu können.
Zinsquatsch hat schon das weitere dazu gesagt.
Denn du kannst nicht erklären warum ein Unternehmer Konsumverzicht um eine Investition zu tätigen , in dem Land mit den höheren Lonstückkosten.
@Tobias Fuentes
AntwortenLöschenSehr interessant, deine Ausführungen. Eine Bitte: Hättest du für diese:
"Entgegen linker Behauptungen wurden unterm Strich keine regulären Jobs abgebaut oder aufgesplittet."
sowie für diese
"Reallöhne sind statistisch nur deswegen gefallen, weil neue Jobs hinzugekommen sind - Jobs, die es ansonsten nicht gegeben hätte - neue Jobs neben alten, die Reallohnsteigerungen erfuhren - es gab keine Abwärtsspirale bei Reallöhnen."
Aussage von dir eine Quelle, die deine Behauptung stützt?
Besten Dank
Werter Tobias Fuentes,
AntwortenLöschenes ist erschreckend, diese Aneinanderreihung von falschen Aussagen, Halbwahrheiten und Verzerrungen lesen zu müssen. Aus Kapazitätsgründen gehe ich nur einmal auf Deine letzte Ausführung ein.
Die angeblich aus dem Nichts entstandenen "zusätzlichen" Arbeitsplätze haben eben doch vorhandene Vollarbeitsplätze vernichtet. Diese wurden häufig in 400-Euro-Jobs, geringfügige Tätigkeiten und weitere Beschäftigungsformen transformiert, welche nicht zur Lebenssicherung der Beschäftigten taugen.
siehe: "[...] Statistiker entdecken die »Vollbeschäftigteneinheit« als neue Grundlage für die Erwerbslosenzahlen. [...] Das Bild des deutschen Beschäftigungswunders verändert sich schlagartig, werden die auf diese Art und Weise berechneten Erwerbstätigenzahlen genutzt. Der bisher ausgewiesene Zuwachs von 1,9 Millionen Arbeitsplätzen im Zeitraum zwischen 1999 und 2008 schrumpft nach diesen Berechnungen auf etwa ein Viertel, nämlich nur noch auf 382 000 zusätzliche Vollzeitäquivalente. [...]
Sekundärquelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=7081#h01
Von weiteren Verdrängungsfaktoren wie Ein-Euro-Jobs u.ä. und einer Analyse der angeblich gesunkenen Arbeitslosenzahlen (aufgrund einer seit Jahren kontinuierlich zunehmenden Zahl von Ausschlusskriterien) sehe ich jetzt mal ab.
Die Teilzeitarbeit mit entsprechend niedrigerer Entlohnung euphemistisch als "Entgegenkommen" und "Angebot" zu deklarieren, ist eine absolute Verdrehung der Realität. Dies unterstellt, alle Teilzeitjobber würden gern und freiwillig so wenig verdienen, nicht nur nicht ihre Familie, sondern idR nicht einmal sich selbst davon ernähren zu können.
Die Behauptung, dass ein allgemeiner Mindestlohn wird seit Jahren von den Neoliberalen gebetsmühlenartig wiederholt - richtig wird dies deswegen noch lange nicht. Stattdessen hat eine Langzeituntersuchung der Uni Berkeley ergeben, dass dies nicht stimmt.
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/nachrichten/us-studie-die-wahrheit-ueber-mindestloehne;2713774;0
Soweit nur einmal mein kurzer Ausflug zu Deinen vermeintlichen Wahrheiten. Dies ließe sich problemlos an anderen Stellen Deiner Behauptungen fortsetzen.
Upps. Da war wohl ein Textmonster am Werk, welches gleich ganze Wörter frisst. :-) Mehrfach sogar.
AntwortenLöschenAber man kann ja trotzdem entziffern, was ich ausgedrückt habe.
Mal was grundsätzliches zu "Mal was grundsätzliches...": Großartige Idee. Das ist Dienst am Leser. Dass ich beim ersten Besuch dieses Blogs gleich einen dieser Einträge gefunden habe, hat dazu geführt, dass ich immer wieder einmal vorbeischaue. Diese Zusammenfassung des bisherigen Standpunktes könnten sich andere Autoren durchaus abgucken.
AntwortenLöschenDanke! Das hört man gerne.
AntwortenLöschenHallo Stefan und @Lutz
AntwortenLöschendass reguläre Jobs abgebaut und aufgesplittet wurden, ist nicht dominierend. Das gab es, und es wurde natürlich überall aufgegriffen und von linker Seite verallgemeinert. Diese Gefahr gehört zu den Risiken und Nebenwirkungen, die man mit wohlfahrtsstaatlichen Maßnahmen provoziert - als Politiker hätte ich versucht Aufstockung zwingend von der Unternehmenssituation abhängig zu machen - da müsste man schlimmstenfalls viele Grenzfälle berücksichtigen, überlegen, abwägen, ggf. Bürokratie anwerfen - so ist das nunmal im Wohlfahrtsstaat. Jetzt repariert man mit der Schlecker-Klausel im nachhinein nun rum. Fakt ist aber, dass sich unterm Strich! die neuen Jobs aus der Nichterwerbstätigkeit speisen: http://bit.ly/e4VikN , http://bit.ly/h8dWox (iw Köln). Schon ab 2007 stieg die Zahl der Erwerbstätigen auf Rekordniveau (40,7 mittlerweile), +1,6 Mio im Vergleich zu vor ALGII, ohne dass dies durch Ein-Euro-Jobber (0,3) zu erklären sei oder dass privat zu vermittelnde Arbeitslose einberechnet sind.
Lutz behauptet das Gleiche wie du und versucht es zu belegen mit der Erwerbstätigenrechnung http://www.ak-etr.de/ und dem Geplänkel des ND-Artikels. Die dortigen Zahlen und Analysen tragen nichts zur Sache bei, sie haben nichts mit der Frage des eventuellen Verlusts von regulären Jobs zu tun. Sie bejammern lediglich, dass von 1,9 Mio neuen Jobs nach eigener Definition nur 0,4 Mio "vollwertige" Jobs sind und der Rest eben atypisch - nun, das wusste man schon vorher.
Die Entwicklung der Leistungsbezieher anhand der BA-Berichte. ALG I + II
Dez 2004: 4.321 (also 4,321 Mio)
Jan 2005: 6.160
Sept 2005: 6.437
2006: 6.837
2007: 6.356
2008: 5.926
2009: 6.048
2010: 5.922
Man sieht den statistischen Effekt der Änderung 2005. Hauptsächlich im Zeitraum 2005/2006 gab es die statistische Anpassung auf neuer Grundlage und Ersterfassung von Ansprüchen. Der Kreis der Berechtigten vergrößerte sich - Angehörige wurden erfasst, verdeckte Bedürftigkeit wurde offengelegt (teils automatisch, was früher erst selbst geltend gemacht werden musste und eben nicht geschah), elternunabhängige Ansprüche, die Zahl der Bedarfsgemeinschaften wurde provoziert und stieg, erstmalige Erfassung schon bisher vorhandener Aufstockungsmöglichkeiten. Es gab mehr Leistungsbezieher und zudem teils mit erhöhten Leistungen, was vorher nicht geltend gemacht wurde. Die Dunkelziffer wurde etwas abgebaut.
Der Trend, die Abnahme der Zahl der Leistungsbezieher ist nicht! statistisch verfälscht. Das, was man ggf. noch reinrechnen müsste, verändert nicht den relativen Trend, nur das Niveau. Nimmt man die Zahl der Sozialhilfe-Bezieher hinzu, ändert sich auch nichts - auch sie nimmt stetig ab. Aktuell 1,3 Mio oder so. Innerhalb der sinkenden Zahl der Leistungsbezieher, nahm die Zahl der Aufstocker zu und die Zahl der Arbeitslosen ab - und das ist positiv, das war das Ziel - aus der Nichterwerbstätigkeit kommen neue Jobs - wir zahlen weniger, wir müssen "nur" noch aufstocken. Die Zahl der höher entlohnten Aufstocker nimmt ab, Aufstockung ist ein Phänomen von zu geringer Arbeitszeit.
Zu anderen Sachen poste ich später.
Hallo Herr Stefan Sasse,
AntwortenLöschenaufgrund Ihrer informativen Artikel bin ich regelmäßig hier beim Oeffinger und ohne mich zu äußern - bis heute ("Es gibt [wohl] immer ein erstes Mal"), denn tatsächlich übernehmen Sie das Neo-Sprech des politischen Gegners und schreiben von einer "Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe"...
Den Menschen wurde eine für den sozialen Zusammenhalt BEWÄHRTE und dem inneren Frieden dienliche Sozalversicherung WEGGENOMMEN, mit der Folge einer riesigen Enteignung und Entrechtung, schließlich fielen ab Januar 2005 (mit Inkrafttreten des ALG II) ALLE aus der neuen "Sozialversicherung", deren Ehepartner ein am bzw. über dem Existenzminimum liegendes "Einkommen" besaß!
Warum also kein Tacheles wie "die sog. 'Zusammenlegung' von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe" schreiben oder besser gleich die ZERSTÖRUNG DER ARBEITSLOSENHILFE. (?)
Mir ist wirklich schleierhaft, warum hier ein so übles Neo-Sprech bzw. so ein Euphemismus verkündet wird.
Ich ging davon aus, dass meine Kritik daran deutlich genug war:
AntwortenLöschen"Die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe endete damit, dass alle unterschiedslos Sozialhilfe erhielten - einen fixen, kleinen Geldbetrag, der von einer ausufernden Bürokratie nach undurchsichtigen Bedürftigkeitskriterien ausgeteilt wird wie einst Brosamen an die Bettler. Hartz-IV hat den Charakter einer milden Gabe des Staates an all jene, die nicht fähig oder willens sind, für sich selbst zu sorgen."
@Tobias: Wie ordnest du da dann die Debatte um zu geringe Löhne ein? Und die Schrumpfung des real zur Verfügung stehenden Geldbetrags bei jedem?
AntwortenLöschenZu @Lutz und Mindestlohn *seufz*
AntwortenLöschenDie konkrete Studie - von linken Ökonomen, die ständig mit den gleichen Ergebnissen aufwarten, die sich überhaupt nur linken Fragestellungen widmen - kann man hier nicht auseinandernehmen - du hast sie ja ohnehin nicht gelesen. Der augenscheinlich reißerische Titel von Olaf Storbeck, einem bekannten aus dem linken Lager beim achso liberalen Handelsblatt, ist kaum ernstzunehmen. Dass Mindestlöhne auf Kosten von Beschäftigung gehen, ist umfassend untersucht und belegt - gegenteilige Studien haben immer einen Haken, der zuweilen berechtigt ist und auch nicht bestritten wird. Dass Mindestlöhne jobfeindlich sind, sagt einem der gesunde Menschenverstand - ich fühle mich jedes Mal aufs Neue veralbert, wenn das in Frage gestellt wird. Es gibt Ausnahmen, es gibt konkrete Konstellationen - wie in einem Monopson - wo die negativen Effekten gegen Null gehen, und das wird auch nicht bestritten. Je geringer die Höhe, je langsamer der Anstieg, je schwächer die Betroffenheit, je monopsonistischer der Arbeitsmarkt, umso weniger schädlich sind Mindestlöhne. Man kann gezielt Märkte untersuchen, um zum Ergebnis zu kommen, dass keine negativen Effekte festzustellen waren - und das stimmt sogar noch. In den USA ist der Mindestlohn relativ gering, er war bei $5.15, er betrifft 1% der Vollzeitbeschäftigten. Betroffen sind vor allem Jugendliche und Berufseinsteiger, und gerade hier wurden relativ deutlich negative Effekte festgestellt, das dürfte praktisch auch Laien ins Auge springen, wenn man sich Statistiken anschaut. In Frankreich ist der Befund himmelschreiend, aber selbst hier schaffen Linke es dies zu leugnen. Sahra Wagenknecht hat ja diese Woche den Vogel abgeschossen als sie in ideologischer Verblendung behauptete der Mindestlohn hätte Jobs in Frankreich geschaffen.
Umfassende Analysen durch linke Wirtschaftler von Mindestlohn-Studien gab es kürzlich, 2009/2010, von der Böckler-Stiftung in ihrer WSI-Zeitschrift und von Norbert Häring in seinem Buch "Markt und Macht", in dem er versucht die Marktlogik zu wiederlegen. Man stellte sich der Aufgabe ins Detail zu gehen, zu vergleichen und Schlussfolgerungen abzuleiten. Ich war sehr zufrieden zu lesen, dass man negative Effekte von Mindestlöhnen zugeben musste und Mindestlöhne nicht wirtschaftlich, sondern einzig politisch wünschenswert sind ... natürlich war dies nur zwischen den Zeilen zu lesen, in all den Relativierungen und Spitzfindigkeiten - Spitzfindigkeiten, die grundsätzlich wohl von keinem Ökonomen bestritten werden. Häring empfiehlt moderate Mindestlöhne knapp oberhalb der niedrigsten Marktlöhne und viel Anpassungszeit, damit Unternehmer ihre Produktion umorganisieren können oder Gelegenheit haben ihre Produktpreise zu erhöhen. Nun, das ist eine Ohrfeige für Forderungen von 7,50 oder gar 10 Euro. Häring hat leider nicht den Mut dies deutlich auszusprechen. In manchen Gebieten und in manchen Berufszweigen ist der Marktlohn 3-5 Euro, in strukturschwachen Gebieten, oder bei einem Überangebot - Friseure etwa. Mindestlöhne von 7,50 oder 10 Euro würden hier Anbieter radikal ausdünnen. Das kann man wollen oder nicht. Und was ist allgemein mit neuen Existenzen? Mindestlöhne, an die sich andere ggf. angespasst haben, sind Wettbewerbsvorteile für etablierte Unternehmen. Neue müssen aus dem Stand heraus Marktanteile gewinnen, bei künstlich erzeugter eklatanter Benachteiligung. Wie misst man hier die Zahl nicht entstandener Firmen? Bastiat - Was man sieht, und was man nicht sieht. Ich hab schon wieder so viel geschrieben, ich poste erst mal ... musste schon kürzen, weils zuviel war.
Der gute Mittelbau des Beitrages ist für die Katz', wenn er doch nur auf ein arbeitsverherrlichendes Schlußplädoyer hinausläuft.
AntwortenLöschengez. Braunes Hartz.
@Stefan zur Netto-Frage
AntwortenLöschenAch, das ist auch komplex, da muss man ins Detail gehen. Je nachdem, was man untersucht und welchen Fokus man legt. Wirtschaftliche Entwicklung geschieht zeitversetzt. Schwarz/Gelb hat Bürger entlastet. Der Steuerzahler-Tag war früher. Kommunen geht es (noch) schlecht. Kommunale Leistungen/Preiserhöhungen werden gegengerechnet. KV-Beiträge wurden (regulär) wieder auf Vorkrisenniveau gesetzt - was natürlich kein Grund zur Freude ist. Etc.
PS. Im zweiten Absatz oben heißt es natürlich "widerlegen", nicht wiederlegen. Das war peinlicher Tippfehler.
Auch wenn eine (wie immer deutliche) Kritik folgt, warum folgt diese einer "Zusammenlegung" von Arbeitlosen- und Sozialhilfe?
AntwortenLöschenDas Unverständnis bleibt;
zumal bei dem Hintergrund, dass mit dieser sog. "Zusammenlegung" der größte Raub- und Entrechtungszug (seit dem Bestehen der Bundesrepublik) vollzogen wurde.
@Antonia: Dass man versuchen wollte, den diskriminierenden Sozialhilfe-Charakter abzuschaffen ist lobenswert; das Ergebnis weniger.
AntwortenLöschen@Tobias: Witzig, dass Befürworter der Mindestlöhne das Gleiche sagen wie du. Und was ist deine Lösung für das Problem, wenn der Lohn nicht zum Leben reicht? "Brauchen" wir das dann, wenn eh der Staat einspringen muss? Und was hält Unternehmen ab, immer tiefer zu gehen und so das Lohngeld vom Steuerzahler zu holen, der wegen sinkender Löhne immer weniger Steuern zahlt?
@ Stefan Sasse: Zumindest der Versuch, den diskriminierenden Sozialhilfe-Charakter abzuschaffen, könnte umso eher gelingen, wenn sich das "freiheitlich-linke Spektrum" kein Neo-Sprech unterjubeln und verkünden sondern sich der unmissverständlichen Sprache bedienen würde.
AntwortenLöschen@Stefan
AntwortenLöschenWohlfahrtsstaatliche Maßnahmen erzeugen ständig Dilemmas. Dat isses ja ... ein Eingriff führt zum nächsten. Überall, wohin man blickt, schon angefangen beim Geldmonopol oder der Währungsunion - es läuft was schief und ständig ist der Druck da die Fehler zu beheben und sich weiter reinzureiten. Warum erscheint ein ML ggf. immer notwendiger? Weil wir (aus ehrenwerter Motiven) künstlich Lohndruck erzeugen - weil man Aufstockung zulässt, Existenzminimum. Warum ist unsere Arbeitsmarktlage überhaupt so katastrophal? Weil wir überreguliert sind und Arbeit künstlich verteuern. Anderen, die diese Belastungen nicht haben, geht es besser. ML bedeuten nicht per se zementierte Arbeitslosigkeit und künstlicher Lohndruck durch eine schwächere Arbeitnehmer-Position - die Empirie lehrt, dass man die negativen Effekte ausgleichen, indem man an anderer Stelle flexibler ist - siehe etwa Australien oder Dänemark (besonders im Vergleich zu Schweden). Der konkrete Maßnahmenmix ist länderspezifisch unterschiedlich. Was ist Deutschlands größtes Manko? Arbeitsrecht und Arbeitskkosten.
@ Tobias Fuentes:
AntwortenLöschen*zurückseufz* Nun, dann mal Streichfett an die Meeresbewohner. Da Du gerade von "gesundem Menschenverstand" schriebst ...
Schauen wir doch mal in die Praxis. Ein nicht unerheblicher Teil der von Niedriglöhnen Betroffenen ist im DL-Sektor angesiedelt. Verkäufer(innen), Gastronomie-Mitarbeiter, Pflegekräfte, Reinigungskräfte, die von Dir angesprochenen Friseusen und weitere Berufsfelder. Was würde uns drohen, wenn auch dort ein allgemeiner Mindestlohn gelten würde?
Würden wir zukünftig aller 4-6 Wochen nur noch nach Polen zum Friseur fahren können? Führen wir wöchentlich nach Österreich zum Einkauf, weil es in Deutschland keine Einkaufsstätten mehr gäbe? Würden die zu reinigenden Objekte, egal ob private oder geschäftliche, nun nach Dänemark umgesetzt? Wanderten die Handwerksfirmen in die Tschechei aus?
Nichts dergleichen würde passieren. Stattdessen würde das Einkommen genau derjenigen verbessert werden, welche, neben anderen Beziehern von niedrigen Einkommen, die höchste Konsumneigung haben. Und eben dies würde den Binnenkonsum stärken.
Lutz,
AntwortenLöschenviele der Branchen, die du grad nanntest, haben branchenspezifische Mindestlöhne. Es gibt sie, da brauchen wir keinen allgemeinen auf noch höherem Niveau, der gerade in solchen sensiblen Branchen über dem Marktlohn liegt. Jeder muss praktisch zum Friseur - rechtfertigt das die Löhne und Preise radikal anzuheben? Selbst hier würden kurzfristig viele Anbieter kaputt gehen, weil selbst hier Nachfrager ihr Verhalten ändern würden und seltener zum Friseur gehen. In der Gastronomie ganz zu schweigen, man geht einfach nicht mehr aus. Das Einkommen von Friseuren würde sich erhöhen und mit diesem Einkommen haben sie dann Geld, um sich den teureren Haarschnitt bei anderen Friseuren schneiden zu lassen. Man merkt, dass hier was nicht stimmt. Es gibt unterschiedliche Lohnniveaus, ein genereller Mindestlohn von 7,50 würden dem Gros der AN nicht mehr Einkommen bescheren, er würde lediglich den Haarschnitt verteuern. AN wären schlechter gestellt und sie würde ihr Verhalten anpassen und weniger ausgeben können - wenn nicht für den Friseur, dann bei anderen Sachen.
Wir würden nicht mehr zum Friseur gehen, nicht mehr in die Gastronomie, nicht mehr Einkaufen, keine defekten Wasserleitungen mehr reparieren lassen? Warum eigentlich nicht?
AntwortenLöschenWeil dann diejenigen, die sich dies vorher nicht mehr leisten konnten, nun mehr Lohn in ihrer Tüte haben? Weil nun diejenigen, welche nicht von dem Mindestlohn profitieren würden, weil ihr Einkommen schon vorher darüber lag, nun etwas weniger auf die hohe Kante legen können, es sich aber dennoch noch leisten können/müssen?
Löhne sind nicht nur Ausgaben für Unternehmen. Sie stellen auch potentielle Nachfrage für die Firmen dar. Und dies gerade in den Händen derjenigen, deren Konsumquote gegen 100 Prozent geht. Dieses Argument sollte eigentlich auch dem letzten Hardliner einleuchten.
Lutz, deine Annahmen habe ich oben drüber schon widerlegt. Das allgemeine Einkommen steigt nicht bei generellem ML von 7,50 oder 10 Euro. Es macht unterm Strich einseitig nur bestimmte Waren und Dienstleistungen teurer. (Und nochmal, wenn der ML über dem Marktlohn liegt, geht's auf Kosten der Beschäftigung. Ansonsten würde jede Steigerung des MLs die Beschäftigung erhöhen.)
AntwortenLöschenIm übrigen, meine Überzeugungen kommt vielfach aus persönlicher Erfahrung ... und selbst hier, bei Friseur und Gastronomie ... ich sage dir aus persönlicher Erfahrung, bei hohen Preisen werden Ausgaben gekappt und rationiert.
Mein lieber Tobias, wenn Dir die Arbeitsplätze so wichtig sind, dass die anderen Leute für Hungerlöhne schuften sollen, dann ist das sehr eigennützig gedacht.
AntwortenLöschenMassenarbeitslosigkeit lässt sich nämlich sehr einfach ohne sinkende Löhne mit einer nachfrageorientierten und expansiven Geldpolitik abbauen. Das ist selbstverständlich zum Schaden der Reichen und der Rentiers, die vom Neoliberalismus und Monetarismus profitiert haben, aber das soll ja auch genau so sein.
Selbstverständlich ist die Durchsetzung einer keynesianischen Politik für steigende Masseneinkommen und eine soziale Marktwirtschaft eine Machtfrage. Aber ewig wird die neoliberale Propaganda angesichts der realen und spürbaren Folgen dieser Politik nicht wirken.
Dann gibt es den - wie die Neoliberalen so schön sagen - "Day of Reckoning" für die Profiteure der mit restriktiver Geldpolitik seit dreißig Jahren absichtlich verursachten Massenarbeitslosigkeit, die durch Sozialabbau und Lohnkürzung wieder überwunden werden sollte.
Ich freu mich schon darauf!
welche arbeitsplätze würden denn bei mindestlohneinführung verloren gehen ?? doch nur die sowieso unter aller würde sind ..allein schon der bezahlung wegen ..um die wäre es aber auch nicht schlimm....und sind wir mal ehrlich ....wenn die wirtschaft nicht willlig ist , gesellschaftkonforme löhne durchzufechten ,dann muss halt der papa staat den massstab setzen !!!
AntwortenLöschen@Tobias: Ich sehe aber immer noch nicht, welche Alternative du vorschlägst...
AntwortenLöschen@Stefan
AntwortenLöschenNun, ich hatte ja gesagt, eine Möglichkeit ist, das Aufstocken von der konkreten Unternehmenssituation abhängig zu machen - wenn Kriterien erfüllt sind, die darauf hindeuten, dass der Unternehmer die Aufstockmöglichkeit ausnutzt, erhält der AN keine ergänzendes ALG. Dann wird der AN den Job ablehnen (müssen), der AG findet keine entsprechenden AN und muss seine Lohnhöhe nach oben anpassen. Aufstockung ist eine Subvention für den AG, die Berechtigung muss nachgewiesen werden. Zweitens, man schafft tatsächlich einen Mindestlohn, muss aber an anderer Stelle die negativen Effekte ausgleichen - zwingend beim Kündigungsschutz, aber das wird nicht reichen, Australien und Niederlande sind wohl die einzigen Länder, die trotz generellen Mindestlohns einen guten bis sehr guten Arbeitsmarkt haben - jeweils aber mit wirtschaftlichen Besonderheiten; oder von Dänemark kann man manches (nicht alles) auch noch lernen. Drittens, am besten nmA natürlich ein völliges Umdenken, eine generelle Liberalisierung in sämtlichen Bereichen, damit sich die Arbeitnehmer-Position grds. verbessern kann.
Heute ist wohl Alfred Hayek-Gedenktag.
AntwortenLöschengez. Braunes Hartz.
Friedrich-August-von-Hayek hieß der Schelm, pardon, B.H.
AntwortenLöschenDas mit dem Nachweisen klingt ja ganz gut, schafft aber erneut ne ziemliche Bürokratie und Filz, oder? Und wieso sollte sich die Lage mit einer starken Liberalisierung für Arbeitnehmer verbessern? Arbeitnehmern ging es besser, als der Staat regulierend eingriff, nicht als die Wirtschaft noch praktisch ungelenkt war (Stichwort Manchesterkapitalismus).
AntwortenLöschen"eine generelle Liberalisierung in sämtlichen Bereichen"
AntwortenLöschenDas wird bestimmt die Probleme lösen. Ich habe ihre Kommentare verfolgt und mich gewundert. Immer wieder kommt, es ist bewiesen, es sei widerlegt, usw. Ich muss sie leider aufwecken aus ihrem Ökonomieschlaf.
Joseph Stieglitz sagte:
"Die Ökonomie ist die einzige Wissenschaft, in der sich zwei Menschen den Nobelpreis teilen können, weil ihre Theorien sich gegenseitig widerlegen."
Viele ihrer vorgebrachten Argumente sind aus Wirtschaftsmodellen entlehnt. Diese haben ein wesentliches Problem und zwar den Gültigkeitsbereich. Das gilt nicht nur für neoliberale Marktgesetze, sondern ebenso für alle anderen. Es werden Annahmen getroffen, welche nicht haltbar sind. Für den Arbeitsmarkt müssten sie die freie Wahlmöglichkeit einführen, auch das der Arbeitnehmer beliebig flexibel ist und alle Informationen hat. Machen sie das nicht, dann müssen sie Anpassungsfaktoren einführen. Diese sind schwierig zu determinieren. Verstanden ist sehr vieles nicht, da die Zusammenhänge viel zu komplex sind.
Das die niedrigen Löhne in Deutschland für die Exporterfolg unrelavant sind stimmt nur, wenn sie den Euro vernachlässigen. Sie haben einen starken Überschuss, dann senken sie stärker als ihre Währungspartner die Lohnstückkosten und haben immer noch einen starken Export. Nur in diesem Fall nützt ihnen das etwas. Das gewonnene Kapital floss dann ins Ausland (das erkannte sogar Herr Sinn) und wurde nicht investiert. Wo ist also der Gewinn für die deutsche Volkswirtschaft. Wir haben Schuldscheine und unterstützen die Staaten welche bei uns verschuldet sind.
"eine generelle Liberalisierung in sämtlichen Bereichen"
Wie in Chile?
Eine komplette wirtschaftliche Liberalisierung kann nur zu weniger Freiheit führen. Die ärmsten würden sonst irgendwann den Aufstand suchen. Wie wollen sie das verhindern? Sie glauben daran, dass ein Systemwechsel die Probleme lösen kann. Sie vergessen dabei, dass sie die Menschen nicht auswechseln. Das war der gleiche Fehler der vom politischen Sozialismus/Kommunismus begannen wurde. Nur restriktiven Maßnahmen konnte sich die Systeme halten.
Siehe Naomi Klein "Schkock Strategie"
Hartz IV soll nur Übergang sein?
AntwortenLöschenEs gibt eine Million Alleinerziehende für die es kein Übergang ist, mindestens zwei Millionen gesundheitlich EIngeschränkte, mindestens 2 Millionen als erwerbsfähig eingetufte Langzeitarbeitslose , mindestens 4 Millionen Grundsicherungsrentner Tendenz stark steigend, ...
Frau Merkel, Renate Künast, ... sind zynische menschenverachtende Politiker.
Subventionen für die Arbeitgeber.
AntwortenLöschenIch lach mich kaputt.
600 Milliarden Auslandsforderungen auf durch Kredit finanzierte Auslandslieferungen sind dabei uneinbringlich zu werden. Für die der Staat sich verpflichtet als Ausfallbürge zuz haften. Dass ist das ganze Geheimnis des deutschen Exporterfolges. Ein riesiges Marktversagen.
"Ein riesiges Marktversagen."
AntwortenLöschenWo ist das Versagen? Die Exportwirtschaft möchte viel verkaufen. Um das zu erreichen treibt sie die Politik an. Diese folgt den Vorschlägen und bringt den Export in Form. Dies führt zu guten Bilanzen innerhalb dieses Zweiges unserer Wirtschaft. Der volkswirtschaftliche Gewinn ist zweifelhaft, aber der Markt hat nicht versagt. Die Poltik hat versagt, ebenfalls die Wirtschaftswissenschaften. Der Markt hat nicht versagt. Er hat Profite maximiert, das ist schließlich das Ziel.
@Stefan
AntwortenLöschenDass daraus Bürokratie & Co folgt, hatte ich schon zweimal erwähnt und bedauert. Es gäbe viele schwierige, selbst verfassungsrechtliche, Fragen und neue Ungerechtigkeiten - anders geht es eben nicht. Das ist der Preis für staatliche Wohltaten. Wenn man zum Ergebnis käme, dass Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis stehen, müsste man es lassen und mit dem Missbrauch leben. Die andere Variante, Mindestlohn + Lockerung Arbeitsrecht + Senkung Arbeitskosten ist bei uns Utopie, nicht durchsetzbar.
Warum Liberalisierung die Situation zum Positiven wendet ... das führt zur Grundsatzdebatte, die wir wohl kaum ausführlich führen können. Aus liberaler Sicht sind bestehende Restriktionen und Hemmnisse für unsere hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich, die die Position der AN verschlechtert. Freie Wirtschaften haben eine signifikant geringere Arbeitslosigkeit und Armutsquote als regulierte Wohlfahrtssysteme und andere sozialistischen Versuche. Auch mir wurde die Feststellung eingeimpft, dass staatliche Eingriffe notwendig seien, um Fehlentwicklungen auszugleichen und Armut zu lindern. Der Fürsorgestaat manipuliert seine Untertanen. http://www.zeit.de/2003/41/Manchesterliberalismus Nicht Eingriffe haben Wohlstand geschaffen, es waren die Triebkräfte selbst, die Menschen aus Armut geführt und Zustände geschaffen haben, die Missstände verschwinden ließen. Nimm das Extrem Kinderarbeit ... das industrielle Zeitalter hat Kinderarbeit nicht geschaffen - Armut und Elend ist der Ursprungszustand - es hat einen Prozess in Gang gesetzt, der zu Wohlstand und den Voraussetzungen führte, dass Armut überwunden wurde, dass eine Familie nicht mehr auf die Mitarbeit der Kinder angewiesen war und dass Kinder in die Schule gehen konnten. Verbots- und Sozialgesetze sind immer überflüssige Pseudowohltaten. Immer nur Ergebnis einer Entwicklung - sie lassen sich nur durchsetzen, wenn es die Gesellschaft entwickelt und reich genug ist, ansonsten schert sich zu Recht keiner einen Dreck um sie. Bismarcks bevormundende Sozialgesetze sollten nicht vorrangig den Menschen nützen, sie sollten seine Machtposition in einem autoritären Staatsgebilde sichern.
Bezüglich Bismarck hast du Recht; deine Schilderung übersieht aber, dass das Vorhandensein solcher Gesetze und Regelungen, egal wie unbedeutend sie sind, Erfolge absichern können und andererseits möglicherweise durch ihre reine Symbolkradt Entwicklungen anstoßen können.
AntwortenLöschenAlso, das sind schwammige Floskeln. Symbolkraft ... was soll das denn? Ich rege mich etwa immer über die Behauptung auf, dass eine Mitbestimmung im Betrieb, Mitarbeiterbeteiligung, ein nettes Betriebsklima etc. verantwortlich für unseren Wohlstand seien, oder wie auch immer damit argumentiert wird. Ein Funken Wahrheit ist da sicher dabei, aber es ist ein krasser Nebenschauplatz, teils eine Selbstverständlichkeit, die sich von selbst einstellt - so man die Voraussetzungen zulässt - und die man kaum verordnen kann. Unsere "Entsolidarisierung" ist Ergebnis unserer Zwangssolidarisierung. Usw.
AntwortenLöschenDu wirfst mir schlammige Floskeln vor, wirfst aber mit Liberalismus und Zwangssolidarisierung um dich ^^
AntwortenLöschenWarum sollte betriebliche Mitbestimmung eine Selbstverständlichkeit sein, die sich von alleine einstellt? Hast du da nicht etwas arg blindes Marktvertrauen?
Hallo Herr Stefan Sasse,
AntwortenLöschenabschl. noch einmal zu Ihrer (was ich nicht beleidigend meine) blauäugigen Annahme, dass die sozialdemokratische Reaktion "lobenswerterweise" (sic) den "diskriminierenden Sozialhilfe-Charakter (hat) abschaffen" wollen; denn das, geschätzter Herr Sasse, meinen Sie noch immer - obwohl erst letzte Woche auf die verbrecherische Maschmeyer-Bande hingewiesen wurde.
Die menschenverachtende Agenda 2010 ist vieles; vor allem aber ist sie ein gigantisches Projekt für die Privatversicherungen und für die Bertelsmann-Krake, weshalb diese Agenda "nur" durch einen "Putsch von ganz Oben" vollzogen werden konnte.
http://putschvonganzoben.twoday.net/stories/378617/
Fazit:
Es bleibt unbegreiflich, wie selbst fortschrittliche Linke z.Bsp. beim ALG II von einer Arbeitslosen- und Sozialhilfe-"Zusammenlegung" sprechen können.
Dann übrigens sollte man immerhin so konsequent sein, bei den (in den Fängen der Arbeitsargentur befindlichen) Arbeitslosen auch von "Kunden" zu sprechen.
"Das ist der Preis für staatliche Wohltaten."
AntwortenLöschenAnalysieren wir einmal den Satz.
Im Herdentrieb wird genau erklärt, warum Geldvermögen und Geldschulden sich immer die Waage halten. Ein Geldvermögensaufbau ist immer auch ein Geldschuldenaufbau.
Die Verschuldung des Staates bedeutet also immer für jemanden, sei es dem Unternehmenssektor oder dem Privatsektor, einen Geldvermögensaufbau.
Konzentriert sich der Geldvermögensaufbau in den Händen weniger, bestimmen diese über kurz oder lang die Struktur der volkswirtschaftlichen Nachfrage.
Hat das irgendetwas mit Demokratie zu tun?
Der Markt ist nicht demokratisch.
Er ist totalitär, sozialdarwinistisch und er tötet ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich habe Angst davor, was aus 80% der Bevölkerung wird, wenn die Struktur der deutschen Volkswirtschaft ganz auf die Bedürfnisse der Guttenbergs und Döpfners ausgerichtet ist.
Hallo Antonia,
AntwortenLöschenmir ist völlig klar, was die Agenda geworden ist. Die Idee der Zusammenlegung existierte aber bereits vorher, und wurde obwohl pervertiert in der agenda gleichwohl umgesetzt. In einer schlechten Form, sicherlich, aber nichtsdestotrotz.
@Stefan
AntwortenLöschenDas ist pure Logik. Wenn Einbindung von Mitarbeitern allen förderlich ist, das Unternehmen voranbringt, Erfahrung Wettbewerbsvorteile sind, ist es im ureigenen Sinne eines Unternehmers dies durchzusetzen. Umso mehr in Wettbewerbssituationen, wenn um die besten Mitarbeiter geworben wird - gleich welcher Hautfarbe und Herkunft. Zudem, je wohlhabender eine Gesellschaft, umso höhere Ansprüche können von! Arbeitnehmern gestellt werden ... Mitbestimmung & Co sind heute Luxusprobleme. Tocqueville-Paradox.
@Anonym zur Vermögenskonzentration
Du gehst davon aus, dass bei freien Märkten, bei freiem Marktzutritt eine Tendenz zur Monopolisierung besteht. Das ist theoretisch unmöglich. Und praktisch widerlegt - man lasse den Meister sprechen: http://www.youtube.com/watch?v=tdLBzfFGFQU Welche Monopole oder Oligopole einem auch einfallen - es gibt sie nicht durch freie Märkte, sondern Regulierung. Ausgenommen temporäre Monopole, die - das mag man sehr bedauern - von Konsumenten gewünscht werden. Beispiel ebay und PayPal ... sie haben Monopolstellung. Trotz im Prinzip eklatanter Nachteile lässt der Verbraucher durch sein Verhalten derzeit keine Konkurrenten zu. Aber auch das wird irgendwann ganz von allein anders sein. Oder Microsoft, Apple & Co - es gibt temporäre Monopole, es gan und gibt unternehmerische Fehlentscheidungen und das Blatt wendet sich wieder. AOL, Yahoo - alle verschwunden. Medienlandschaft ... davon abgesehen, dass bei der Etablierung von bestimmten Medien immer der Staat seine Finger im Spiel hatte und manche Konzentration verschuldete, kann man nicht von Monopolisierung und Manipulation durch Medien sprechen - das sind Hirngespinste. Linke glauben gekaufte "neoliberale" Medien manipulieren uns. Nun, "Neoliberale" bejammern eher das Gegenteil.
Sorry Tobias, aber hier machst du es dir mit deiner puren Logik deutlich zu einfach. Du ignorierst quasi völlig die Entwicklung der letzten Zeit. Wenn eine allgemeine, deutliche Abwärtsspirale bei den Arbeitsbedingungen existiert muss ich relativ nur sehr mindergute Bedingungen anbieten.
AntwortenLöschenDavon abgesehen, und das ist das viel größere Manko deiner Argumentation, gilt dieses ganze Arbeitsplatzaussuchen und um Mitarbeiter werben immer nur für hochqualifizierte Bewerber. Besonders geringqualifizierte AN haben praktisch überhaupt keine Verhandlungsmacht, um in einem komplett freien System irgendwelche Mitbestimmung oder so für sich herauszuhauen; das bliebe einzig den Hochqualifizierten vorbehalten, die ihren eigenen Nutzen maximieren und die breite Masse nicht beteiligen werden, die dank dem Fehlen staatlicher Unterstützung in deinem System gar keine andere Wahl hätte, als alle Arbeitsangebote anzunehmen, die ihr geboten werden.
@Stefan
AntwortenLöschenja sicher haben wir miese Zustände. Wir haben seit den 70ern Massenarbeitslosigkeit - die kam nicht plötzlich über Nacht über uns herein, sie wurde politisch verursacht, durch Regulierung und Ausgabenpolitik. Die Misere wuchs parallel zu sämtlichen Wohltaten, es wurde immer draufgesattelt. Aber wenn es schlimmer wird, wenn Arbeitslosigkeit steigt, wenn man das ganze Elend trotz jährlicher Rekordeinnahmen nicht mehr finanzieren kann ... excuse me ... ist das die Schuld vom Hirngespinst "Turbokapitalismus"?
Geringqualifizierte sind grundsätzlich immer im Nachteil, so ist das nunmal. Trotzdem man denkt hier immer an den bösen anonymen Konzern, der sich einen Dreck um Mitarbeiter schert. In der Realität wird die Wirtschaft von Mittelständlern getragen, von kleinen Leuten, die Kontakt zu ihren Beschäftigten haben - da geht es nicht ständig um Hochqualifizierte, da kommen andere Qualitäten zum Tragen. Jeder versetze sich gedanklich selbst in die Lage andere zu beschäftigen - wie würdet ihr mit euren Mitarbeitern umgehen? Menschlich, und umso menschlicher je mehr Verantwortung jeder eigene für seine Mitmenschen trägt. Wenn alles staatlich organisiert wird, wenn Zwangssolidarität verordnet wird ... warum soll man sich dann noch persönlich Gedanken um andere machen? Je freier eine Gesellschaft, umso fürsorglicher ist sie - kürzlich gab es den World Giving Index, eine internationale Zusammenstellung von Spenden- und Hilfsbereitschaft, persönlichen Engagement ... ein Armutszeugnis für Wohlfahrtsstaaten, bei ihnen ist Solidarität Fehlanzeige, sie ist verkümmert.
"Spenden- und Hilfsbereitschaft, persönlichen Engagement"
AntwortenLöschenNur ein Zyniker setzt einen Rechtsanspruch auf Hilfsleistungen in einen Gegensatz zu Hilfsbereitschaft von Menschen , die sich kennen.
Hilfsbereitschaft für eine anonyme Masse kommt im genetisch und erlernten Verhaltensapparat des Menschen nicht vor.
Das Gymnasium ist übrigens so eine Einrichtung wo es um den Gebrauch von Sprache zum eigenen Vorteil und nicht im Sinne von Wahrheitsfindung geht.
Der beste Schönschwätzer wird dann auch der Modephilosoph seiner Generation.
Die Natur und ihre Gesetze kennt er nur vom Hörensagen.
Er hatte ja die ganze geübt besser schön zu schwätzen.
Wow!
AntwortenLöschen"Du gehst davon aus, dass bei freien Märkten, bei freiem Marktzutritt eine Tendenz zur Monopolisierung besteht. Das ist theoretisch unmöglich. Und praktisch widerlegt - man lasse den Meister sprechen: http://www.youtube.com/watch?v=tdLBzfFGFQU Welche Monopole oder Oligopole einem auch einfallen - es gibt sie nicht durch freie Märkte, sondern Regulierung."
Falls Du eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung durchlaufen haben solltest, empfehle ich Dir dringend, Deinen Dozenten auf Schadensersatz zu verklagen.
Unregulierte Märkte neigen prinzipiell zur Monopolbildung. Und je weiter die Monopolisierung vorangeschritten ist, umso massiver gibt es Markteintrittsbarrieren, welche den Wettbewerb durch potentiell neuhinzukommende Unternehmen erschweren (bis hin zu unmöglich machen).
Und das ganze Gescherbel von wegen der Mittelständler als Basis der Wirtschaft kannst Du auch sofort wieder abhaken. Der Großteil der Mittelständler ist auch wieder, in der einen oder der anderen Art und Weise, von Großkonzernen abhängig. Sei es als Lieferant oder als Auftragnehmer. Und damit steht auch der Mittelständler von dieser Seite her in einem Abhängigkeitsverhältnis. Am Ende stehen immer wieder die Großkonzerne. Und die erklären dem Mittelständler schon, was er zu machen haben muss.
Und nochwas: "Wenn alles staatlich organisiert wird, wenn Zwangssolidarität verordnet wird ... warum soll man sich dann noch persönlich Gedanken um andere machen?" - Das sage mal einem gelernten DDR-Bürger! Mal sehen, ob der Dich auslacht. Wetten, dass?
@Tobias: Wie kommst du darauf, dass Menschen automatisch nett und freundlich mit anderen umgehen? Geh auf einen beliebigen Schulhof, und du siehst das Gegenteil. Kuck mal in ein Gefängnis, wo man annehmen sollte, dass die Insassen total viel gemeinsam und einen gemeinsamen Gegner haben - die hauen sich permanent. Warum sollte das in einem kleinen Betrieb, in der eine einzelne Person die Macht über Sein oder Nichtsein hat - es gibt in deinem Utopia keine Sozialsysteme und keinen Kündigungsschutz - total altruistisch sein? Warum sollte er seine Machtposition nicht gnadenlos ausnutzen, wie das in der Menschheitsgeschichte so unzählige Male passiert ist?
AntwortenLöschenEs ist schon witzig: auf der einen Seite versucht man, politische Macht durch Aufteilung und Gerinnung in unzählige sich gegenseitig überwachende Einrichtungen zu blockiern und zerteilen, aber auf der anderen Seite wollen die gleichen Leute, die bei dem Gedanken an die politische Machtübertragung an einzelne Personen sofort dafür sorgen wollen, dass die keinen Unsinn damit anstellen können, praktisch unregulierte Macht in die Hände von solchen legen, die nicht einmal durch Wahlen o.ä. legitimiert sind. Wie passt das denn zusammen?
@Lutz
AntwortenLöschen"Unregulierte Märkte neigen prinzipiell zur Monopolbildung." - Wie soll das gehen? Es geht nicht. Hast du Beispiele? Dann mal raus mit der Sprache. Mit welcher "Regulierung" verhindert man Monopolbildung? Was für eine Unlogik. Nachts ist es kälter als draußen.
Was Mittelstand und Konzerne betrifft - du stellst das in einen Zusammenhang, der nicht trägt, und weichst auf eine abgehobene abstrakte Ebene aus - ein "Abhängigkeitsverhältnis". Natürlich hängt alles mit allem zusammen. Es ist die Ausgangslage, Wettbewerbssituation. Wenn das eintreten würde, was du unterstellst, wäre weder Wohlstand und Einkommen gewachsen noch hätten sich Lebensverhältnisse entschieden verbessert. Du magst Deutschland vor Augen haben - excuse me, wir haben eine künstlich geschaffene und politisch gewollte Benachteiligung von Arbeitnehmern auf regulierten Märkten.
@Stefan
Du behauptest also, dass du - solltest du Arbeitgeber werden - zum Schwein mutierst und deine AN wie Dreck behandelst. Nun, ich behaupte von mir, dass mir dieses Schicksal wie dem überwiegenden Gros der Unternehmer nicht ereilt. "Unregulierte Macht"? - eine freie Wirtschaft verhindert, dass exzessive Macht überhaupt entsteht. S.o.
NEhmen wir einfach mal an du arme Sau landest praktisch mit keinem Geld in deinem System in einem kleinen Ort, in dem ich der einzige Arbeitgeber bin, und nehmen wir mal an, ich bin ein mieses Dreckschwein. Was genau hindert mich jetzt daran zu sagen "ah der Tobias mit seinen blöden Kommentaren" und dich für 20 Cent in der Stunde zum Toilettenputzen von Hand einzustellen, weil du ohne mein Placet nicht das Aufstockergehalt von der ARGE kriegst? Oder für 4,50€, wenn es keine Sozialsysteme mehr gibt? Laut Peter Müller vollkommen ausreichend, Sarrazin würde wahrscheinlich schon Dekadenz wittern. Was hält mich ab?
AntwortenLöschenIch lebe auf der Erde, nicht in Absurdistan.
AntwortenLöschen@Tobias:
AntwortenLöschenZunächst finde ich es gut, wenn ein Liberaler sich um einen sachlichen Ton bemüht. Ich konnte der Debatte bisher mit Gewinn folgen. Deine Meinung zu folgenden Punkten würde mich aber noch interessieren:
@Mindestlohn:
Mir ist nicht klar, wie hier ein höherer Lohn zu einer geringeren Nachfrage führen soll. Nehmen wir an, Gut A verteuert sich. So wird entweder Gut A geringer nachgefragt, oder aber Gut B, für welches ja nun auch weniger Geld da ist, da ich beispielsweise mehr für den Friseur zahlen muß. Da zudem die Teurung über Gut A durch höhere Löhne bedingt ist, so können diese aber wieder vermehrt Gut B oder A nachfragen. Ein Mindestlohn würde demnach nur eine Umverteilung bewirken, es sei denn, es ließe sich nachweisen, daß die Leute generell nur dazu bereit sind, einen bestimmten Teil ihres Lohns zum Friseur zu tragen, aber das halte ich für abwegig.
@Staatsintervention, Zwangssolidarität und der ganze Rest:
Du übersiehst, daß selbst ein von Dir offenbar bevorzugter absoluter Kapitalismus Ergebnis nur einer Staatsintervention wäre, wie ja auch die Schachregeln nicht von selbst entstehen und deren Einhaltung kontrolliert werden muß. Das heißt auch, daß der Kapitalismus nur als verrechtlichtes System bestehen kann, und das heißt auch, daß auch dieser den Superkapitalismus verwaltende Staat mit allen der von Dir geschilderten Nachteile der Regulierungs- und Interventionsausuferung zu kämpfen hätte. Freiwilligkeit hat auch in diesem System keinen Platz, wie sollte sie auch, sind doch Marktteilnehmer nicht am Bestehen des Marktes, sondern nur an ihrem eigenen Wohl interessiert. Ebensowenig ist mir klar, wie nach der liberalen Prämisse, wonach nur dann der Markt das Allgemeinwohl vermittelt, wenn er im Eigennutz wurzelt, so etwas wie freiwillige Solidarität entstehen soll. Und so muß auch die Solidarität eine rechtlich vermittelte sein, das ist auch Ansicht liberaler Sozialphilosophen. Und wenn mir also diese Verdrängung von freiwilliger durch Zwangssolidarität schon apriori nicht einleuchtet, wäre ich für ein empirisches Beispiel dankbar, mir will da nichts einfallen außer ein paar Charity-Steuersenkungs-Eigen-PR-Geschichten.
Wir kommen bei der ganzen Sozialstaatsdiskussion nicht auf den Punkt, solange wir die geldpolitische Verursachung von Krisen und Massenarbeitslosigkeit ausklammern.
AntwortenLöschenDer Kapitalismus ist ein völlig verbrecherisches System, in dem auch heute noch mit restriktiver Geldpolitik oder absichtlich verursachten Finanzkrisen und Börsencrashs die Massenarbeitslosigkeit absichtlich erzeugt wird, um dann die Löhne zu drücken und die Arbeiter immer härter und skrupelloser auszubeuten.
Über den neoliberalen Unsinn von wegen freier Märkte und vom Markt gebildeter Preise und Löhne brauchen wir in Kenntnis der Geschichte der Wirtschaft nicht weiter diskutieren. In den USA haben immer noch die Kapitalfraktionen die Macht, die sich aus den Familien der Räuberbarone und den Gangsterkonzernen von Rockefeller und Morgan entwickelt haben.
Der Monetarismus des "Freiheitsfreundes" Milton Friedman war ja eine Neuauflage der verbrecherischen Deflationspolitik, mit der die angloamerikanischen Gangsterkapitalisten unter Führung von Morgan und Rockefeller schon die Große Depression 1929-33 inszeniert haben. Damals diente die Krise auch dem Zweck, die Löhne zu drücken und den Arbeitern das Rückgrat zu brechen.
Damit muss man sich auseinandersetzen, sonst läuft man den albernen Phrasen der Neoliberalen ins Messer. Die Arbeitslosen sind halt nicht arbeitslos geworden, weil die Löhne zu hoch gewesen wären oder die Sozialleistungen und sie auf einem freien Markt keine Stelle mehr gefunden hätten, sondern weil das Finanzkapital wieder eine Krise mit Massenarbeitslosigkeit absichtlich erzeugt hat, um die Löhne zu drücken und die Profite zu steigern. Absichtlich, wie immer!
Der Tobias weiß das alles selbstverständlich ganz genau, weil er ja den Milton Friedman und seinen "Monetarismus" gründlich studiert und bezüglich seines ganz persönlichen Vorteils analysiert hat.
Die absichtliche Verursachung aller Krisen und Massenarbeitslosigkeit zum Drücken der Löhne durch die Neoliberalen muss das eigentliche Thema werden, wenn wir hier irgendwann weiter kommen wollen.
Meinen Beitrag oben muss ich noch um eine kleine Warnung ergänzen. Dass Wirtschaftskrisen absichtlich verursacht werden, ist ein absolutes Tabuthema und wer sich das antut, wird auf dem "freien Arbeitsmarkt" im Kapitalismus nie wieder eine Stelle etwa als Journalist bekommen können, auch für einen Lohn von Null nicht!
AntwortenLöschenVermutlich wird sich das eh jeder denken können, der die realen Verhältnisse in unserer "freien" Marktwirtschaft kennt.
Hier können die Herrschenden jeden verhungern lassen, der nicht vor ihnen angekrochen kommt, und das dem "freien Markt" (und dem persönlichen Versagen des Betreffenden!) anhängen.
@Gomez
AntwortenLöschenDanke. Den sachlichen Ton lassen nach meiner Erfahrung aber eher Linke vermissen, siehe spiegelfechter, oder in ad-sinistram werden Andersdenkende schon im Vorfeld diskreditiert und darauf hingewiesen, dass sie unerwünscht sind.
Zum Mindestlohn, auf den Einwand, dass das Volkseinkommen steigt und erhöhte Preise bezahlt werden können, bin ich ja schon eingegangen, bevor er erhoben wurde. Ein geringer Mindestlohn (wie jdf. von halbwegs verantwortungsvollen linken Ökonomen nur gefordert wird), der nur für wenige AN ihr Einkommen verbessern würde (weil eben nur wenige bisher darunter liegen), würde für viele, für die meisten, die Preise erhöhen. Er ist eine Verbesserung für wenige, aber eine Verschlechterung für viele. Der negative Effekt wird nicht allzu dramatisch sein und gesamtwirtschaftlich verteilt, aber dies, weil es eben nur ein geringer Mindestlohn ist. Unberücksichtigt bliebe hierbei immer noch die Ausdünnung der Anbieter, Beispiel Friseure. Wenn der Marktlohn so gering ist wie er ist, dann nicht zuletzt wegen eines Überangebots. Nicht alle Anbieter könnten sich halten, wenn die Preise steigen - das gilt selbst bei Friseuren, obwohl jeder einen Haarschnitt braucht, und selbst bei Lebensmitteln - Verbraucher schränken sich ein, sie passen sich an. Und wenn der Mindestlohn zu hoch ist, etwa vielfach über dem Marktlohn liegt, verschwinden ohnehin Anbieter und Jobs - das hatten wir ja, ohne dass wir uns darin einig sind. Die wesentlichen linken Argumente sind eben: a) AG organisieren um, passen sich an, b) erhöhen Preise, die über gleichzeitig erhöhtes Einkommen aufgefangen werden können, c) AG haben machen zuviel Gewinne, die sie ohne weiteres auf jeden AN aufteilen können; Gewinnhöhe und Regulierung haben keinen Effekt auf den Arbeitsmarkt; eine Wirtschaft ist statisch und nicht dynamisch, der Arbeitsmarkt ist autonom. a) stimmt noch ehesten, b) ist logisch ausgeschlossen und c) ist Utopie und Wunschdenken.
Zum Staat. Sicher, blendet man anarchistische Vorstellungen mal aus, braucht es ein Staatsgebilde, das Pfosten absteckt. Wobei nicht in dem Sinne, dass Regeln erst erfunden und definiert werden. Das Grundsätzliche entwickelte sich ohne Staat: das Tauschwesen, Recht. Die Gesellschaft schafft sich ihre Regeln, nicht der Staat. Vor-staatliche Gesellschaften hatten ihre Regeln, ihr Recht, ihre Gerechtigkeit. Die Gesellschaft hat sich danach erst in Staatenkonstrukte aufgeteilt. Wie ich schon vorher sagte, Gesetze, Rechtsakte sind immer (jdf. überwiegend, in der Neuzeut sicher immer weniger) Ergebnis einer zivilisatorischen Entwicklung, man kann Regeln kaum erfinden, man kann sie normieren. Heute sorgt nun 'zufällig' der Staat für die Durchsetzung der Regeln, für Rechtssicherheit - diese Aufgabe ist wichtig für eine Marktwirtschaft. Was anderes aber ist das An-sich-reißen von anderen Aufgaben - von sozialer Absicherung, von Eingriffen in die Wirtschaft usw. Über Aufgaben und Größe des Staates entscheidet die Gesellschaft. Früher hatte der Staat weniger zu sagen, Ausgaben waren ein Minimum der heutigen.
Einer der wenigen ernstzunehmenderen Punkte von Kapitalismuskritik ist die abstrakte Unterstellung, Kapital würde jeden Staat korrumpieren. Das ist vielleicht die härteste Nuss - weil es abstrakt, aber durchaus plausibel erscheint. Wie auch immer, natürlich wem das Erfordernis eines Staates ideologisch nicht zusagt, dem gefallen Anarchismus-Modelle - ob Anarchokapitalismus oder Kommunismus/kollektivistischer Anarchismus. Nichts auf der Welt ist perfekt, auch nicht Kapitalismus. Tja, ich hab schon wieder viel geschrieben, ich muss jetzt erstmal aufhören.
Mindestlohn und Marktpreise.
AntwortenLöschenEs dürfte wohl auch Gomez klar sein, dass einem bestimmten Produktionsniveau eine bestimmte Verteilung der Einkommen gegenübersteht, die bestimmt wer wieviel konsumieren kann.
Die neoklassischen Modelle legen den Modellen Produktionsfunktionen zugrunde, die je nach gewählter beliebige Einkommens- und Produktionsrelationen bilden.
Mit Empirie hat das nichts zu tun.
Je gleicher die EInkommen verteilt sind, desto demokratischer werden die Aktionen auf dem Markt.
Genau deshalb strebt jede liberale Partei eine möglichst gleiche Verteilung der Einkommen an. Und sie wird immer jegliches Erbrecht verneinen.
Die FDP hat nichts mit liberalem Gedankengut zu tun.
Zur Unterbeschäftigung.
Durch einfaches Gelddrucken und Finanzierung von Investitionen ist es möglich jegliche entstehende Unterbeschäftigung zu beseitigen.
PS: Jedem dürfte klar sein, dass Einkommen in keinem Verhältnis zur Produktivität steht.
Ach, Tobias, ich geb´s bald auf. Nun hast Du schon die Hand an der richtigen Klinke und am Ende versuchst Du sie doch wieder in die verkehrte Richtung zu drücken.
AntwortenLöschen"Ein geringer Mindestlohn (wie jdf. von halbwegs verantwortungsvollen linken Ökonomen nur gefordert wird), der nur für wenige AN ihr Einkommen verbessern würde (weil eben nur wenige bisher darunter liegen), würde für viele, für die meisten, die Preise erhöhen. Er ist eine Verbesserung für wenige, aber eine Verschlechterung für viele. Der negative Effekt wird nicht allzu dramatisch sein und gesamtwirtschaftlich verteilt, aber dies, weil es eben nur ein geringer Mindestlohn ist."
Eben genau DESHALB, weil sich die höheren "Kosten" eines Mindestlohns auf alle Schultern verteilen würden, würde er den Einzelnen nur gering belasten. Da hat ein höherer oder niedrigerer Mindestlohn keinen entscheidenden Einfluss. Diesem stände aber für die zukünftigen Mindestlohn-Bezieher ein deutlicher Einkommensvorteil entgegen.
So würde sich ein Mindestlohn, ceteris paribus, dämpfend auf die immer extremer werdenden Einkomensunterschiede auswirken.
@Tobias: Danke für die lange Replik!
AntwortenLöschen@Mindestlohn: Trotz der insgesamt erhellenden Ausführung finde ich die Antwort auf meine Frage nicht: Wenn die Friseure ihren Lohn erhöhen, habe ich, der sich die Haare schneiden läßt, weniger Geld überhaupt in der Tasche, und nicht weniger Geld für den Friseur. Ich könnte mich also entscheiden: Entweder der Friseurbesuch wird reduziert oder ich gehe einmal weniger ins Kino. Nach Deinen Ausführungen kann ich aber nichts anderes als erstes.
@Staat: Du spric"hst vom "Ansichreißen von anderen Aufgaben. Was wären denn die "anderen" Aufgaben, was das Kriterium dafür, daß der Staat sich raushalten sollte? Gesetzt, der Staat ließe die Finger beispielsweise von sozialer Absicherung. Hätte er da die sozialen Probleme gelöst und die sozialen Kosten reduziert? Soziale Kosten sind ja nicht nur das, was im Sozialetat steckt. Es kann ja ebensogut sein, daß der Staat in der Kriminalbekämpfung und der Gefängnisunterhaltung das wieder ausgibt, was er vorher im Sozialen einsparen wollte. Und hier zeigt sich die crux, daß letztlich auch die Nichtintervention eine Intervention ist so wie jede Unterlassung ja auch eine Tat, mit den von Dir ja schön beschriebenen notwendigen Folgeinterventionen, und das in auch in anderen Politikfeldern.
Es wäre also die Frage interessant, wieso der Staat "Aufgaben an sich reißt". Gerade bei sich so nennenden Liberalen und sich so nennenden Linken ebenso fällt mir auf, daß sie zur Wirklichkeit nur das zu sagen haben: daß sie bedauerlicherweise einer abstrakten ökonomischen Logik nicht entspricht. Dabei wäre es interessant, die Wirklichkeit darauf zu untersuchen, wieso sie sich der reinen ökonomischen Lehre oder irgendwelchen utopischen Glücksverheissungen versperrt. Mehr als oberflächliche Antworten über die Korrumpierbarkeit/Dummheit der Menschen oder über eine mächtige Konspiration der Linken/der Neoliberalen ist mir aber bis jetzt nicht untergekommen. Übertragen auf den Staat: Ist es bei vielen policys nicht eher wahrscheinlich, daß der Staat nolens volens in sie reingerutscht ist? Er also gar nicht anders konnte, als Aufgaben "an sich zu reißen"?
@Lutz
AntwortenLöschenMit dieser Begründung bestätigst du aber, dass ein ML nur politisch motiviert ist und eben nicht wirtschaftlich sinnvoll ist. Ein paar AN soll geholfen werden und die Kosten (!) für die Volkswirtschaft sind nicht so gravierend, da sie auf alle verteilt werden. Schön und gut, das Motiv ist edel, abgesehen davon, dass die zusätzlich entstehende/bleibende Arbeitslosigkeit unterschlagen wird, die unterm Strich die gesamte Wohltat relativiert ... man muss 2 Extreme bewusst machen: geht ein niedriges Lohnniveau auf eklatante Lohnsetzungsmacht der AG zurück (Nachfragemonopol/Monopson, zu wenige Arbeitgeber, hauptsächlich etwa wegen zu wenig Wettbewerb) oder auf Verschwinden von Lohnsetzungsmacht, Strukturschwäche mit allgemein niedrigerem Preisniveau und Fehlallokationen (zu viele Arbeitgeber). Im ersten Fall werden Mindestlöhne ggf. erforderlich, um vorangegangene Wettbewerbsbeschränkungen und die AN-Benachteiligung auszugleichen. Im zweiten Fall sind Mindestlöhne grundsätzlich Gift. Die Realität liegt vielfach irgendwo dazwischen. Nur, der Idealfall, dass Mindestlöhne vollkommen beschäftigungsneutral sind, ist die Ausnahme.
Das mit dem Mindestlohn zeigt mal wieder, wie geschickt Demagogen vom Schlage eines Tobias Fuentes sind.
AntwortenLöschenEs geht einzig um die Lohnquote.
Da diese sinkt, bestimmen immer mehr diejenigen die Einkommen aus den Gewinneinkommen haben was produziert wird. Dies bestimmt die Struktur unserer Wirtschaft, WAS SOLL PRODUZIERT WERDEN.
Wenn dein Lohn sinkt, wirst Du deinen Friseur nicht so oft aufsuchen.
Der arbeitslose Friseur wird jetzt zu deinem Chef gehen und damit deinen Lohn weiter nach unten drücken, usw.
Da die Preise regide sind, wegen der Macht der 1% Vermögensbesitzer, wirst du weniger kaufen, und gerade wegen des fehlenden Mindestlohnes wird die Produktion immer weiter zurückgehen.
Das spielt sich empirisch im Euroraum jetzt wieder. Das bisschen Beschäftigung was wir auf Kosten der Franzosen, Spanier, Griechen, ... jetzt gewinnen verlieren diese mehrfach.
Die Entwicklung der Beschäftigung in einem Währungsraum muss insgesamt betrachtet werden.
Nach der Abschaffung der DDR-Mark hat auch keiner die Arbeitslosen im Osten einfach nicht mehr gezählt.
Zum Thema Mindestlöhne mal was empirisches:
AntwortenLöschenhttp://press.princeton.edu/titles/5632.html
Die Autoren, zwei promovierte Ökonomen fanden heraus, dass trotz eines Lohnanstiegs (höhere Mindestlöhne) die Beschäftigung nicht sank.
@Gomez
AntwortenLöschenZum ML, das hab ich im Posting vom 23.1., 18:45, ausdrücklich erwähnt. Ob man das Geld am Friseur spart oder woanders - wie man will, fürs Ergebnis macht es keinen Unterschied: irgendwo wird weniger nachgefragt.
"An-sich-reißen" im übertragenen Sinne. Der Staat hat heute so viele Aufgaben, weil es gesellschaftlicher Konsens ist, nicht zuletzt durch linkes Brainwashing seit Marx. Hach ich könnte schon wieder weit ausholen und einen Roman schreiben ... wo soll ich anfangen ... mit der Unterscheidung Wohlfahrts- und Sozialstaat. Das wird idR zusammengeworfen und oft redet man von verschiedenen Dingen. Ein schönes Fundstück ist das: http://www.die-neue-ordnung.de/Nr62004/NH.html - Kants Warnung vor dem Wohlfahrtsstaat. Wir haben einen Wohlfahrtsstaat, der sich unnötigerweise um jeden Mist schert, dem Bürger Verantwortung aus der Hand nimmt und ihn entmündigt, von Geburt an bis in den Tod hinein. Gesetzliche Sozialversicherungen, Bildungswesen ... der Bürger hält doch beides für Pflichtaufgaben des Staates und ohne in gar nicht denkbar. Das SV-System wurde aus politischem Kalkül den Bürgern aufgezwungen, anfangs bei uns noch kapitalgedeckt, jdf. die RV, wurde sie unter Adenauer - erneut aus politischem Kalkül gezielt als Wahlgeschenk (weil man die Leistungshöhe zu Lasten der Zukunft erhöhen konnte), trotz Warnung durch Erhard - zum umlagefinanzierten Schneeballsystem, das uns heute auf die Füße fällt. Schulwesen ... vielfach erst verstaatlicht. Unnötige Verbraucherschutzgesetze, Regulierungswulst, Arzneimittel, Drogenverbote, Marktzutrittsbarrieren, Meisterprüfungen - alles, jeder Handgriff ist gesetzlich vorgeschrieben. Wenn bei uns was nicht verboten ist, ist es verpflichtend. Alles zum Wohle der Bürger. Und das ist unser Problem. Die negativen Effekte gut gemeinter Interventionen, die direkt und indirekt Millionen ins Elend stürzen, damit sie der Sozialstaat wieder retten kann und in Abhängigkeit hält. Man nehme das Elterngeld - ein gut gemeintes Mittel für einen Zweck, der den Staat aber gefälligst einen Dreck anzugehen hat - ein deutliches Beispiel wie ungerecht der Wohlfahrtsstaat ist und welche Umverteilungsdynamik - von unten nach oben - er! verursacht. Wenn du Nicht-Interventionen des Staates und Folgekosten durch Untätigkeit befürchtest ... excuse me, es gibt keine Ecke, wo der Staat nicht interveniert. Er rutscht in die Verlegenheit die Konsequenzen seiner Interventionen zu beheben, und das gelingt ihm trotz jährlicher Rekordeinnahmen! (das ist dem Bürger eben auch nicht klar!) nicht mehr. Heute wird aber der Bock zum Gärtner gemacht.
@Tobias Fuentes
AntwortenLöschenNicht einen Beweis haben sie für ihre Theorien erbracht. Milton Friedmann als Meister darzustellen ist absurd. Meister von was? Logik funktioniert nicht in einem chaotischen System, welches die Wirtschaft nun einmal ist. Einen schönen Artikel zu den Grundfehlern der neoliberalen Wirtschaftstheorie finden sie hier.
http://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/ca/45d/ca45d.php?tbch=aabaca&schp=rnachfrZ&zeitSpanne=3&ordner=45d
Das Problem (auch ihres) ist, dass wenn die Theorie nicht funktioniert, dann sind die starken Kontrollen Schuld. Nicht etwa die Theorie ist falsch. Das erinnert mich sehr stark an die kommunistische Ideologie. Beweise, dass der Kommunismus das überlegende System ist, ist er uns schuldig geblieben. Ebenso sind die Reformer der Friedmanschen Ideologie immer noch nicht in der Lage zu begründen, wieso "survival of the fittest" die beste Lösung sein sollte. Thomas Strobl beschrieb es sehr anschaulich. Wenn man 100 Ratten mit Strahlung bombadiert und 10 Überleben, dann sind das die stärksten Ratten. Nur kann niemand behaupten, dass diese Ratten ebenso stark waren wie vor der Bestrahlung und 90% haben ihr Leben gelassen. An dem einfachen Beispiel sieht man schon, dass nach der Logik die Stärksten überlebt haben, aber im Ganzen eine Schwächung eintrat.
Belegen sie mir die Zusammenhänge Löhne hoch, Arbeit runter oder das Mindestlöhne schädlich sind. Zeigen sie mir dies an Statistiken verschiedener Länder. Erklären sie mir, warum Chile nach einigen Jahren mit extrem neoliberaler Politik starke Probleme bekam.
http://de.wikipedia.org/wiki/Chicago_Boys
Warum hat 1933 die von ihnen favorisierte Politik in Deutschland versagt? Die Geschichte und die Welt spricht eigentlich gegen die reine Marktlehre. Allerdings kann man immer wieder behaupten (wie oben gesagt), dass der Staat Schuld ist.
http://www.bpb.de/themen/I2FWNH,3,0,Zerst%F6rung_der_Demokratie_1930_1932.html
@Chriwi
AntwortenLöschenIch hab mich in der Vergangenheit nicht nur einmal mit deinen oberflächlichen Ansichten auseinandergesetzt wie du weißt. Du bist ständig ausgewichen oder bestandest kommentarlos auf deinen Wahrheiten, die ich jeweils zuvor schon auseinandergenommen hatte. Ich komme mir veralbert vor. Dein Weltbild ist simpel und du bist nicht bereit oder fähig über den Tellerrand hinaus zu schauen, weil/trotz Fehlens von Grundlagenwissen. Ich rede mir den Mund fusslig um hinterher von dir wieder primitive Fragen anzuhören, auf die längst eingegangen wurde, und als ob nichts geschehen wäre. Irgendwann ist meine Geduld am Ende, der Zeitpunkt ist erreicht.
@Tobias
AntwortenLöschen"primitive Fragen"
Meine zentrale Frage ist, ob du die mathematisch ökonomischen Modelle beweisen kannst und ob du den Bereich der Gültigkeit kennst. Das kannst du nicht und das ist das Grundproblem der Wirtschaftswissenschaften. Darum sind faktisch alle "Beweise", welche aus Logik und Theorie kommen (so vernünftig sie auch klingen mögen) nur bedingt als Argumentationshilfe zu gebrauchen. Friedmann geht von unrealistischen Annahmen aus. Das ist ja das schöne für seine Anhänger. Sind die Ergebnisse nicht die Erwünschten, dann ist nicht etwa die Logik Friedmanns falsch, sondern der Staat hat zu stark in das System eingegriffen. Es hatte einen Grund warum faktisch die gesamte Welt nach dem 2. Weltkrieg diese Philosophie ablehnte. Sie hatte in die Wirtschaftskrise in den 30er Jahren geführt. Aber das sind primitive Aussagen.
Kurze Anmerkungen zu:
"um umlagefinanzierten Schneeballsystem, das uns heute auf die Füße fällt"
Wo hat das umlagefinanzierte System Probleme? Diese werden herbeigeredet.
http://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/110113_rentenversicherungsbeitraege_small.jpg
Die Kosten bezogen auf das BIP bleiben etwa konstant. Wie gut die private Vorsorge funktioniert sah man in Chile. Ein chilenischer Minister warnte die Deutschen vor der Einführung der privaten Rente. In Deutschland kriegen die Lebensversicherer eine Steuererleichterung, weil die Renditen so niedrig sind und die Zielvorgaben nicht eingehalten werden können. Wo ist der Vorteil dieses Systems? Wieso sollte dies effizienter sein, wenn es letztenendes nur eine andere Methode der Verteilung der Ressourcen darstellt.
"Er rutscht in die Verlegenheit die Konsequenzen seiner Interventionen zu beheben, und das gelingt ihm trotz jährlicher Rekordeinnahmen!"
Selbst wenn die Staatsquote konstant bleiben würde (bezogen aufs BIP) dann würde diese Aussage immer noch zutreffen. In Deutschland ist sie von 48.5 2003 auf 43.7 2008 gesunken. Danach durch das Sinken des BIP und die Bankenhilfe auf 47.6 gestiegen. Es wird also immer schlimmer. Man kann tatsächlich Zahlen für seine Behauptungen heranziehen.
@Anonym
AntwortenLöschen"Zum Thema Mindestlöhne mal was empirisches:"
Empirische Studien sind nicht erwünscht. Sie könnten zeigen, dass der Arbeitsmarkt doch kein Gütermarkt ist wie ihn Ökonomen wie Tobias Fuentes ihn sehen.
Mann verzeihe mir im Folgenden meinen erhöhten Puls.
AntwortenLöschen@Chriwi
Wenn das Gros der Mindestlohn-Studien nicht die schädliche Wirkung belegen würden, könnte ich deine Ignoranz halbwegs tolerieren. Ich hab mir hier zu ML echt den Mund fusslig geredet, differenziert und bin auf linke Argumente eingegangen. Aber wie immer ... when all is said and done ... kommt Chriwi daher und stellt sich dumm. Sich mit dir auseinanderzusetzen ist Zeitvergeudung.
Die SV-Kassen sind chronisch leer, Ausgaben steigen überproportional, Verschwendung und Missbrauch ist an der Tagesordnung - man nehme die KV - Medikamente werden rationiert, man enthält Patienten lebenswichtige Medikamente vor und lässt sie krepieren (das ist keine Fantasie, das ist Realität im Wohlfahrtsstaat), treiben Beiträge in die Höhe, was wiederum Beschäftigung reduziert, in der OECD - einem Verbund von hauptsächlich Hochsteuer- und Wohlfahrtsländern - liegt Deutschland an der Spitze bei Belastung mit Sozialabgaben - was eines der Dilemmas der FDP ist: ohne die Axt am Solidarsystem anzusetzen, was sie sich nicht wagt, bleiben nur die Steuern übrig. Linke wollen von zu hohen Sozialabgaben nichts hören, sie loben das System ... und wenn das Geld nicht reicht (woran zu hohe Abgaben natürlich überhaupt nicht schuld sind, sondern die bösen Kapitalisten, weil sie nicht genug Arbeitsplätze zum Melken zur Verfügung stellen), nehme man es zusätzlich von den Reichen. Dass damit das SV-System ad absurdum geführt geführt, Schwamm drüber. Und natürlich kommt ein Chriwi daher und behauptet das SV-System hat überhaupt keine Probleme...
Staatsquote - auch darüber hatten wir in der Vergangenheit gesprochen (http://bit.ly/bQMYOB, INSM, Staatsquote, Kuba, muhaha), aber natürlich, Chriwi stellt sich dumm, bringt zuammenhanglos Zahlen an, wovon er nichts versteht. Pardon. Und ausgerechnet mit dir über Chile reden zu wollen, wo man weit ausholen muss, um Grundsätzliches zu klären - der Erfolg der Chicago Boys, der Transformationsprozess, dass das Stoppen der galoppierenden Inflation unter Allende kurzfristig unweigerlich und unvermeidlich mit steigender AL einherging - was allen bewusst war, worauf hingewiesen wurde, und solche Dinge als Misserfolg und Scheitern zu verkaufen wie Naomi Klein und Chriwi, ist unseriös und absurd.
Ich finde die Kommentare eines Trolls wie Fuentes sehr ärgerlich.
AntwortenLöschenEin Mindestlohn von 7,50 Euro bringt den Sozialversicherungen sofort Einnahmen von über 4 Milliarden Euro.
Sorry, aber Fuentes ist sicher kein Troll. Seine Meinung ist nicht deine oder meine, aber er hat sehr vernünftig argumentiert und einen besseren Ton bewahrt als viele andere.
AntwortenLöschenIch gebe auf. Fuentes argumentiert nicht er spielt Gummiwand.
AntwortenLöschenSozialabgaben werden zu Einkommen von anderen. Deren Einkommen werden wieder zu Einkommen.
Sozialabgaben sind Teil der Löhne.
Je niedriger die Löhne, desto geringer die Beiträge zur Sozialversicherung.
Je weniger sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze desto weniger Beiträge und sofort.
Ob sich ein Vollbeschäftigungsgleichgewicht ergibt hängt also an den relativen Preisen von Gütern und Dienstleistungen und dem Verhältnis der relativen Löhne zueinander ab.
Die von Fuentes behaupteten schädlichen Studien zum Mindestlohn, beziehen sich auf theoretische Modelle in einer ein Gut Ökonomie.
Während er geflissentlich die empirischen Studien zum Mindestlohn ignoriert.
Es ist unmöglich mit einer Gummiwand Argumente auszutauschen.
Zunächst mal Danke an Stefan für die Verteidigung.
AntwortenLöschenZum anonymen Absatz-Fetischisten über mir.
Er demonstriert sehr schön, was mich bei - ich nenn sie mal in Anspielung auf Keynes - Vulgär-Linken ständig aufregt: die einseitige Betrachtung von komplexen Dingen, das Ignorieren von Störendem und die elende Lügerei. Von der Unsitte, dem anderen schamlos eine Verhaltensweise zu unterstellen, die auf einen selber zutrifft, mal abgesehen - dass insb. Anonym sich scheut auf meine Begründungen einzugehen, ist bei jedem Posting deutlich geworden. Zweitens, dass mit steigenden Löhnen sich auch die Sozialkassen mehr füllen, ist die halbe Wahrheit, der wichtige Rest wird unterschlagen. Drittens, die Behauptung empirische ML-Studien würden keine negativen Effekte belegen, ist eine Lüge. Das Gros der (empirischen) Studien belegt negative Effekte - das ist Fakt und wie dachte auch Allgemeinwissen; ich hatte es aus Höflichkeit hier auf fremdem Terrain nicht nochmal erwähnt. Da reicht schon ein Blick in wikipedia zu internationalen Befunden von Mindestlöhnen. Zu ML hatte ich Norbert Häring und Böckler erwähnt, die von linker Seite die Faktenlage kritisch untersuchen. Böckler - ich meine diese Untersuchung http://www.boeckler.de/119_108024.html aus August 2010 - versucht die empirischen Befunde insoweit zu relativieren und abzuwerten, dass im Ergebnis die ML-Debatte allenfalls offen sei. Zu den wenigen Studien, die keine negativen Effekte fanden, sagte ich bereits, dass man dort immer einen Haken finden wird.
"Die SV-Kassen sind chronisch leer, Ausgaben steigen überproportional"
AntwortenLöschenMit den SV Kassen wurden unter anderem die Wiedervereinigung finanziert. Die überproportionale Steigerung sollten sie Nachweisen. Bezüglich des BIP stimmt es nicht. Bezüglich der Geldmenge muss es so sein. Wenn sich durch Inflation der Wert des Geldes um 2% jedes Jahr entwertet und die Kosten des Systems nur um diesen Wert angeglichen werden, dann haben sie ein überproportionales Wachstum. Steigt die Produktivität ebenso in diesem Maße, dann haben sie kein Problem.
"liegt Deutschland an der Spitze bei Belastung mit Sozialabgaben"
Ohne Quellenangaben kann man sehr viel behaupten. Die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Ländern ist schwierig. So wird in Dänemark faktisch alles über Steuern finanziert (was haben sie also verglichen?). Das Gesundeitssystem in den USA ist deutlich teurer als in Deutschland, obwohl dort wesentlich mehr privatisiert worden ist.
Wie gut die private Versorgung funktioniert können sie an den Skandalen ettlicher privatisierter Krankenhäuser in Deutschland sehen. Das die Qualität zwangsläufig mit der Privatisierung steigt ist also nicht gegeben. Dazu müsste ein Wettbewerb herrschen. Wie soll der aussehen?
"behauptet das SV-System hat überhaupt keine Probleme"
Es hat keine wesentlichen Probleme. Das SV System nimmt Geld von denen die Arbeiten und verteilt es. Dies kostet um die 5%. Die privaten Versicherer nehmen das Geld und spekulieren damit. Dann werden die Renditen an die Rentner, Kranken etc. ausgezahlt. Wer erwirtschaftet die Renditen? Genau die gleiche Personengruppe wie im SV System. Nur die Kosten liegen bei knapp 20%. Nun kommt die Argumentation, dass durch das Sparen ein höheres Wachstum erreicht wird. Deutschland hat seit Jahren eine der höchsten Sparquoten der Welt. Unsere Wirtschaft wächst nicht gerade überdurchschnittlich. Funktioniert also das eine System nicht, wieso sollte das andere dann funktionieren?
"Stoppen der galoppierenden Inflation"
Welche kurzeitig später in stärkerer Form wieder auftrat. Ich empfehle ihnen Naomi Klein
"Schockstrategie" zu lesen. Sie stellt Allende etwas ideal dar in meinen Augen. Die Wirtschaftszahlen verheimlicht sie nicht. Die Alphabetisierung nahm deutlich ab, die Armut stark zu, die Arbeitslosigkeit ebenso. Der Vergleich mit Allendes Politik ist aufgrund des außenpolitischen Drucks der USA (ähnlich wie in Kuba) schwer möglich (was wäre wenn?!).
"Als Ergebnis wird deutlich, dass weder Theorie noch empirische Forschung eindeutige Belege für oder gegen Mindestlöhne liefern können. Dies auch deshalb, weil der Beschäftigungseffekt eines moderaten Mindestlohnes, ob positiv oder negativ, ohnehin relativ gering ausfallen würde. Darüber hinaus gibt es Anzeichen dafür, dass bei der Einführung eines Mindestlohns in Deutschland selbst ein möglicher negativer Effekt auf die Beschäftigung aufgrund der institutionellen Struktur des deutschen Arbeitsmarktes nochmals geringer ausfallen würde als beispielsweise in den USA oder Großbritannien."
AntwortenLöschenaus
http://www.boeckler.de/119_108024.html
Wenn man weder einen positiven noch negativen Effekt eindeutig feststellen kann, dann ist die Einführung doch kein Problem. Offensichtlich ist der Effekt nicht dominant. Die Einführung bewirkt aber, dass Niedrigstlöhne eine Grenze haben. Dies ist unter dem Gesichtspunkt der Öffnung des Arbeitsmarktes für Polen, etc. sinnvoll.
Ich habe mich schon lange aus dieser Diskussion ausgeklinkt.
AntwortenLöschenIch bin jederzeit dazu bereit, mit jemanden zu diskutieren und zu versuchen, ihn mit Argumenten zu überzeugen. Wenn jedoch schon die basics auf Widerspruch stoßen, dann hat es keinen Zweck, über darüber hinausgehende Punkte zu diskutieren. Mehr als ein gegenseitiges Entgegenschmettern des eigenen Statements lässt dies dann nicht mehr zu.
Wie gesagt. Solange ich noch das Gefühl habe, mit jemandem eine ergebnisoffene Diskussion zu führen, in der Argumente die Oberhand behalten, bin ich dazu bereit. Falls nicht, ist mir meine Zeit zu schade, denn ich habe Wichtigeres zu tun.
Lutz,
AntwortenLöschendu kneifst. Ich hab eine sachliche Antwort gegeben, ich bin intensiv auf deine (oberflächlichen) und allgemeine vorgebrachte Argumente von ML-Befürwortern eingegangen. Ich habe mich linker Quellen bedient und damit deine Behauptungen erwidert. Am Ende musste du zurückrudern und jetzt kneifst du. Ich habe jedes Statement von mir ausführlich begründet, ich habe differenziert, linke Argumente abgewogen, habe teils wohlwollend zugestimmt. Mehr Entgegenkommen ist nicht möglich. Deine Reaktion ist enttäuschend und wirft ein ganz schlechtes Licht auf deinen Charakter. Ich kann nur mutmaßen, was deine "basics" sind - wahrscheinlich übertriebene und vollkommen pauschalisierende Vorstellungen, die das seriöse linke wissenschaftliche Schrifttum eben nicht teilt. Und Fakt ist und bleibt, dass empirische Studien mehrheitlich eine negative Wirkung von ML nachgewiesen haben.
Aber wo ich grad hier bin ... zum eigentlichen Thema und hier zur Frage nochmal, woher die zusätzlichen neuen Jobs kamen, ob aus Arbeitslosigkeit oder Vollzeit (insb. Aufsplittung zu Minijobs). Dazu ist mir der 106-seitige "Abschlussbericht" (Mai 2010) zur Analyse der atypischen Beschäftigung vom Böckler-Insitut untergekommen: http://www.boeckler.de/pdf_fof/S-2009-327-3-1.pdf (106 Seiten lädt entsprechend lange). (Die Entwicklung der atypischen Jobs nachzuvollziehen ist ene knifflige Angelegenheit, da sich viele Jobs in ihrer Kategorisierung überschneiden und nicht immer einheitlich und logisch definiert werden - an dieser Aufgabe kann man verzweifeln, ich hatte das schonmal versucht.) Auf Seite 98 f. geht's um die Frage hinsichtl. Vollzeit/Arbeitslosigkeit und das Ergebnis ist ... schwammig ... genauso wie bei Mindestlohn-Vorschlägen von seriöseren linken Experten. Man stellt zunächst fest, dass diese Frage "umstritten" sei - einerseits erwähnt man das iw Köln, und für die Gegenseite ... niemand. Was klar ist, denn die Gegenseite sind pauschale Behauptungen aus linken Kreisen. Im Ergebnis attestiert man durchaus Bewegungen hin zu Vollzeitjobs, aber auch eine "fast ebenso hohe Dynamik" andersrum - "fast". Die gesamte Passage macht unterm Strich aber auch wenig Sinn für mein Verständnis. Auf die eigentlich aufgeworfene Frage wird nicht wirklich geantwortet, die Antwort hat einen anderen Schwerpunkt: der Sprung in den Vollzeitjob. Danach wirds noch schwammiger.
AntwortenLöschen"Am Ende musste du zurückrudern und jetzt kneifst du."
AntwortenLöschenSchmarrn.
"Deine Reaktion ist enttäuschend und wirft ein ganz schlechtes Licht auf deinen Charakter."
Überlasse bitte die Beurteilung meines Charakters meinen Freunden, die mich auch kennen.
"Und Fakt ist und bleibt, dass empirische Studien mehrheitlich eine negative Wirkung von ML nachgewiesen haben."
AntwortenLöschenhttp://www.wu.ac.at/inst/vw1/gee/papers/gee!wp25.pdf
Schaue ich mir Tabelle 7 in dieser Arbeit an, dann sehe ich nocht gerade die mehrheitliche negative Wirkung in den Industrieländern. Mir zeigen die Studien vor allem eines (gerade in den USA), dass das filtern des Effektes aus dem restlichen Wirtschaftumfeld sehr schwierig ist.
Das Argumentieren mit Studien ist immer ein Problem, wenn man sich hinter ihnen versteckt, wie das leider oft kommt. Die Behauptung, dass "die meisten Studien [X] belegen" kann im Normalfall nicht überprüft werden. Ich finde das Studien-Argument nur dann valide, wenn man es verwendet, um eine echte Argumentation abzustützen - viel interessanter zu wissen, dass viele Studien Mindestlöhne für arbeitsplatzvernichtend halten wäre zu wissen WARUM sie das tun, also wie die Begründung lautet. Über so was kann man diskutieren, über das Vorhandensein von Studien nicht. Das ist eine Unsitte, die gerade in den politischen Talkshows um sich greift, die brauchen wir IMHO nicht auch in die Blogosphäre übertragen.
AntwortenLöschenIch gebe dir Grundsätzlich recht. Das Problem, welches ich aufzeigen wollte ist, dass trotz gleicher Datenlage (die Länder sind identisch) verschiedene Ergebnisse herauskommen. Wenn man einen Apfel fallen lässt und nach den Experimenten kommt heraus, dass er 10 mal nach oben fällt und 10 mal nach unten dann bedeutet dies, dass das Gravitationsgesetz nicht gilt.
AntwortenLöschenDa die Studien mit Hilfe von Modellannahmen ausgewertet werden, können sie Dinge nur im Rahmen dieser Modelle erklären. Ob die Modelle an sich die Realität gut beschreiben ist dabei unerheblich. Um tatsächlich den Einfluss festzustellen müsste man das gleiche Land unter gleichen Bedingungen mit und ohne Mindestlohn studieren. Das wird nur sehr schwierig sein. Sich wie Tobias Fuentes hinzustellen und zu erklären, dass die Dinge bezüglich eines Mindestlohns ganz einfach sind ist also falsch. Sie sind es nicht. Er geht von einem idealen Marktmodell aus. Diese Annahme kann beliebig weit von der Realität entfernt sein.
Den Statistiken der Regierungen traue ich nicht. Wie man z. B. die Arbeitslosenzahlen reduzieren kann zeigt Oliver Wellmann in der Freidenker Galerie. In seinem Videobeitrag "Wellmann erklärt die Arbeitslosenzahlen" zeigt er wie das geht. Schaut mal hier:
AntwortenLöschenhttp://www.freidenker-galerie.de/oliver-wellmann/