Freitag, 5. Februar 2016

On the road to New Hampshire

Die primary in New Hampshire am 9. Februar rückt näher. Für uns ist das ein Grund, uns etwas näher mit den aktuellen Umfragewerten und einigen Trends und Prognosen zu beschäftigen. Das Ergebnis von Iowa hat die Dynamik des Wahlkampf deutlich beeinflusst, auf beiden Seiten. Unter diesen tagesaktuellen Ereignissen aber liegen einige Langzeittrends. Beginnen wir zuerst mit den aktuellen Umfragewerten (erhoben von WBUR zwischen dem 2. und 4. Februar): Bernie Sanders erhält demnach aktuell rund 51% der Stimmen, Clinton 38%. Zum Zeitpunkt der Umfrage wurde auch Martin O'Malley abgefragt, der auf 0% kam. Im Oktober führte Clinton noch knapp vor Sanders mit 35% zu 32%, während im September Sanders mit 32% vor Clinton mit 29% lag. Daraus lässt sich zweierlei erkennen: Zum einen ist das große Sanders-Momentum ein Phänomen des Januars, wie das auch zahlreiche Publikationen bestätigt haben, ohne dass sich bisher eine einleuchtende Erklärung dafür gefunden hätte. Was genau zwischen Weihnachten und Neujahr geschehen ist, das Sanders so nach vorne katapultiert hat, bleibt bisher nebulös. Zum anderen zeigt sich darin der Vorteil von Sanders geographischer Nähe: Vermont ist der Nachbarstaat zu New Hampshire, und beide ticken sehr ähnlich (die Wählerschaft der Democrats in New Hampshire ist zu 93% weiß; in Vermont ist die Lage ähnlich). Je näher die primary rückt, umso prononcierter wird diese Eigenschaft. Die Niederlage in New Hampshire ist für Clinton bereits eingepreist; die einzige Frage ist, wie hoch sie ausfallen wird.

Spannend ist allerdings, wie sich in New Hampshire die Zustimmungswerte verändert haben: sowohl Bernie Sanders als auch Hillary Clinton machten in den letzten Monaten dieselbe Bewegung durch: die unentschiedenen Wähler reduzierten sich von 17% auf 5% (Sanders) beziehungsweise 13% auf 7% (Clinton). In beiden Fällen stiegen die Zufriedenheistswerte (favorables) von 64% auf 82% (Sanders) und 56% auf 68% (Clinton). Zwar führt Sanders hier deutlich, aber rund 70% favorables unter den Democrats sind für Clinton alles, aber kein Hindernis zur Nominierung. Zum Vergleich: Obamas favorables während des Wahlkampfs gegen McCain 2008 unter den Democrats schwankten zwischen 73% und 76% (für die frühen primaries habe ich leider keine Werte gefunden). Bemerkenswert ist aber auch die andere Seite der Medaille, nämlich die Wähler, die die Kandidaten ablehnen (unfavorables): während Obama während der gesamten Wahl mit Werten zwischen 20% und 25% zu kämpfen hatte, sanken die von Sanders von 17% im Oktober auf 12% im Februar, die von Clinton von 30% im September auf 24% im Februar.

Das ist umso bemerkenswerter, als dass das Bild auf der Seite der Republicans sich deutlich unterscheidet. Chris Christie konnte im gleichen Zeitraum seine favorables von 39% auf 46% steigern, während seine unfavorables von 31% auf 39% stiegen. Trump blieb in beiden Werten fast konstant in den mittleren 40er Werten, ebenso Jeb Bush. John Kasich verlor an favorables und legte um fast das Doppelte an unfavorables zu (von 45% auf 39% und von 21% auf 41%). Marco Rubio steigerte sich von 46% auf 50% und von 25% auf 34%, während Ted Cruz bei den favorables gleich blieb und bei den unfavorables von 32% auf 47% zulegte und damit noch vor Bush und Trump den unbeliebtesten Republican darstellt. Generell erreicht gerade keiner der republikanischen Bewerber auch nur annähernd die Zahlen von Sanders oder Clinton. Ich vermute, dass das vor allem zwei Gründe hat: einerseits sind es immer noch relativ viele Kandidaten, so dass die einzelnen weniger bekannt sind, und zum zweiten attackieren sich die Republicans auf das Schärfste, während die Auseinandersetzung zwischen Clinton und Sanders gerade erst begonnen hat. Ich würde daher in Zukunft davon ausgehen, dass die Werte der beiden Democrats sinken und die der verbleibenden Republicans sich bessern werden.

Die Zahlen unterstreichen aber erneut den neuen Frontrunner-Status von Rubio. Die Logik seiner Kandidatur, die wir hier erklärt haben, hat sich durchgesetzt. Die endorsements beginnen hereinzufließen - Rubio führt hier zum ersten Mal das Feld an (Erklärung siehe hier). Er hat eine Chance, in New Hampshire zweiter zu werden, der dritte Platz dürfte ihm kaum noch zu nehmen sein. Gleichzeitig trifft Cruz auf eine Mauer der Ablehnung (47% unfavorables, Trend deutlich steigend; im Dezember lagen sie nur bei 30%!), während Trump sich als reichlich undisziplinierter Wahlkämpfer entpuppt, dessen Tage sich langsam den Ende zu neigen scheinen. Zwar liegt er in New Hampshire immer noch vorn, aber er muss, genauso wie Sanders, den Staat deutlich gewinnen, wenn er nicht als Verlierer dastehen will - siegt er nicht mit zweistelligem Abstand, dürfte sein Momentum endgültig ins Stottern geraten. Seine enorme Schwäche in der Organisation (kein Zugang zu internen Umfragen, fast keine freiwilligen Helfer, seine eigene Absage einer Veranstaltung wegen Schnee) dürfe ihn weiter beeinträchtigen.

Clinton und alle nicht-Trump Republicans haben daher dasselbe Ziel: möglichst nah an den Frontrunner heranzukommen und diesem so den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wenn Sanders unter 50% liegt, dürfte Clinton das für sich als Erfolg verbuchen können. Gleichzeitig entscheidet sich in New Hampshire, ob Rubio der Kandidat der Republicans wird. Es ist die letzte Chance für Kasich, Bush und Christie, einen starken Eindruck zu machen. Wenn sie nicht einen ordentlichen vierten Platz erzielen, sind sie raus. Für Carson ist New Hampshire vermutlich ohnehin Endstation.

Um einige Prognosen zu wagen: ich würde davon ausgehen, dass Rubio einen starken dritten, Cruz einen schwachen zweiten und Trump einen ersten Platz belegen wird, der so lala ist: nicht desaströs, aber auch nichts, um sich zu begeistern. Bei den Democrats wird Sanders gewinnen, aber er wird Clinton nicht völlig deklassieren. Wer bei den Republicans den vierten Platz belegt, ist schwer zu sagen, aber ich gehe davon aus, dass keiner nah genug an Rubio herankommt, um sich noch als Alternative zu präsentieren, was für Christie und Kasich den Todesstoß darstellen sollte. Bush kann noch auf seine Bastion South Carolina setzen und sich mit seiner gut gefüllten Kriegskasse weiterschleppen; diese Alternative haben Christie und Kasich nicht. Für Carson, Fiorina und den Rest des Kid's Table dürfte ebenfalls Schluss sein.

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