Mittwoch, 18. März 2020

Vermischtes - Unkommentierte Megasammlung 01

Ich bin in den letzten vier Wochen aus verschiedenen Gründen - andere Prioritäten, Krankheit und nun Corona - nicht dazu gekommen, Vermischtes zu schreiben. Da ich aber weiterhin interessante Artikel gesammelt habe und nicht möchte, dass das alles total verschwendet wird, habe ich mich dazu entschieden, sie in Ladungen unkommentiert zu veröffentlichen und das Kommentieren komplett auf die Kommentarspalte zu verlagern (was für ein Satz!). Wo noch Kommentare da sind habe ich die in meinen Notizen gehabt, ich lasse euch die entsprechend da. Ich hoffe, dass das für euch trotzdem interessant ist. Ich habe genug Material für drei dieser Artikel (insgesamt sechs normale Vermischte) zusammen und werde es sukzessive über die nächsten Tage veröffentlichen. Dann haben wir auch was anderes als Corona zum Diskutieren, vielleicht auch nicht schlecht.

1) Kommt ein Westmann mit einem Plan
Wäre Merz interessierter am Osten, dann würde er ahnen, dass die rechtsradikale Bewegung von heute sich dort nicht durch mackerhafte Sprüche und inhaltliche Anverwandlung einfangen lassen wird. Die AfD-Wähler dort bilden einen stabilen Sockel, der weder groß wächst noch schrumpft. Sie sind in ihrer Mehrheit keine enttäuschten Konservativen, die die Ehe für alle nicht mögen. Viele zweifeln an der bundesrepublikanischen Demokratie insgesamt. Sie sind eher Ost- als Westeuropäer, eher Orbán als Seehofer. Sie wollen sich nicht mehr als Bürger zweiter Klasse fühlen. Diese Rolle sollen jetzt bitte andere übernehmen: Muslime, Menschen nicht weißer Hautfarbe, Volksfeinde. Will Merz diese Wähler haben? Und wenn ja, was ist er bereit für sie zu tun? Das Ergebnis einer konservativen Öffnung nach rechts ist damals wie heute dasselbe: Rechtsradikale Wähler fühlen sich eher bestätigt, ob sie nun bei der CDU bleiben oder nicht. Das trifft umso stärker auf den Osten zu, wo viele auch wegen dieser Annäherungen spüren, dass CDU und FDP auf die Dauer nicht standhalten werden. Dass der Zeitpunkt näher rückt, an dem die AfD mitregieren wird. Es ist genau dieses Gefühl der Unvermeidlichkeit, das ihren Anhängern und Funktionären Kraft gibt und besonders Menschen mit Migrationshintergrund schon heute einschüchtert. Keine Partei kann sich ein schöneres Geschenk wünschen als ein solches sich selbst erfüllendes Szenario. Man muss befürchten, dass Merz das nicht bewusst ist. Dass sich eine CDU unter ihm stattdessen in eine Phase konservativer Westalgie verabschiedet und dort ihren inneren Roland Koch sucht. Ein Indiz ist, dass er Nazis verachtet, aber offenbar keine Notwendigkeit sieht, gegen schleichenden Rassismus vorzugehen. In der sauerländischen Welt, die Merz kennt und die wahrscheinlich vor seinem inneren Auge erscheint, wenn er an das ganz normale Deutschland denkt, gibt es eben nicht den Stadtrat, in dem eine CDU zusammen mit AfD oder NPD gemeinsame Sache macht. In dem die ganze Sache schon gekippt ist. (Christian Bangel, ZEIT)
2) Tweet
Keine Ahnung, ob Tilo Jung nur trollt oder das ernst meint. Es ist eine Riesenladung Bullshit.

3) Leistung lohnt sich eben nicht
Wer sich also über Managergehälter oder Sportlereinkünfte echauffiert, der hat mit großer Wahrscheinlichkeit Zweifel daran, dass diese Kriterien erfüllt sind oder dass die erbrachte Leistung mit der Entlohnung in einem angemessenen Verhältnis steht. Kurzum: Das Leistungsprinzip ist dann aus Sicht vieler Menschen nicht ansatzweise erfüllt. Und das ist zunächst einmal problematisch: Denn der Glaube an eine vermeintliche Leistungsgerechtigkeit hat stets dabei geholfen, gesellschaftliche Verhältnisse zu stabilisieren. Fällt er weg, treten Vorbehalte an seine Stelle. "Dann entstehen Ranküne, Verschwörungen, geheime Machenschaften oder Betrug", sagt Neckel. "Und es breitet sich die Überzeugung aus, dass es eben nicht auf erbrachte Leistung ankommt, sondern darauf, in welche Familie ich geboren wurde, ob ich Vermögen habe und ob ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war." Allerdings könnte diese Situation auch dazu anregen, das Leistungsprinzip an sich zu hinterfragen. Für Offe, der bereits in den Siebzigern über die Leistungsgesellschaft promovierte, ist die Sache schon lange klar: Er bezeichnet das Leistungsprinzip als Ideologie, als "eine scheinhafte und nicht weiter hinterfragte Selbstverständlichkeit". Bereits die Definition dessen, was Leistung sein soll, sei letztlich viel zu vage. Je genauer man hinschaue, "desto weniger klare Kriterien und objektivierbare Standards" gebe es. "Das Leistungsprinzip birgt kettenweise Probleme, die alle in Watte gepackt werden, weil man weiß, dass es sowieso keine objektive Lösung für Verteilungsgerechtigkeit gibt", sagt Offe. "Und wenn man das weiß, dann kommt man auf den Gedanken, dass es Marktmacht ist, die die Höhe des Status bestimmt." Nicht die tatsächliche Tätigkeit der Arbeitskräfte sei also maßgeblich für die Bewertung der Leistung, sondern das Marktgeschehen. (Janne Kieselbach, SpiegelOnline)
4) President Trump’s Big Day of Pardons and Commutations
According to CNN correspondent Kaitlan Collins, the president’s pardoning spree was informed by the opinions of “Sheldon Adelson, Maria Bartiromo, Rudy Guiliani, Elaine Chao, Andrew Napolitano, Eddie Gallagher, and [Michael Flynn’s attorney] Sidney Powell. [...] Former Illinois governor Rod Blagojevich was sentenced in 2011 to 14 years in prison after attempting to sell the Senate seat of Barack Obama to the highest bidder. [...] “He served eight years in jail, a long time,” Trump said on Tuesday after commuting Blagojevich’s sentence. [...] The inspiration for Gordon Gekko in Wall Street, “junk bond king” Michael Milken was indicted in 1989 on 98 felony counts, including racketeering, insider trading, and securities fraud, following an investigation by U.S. Attorney Rudy Giuliani. [...] On Tuesday, the president pardoned the billionaire, saying he had “suffered greatly” and “paid a big price.” [...] A close friend of Giuliani and the police commissioner of New York City from 2000 to 2001, Bernard Kerik was sentenced to 48 months in prison in 2010 after pleading guilty to charges including tax fraud and lying to officials. [...] After pardoning Kerik, Trump told reporters the former police commissioner “had many recommendations from a lot of good people.” [...] Though less well-known than the aforementioned pardons, Pogue — a real-estate developer who was granted full clemency after he pleaded guilty to underpaying his taxes by $473,000 — is notable for the substantial donations his family has directed toward Trump. (Matt Stieb, New York Magazine(
5) Trump Is Going to Cheat
Lying, of course, is only one challenge. The Democratic nominee will also have to contend with cheating. After the 2016 election, the journalist Katy Tur offered an applicable analogy. She said that what made covering Trump as a reporter and running against him as a candidate so difficult was the way that scandals stuck—or didn’t stick—to him. Hillary Clinton’s use of a private email server as secretary of state was like a stain on her shirt that people couldn’t get past, because it was the only mark on an otherwise clean shirt. But Trump had so many stains that “you couldn’t tell if it was a stained shirt or if it was just supposed to be that way.” [...] The cumulative effect of Trump’s efforts, of all the stains on his shirt, is to disorient the media and the electorate. Democrats, meanwhile, are fighting about how aggressive to get on climate change or whether debt-free college should be means-tested—bless their hearts. These are worthy questions, but not the question of the moment: How they should fight against a president who has no moral or legal compass, and who will use the full might of the executive branch to win? Electability, ultimately, cannot rest on the shoulders of whomever the party nominates, talented though that person may be. Electability does not depend, simply, on the nominee’s ability to earn the votes of a wide array of Americans in a few battleground states. It depends on all Americans’ willingness to demand an election that is, indeed, free and fair. (Sarada Pedri, The Atlantic)
6) Bernie Sanders and the Non-Voter Revolution
Yet, Sanders is not a generic Democrat. And, for this reason, he might be able to win here using this approach while other Democrats would fail. Perhaps his best argument is that this election will have historically high turnout and he’s best positioned to compete for those votes in Pennsylvania. But that’s highly speculative and tremendously risky. It’s also not something most Pennsylvania Democrats want to try because even if it were to succeed for Sanders it might not be a success for them. This is what I tried to explain in my piece: Bernie’s Coalition Doesn’t Overlap With Dem’s House Majority. The short version is that the Democrats have recently won scores of federal, state, and local races in the suburbs and those seats could be at risk if the top of the ticket underperforms. The shape of the electorate matters a lot, as we know from watching Clinton win the popular vote and lose the election. But Clinton actually lost the popular vote in Pennsylvania, which is why I began arguing immediately after the election that the Democrats needed to get away from a strategy that relied solely on the suburbs and instead focus on winning back some support in rural areas and small towns. Sanders would create a test-case for that, but it’s really flying in the face of all the momentum the Democrats have made using the suburban approach. [...] Those who believe in Sanders, trust that he can pull off a win by mobilizing non-voters. They’re probably right that he’s the only Democrat running who has a chance at victory with this approach. But non-voters in battleground states are currently leaning to Trump, so this strategy looks perilous and it has a serious downside. [...] There is no absolutely safe strategy. The Democrats could nominate a more mainstream candidate who is broadly liked in the suburbs and discover that way too many Trump-leaning non-voters turn out in November and swamp them at the polls. But this strategy would also keep the party more united, and that counts for a lot. (Martin Longman, Washington Monthly)
7) "Wir haben derzeit die Mehrheit bei den über Sechzigjährigen. Sonst nirgendwo" (Interview mit Norbert Röttgen)
ZEIT: Sie müssen ein Schutzbedürfnis befriedigen, das in Zeiten maximaler Veränderung immer größer wird. Sie selbst haben zum Beispiel den Satz kritisiert: Wir haben die Migration geordnet. Sie sagen, das kann man gar nicht ordnen. Die Menschen wollen aber diese Ordnung. Welchen Satz sagen Sie stattdessen?
Röttgen: Ich würde sagen: Die Migrationszahlen sind deutlich gesunken. Wir haben das erreicht, indem wir eine Festung Europa gebaut haben. Aber glaubt nicht, dass diese Festung den Stürmen der Zeit trotzen kann. Wir wollen es auch gar nicht, weil wir denen da draußen auch helfen wollen. Daraus muss man Politik ableiten, die hilft und das Bedürfnis mildert, zu uns zu kommen. Ich nenne Ihnen ein anderes Beispiel in dem Zusammenhang: Ich finde den außenpolitischen Umgang mit Russland in Bezug auf Idlib falsch und folgenreich. Russland bombardiert dort Zivilisten, was Hunderttausende Flüchtlinge erzeugt. Wenn wir dazu schweigen, verweigern wir Politik. [...] 
ZEIT: Die Partei, die sich durch die Flüchtlingskrise etabliert hat und die die Hegemonie der Union im rechten Spektrum beendet hat, ist die AfD. Was ist Ihr Ansatz, mit dieser Partei umzugehen?
Röttgen: Die Gründe, die die AfD in den Bundestag gebracht haben, können wir nicht beseitigen, denn sie liegen in der Vergangenheit. Aber wir dürfen diese Gründe nicht wiederholen. Ich habe wirklich kein rückwirkendes Kritikbedürfnis: Aber bevor die Flüchtlinge zu uns kamen, waren sie in den Lagern im Libanon und in Jordanien. Es gab Hilferufe der internationalen Organisationen. Die Reaktion war die Kürzung der Finanzhilfe. Wenn man sich dem Problem erst widmet, wenn es unlösbar geworden ist, delegitimiert sich Politik. Und wenn wir dieses Muster nicht verändern, können wir auf die AfD schimpfen, wie wir wollen, sie wird als Ausdruck des Protests gegen diese Art Nichtpolitik und ihre Folgen nur immer stärker. [...] 
ZEIT: Sie nennen die Finanz-, die Euro- und die Flüchtlingskrise als Verunsicherungsquellen, von denen auch die AfD profitiert hat. Was hätten Sie anders machen können?
Röttgen: Wir können natürlich nicht die Unordnung in der und durch die Globalisierung mit einem Federstrich in Ordnung überführen. Aber Politik ist möglich. Eine bessere Euro-Politik ist möglich. Wir können den Finanzmarkt in der Euro-Zone stärken. Wir müssen die verbliebenen Schwächen des Euro beseitigen. Wir sind nicht zum Fatalismus gezwungen. Auch unter erschwerten Bedingungen ist Politik möglich. (Matthias Geiß/Tilda Hildebrandt, ZEIT)
8) Der Spielmacher

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