Ariane und ich wagen eine erste Nachlese der Bundestagswahl, noch vor dem amtlichen Endergebnis und mit zahlreichen Unsicherheiten.
~
Shownotes:
Der Kommentar beschäftigt sich mit dem Rückzug von Christian Lindner aus der Politik nach dem schlechten Abschneiden der FDP bei der Bundestagswahl 2025. Der Autor kritisiert Lindner scharf und bezeichnet seinen Rückzug als eine der besten Nachrichten der Wahl. Zwar sei eine liberale Stimme im Parlament wichtig, doch Lindner habe diese Rolle nicht erfüllt. Bereits 2017 habe er den eigenen Vorteil über das Land gestellt, indem er eine Jamaika-Koalition verhinderte. In der Ampelregierung sei er von Anfang an ein Fremdkörper gewesen und habe letztlich aktiv zu deren Scheitern beigetragen.
Der Kommentar wirft Lindner vor, keine verlässlichen Absprachen treffen zu können und stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein. Seine Versuche, sich als Opposition innerhalb der Regierung zu inszenieren, hätten das Vertrauen in die FDP zerstört. Die Partei sei unter ihm zu einer Gruppe des rücksichtslosen Erfolgsstrebens verkommen. Sein Rückzug biete nun die Chance auf eine Erneuerung der FDP, die sich außerhalb des Parlaments neu aufstellen könnte. (Stefan Kuzmany, Spiegel)
Die FDP ist raus, Lindner am Ende – aus diesen vier Gründen
Der Artikel analysiert die Gründe für das Scheitern der FDP bei der Bundestagswahl 2025, durch das sie den Einzug in den Bundestag verpasst und in die außerparlamentarische Opposition gedrängt wird. Besonders betroffen ist Parteichef Christian Lindner, der noch am Wahlabend seinen Rückzug aus der Politik ankündigt.
Vier zentrale Faktoren werden für das Wahldebakel verantwortlich gemacht. Erstens habe die FDP eine zu enge Zielgruppe angesprochen: Ihre Kernwählerschaft sei opportunistisch und habe sich teilweise der Union zugewandt, da sie der FDP kaum noch wirtschaftliche Kompetenz zuschreibe. Zweitens habe sich die Partei ideologisch verengt, indem sie sich primär auf Steuerthemen und wirtschaftliche Freiheit konzentrierte, während klassische liberale Werte wie Bürgerrechte vernachlässigt wurden. Drittens sei die Regierungsarbeit der FDP in der Ampelkoalition von Blockaden geprägt gewesen, was ihr Image als verlässlicher Partner beschädigt habe. Viertens habe sich die Partei zu stark auf Lindner konzentriert und versäumt, personelle Alternativen aufzubauen.
Der Artikel schließt mit der Feststellung, dass sich die FDP grundlegend ändern müsse, wenn sie künftig wieder eine politische Rolle spielen wolle. (Serafin Reiber, Spiegel)
Altbundespräsident Wulff attackiert Merz – »AfD und Linke schicken Blumenstrauß«
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat die Wahlkampfstrategie der CDU scharf kritisiert und Friedrich Merz eine Mitschuld am Erstarken der politischen Ränder gegeben. Er erklärte, dass die Polarisierung, die insbesondere die Union in der Schlussphase des Wahlkampfs betrieben habe, ein Fehler gewesen sei. Dadurch seien sowohl die AfD als auch die Linkspartei gestärkt worden – beide könnten Merz dafür sinnbildlich einen „Blumenstrauß schicken“.
Wulff betonte, dass die Union zu einseitig auf das Thema Migration fokussiert gewesen sei und dabei andere wichtige Fragen wie Wirtschaft und Arbeit vernachlässigt habe. Die AfD habe von dieser Strategie profitiert, da Migrationspolitik ohnehin ihr Kernthema sei. Zudem sei die Linkspartei, die zunächst kaum Chancen auf den Wiedereinzug in den Bundestag gehabt hatte, durch die politischen Versäumnisse der CDU gestärkt worden.
Wulff, der als Ministerpräsident von Niedersachsen und später als Bundespräsident tätig war, gilt als Befürworter gesellschaftlicher Integration und des interreligiösen Dialogs. Sein kritischer Blick auf den Wahlkampf der CDU spiegelt seine Sorge wider, dass eine übermäßige Polarisierung den demokratischen Diskurs gefährde. (Spiegel)
Chartbook 355 Germany's election: The end of Scholz's coalition.
Adam Tooze analysiert die Bundestagswahl 2025 als eine klare Niederlage für die Parteien der Scholz-Koalition. Die SPD habe ihr schlechtestes Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik erzielt, die Grünen seien hinter ihren Erwartungen geblieben, und die FDP habe voraussichtlich die Fünf-Prozent-Hürde nicht überwunden. Dennoch sei das Ergebnis für die CDU nicht als voller Erfolg zu werten, da sie mit unter 30 Prozent nur ihr zweitniedrigstes Wahlergebnis erzielt habe. Insgesamt kämen die traditionellen Parteien der alten Bundesrepublik auf nicht mehr als 62 Prozent der Stimmen.
Die Wahl habe das Parteienspektrum weiter fragmentiert, wobei insbesondere Parteien mit Wurzeln in der ehemaligen DDR zu den Gewinnern gehörten. Die AfD habe ein starkes Ergebnis erzielt, ohne jedoch über 20 Prozent hinauszukommen. Überraschend sei das Abschneiden der Linkspartei, die mit 8,5 Prozent ein bemerkenswertes Comeback geschafft habe, während Wagenknechts Bewegung knapp unter fünf Prozent geblieben sei.
Trotz der Fragmentierung sieht Tooze keine Krise der Demokratie. Die hohe Wahlbeteiligung von fast 84 Prozent zeige vielmehr eine lebendige politische Kultur. Inhaltlich sei die Wahl nicht von einer reinen Kandidatenfrage geprägt gewesen. Friedrich Merz werde zwar als kompetenter als Olaf Scholz wahrgenommen, genieße aber nur begrenzte Popularität. Boris Pistorius sei als Verteidigungsminister der beliebteste Politiker, sei jedoch nicht als Spitzenkandidat angetreten.
Die Debatte sei weniger um Personen als um Parteiprogramme und Koalitionen geführt worden. Die CDU habe sich als stärkste Partei etabliert, sei jedoch durch ihr Verhalten in der Migrationsfrage für progressive Wähler nicht wählbar gewesen. Gleichzeitig treffe sie auf eine konservative Wählerschaft, die noch immer Angela Merkels Flüchtlingspolitik von 2015 für die hohe Zahl an Asylsuchenden verantwortlich mache. Migration sei mit 55 Prozent Zustimmung unter den Wählern ein zentrales Thema gewesen, insbesondere für AfD- (89 Prozent) und CDU-Wähler (70 Prozent). Dennoch seien auch andere Themen wie soziale Sicherheit, wirtschaftliches Wachstum, Umweltpolitik und Friedenssicherung relevant gewesen.
Tooze hebt hervor, dass Inflation trotz wirtschaftlicher Sorgen für die Wählerschaft keine entscheidende Rolle gespielt habe. Insbesondere AfD-Wähler seien zwar wirtschaftlich und sozial belastet, setzten jedoch Migration und innere Sicherheit als deutlich relevantere Themen. Statt konjunktureller Probleme gehe es nun um strukturelle Fragen und eine mögliche Neuausrichtung des gesellschaftlichen Konsenses. (Adam Tooze, Chartbook)
Germany’s Anti-Extremist Firewall Is Collapsing
Der Artikel analysiert die politische Lage in Deutschland im Vorfeld der Bundestagswahl und konzentriert sich auf die wachsende Unterstützung für die AfD sowie die Herausforderungen für das etablierte Parteiensystem. Der US-Vizepräsident J. D. Vance habe in München europäische Politiker für ihren Umgang mit Migration kritisiert und dabei indirekt die AfD verteidigt. Während die deutsche politische Mitte an einer „Brandmauer“ gegen die AfD festhalte, wachse die Unzufriedenheit unter deren Anhängern, die sich von etablierten Parteien ausgeschlossen fühlten.
Die AfD sei besonders in strukturschwachen Regionen der ehemaligen DDR stark. In Thüringen, wo sie hohe Wahlergebnisse erziele, herrsche wirtschaftlicher Niedergang und Bevölkerungsverlust seit der Wiedervereinigung. Die Partei habe sich von einer EU-kritischen Bewegung zu einer radikalen Anti-Migrationspartei entwickelt, deren Anhänger offen für Abschiebungen eintreten. Besonders umstritten sei Björn Höcke, der für eine Revision der deutschen Erinnerungskultur plädiere und als zentraler Akteur des rechten Flügels gelte.
Die AfD führe ihre Kampagne mit scharfer Rhetorik gegen Migration, gegen die Grünen und gegen das politische Establishment, insbesondere gegen die CDU. Die Partei fordere eine restriktive Einwanderungspolitik und betone wirtschaftliche Missstände, insbesondere die Belastung durch hohe Energiepreise und soziale Unsicherheiten. Ihre Gegner hielten sie für eine Gefahr für die Demokratie, während sie selbst sich als Opfer von politischer Ausgrenzung sehe.
Der Artikel stellt die AfD als Partei dar, die bewusst mit rechtsextremen Assoziationen spiele, sich aber gleichzeitig als legitimer politischer Akteur darstelle. Ihre Strategie bestehe darin, sowohl wirtschaftliche als auch kulturelle Ängste zu mobilisieren, um sich als einzige Alternative zum Establishment zu präsentieren. Die Reaktion der etablierten Parteien, insbesondere der CDU, sei gespalten: Während einige versuchten, sich scharf abzugrenzen, gebe es auch Annäherungsversuche, die zu internen Spannungen führten.
Der Autor sieht in der deutschen Politik eine zunehmende Polarisierung. Die AfD werde von der Mitte ausgeschlossen, was die Wut ihrer Anhänger verstärke. Gleichzeitig werde die CDU von links unter Druck gesetzt, sich nicht auf die AfD zuzubewegen. Diese Dynamik habe dazu geführt, dass sich die politische Landschaft zunehmend verhärtet habe und eine echte Debatte über Migration und wirtschaftliche Fragen kaum noch möglich sei. (Graeme Wood, The Atlantic)
Die Wirtschaftspolitik der AfD führt in die Katastrophe
Der Artikel argumentiert, dass die Wirtschaftspolitik der AfD Deutschlands wirtschaftliche Stabilität und Wohlstand gefährden würde. Deutschlands Erfolg in den letzten 75 Jahren basiere auf drei zentralen Säulen: einer offenen Wirtschaft, einer starken Industrie und einem funktionierenden Mittelstand sowie der sozialen Marktwirtschaft. Die AfD, so der Autor, plane eine Politik, die all diese Grundlagen untergrabe.
Ein zentraler Kritikpunkt sei die geplante Abschottungspolitik der AfD, die Deutschlands Exportwirtschaft massiv schädigen würde. Der deutsche Wohlstand sei eng mit der EU und dem Euro verbunden – ein Austritt würde Handelsströme und Lieferketten zerstören, was Millionen Arbeitsplätze gefährden könnte. Ebenso gefährlich sei die von der AfD geforderte Abkehr von erneuerbaren Energien zugunsten fossiler Energieträger und russischem Gas. Diese Strategie sei technisch kaum umsetzbar und würde Energiekosten erhöhen, was besonders die energieintensive Industrie treffen würde. Eine Deindustrialisierung wäre die Folge.
Hinzu komme, dass die AfD immense Steuersenkungen verspreche, die entweder zu einer massiven Neuverschuldung oder drastischen Kürzungen im Sozialstaat führen müssten. Die Hauptleidtragenden dieser Politik wären vor allem ihre eigenen Wähler, insbesondere Menschen mit mittlerem oder geringem Einkommen. Langfristig drohten Arbeitslosigkeit, soziale Polarisierung und wirtschaftlicher Niedergang. (Marcel Fratzscher, ZEIT)
Habeck gibt Führungsanspruch bei Grünen auf
Der Artikel berichtet, dass Robert Habeck nach dem enttäuschenden Wahlergebnis der Grünen bei der Bundestagswahl 2025 keine Führungsrolle in seiner Partei mehr anstreben wird. Er erklärte, dass er mit dem Wahlergebnis unzufrieden sei und sich die Grünen nun ohne ihn neu aufstellen müssten. Die Partei erreichte 11,6 Prozent der Stimmen, was einem Verlust von 3,1 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Wahl entspricht. Dennoch schnitten die Grünen besser ab als ihre früheren Ampel-Partner SPD und FDP, haben aber voraussichtlich keinen Einfluss auf die Regierungsbildung.
Annalena Baerbock hingegen könnte sich für eine Führungsrolle in der Fraktion in Stellung bringen, äußerte sich dazu jedoch nicht konkret. Derzeit führen Katharina Dröge und Britta Haßelmann die Grünenfraktion. Baerbock warnte zudem vor dem Erstarken der AfD, insbesondere in Ostdeutschland, und betonte die Notwendigkeit einer aktiven deutschen Rolle für „Frieden in Freiheit“. Sie erneuerte ihre Forderung nach einer Reform der Schuldenbremse, insbesondere mit Blick auf steigende Militärausgaben. Die Partei wird in den kommenden Tagen ihre neuen internen Strukturen festlegen. (Spiegel)
Bitter für Habeck, gut für die Demokratie
Der Artikel analysiert das enttäuschende Wahlergebnis der Grünen bei der Bundestagswahl 2025. Mit 11,6 Prozent der Stimmen verloren sie 3,1 Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Wahl. Besonders bitter für Kanzlerkandidat Robert Habeck ist, dass seine Partei für die Regierungsbildung nicht mehr benötigt wird, da eine Koalition aus Union und SPD ausreicht. Damit sind die Grünen aus der Bundesregierung herausgedrängt und müssen sich in der Opposition neu positionieren.
Habeck hatte ursprünglich auf eine Zweierkoalition mit der Union gehofft, doch die schlechten Wahlergebnisse beider Parteien machten dies unmöglich. Nach der Wahl kündigte er an, keine Führungsrolle mehr in der Partei anzustreben. Er betonte zwar, dass sich die Grünen aus ihrem Umfragetief herausgekämpft hätten, doch der Wahlabend zeigte, dass vor allem die Linke den Grünen stark zugesetzt hat.
In Berlin, einer Hochburg der Grünen, erzielte die Linke große Zugewinne und verdrängte sie auf Platz drei. Auch unter Jungwählern verloren die Grünen massiv an Stimmen. Strategisch versuchte Habeck, Wähler aus dem konservativen Lager anzusprechen, was jedoch nicht gelang. Der linke Parteiflügel kritisierte die Partei zudem für ihre Annäherung an migrationspolitische Positionen der Union.
Nun steht die Partei vor personellen Umbrüchen: Annalena Baerbock könnte eine führende Rolle in der Fraktion übernehmen, während sich der linke Flügel der Grünen gestärkt sieht. Die Grünen müssen sich in der Opposition neu aufstellen und ihren Kurs überdenken. (Christoph Schult/Marcus Becker/Severin Weiland, Spiegel)
Die Illusion der „Großen“ Koalition
Der Kommentar von Andreas Rosenfelder kritisiert die Bezeichnung der kommenden Regierung aus CDU/CSU und SPD als „Große Koalition“. Er argumentiert, dass dieser Begriff eine nostalgische Illusion sei, die nicht mehr der politischen Realität entspreche. Während früher CDU/CSU und SPD als breite Volksparteien galten, die das politische Spektrum abdeckten, habe sich die Parteienlandschaft inzwischen stark verändert.
Tatsächlich wären CDU/CSU und AfD die beiden stärksten Kräfte im neuen Bundestag, was bedeute, dass die einzig wahre „Große Koalition“ eine schwarz-blaue Koalition wäre – eine Möglichkeit, die Friedrich Merz kategorisch ausgeschlossen hat. Die Regierung aus CDU/CSU und SPD könne deshalb nur als „Kleine Koalition“ bezeichnet werden, da sie nur eine knappe Mehrheit habe und die politische Spaltung des Landes nicht überbrücke.
Der Autor weist darauf hin, dass Deutschland heute in zwei große Lager zerfalle: das schwarze (CDU/CSU) und das blaue (AfD). Eine Koalition aus Union und SPD repräsentiere nur noch einen Teil der Wählerschaft und könne die gesellschaftlichen Gegensätze nicht ausgleichen. Diese Entwicklung zeige, dass die traditionellen Kompromisslösungen der alten Bundesrepublik nicht mehr funktionierten.
Rosenfelder rät Friedrich Merz, sich nicht nur als Kanzler der eigenen Wähler zu sehen, sondern auch jene Bürger ernst zu nehmen, die sich politisch ausgeschlossen fühlen. Andernfalls könnte sich die Union bei der nächsten Wahl als Juniorpartner in einer „wirklich Großen Koalition“ wiederfinden – möglicherweise unter AfD-Führung. (Andreas Rosenfelder, Spiegel)
Alerta statt Afuera, das ist Berlin
Der Artikel beschreibt das überraschend starke Abschneiden der Linken bei der Bundestagswahl 2025 in Berlin, wo die Partei mit 19,9 Prozent die meisten Stimmen erhielt. Besonders auffällig ist der hohe Anteil junger Frauen, die für die Linke gestimmt haben – laut Infratest dimap waren es bundesweit 35 Prozent dieser Wählergruppe. Der Kommentar der Autorin Anna Schneider sieht darin eine Abkehr vom klassischen politischen Lagerdenken und eine emotionale Wahlentscheidung, die weniger auf wirtschaftlichen Überlegungen als auf politischen Abgrenzungen gegenüber konservativen Parteien wie der CDU basiert.
Die Autorin kritisiert, dass viele junge Wählerinnen die Vergangenheit der Linken als Nachfolgepartei der SED ausblenden und sich mit ihrer Stimme indirekt für politische Strömungen positionieren, die mit problematischen Ideologien sympathisieren. Sie deutet an, dass die Linke in Teilen besonders migrationsfreundliche Positionen vertrete, die im Widerspruch zur Mehrheitsmeinung der Bevölkerung stehen.
Schneider stellt zudem die These auf, dass das Berliner Wahlergebnis Ausdruck eines politischen Paralleluniversums sei, in dem wirtschaftliche Realitäten, wie die Bedeutung von Marktwirtschaft und Migration für die ökonomische Stabilität, ausgeblendet würden. Die finanzielle Abhängigkeit Berlins vom Länderfinanzausgleich ermögliche es der Stadt, ihre linke Politik weiterzuführen, ohne direkte wirtschaftliche Konsequenzen tragen zu müssen.
Insgesamt zeichnet der Kommentar ein kritisches Bild des Wahlergebnisses, sieht darin aber auch eine gesellschaftspolitische Entwicklung, die tiefere Fragen über Bildung, wirtschaftliche Verantwortung und politische Wahrnehmung aufwirft. (Anna Schneider, Welt)
BSW will Wahlergebnis offenbar juristisch anfechten
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erwägt, das Ergebnis der Bundestagswahl juristisch anzufechten. Parteichefin Wagenknecht begründet dies mit der niedrigen Wahlbeteiligung deutscher Auslandswähler. Rund 230.000 registrierte Wahlberechtigte im Ausland hätten aufgrund der kurzen Fristen ihre Stimme nicht abgeben können. Die Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali betont jedoch, dass die juristischen Hürden für eine erfolgreiche Anfechtung hoch seien.
Ein weiterer Kritikpunkt von Wagenknecht ist die mediale Berichterstattung. Sie wirft den deutschen Medien eine negative Kampagne gegen das BSW vor und kritisiert insbesondere das Forsa-Umfrageinstitut, dessen niedrige Prognosen für das BSW ihrer Meinung nach taktisches Wählen begünstigt hätten. Gleichzeitig wird berichtet, dass das BSW im Onlinewahlkampf von fragwürdigen Unterstützern profitierte, die rechtspopulistische und hetzerische Inhalte verbreiteten.
Das BSW scheiterte mit 4,972 Prozent knapp an der Fünfprozenthürde – es fehlten rund 13.400 Stimmen für den Einzug in den Bundestag. Damit wird die Partei im neuen Parlament nicht vertreten sein, obwohl sie in einigen ostdeutschen Landesparlamenten bereits vertreten ist und Regierungsbeteiligungen hat.
Das Verfahren zur Anfechtung einer Wahl sieht vor, dass jeder Wahlberechtigte binnen zwei Monaten Einspruch beim Bundestag erheben kann. Dieser entscheidet nach einer Prüfung durch den Wahlprüfungsausschuss, eine Beschwerde kann anschließend vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt werden.
Wagenknecht hatte zuvor angekündigt, ihre politische Zukunft vom Einzug in den Bundestag abhängig zu machen. Ihren Rücktritt ließ sie jedoch zunächst offen. Zudem plant das BSW eine Umbenennung im Laufe des Jahres, da die Partei bislang stark auf Wagenknecht als Person ausgerichtet war. (Spiegel)
Kubicki erwägt nun doch, neuer FDP-Chef zu werden
Nach dem desaströsen Abschneiden der FDP bei der Bundestagswahl, bei der die Partei mit 4,3 Prozent an der Fünfprozenthürde scheiterte und aus dem Bundestag ausschied, kündigte Wolfgang Kubicki zunächst seinen politischen Rückzug an. Er begründete dies mit seinem Alter und fehlender Kraft, die Partei in den kommenden Jahren wieder aufzubauen. Am Wahlabend erklärte er, nicht derjenige zu sein, der die FDP „aus dem Tal des Jammers“ führen könne.
Doch nur einen Tag später zog Kubicki seine Entscheidung teilweise zurück. Auf der Plattform X schrieb er, dass zahlreiche Parteimitglieder ihn gebeten hätten, die FDP zu übernehmen. Daher erwäge er nun ernsthaft, im Mai für den Parteivorsitz zu kandidieren. Sein Ziel sei es, die Partei „zusammenzuhalten und neu zu motivieren“. Laut „Bild“-Zeitung soll er am Morgen bei der Ankunft in der Parteizentrale sogar verkündet haben, dass die FDP „wie ein Phönix aus der Asche“ aufsteigen werde.
Neben Kubicki zeigt auch die Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann Interesse an einer Führungsrolle in der FDP. Sie betonte, die Partei müsse sich thematisch wieder verbreitern, insbesondere im Bereich der Bürgerrechte. Dagegen erteilten zwei prominente FDP-Politiker, Johannes Vogel und Konstantin Kuhle, einer Kandidatur eine Absage. Beide erklärten, sich aus der Parteispitze zurückziehen zu wollen.
Kubicki erhielt Unterstützung aus Thüringen. Der FDP-Vize des Landes, Robert-Martin Montag, sprach sich klar für ihn als neuen Vorsitzenden aus und lehnte Strack-Zimmermann als zu polarisierend ab. Die FDP steht somit vor einer innerparteilichen Neuaufstellung, bei der sich entscheiden wird, welcher Kurs sie aus der Krise führen soll. (Spiegel)
Chartbook 356: Deutschland 2025 - A live (and complicated) democracy.
Adam Tooze analysiert die Bundestagswahl 2025 und hebt die hohe Wahlbeteiligung als positives Signal für die deutsche Demokratie hervor. Entgegen der Darstellung von US-Vizepräsident J.D. Vance sieht er keine „schweigende Mehrheit“, die von einer liberalen Elite unterdrückt wird. Vielmehr hätten sich viele Nichtwähler – rund 1,8 Millionen – für die AfD entschieden, die jedoch mit knapp über 20 Prozent der Stimmen keine dominierende Kraft wurde.
Die AfD gewann Stimmen von allen Parteien, insbesondere von der CDU, der FDP und der SPD. Regional zeigt sich eine deutliche Konzentration der AfD-Erfolge in Ostdeutschland, wo sie Wahlergebnisse von bis zu 37 Prozent erzielte. Ihr Einfluss dort sei vergleichbar mit der früheren Dominanz der CDU/CSU in Westdeutschland. Interessanterweise erzielte sie selbst in konservativen CSU-Hochburgen in Bayern 17 Prozent der Stimmen.
Ein sozialer Wandel zeigt sich darin, dass die AfD zur stärksten Partei unter Arbeitern und Arbeitslosen wurde, während die SPD, einst die klassische Arbeiterpartei, in ärmeren Regionen besonders starke Verluste erlitt. Allerdings machen Arbeiter nur noch etwa 10 Prozent der Wählerschaft aus. Entscheidender sind heute Angestellte, Selbstständige und Rentner, wobei letztere weiterhin stark die CDU unterstützen.
Ein weiterer wichtiger Faktor war das Alter der Wähler: 40 Prozent der Stimmen kamen von über 60-Jährigen, während nur 14,5 Prozent unter 30 Jahre alt waren. Junge Wähler entschieden sich überproportional für die AfD oder Die Linke, während ältere Wähler die CDU und SPD bevorzugten.
Auch das Geschlecht spielte eine Rolle: Während junge Männer sich etwas stärker zur Mitte orientierten, wählten junge Frauen mit einem Vorsprung von 30 Prozentpunkten links, insbesondere Die Linke. Tooze betont, dass diese Wahlentscheidung als progressive Verteidigung gegen einen „transatlantischen Anti-Woke-Backlash“ zu verstehen sei.
Letztlich zeigt sich laut Tooze keine generelle Fragmentierung des politischen Systems, sondern eine Konsolidierung der AfD im Osten und eine starke Alters- sowie Geschlechterspaltung im Wahlverhalten. (Adam Tooze, Chartbook)
Resterampe
Transkript
00:00:00.70
Stefan Sasse
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von den Bohrleuten.
00:00:04.50
Stefan Sasse
Gestern war Bundestagswahl und in bewährter Bohrleute-Tradition legen wir direkt los, wo hauptsächlich Korrelationen und noch keine Kausalitäten bekannt sind, wo noch nicht alle Stimmen amtlich ausgezählt sind und wo vor allem viel Bauchgefühl und eine aktuell verworrene Situation herrschen.
00:00:20.73
Stefan Sasse
Und wer besser, um in diesem Dickicht der Informationen und der heißen Takes durchzukommen, als meine Co-Pilotin.
00:00:27.17
Stefan Sasse
Hallo Ariane.
00:00:28.08
Ariane
Hallo Stefan, hallo liebe HörerInnen.
00:00:31.14
Stefan Sasse
Ihr hört es schon an dem Intro.
00:00:32.12
Stefan Sasse
Diese Folge wird vermutlich eine kurze Halbwertszeit haben.
00:00:34.70
Stefan Sasse
Das ist die direkte Reaktionsfolge auf die Bundestagswahl.
00:00:38.36
Stefan Sasse
Wir schreiben Montag, den 24.02.25.
00:00:39.84
Stefan Sasse
Es ist 16.48 Uhr, wo wir diese Aufnahme beginnen.
00:00:45.26
Stefan Sasse
Alles, was wir hier sagen, mag schon im Verlauf der Podcastaufnahme bereits wieder hinfällig sein.
00:00:50.27
Stefan Sasse
Deswegen take it with a big grain of salt an dieser Stelle.
00:00:53.89
Stefan Sasse
Aber wir wollten uns das natürlich nicht nehmen lassen, trotz allem den Ausgang zu kommentieren.
00:00:59.51
Stefan Sasse
Ich würde einfach mal direkt starten.
00:01:01.27
Stefan Sasse
Eine Sache, die ich generell bemerkenswert fand, ist, wie akkurat die Umfragen waren.
00:01:05.47
Stefan Sasse
Das muss man ja ganz besonders im Hinblick auf die Diskussion mit den USA wirklich so ein bisschen betonen.
00:01:10.11
Stefan Sasse
Und weil das in den letzten Jahren immer wieder gesagt wurde, die Umfragen sind ja nicht so genau und alles.
00:01:14.72
Stefan Sasse
In dem Fall waren die wirklich ziemlich super.
00:01:16.92
Stefan Sasse
Also ich glaube, alles ist innerhalb von einem Prozent von dem, was vorhergesagt worden ist.
00:01:24.20
Stefan Sasse
Gerade Jukov ist an der Stelle sehr positiv zu nennen, die ja normalerweise gar nicht so die mörderhohe Treffer Chance haben.
00:01:30.34
Stefan Sasse
Also die werden nicht in den großen Club aufgenommen, wo Allensbach normalerweise ist und Infra und Forsa.
00:01:36.08
Stefan Sasse
Aber die haben es zum Beispiel auch sehr exakt getroffen.
00:01:38.00
Stefan Sasse
Ich glaube, alle Umfrageinstitute waren sich ziemlich einig und das Ergebnis entspricht mehr oder weniger genau den Umfragen.
00:01:44.31
Stefan Sasse
Und entspricht auch mehr oder weniger genau dem Trend, das haben wir schon mal hier an dieser Stelle diskutiert, der sich jetzt seit einem Jahr abzeichnet.
00:01:52.43
Stefan Sasse
Stand jetzt, wo wir aufnehmen, sind im Bundestag die FDP und der BSW nicht, das BSW, das ist immer der, das BSW nicht vertreten.
00:02:03.12
Stefan Sasse
Die FDP ist sicher, das ist überhaupt keine Diskussion mehr, beim BSW ist es noch ein bisschen fraglich, aber soweit ich das beurteilen kann, eigentlich auch durch, wenn gleich dann noch so ein juristisches Rückzugsgefecht folgen wird.
00:02:16.16
Stefan Sasse
Ich mag mich aber an der Stelle auch irren.
00:02:18.04
Stefan Sasse
Die FDP mit ihren 4,3% hat keine Chance mehr.
00:02:21.17
Stefan Sasse
Das ist durch, der Drops ist gelutscht.
00:02:24.22
Stefan Sasse
Ansonsten hat die CDU mit stark 28 Prozent abgeschnitten und damit die, wie es immer so schön heißt, die psychologisch wichtige 30-Prozent-Marke verfehlt.
00:02:35.42
Stefan Sasse
Das ist eine von diesen typischen Journalismus-Verfehlungen an der Stelle.
00:02:38.54
Stefan Sasse
Psychologisch wichtig für wen?
00:02:41.09
Stefan Sasse
Das wäre quasi die Sache.
00:02:42.37
Stefan Sasse
Die SPD ist bei ungefähr 16 Prozent gelandet und auch hier, das ist ein und für sich ein Desaster, aber es ist dieses typische SPD-Ergebnis von, es hätte schlimmer kommen können.
00:02:51.43
Stefan Sasse
Ähnlich sieht es bei den Grünen aus.
00:02:53.31
Stefan Sasse
Die haben jetzt starke 12 Prozent, was weniger ist als das letzte Mal, aber immerhin noch deutlich zweitstellig.
00:02:59.72
Stefan Sasse
Also auch hier, wenn die nach links und rechts gucken, sehen sie SPD und FDP und können, glaube ich, sagen, wir sind halbwegs ungeschworen da durchgekommen.
00:03:08.12
Stefan Sasse
Dann haben wir die AfD, die leider Gottes über die psychologisch wichtige 20-Prozent-Marke drübergekommen ist.
00:03:14.58
Stefan Sasse
Die haben ihre 21 knapp geknackt.
00:03:17.24
Stefan Sasse
Und dann haben wir eben das große Fragezeichen des Bündnisses Sarah Wagenknecht mit seinen aktuell 4,97 Prozent.
00:03:25.20
Stefan Sasse
Und das wäre ja schon so ein ganz klein bisschen kosmische Gerechtigkeit, wenn die nicht reinkommen.
00:03:30.82
Stefan Sasse
Und natürlich last but not least der eigentliche Wahlsieger der Herzen, sozusagen die Linkspartei von den Toten auferstanden mit deutlich über 8 Prozent.
00:03:40.44
Stefan Sasse
Ich glaube, ist es nicht sogar das Bestmögliche?
00:03:41.68
Stefan Sasse
Was sind deine Eindrücke, Ariane?
00:03:56.65
Ariane
Ja, also erstmal auch ein Lob an die Umfragen.
00:03:59.33
Ariane
Die waren tatsächlich so akkurat, dass das Ergebnis fast ein bisschen langweilig war.
00:04:03.07
Ariane
Also es gab jetzt, ich glaube letzte Woche oder vorletzte Woche haben wir einmal kurz im Vorwahlkampf darüber diskutiert.
00:04:09.80
Ariane
Das kann man gerne nochmal anhören, weil da hat sich wenig getan.
00:04:12.60
Ariane
Also es hat sich eigentlich, wie gesagt, BSD, FDP, die waren so knapp an der Grenze, das war schwer vorherzusagen, aber das war tatsächlich...
00:04:23.01
Ariane
Ja, also sehr überraschungsarm fand ich von den Umfragen her, vom Endergebnis.
00:04:29.04
Ariane
Und ja, ich muss sagen, ich hatte mich da schon ein bisschen frustriert abgewahrt.
00:04:38.02
Ariane
Also ich wusste schon, ich bin jetzt kein Freund von Merz.
00:04:40.44
Ariane
Ich wusste schon, es kommt da jetzt nichts raus, was den nämlich verhindern kann.
00:04:43.34
Ariane
Von daher muss ich sagen, bin ich gestern ins Bett gegangen mit dem Gefühl, es hätte ja auch alles schlimmer kommen können.
00:04:53.70
Ariane
Liebe SPD, liebe CDU, ich bin bei euch gedanklich.
00:04:57.62
Ariane
Wie gesagt, dadurch, dass das BSW draußen ist, ist es möglich, eine Zweier- beziehungsweise Dreier-Kombination zu machen mit Schwarz-Rot.
00:05:05.12
Ariane
Man hat nicht so viele Kleinstparteien im Bundestag.
00:05:09.82
Ariane
Ich glaube, das ist auch ganz gut, dass es, glaube ich, auch für die, so wie sich das jetzt, wir gehen einfach mal davon aus, das BSW bleibt draußen.
00:05:19.05
Ariane
und es wird wahrscheinlich Schwarz-Rot geben, hätte man mit den Grünen denn noch eine Oppositionspartei sogar, die jetzt nicht zu den Rändern gehört,
00:05:28.59
Ariane
Von dem, was da erwartbar ist, ist das, glaube ich, echt noch Best Outcome irgendwie von daher.
00:05:36.67
Ariane
Die psychologisch wichtige Grenze von 20 Prozent hätte ich gern gesehen, dass die AfD die nicht reißt.
00:05:42.13
Ariane
Aber die 1 Prozent machen das Problem jetzt auch nicht größer oder weniger schlimm, als es war.
00:05:50.81
Ariane
Also das tut sich nicht viel.
00:05:54.12
Stefan Sasse
Ja, das ist an der Stelle wirklich reine Psychologie, aber da geht es mir genauso wie dir.
00:05:57.46
Stefan Sasse
Ich hätte sie auch gerne unter 20 gesehen.
00:05:59.72
Stefan Sasse
Also von mir aus auch 19,9999, egal.
00:06:02.78
Stefan Sasse
Das wäre nett gewesen.
00:06:04.32
Stefan Sasse
Ich finde es jetzt tatsächlich schon einigermaßen erschreckend, wie hoch das Ergebnis dann tatsächlich ist, auch wenn wir wirklich nur über anderthalb Prozent reden an der Stelle.
00:06:12.00
Stefan Sasse
Aber da spielt die Psychologie schon eine deutliche Rolle.
00:06:14.52
Stefan Sasse
Das gilt ja umgekehrt für die CDU genauso.
00:06:16.47
Stefan Sasse
Bei denen sind sie auch anderthalb Prozent.
00:06:18.29
Stefan Sasse
Und es sind letztlich genau die, die fehlen, um noch mit halbwegs ernstem Gesicht einen Sieg erklären zu können.
00:06:24.91
Stefan Sasse
Weil ich glaube, damit können wir auch direkt einfach die Partei in der Reihe nach durchfespern.
00:06:29.56
Stefan Sasse
Für die CDU ist dieses Wahlergebnis nicht gut.
00:06:33.28
Stefan Sasse
Die haben zwar gewonnen, aber eigentlich nicht.
00:06:33.89
Ariane
Ja.
00:06:37.34
Stefan Sasse
Das ist letzten Endes irrelevant, weil in der Machtarithmetik, sie werden Kanzler, sie werden die voraussichtlich nächsten, ich meine, wir reden ja von der SPD, also die werden die nächsten vier Jahre diese Koalition durchziehen und letzten Endes gewonnen ist gewonnen.
00:06:52.56
Stefan Sasse
Da ist es erstmal egal, wie viele Prozent.
00:06:55.30
Stefan Sasse
Komma aber.
00:06:56.98
Stefan Sasse
Der Anspruch war halt schon ein anderer.
00:06:59.34
Stefan Sasse
Die waren mal eine ganze Weile bei dem Thema 35 plus.
00:07:04.11
Stefan Sasse
Dann war es zumindest mal die Zielmarke besser als das letzte Merkel-Ergebnis.
00:07:09.19
Stefan Sasse
Das waren als Referenz 33 Prozent grob.
00:07:13.45
Stefan Sasse
Und irgendwann war es dann ein, hey, immerhin besser als Laschet.
00:07:16.86
Stefan Sasse
Ja.
00:07:18.37
Stefan Sasse
Aber wir müssen uns schon klar machen, Merz hat das zweitschlechteste CDU-Ergebnis aller Zeiten eingefahren und neben ihm Scholz das schlechteste SPD-Ergebnis aller Zeiten.
00:07:27.20
Stefan Sasse
Das ist schon...
00:07:30.08
Stefan Sasse
Ist schon eine Hausnummer und es ist es halt bei der CDU vor allem deswegen, weil dieses Ergebnis hätte besser sein müssen.
00:07:37.95
Stefan Sasse
Der Merz löst jetzt die unbeliebteste Regierung, die Deutschland jemals hatte ab.
00:07:43.15
Stefan Sasse
In einer seit mehreren Jahren andauernden Wirtschaftskrise.
00:07:47.15
Stefan Sasse
Als selbsternannter Wirtschaftsexperte und schafft es nicht über 28% zu kommen.
00:07:52.47
Stefan Sasse
Sorry, da ist was kaputt.
00:07:53.99
Stefan Sasse
Ja, das ist genau so.
00:07:54.44
Ariane
aus der Opposition heraus.
00:07:56.46
Stefan Sasse
Genau, aus der Opposition heraus.
00:07:58.32
Stefan Sasse
Das ist genau dasselbe Argument, was ich auch immer gebracht habe im Hinblick auf die aktuellen US-Wahlen.
00:08:02.92
Stefan Sasse
Das Ding ist nicht, dass Harris verloren hat, sondern die knapp letzten Endes.
00:08:06.60
Stefan Sasse
Trumps Sieg hätte ja auch viel, viel größer sein müssen eigentlich.
00:08:09.24
Stefan Sasse
Das zeigt hier auch letztlich diese Schwäche.
00:08:11.15
Stefan Sasse
Wenn du bedenkst, aus welcher Ausgangssituation das kommt.
00:08:14.29
Stefan Sasse
Klar, gewonnen ist gewonnen, erneut.
00:08:16.13
Stefan Sasse
Und kudos, der führt jetzt die Regierung, er hat gewonnen, er hat das Mandat, ganz klar, da brauchen wir überhaupt nicht drum herum diskutieren.
00:08:22.59
Stefan Sasse
Aber ich als CDU würde mir schon überlegen, was da los ist.
00:08:26.13
Stefan Sasse
Und ich denke, die Führungsperson hatte damit nicht unerheblich zu tun, Punkt 1.
00:08:32.93
Stefan Sasse
Und Punkt 2 war die Strategie scheiße.
00:08:35.83
Stefan Sasse
Ich glaube, da bin ich einigermaßen zuversichtlich in der Beurteilung, dass die Idee des CDU-Wahlkampfs, den mit diesen Themen auf die Art zu führen, hat sich nicht bewährt.
00:08:46.79
Stefan Sasse
Und ich sage das jetzt mal wirklich, versuche völlig die sachliche Dimension rauszuhalten, weil ich halte es ja auch sachlich für falsch.
00:08:51.96
Stefan Sasse
Aber es mag ja durchaus sein, dass du einen sachlich, aus meiner Sicht, falschen Wahlkampf führst, der zum richtigen Ergebnis führt.
00:08:58.32
Stefan Sasse
Da kommen wir bei der Linken nochmal dazu.
00:08:59.62
Ariane
Wollte ich gerade sagen, ja.
00:09:01.04
Stefan Sasse
Genau, aber...
00:09:03.50
Stefan Sasse
Bei der CDU gilt aus meiner Warte beides und müsste effektiv aus Sicht von Leuten, die diese Politik grundsätzlich gut finden, halt gelten.
00:09:11.71
Stefan Sasse
Es war definitiv das falsche Wahlkampfthema.
00:09:14.59
Stefan Sasse
Und die Art, wie man es gemacht hat, war auch falsch.
00:09:17.65
Stefan Sasse
Also sowohl dieses Spaltende, dieses unglaublich stark Spaltende an der Stelle, die Grünen zum Hauptgegner zu erklären, Migration zum Hauptthema zu machen, nachdem man eigentlich einen Wirtschaftswahlkampf angefangen hat,
00:09:28.45
Stefan Sasse
der sich auch thematisch angeboten hat.
00:09:31.69
Stefan Sasse
Ich glaube, man hat sich zu sehr mitreißen lassen von Solingen und dann vor allem Aschaffenburg.
00:09:37.47
Stefan Sasse
Und von dieser Jetzt-Reichts-Stimmung, das war aus dem Bauch heraus, das war emotional, das war moralisierend und das war genau all das, was sie normalerweise ihren Gegnern immer vorwerfen und es war ein Fehler.
00:09:50.59
Stefan Sasse
Das war einfach ein taktischer Fehler.
00:09:51.99
Stefan Sasse
Und dazu kommt, dass Merz
00:09:54.43
Stefan Sasse
Halt, Friedrich Merz ist.
00:09:55.46
Stefan Sasse
Auch darüber haben wir schon öfter gesprochen.
00:09:56.86
Stefan Sasse
Der Mann ist kein Sympathieträger.
00:09:58.26
Stefan Sasse
Er hat sich umgeben nur mit ideologischen Verbündeten, mit diesem Team Klöckner, Linnemann, Spahn.
00:10:04.100
Stefan Sasse
All diese Faktoren waren Fehler und ich bin sehr zuversichtlich, die CDU hätte wesentlich besser abschneiden können mit einem anderen Kandidaten und auch mit einem anderen Wahlkampf.
00:10:14.36
Stefan Sasse
Also ich denke, Merz hatte locker ein Potenzial von 33, 35 Prozent.
00:10:18.28
Stefan Sasse
40 sehe ich ihn jetzt nicht.
00:10:19.90
Stefan Sasse
Aber deutlich über 30 hätte drin sein müssen und dass es das nicht ist,
00:10:24.59
Stefan Sasse
Hätte die CDU jetzt nicht die Wahl gewonnen und würde den Kanzler stellen, Merz wäre weg.
00:10:29.61
Stefan Sasse
Das ist genauso wie Scholz 21.
00:10:30.89
Stefan Sasse
Der hat einfach nur Glück, dass er gewonnen hat.
00:10:33.73
Stefan Sasse
Genauso wie Laschet mit einem Prozent mehr 21 als triumphaler Sieger ins Kanzleramt eingezogen wäre, obwohl auch das ein sauschlechtes Ergebnis gewesen wäre.
00:10:43.18
Stefan Sasse
Genau das passiert jetzt mit Merz.
00:10:45.78
Stefan Sasse
Das wäre mal meine ganz, ganz grobe Einordnung für die CDU, würdest du da mitgehen.
00:10:50.86
Ariane
Ja, absolut.
00:10:51.86
Ariane
Wie gesagt, haben wir ja auch im letzten Podcast schon so ein bisschen der ganze Wahlkampf war da irgendwie...
00:10:57.19
Ariane
Die Wirtschaftssache am Anfang war gut und dann sind sie so umgesprungen auf dieses Migrationsthema.
00:11:02.49
Ariane
Und wie du auch sagst, jetzt reicht es und wir setzen uns jetzt durch und hauen auf den Tisch.
00:11:06.77
Ariane
Und da habe ich auch das Gefühl, das können sie halt auch einfach nicht gewinnen.
00:11:12.69
Ariane
Wenn du da noch eine Partei wie die AfD hast, dann ist immer einer mehr als die CDU, sagst du, glaube ich, dazu.
00:11:20.90
Ariane
Und ich glaube, das hat auch insgesamt den Wahlkampf nicht gut getan.
00:11:24.84
Ariane
Also ich habe auch das Gefühl,
00:11:26.90
Ariane
Die Ampel wurde abgewählt, aber ohne, dass Merz jetzt ein richtig starkes Mandat dafür hat.
00:11:32.66
Ariane
Natürlich, ihr ist Wahlsieger.
00:11:33.86
Ariane
Gestern hat das die CDU überall gesagt.
00:11:35.82
Ariane
Sie sind klarer Wahlsieger, ja.
00:11:38.08
Ariane
Aber wie gesagt, nicht mit einem super starken Mandat, das ausdrückt, ja, bitte tut, zieht das komplett durch, 100 Prozent, macht keine Kompromisse, sondern schon, nee, eigentlich finden wir dich auch doof und wollen lieber zehn andere Parteien drin haben.
00:11:53.19
Ariane
Und das ist...
00:11:56.32
Ariane
Schwierig.
00:11:56.82
Ariane
Also ich glaube, das ist ein kleiner Rucksack für die Koalitionsverhandlungen, auch für die nächsten, zumindest fürs nächste Jahr, weil eben keiner kann sich jetzt entstanden und sagen, ja, die Bevölkerung will zu 80 Prozent CDU-Zeugs haben.
00:12:12.03
Ariane
Und man hat da, wie gesagt, ein paar Sachen.
00:12:14.95
Ariane
Man hat immer noch die CSU an den Hacken.
00:12:16.97
Ariane
Ich finde auch, man hat einerseits dann Merz und der hat aber seine ganze Bande mit Leuten, die wir, die wir sparen oder so, die eigentlich auch niemand mehr sehen kann.
00:12:26.72
Ariane
Also dieses Aufbruchsstimmung, finde ich, hat das auch einfach ein bisschen verdorben.
00:12:30.76
Ariane
Weil jetzt kriegen wir einfach wieder Klöckner und Spahn und wie sie alle heißen.
00:12:35.18
Ariane
Der Söder und Dobrindt, die kloppen sich auch schon, welches Ministerium will.
00:12:39.90
Ariane
Also das ist auch einfach nichts, wo ich finde, man kann jetzt den großen Neuanfang irgendwie ausrufen.
00:12:44.37
Ariane
Das ist einfach ein bisschen vermurkst.
00:12:47.93
Stefan Sasse
Ja, völlig.
00:12:49.49
Stefan Sasse
Und ich meine, auf der einen Seite, wir sehen einen grinsenden Söder, dem, glaube ich, nichts rechter ist als diese Niederlage von Merz.
00:12:56.81
Stefan Sasse
Das ist ja das nächste, dieses völlig dysfunktionale Führungs-Duo.
00:13:00.07
Stefan Sasse
Was natürlich drüber hinwegtäuscht, dass auch Söder ein katastrophal für bayerische Verhältnisse, katastrophal schlechtes Wahlergebnis, ich glaube 39 Prozent oder sowas.
00:13:06.95
Stefan Sasse
Das ist jetzt auch nicht gerade der Erwartungswert, den die CSU an sich hat.
00:13:11.01
Stefan Sasse
Das wird nur durch den gigantisch größeren Schaden der CDU gerade kaschiert.
00:13:15.92
Stefan Sasse
Aber so oder so sehen wir auch hier eine Trendlinie, die zwar sehr langsam, aber stetig über die letzten Wahlen nach unten zeigt.
00:13:24.44
Stefan Sasse
Die CDU stemmt sich gegen die... Bei der ist dieser Absturz nicht so krass, wie der bei der SPD war.
00:13:29.24
Stefan Sasse
Und die haben jetzt wieder diesen Hochschwung.
00:13:31.21
Stefan Sasse
Aber das waren jetzt auch nur 4% plus oder sowas gegenüber...
00:13:35.51
Stefan Sasse
gegenüber dem letzten Mal.
00:13:37.05
Stefan Sasse
Und das ist der Moment, wo wir vielleicht in die WählerInnenwanderungen schauen sollten.
00:13:41.65
Stefan Sasse
Weil wenn ich mal gucke, woher kommen denn die Stimmen der Union?
00:13:45.04
Stefan Sasse
Die haben den Abstand größtenteils von der SPD gewonnen.
00:13:48.26
Stefan Sasse
1,7 Millionen Leute.
00:13:49.44
Stefan Sasse
Und der nächstgrößere Batzen und relativ sogar noch viel, viel größer ist die FDP.
00:13:53.49
Ariane
Vielen Dank.
00:13:53.84
Stefan Sasse
1,3 Millionen.
00:13:54.90
Stefan Sasse
Das heißt, letzten Endes hat sich das bürgerliche Lager an der Stelle ziemlich selber kannibalisiert.
00:13:58.93
Stefan Sasse
Das ist ja quasi plus minus für die Wunschkoalition, die ja von allen das erklärte, sie war schwarz-gelb, ist es an und für sich schlecht, wenn die sich gegenseitig die Stimmen wegreißen.
00:14:09.49
Stefan Sasse
Dann haben sie aus dem nicht wählenden Lager 900.000 Stimmen gekriegt.
00:14:13.22
Stefan Sasse
Von den Grünen 460.000, da machen wir mal einen Pin dran, weil das wird für unsere Beurteilung der Grünen später relevant.
00:14:18.88
Stefan Sasse
Und von allen sonstigen Parteien 360.000, also das Relevante SPD, FDP und Grüne, also von den Ampelparteien.
00:14:24.99
Stefan Sasse
Wenig überraschend, die Ampel wurde abgewählt.
00:14:26.95
Stefan Sasse
Fällt jemandem auf, welche Partei in dieser Auflistung fehlt?
00:14:29.92
Ariane
Die AfD.
00:14:31.27
Stefan Sasse
Nein, vielen Dank.
00:14:32.15
Stefan Sasse
Du hast alle Punkte zahlen und hast so viele Waschmaschinen gewonnen, die du tragen kannst.
00:14:36.24
Stefan Sasse
Das heißt, diese Strategie einmal mehr funktioniert offensichtlich nicht.
00:14:41.08
Stefan Sasse
Die bringt nicht das gewünschte Ergebnis.
00:14:43.56
Stefan Sasse
Weil wenn ich eine, schon fast, die werden unter sonstige subsummiert.
00:14:48.86
Stefan Sasse
Die AfD.
00:14:49.46
Stefan Sasse
Das heißt, an der Stelle, das klappt nicht.
00:14:52.05
Stefan Sasse
Aber ich sehe die AfD in der Wellendenwanderung, nämlich auf der Verlustseite.
00:14:55.59
Stefan Sasse
Die CDU hat nämlich eine Million Stimmen an die AfD verloren in der gleichen Zeit.
00:15:00.90
Stefan Sasse
Also nichts gewonnen, sondern verloren.
00:15:03.54
Stefan Sasse
220.000 an den BSW, was weird ist, und vor allem 70.000 an die Linke.
00:15:08.99
Stefan Sasse
Mit den Leuten würde ich gerne mal reden.
00:15:10.66
Ariane
Yep.
00:15:10.91
Stefan Sasse
Aber das ist genauso wie die gleichen 70.000, die von den Grünen zur AfD gewandert sind.
00:15:14.65
Stefan Sasse
Das sind Leute, ich habe keine Ahnung, wer das ist.
00:15:17.58
Stefan Sasse
Also das fasziniert mich ungemein.
00:15:20.28
Stefan Sasse
Aber ich meine, die
00:15:22.12
Stefan Sasse
Offensichtlich hat diese Strategie nicht funktioniert.
00:15:24.36
Stefan Sasse
Ich kann jetzt natürlich argumentieren, klar hätten wir die Strategie nicht gefahren, wären die Verluste noch viel größer.
00:15:29.38
Stefan Sasse
Das ist natürlich ein nicht zu widerlegendes Counterfactual an der Stelle.
00:15:34.03
Stefan Sasse
Mag sein.
00:15:35.31
Stefan Sasse
Auf die Argumentation würde ich mich gegebenenfalls sogar noch einlassen.
00:15:38.57
Stefan Sasse
Aber zumindest hat sie nicht den Erfolg gebracht, den man sich davon erhofft hat.
00:15:44.36
Stefan Sasse
Ich glaube, das ist safe to say an der Stelle.
00:15:47.60
Stefan Sasse
Und ich meine, von den Grünen hat man 460.000 gekriegt.
00:15:50.32
Stefan Sasse
Das ist eine ganz ordentliche Hausnummer.
00:15:52.94
Stefan Sasse
Und da wird uns auch diese Argumentation mit dem, mit diesem Counterfact, das Kontrafaktische, sagt man da auf Deutsch, wird uns da auch bei den Grünen beschäftigen.
00:16:00.16
Stefan Sasse
Deswegen müssen wir das natürlich hier bei den, bei der CDU auch zulassen.
00:16:03.78
Stefan Sasse
Möglicherweise haben sie ihre Flanke so gut bewahrt, wie sie konnten.
00:16:08.02
Stefan Sasse
Ich würde allerdings, und da werden wir danach auch nochmal in der Gesamtbewertung der Wahl drauf kommen, eher meine These stärken, die ich auch schon bei den USA hatte, dass wir hier einen Teil der weltweiten Welle von Anti-Amtsinhaber-Wahlen haben, die mit dem gesamten Komplex um Inflation, Lieferkettenstörungen, Covid-Backlash und Ukraine-Konflikt zusammenhängt.
00:16:32.24
Stefan Sasse
Aber dazu kommen wir dann bei der Gesamtschau.
00:16:33.86
Stefan Sasse
Das wäre jetzt erstmal meins für die CDU.
00:16:35.36
Stefan Sasse
Hast du da noch irgendeinen zentralen Punkt?
00:16:37.98
Ariane
Ja, das würde ich auch sagen.
00:16:38.96
Ariane
Also gerade die Ampelparteien, also FDP, das geht halt nur einmal jetzt, weil die sind jetzt weg.
00:16:45.28
Ariane
Also so viele Wähler kriegen die auch nicht mehr, weil man von denen nächstes Mal noch was abstauben kann.
00:16:50.48
Ariane
Und das würde ich auch sagen tatsächlich, dass das so eine typische, man ist mit der aktuellen Regierung unzufrieden und wählt den, der vermutlich die nächste Regierung anführt.
00:17:00.84
Ariane
Also das ist halt so ein aus der Opposition heraus.
00:17:03.88
Ariane
Aber
00:17:05.35
Ariane
Viel mehr ist da eben nicht passiert.
00:17:06.55
Ariane
Man hat nichts von der AfD gezogen, gar nichts.
00:17:09.41
Ariane
Man hat nochmal an die verloren.
00:17:11.35
Ariane
Und was er auch schon sagte, da ist auch kein Platz mehr.
00:17:14.63
Ariane
Dann können sie gleich koalieren.
00:17:16.50
Ariane
Das kann man ja nicht mehr steigern.
00:17:19.08
Ariane
Und dafür hat man dann eben auch vieles andere liegen lassen.
00:17:25.02
Ariane
Also es war, glaube ich, schon, dass man da...
00:17:28.90
Ariane
Weiter finde ich, die Zahlen gehen dann so weit runter, da tut sich nicht mehr viel.
00:17:32.58
Ariane
Man nimmt das kleinere Übel, Hauptsache nicht die, die jetzt gerade am Ruder sind, aber eben nicht so ein Mandat nach dem Motto, ja, wir trauen Merz und seiner nächsten Koalition zu, da wirklich was zu reißen.
00:17:49.76
Ariane
Ich bin kein Freund von März, aber ich fand, das war tatsächlich, das konnte man im ganzen Wahlkampf schon sehen, dass da insgesamt diese Stimmung auch einfach nicht da war.
00:17:59.51
Ariane
Das war schon wirklich, und wie gesagt, die Union hat wenig dazu getan, diese Stimmung zu erzeugen, dass da wirklich ein jetzt reicht, das ist alles sehr schrecklich, aber wenn das meine Einstellung ist, dann kann ich wirklich die AfD wählen.
00:18:13.58
Ariane
oder BSB, die tauchen ja überall auf.
00:18:16.58
Ariane
Da können wir auch wieder dazu sagen, dass keiner weiß, ob die links, rechts oder irgendwas anderes sind außer Sarah Wagenknecht.
00:18:23.27
Ariane
Aber das ist, glaube ich, tatsächlich ein Problem.
00:18:27.51
Ariane
Und ich würde noch ergänzen, das können wir wahrscheinlich bei vielen anderen sagen, es ist auch eine fehlende Klarheit.
00:18:36.45
Ariane
Wie gesagt, man kann die AfD nicht und ich fand, das merkt man jetzt auch schon einen Tag nach der Wahl, dass
00:18:43.09
Ariane
Merz da sehr rumgeschlingert ist aus diesem, ich bin der Oppositionskandidat, ich sage hier, was ich will und gleichzeitig, oh, ich bin aber auch die nächste Regierung, ich kann nicht in die Vollen gehen, dass da ein bisschen die Klarheit fehlte.
00:19:01.18
Stefan Sasse
Es war ja auch von Anfang an abzusehen, dass er diese scharfe Rhetorik an der Regierung gar nicht durchhalten kann.
00:19:07.12
Stefan Sasse
Und das wurde ihm ja auch von Anfang an vorgeworfen.
00:19:09.56
Stefan Sasse
Ja, also wenn ich an meinen Twitter-Feed zurückdenke, indem ich ja auch ein paar Leute aus dieser Richtung habe, wenn zum Beispiel dieses Rechtsbürgertum sozusagen, die nicht AfD sind, aber auch schon auf dem, ich sag mal, hart rechten Flügel der CDU letzten Endes unterwegs sind.
00:19:25.25
Stefan Sasse
Ich denke zum Beispiel an jemanden wie Frank Löberding oder sowas.
00:19:27.61
Stefan Sasse
Die haben es ja von Anfang an gesagt, dass nach der Wahl kommt letzten Endes sofort der Verrat.
00:19:32.15
Stefan Sasse
Und ich meine, schau mal, es ist jetzt Tag 1 nach der Wahl, was ist Merz' erste Amtshandlung als noch nicht mal gewählter Bundeskanzler, ist zu sagen, noch bevor der neue Bundestag zusammentritt, müssen wir die Schuldenbremse reformieren, weil wir haben im Bundestag keine Mehrheit mehr dafür im Neuen.
00:19:47.34
Stefan Sasse
Ja, also wir müssen jetzt noch geschwind eine Verfassungsänderung durchbringen mit SPD und Grünen.
00:19:52.18
Stefan Sasse
Das ist doch der Offenbarungseid einer fehlgeschlagenen Wahlkampfstrategie, finde ich.
00:19:57.48
Stefan Sasse
Also das ist doch völlig offenkundig, weil das hätte nicht passieren dürfen, diese Situation.
00:20:02.27
Stefan Sasse
Ich meine, denen fehlt, glaube ich, gar nicht so viel, aber dass es nicht im neuen Bundestag auch machen könnten.
00:20:06.75
Stefan Sasse
Aber dass es fehlt, dass diese...
00:20:09.13
Stefan Sasse
Kenia-Koalition keine Zweidrittelmehrheit hat, dass die demokratischen Parteien jetzt im Bundestag keine Zweidrittelmehrheit haben, das ist ein Desaster.
00:20:19.57
Stefan Sasse
Und das war vorhersehbar, dass das passieren kann.
00:20:21.66
Ariane
wollte ich gerade sagen.
00:20:22.52
Ariane
Also mein Mitleid ist da beschränkt.
00:20:24.76
Stefan Sasse
Nee, ich habe halt Mitleid mit mir selbst, weil ich lebe ja in diesem Land.
00:20:29.86
Stefan Sasse
Ich muss jetzt mit den Folgen von Merz strategischen Fehlkalkulationen leben.
00:20:34.66
Stefan Sasse
Und das zeigt halt auch mal wieder, elections have consequences.
00:20:39.54
Stefan Sasse
Und zwar egal wen ich wähle, egal was ich wähle.
00:20:41.78
Stefan Sasse
Das gilt ja genauso fürs Gegenlager.
00:20:43.74
Stefan Sasse
Die Wahl von 2021 mit der Ampel hat ja auch Konsequenzen.
00:20:47.02
Stefan Sasse
Da ist halt dann gegebenenfalls, sind dann die bösen Grünen dann an der Regierung.
00:20:50.75
Stefan Sasse
Und dann musst du damit leben und dann zerstören die dein Land und deine Wirtschaft und deine Energie oder was auch immer dann die Version von der anderen Seite ist.
00:20:58.24
Stefan Sasse
Aber
00:20:59.68
Stefan Sasse
Das muss man sich einfach klar machen.
00:21:00.94
Stefan Sasse
Das ist kein Spiel.
00:21:02.60
Stefan Sasse
Und deswegen ärgert es mich auch immer so, wenn es medial als so ein Spiel betrachtet wird und mit dieser Unernsthaftigkeit, die da drin ist.
00:21:09.00
Stefan Sasse
Das war ja auch so was, was gestern Abend noch jemand auf Twitter kommentiert hat, dass sie dann am Wahlabend plötzlich anfangen, über Infrastruktur zu reden, über die Sicherheits- und Außenpolitik.
00:21:19.54
Stefan Sasse
Und du denkst dir, Leute, ihr habt jetzt gerade drei Monate Wahlkampf gemacht und ihr habt all diese Themen nicht genannt und jetzt sitzt ihr in der Elefantenrunde und weint Krokodilstränen über die großen Themen, die nicht angesprochen worden sind.
00:21:28.12
Ariane
Und das ist sehr eilig.
00:21:29.68
Stefan Sasse
Ja, und ich sage einfach nur, fuck you, ohne Scheiß, das war euer Job, das zu machen und gleich nochmal hinterher an die Medien genauso, fuck you too, weil das wäre euer Job gewesen, das gegebenenfalls einzufordern und zu benennen.
00:21:43.08
Stefan Sasse
Und keiner hat es gemacht.
00:21:44.86
Stefan Sasse
Und von daher, ja, und wir hocken, und wir müssen es alle ausbaden, ja, alle miteinander.
00:21:51.12
Ariane
Ja, also das hat mich auch echt sauer gemacht.
00:21:53.52
Ariane
Wie gesagt, die Wahl ist zehn Minuten vorbei, es ist alles super eilig.
00:21:57.32
Ariane
Oh, Schuldenbremse, jetzt geht das irgendwie gar nicht.
00:21:59.70
Ariane
Gerade war ja nichts, es war keine Überraschung.
00:22:02.20
Ariane
Das war drei Monate lang alles abzusehen.
00:22:04.70
Ariane
Trump ist nicht gestern gewählt worden.
00:22:06.34
Ariane
Es war nicht gestern um 18.10 Uhr, haben wir festgestellt, Mensch, das ist jetzt aber alles blöd gelaufen mit der Sicherheitspolitik.
00:22:13.03
Ariane
Da müssen wir wohl was tun.
00:22:14.40
Ariane
Also das ist ja alles, aber Thema wird es um 18.05 Uhr.
00:22:18.98
Ariane
obwohl es, wie gesagt, vorhersagbar war.
00:22:20.75
Ariane
Und ich habe da...
00:22:22.73
Ariane
Die haben ja auch meine volle Unterstützung dafür, aber es kotzt mich tierisch an, weil es ist rechtlich bedenkbar, mit einem abgewählten Parlament noch irgendwas durchzubringen, weil man zwingend bis gestern 17.59 Uhr Wahlkampf damit machen wollte, dass die Schuldenbremse aber super sangrosankt ist und wir das alles bezahlen, weil wir plötzlich 15 Prozent Wirtschaftswachstum haben und das Bürgergeld streichen.
00:22:45.52
Ariane
Und um 18.01 Uhr hat sich das alles geändert und da
00:22:52.48
Ariane
Da erwarte ich schon von Parteien, die wirklich regieren wollen und nicht hier ein Clownsfest aller AfD machen wollen, dass sie das ein bisschen ernster nehmen.
00:23:03.44
Ariane
Weil wie gesagt, das ist für die allgemeine Politik Akzeptanz, ist das Gift.
00:23:09.30
Stefan Sasse
Ja, total, weil ich würde mich da jetzt auch verarscht fühlen letzten Endes.
00:23:14.10
Stefan Sasse
Ich meine, gerade verkünden sie noch die ganze Zeit, wie du sagst, Schuldenbremse ist sakrosagend und wir brauchen diese krasse Änderung in der Politik und dann müssen sie sich an die Grünen und an die SPD ranwanzen und erneut, das war vorhersehbar.
00:23:25.66
Stefan Sasse
Weil mit wem hätten sie denn sonst koalieren wollen?
00:23:27.77
Stefan Sasse
Und wirklich, wir haben das jetzt hier im Podcast und hier im Blog schon seit Monaten immer wieder gesagt, es kann sein, dass Merz die Grünen braucht und es ist deswegen eine dumme Idee.
00:23:37.23
Stefan Sasse
Bam, sorry, told you so.
00:23:38.32
Ariane
Ja.
00:23:39.62
Ariane
Jetzt braucht er sogar noch die Linke wahrscheinlich, wenn das nicht klappt mit dem alten Parlament.
00:23:42.81
Stefan Sasse
Wenn Sie es im neuen Bundestag machen wollen, brauchen Sie die Linke.
00:23:45.12
Stefan Sasse
Und Ramelow hat schon gesagt, ja, ja, also ich zumindest wäre da grundsätzlich mal bereit.
00:23:50.66
Stefan Sasse
Ich glaube, er spricht ja nicht für seine Partei.
00:23:52.35
Ariane
Doch, Heidi Reichenick hat das gestern auch gesagt.
00:23:52.68
Stefan Sasse
Aber im
00:23:54.56
Stefan Sasse
Hattest du es auch schon gesagt.
00:23:55.40
Stefan Sasse
Ja, ich meine, klar, das wäre, das ist jetzt für die Linke das gleiche Szenario wie für die AfD.
00:23:59.94
Stefan Sasse
Letzthin bei diesem Ding, das ist quasi der Ritterschlag, wenn die CDU mit den Stimmen der Linken die Schuldenbremse reformiert.
00:24:07.53
Stefan Sasse
Ich meine, sorry, für die Linke ist es Weihnachten und Ostern an einem Tag und für die CDU ist es...
00:24:14.14
Stefan Sasse
Quasi, I don't know, das ist der Wald von Compiègne, aber mal Minimum.
00:24:19.42
Stefan Sasse
Also im Ersten Weltkrieg, wo die Deutschen den Waffenstillstand unterzeichnet haben.
00:24:23.54
Stefan Sasse
Also schon maximale Demütigung irgendwo.
00:24:26.26
Stefan Sasse
Das ist, und erneut, das ist falsche Strategie, Fehler von Merz.
00:24:29.99
Stefan Sasse
Die CDU müsste in dieser Position nicht sein.
00:24:32.61
Stefan Sasse
Die könnte aus einer deutlich stärkeren Position in Koalitionsverhandlungen gehen, kann sie jetzt nicht.
00:24:38.41
Stefan Sasse
Und das hat sie sich selbst zuzuschreiben.
00:24:41.29
Stefan Sasse
Genau so.
00:24:42.25
Stefan Sasse
Einfach, ich springe jetzt zu der Partei.
00:24:44.02
Stefan Sasse
Ja, und wie gesagt.
00:24:44.08
Ariane
Das ist immerhin fair, möchte ich nochmal kurz.
00:24:46.80
Ariane
Also mein Mitleid hält sich in Grenzen.
00:24:48.62
Ariane
Die wollten das zwingen, die wollten ihren Wahlkampf so führen.
00:24:51.56
Ariane
Sollen sie jetzt gucken, wie sie mit ihrem Problem klarkommen.
00:24:54.20
Ariane
Jetzt ist endlich mal vier Jahre lang an allem mehr Schuld.
00:24:57.40
Ariane
Yay.
00:24:57.54
Stefan Sasse
Ja, es ist fair, aber erneut, ich bin gegebenenfalls der Leidtragende davon.
00:25:02.17
Ariane
Ja.
00:25:02.86
Stefan Sasse
Weil wenn die das jetzt tatsächlich nicht gebacken kriegen, diese Reform da reinzukriegen noch in den 30 Tagen und wir dann jetzt dem Szenario sitzen, dass wir jetzt vier Jahre lang nicht in der Lage sind, unsere Sicherheitspolitik endlich auf neue Füße zu stellen, das sind vier Jahre mehr, die wir ohnehin nicht haben.
00:25:21.28
Stefan Sasse
Ja, also wir bräuchten ja schon jetzt eine Zeitmaschine 20 Jahre zurück, um das Versäumnis aufzuhalten.
00:25:25.70
Stefan Sasse
Wir haben diese vier Jahre nicht.
00:25:28.38
Stefan Sasse
Wir haben die auf so vielen Feldern nicht.
00:25:29.74
Stefan Sasse
Wir haben die für unsere Brücken und unsere Straßen nicht.
00:25:31.66
Stefan Sasse
Wir haben die für unsere Schulen nicht.
00:25:32.68
Stefan Sasse
Wir haben die fürs Klima nicht.
00:25:34.04
Stefan Sasse
Wir haben die für die Bundeswehr nicht.
00:25:35.96
Stefan Sasse
Und wenn wir diese vier Jahre jetzt verlieren, wegen dieser geschissenen Situation, dann klar ist er schuld.
00:25:44.65
Stefan Sasse
Und klar kann ich sagen, selber schuld.
00:25:46.35
Stefan Sasse
Aber was hilft mir das?
00:25:47.71
Stefan Sasse
Ich muss in dem Land leben, das die dann auf die Art und Weise runtergewirtschaftet haben.
00:25:52.69
Stefan Sasse
Also von daher hoffe ich echt, dass die jetzt ihre ganzen Egos einfach einfalten und es schaffen, zumindest das, wo sie sich einigen können, halt mal wirklich in trockene Tücher zu bringen.
00:26:02.95
Stefan Sasse
Ich würde mir natürlich wünschen, dass die Grünen sich da jetzt ihre Stimmen teuer abkaufen lassen oder sie noch einen Green New Deal rauskriegen und so weiter.
00:26:08.20
Stefan Sasse
Aber fuck it, macht jetzt bitte wenigstens diese sicherheitspolitische Geschichte fertig, damit wir das abgeräumt haben.
00:26:15.52
Stefan Sasse
Wenigstens eine Sache.
00:26:17.28
Stefan Sasse
Und dann können wir den ganzen Rest weiter auf die deutsche Tour verzögern.
00:26:19.76
Stefan Sasse
Da sind wir echt gut drin.
00:26:21.10
Ariane
Ja, also es wäre ja.
00:26:21.48
Stefan Sasse
Aber wäre schon schön, wenn wenigstens eine Sache nicht passiert.
00:26:23.92
Stefan Sasse
Aber Stichwort verdient, da war ich gerade dabei, so eine elegante Überleitung zu machen.
00:26:28.06
Stefan Sasse
Das bringt uns nämlich zur FDP.
00:26:30.36
Stefan Sasse
Und auch hier, wir hatten das schon in unserer letzten Episode, der Wahlkampf war schlecht und 4,3% ist nicht so weit weg von 5%.
00:26:38.65
Stefan Sasse
Ich denke, auch die hätten es schaffen können.
00:26:41.57
Stefan Sasse
Und dann, wenn sie reingekommen wären, dann wäre es wahrscheinlich, dass es jetzt zu einer Deutschland-Koalition kommt.
00:26:47.49
Stefan Sasse
Ich bin froh, dass dem nicht so ist, aus Gründen, aber auch hier muss man sagen, das haben sie sich selber zuzuschreiben.
00:26:53.95
Stefan Sasse
Und da kann ich auch wieder gucken auf die wählenden Wanderungen.
00:26:57.63
Stefan Sasse
Die 1,3 Millionen zur Union hatten wir schon, AfD 890.000, also fast eine Million.
00:27:03.46
Stefan Sasse
Der ganze Rest ist vernachlässigbar, die ganzen restlichen Verluste.
00:27:07.82
Stefan Sasse
Da gibt es 100.000, die jetzt Linke gewählt haben.
00:27:11.18
Stefan Sasse
Aber gut, das waren vielleicht auch einfach nur Proteststimmen, ich habe keine Ahnung, aber das muss man mir auch mal erklären, wie das passiert.
00:27:18.42
Ariane
Die junge Generation.
00:27:20.35
Stefan Sasse
Und 260.000 an BSW, also insgesamt sind 360.000 Leute von der FDP ins radikal linke Lager abgefallen, ehrlich gesagt.
00:27:30.46
Stefan Sasse
Erneut, da setzt bei mir alles aus, ich verstehe das.
00:27:33.62
Stefan Sasse
Aber auch hier, die Strategie hat offensichtlich nicht funktioniert.
00:27:35.98
Stefan Sasse
Das war auch von Anfang an rattig.
00:27:37.36
Stefan Sasse
Diese Idee, wir sind die demokratische Alternative zur AfD, the fuck?
00:27:42.50
Stefan Sasse
Das war eine dumme Idee.
00:27:43.82
Stefan Sasse
Dann dieses Versuchen als FDP mit Migration Stimmen gegen CDU und AfD zu machen, also
00:27:49.72
Stefan Sasse
Einfach dumme Entscheidungen, wohin man blickt.
00:27:53.46
Stefan Sasse
Von daher, ich kann gar nicht viel mehr dazu sagen.
00:27:56.42
Stefan Sasse
Ich weiß nicht, ob die sich noch mal erholen werden oder nicht.
00:27:59.33
Stefan Sasse
Die aktuelle FDP, good riddance, wenn da jetzt die Strack-Zimmermann, die hat sich ja schon beworben um den Parteivorsitz und es muss wohl irgendwie so eine schreckliche Aussicht sein, dass da eine Frau rankommt, dass jetzt Kubicki gesagt hat, ah nee, dann trete ich doch nicht zurück, ich möchte jetzt auch Vorsitzender werden.
00:28:15.69
Stefan Sasse
Das war auch eine mordspeinliche Veranstaltung wieder.
00:28:19.05
Stefan Sasse
Also mit Kubicki sehe ich, also möglicherweise kommen sie ja dann wieder rein, aber das ist dann einfach nur eine zusätzliche Protestpartei.
00:28:26.68
Stefan Sasse
Und Strack Zimmermann kann die nicht einschätzen.
00:28:28.34
Stefan Sasse
Aber wenn die das jetzt tatsächlich schafft, den Laden so zu reformieren, dass sie eine liberale Partei sind, die dann eine Lücke füllt in unserem System, was unter Linden einfach nicht mehr gegeben war.
00:28:38.12
Stefan Sasse
Da hat der Stefan Kurzmanin einen Artikel dazu geschrieben, der hat den, habe ich verlinkt in den Shownotes, der hat da auch ganz ätzend geschrieben, ja, Deutschland braucht eine liberale Partei, schade, dass sie nur Christian Lindner hat.
00:28:48.56
Stefan Sasse
Ich meine, klar, es ist der Spiegel, das ist nicht das FDP-freundlichste Blatt, aber nichtsdestotrotz, das ist schon ganz schön nachträglich.
00:28:55.83
Stefan Sasse
Und
00:28:57.13
Stefan Sasse
Ja, erneut, was willst du da noch sagen?
00:29:00.01
Stefan Sasse
Der Laden hat abgewirtschaftet, der hat schon seit einem Jahr abgewirtschaftet.
00:29:03.23
Stefan Sasse
Es war ein desaströser Wahlkampf.
00:29:05.37
Stefan Sasse
Die haben sich nie erholt von diesem Manöver von Scholz.
00:29:07.63
Stefan Sasse
Das ist wirklich das Einzige, was Scholz produktiv-politisch hinbekommen hat.
00:29:11.65
Stefan Sasse
Also als einen geschickten politischen Move in all seinen Kanzlerjahren war dieses Absägen von Lindner.
00:29:18.92
Stefan Sasse
Ja.
00:29:19.35
Ariane
Ja, also ich finde auch, ich fand, da waren jetzt auch schon Minimum sechs Monate lang wirklich die Auflösungserscheinungen zu bewundern und die kumulieren jetzt eigentlich zu einer, jeder will eher was machen, sie soll gleichzeitig mehr links werden und mehr rechts und eigentlich glaube ich,
00:29:37.46
Ariane
Wie ich eben schon sagte, ich glaube, es hat keine bundesweite Relevanz mehr.
00:29:40.38
Ariane
Also ich sehe auch nicht, die haben einfach auch die Basis nicht mehr, als sie letztes Mal rausgeflogen sind.
00:29:44.20
Ariane
Da waren sie noch in vielen Landesparlamenten, da waren sie noch, glaube ich, an mehreren Landesregierungen beteiligt.
00:29:50.03
Ariane
Ich habe gar nicht nachgeguckt, aber ich glaube, die sind aus allen Landesparlamenten.
00:29:53.79
Ariane
In Schleswig-Holstein sind sie noch vielleicht in NRW zumindest noch im Parlament, aber die Basis ist krass weg.
00:30:01.19
Ariane
Also ich glaube,
00:30:02.73
Ariane
Es würde mich nicht wundern, wenn, wie gesagt, sich das mit der bundesweiten Relevanz dann jetzt auch erledigt hätte.
00:30:09.44
Ariane
In einem Jahr können wir ja mal gucken, ob die sich geeinigt haben.
00:30:12.75
Stefan Sasse
Ist möglich, vielleicht kommen sie auch wieder.
00:30:14.17
Stefan Sasse
Ich meine, das war schon 2013, nicht absehbar, ob es klappt oder nicht.
00:30:17.31
Stefan Sasse
Das wird jetzt auch von den Landtagswahlen abhängen, denke ich.
00:30:19.85
Stefan Sasse
Die haben ja jetzt immerhin das Glück, dass die katastrophalen Wahlen für sie, also die Ostwahlen, durch sind und dass ihre Basis im Westen ja stärker ist.
00:30:26.49
Stefan Sasse
Und so ein paar Landtagswahlen, wo du dann 7, 8 Prozent machst, das kann schon helfen.
00:30:30.77
Stefan Sasse
Und dann hast du da noch vielleicht sogar eine schwarz-gelbe Koalition irgendwo.
00:30:34.05
Stefan Sasse
Das hat ja Lindner damals auch den Rückenwind gegeben.
00:30:36.63
Stefan Sasse
Also ist schon möglich, aber it's an uphill battle, würde ich mal auf jeden Fall sagen.
00:30:42.24
Ariane
Ja.
00:30:44.08
Stefan Sasse
Dann springen wir in eine weitere Selbstkategorie.
00:30:46.18
Stefan Sasse
Das ist das Bündnis Sarah Wagenknecht.
00:30:49.74
Stefan Sasse
Die hatten ja mal kurz einen Umfragenhöhenflug um die 8 Prozent, sind dann allerdings wieder deutlich in Richtung der 5-Prozent-Würde gekommen.
00:30:57.78
Stefan Sasse
Und ich muss ehrlich gesagt sagen, ich kann auch nicht wirklich nachvollziehen, warum sie überhaupt so hoch sind, weil wir haben doch eigentlich echt genug Protestparteien.
00:31:05.20
Stefan Sasse
Also...
00:31:06.59
Stefan Sasse
Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Potenzial so groß ist und ich bin auch immer noch nicht wirklich sicher, was das Potenzial eigentlich genau ist.
00:31:14.29
Stefan Sasse
Wenn wir da auf die Wählendenwanderung gucken, da ergibt sich kein wirklich eindeutiges Bild, außer was es nicht ist, nämlich die AfD einmal mehr.
00:31:21.25
Stefan Sasse
Von denen haben sie 60.000 Stimmen gekriegt, das ist ein Rundungsfehler.
00:31:25.17
Stefan Sasse
Also auch hier niemand, da kommen wir gleich nochmal drauf, aber niemand hatte Erfolg da drin, diese Partei Stimmen abzuziehen.
00:31:30.50
Stefan Sasse
Auch nicht Sarah Wagenknecht, was ab einem bestimmten Punkt ja mal das erklärte Ziel war.
00:31:36.83
Stefan Sasse
Sie haben von den Grünen 150.000 bekommen, von der Union 220.000, von der FDP 260.000, von der Linken 350.000, von den Nichtwählenden 400.000, von der SPD 440.000 und von den sonstigen 500.000.
00:31:49.21
Stefan Sasse
Also das ist weird.
00:31:53.15
Stefan Sasse
Das ist einfach so ein Blumenstrauß, der sich überhaupt nicht zuordnen lässt.
00:31:57.88
Stefan Sasse
Und ich habe auch das Gefühl, das ist so ein bisschen die Partei der bisherigen Nichtwählenden oder irgendwie so.
00:32:02.38
Stefan Sasse
Also das ist...
00:32:04.04
Stefan Sasse
Absolut der Joker für alles.
00:32:06.60
Stefan Sasse
Und ich meine, das war natürlich auch das Erfolgsrezept, mit dem sie ja letztlich angetreten sind.
00:32:09.90
Stefan Sasse
Also nicht links, nicht rechts, sondern irgendwas.
00:32:13.77
Stefan Sasse
Sarah Wagenknecht halt.
00:32:15.94
Stefan Sasse
Aber ich denke tatsächlich, dass einfach das größte Problem da letztlich war, dass die zwei Themengebiete, die die haben, nämlich einerseits Migration und andererseits diese Gegnerschaft zum Ukraine-Krieg, die sind halt beide besetzt.
00:32:30.27
Stefan Sasse
Und das zweite davon, dieses Ukraine-Krieg-Ding, da sind sie natürlich die prominenteste Gegenpartei gewesen.
00:32:36.86
Stefan Sasse
Außenpolitik entscheidet einfach keine Wahlen.
00:32:39.04
Stefan Sasse
Never.
00:32:40.22
Stefan Sasse
Und deswegen ist es kein gutes Zugpferd.
00:32:43.59
Ariane
Und das war auch kein Alleinstellungsmerkmal.
00:32:43.88
Stefan Sasse
Die Leute...
00:32:45.77
Stefan Sasse
Nee, das auch nicht.
00:32:46.63
Stefan Sasse
Aber selbst wenn, die Leute wählen üblicherweise nicht aus außenpolitischen Motiven.
00:32:51.95
Stefan Sasse
Deswegen stimmt ja auch beispielsweise nur als Seitenbemerkung dieses übliche, die Wahl 1972 war ein Plebiszit über die Ostpolitik.
00:32:58.32
Stefan Sasse
Nee, auch bei der Wahl waren innenpolitische Themen die wichtigsten, weil bei jeder Wahl innenpolitische Themen die wichtigsten sind.
00:33:04.12
Stefan Sasse
Immer.
00:33:05.06
Stefan Sasse
Nee, das ist einfach Fakt.
00:33:08.22
Stefan Sasse
Und genau das hat das BSW an der Stelle natürlich auch getroffen.
00:33:11.92
Stefan Sasse
Und ich meine jetzt 4,97 Prozent, das ist wirklich, wie man hier sagen würde, ein muckisches von der 5-Prozent-Hürde entfernt.
00:33:21.07
Stefan Sasse
Das hätte genauso gut klappen können und das wäre ein Erfolg gewesen.
00:33:24.59
Stefan Sasse
Also Sarah Wagenknechts politisches Aus jetzt ist halt wirklich nur 13.000 Stimmen entfernt.
00:33:29.37
Stefan Sasse
0,03 Prozent.
00:33:31.65
Ariane
Ja, bald sind.
00:33:33.07
Stefan Sasse
Manchmal ist der Gott der Demokratie gerecht oder ungerecht, je nach Standpunkt.
00:33:36.21
Stefan Sasse
Ich finde es sehr gerecht.
00:33:37.53
Stefan Sasse
Also ich habe ein ganz breites Lächeln auf dem Gesicht angesichts des Ergebnisses des BSW.
00:33:42.89
Stefan Sasse
Bin ich echt froh, dass die nicht drin sind.
00:33:46.44
Stefan Sasse
Das wäre so meine Einschätzung.
00:33:47.99
Ariane
Ja, meinte auch das Einzige, was ich noch dazu komme, vielleicht gleich noch.
00:33:51.49
Ariane
Also sie haben tatsächlich, was mich gewonnen hat in der Wähler-Den-Wanderung, sie haben auch nicht viel von der Linke abgezogen.
00:33:59.28
Ariane
Und das war, also das ist der Erfolg der Linken, muss man auch sagen.
00:34:03.32
Ariane
Aber wie gesagt, eigentlich sind deren Abspaltung, die haben, wie gesagt, die haben beide ihren Fraktionsstatus verloren, weil die Leute sind, also die BSW-Leute haben ja mittendrin quasi die Partei gewechselt, ihr Mandat behalten.
00:34:17.29
Ariane
Das war wirklich so ein kurzes Hoch.
00:34:19.49
Ariane
Hat sich denn verflüchtigt?
00:34:20.83
Ariane
Also wie gesagt, sie haben ja dann von jedem was bekommen.
00:34:23.09
Ariane
Da hat die Linke keine Rolle mehr gespielt.
00:34:25.47
Ariane
Und das Zweite ist, man muss jetzt gucken, wie es weitergeht, weil es ist jetzt natürlich eine ganz komische Konstellation.
00:34:30.75
Ariane
Sie sind nicht bundesweit im Parlament.
00:34:32.45
Ariane
Sie haben, glaube ich, auch keinen einzigen Direktmandat gewonnen.
00:34:36.63
Ariane
sind aber gleichzeitig durch diese drei Landtagswahlen im Osten da bockstark, teilweise mit Regierungsbeteiligung, offiziell, inoffiziell.
00:34:44.63
Ariane
Das ist, da muss man gucken, wie das weitergeht, weil es ist jetzt schon eine krasse Schieflage irgendwie.
00:34:51.34
Ariane
Jetzt haben wir auf der einen Seite so eine krasse Volkspartei, die da mitregiert und andererseits sind sie nicht mal im Parlament, haben auch bundesweit gar jetzt auch nicht so die krasse Relevanz.
00:35:02.22
Ariane
Da muss man noch gucken, wie sich das weiterentwickelt.
00:35:07.05
Ariane
Also die können sich nicht so leise, klanglos verabschieden wie die FDP, glaube ich.
00:35:13.00
Stefan Sasse
Woher denn die das denn?
00:35:15.17
Ariane
Ich habe keine Ahnung.
00:35:17.93
Ariane
Ich habe gestern schon gescherzt, ob Sarah und Oskar Lafontaine jetzt so traurig sind, weil sie jetzt in so einer Versagerpartei sind, dass sie gleich die nächste Abspaltung machen.
00:35:28.82
Ariane
Also es ist ja eher, wie man sitzt da und weiß gar nicht, was diese Partei will und soll.
00:35:33.52
Ariane
Aber jetzt können sie ja das in Ruhe nochmal überlegen.
00:35:37.87
Stefan Sasse
Das ist doch schön.
00:35:39.51
Stefan Sasse
Dann haben sie jetzt gut Zeit.
00:35:42.43
Stefan Sasse
Gut, damit haben wir auch das BSW durch.
00:35:45.11
Stefan Sasse
Ich glaube, da macht es Sinn, endlich über die Linke zu reden.
00:35:47.89
Stefan Sasse
Wir hatten es ja vorher schon gesagt, die große Überraschung dieses Wahlkampfes, wie die wiedergekommen sind.
00:35:54.19
Stefan Sasse
Und da hat Christian Wulff, of all people, hat da heute den entsprechenden Kommentar dazu gemacht, dass die Linkspartei vermutlich gerade Blumensträuße zur AfD und zur CDU schickt.
00:36:05.85
Stefan Sasse
Und ich denke, das ist definitiv korrekt, weil auch hier die Strategie der CDU einfach ein...
00:36:15.90
Stefan Sasse
wirklich ein Desaster war an der Stelle.
00:36:17.44
Stefan Sasse
Die haben ihre Gegner damit gestärkt.
00:36:20.82
Stefan Sasse
Und wir haben ja festgestellt gehabt, dass tatsächlich die Grünen und die SPD nicht profitieren von diesem Rechtsruck.
00:36:27.36
Stefan Sasse
Und ich glaube, wir haben darüber einfach übersehen, dass es halt doch noch eine linke Partei gibt.
00:36:32.26
Stefan Sasse
Die war einfach schon so abgeschrieben.
00:36:34.36
Stefan Sasse
Und ich glaube, da sind sich auch alle Analysten und Analystinnen derzeit einig, dass wirklich der entscheidende Mobilisierungsfaktor für die Linke dieser Rechtsruck von Merz war.
00:36:46.32
Stefan Sasse
Und natürlich auf der anderen Seite die Beihilfe sozusagen der gleichzeitige sanfte Rechtsruck von SPD und Grün, weil die komplett das linke Spektrum geräumt haben.
00:36:56.45
Stefan Sasse
Und wir werden gleich nochmal darüber reden, ob das klug war oder nicht.
00:36:59.31
Stefan Sasse
Aber da war ein Vakuum und Politik hasst Vakuum.
00:37:03.89
Stefan Sasse
Vakuums?
00:37:04.85
Stefan Sasse
Vakuomen?
00:37:05.20
Ariane
war KN.
00:37:07.43
Stefan Sasse
Ich glaube, es ist U-Konjugation, also Vakuum, weiß ich nicht.
00:37:12.24
Stefan Sasse
Aber auf jeden Fall, das hasst Politik generell, das wird gefühlt.
00:37:16.94
Stefan Sasse
Und die Linke ist da rein mit einem geschickten Wahlkampf.
00:37:21.46
Stefan Sasse
Radikal linke Position, komplett die Base angesprochen, komplett Jungwählende angesprochen, was ja die große Sensation dieses Ergebnisses ist.
00:37:31.16
Stefan Sasse
Ich möchte an der Stelle gleich sagen, nicht überschätzen, bitte.
00:37:34.11
Stefan Sasse
Ja, ich
00:37:34.71
Stefan Sasse
weise immer wieder darauf hin, 2019 hat die Jugend quasi komplett grün gewählt, 2022 hat sie komplett AfD gewählt und jetzt wählen sie halt alle links.
00:37:43.49
Stefan Sasse
Die Jungwählenden sind a wenige und b extrem volatil.
00:37:47.65
Stefan Sasse
Das sagt nichts aus.
00:37:49.25
Stefan Sasse
Bitte keine weiteren Takes darüber, dass die Jungen jetzt alle links sind oder dass das ein Versagen der Bildungspolitik ist oder hast du nicht gesehen?
00:37:49.61
Ariane
Und immer andere.
00:37:59.19
Stefan Sasse
Nein, nein, nein, nein, nein.
00:38:00.73
Stefan Sasse
Das sagt relativ wenig aus.
00:38:03.85
Stefan Sasse
Ich habe vergessen, 2021 waren sie alle liberal.
00:38:06.25
Stefan Sasse
Da haben sie alle FDP gewählt.
00:38:07.45
Stefan Sasse
Die Kinder haben sich nie gewählt von denen, aber das ist auch nachvollziehbar, das sind halt die Rentnerparteien.
00:38:08.02
Ariane
Nur die SPD und die CDU schauen traurig auf die Zahlen.
00:38:14.07
Stefan Sasse
Das ist ja soweit quasi fair an der Stelle.
00:38:17.20
Stefan Sasse
Aber sie haben es geschafft.
00:38:18.46
Stefan Sasse
Die Linken haben sehr wenig verloren.
00:38:19.96
Stefan Sasse
Ich meine, das war auch nicht schwer.
00:38:20.98
Stefan Sasse
Die hatten ja auch nur knapp unter 5%.
00:38:23.78
Stefan Sasse
Die haben ja das letzte Mal die 5%-Hürde verfehlt und sind nur über diese drei Direktmandatregeln reingekommen.
00:38:28.50
Stefan Sasse
Sie haben verloren 350.000 an BSW und 110.000 an die AfD.
00:38:32.08
Stefan Sasse
That's it.
00:38:33.20
Stefan Sasse
Nichts an die etablierten Parteien, das haben sie alles gehalten und haben gewonnen, am meisten von den Grünen.
00:38:41.29
Stefan Sasse
700.000 Stimmen, das ist der mit Abstand größte Verlust, den die Grünen zu beklagen haben, ist der an die Linke.
00:38:46.25
Stefan Sasse
560.000 von der SPD.
00:38:49.25
Stefan Sasse
Ich glaube, das hatten die auch nicht auf dem Radar vor drei Monaten, dass sie da wie Beiland 2005 und 2009 an die Linke verlieren.
00:38:55.82
Stefan Sasse
Dann die sonstigen 310.000, die nicht wählenden 290.000, FDP 100.000, erneut, I don't get it, Union 70.000.
00:39:05.67
Stefan Sasse
Also von daher einfach unglaublich stabiler Wahlkampf.
00:39:08.33
Stefan Sasse
Wir hatten schon drüber geredet.
00:39:09.41
Stefan Sasse
Da hat sich seit Jahr, glaube ich, auch nichts mehr geändert.
00:39:11.77
Stefan Sasse
Und die würden es natürlich extrem genießen, wenn sie jetzt quasi über Bande in Regierungsverantwortung mit reinkommen.
00:39:18.89
Stefan Sasse
Also für eine Koalition würde es logischerweise nicht reichen.
00:39:21.71
Stefan Sasse
Aber das kann gut sein, dass für allfällige Grundgesetzänderungen ihre Stimmen gebraucht werden.
00:39:27.71
Stefan Sasse
Deswegen macht es ja jetzt auch Sinn, dass Merz noch vor der Konstituierung des neuen Bundestags diese Grundgesetzänderung abräumt.
00:39:35.21
Stefan Sasse
weil die Linken werden nicht oder nur für einen extrem hohen Preis eine Grundgesetzänderung für mehr Militär mitmachen.
00:39:41.99
Stefan Sasse
Denn da sind wir jetzt bei den sachlichen Inhalten.
00:39:45.08
Stefan Sasse
Ich sage, die haben einen guten Wahlkampf gemacht, aber ich wünschte, es wäre anders.
00:39:48.100
Stefan Sasse
Also mein Idealszenario wäre gewesen, dass BSW, FDP und Linke alle rausfliegen, dass die alle weg sind, weil ich die Linke letzten Endes auch für eine Sackgassenpartei halte.
00:40:01.09
Stefan Sasse
Wir haben mit der AfD eh schon eine Fundamentalopposition und die Linke ist halt effektiv auch eine.
00:40:08.05
Stefan Sasse
Wenn man auf die Positionen guckt, die sind nirgendwo mehrheitsfähig, die sind nirgendwo koalitionsfähig in dem, was sie da tun.
00:40:16.26
Stefan Sasse
Das ist schön für die, dass sie jetzt drin sind, aber ich sehe nicht, wo es...
00:40:21.40
Stefan Sasse
mir so quasi jetzt was nützt als Bürger, dass die drin sind.
00:40:25.92
Stefan Sasse
Und ich will jetzt nicht dieses pathetische, wo nützt es dem Land sozusagen.
00:40:28.88
Stefan Sasse
Ja, aber das ist schon ein bisschen ein Problem an der Sache, weil wir haben jetzt halt diese instabilen Verhältnisse und ohne die Linke würden sich die Herausforderungen der Zukunft tatsächlich leichter bewältigen lassen als mit ihr.
00:40:40.40
Stefan Sasse
Aber erneut, auch den toten Hund muss man im März vor die Tür werfen.
00:40:44.46
Stefan Sasse
Das ist einfach mit seine Verantwortung an der Stelle.
00:40:49.34
Ariane
Ja, da würde ich schon mal ein bisschen widersprechen.
00:40:52.74
Ariane
Ja, Mers hat das, ich habe das ja einmal Molotow-Cocktail genannt, wie er das, also A, dass sie generell auf diese Migrationsfrage so eingesprungen sind und dann auch mit dieser
00:41:01.95
Ariane
Abstimmung gemeinsam mit der AfD, das hat nochmal einen richtigen Push gegeben.
00:41:05.83
Ariane
Aber es ist meiner Meinung nach, wie gesagt, die Grünen, ich glaube die sogar noch ein bisschen mehr und die SPD haben diese Flanke eben auch meilenweit offen gelassen.
00:41:16.46
Ariane
Die waren so erpicht darauf, diese Flanke nach rechts zu schließen mit wir schieben, wir wollen im großen Stil abschieben und wir machen alles mit und wir
00:41:25.92
Ariane
Also die haben ja alles mitgemacht.
00:41:27.94
Ariane
Da gab es ja fast gar kein Halten mehr.
00:41:30.28
Ariane
Und ich rede jetzt von den Fakten.
00:41:31.84
Ariane
Nicht die BILD sagt, oh, die Grünen finden jeden Ausländer geil und wollen den persönlich aufnehmen, sondern wirklich von den Fakten.
00:41:38.18
Ariane
Und da war es, das ist normal, das findet Mitte rechts oder meinetwegen auch die Mitte gut, das finden aber viele Linke nicht gut.
00:41:46.40
Ariane
Und wie gesagt, die Flanke war sperrangelweit offen.
00:41:50.02
Ariane
Und da ist die Linke eben reingesprungen, weil sie dann auch, muss man ja sagen, sie waren die Einzigen, die gesagt haben, hey, aber vielleicht könnten wir doch nochmal über was anderes reden.
00:42:00.29
Ariane
Und das, also da, wie sagt man so schön, jeder Blödsinn nützt sonst der AfD.
00:42:07.06
Ariane
Das hat, glaube ich, von beiden Seiten der Linken diesmal geholfen, dass sie da, wie gesagt, auch mit, sie hatten ja auch,
00:42:13.68
Ariane
Das muss man sagen, das können weder Grüne noch SPD noch die CDU.
00:42:17.70
Ariane
Sie hatten insofern natürlich auch so ein bisschen den nahen Vorteil.
00:42:20.94
Ariane
Die waren tot.
00:42:21.68
Ariane
Die waren auf drei Prozent.
00:42:22.86
Ariane
Es war schon klar, eigentlich sind sie tot.
00:42:24.38
Ariane
Sie haben keine Chance.
00:42:25.38
Ariane
Aber muss man halt sagen, diese haben sie genutzt.
00:42:27.78
Ariane
Und sie konnten dann natürlich auch auf Klarheit.
00:42:29.56
Ariane
Das war scheißegal.
00:42:30.34
Ariane
Jeder wusste, die werden nicht regieren.
00:42:31.80
Ariane
Es geht nur noch darum, irgendwie da reinzukommen.
00:42:34.18
Ariane
Sie konnten, und das, glaube ich, ist wirklich ein Vorteil, sie konnten halt diese Klarheit sagen.
00:42:39.02
Ariane
Also das, was die CDU auch immer so ein bisschen hat, keiner fragt, wie finanzierst du das?
00:42:45.27
Ariane
Sie konnten da ganz klare Forderungen stellen, ohne Rücksicht zu nehmen.
00:42:49.52
Ariane
Das hat ihnen, glaube ich, geholfen.
00:42:52.44
Ariane
Und wie gesagt, sie haben einfach einen guten Wahlkampf gemacht.
00:42:56.26
Ariane
Achso, die Mission Silberlocke übrigens.
00:42:58.38
Ariane
Eigentlich war es ja so gedacht, die drei alten Herren Gysi, Ramelow und Barth sollen die Direktmandate holen.
00:43:05.58
Ariane
Das hat übrigens nicht geklappt.
00:43:07.11
Ariane
Dafür haben sie aber insgesamt acht Stück oder so.
00:43:09.27
Ariane
Brauchen sie nicht, aber es hat in der Summe geklappt.
00:43:13.36
Ariane
Und man muss gucken.
00:43:14.28
Ariane
Also hätte ich vorher auswählen dürfen, wer von den drei kleinen Parteien kommt rein, hätte ich gesagt, komm, die Linke, die ist nicht ganz so verrückt wie die anderen.
00:43:20.70
Ariane
Das ist jetzt aber auch halt das Netteste, was man sagen kann.
00:43:24.58
Ariane
Und sie machen nicht so eine krasse Fundamentalopposition.
00:43:29.03
Ariane
Ich glaube, da kann man noch ein bisschen hoffen.
00:43:31.91
Ariane
Es gibt da viele Leute, die jetzt noch dabei sind oder nicht, wie Ramelow und Petra Pau, die ich schätze oder sehr geschätzt habe.
00:43:39.39
Ariane
Von daher...
00:43:40.53
Ariane
gönne ich Ihnen das.
00:43:41.71
Ariane
Ist jetzt auch nicht so, dass ich jetzt in großem Jubel ausbreche, aber das liegt eigentlich weniger an Ihnen, sondern an der Gesamtkonstellation des ganzen Parlaments, muss ich sagen.
00:43:50.06
Ariane
Klar, wenn da nur halb so viele Parteien drin wären, wäre alles leichter.
00:43:53.92
Ariane
Also ich gönne Ihnen das.
00:43:54.98
Ariane
Mal gucken, wie es da weitergeht.
00:43:56.18
Ariane
Ja.
00:43:56.84
Stefan Sasse
Du, gar keine Frage, von diesen ganzen Leuten, also AfD, BSW, FDP und Linke, habe ich am liebsten die drin, aber mir wäre es recht, wenn keiner von denen dabei wäre.
00:44:08.26
Stefan Sasse
Das ist mein Punkt.
00:44:10.18
Stefan Sasse
Also es ist das geringste Übel sozusagen, aber ein Übel bleibt es halt trotz allem letzten Endes an der Stelle.
00:44:17.92
Stefan Sasse
Darauf wollte ich raus.
00:44:20.20
Stefan Sasse
Und ja, die linke Flanke ist definitiv ein Thema und dazu kommen wir zwangsläufig jetzt.
00:44:26.56
Stefan Sasse
Ich würde sagen, wir fangen tatsächlich mit den Grünen an, weil bei denen die Zahlen krasser sind, was diese Abwanderung anbelangt.
00:44:33.27
Stefan Sasse
Ich habe ja darüber im Blog geschrieben und ich glaube, wir haben uns auch hier im Podcast schon darüber unterhalten.
00:44:38.43
Stefan Sasse
Die Strategie im Wahlkampf mit Robert Habeck als Spitzenkandidat in die Mitte rücken zu wollen und zu versuchen, die Flanke nach rechts zu schließen, war von Anfang an riskant.
00:44:50.18
Stefan Sasse
Das war nicht absehbar, ob das klappt oder nicht.
00:44:54.62
Stefan Sasse
Das war mein großes Ding, ich verlinke das auch nochmal in den Shownotes, wo ich quasi gesagt habe, hier, ich kann es selber nicht, also ich bin nicht zuversichtlich, da in irgendeine Richtung zu sagen, dass es passt.
00:45:04.32
Stefan Sasse
Das Kalkül war relativ klar.
00:45:06.42
Stefan Sasse
Wir können entweder versuchen, quasi ihr Basiswahlkampf zu machen und auf die Art und Weise unsere Prozent von 2021 zu halten.
00:45:14.08
Stefan Sasse
Oder wir können versuchen, die Wählenden aus der Mitte zu kriegen, vor allem, weil Merz da ja auch Platz macht.
00:45:22.76
Stefan Sasse
Und beides hat eine gewisse Logik und beides hat seine eigenen Risiken und egal welche von den beiden Strategien du fährst, auf der anderen Seite verlierst du.
00:45:30.04
Stefan Sasse
Das war total klar.
00:45:31.78
Stefan Sasse
Also die Grünen hatten keine Strategie für 20 plus, um es mal so zu sagen.
00:45:36.84
Stefan Sasse
Die Option hat nicht existiert.
00:45:38.76
Stefan Sasse
Die mag vielleicht in vier Jahren existieren, I don't know, aber aktuell gab es die nicht.
00:45:43.52
Stefan Sasse
Und als Mitglied der Ampelkoalition und Gott sei bei uns der Hälfte der Republik schon gleich dreimal nicht.
00:45:50.47
Stefan Sasse
Und von daher, ich bin immer noch unsicher, ob die Strategie ein Fehler war.
00:45:54.81
Stefan Sasse
Dass die da dazu geführt hat, dass die Linke so stark werden konnte, überhaupt keine Frage.
00:46:00.46
Stefan Sasse
Weil, wie du schon sagst, dieser Platz musste ja freigemacht werden an der Stelle.
00:46:04.16
Stefan Sasse
Nur ist eben, weiß ich jetzt halt nicht, ob es sinnvoll ist, für die Grünen gegebenenfalls 5% zu verlieren, um von der Linken 2% abzuziehen.
00:46:14.18
Stefan Sasse
Und das ist quasi, aber erneut, das ist natürlich für die CDU genau die gleiche Logik.
00:46:18.62
Stefan Sasse
Deswegen meinte ich vorher schon, das ist schwierig, wegen diesem Kontrafaktischen.
00:46:22.76
Stefan Sasse
Und wenn ich mir jetzt angucke bei den Grünen,
00:46:25.47
Stefan Sasse
Die haben minimal Wählende gewonnen, von FDP, nicht wählenden SPD und sonstigen.
00:46:30.19
Stefan Sasse
Aber das ist jedes Mal im 100.000 oder weniger Bereich, also relativ irrelevant.
00:46:34.57
Stefan Sasse
Der relevante Teil ist, wo sie verloren haben.
00:46:36.68
Stefan Sasse
Nämlich einerseits die bereits erwähnten 700.000 an die Linke.
00:46:39.86
Stefan Sasse
Und jetzt kommt der für uns relevante Teil und 150.000 an BSW.
00:46:45.16
Stefan Sasse
Also insgesamt 850.000 nach links.
00:46:48.16
Stefan Sasse
Aber auf der anderen Seite, wo haben sie noch verloren?
00:46:50.26
Stefan Sasse
460.000 an die Union und 100.000 an die AfD.
00:46:55.06
Stefan Sasse
Erneut, ich verstehe die grünen AfD-Leute nicht, die sind völlig unbegreiflich, aber die von der Union, das ist nachvollziehbar.
00:47:01.70
Stefan Sasse
Ja, weil die Grünen ja 2021 auch als so eine mittige Partei angetreten sind.
00:47:07.48
Stefan Sasse
Dieses linksliberale Ding, das ist ja bei denen drin, ganz egal, wie oft meine bürgerlichen Freunde das abstreiten wollen.
00:47:15.24
Stefan Sasse
Und
00:47:16.36
Stefan Sasse
Ich glaube, man kann durchaus einen Punkt machen, das hätten sie in den linkeren Wahlkampf gemacht, wären die Zahlen halt umgekehrt.
00:47:21.91
Stefan Sasse
Dann verlieren sie halt 700.000 an die Union und 150.000 an die AfD und dafür nur auf die 160.000 an die Linke und 100.000 an den BSW.
00:47:31.04
Stefan Sasse
Aber ich sehe nicht wirklich, dass ein linkerer Wahlkampf den Grünen geholfen hätte.
00:47:35.12
Stefan Sasse
Und ich muss ehrlich sagen, bei dem aktuellen Meinungsklima in Deutschland,
00:47:40.62
Stefan Sasse
Würde ich behaupten, aber das ist wirklich nur reines Bauchgefühl, ich habe dafür keinerlei Belege oder sowas, dass ein linkerer Wahlkampf so sehr der meinen eigenen politischen Präferenzen entsprochen hätte, die vermutlich mehr Stimmen gekostet hätte, als sie auf der Linken behalten hätten, wenn der Satz so Sinn macht.
00:47:58.08
Stefan Sasse
Also ich denke wirklich, das war unter den gegebenen Umständen für die Grünen die wenigst schlechteste Option, die sie da gewählt haben.
00:48:06.73
Stefan Sasse
Und ich sehe nicht, wie sie hätten das Bluten auf eine der beiden Seiten verhindern wollen.
00:48:11.21
Stefan Sasse
Dafür sind die zu sehr eingeklemmt zwischen diesen beiden Polen, genauso wie die SPD übrigens auch.
00:48:18.05
Stefan Sasse
Und zu sehr mit dieser Regierungsverantwortung behaftet, aus der sie nicht rauskommt.
00:48:23.24
Ariane
Ja, ich finde sogar, also ich muss, ich fange mal anders an.
00:48:28.71
Ariane
Bei mir ist ja, ich selber definiere mich durchaus als Links, auch vielleicht dann, wie das so ist bei Linken, die Hälfte der linken Position wiederum scheiße finde.
00:48:36.19
Ariane
Aber ich achte zum Beispiel sehr darauf, für mich sind die Grünen auch keine linke Partei.
00:48:41.89
Ariane
für mich sind das ganz klar eine bürgerliche, gutverdienende Partei.
00:48:45.60
Ariane
Also dieses links-grün-versiffte, was immer gerne vom rechten an kommt, das weise ich sozusagen als Linke immer von mir und sage, das ist schon eine klar bürgerliche Partei.
00:48:56.46
Ariane
Mit linken Anstrichen meinetwegen.
00:48:58.82
Ariane
Oder mehr gesellschaftsliberal meinetwegen.
00:49:01.38
Ariane
Und ich glaube, das ist, die Grünen sind da halt sehr undefiniert.
00:49:07.17
Ariane
Weil wie gesagt, eigentlich, wenn ich jetzt irgendwie
00:49:11.08
Ariane
deine Blog-Kommentare bei denen ankommen und sagen, nee, das sind die Bürgerlichen, die gehören zu euch, sagen die auch, nee, wir wollen die auch nicht, die sind alle total links.
00:49:17.90
Ariane
Also die sind da tatsächlich in so einer Schwebe, dass das schwer feststellbar ist.
00:49:21.94
Ariane
Und wie du schon sagst, ich glaube, jede Zuspitzung könnte denen auch eher schaden.
00:49:28.20
Ariane
Also ich hatte auch in der Regierungszeit schon immer so das Gefühl, mein Gott, wieso ist denn diese Kindergrundsicherung, ist ja vielleicht eine nette Idee, aber was wollen denn die Grünen damit?
00:49:35.94
Ariane
Das sind ja total überfordert, passt auch gar nicht zum Rest irgendwie.
00:49:41.61
Ariane
Das ist, glaube ich, ich glaube, deswegen war es auch insofern die richtige Strategie, weil ich finde, dass das einfach sehr viel konstanter, also tut mir leid, nach den drei Jahren kannst du dich nicht hinstellen und irgendwie einen krassen Linkswahlkampf mit, wir finden die Armen toll und wollen was für die tun, also das war, passt, das war,
00:50:00.15
Ariane
Das kann nur die SPD.
00:50:01.63
Ariane
Also die können das ja perfekt.
00:50:03.29
Ariane
Aber ich fand jetzt den Wahlkampf, das hat mich nicht angesprochen, aber ich fand den jetzt tatsächlich ganz konstant irgendwie.
00:50:11.36
Ariane
Also auch mit diesem bisschen sozialpädagogischen und Habeck setzt sich hin und erzählt ein bisschen was und setzt sich an den Küchentisch und hört mal zu.
00:50:22.56
Ariane
Das fand ich tatsächlich...
00:50:26.12
Ariane
recht konstant, dass sie da das gemacht haben.
00:50:28.70
Ariane
Ich weiß nicht, ich finde, die haben auch gar nicht so die Leute, die da jetzt irgendwie den Linkswahlkampf gemacht haben.
00:50:35.68
Ariane
Wir wissen nicht, wie es anders gelaufen wäre, aber ich fand jetzt den Wahlkampf an sich konstant.
00:50:40.36
Ariane
Und man muss ja auch sagen, es war ja auch, von den Parteien sind die noch am besten rausgekommen.
00:50:45.60
Ariane
Also von da kann man jetzt auch nicht sagen, das war alles scheiße.
00:50:48.29
Stefan Sasse
Ja genau, das ist auch mein Punkt.
00:50:49.93
Stefan Sasse
Der Wahlkampf war nicht gut, aber er war auch nicht schlecht und das in einem Wahlkampf, der generell ziemlich bescheuert war an vielen Ecken und Enden und tatsächlich einfach nicht gut.
00:50:58.59
Stefan Sasse
Der von CDU war nicht gut, der von FDP war nicht gut, der von der SPD war nicht gut, der von den Linken war sehr gut, der von BSW war okay, ich wüsste nicht, was die hätten anders machen sollen, AfD war stabil und Grüne war stabil.
00:51:09.68
Stefan Sasse
Ja, aber das wäre so meine Wahlkampf-Performance-Quick-Review.
00:51:09.86
Ariane
Ja.
00:51:15.80
Stefan Sasse
Aber ja, ich bin auch beide, ich würde die auch nicht wirklich... Ich finde auch, das Links-Label ist einfach falsch.
00:51:21.66
Stefan Sasse
Das zeigt sich ja auch an diesen ganzen Umfragen mit wirtschaftlichen Situationen und so weiter, an allen Ecken und Enden, die am wenigst besorgtesten Bürger über die wirtschaftliche Lage sind, die Grünen.
00:51:30.84
Stefan Sasse
Und das liegt halt daran, dass sie besser situiert sind.
00:51:32.68
Stefan Sasse
Das ist ja...
00:51:33.82
Stefan Sasse
Ich meine, das ist so ein typisches Beispiel von Having your cake and eat it too, was du in diesem rechtsbürgerlichen Spektrum hast, weil einerseits kritisieren sie die Grünen ja ständig dafür, dass sie diese Elitenpartei sind und auf der anderen Seite sind sie dann aber wieder stramm links, wenn es sein muss.
00:51:47.36
Stefan Sasse
Und das passt ja auch nicht wirklich zusammen.
00:51:50.16
Stefan Sasse
Also von daher, ja, ich denke auch, das ist so ein altes Klischee an der Stelle.
00:51:55.24
Stefan Sasse
Die denken halt an die Berliner Grünen letzten Endes, aber eigentlich ist das passendere Bild häufig halt dann doch eher so die Cem Özdemir-Fraktion.
00:52:02.33
Stefan Sasse
Und die sind halt alles, aber nicht Linksradikale oder sowas.
00:52:07.01
Ariane
Ja, da müssen wir eigentlich nochmal einen Blogbeitrag machen, was für falsche Labels irgendwie als Links gelten.
00:52:13.36
Ariane
Das sind die Grünen.
00:52:13.61
Stefan Sasse
Ja, ich meine, auf der Gegenseite haben wir das gleiche Problem.
00:52:14.16
Ariane
Super Beispiel.
00:52:16.99
Stefan Sasse
Ja,
00:52:17.20
Ariane
Ja, natürlich alle rechts.
00:52:18.63
Ariane
Alle Nazis.
00:52:19.94
Stefan Sasse
Ja, genau, Alter.
00:52:20.59
Ariane
Das war ein Scherz, bevor wieder jemand denkt.
00:52:22.04
Stefan Sasse
Ja, ja, ich weiß, aber geh mir weg, ey.
00:52:22.67
Ariane
Ja.
00:52:23.44
Stefan Sasse
Das war ja im Wahlkampf genauso blöd.
00:52:25.76
Stefan Sasse
Ja, dieses, damit haben sich die Leute auch echt keinen Gefallen getan.
00:52:28.72
Stefan Sasse
Also dieses Merz in den Nazi-Talk zu schmeißen, das war kein guter Plan, um es mal ganz milde auszudrücken.
00:52:33.64
Stefan Sasse
Das hat mit Sicherheit der SPD auch geschadet.
00:52:36.32
Stefan Sasse
Nicht viel, glaube ich.
00:52:38.08
Stefan Sasse
Solche Sachen machen ja allgemein nicht viel aus, aber kolfen hat es auf jeden Fall nicht.
00:52:41.49
Stefan Sasse
Und damit sind wir bei der SPD.
00:52:44.31
Stefan Sasse
Die SPD hat auch ein paar Stimmen dazugewonnen von Nichtwählenden, 250.000, aber ich...
00:52:49.35
Stefan Sasse
Keine Ahnung, was die bewogen hat.
00:52:50.65
Stefan Sasse
Von der FDP 120.000.
00:52:53.71
Stefan Sasse
Aber das sehe ich schon eher, weil das eben dann diese Innerampelbewegungen sind sozusagen.
00:52:59.31
Stefan Sasse
Und dann hast du von den sonstigen 60.000.
00:53:01.47
Stefan Sasse
Aber ansonsten haben sie verloren.
00:53:03.11
Stefan Sasse
An die Union 1,7 Millionen.
00:53:06.08
Stefan Sasse
Also das ist wirklich die mit Abstand größte Wanderung an der Stelle.
00:53:10.42
Stefan Sasse
Und dann kommt das, was ich persönlich das Bemerkenswertere finde, 720.000 an die AfD.
00:53:17.26
Stefan Sasse
Und das ist faszinierend, weil das haben, ich meine, dass die Union über eine Million Leute an die AfD verliert, okay, das ist so ein bisschen eingepreist.
00:53:25.40
Stefan Sasse
Aber die SPD, ne, und die haben ja auch diesen harten Rechtsschwenk gemacht und auch da müssen wir uns natürlich wieder die Frage stellen, hat er die vor größeren Verlusten bewahrt oder nicht?
00:53:36.81
Stefan Sasse
Ich weiß es nicht, aber ist gut möglich.
00:53:41.21
Stefan Sasse
Und gleichzeitig haben sie aber auch an die Linke verloren.
00:53:44.75
Stefan Sasse
560.000 Stimmen und an den BSW 440.000.
00:53:46.15
Stefan Sasse
Das heißt, da ging eine Million nach links und jetzt lass mich überschlagen, zweieinhalb Millionen nach rechts.
00:53:53.43
Ariane
Hast du BSW jetzt links oder rechts eingeordnet?
00:53:55.57
Stefan Sasse
Die habe ich jetzt links einsortiert.
00:53:55.84
Ariane
Ich weiß es immer nicht.
00:53:56.76
Ariane
Ah, okay.
00:53:57.100
Stefan Sasse
Es ist zwar einigermaßen unpassend, aber ich tue es trotzdem, weil es sind noch genügend linke Positionen drin.
00:54:03.64
Stefan Sasse
Vor allem im Kontext der SPD.
00:54:06.55
Stefan Sasse
Das heißt, diese Verluste gehen nach beiden Seiten.
00:54:08.43
Stefan Sasse
Nicht symmetrisch, aber das liegt halt in der Natur der Sache.
00:54:12.63
Stefan Sasse
Weil die Parteien halt stärker sind.
00:54:14.85
Stefan Sasse
Und Deutschland ist ein strukturkonservatives Land.
00:54:17.49
Stefan Sasse
Aber das ist schon auffällig, dass die nach beiden Seiten geblutet haben.
00:54:20.27
Stefan Sasse
Und da sind sie die einzigen, bei denen das in dem Ausmaß passiert ist.
00:54:24.15
Stefan Sasse
Und da würde ich mir jetzt als SPD schon ein bisschen die Frage stellen, warum.
00:54:27.56
Stefan Sasse
Ich habe da ehrlich gesagt gar keine so clevere Antwort, weil mich diese Ergebnisse selber so ein bisschen überraschen.
00:54:33.64
Stefan Sasse
An der Stelle, dass das so deutlich ist.
00:54:36.92
Stefan Sasse
Und ich würde mal fast sagen, dass Scholz doch von der breiten Bevölkerung einen wesentlich größeren Anteil an der Schuld der Ampelperformance bekommen hat, als es in der allgemeinen Debatte der Fall war, wo eigentlich eher die Grünen oder die FDP geblämt wurden, je nachdem vom politischen Standpunkt.
00:54:56.11
Stefan Sasse
Aber das wäre jetzt mal so meine erneut Bauchgefühl-These, dass so quasi Otto-Durchschnittswähler,
00:55:02.27
Stefan Sasse
das dann doch dem Kanzler, wie das ja eigentlich auch normal ist, zugesprochen hat an der Stelle.
00:55:10.40
Stefan Sasse
Das würde zumindest diese Zahlen, so wie sie sind, einigermaßen erklären.
00:55:13.66
Stefan Sasse
Und ich habe keine bessere Erklärung bisher gesehen und habe auch keine bessere.
00:55:18.33
Ariane
Ja, also es ist ja sehr typisch SPD, ja wie es ist alles so desaströs, das fällt schwer da einzelne Punkte rauszupicken.
00:55:25.45
Ariane
Also ich habe ein bisschen einen anderen Erkläransatz, weil ich glaube, was du schon sagst, die SPD ist nicht gut rausgekommen und ich glaube, sie hatten eben auch ein bisschen das Problem, dass sie von dieser Polarisierung, die sie ja selber oft angestoßen haben, dann am wenigsten profitiert haben, weil sie einfach kein Pro-Team sind.
00:55:45.30
Ariane
Also wie gesagt, wenn sich Grüne und FDP fetzen in der Koalition, dann hast du zumindest ein paar Leute, die sagen, die ihr Team verteidigen.
00:55:54.92
Ariane
Und die SPD schafft das einfach nicht.
00:55:56.60
Ariane
Sie sind einfach kein Pro-Team.
00:55:58.06
Ariane
Die sind das Team, wo wenn alle noch blöder sind, dann nehme ich den Scholz, der ist zumindest egal.
00:56:02.93
Ariane
Aber die sind einfach kein Pro-Team.
00:56:04.87
Ariane
Und ich glaube, das hilft auch.
00:56:05.97
Ariane
Sie haben auch keine klare Haltung, wie immer.
00:56:07.67
Ariane
Sie wissen nicht, sind sie jetzt für Abschiebung oder vielleicht doch nicht so viel.
00:56:11.01
Ariane
Sind sie nun links oder rechts?
00:56:12.19
Ariane
Wollen sie morgen doch noch mal
00:56:15.04
Ariane
AfD-Politik machen und gleichzeitig jeden, der mit der AfD redet als Nazi.
00:56:18.58
Ariane
Also das ist ja wie so ein Durcheinander, dass sie wirklich, glaube ich, dieses Pro-Team so ein bisschen verlieren.
00:56:24.90
Ariane
Also das ist ein bisschen, das hat die CDU auch ein bisschen.
00:56:28.54
Ariane
Ist einfach so, diese kleinen Parteien, die sind auch ein bisschen klientelhaftiger, die haben, sag ich mal, weil es kein gutes anderes Wort dafür gibt, die haben tatsächlich Fans.
00:56:43.49
Ariane
die einfach auf Spaß an der Sache, die gehen in die sozialen Medien oder hier die linken Leute klopfen an eine Million Haustüren, die sind da engagiert und das fehlt der SPD, glaube ich.
00:56:53.37
Ariane
Die verlieren einfach, deswegen verlieren die auch nach links, rechts, weil irgendwie, und muss man auch sagen, nicht dieses Jahr ist irgendwie der Ausrutscher, es war die Kanzlerwahl von Scholz.
00:57:05.70
Ariane
Also das muss man halt auch sagen, das Ergebnis sticht daraus nicht, dieses Ergebnis.
00:57:11.16
Ariane
Das war ein bisschen absehbar, irgendwie passt das ja auch so in den Trend.
00:57:16.18
Ariane
Und
00:57:18.85
Ariane
Ja, jeder sagt ja mal, wenn die SPD tut, was ich will, dann wird das ganz geil.
00:57:22.79
Ariane
Aber ich glaube, der SPD wird es tatsächlich gut tun, sich irgendwie zu entscheiden.
00:57:28.05
Ariane
Die stecken so dazwischen, sie kriegen einfach niemanden mehr begeistert.
00:57:32.81
Ariane
Also ich weiß auch nicht, wenn sie sich entscheiden würden, wahrscheinlich auch nicht.
00:57:35.85
Ariane
Also es ist tatsächlich schwer, da irgendwie was Gutes noch rauszufinden.
00:57:41.45
Ariane
Außer den einen Move von Scholz.
00:57:43.49
Ariane
hätte er das vielleicht mal ein bisschen öfter gemacht, wäre das vielleicht einfacher gewesen.
00:57:46.95
Ariane
Da hat er tatsächlich auch mal gute Presse bekommen.
00:57:49.25
Ariane
Also war ja tatsächlich, ich habe das, glaube ich, in irgendeinem Podcast, habe ich mal genannt, die stellen den Kanzler und die größte Fraktion und benehmen sich aber wieder Juniorpartner.
00:57:58.38
Ariane
Also irgendwie...
00:58:01.99
Ariane
Und sie waren halt trotzdem, ob sie das annehmen oder nicht, aber sie waren halt die größte Fraktion.
00:58:07.07
Ariane
Sie waren der Kanzler.
00:58:08.11
Ariane
Logischerweise, wenn alle super und zufrieden mit der Ampel sind, dann ist das auch gerecht, wenn sie am meisten verlieren.
00:58:13.93
Ariane
Sorry SPD.
00:58:15.24
Ariane
Die anderen waren auch doof, aber da kriegt ihr jetzt keine Mitleidsträne irgendwie von mir.
00:58:20.54
Ariane
Das war eine scheiß Performance.
00:58:21.82
Ariane
Und wenn man jetzt einmal nach 100 Jahren sich ein Ei drauf bietet, dass man jetzt endlich die stärkste Fraktion ist und den Kanzler stellt, dann muss da auch ein bisschen mehr kommen.
00:58:31.15
Ariane
Also da, und ich weiß, also ich muss auch sagen, ich habe, ich beneide Merz nicht jetzt mit dieser völlig derangierten SPD, die jetzt noch mitten in den Rücktritten mal wieder hängt.
00:58:43.37
Ariane
Ich möchte und eigentlich keinen Bock auf gar nichts mehr haben und eine Mitgliederbefragung haben.
00:58:46.99
Ariane
Ich möchte mit denen jetzt keine Koalitionsverhandlungen führen.
00:58:49.52
Ariane
Ich weiß auch gar nicht, ob die SPD dafür schon bereit ist eigentlich.
00:58:53.20
Ariane
Die werden, ja klar, es ist die SPD.
00:58:54.92
Ariane
Wenn man einmal, wenn ihr Bild einmal Vaterlandsverräter schreibt, dann unterschreiben die dir quasi alles, aber
00:59:00.76
Ariane
Aber so richtig Bock haben die jetzt halt auch nicht.
00:59:03.14
Ariane
Also ich glaube so dieses, es wird noch ein bisschen dauern, März muss man einen Vorschlag machen, aber im Moment sind sie noch in dieser Stimmung.
00:59:11.53
Ariane
Ne, bitte kein Bock auf gar nichts und ein bisschen Opposition und Ruhe wäre ja auch schön.
00:59:17.13
Stefan Sasse
Ja, ich unterschreibe das einfach mal so und würde weiterspringen zur AfD.
00:59:21.75
Stefan Sasse
Wir haben ja alle Wählerwanderungen bis auf eine bereits genannt.
00:59:25.15
Stefan Sasse
Ich will sie trotzdem nochmal kurz wiederholen.
00:59:26.97
Stefan Sasse
Grüne 100.000, Linke 100.000, SPD 700.000, sonstige 800.000, FDP 900.000, Union 1 Million und jetzt kommt die eine Zahl, die wir noch nicht genannt haben, nicht wählende 1,8 Millionen.
00:59:42.88
Stefan Sasse
Und ich würde sagen, das ist von dem, was ich bisher sehe in der politischen Berichtslandschaft sozusagen, also wenn ich die ganzen Schlagzeilen ankehre, ob es Welt, Spiegel, Zeit etc., das scheint mir noch das unterdiskutierteste Fakt zu sein.
00:59:58.98
Stefan Sasse
Weil diesen Anteil sehe ich bei keiner anderen Partei.
01:00:02.44
Stefan Sasse
Es wurde jetzt schon öfter festgestellt, diese Bundestagswahl hatte höchste Wahlbeteiligung seit der Wiedervereinigung, 84%.
01:00:07.35
Stefan Sasse
Das ist ein Anstieg von 11% gegenüber letztem Mal.
01:00:11.29
Stefan Sasse
Und dieser Anstieg der Wahlbeteiligung ist
01:00:15.51
Stefan Sasse
ich sage mal nicht ausschließlich, aber zu gigantisch großen Teilen der AfD zugute gekommen.
01:00:21.100
Stefan Sasse
Das heißt, diese Idee, dass die Polarisierung, dass die Belebung der Debatte, dass es quasi die Demokratie belebt und so weiter, die können wir, glaube ich, so ein bisschen auch ad acta legen.
01:00:34.16
Stefan Sasse
Weil ja, es war aufregend und alles, aber ich glaube, niemand möchte das Argument machen, dass 20 statt 10 Prozent für die AfD gut für die Demokratie sind.
01:00:46.27
Stefan Sasse
Also das mag ja ganz toll sein, dass diese Leute jetzt im demokratischen Prozess drin sind, aber wenn die dann verfassungsfeindliche Parteien wählen, dann ist das gar nicht so ein Netto-Plus, möchte ich mal an der Stelle ausdrücken.
01:00:57.06
Stefan Sasse
Also da muss ich ganz ehrlich sagen, da wäre es mir lieber, wenn die daheim geblieben wären.
01:00:59.78
Ariane
Ja, absolut.
01:01:01.10
Stefan Sasse
Und das ist schon auffällig, das ist fast das Doppelte von dem, was von der Union gekommen ist, ist der Gewinn von den Nichtwählenden.
01:01:08.63
Stefan Sasse
Aber
01:01:09.86
Stefan Sasse
Das ist für mich natürlich auch der Silberstreif am Horizont.
01:01:12.48
Stefan Sasse
Weil das bedeutet ja gleichzeitig auch, wenn es der AfD nicht gelingt, diese Leute zu binden aus irgendwelchen Gründen, dann sind die beim nächsten Mal auch wieder weg.
01:01:22.54
Stefan Sasse
Also das sind quasi zwei Millionen Wählende, die könnten grundsätzlich einfach nur, wenn alle das Gleiche machen wie bisher, einfach wieder weg sein, weil es keinen mehr interessiert, wenn die nächste Wahl wieder eine langweiligere ist.
01:01:35.49
Stefan Sasse
Das heißt natürlich nicht, dass das so kommt.
01:01:37.47
Stefan Sasse
Ich sage nur grundsätzlich, das ist ein interessantes Fakt für die nächsten vier Jahre im Hinterkopf zu behalten.
01:01:42.53
Stefan Sasse
Das sind nicht enttäuschte Wählende von anderen Parteien, sondern Leute, die vorher mindestens mal einmal nicht gewählt haben.
01:01:50.15
Stefan Sasse
Also Leute, denen es bisher kackegal war oder die sich nicht repräsentiert gefühlt haben oder die gesagt haben, eh alles der gleiche Mist, die dieses Mal bereit waren, eine Antisystempartei zu wählen.
01:02:02.60
Stefan Sasse
Und das ist so, wie gesagt, ein bisschen der Silberstreif am Horizont.
01:02:05.08
Stefan Sasse
Ich fände es wesentlich schlimmer, wenn die alle von den demokratischen Parteien kommen würden.
01:02:09.24
Stefan Sasse
Das ist quasi das wirklich Einzige, was ich positiv sehen kann am Aufstieg der AfD.
01:02:14.31
Stefan Sasse
Ansonsten haben wir schon gesagt, das hat sich ja jetzt wirklich lange abgezeichnet.
01:02:17.99
Stefan Sasse
Die sind in den Umfragen stabil.
01:02:19.67
Stefan Sasse
Da hat sich nichts getan.
01:02:21.51
Stefan Sasse
Es hat so gut wie nichts geholfen über die letzten anderthalb Jahre an Versuchen, diese Partei
01:02:28.92
Stefan Sasse
in irgendeiner Art und Weise zu bekämpfen.
01:02:30.90
Stefan Sasse
Kein thematisch stellen, kein Versuch, die Wählenden zurückzugewinnen, kein die BürgerInnen ernst nehmen, kein Anti-Woke, kein jetzt reicht's und wir schieben ab, kein gar nichts.
01:02:43.27
Stefan Sasse
Egal, was man versucht hat, von links, von rechts, keines der Rezepte hat irgendwas belegt.
01:02:48.63
Stefan Sasse
Und auch das erfordert eine Erklärung.
01:02:52.44
Stefan Sasse
Weil wenn alles scheitert, egal, wer es probiert, dann ist die Ursache strukturell.
01:02:59.59
Stefan Sasse
Und das lässt einige sehr unangenehme Schlüsse zu und einige, die dann wieder so Silberstreifen am Horizont sind, wie jetzt eben die Polarisierung.
01:03:06.71
Stefan Sasse
Ich fange mal mit den Silberstreifen an.
01:03:08.73
Stefan Sasse
Der zweite Silberstreifen ist, und das habe ich ja vorher schon mal angeteasert, dass diese Wahl in meinen Augen zu verstehen ist als eine Anti-Amtsinhaberwahl.
01:03:18.51
Stefan Sasse
Wie das alle anderen auch sind, ob in Frankreich, in Großbritannien, in den USA oder sonst wo.
01:03:25.86
Stefan Sasse
Überall wurden die regierenden Parteien abgestraft und zwar völlig irrelevant, ob es konservative Sozialdemokraten oder sonst was war.
01:03:33.30
Stefan Sasse
Immer wurde die jeweilige Opposition belohnt.
01:03:36.30
Stefan Sasse
Und das hatte erneut die Ursachen Covid, Lieferkettenstörungen, Ukraine, Krieg, Inflation und Energiepreise.
01:03:43.32
Stefan Sasse
Das waren die beherrschenden Themen, was es einmal mehr umso bekloppter macht, die nicht im Wahlkampf zu thematisieren.
01:03:49.03
Stefan Sasse
Ja, das... Ich verstehe es nicht.
01:03:52.07
Stefan Sasse
Und das war von keiner Seite.
01:03:54.17
Stefan Sasse
Die hätte niemand thematisiert.
01:03:55.17
Stefan Sasse
Ich meine, von Seite der Regierungsparteien verstehe ich es, weil warum sollte man noch den Scheinwerf aufs eigene Versagen lenken?
01:04:00.31
Stefan Sasse
Also von denen war das sinnvoll.
01:04:01.69
Stefan Sasse
Aber die Opposition?
01:04:03.23
Stefan Sasse
Das ist mir völlig unklar.
01:04:04.99
Stefan Sasse
Und...
01:04:07.62
Stefan Sasse
Das ist quasi der Silberstreif auch an der Stelle, weil diese Backlash-Stimmung, die ist ja jetzt durch.
01:04:12.56
Stefan Sasse
In der Jahr 2029 ist Covid weit, weit im Rückspiegel.
01:04:16.14
Stefan Sasse
Das wird bis dahin aller Wahrscheinlichkeit nach niemanden mehr interessieren.
01:04:19.96
Stefan Sasse
Das gleiche gilt für die Energiepreise und Inflation und ich fürchte auch den Ukraine-Krieg.
01:04:24.69
Stefan Sasse
Die werden bis dato im Rückspiegel sich befinden.
01:04:28.39
Stefan Sasse
Das heißt, dieser Mobilisierungseffekt wird verschwinden.
01:04:32.08
Stefan Sasse
Und das war es dann aber auch bei Silberstreifen.
01:04:33.74
Stefan Sasse
Ja, weil das andere ist, die Sache, das ist strukturell.
01:04:38.77
Stefan Sasse
Die AfD hat, und das wurde von PolitikwissenschaftlerInnen mittlerweile wirklich ausreichend empirisch untersucht, derzeit in Deutschland ein Potenzial von um die 20 Prozent.
01:04:49.31
Stefan Sasse
Und das hat sie bei dieser Wahl komplett ausmobilisiert.
01:04:53.36
Stefan Sasse
Das wird sie nicht nochmal so schaffen.
01:04:55.37
Stefan Sasse
Das heißt, sofern sie erneut das Silberstreife, also das heißt, wenn sich das Potenzial nicht verändert, dann wird bei der nächsten Wahl eine gute Chance bestehen, dass die AfD wieder ein paar Prozent verliert.
01:05:06.13
Stefan Sasse
Aber das ist halt trotz allem ein ziemlich stabiles Potenzial.
01:05:09.54
Stefan Sasse
Das heißt, dann haben sie halt bei der nächsten Wahl in Anführungszeichen nur 17 Prozent.
01:05:13.47
Stefan Sasse
Ob das die Lage jetzt so viel besser macht, wage ich zu bezweifeln, weil das heißt halt trotz allem, ein Fünftel aller BundesbürgerInnen ist bereit, Rechtsextremisten ihre Stimme zu geben, ist bereit, eine Stimme abzugeben gegen Demokratie, gegen Meinungsfreiheit, egal wie sehr sie dieses Wort plärren, gegen Pluralismus und so weiter und so fort.
01:05:32.89
Stefan Sasse
Und was fast noch krasser ist, ist, wie die Stimmen verteilt sind.
01:05:37.38
Stefan Sasse
Wenn man nämlich da guckt, in Sachsen 50% Zweitstimmen AfD.
01:05:42.98
Stefan Sasse
In Thüringen 40%.
01:05:43.80
Stefan Sasse
In den anderen Bundesländern habe ich gar nicht mehr geguckt, weil ich so viel sadomasochistisches Potenzial nicht habe.
01:05:50.06
Stefan Sasse
Das ist dermaßen fundamental eine Absage an die Demokratie in Ostdeutschland, dass
01:05:58.86
Stefan Sasse
Ich weiß gar nicht, was ich da dazu sagen soll, denn ich bin einfach kein Ost-Experte, deswegen, da habe ich keinerlei Bezug da dazu.
01:06:07.30
Stefan Sasse
Das ist absolut krass, weil hier in Westdeutschland ist der Wert ja echt eher so 16, 17 Prozent, erläutert immer noch viel zu viel, aber die restlichen Prozente kommen alle aus dieser völlig überdimensionierten Anteile im Osten.
01:06:19.35
Ariane
Ja, also das würde ich auch als erstes sagen.
01:06:21.01
Ariane
Wir haben insgesamt, das hat sich ein bisschen vorher angedeutet, da war damals noch die SPD, glaube ich so, der Hauptverlierer.
01:06:28.71
Ariane
Wir haben da tatsächlich, der Osten ist politisch ein komplett anderes Land.
01:06:33.85
Ariane
Und das ist halt, das hat wirklich mittlerweile komplett von der AfD übernommen.
01:06:38.77
Ariane
Ich glaube, in Thüringen ist Krammelo tatsächlich der Einzige, der nicht das AfD-Direktmandat, wo es nicht das AfD-Direktmandat ging.
01:06:46.49
Ariane
Und ich glaube, in
01:06:47.96
Ariane
Alle Wahlkreise waren dann noch nicht ausgezählt.
01:06:49.62
Ariane
Aber ich glaube, in Brandenburg ist Scholz der Einzige, der da irgendwo noch irgendwo in Potsdam, irgendwo Regierungsbezirk, das einzige Ostmandat bekommen hat.
01:06:59.20
Ariane
Also das ist, das ist dramatisch.
01:07:02.64
Ariane
Also es ist,
01:07:04.32
Ariane
Wahnsinn.
01:07:04.80
Ariane
Also ganz ehrlich, selbst wenn es nicht die AfD, einfach dieses krasse politische Ungleichgewicht, das sich da zeigt, ist schon enorm.
01:07:13.46
Ariane
Also das hat, muss man sagen, ich bin zu jung dafür, sich so direkt an die Mauerfallzeit zu erinnern.
01:07:21.07
Ariane
Aber ich habe, also für mich wirkt es immer so, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Unterschiede 1991 so krass waren wie heute.
01:07:27.13
Ariane
Also es ist tatsächlich so, dass ich
01:07:29.29
Ariane
Weil das für mich ist das normal.
01:07:31.23
Ariane
Seit ich denken kann, gibt es nur eine Bär, die ist für mich total merkwürdig, darauf zu gucken.
01:07:35.50
Ariane
Und man sieht trotzdem, wenn man die politischen Ergebnisse ansieht, sieht es immer noch aus wie zwei Länder oder wieder.
01:07:42.34
Ariane
Und das Zweite wäre, ich denke auch, es ist eine eher strukturelle Krise und die AfD vereint da dieses rechtsextreme, autoritäre plus eine Denkzeitswahl.
01:07:50.85
Ariane
Man findet alle scheiße und alle ärgern sich, wenn sie gewählt werden.
01:07:55.81
Ariane
Von daher, ja,
01:07:58.89
Ariane
dass die einzige Hoffnung ist, dass das jetzt der Peak ist und noch weiter geht es nicht hoch.
01:08:04.69
Stefan Sasse
Da bin ich völlig bei dir.
01:08:06.47
Stefan Sasse
Das waren, liebe Leute, unsere ersten ungeordneten Gedanken zur Bundestagswahl.
01:08:10.75
Stefan Sasse
Ich hoffe, es war einigermaßen erhellend für euch und interessant oder ihr habt sonstige Widersprüche.
01:08:16.69
Stefan Sasse
Ich nehme mal Ariane Spruch vorweg.
01:08:18.35
Stefan Sasse
Kritik an mich, an sie nur Lob.
01:08:21.15
Stefan Sasse
Aber wie üblich findet ihr im Blog das Transkript und die Shownotes und könnt da dann auch Kommentare zur Folge hinterlassen.
01:08:27.34
Stefan Sasse
Wir werden mit Sicherheit in den nächsten Wochen wieder zum Thema zurückkommen.
01:08:30.70
Stefan Sasse
Bis dahin, bleibt gesund und bis zum nächsten Mal.
01:08:34.73
Stefan Sasse
Vielen Dank.
01:08:34.68
Ariane
Wenn ihr einfach nur lästern wollt, dürft ihr euch auch an mich wenden.
01:08:37.30
Ariane
Ich wünsche euch alles Gute.
01:08:38.40
Ariane
Wir hören uns bestimmt bald wieder.
01:08:39.77
Ariane
Bis dann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.