Donnerstag, 28. Juli 2011

Medienfixierung?

Von Stefan Sasse

Als mit der Berichterstattung zum echten oder eingebildeten "Reformstau" in den 1990er Jahren und dann der neoliberalen Wende auf allen Ebenen ab Beginn der 2000er Jahre die Medien freiwillig auf einen unangenehme und schiefe Bahn rutschten und der rasenden Abwärtsbewegung mit schrillem Jauchzen Beifall zollten, gab es nur wenige, die sich am neuen Thema der "Medienkritik" übten. Zu den Pionieren auf dem politischen Sektor gehören zweifellos Albrecht Müller und Wolfgang Lieb, die mit den "NachDenkSeiten" und Müllers Büchern (Reformlüge, Machtwahn,...) einen gewaltigen Erfolg darin erzielen konnten, ein Bewusstsein für Manipulation, Fremdeinflüsse und meinungstechnischen Einheitsbrei zu schaffen. Ihr Ziel bestand im Aufbau einer kritischen Gegenöffentlichkeit, die der Dauerbotschaft aus allen Kanälen der Massenmedien eine eigene, unabhängige Stimme entgegensetzen konnte. Auf genereller Ebene griff Stefan Niggemeier die Medien an, für Falschmeldungen, methodische Fehler und ethische Ausrutscher (oder unethische Methoden) wie im Bereich der Vermischung von Artikel und Werbung. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass sie erfolgreich waren: es gibt heute eine große Gemeinde gerade im Netz, die den Massenmedien mit prinzipiellem Misstrauen gegenübersteht und sich gegenseitig durch Verlinkung und Aufmerksammachung auf so genannte kritische Inhalte unterstützt. Die Frage, die sich nun stellt ist, ob der Erfolg vielleicht zu weit ging.

Gänzlich unberechtigt ist sie nicht. Seit mehreren Monaten stagnieren die Besucherzahlen bei zahlreichen Blogs im Netz. Es scheint, als ob die Leser größtenteils Wanderungen von der einen zur anderen Plattform vollzögen; viele Leser sind Gäste auf vielen dieser Plattformen gleichzeitig. Das ist nichts Schlimmes und an sich begrüßenswert; es ist aber ein Indikator dafür, dass das stete Wachstum der "Gegenöffentlichkeit" seit 2004 (dem Erscheinen von "Die Reformlüge") zum Stillstand gekommen ist. Ich will diesen Stillstand nutzen um kurz innezuhalten und über die Erfolge der Bewegung zu reflektieren. 

Der erste, wahrnehmbarste Erfolg ist die Macht, die Blogs gewonnen haben. Die Formen der Internetkommunikation, vor gerade zwei, drei Jahren noch als völlig bedeutungslos verlacht, haben inzwischen einen gigantischen Stellenwert angenommen. Kaum ein größeres Thema kommt mehr ohne einen Artikel zu der Reaktion "des Internets" aus, und obwohl sich das meist auf platte Klischees über Twittr und Facebook beschränkt, spielen auch Blogs inzwischen eine kleine, aber feste Rolle im bundesdeutschen Nachrichtenspektrum. Gerade die Ereignisse in Norwegen zeigen, dass die Blogs - auch wenn es sich um besonders hässliche Exemplare wie "Politically Incorrect" handelt - nicht mehr wegzudenken und wegzudiskutieren sind. 

Der zweite, bestreitbare Erfolg ist die Wandlung der Medien selbst. Obwohl manche dies bestreiten würden empfinde ich, dass die Medien insgesamt sich wieder deutlich zu mehr Pluralität gewandelt haben. Die einstige neoliberale Einheitsfront existiert nicht mehr, und Beiträge von Dieter Hundt oder INSM-Botschaftern liest man nur noch selten. Wenn sie doch erscheinen, wie jüngst in der FR, dann eher als Teil des Meinungsspektrums denn als Repräsentation der Mehrheitsmeinung. Die INSM ist wieder auf dem Rand des Meinungsspektrums und konstituiert es nicht mehr. Das ist ein gewaltiger Erfolg. Zeitungen wie die FTD bieten eine größere Meinungsvielfalt als je zuvor, und selbst Blätter wie Spiegel und Handelsblatt sind zu einer pluralistischeren Linie zurückgekehrt. 

Diese Erfolge vor Augen stellt sich die Frage, ob die Medienfixierung, wie sie beispielsweise auf den NachDenkSeiten immer noch hingebungsvoll gepflegt wird, überhaupt noch aktuell ist. Meiner Meinung nach ist sie es nicht. Die Kritik der "Gegenöffentlichkeit" bewegt sich immer noch in den Bahnen einer groß angelegten Verschwörung, erzählt immer noch das Narrativ von den finsteren Hintermännern hinter den Kulissen der großen Verlage und natürlich der allgegenwärtigen Krake Bertelsmann, das so eigentlich nicht korrekt sein kann. Es ist zweifellos richtig dass nach den Eigentumsverhältnissen keine große Vielfalt auf dem Medienmarkt herrscht. Allerdings existieren die Medien nicht im luftleeren Raum. Der Erfolg der "Gegenöffentlichkeit" macht es unmöglich, den dummen Einheitsbrei weiter zu verbreiten, besonders seit die Finanzkrise so eindrucksvoll Fakten geschaffen hat, die nicht ohne die Gefahr zu ignorieren sind sich das Etikett "Ideologe" aufzukleben. Wie viele Menschen nehmen heute noch Hans-Werner Sinn ernst? 

Wir sollten Medien mehr als das betrachten, was sie sind: eine Institution des demokratischen Staates, die nach bestimmten Regeln und Gesetzmäßigkeiten funktioniert und die auf die Bedürfnisse der Leser eingeht. Exemplarisch sei dies an zwei Beispielen verdeutlicht: 
- Immer wenn ein großer Skandal bekannt wird, behaupten die Menschen zwar, dass sie angewidert seien und es nicht wissen wollen - Zeitungen und Zeitschriften, die ein Titelthema daraus machen, verkaufen sich trotzdem besser als solche die es nicht tun. 
- Wenn irgendetwas passiert gibt es ein Bedürfnis nach Information, siehe Norwegen. Der Druck etwas zu produzieren ist unglaublich, und das Spekulieren erzeugt neuen content, wo eigentlich keiner vorhanden ist. 
Das kann man kritisieren, ganz ohne Zweifel, und das sollte man auch. Nur, bedauerlicherweise wird es durch das Verhalten der meisten Menschen gestützt. Es ist zwar richtig, dass die Medien Meinungen formen und verändern können - es ist aber auch im Gegenteil richtig, dass die Medien auf vorhandene Meinungen reagieren. 

Letztlich sind die opportunistisch. Wir haben das stets beklagt, als sie noch den neoliberalen Dogmen folgten. Der Wind hat sich gedreht, und die Medien mit ihm. Sollte es uns gelingen, ihn irgendwann weiter in unsere Richtung zu drehen, werden auch die Medien folgen. Das ist eine regelrechte Gesetzmäßigkeit. Wir können bei aller berechtigten Kritik nicht die Regeln ignorieren, nach denen Medien in unserer Gesellschaft funktionieren. Tun wir es doch, so erschaffen wir nur eine weitere Verschwörungstheorie, die aggressiv ihre Positionen nach außen vertritt. Das ist vieles, aber "kritisch" ganz sicher nicht, und für neu hinzustoßende Personen abstoßend und unattraktiv. Wenn wir uns nicht in die lange Reihe der Sonderling-Communities einreihen wollen, die im Netz unterwegs sind, dann sollten wir anfangen wieder offener zu denken. 


20 Kommentare:

  1. Guter Artikel, vor allem eine wohltuende Alternative zu dem Mist beim Spiegelfechter gerade.

    Aber ich würde doch infrage stellen, ob es ein Verdienst der Bloggosphäre ist, dass in den Mainstream-Medien jetzt öfter linke Meinungen auftauchen. Ich denke, dass da die Finanzkrise, die ökologische Krise usw. einen größeren Einfluss hatten. Ich lass mich gerne eines Besseren belehren, aber so in der Form ist mir das ein bisschen spekulativ.

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  2. Naja, die Blogs haben in jedem Fall eine so große abweichende Stimme geschaffen, dass sie nur noch schwer zu ignorieren war. Ich bezweifle gar nicht, dass die Finanzkrise und die damit verbundene Weltbildzerstörung die Hauptarbeit geleistet hat - aber die Panik, die man in den Redaktionsstuben derzeit über die "Konkurrenz" durch Blogs zu empfinden scheint (gänzlich eingebildet IMHO) ist ein starker Indikator dafür dass zumindest die Medien selbst daran glauben.

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  3. "Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein"

    - Karl Marx

    Solange die bürgerlichen Medien von Verlagen und Konzernen geführt werden, solange es um Informationsverwertung im Sinne des Profites geht, ist für mich jede These von den "demokratischen Medien" als "vierte Gewalt" obsolet. Die Regeln des Marktes und der sozioökonomischen Gesellschaftsstruktur stülpen den bürgerlichen Medien stets ein Korsett der Herrschenden auf.

    Einzelfälle wie Jakob Augstein bei SpiegelOnline oder Heribert Prantl bei der Süddeutschen usw., sind laut Noam Chomsky, nur dazu da, die Debatte und Diskussion kontrollieren und einschränken zu können. Kritiker sind ja durchaus erwünscht, solange sie weder etablierte Privilegien, noch das System als Ganzes in Frage stellen.

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  4. Ob die Panik haben, weil überhaupt eine Konkurrenz durch Blogs da ist (wirtschafftlicher Aspekt), oder ob sie Panik haben, weil die Konkurrenz in den Blogs ideologisch abweichend ist, weiß ich nicht.

    Aber ich denke wir sind uns einig, dass eine Normalisierung im Verhältnis zwischen Blogs und MSM passieren sollte, bzw, dass man von dieser dualistischen Sichtweise weg muss (böse msm, gute blogs). Genau aus dem Grund nämlich, den Du beschrieben hast, dass man den Anschluss an eine allgemeine Debatte braucht und nicht "außerhalb" eine obskure Randexistenz führen will.

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  5. @epikur

    allerdings sind unsere öffentlich-rechtlichen Medien nicht von wirtschaftlichen Interessen abhängig und bleiben trotzdem weitestgehend in einem mainstreamigen Meinungskorridor. Das ist halt zum großen Teil vor allem das "dominant social paradigm", das "overton window", die Hegemonie, der Konsens, die Ideologie, wie auch immer Du das nennen willst, und nicht die direkte Folge von wirtschaftlicher Einflussnahme auf die Journalisten oder ähnlichem. So etwas wird es immer in jeder Gesellschaft völlig unabhängig vom System geben.

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  6. @anonym 13:16 Uhr

    Völlig richtig, für mich beinhaltet die "sozioökonomische Gesellschaftsstruktur" auch die Ideologie des Systems.

    Und gerade deshalb bin ich nicht der Meinung, dass Blogs und alternative Medien, einen Anschluss an die großen bürgerlichen Medien finden sollten. Denn dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich angepasst haben. Wir sollten uns nicht kaufen lassen! Ich erinnere immer wieder gerne daran, wie eine ganze 68er Generation gegen BILD gewettert hat und nun sehr viele von ihnen in den Axel-Springer-Redaktionsstuben sitzen.

    Was wir brauchen sind mehr alternative Medienmodelle. Damit meine ich Blogs, die "Blätter" und viele andere.

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  7. @epikur

    Ja anpassen sollte man sich nicht unbedingt. Aber es muss schon darum gehen, finde ich, dass man auch bei großen ideologischen Differenzen einen gemeinsamen Diskurs sucht und miteinander redet bzw diskutiert. Aber viele Internetcommunities (wie man jetzt aktuell auch bei den Rechten sieht) tendieren schonmal dazu, so ihre eigenen Spezialdiskurse zu führen und nicht mehr anschlussfähig zu sein an den Mainstream. Und das ist keine gute Entwicklung finde ich.

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  8. Wer von denen die nicht über einen INternetzugnang verfügen oder diesen tatsächlich nur benutzen um bei facebook allen mitzuteilen dass sie gerade die Toilette benutzen weiß denn überhaupt wer Hans WErner Sinn ist?

    Mir fällt oft auf dass Menschen versucht sind die Welt nur als die wahrzunehmen die sie unmittelbar sehen können, also zum Beispiel Armut nicht zu sehen weil sie sich außerhalb der eigenen Wahrnehmung abspielt. Ich kann diese gigantische "Gegenöffentlichkeit" in der Welt außerhalb des Netztes nur sehr verdeckt erspüren (wobei auch meine Wahrnehmung nicht unbedingt die REalität wiederspiegelt, ist mir schon klar dass das jetzt schwierig ist:-) ).
    Inwiefern die Blogs hier noch einen weiteren Beitrag leisten können oder vielleicht jeder einzelne von uns als multiplikator fungieren muss ist unklar.
    Im übrigen finde ich "Verschwörungstheoretiker" ähnlich diffamierend wie "Gutmensch". Die Verwenung solcher Begriffe dient meines Erachtens nur dazu die Argumentation des GEgenübers zu entkräften und ihn lächerlich zu machen. Wenn jemand sagt, dass viele Medien nicht berichten sondern interpretieren, dies anhand von Beispielne belegt und die Menschen auffordert aufmerksamer zu lesen oder zu schauen ist er kein VErschwörungstheoretiker, sondern nur ein Mensch der auf einen Mißstan hinweist, doch statt sich inhaltlich mit diesem auseinanderzusetzen drückt man der Person lieber einen Stempel auf und disqualifiziert sich und den anderen für jede sachliche Diskussion.

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  9. @Epikur: OK, nehmen wir für einen Moment an, das Pressewesen ist kein Gewerbe. Wie ist es dann organisiert? Irgendjemand hat immer irgendwie das Sagen. Wie verhinderst du, dass es nicht einfach nur Instrument anderer Herrschenden wird?
    Die Alternative, als die du Blogs siehst, gibt es leider nicht. Keines von unseren Blogs ist ohne Massenmedien denkbar.

    @Nanny: Deine Polemik gegen den Facebooknutzer ist auch nicht besser. Und wenn "einige mächtige Familien kontrollieren die Presse und zwingen sie auf Linie" keine Verschwörungstheorie ist, was dann?

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  10. Sicher, hat immer irgendwer irgendwie etwas zu "sagen". So etwas nenne ich ein Totschlagargument.

    Marx Zitat verdeutlicht nur, dass wir keine freie Presse haben, ja womöglich nie haben werden. Insofern bin ich allen jubelnden Medientheorien als vierte Gewalt, Demokratisierungsinstanz usw. sehr spektisch gegenüber.

    Es wäre schon ein großer Schritt, der Anzeigenfinanzierung entgegenzutreten. Denn so haben viele Unternehmen große Macht auf die bürgerlichen Medien. Die "Blätter" finanzieren sich rein über die Leser, die "junge Welt" hat ein Genossenschaftsmodell usw. - es gibt Alternativen!

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  11. Für mich kann ich dazu sagen: Ich geh seit ein paar Monaten sehr viel seltener auf Niggemeiers Site - hab sie nicht mal mehr im "Lesezeichen" - weil mir sein Faible für niedliche Tierfilmchen und noch mehr: seine Vorliebe für deutsche Schlager ziemlich auf den Keks ging. Das ist einfach nicht meine Welt: "I''m too old for that shit".
    Nix allerdings gegen sein eigentliches Tun, das Anschreiben gegen schlechte, doofe oder gar kriminelle Medienfuzzies. Das macht er dufte. Ja: dufte.

    -Jeeves

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  12. Sehr guter Artikel.
    Ich lese die Nachdenkseiten auch regelmäßig und sie haben mit dem meisten auch zweifellos recht.
    Trotzdem klingt vieles einfach durch den Tonfall und die viele Wiederholung eher nach wirrer Verschwörungstheorie.

    Ich finde auch, dass naja der menschliche Aspekt irgendwie übersehen wird. Sicher versucht zb Bertelsmann die Meinung zu manipulieren. Aber das ist ja keine Gehirnwäsche für gehirnlose Zombies.
    Im Gegenteil, ich bin eigentlich recht überzeugt davon, dass es nicht unbedingt auf den Grad der Manipulation ankommt, sondern darauf, ob die Menschen darauf hereinfallen WOLLEN.
    Es ist zum Beispiel sehr viel schmeichelhafter zu glauben, dass man selbst einen Job hat, weil man so überaus fleißig und klug ist und dass alle Arbeitslosen faul und dumm sind, als sich weiter damit auseinanderzusetzen.

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  13. @anonym: "Ich erinnere immer wieder gerne daran, wie eine ganze 68er Generation gegen BILD gewettert hat und nun sehr viele von ihnen in den Axel-Springer-Redaktionsstuben sitzen."

    Wer denn, bitte? Dort sind doch eher - wenn nicht vor allem, siehe Diekmann - die Burschenschaftler und RCDS-Jüngelchen zu finden ...aber doch nicht ex-SDS und andere APO-Anhänger.

    -Jeeves

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  14. Beim Joe Bauer (Stuttgarter Nachrichten, etc.)gerade gelesen:
    "Es geht um das Handwerk des Journalismus, um Information und Aufklärung. Nach außen ist das schwer zu vermitteln, obwohl der Fall einfach ist: Wenn man die Detektive ausschaltet, machen die Gauner vollends, was sie wollen."

    - J.

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  15. @Epikur: Die jungeWelt ist auch ein Käseblatt ohne echte Massenreichweite. Das kannst du nicht vergleichen.
    Zu deinem Thema mit dem Totschlagargument: überhaupt nicht, das ist vielmehr der Kern der Sache! Egal wie ich den Mediensektor organisiere, ob als Genossenschaftsmodell, als Freiwilligenprojekt, als Unternehmen oder als gemeinnützigen Verein - am Ende entscheidet immer irgendjemand darüber, wie es gemacht wird. Selbst unter den Autoren vom Spiegelfechter entscheidet am Ende Jens, einfach weil jemand das tun muss. Darum kommst du nicht herum. Und die Frage wer das ist und wie er das tut ist zentral und nicht, das man mit "Totschlagargument" einfach beiseite wischen kann in der Hoffnung, es möge sich schon irgendwie zum Wohlgefallen aller lösen.
    Davon einmal abgesehen erfüllen die Medien ihre Rolle als vierte Gewalt zwar nicht immer vorbildlich; die meisten Skandale und Vertuschungen kommen aber doch ans Licht. Tendenziell machen sie ihren Job deutlich besser als die Kommentare gerade der NDS dies vermuten lassen würden. Sie tun das nicht ganz in unserem Sinne, kritisieren andere Dinge auf andere Weise, aber das gehört zur freien Meinungsbildung eben auch dazu.

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  16. @Stefan Sasse: ach komm, Du weißt doch wie ich es gemeint habe. Kam wohl nicht an der Scherz. Trotzdem verstehe ich nicht wo das Problem ist. Das Thema der Nachdenkseiten ist nunmal Kampgne und Meinungsmache, daneben noch Wirtschaftspolitik und das war es im Groben. Andererseits regen wir uns doch gerne darüber auf, daß die Medien täglich eine "neue Sau durch's Dorf" treiben. Was denn nun? Wenn ein Thema sofort vom nächsten abgelöst wird, führt das dazu dass manche Themen zu schnell abgelöst werden, wenn man bei einer Sache bleibt läuft man Gefahr ein Verschwörungstheoretiker zu sein.

    Im übrigen: ja, ich bin tatsächlich auch der Meinung, dass viele, die sich im Netz bewegen Gefahr laufen sich nur noch mit Gleichgesinnten zu unterhalten und dadurch einen verstellten Blick auf die REalität zu erhalten. Menschen, die einen Job haben und dazu noch Familie und für die Kinder mehr als ein Prestigeobjekt sind, haben im Normalfall gar keine Zeit sich mit all den großen Gedanken zu beschäftigen die ihr euch hier macht (was bei mir auch sowäre wenn mir nicht vor einigen Jahren jemand einen Weg in die Blogs gezeigt hätte). Das meine ich noch nicht mal abwertend, es ist einfach eine Tatsache. Neben Job, Haushalt, Hausaufgaben, Sportveranstaltungen, ehrenamtlicher Arbeit etc.pp. ist man einfach nur froh sich nicht zu viele GEdanken machen zu müssen. Wenn man dann endlich mal FEierabend hat ist man froh einfach nur die Glotze anschalten zu können. Und was da läuft wissen wir ja :-(
    Es gibt noch lange keine aufgeklärte GEgenöffentlichkeit. Und ich finde jeder Blogger hat seine Daseinsberechtigng und sein Thema, so what? Dein letzter Kommentar an epikur gibt doch genau das wieder, denke ich. Allerdings glaube ich nicht dass die meisten VErtuschungen ans Licht kommen :-) Aber das ist nur mein subjektives Empfinden.... so wie Deine subjektive Wahrnehmung eben die ist dass sich da etwas zum Besseren bewegt hätte.
    Zum Schluß: ich wollte facebooknutzer nicht beleidigen, aber ich bin schon manchmal ein bisschen erschüttert was Menschen da so in den Äther pusten:-) Scheint aber jemanden zu interessieren, also warum nicht?

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  17. @Ariane: "Es ist zum Beispiel sehr viel schmeichelhafter zu glauben, dass man selbst einen Job hat, weil man so überaus fleißig und klug ist und dass alle Arbeitslosen faul und dumm sind, als sich weiter damit auseinander zu setzen."
    ==>Da setzt doch genau die Manipulation an, indem sie immer und immer wieder auf den kaptalistischen Urmythos vom Tellerwäscher, der es mit Fleiß und Einsatzwillen zum Millionär bringt, rekurriert.
    Im Übrigen sehe das meiste so wie Epikur es dargelegt hat und würde nur noch anfügen, dass die herrschende Meinung die Meinung der Herrschenden ist und die Aufgabe der Medien in dem Spiel ist es, sie zur Meinung der Beherrschten zu machen. (Der Applaus bei Will und anderen Labertanten/INNen kann als Erfolgsnachweis gelten.)
    @Stefan: Ich glaube deine Einschätzung des Einflusses von Blogs auf die Medien ist übertrieben.
    Das scheinbare Nachlassen des neoliberalen Marktgeschreis in den Mainstreammedien ist einfach der Offensichtlichkeit des Scheiterns des Konzepts geschuldet, wie es sich in der Finanzkrise manifestierte. Der Schaden war einfach so groß, dass selbst eine FAZ seinerzeit die berühmte "Systemfrage" gestellt hat. Sie hat sich aber davon erholt, ohne sichtbare Folgeschäden ;-).
    Alles nur Schein, um sich nicht komplett lächerlich zu machen und auch noch die letzten Leser zu verlieren. An der neoliberalen Agenda hat sich gar nichts geändert und wenn ich die Kommentare z.B. zur den Rettungsschirmen oder dem XXL-Aufschwung lese, kann ich da schwerlich großartige Läuterung erkennen. Dort wird immer noch die Geschichte des glorreichen Wettbewerbs erzählt, der Mythos des Marktes beatmet, der alle Probleme löst.
    (Griechenland erobert sich Marktanteile zurück. Von wem? Portugal, Spanien Italien oder gar Deutschland? Was wird dann aus den Verlierern?)
    Sie lassen einfach nur die Trompeten weg -mehr nicht.
    Die Medien haben wie der Kapitalismus selbst die Ereignisse lediglich geschickt antizipiert, weil das Ignorieren existenzgefährdend gewesen wäre. Dazu gehört es, sich von dem ein oder anderen diskreditierten Begriff zu trennen und die Geschichte neu zu erzählen. Geändert hat eigentlich nichts. Schon gar nicht weil ein paar Blogger schreiben, dass der Kapitalismus jetzt im Eimer ist. Damit die paar, die das vielleicht mitbekommen haben auch glücklich sind (wie du ;-))) wird Mr DAX, Dirk Müller, ab und zu eingeladen und darf auch mal was sagen.
    Trotzdem würde ich dir grundsätzlich durchaus Recht geben und auch annehmen, dass die Gegenöffentlichkeit, wie sie das Netz darstellt, ihre Spuren hinterlassen hat. Allein, dass viele Nachrichtenseiten eine Kommentarfunktion haben, mag als Beispiel genügen.

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  18. 1. Eine grundsätzlich interessante Fragestellung, ob politisch kritische oder eher "linke" Blogs schon solche Erfolge der medialen Veröffentlichung erzielt hätten, dass sie eine gewisse Sättigung erreicht haben. Meine Antwort: Nein, gewisse Sättigung zwar, aber weitermachen.
    2. Verschwörungstheorie: Man kann sich natürlich von jedem als relevant eingeschätzten Wirkungszusammenhang distanzieren, sobald ihn jemand anders "Verschwörungstheoriiiiiehhhhh" nennt. Wenn ich mir jedoch oft genug bei neuen Gesetzen oder alten, in den Medien gehandelten Gedanken die Frage stelle "Wem nützt das?", komme ich immer wieder zu einer klitzekleinen Gruppe Kapitalbesitzender und deren Zuarbeitern. Und selbst wenn (außer in den goldenen Blättern) nichts darüber in den Medien steht, dass die miteinander kommunizieren: Mir kann das keiner ausreden, dass wir einfach nicht alle relevanten Tatsachen erfahren.
    Quon Dijote

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  19. Thema beim ARD-Presseclub: Der Boulevard. Kritik, viel sogar, natürlich. Müller-Vogg, bei dessen Anblick ich normalerweise abschalte: Ohne Leser, d. h. Leute, die das Blatt kaufen, hätte auch BILD verloren. Wo er recht hat, hat er recht. (Die Frage ist, schon klar: Soll man die niederen Bedürfnisse bedienen dürfen, um damit Geld zu verdienen?) Schuld sind nicht nur die kapitalistischen Drahtzieher.

    Umgekehrt heißt das doch: Wenn zu wenige Leute bereit sind, für wirkliche Information zu zahlen - was dann?

    Das Konzept der Gegenöffentlichkeit der Nachdenkseiten ist wichtig, auch im Zusammenspiel mit den anderen Medien. Seither lese, sehe und höre ich anders.

    Aber schon die Bloggs brauchen die Google-Klicks. Aus Steuergeldern finanzieren kann man sie kaum.

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  20. "Anonym" hob ab irrtümlich zu schreiben: Allerdings sind unsere öffentlich-rechtlichen Medien nicht von wirtschaftlichen Interessen abhängig und bleiben trotzdem weitestgehend in einem mainstreamigen Meinungskorridor.

    Richtiger wäre m. E. nach: ...Medien von wirtschaftlichen Interessen mittelbar, aber dennoch bedeutsam abhängig und bleiben daher weitestgehend...

    Grüße aus hessisch-Absurdistan
    Bernhard

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