Sonntag, 7. Dezember 2008

Post streicht und streicht und streicht

Die Post prüft nach Angaben von Capital derzeit, wo sich Streichungen durchführen lassen. Die Brechstange dafür ist das EU-Recht. Man beteuert bei der Post zwar, dass man sich nicht am niedrigsten Standard orientieren wolle, aber das tut man ja auch nicht, wenn man ihn selbst setzt. So wird unter anderem diskutiert, ob Post nur noch an fünf Werktagen (also minus Samstag) ausgetragen wird, ob man noch weitere 500 Poststationen schließt, ("bedarfsabhängig") ob Briefkästen nicht mehr täglich geleert werden ("bedarfsabhängig"), ob man in bestimmten Regionen bestimmte Dienste (wie Eilbriefe, Nachnahme u.a.) nicht mehr anbietet ("bedarfsabhängig"), kurz, ob man den Service dramatisch verschlechtert. Man sollte kaum glauben dass das überhaupt noch möglich ist, aber die Post krieg das hin, darauf kann man sich verlassen.
Fast noch interessanter als die Kürzungspläne als solche ist aber die Argumentation, mit der das ganze unterlegt wird. Das beständige "bedarfsabhängig" weißt bereits deutlich darauf hin, dass hier wettbewerbliche Argumente gebraucht werden. Regionen, in denen wenig Menschen wohnen sollen demzufolge weniger flächendeckend beliefert werden, das widerspräche der Grundversorgung genausowenig wie die Reduzierung von Briefkastenleerungen und Ausbringungsterminen. Effektiv bedeutet das längere Beförderungs- und Wartezeiten, weitere Fahrtwege zur nächsten Poststation und möglicherweise riesige Umwege zu einer solchen die auch den Servive bietet den man braucht. Besonders für ältere Menschen oder solche in ländlichen Regionen bedeutet dies erhebliche Mühen.
Glaubt man der Post, ist das alles überhaupt kein Problem, denn hier walten die Kräfte des Marktes. Wenn die Post nämlich einen Service nicht mehr anbieten, würden "automatisch" private Versorger in die Lücke springen und sie ausfüllen. Ralf Wojtek vom Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK) setzte dem Ganzen noch die Krone auf: "Der Markt wird es richten." Wortwörtlich sagte er das. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde Post mehrmals täglich ausgetragen! Inzwischen überlegt man, ob es nicht an vier oder fünf Tagen die Woche reichen würde. Wo sind denn die privaten Versorger, die es übernommen haben, zu vernünftigen Preisen regelmäßig die Post auszubringen und die ein flächendeckendes Netz von Stationen organisiert haben? Heere von Arbeitslosen und Niedriglöhnern werden auftreten, so viel kann man sich jetzt schon denken, der Service wird weiter leiden. "Der Markt wird es schon richten." Genau davor habe ich Angst.

3 Kommentare:

  1. Ganz meine Meinung. Der Markt wird es eben nicht richten. Das ist genau der Grund, weshalb Bezuschussungs-Geschäfte wie Post, Bahn, Schule und Universität nicht privatisiert werden dürfen. Denn es geht nicht um Gewinn, sondern um Infrastruktur.

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  2. Solange die Bürger den Mist glauben, der ihnen von allen Seiten um die Phren geblasen wird, solange wird sich auch nichts ändern. Die "Privatisierung" geht munter weiter und spült den Verursachern immer mehr Geld in ihre gierigen Rachen. Als nächstes kommt die Bahn dran. Da ist noch mal ne ganze Menge zu verdienen bevor auch die ruiniert wird.

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  3. Solange die Bürger den Mist glauben, der ihnen von allen Seiten um die Ohren geblasen wird, solange wird sich auch nichts ändern. Die "Privatisierung" geht munter weiter und spült den Verursachern immer mehr Geld in ihre gierigen Rachen. Als nächstes kommt die Bahn dran. Da ist noch mal ne ganze Menge zu verdienen bevor auch die ruiniert wird.

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