Donnerstag, 2. Februar 2012

Der Tick mit den jungen Frauen

Von Stefan Sasse

Die vom Verpassen der 5%-Hürde bedrohte Saar-FDP hat für die anstehende Landtagswahl eine geradezu brillant-raffinierte Wahlkampfidee gehabt: auf Platz zwei der Landesliste, gleich hinter dem Vorsitzenden Oliver Luksic, kommt eine hübsche junge Frau. Denn wenn Röslers Übernahme des Parteisitzes eines gezeigt hat, dann dass es völlig ausreichend ist, einfach nur eine verhältnismäßig junge Person vorzuschieben. Wenn das dann auch noch eine fotogene Frau ist, kann ja quasi nichts mehr schiefgehen, oder? Spaß beiseite. Wenn solche Tricks je funktioniert haben, dann war das vor zehn, fünfzehn Jahren, zur Hochzeit der "Bringt Frauen in Führungspositionen"-Bewegung. Aber glaubt die FDP ernsthaft, dass sie attraktiver wird, nur weil sie noch ein junges Gesicht vorschiebt? Niemand will, niemand braucht diese Kosmetik ernsthaft. Sie tut nichts zur Sache und wirkt eigentlich nur hohl und leer, weswegen mit Fug und Recht anzunehmen ist, dass die Operation für die Saar-FDP erfolglos bleiben wird. Die Partei kämpft mit völlig anderen Problemen. 

Dazu gehört, vor allem, ihr mittlerweile (zu Recht) gewandeltes Image. Statt wie früher ein Pfeiler bürgerlicher Grundwerte zu sein, ist man heute eine reine Klientelpartei, die billige Straßennutte der Hoteliers. Wer muss nicht lachen, wenn er "FDP" und "Hotel" in einem Satz hört? Dazu kommt die geradezu lächerliche inhaltliche Leere. Von dem halbjährlichen Ruf abgesehen, jetzt aber endgültig zu liefern und "die Steuern" zu senken - welche das überhaupt sein sollen ist in zweieinhalb Jahren nicht ernsthaft debattiert worden - gibt es bei der FDP rein gar nichts. Von den persönlich wirklich netten und wirklich auch sehr jungen Kandidaten, die man verzweifelt an die Stelle Guido Westerwelles geschoben hat, ist bereits nicht mehr übrig. Lindner ist zurückgetreten, Rösler nur Parteichef auf Abruf, und Bahr hat ausgerechnet das Gesundheitsamt, was für die FDP in etwa gleichbedeutend mit der Übernahme eines Hotelministers ist - es stinkt nach Klientelpolitik und ermöglicht kaum eine vernünftige Profilierung, schon allein, weil die radikalen FDP-Ideen (praktisch vollständige Privatisierung und Verramschung des Sektors) nicht mehrheitsfähig sind, weder bei Wählern noch Koalitionspartnern. 

Klingt es für irgendjemanden so, als könnte die Berufung einer "jungen Frau" (mittlerweile ein politischer Archetyp, ein müdes Klischee) irgendetwas tun, um diese substantiellen Probleme zu mindern? Die SPD war eine Weile auf dem gleichen Trip, als sie Manuela Schwesig von Talkshow zu Talkshow schickte und irgendwie hoffte, dass die Leute die SPD schon wieder liebhaben würden, wenn eine junge Frau statt einem alten Mann heiße Luft verbreitet. Aber das funktioniert nicht. Zwar wird gerne und ausdauernd gefordert, dass die Politik "näher am Menschen" sein müsste, und dass man jünger und weiblicher sein müsse, schon alleine wegen der Bevölkerungsanteile und so weiter, aber letzten Endes ist doch jedem instinktiv klar, dass das Geschäft eine gewisse Erfahrung, Vernetzung und gravitas erfordert - und die haben nun mal eher Personen wie Steinmeier und Leutheusser-Schnarrenberger als irgendwelche austauschbaren BWL-Schnösel, mit denen man eben noch ein Sympathie-Stimmen abzugreifen hofft. Es ist ein durchschaubares und armseliges Manöver, mit dem man sich in geradezu peinlicher Weise hip zu machen versucht. Es ist zum Scheitern verurteilt, berechtigterweise.

12 Kommentare:

  1. "Die persönlich wirklich netten und wirklich auch sehr jungen Kandidaten, die man verzweifelt an die Stelle Guido Westerwelles geschoben hat, ist bereits nicht mehr übrig."

    ... ?

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  2. Hallo Stefan,
    ich kenne die Frau nicht, hoffentlich kennst du sie besser!
    Du hättest sonst wenigstens mutmaßen können, dass sie vielleicht ja auch auf Grund ihrer Kompetenz und nicht wegen ihres Alters, Aussehens und/oder Geschlechts an den Listenplatz 2 gerückt ist :)

    Robert

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  3. darüber, was hübsch ist, kann man wohl ausnahmsweise mal streiten. wenn geist und seele nach außen sichtbar sind, gibt es eigentlich keine schönen frauen in der fdp.

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  4. Aufgeklärte und emanzipierte FDP-Frauen würden sich für sowas nie hergeben... ;)

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  5. Ich kann Klaus Baum nur beipflichten. Spätestens nach dem ersten Gespräch verwandeln sich so einige, vermeintlich attraktive Frauen, in (wahlweise) ich-bezogene, geldgeile oder narzistische Fratzen. Silvana Koch-Mehrin von der FDP z.B., hat ihr wahres Gesicht schon öfters gezeigt...

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  6. Es kann nur eine geben:

    Marie Christine Ostermann
    http://www.youtube.com/watch?v=LBnl7Cb4PMg

    Blitzgescheit, jung, hübsch, fotogen, angenehme Stimme, ruhiges und besonnenes Aufreten...

    der Herr Karl

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  7. "Wer muss nicht lachen, wenn er "FDP" und "Hotel" in einem Satz hört?"
    Naja, "Hotel" brauch ich in dem Zusammenhang schon lange nicht mehr.

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  8. @ Stefan 5.04

    Na ja, über das kleine "s" kann man hinwegsehen ... :)

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  9. Naja, 1.) so hübsch ist sie nun auch nicht und 2.) weiß auch der Wähler mittlerweile, dass junge Frauen nicht aus Kompetenzgründen, sondern aufgrund von Alter und Geschlecht auf die Posten gesetzt werden. Die Folgen sind dann Desaster wie Frau Koch-Mehrin, Schröder/Köhler, Zensursula, ...

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  10. Marie Christine Ostermann
    Jehova!?

    Blitzgescheit
    Ja, sie kann einen Satz unfallfrei aussprechen. Die junge Generation .... bäwähä!

    jung
    Jo

    hübsch, fotogen
    joah, so lange sie nicht das FDP Klientel Grinsen aufsetzt.

    angenehme Stimme
    Definitiv nein

    ruhiges und besonnenes Aufreten...
    Die ist mal auf Phoenix mit Ihren Sprechblasen vom Prof. Peter Bofinger auseinander genommen worden, dass ich dachte, gleich heult sie. Leider ist das Video nicht mehr bei youtube online. :-(

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  11. Ich habe tatsächlich ein ernstes Problem mit jungen Führungspersonen in höheren Positionen. Das Problem ist, dass solche Menschen (ob Weiblein oder Männlein) zwar meist eine hervorragende Ausbildung und einen lückenlosen Karriere-CV vorlegen können. Aber: gut und gern 80% des Erfolgs einer Führungskraft (vor allem oberes Management) basiert auf Erfahrung. Sowohl Berufserfahrung als auch Lebenserfahrung sind notwendig um wirklich Sinnvolle "Bauchentscheidungen" zu fällen. Mit reiner Ratio und Ausbildung alleine kommt man in extrem komplexen Situationen einfach nicht mehr klar. Und mehr noch: wer erfolgreich sein will muss im Leben bereits die Erfahrung des Scheiterns durchgemacht haben. Nur wer mal ordentlich ins Klo gegriffen hat, weis wie er in extrem unerfreulichen Situationen wieder Oberwasser bekommt.

    Daher: es müssen ja nicht gleich irgend welche senilen Greise sein, wie der Papst oder die ollen KP Bonzen. Aber ein "Midager" der auch mal in seinem Leben beim McDoof Pommes fritiert hat und aus Berufung durch Können und Flair sich in einer Firma oder Partei hochgearbeitet hat ist mir hundert mal lieber als irgend eine good looking BWLerin die gerade aus der UNI kommt und sich in der Hierarchie hochgeschleimt hat.

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