In den letzten Tagen konnten wir ein neues Kapitel in der grotesk werdenden Debatte um die Verankerung des Themas "Homoseuxalität" in der Schule beobachten. Stein des Anstoßes war eine GEW-BW-Broschüre mit Unterrichtsmaterial zum Thema, die von 1993 stammt und seither mit rund 1800 Anforderungen pro Jahr verwendet wird. In diesem Material befindet sich auch der so genannte "Heterosexuellen-Fragebogen", der typische Klischees umdreht und den jeweiligen Leser so zu einer Auseinandersetzung mit eben diesen Klischees zwingen will. Journalisten wie Matthias Matussek ("Das haben sich diese Frankensteins tatsächlich aus ihren wirren Schädeln qualmen lassen") und Politiker wie FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrick Rülke ("in jeder Hinsicht unterirdisch") oder CDU-Landtagsfraktionschef Peter Hauk ("unmöglich") wandten sich im Lichte des vorherrschenden Kulturkampfs sofort gegen das Material. Ich habe mich entschlossen, die furchtbare Gefahr für die lieben Kleinen (O-Ton Mattusek: "pubertierende 13-14jährige") einfach einem Praxistest zu unterziehen.
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Freitag, 28. Februar 2014
Mittwoch, 26. Februar 2014
Wann hat eine Parteineugründung Erfolg?
Die Piraten sind politisch effektiv tot. Die AfD steht zumindest in einem harten Abwehrkampf. Wer noch einen Überblick über die vielen Neubildungen, Bündnisse und Brüche auf der extremen Rechten hat, ist um diese Expertise zu beneiden. Die einzigen beiden erfolgreichen Neugründungen in der Geschichte der BRD, die sich etablieren konnten, sind Grüne und LINKE, und die LINKE konnte im Osten auf eine voll ausgebaute Partei-Infrastruktur zurückgreifen, die den Westen (erfolglos) massiv unterstützen konnte. Was also braucht es, um sich zu halten? Die Antwort wird vielen wahrscheinlich nicht gefallen.
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Donnerstag, 20. Februar 2014
Wie funktioniert eigentlich modernern Unterricht? Ein Fallbeispiel
Man merkt der Debatte um Bildungspolitik häufig an, dass viele ihrer Teilnehmer nur wenig von dem Gegenstand verstehen, über den sie diskutieren. Spötter könnten nun anmerken, dass dies doch wohl auf jede Debatte zutreffe, doch leidet die Bildungspolitik unter einem ganz spezifischen Problem: jeder hält sich für einen ausgewiesenen Experten, nur weil man schon einmal eine Schule besucht hat. Das allerdings hat sie mit der Fußball-Bundesliga gemeinsam. Um das Bild etwas aufzuhellen und hoffentlich mit einigen Vorurteilen aufzuräumen, möchte ich hier exemplarisch darstellen, wie der moderne Unterricht nach den Bildungsplänen eigentlich aussieht. Von dem, den die geneigten Leser selbst erlebt haben, dürfte er nämlich bereits einigermaßen weit entfernt sein.
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Dienstag, 18. Februar 2014
Brauchen wir ein Ende der Toleranz?
In einem bemerkenswerten Artikel in der Faz argumentiert Stefan Niggemeier, dass wir im aktuellen "Kulturkampf" um die Homosexualität ein Ende der Toleranz brauchen. Stattdessen plädiert er für den Begriff der Akzeptanz. Toleranz, so Niggemeier, schließe nämlich eine ständige Degradierung der nur "Tolerierten" ein. In einer Diskussion auf Twitter widersprach @freisatz dem vehement:
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@StefanSasse @tobiasfuentes Vieles an dem Text ist sicher richtig. Anspruch auf Akzeptanz ist aber totalitär.
— Robin S. (@freisatz) 17. Februar 2014
@freisatz @tobiasfuentes Anspruch, Akzeptanz nicht anzustreben, auch.
— Stefan Sasse (@StefanSasse) 17. Februar 2014
@StefanSasse @tobiasfuentes Unsinn. Dieser „Anspruch” lässt ja explizit mehrere Positionen zu, ist also im Wortsinn gerade nicht total.
— Robin S. (@freisatz) 17. Februar 2014
Und gerade hier liegt der große Denkfehler der Schlusstrich-Apologeten in der Debatte um die Toleranz oder Akzeptanz der Homosexualität.Weiter geht's auf Deliberation Daily.
Montag, 17. Februar 2014
Droht mit der Abschaffung des Fachs Biologie der Untergang des Abendlands?
Baden-Württemberg schafft in der Unterstufe eigenständiges Fach Biologie ab (Welt). Stattdessen wird ein Fächerverbund eingeführt, der alle Naturwissenschaften vereint und den Fünft- und Sechtsklässlern gewissermaßen einen ersten Einblick bietet. Die Fachwelt schreit auf: werden deutsche Abgänger künftig "in Indien und China nichts mehr wert sein", wie eine hauptberufliche Kassandra behauptet? Natürlich nicht. Bringen die Schulen ab sofort lauter kleine naturwissenschaftliche "Käppseles", wie der Schwabe sagen würde, hervor? Natürlich auch nicht.
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Mittwoch, 12. Februar 2014
Der Trend zum fliegenden Standgericht
Ob in Fällen des Verdachts auf Steuerhinterziehung (Zumwinkel), der Vergewaltigung (Strauß-Kahn, Kachelmann) oder beim Verdacht auf Kinderpornographie (Tauss, Edathy)- bei Prominenten wird es immer mehr zum Trend, dass die Details des jeweiligen Falles in aller Öffentlichkeit besprochen und diskutiert werden, noch bevor der erste Tag im Gericht anberaumt worden ist. Adressat der Staatsanwaltschaft und Verteidiger ist nicht mehr der Richter, sondern "das Volk", und der Kampf wird nicht nur um das spätere juristische Ergebnis im Gerichtssaal geführt, sondern gleichzeitig um den Sieg um "die öffentliche Meinung". Dieser Trend ist Besorgnis erregend. Doch woher kommt er überhaupt?
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Sonntag, 9. Februar 2014
Die außenpolitischen Dimensionen der NSA-Affäre
Es ist schwer vorstellbar, dass die Bundesregierung eine ähnlich gedämpfte Reaktion auf die Tatsache zeigen würde, dass nicht nur Millionen Deutsche, sondern auch die Kanzlerin selbst direkt von einer ausländischen Spionageinstitution abgehört würden, wenn dies nicht die USA betreffen würde. Die Reaktion etwa auf chinesische oder russische Abhörprogramme wäre sicherlich schärfer, ebenso, wenn es sich um Italien oder Norwegen handelte. Dieser Sachverhalt wird selbst von der Bundesregierung effektiv anerkannt, wenn sie erklärt, dass Deutschland nur so Zugriff auf die modernen Technologien und Erkenntnisse der NSA hat. Es fragt sich nur, wie realistisch die vielfach erhobene Forderung ist, die engen Verbindungen zu den USA zu lockern und stattdessen eigene Wege zu verfolgen.
Es gibt keine Sünden im deutschen Strafrecht
Ich habe noch nie verstanden, wieso Steuerhinterziehung kein Vergehen wie jedes andere sein soll. Die aktuelle Debatte, losgetreten von der Bekanntwerdung von Alice Schwarzers Steuerhinterziehung (ca. 800.000 Euro Zinserträge), zeigt diese merkwürdige Schieflage einmal mehr vor Augen. Abgesehen von verhaltener Kritik des ADAC bei Änderungen des Bußgeldkatalogs gibt es kein Feld, auf dem dieses Problem so markant auftritt.
Volksentscheid in der Schweiz - ein Musterfall für das Legitimationsproblem
Bis heute hielt ich #volksentscheide für ein gutes politisches element. Aber manche sollten eher keine stimme bekommen. #Schweiz #trauer
— Hijo de Peter (@LaPhil09) 9. Februar 2014
Dieser Tweet fasst effektiv zusammen, was ich immer sage: die Leute sind immer für Volksentscheide, solange sie der Überzeugung sind, dass ihre Meinung gewinnt. Sobald das nicht mehr der Fall ist, werden andere Erklärungsmuster genutzt. Ob das nun die Manipulation durch Medien ist (Reaktion der NachDenkSeiten auf den S21-Volksentscheid) oder die schlichte Feststellung, das Volk sei eben dumm (wie in diesem Tweet) ist dabei völlig egal. Dieser Trend bestätigt vor allem eines: der vielbeschworene Effekt einer größeren Akzeptanz demokratischer Entscheidungsprozesse ist eine reine Chimäre.Weiter geht's auf Deliberation Daily.
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