Mittwoch, 30. Mai 2012

War das Ende der amerikanischen Ureinwohner Völkermord?

Von Stefan Sasse

Häuptling Spotted Elk tot am Wounded Knee, 1890
Als Kolumbus auf den mittelamerikanischen Inseln landete, die er selbst für Indien hielt und die sich später als Teil eines eigenen, den Europäern unbekannten Kontinents herausstellten, lebten mehrere Millionen Ureinwohner in Nordamerika. Benannt wurden sie, quasi um Kolumbus Irrtum bis in alle Ewigkeit zu zementieren, Indianer. Im Gegensatz zu den Spaniern, Portugiesen und Franzosen, die in den nächsten 300 Jahren alle versuchten, an den Reichtümern des neuen Kontinents teilzuhaben, gründeten die Briten Siedlerkolonien und schufen, nolens volens, einen neuen Staat: die USA. Dieser war von einem starken Sendungsbewusstsein durchdrungen und hatte es sich von Anfang an zum Ziel gemacht, seine Grenzen nach Westen zu erweitern. In diesem Gebiet der Prärien, schroffen Gebirgszüge und tiefer Wälder schien es keine Vorbesitzer zu geben, das Land gehörte also demjenigen, der es sich zu nehmen bereit war. Die Indianer, die zu dieser Zeit noch einige Millionen zählten, waren zu einem guten Teil Nomaden, insgesamt aber in den Augen der Weißen vor allem eines: rechtlos. Sie konnten keine Ansprüche auf das Land anmelden, die Amerikaner schon. Was folgte, ist aus Winnetou und Lucky Luke sattsam bekannt: gebrochene Verträge, Reservate, Vertreibungen, Aufstände, Tod. Am Ende des 19. Jahrhunderts, als die USA den Kontinent von West nach Ost komplett bedeckten und ihn halbwegs erschlossen hatten, lebte nur noch ein Bruchteil der einstigen Menge an Indianern und vegetierte in Reservaten vor sich hin. Noch heute sind die Indianer in den USA eine schlecht gestellte Minderheit und kämpfen um die Anerkennung der Verbrechen, die an ihnen begangen wurden. Die Frage, die sich hier stellt, ist aber, ob es sich dabei um Völkermord handelte, um einen Genozid der "Weißen" an den "Roten".

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Dass es Verbrechen von grauenerregendem Ausmaß an den Indianern gab, ist bekannt und braucht nicht ernsthaft diskutiert zu werden. Massaker wie das am Wounded Knee sind keine Einzelfälle im langsamen Niedergang der Indianer. Die Amerikaner hatten kaum Hemmungen, ihnen ihr Land zu rauben und sie dort, wo sie Widerstand leisteten, aufs Schärfste und Härteste zu bekämpfen. Wenn es zu Indianerkriegen kam, wurden meist unterschiedlos Krieger, Alte, Frauen und Kinder getötet. Terror und Verbrannte-Erde-Taktiken waren bevorzugte Mittel der US Army, wenn sie die Indianer nicht in einer Schlacht stellen konnten (was selten geschah). Doch die Gräueltaten der Amerikaner sind nicht die Einzigen, die an den Ureinwohnern verübt wurden, sie sind lediglich die am besten überlieferten und in der Folklore lebendig gehaltenen. Bereits die Briten und Franzosen gingen rücksichtslos gegen die Ureinwohner vor; in Kanada ist ihre Lage nicht wesentlich besser als in den USA. Die Spanier und Portugiesen töteten in ihren mittel- und südamerikanischen Kolonien tausende von Ureinwohnern, vernichteten sie regelrecht durch Arbeit in Minen und Plantagen. Zehntausende starben an eingeschleppten Seuchen. 

Von Pocken infizierte Nahua (Azteken)
All das stellt für den Historiker jedoch bereits viele Probleme auf. Das erste ist der verwendete Terminus "die Indianer", als ob es sich um eine homogene Gruppe handle. Die Inuit des hohen Nordens haben aber mit den Inka Südamerikas kaum Berührungspunkte. Die Stämme der Prärie Nordamerikas bekämpften sich gegenseitig teils mit mehr Inbrunst als die weißen Neuankömmlinge, die solche Enmitäten geschickt auszunutzen verstanden. Auch waren den Indianern Grausamkeiten in großem Umgang selbst nicht fremd; selbst die nicht gerade zimperlichen spanischen Conquistadores waren entsetzt, als sie der Massenopfer der Azteken ansichtig wurden, eines Stammes, der gezielt und organisiert Menschen jagte und tötete. Die Darstellung der Indianer als unschuldige Opfer, gewissermaßen als gute Lämmer, die von reißerischen Wölfen zur Strecke gebracht wurden, ist bestenfalls fragwürdig. Treffender ist vermutlich, dass hier Wölfe andere Wölfe töteten. Dass die Kräfteverhältnisse dabei äußerst ungleich verteilt waren, lässt sich natürlich kaum leugnen. Ein weiteres Problem ist, dass die größten Massensterben von Ureinwohnern gleich in der Anfangszeit der Entdeckung, im 16. Jahrhundert, stattfanden und äußerst schlecht dokumentiert sind. Es gibt keine verlässlichen Zahlen über die Bevölkerung vor Ankunft der Europäer, und niemand führte Buch über die Toten in den Kolonien. Wir wissen aber, dass es sehr viele waren, denn den Spaniern gingen die Arbeitskräfte aus, weswegen sie den Import von Sklaven aus anderen Weltregionen begannen. 

Schätzungen besagen, dass in einigen der ersten europäischen Kolonien innerhalb weniger Jahre 90% der Bevölkerung verstarben. Es scheint sich hier um einen klaren Fall von Völkermord zu handeln, aber so eindeutig ist der Fall nicht. Es kann nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach ausgeschlossen werden, dass die Spanier dieses Massensterben absichtlich herbeiführten. Wesentlich wahrscheinlicher ist eine verheerende Seuche, etwa die Pocken, gegen die Ureinwohner keine Abwehrkräfte besaßen. Es ist sehr gut möglich, dass die Europäer eine solche Seuche einschleppte, aber sicher ist auch das nicht. Solche Unwägbarkeiten machen eine Bewertung des Niedergangs der Indianer in der frühen Kolonialepoche sehr schwer. Sicher ist nur, dass die Opferzahlen in jener Zeit sehr hoch waren. Viele der damaligen Stämme sind bereits im 17. Jahrhundert ausgestorben gewesen. Konstituiert dies jedoch einen Völkermord? Die Spanier haben nicht gerade allzuviel Mitleid und Sympathie für die Ureinwohner gehabt, in denen sie vor allem billige Arbeitskräfte sahen. Zu Tausenden starben die mittel- und südamerikanischen Indianer in Minen und Plantagen (in Nordamerika war die Bevölkerungsdichte zu niedrig, als dass man ein lohnenswertes Feld darin hätte sehen können). Jedoch, der Tod dieser Menschen war den Spaniern zwar egal. Er war aber nicht ihre Triebfeder. Sie rotteten die indigene Bevölkerung nicht absichtlich aus. Von einem Völkermord zu sprechen scheint deswegen nicht gerechtfertigt. Es gibt meines Wissens nach kein vernünftiges Wort dafür, Menschen in Massen an schlechten Bedingungen zugrunde gehen zu lassen. Für Völkermord aber ist die Absicht, ein Volk tatsächlich zu vernichten, entscheidend. 

Sioux-Häuptling Sitting Bull
Deswegen kann auch der Niedergang der nordamerikanischen Indianer nicht als Völkermord bezeichnet werden. Trotz seiner im Vergleich geringeren Proportionen ist er deutlich bekannter und im Bewusstsein wesentlich präsenter als das Massensterben der mittel- und südamerikanischen Indianer. Dies hat viel mit der Aufladung der Indianergeschichte Nordamerikas zu tun, einer Aufladung sowohl romatisch-literarischer Art als auch politischer Natur. Nicht erst seit Karl May verkörpern "die Indianer" eine Art naturhafte Unschuld, die der anonymen Zivilisation der Weißen entgegengesetzt wurde. Sehnüchte wurden auf die Indianer projiziert, die als "edle Wilde" in Harmonie mit ihrer Umgebung lebten. Das Vordringen des "weißen Mannes" war die Entsprechung des biblischen Sündenfalls, die die Idylle vernichtete. Viele der so rankenden Legenden sind haltlos. Die Indianer lebten in keinem Einklang mit der Natur oder nahmen nur, was sie brauchten, wie es die Folklore will. Sie betrieben, wo sie es konnten, genauso Raubbau wie die Weißen auch - ihnen fehlten nur die organisatorischen Mittel, die Industrialisierung und die pure Masse, um denselben zerstörerischen Effekt zu erreichen. Die Indianer sind nicht "die Guten" in einem Konflikt gegen "die bösen" Weißen, wie es nur allzuoft im Western dargestellt wird. Es gab gute Menschen unter ihnen und böse, genauso wie in allen anderen Völkern auch. Durch die Projizierung der eigenen Schuld auf die Indianer wurden diese aber mit zivilisationskritischem Ballast beladen, der eigentlich nicht zu ihnen gehört, und wurde der Untergang ihrer Lebensräume und Lebensweise teilweise ins Mythische überhöht, während niemand den Inka oder Azteken eine Träne nachweint. 

Ein geplanter Völkermord gegen die nordamerikanischen Indianer fand entsprechend nie statt. Ihr Untergang war eine direkte Folge der assymetrischen Machtbalance. Die Weißen waren mehr, wesentlich besser bewaffnet, ausgerüstet und organisiert. Die Indianer hatten in den Verteilungskämpfen in Nordamerika keine Chance. Die Großen unter ihren Häuptlingen sahen dies bereits frühzeitig und versuchten, dem irgendwie zu entgehen - der Krieg, den Tecumseh etwa im frühen 19. Jahrhundert gegen die amerikanischen Siedlungsbestrebungen führte war der Versuch, die Appalachen als Grenze zu etablieren. Andere Häuptlinge kämpften später für vernünftige Reservate. Insgesamt aber blieben die Indianer politisch zersplittert und uneins, was den Weißen ihre Aufgabe deutlich erleichterte (obgleich die großen Indianerreiche Mittel- und Südamerikas noch schneller fielen). Die industrialisierte Zivilisation überrollte sie am Ende einfach. Es war ein Prozess, der nur friedlich hätte abgehen können, wenn die Indianer einfach aufgegeben hätten. Das war nicht zu erwarten, und im 19. Jahrhundert waren die Ideen der Menschenrechte noch nicht sonderlich ausgeprägt.

Ernte in einem Reservat, 1936
Den USA Völkermord an den Indianern vorzuwerfen ist deswegen hoch problematisch. Es gab nie ein Programm, das die Ausrottung der Ureinwohner zum Thema hatte. Ihr Verschwinden war vielmehr das natürliche Ergebnis des Ausbreitungsprozesses der USA selbst - die bereits beschriebene Machtassymetrie ließ kaum ein anderes Ergebnis zu. Wären die Indianer stärker oder politisch relevant gewesen, hätten sie vielleicht eigene, autonome Nationen innerhalb der USA gründen können. So blieben ihnen nur die Reservate. Letztere können geradezu als Verkörperungen einer ungerechten Behandlung der Indianer gelten. Schlechtes Land, keine Chancen und kaum entwickelte Infrastruktur kennzeichnen sie ebenso wie sozialer Zerfall. Von Völkermord aber ist es weit entfernt. 200 Jahre zuvor wäre noch niemand auf die Idee gekommen, Reservate einzurichten - stattdessen hätte man die Indianer einfach sich selbst überlassen, was ihrem sicheren Tod gleichgekommen wäre. Der Völkermordvorwurf wird heute gerne politisch gebraucht. Zum Einen ist es ein Zeichen von Progressivität, sich für Indianerbelange einzusetzen (in den 1970er Jahren gab es eine regelrechte Indianer-Mode), zum anderen kann der Vorwurf des Völkermords an den Indianern benutzt werden, um die moralische Glaubwürdigkeit der Amerikaner zu zerstören und die eigene Schuld zu relativieren. Es soll hier gar nicht der Versuch unternommen werden, das Verhalten der USA gegenüber den Indianern zu rechtfertigen. Es erklärt sich aber aus den Gegebenheiten und Denkweisen der damaligen Zeit. Dies reduziert die Schuld der Amerikaner, der sie sich bis heute nicht so offensiv stellen, wie das wünschenswert wäre, keinesfalls. Der Vorwurf eines Völkermords aber ist ungerechtfertigt.

Bildnachweise: 
Spotted Elk - US Army (gemeinfrei)
Pocken - Florentine Codex (gemeinfrei)
Sitting Bull - David Frances Barry (gemeinfrei)
Ernte - unbekannt (gemeinfrei)

34 Kommentare:

  1. Da kann man den Indianern nur noch sagen: Pech gehabt!

    (Nach westlichen Massstäben sähe ich die Tatbestände bandenmässiger und organisierter Diebstahl, Raub, Zwangsarbeit, Nötigung, Rassismus, Betrug, Mord, eventualvorsätzlich Verbreitung von Krankheiten, fahrlässige Körperverletzung, Rechtsbeugung, Unterlassen der Hilfeleistung...)
    Die USA haben es mit den Haag ja nicht so.

    der Herr Karl

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  2. Es soll hier gar nicht der Versuch unternommen werden, das Verhalten der USA gegenüber den Indianern zu rechtfertigen. Es erklärt sich aber aus den Gegebenheiten und Denkweisen der damaligen Zeit. Dies reduziert die Schuld der Amerikaner, der sie sich bis heute nicht so offensiv stellen, wie das wünschenswert wäre, keinesfalls. Der Vorwurf eines Völkermords aber ist ungerechtfertigt.

    Das Du ein großer USA-Freund bist und gerne weltweite US-Verbrechen in den letzten 300 Jahren relativierst, bekommt jeder mit, der regelmäßig deinen Blog liest. Alleine in den letzten 20 Jahren wurden in Afghanistan, im Irak, in Libyen, in Serbien usw. tausende Zivilisten durch US-Bomben, Drohnen, Soldaten, Panzer usw. umgebracht. Aber all das zählt nicht, die USA sind eben die Guten und die anderen die Bösen.

    Nach der Definition der "UN-Konvention gegen Völkermord" war das Verbrechen an den Indianern ganz eindeutig Völkermord. Als was würdest Du es denn bezeichnen?

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  3. Die Konvention definiert Völkermord in Artikel 2 als "eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören:

    a) das Töten von Angehörigen der Gruppe
    b) das Zufügen von ernsthaften körperlichen oder geistigen Schäden bei Angehörigen der Gruppe
    c) die absichtliche Auferlegung von Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen
    d) die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung
    e) die gewaltsame Verbringung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe


    Quelle: voelkermord.de

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  4. Ja also. Es gab keine Absicht, die Gruppe zu zerstören. Das nahm man billigend in Kauf, aber das Ziel der Maßnahmen war nicht die Vernichtung der Indianer.

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  5. Eine "Absicht" wird sich keinesfalls nachweisen lassen. Deshalb auch kein Völkermord per Definition.
    Die Chance einer erfolgreichen Sammelklage gegen die USA wegen Sklaverei für die Leiden der Schwarzen sehe ich schon grösser, weil sich einige US-Winkeladvokaten daran eine goldene Nase verdienen könnten.
    Für die Roten bleibt: Pech gehabt.

    Bei den wenigen anerkannten Völkermorden steht Deutschland die zweifelhafte Ehre zu, bereits zweimal einen Völkermord verübt zu haben.
    (Wikipedia, Völkermord)

    der Herr Karl

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  6. Also die "Absicht" oder vielmehr die Motivation der weißen Amerikaner und Siedler werden wir wohl nie wirklich erfahren, wir können höchstens spekulieren. Warum Du der Überzeugung bist, es hätte keine Motivation gegeben, die Indianer ganz oder eben teilweise auszulöschen, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Es wurde nicht "billigend in Kauf genommen" (also geschah nicht nebenbei oder zufällig) Indianer und Ureinwohner abzuschlachten und umzubringen, nein - sie wurden systematisch vertrieben und getötet, mit der Absicht, sich das Land und die Rohstoffe unter den Nagel zu reißen. Das ist ja wohl historisch unstrittig, oder etwa nicht?

    Laut UN-Konvention gegen den Völkermord treffen somit historisch überliefert die Punkte a, b und c eindeutig zu.

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  7. Ich weiß nicht...wenn ich die Leiden der Indianer mit Verbrechen wie etwa dem an den Armeniern vergleiche, oder dem Holocaust...ich finde den Vergleich ja schon bei Stalins Verbrechen problematisch.

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  8. Stefan Sasse, das Problem deines Artikels ist dies, dass er sehr objektiv ist, wodurch er fast chirurgisch und gefühllos wirkt. Mit der fehlenden Absicht als Tatbestandsmerkmal eines Völkermordes fällt ein Völkermord per Definition zwar aus, aber auf eine Wiedergutmachung auf eine andere Art, als über diese Völkermord-Schiene (z.B. Sammelklage), gehst du leider nicht ein.

    "Die industrialisierte Zivilisation überrollte sie am Ende einfach" ist mir dann doch ein wenig zu simpel, fast zynisch.

    der Herr Karl

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  9. Damit hast du vermutlich Recht. Nur, mit Emotionen kommst du nicht sehr weit, du deckst nur alles zu.

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  10. Der ganze Artikel läßt mich fragend zurück. Einige Argumente verstehe ich im Ansatz nicht.

    "Wölfe unter Wölfen"
    "Die Indianer" führten Kriege untereinander oder ergingen sich in Menschenopferorgien. Kann das einen Völkermordvorwurf relativeren? Ich glaube nicht. Die europäischen Juden (ist das überhaupt ein "Volk"? So wenig wie "die Indianer" glaube ich) führten noch kurz vor dem Holocaust blutige Kriege gegeneinander. Im WK I töteten Deutsche Juden Französiche Juden, Russische Juden etc. ... damit den Holocaust relativieren zu wollen habe ich noch nicht einmal bei eingefleischten NAZIs erlebt...

    "Seuchen"
    Viele (vielleicht die Mehrzahl) der Indigene kam durch eingeschleppte Krankheiten um. Relativiert das die Greul die die andern Hundertausende erleben mussten? Ich denke nicht.

    "Systematik"
    Es kam zu keinem alle indigenen Einwohner betreffenden Pogrom (durch die USA). Es wurde "lediglich" quasi "bei Bedarf" Dörfer oder Stämme vernichtet, die eben gerade bei der Besitznahme "im Weg" waren. Letztlich wurden so zwar viele Völker ausgrottet. Aber da dies in kein "Gesamtkonzept" eingebettet war soll das nun kein Vöklkermord mehr sein?

    Der Artikel ist sicher historisch sachlich gehalten, letzlich stehen wir jedoch vor der Tatsache dass Hundertausende (womöglich Millionen) von Menschen getötet wurden um Machtansprüche durchzusetzen bzw Grund in Besitz zu nehmen. Wenn ich das alles so lese wäre meine Idee für einen "neuen Hitler": lass die Sache einfach nicht so geplant aussehen. Das kanns doch wohl nicht sein, oder?

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  11. Eine Sache ist auf jeden Fall die: es dauerte viele Jahrzehnte, bis die Indianer auf ihre heutige Größe reduziert waren. Völkermorde aber spielen sich in wesentlich kürzerer Zeit ab. Zum Zweiten wurden keine Indianer vefolgt, die Interessen im Wege standen. Wenn man aber einen Völkermord begeht, warum hört man dann auf, wenn es gerade am Einfachsten ist? Der Holocaust ging ab der Errichtung der Ghettos erst richtig los.
    Was das Wölfe-Argument angeht: ich will nur verhindern, in diese Moralschiene der "guten" Indianer zu rutschen, die ich im Artikel beshreibe. Daher dieser Einwand.

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  12. Stefan, du meinst mit Emotionen käme man hier nicht sehr weit. Das genau Gegenteil ist der Fall. Du musst Emotionen für die Opfer wecken. Es geht genau um diese Empathie. Nur vermittels Empathie für die Opfer kannst du die Massenmörder stoppen.
    Die Dinge verhalten sich doch so: Der Massenmörder ist stolz auf seine Leistung. Zumindest so lange bis ihm irgendjemand Einhalt gebietet. Dafür muß man Widerstand organisieren. Und dieser geht den Weg über die Emotionen. Emotionen für die Opfer. Und nicht für die Täter. Eine "objektive" Betrachtung bedient die subjektiven Interessen der Täter. Und die liegen im Bereich der Amnestierung ihrer Bluttaten.
    Die Toten schweigen nämlich für immer und können ihre Sicht der Dinge nicht mehr wiedergeben.
    Und der amerikanische Massenmörder ist auch weiterhin in der Welt unterwegs. Weiterhin ungestraft. Und er hat immer noch nichts dazugelernt.

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    1. Eben nicht. Es geht nicht um Empathie. Ich will als Historiker verstehen warum; wenn ich es als meinen Job sehe, Emotionen für die Opfer zu wecken komme ich nicht weit. Das liegt auch nicht im Interesse der Täter. Manchmal liegt gerade in der nüchternen Betrachtung wesentlich größere Sprengkraft, das sieht man ja auch beim Holocaust.

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    2. Eure Diskussion ist gespenstisch und zeigt ein katastrophales Rechtswissen und Rechtsbewusstsein. Habt ihr jemals vom bedingten Vorsatz (dolus eventualis) gehört? Man begeht auch dann ein Verbrechen vorsätzlich, wenn man eine Tatfolge billigend in Kauf nimmt. Insofern funktionieren Eure Entschuldungs- und Rechtfertigungsverbiegungen in keiner Weise. Auch wer einen Haufen Geiseln zusammentreibt und dabei auch nur eine durch Rücksichtslosigkeit umkommen lässt, ist strafrechtlich Mörder. Wer einen Stamm am Amazonas wegen Schürfrechten vertreibt oder ausrottet, ist ein Völkermörder nach der Konvention, wenn seine Handlungen den äusseren Tatbestand erfüllen.

      Nun ist klar, dass Geschichte mit dem Strafgesetzbuch unvollkommen zu begreifen ist, und die Völkermordkonvention, nach der die Gewalthandlungen an den amerikanischen Ureinwohnern ohne Zweifel Völkermord waren, wurde Jahrhunderte nach diesen Gewalttaten formuliert (und bietet im übrigen auch Kritikpunkte). Sie orientiert sich an nationalistisch (Armenier) und rassebiologisch (Nazis) motivierten Ausrottungshandlungen, und eben nicht an der jahrhundertelangen Praxis der Unterdrückung und Vernichtung von "heidnischen" Urbevölkerungen rund um den Globus.

      Dass das Ausrottungs- und Vernichtungshandlungen waren, dass diese Ausrottungen und Vernichtungen teils achselzuckend-billigend in Kauf genommen, teils mit religiösen, rassistischen oder "zivilisatorischen" Argumenten ausdrücklich gerechtfertigt werden, davon zeugen mehrere Jahrhunderte Kolonialgeschichte mit häufig sehr detaillierten Schilderungen (las Casas z.B.). Die gesamte Geschichte der europäischen "Entdecker" ist eine Kette von Massakern, Blutbädern, Massendeportationen und Dezimierungen und Ausrottungen ganzer Völker.

      Der gesamte Beitrag hat einen unangenehmen Geruch von Apologetik. Er ist auch historisch alles andere als fachgerecht. Sicherlich war die Vernichtung der eingeborenen Kulturen und Völker auf dem amerikanischen Kontinent etwas anderes als die NS-Vernichtungspolitik, sie ist mit Gleichsetzungen auch unzutreffend und sachfremd beschrieben. Zur gleichen Zeit, als Indianer zusammengetrieben, ausgehungert und erschossen wurden, gab es in einigen Bundesstaaten der USA bereits Richter und Abgeordnete indianischen Ursprungs, das war nie ein einheitliches Rassekonzept.

      Das heisst wiederum nicht, dass es überhaupt keine Zusammenhänge gäbe. Die koloniale Gewaltpolitik war teils religiös, teils rassistisch und "zivilisations"rassistisch gerechtfertigt. Die rassebiologische Ideologie entstand auf dem Boden der Kolonialideologie, sie ist ohne sie nicht denkbar. Vom Umgang mit "Heiden und Wilden" zum Umgang mit "minderwertigen Rassen" führt eine durchgehende ideologische Tradition.

      Das nicht zu ignorieren oder apologetisch zu verkleistern, ohne die Unterschiede zu verwischen, wäre eine Aufgabe gewesen. Es fehlt dem Artikel total.

      a^2

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  13. Interessantes Thema.
    Das , was wir als den "klassischen " Völkermord im Kopf haben , war die Niederwerfung der Indianer sicher nicht.
    Solche zielen primär oder ausschließlich ab auf die Vernichtung des attackierten Volkes.
    Die Besiedlung der USA aber war eine Landnahme , wie sie in der Geschichte bekanntlich x-fach vorkam.

    Aber ich sehe da schon einen Unterschied, nicht alle Landnahmen waren darauf ausgerichtet , die angestammte Bevölkerung zu verdrängen oder zu vernichten , die meisten Eroberungen waren sogar eher darauf ausgerichtet , die Angestammten zu beherrschen , und nicht wenige Eroberer haben dabei relativ zivil regiert , gemessen an den Maßstäben ihrer Zeit.

    Die Einnahme des nordamerikanischen Kontinents weist schon Verwandtschaften zum Völkermord auf , auch wenn sie als solcher wohl nicht bezeichnet werden kann.
    Ich würde hier am ehesten von einem Vernichtungskrieg sprechen.

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    1. Würde ich auch nicht verwenden. "Vernichtungskrieg" ist der Begriff, den die Nazis für den Kampf gegen die Sowjetunion benutzt haben, also ein Krieg, der die Vernichtung eines Volkes zum Ziel hat. Und genau diese Zielsetzung spreche ich der Landnahme ja ab.

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  14. Und wofür ist die Frage, ob es sich hier um Völkermord oder "nur" um massenweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit handelte, nun relevant ? Und was soll mir der Befund, die amerikanischen Ureinwohner seien selbst keine pazifistischen Engel gewesen, nun sagen ?

    War also alles nicht so schlimm, eben "dog eat dog" ... ? Willkommen im Club der Geschichtsrevisionisten.

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    1. Das war auch mein Eindruck. In dem Artikel wurde einfach nur versucht den Massenmord leidenschaftslos zu betrachten. Das kann man natürlich mit jeglichem Massenmord so machen.
      Hat etwas von: Mir ist das alles egal. Hauptsache es sind noch Chips da und der Fernseher läuft.

      Aber was kann man nun tatsächlich aus der Geschichte lernen? Das man die Massenmörder unter Rechtfertigungsdruck setzen muß. Und das man den Massenmord juristisch aufarbeiten muß. Dafür ist es beim Völkermord an den Indianern nun freilich zu spät.
      Aber beim Massenmord an Irakern und beim Massenmord an Afghanen sieht es da schon anders aus.
      Und die Massenmörder ruhen ja nicht. Nach wie vor stehen Iran und Syrien auf der Liste der Schlächter.
      Hoffentlich gibt es zukünftig für unsere politisch Interessierten mehr als nur Chips und das Fernsehprogramm. Wäre nicht schlecht für die Opfer.

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    2. Nun, Stefan hat das Problem als Historiker betrachtet. Und als Historiker sollte man nüchtern bleiben. Ich kann mich auch über Terrorisierung der französischen Landbevölkerung durch englische Soldaten während des 100-jährigen Krieges empören, nur hilft mir das nicht bei der Analyse eines historischen Problems, was den Erkenntnisgewinn schmälert und damit die Möglichkeit von der Geschichte zu lernen.

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    3. @ SkycladGuardian

      Und welche wissenschaftlich-historische Frage erörtert Stefan denn hier ? Ich lese hier nur eine etwas weitschweifige Begründung, warum die weitgehende Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner in irgend einem formaljuristischen Sinne nicht als "Völkermord" bezeichnet werden kann. Das mag für Völkerrechtler interessant sein oder vielleicht für die türkische Regierung, die meines Wissens im Bezug auf den Massenmord an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs auf einer sehr ähnlichen Linie argumentiert. Ansonsten kann ich einen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn hier beim besten Willen nicht sehen. Vielleicht erklärt es mir ja mal irgend jemand ...

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    4. Geschrieben habe ich den Artikel, weil ein Leser die Frage gestellt hat und ich sie interessant fand. Wenn du persönlich keinen Erkenntnisgewinn draus ziehst ist das dein gutes Recht.

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    5. @ Stefan Sasse

      Der Artikel war also nur eine zweckfreie juristische Grundsatzerörterung ohne weitergehende Aussage ? Na, da bin ich ja beruhigt. Ich dachte schon, mir sei hier was entgangen ...

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  15. @SkycladGuardian
    Aber hat Stefan wirklich einen wissenschaftlichen Ansatz gewählt? Lag ihm wirklich etwas am Erkenntnisgewinn?
    Erst ein Kommentator hat versucht den Begriff des Völkermords zu qualifizieren. Nicht der Autor hat das getan.

    Vielleicht läge der Erkenntnisgewinn bei solchen Themen wo ganz anders. Vielleicht müsste man die Frage stellen: Bis zu welchem Zeitpunkt hätten die Indianer noch etwas gegen die Eindringlinge tun können, damit es eben nicht zu einer Kolonisierung und damit zu einer Vernichtung des eigenen Volks gekommen wäre?
    Es wäre also die Frage zu klären, inwiefern gesehen Passivität und Toleranz am Ende, in solch einem Fall, zum eigenen Untergang beitragen.

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    1. Klar habe ich den Begriff qualifiziert. Lies den Artikel doch noch mal!

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    2. Was wäre wenn-Fragen sind zwar interessante Gedankenspiele, aber tragen nur selten etwas zum Verständnis der Vergangenheit bei. Als Historiker betrachtet man eher die Fragen Warum,, Wie, Wozu usw.
      Stefans Fragestellung wird eindeutig in der Überschrift formuliert. Und er hat seine Gründe dargelegt, warum seiner Meinung nach, das Ende der Ininaner kein Völkermord war. Und man kann dagegen argumentieren. Das Thema ist sicherlich kein leichtes und ich frage mich selbst, was schlimmer ist: Ob ein Volk gezielt getötet wird, weil der Aggressor seine Ängste und Hass auf das Opfervolk projiziert, oder ob man ein Volk sterben lässt, weil es einem egal ist und nur wahrgenommen wird, wenn es meinen Interessen im Weg steht...

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  16. Stefan, allen von dir angebrachten Argumente stimme ich zu.

    Dennoch denke ich du machst es die dir mit deinen Argumenten zu einfach. Auch wenn es keinen Masterplan oder Vernichtungslager gab, ist in vielen Aspekten der Wunsch, die Indianer würden verschwinden, zu verspüren und durchaus auch aktiv gehandelt worden.
    Die Behandlung der Indianer in Reservaten - schlechtes Land, mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln war wohl eher die Regel und phasenweise durchaus common sense der Verwaltung und damit auch der Tod der Indianer. Abgesehen davon sollte man auch die kulturelle Ebene betrachten. Ersten standen die Indianer der "Manifest Destiny" im Weg oder behinderten diese. Zweitens sollten Sie assimiliert werden und einfach in den USA aufgehen. Man könnte damit zumindest Anhaltspunkte für einen versuchten kulturellen Völkermord sehen.

    Ich denke in der damaligen Gesellschaft gab es unterschiedliche Ideen im Umgang mit den Indianern und "Völkermord" war durchaus ein Extrem davon.

    Das Verhalten der Amerikaner ist aber in keiner Weise einzigartig, siehe Kanada, Südamerika, Sibirien oder Neuseeland. Ganz abgesehen davon, dass auch der Konflikt zwischen Buren und Briten zeigt das Grausamkeiten nicht auf Ureinwohner beschränkt sein müssen.

    War es ein Völkermord? ... Zumindest ist es einem Völkermord sehr nahe gekommen.

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  17. Da ich mich seit ca. 30 Jahren hobbymäßig mit der US-Pioniergeschichte befasse möchte ich meine persönlich hierbei bislang gewonnen Ein- und Ansichten bezüglich der Titel-Thematik darlegen. Als passende Ergänzung zu dem Beitrag hier zum Anfang aber erst noch ein Link zu dem "Vierteiler" über den Hungeraufstand der Santee-Sioux in Minnesota im Jahr 1862, den ich vor einigen Wochen auf meinem eigenen Blog eingestellt habe:
    http://www.von-unten-betrachtet.blogspot.de/2012/03/dann-sollen-sie-gras-fressen-teil-i.html

    Nun aber zum eigentlichen Kommentar. Man könnte m.E. bei der Frage "Völkermord an den indigenen Völkern oder nicht?" durchaus sagen, dass die Wahrheit wie bei so vielem anderen auch irgendwo in der Mitte liegen dürfte. Bezogen auf das Staatsgebiet der heutigen USA gab es jedenfalls keine/n einzigen schriftlichen oder sonstwie erteilte/n Anordnung/Befehl "von oben", in dem eine systematische und organisierte Vernichtung aller indianischen Völker ausdrücklich bzw. eindeutig "von Staats wegen" angeordnet wurde.
    An der Westküste waren bis zum Ende des amerik.-mexikanischen Krieges 1846-1848 bereits zahlreiche kleinere kalifornische Stämme von den Spaniern im Laufe der Jahrhunderte restlos ausgerottet worden. An der Ostküste waren bis zur Unabhängigkeit der amerik. Kolonien vom "Mutterland" ebenfalls etliche bevölkerungsärmere Stämme auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Die Vernichtung dieser Gruppen wurde von den Siedlern höchstselbst vorgenommen. Die männlichen Mitglieder von Siedler- oder Dorfgemeinschaften zogen los, überfielen die meist nichtsahnenden Bewohner der Indianerdörfer in ihrer näheren oder weiteren Nachbarschaft und löschten diese bis auf das letzte Mitglied vollständig aus. Diese Kleinstämme waren den Kolonisten nach anfänglich oftmals freundschaftlichen Verbindungen bei der weiteren Suche nach landwirtschaftlich nutzbarem Boden irgendwann im Weg und mussten aus deren Sicht dann weg. Wenn man will kann man dieses Vorgehen durchaus auch als "im Kleinen organisierten Völkermord" bezeichnen. Einige Namen dieser kleineren Stämme sind uns übrigens durchaus auch heute noch geläufig. So erinnert z.B. der Name des Schiffes "Pequot" in Herman Melvilles "Moby Dick" an einen untergegangenen Stamm dieses Namens.

    Die indianischen Völker weiter im Westen interessierten die US-Amerikaner zunächst nicht. Erst mit der weiteren Ausdehnung des US-Staatsgebietes zum Mississippi hin kam es dann zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den dort ansässigen Stämmen (z.B. Shawnee, Sauk & Fox). Reine "Ausrottungskriege" waren diese Konflikte allerdings nicht.
    Das Land westlich des "Vaters aller Ströme" mit seinen endlosen baumlosen Prärien und wüstenähnlichen Landschaften dahinter und weiter südlich galt den Weißen lange Zeit als nutzlos. Bodenschätze wurden dort nicht vermutet und die Prärie galt als für die Landwirtschaft ungeeignet. Als aber das tragen von aus Biberfellen gefertigten "Accessoires" wie Zylinderhüte als "schick" galt drangen, nachdem östlich des Mississippi die Biber komplett ausgerottet waren, die sog. "Mountain Men" in das Gebiet der Rocky Mountains vor und begannen dort als Fallensteller ("Trapper") mit der Jagd nicht nur auf diese Tiere. Pelzhandelsgesellschaften wie die "American Fur Company" des Johann Jakob Astor oder die "Hudson´s Bay Company" machten dadurch Millionengewinne.

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  18. Die Berichte der Mountain Men über das weite Land westlich des Mississippi lockte in den folgenden Jahrzehnten verstärkt abenteuerlustige junge Menschen über den Großen Fluß. Und als dann sowohl Gold als auch Silber in diesen vermeintlich nutzlosen Landstrichen gefunden und zudem festgestellt wurde, dass die Böden des Graslandes sehr wohl für Ackerbau und Viehzucht geeignet waren, setzte die große Besiedlungswelle auch dort ein. Die Konflikte mit den bis dahin dort noch relativ unbehelligt von der "weißen Zivilisation" lebenden Indianerstämmen blieben somit zwangsläufig nicht aus.

    Eine generelle Anweisung politischerseits über das Vorgehen gegen diese Stämme hat es jedenfalls nicht gegeben. Es waren eher "schwammige" Anordnungen mit Inhalten wie "Der Stamm der XY ist bis dann und dann nach dorthin zurückzudrängen bzw. zur Kapitulation zu zwingen. Jeglicher Widerstand ist dabei strikt zu unterbinden" oder ähnliches. Die mit der Durchführung dieser Aufträge betrauten Militär- und Milizkommandeure hatten dabei zumeist volle Handlungsfreiheit. Es lag also überwiegend in ihrem Ermessen, wie sie diese Anordnungen dann auslegten und durchführten. Es gab hierbei natürlich auch "Radikalinskis" wie General William Tecumseh Sherman, der trotz seines zweiten, an den berühmten Shawnee-Häuptling erinnernden Vornamens, ganz offen die bedingungslose Ausrottung dieser Stämme propagierte. Auch sein "Kollege" General Philip Henry Sheridan stieß gern mal in dasselbe Horn. "Gemäßigtere" Naturen forderten nach erfolgter gewaltsamer Unterwerfung der Stämme "lediglich" die Ausrottung der jeweiligen indianischen Kultur, verbunden mit einer entsprechenden "Umerziehung".

    Diese völlige Handlungsfreiheit der jeweiligen Befehlshaber führte dann, nicht zuletzt auch bedingt durch deren persönliche Einstellung den Indianern gegenüber, durchaus zu Exzessen, die eindeutig völkermordähnlichen Charakter aufwiesen. Als besonders berüchtigte Beispiele hierfür gelten gemeinhin das sog. Sand Creek Massaker 1864 und am Washita River 1868
    http://www.indianer-web.de/plains/screek.htm
    sowie das Massaker am Wounded Knee
    http://www.indianer-web.de/plains/wounded.htm
    Bezüglich der Art und Weise der Ausführung dieser Aktionen gab es keinerlei spezielle Anordnungen „von oben“. Man könnte also hierbei eher von auf unterer Ebene eigenmächtig durchgeführten und, da er sich ja in diesen Fällen auf einzelne Gruppen bezog, „begrenzten“ Völkermord sprechen. Andererseits wurden diese Vorgehensweisen von politischer, militärischer und ziviler Seite her nicht sonderlich kritisiert, zum Teil sogar öffentlich gutgeheißen. Kritische Stimmen erhoben sich diesbezüglich nur vereinzelt und dann nur sehr leise vernehmbar.

    Und nun zurück zur Eingangsfrage: Völkermord – Ja oder Nein? Wohl eher Ja und Nein. Wie gesagt, die Antwort liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen

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  19. Gute Frage: Völkermord kann man auch mit weichen Methoden durchführen.

    Massenzuwanderung und Verhindern von Geburten z.B. Also wie bei uns in Deutschland.

    Aus einigen Aüßerungen der Grünen kann man darauf schliessen, dass am deutschen Volk ein Völkermord praktiziert werden soll.

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    1. Das ist ja mal mit Abstand die dümmste Replik, die ich hier und m.E. sogar in diesem Jahr lesen musste. Völlig am Thema vorbei und dazu mit niedrigsten Motiven behaftet. Setzen 6.

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  20. und jetzt macht america im nahen osten weiter
    viel spass bei der zusammen rechnung der opferzahlen
    der kriege die die usa in ihrer kurzen geschichte geführt hat
    dagegen war deutschland in ihrer vergleichweissen
    riesen geschichte ein engel
    mann sollte die kirche im dorf lassen
    ausbeutung, ausbeutung von resoursen
    und hier in deutschland ausbeutung über steuergelder
    viel spass noch bei der historischen aufarbeitung

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  21. Den Tod von tausenden Menschen durch aktives Tun und systematiches Fehlverhalten nur billigend in Kauf nehmen, befreit NICHT vom Vorwurf des Völkermodes. Da helfen alle krampfhaften argumentativen Versuche des Herrn Sasse nichts: die (nahezu)Ausrottung der Indianer war ein Genocid.

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  22. Warum haben die Europea nach Amerika überhaupr gegangen? Das ist nicht ihr Land. Ist hier das Überbevölkerung die Antwort?

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