- Rede Reichskanzler Brünings von 16.10.1930Die Grundlinien des Reformplans der Reichsregierung sind ein vollkommen ausgeglichener Haushaltsplan für 1931, Selbstständig machen der Arbeitslosenversicherung, Sparsamkeit auf allen Gebieten, auch an Gehältern […], eine Steuerpolitik, die den Produktionsprozess nicht unnötig belastet, sondern vielmehr Kapitalbildung fördert […]. Die Gehalts- und Preispolitik der Reichsregierung verfolgt, was ich mit Nachdruck betonen möchte, in ihrem auf längere Sicht eingestellten Plan keine dauernde Senkung des Reallohns; sie will vielmehr das sachlich vielfach nicht gerechtfertigte und daher unhaltbare deutsche Preisgebäude unter allen Umständen ins Wanken bringen. Dieses Ziel ist nicht zu erreichen, ohne dass auch eine gewisse Beweglichkeit in die Löhne und Gehälter gebracht wird, die in Deutschland zu etwa 75%, sei es durch Gesetz, sei es durch Tarifverträge, gebunden sind. Die Aufgabe, die deutschen Preise der Weltpreislage anzugleichen, ist für unsere wirtschaftliche Gesundung so wichtig und dringend, dass sie selbst dann durchgeführt werden muss, wenn alle Schichten des deutschen Volkes unbequeme Opfer tragen müssen. […]
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Dienstag, 22. Mai 2012
Aus aktuellem Anlass
Von Stefan Sasse
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Hoffentlich wird Schäuble in 80 Jahren nicht auch noch aus aktuellem Anlass zitiert...
AntwortenLöschen:-)
Man beachte am Ende des Textes die Worte "wenn alle Schichten des deutschen Volkes unbequeme Opfer tragen müssen." Jaja, wer´s glaubt(e) wurde/wird selig...
AntwortenLöschenUnd da behaupte noch mal einer, Geschichte wiederhole sich nicht ^.^
AntwortenLöschenUm etwas gehässig zu sein:
AntwortenLöschenVielleicht sind die Ziele dieses Kurses die Selben wie damals. (Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie zu Gunsten der freien wirtschaftlichen Entfaltung). Und vielleicht sind die heutigen Politiker auch wieder so "erfolgreich".
Marx bemerkt irgendwo, dass Hegel irgendwo bemerkt, dass alle großen weltgeschichtlichen Thatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen. Hegel habe vergessen hinzuzufügen, das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce. Marx hat wiederum vergessen hinzuzufügen, dass keiner lacht, wenn es auch eine lumpige Farce ist - die Farce läßt manchmal noch mehr weinen.
AntwortenLöschenStefan, warum willst du nicht dazulernen? Wenn man als Laie sich nicht mal bemüht wirtschaftliche Positionen zu hinterfragen, hab ich kein Verständnis, wenn man als Laie ständig in ein Horn stößt, das man am wohlklingendsten hält. Wer Austerität und auch Brünings Politik als gescheitert ansieht, hat schlicht keine Ahnung, um was es geht und/oder betreibt bewusst Irreführung. 1.) Sparen während einer Krise führt unvermeidbar - kurzfristig - zu Stagnation oder Abschwung. Politiker wissen es entweder nicht oder haben keinen Mumm uns reinen Wein einzuschenken, daher die Orientierungslosigkeit der öffentlichen Meinung. Deflationäre Abwärtsspiralen bei Horten und Rückgang des Kreditvolumens werden selbst blühend bei den Austrians beschrieben. (Deflation ist eben auch nicht gleich Deflation.) 2.) Bei Brüning sah man im Herbst 1932 die Wende, siehe http://bit.ly/JbxGzE (ef, schonmal verlinkt hier). Er ist "100 Meter vor dem Ziel" gescheitert. 3) Austerität in den Südländern hat allenfalls grad begonnen, Staatsausgaben stagnieren bestenfalls wie in Italien, sie steigen in Frankreich und sinken lediglich leicht in Spanien und moderat in Griechenland. Das Lohn- und Preisniveau ist davon noch gar nicht betroffen, erst allmählich kommt man hier runter: http://i48.tinypic.com/2cfwc5l.jpg außer in Irland, wo wirklich passiert ist und man schon jetzt die Wende sieht (= Austeritätserfolg).
AntwortenLöschen4.) Dass man zwingend zwischen Kurz- und Langfrist trennen muss, war vor Krugman, Flassbeck und co auch im Lager der Keynesianer bekannt, wenn man ausnahmsweise mal Storbeck folgen darf in seiner Darstellung names Die Mär vom Gesundsparen (http://bit.ly/KapXnP, handelsblatt). Das hat sich nun scheinbar völlig eingeebnet, wie man an tagesaktueller Debatte sehen kann. Krugman fällt in seinem neuen Buch völlig hinter vorhandenem Wissen zurück. Er bestreitet ernsthaft, dass Austerität versage, wenn nicht gleich die Post abgeht. (Stimuli hingegen wirken kurzfristig, und im New Deal haben sich die Wirkungen viel später eingestellt als Krugman jetzt von beginnender Austerität erwartet, eine Farce.) Leute wie er, Flassbeck, JB und Herrn Waldner sind brutale Vulgärkeynesianer. Jenseits von seriöser Ökonomie. 5.) Der gängige Glaube die Südländer müssten jetzt wachsen, aus ihrer Lage herauswachsen. Das ist zum Haareraufen. Wenn dieselben Leute ständig davon reden, dass der Niedergang primär durch deutsches "Lohndumping" zustande kam. Solange Deutschland nicht eine Zeitlang überdurchschnittlich inflationiert, ist jedes Wachsen der Südländer ein Schritt in die falsche Richtung! Das ist nicht zu betreiten. Es geht hier nicht um die Frage, wie eine Wirtschaft unter normalen Umständen wächst, ob mit Angebots- oder Nachfragetheorie. Das Problem der GIIPS war doch nicht mangelndes Wachstum, sondern nicht-finanzierbares schuldengetriebenes (übermäßiges) Wachstum = Leistungsbilanzkrise, L-Defizite. Wachstum hieße Binnenwachstum und ein weiteres Verschlechtern der Wettbewerbsfähigkeit, ein weiteres Zurückgehen der Exporte und noch größere Defizite. Wie soll man dann hier rauswachsen? Das geht nicht! Oder man erkläre es mir. Man kann nicht partiell in Binnenkonjunktur boomen und separat die Exportbereiche fit machen (nochmal: das geht nur - ceteris paribus, und so liegen die Dinge nun eben mal! - über Preise runter, Austerität ... das können auch Keynesianer nicht bestreiten).
... und bevor hier gleich wieder durch Manche vom Wirtschaftlichen abgelenkt wird und auf die politischen Folgen in 1933 verwiesen wird ... darum geht's Stefan insoweit hier nicht, er reitet sehr gern auf der Nachfrage-Schiene und hält Austerität in Laienmanier für gescheitert. Was das Politische angeht ... erleben wir gegenwärtig keinen Rechts- sondern einen Linksruck, und das selbst bei den Extremen. Wer über Rechtsradikale jammert, vergisst geflissentlich, dass in GRE Linksradikale größeren Zulauf haben. Egal, entscheidend ist gewiss das Risiko, das ein knallharter Anpassungsprozess in GRE hat. Politik und Wirtschaft in einen Topf zu werfen, ist bloß nicht ganz der Realität angemessen. Wir haben 15 Jahre rasante Fehlentwicklungen in den Südländern zu korrigieren (dass man dort über die Verhältnisse gelebt hat, ist keine bloße 'neoliberale Floskel' - die GIIPS konnten sich hauptsächlich nur insoweit kreditfinanziert hochboomen, als dass wir stagniert haben ... das Kapital für den Boom kam von uns ... hätten wir nicht "unter unseren Verhältnissen gelebt", hätten auch die GIIPS nicht ihren rasanten Boom erlebt), das erfordert einen Schrumpfungsprozess, der innerhalb des Euro noch länger dauert als ohne. Dass dieser Prozess im Euro durchgezogen werden soll, wollen Merkel und EU-Bürokraten, aber nicht gleich ein jeder Ökonom, der gleichwohl Gesundschrumpfen für zwingend erachtet. Der sieht die politischen Gefahren ebenso und dem ist nicht Wohl/wohl dabei. Wirtschaft richtet sich aber nicht nach Wunschdenken. Zu ökonomischen Gesetzmäßigkeiten gibt es eben keine Alternative, erst recht nicht nach 15 Jahren politisch erwungener Einheitswährung. Irgendwo muss ja schließlich den Grund geben, warum man den Kapitalismus so herzlich hasst.
AntwortenLöschen@Fuentes
AntwortenLöschenWie willst du denn sicherstellen, dass sich diese Blasen nicht wiederholen? Die "Finanzmärkte" haben es doch zugelassen ;)
An den Maastrichtschranken kann es ja nicht gelegen haben, die wurden ja von Spanien und Irland bestens eingehalten. Bis die private/Bankenverschuldung auf staatliche Kappe genommen wurde..
"die GIIPS konnten sich hauptsächlich nur insoweit kreditfinanziert hochboomen, als dass wir stagniert haben"
Und das erachte ich als falsch. Kreditvergabe in den GIIPS Staaten schränkt nicht die Kreditvergabe in Deutschland ein, auch wenn Herr (Un)Sinn sowas mal behauptet hat, mit dem Traktor der angeblich in Irland ackert ;)
Anderes Problem mit "Gesundschrumpfen". Schulden schrumpfen nicht mit, Einkommen aber schon. Wie willst du dieses Problem angehen?
Und was seriöse Ökonomie ist, ist vermutlich Ansichtssache. Sonst könnte man sich ja nicht so schön darüber streiten.
Ich zum Beispiel erachte Post-Keynesianische Makroökonomie als sinnvolle Beschreibung der Realität.
Nachschlag: Paul McCulley, managing director of PIMCO (http://de.wikipedia.org/wiki/PIMCO)
AntwortenLöschenhttp://www.levyinstitute.org/pubs/pn_10_02.pdf (sind nur 3 kurze Seiten, mit einigen Bildern)
Wie stehen deine Vorstellungen von Ökonomie im Einklang mit der "Tyrannei der Arithmetik von Geldströmen"?
@Christian
AntwortenLöschenZunächst mal ist es unhöflich Anwesende mit Nachnamen anzusprechen. Anyway. 1.) Das mit der einschränkenden Kreditvergabe geht konkret auf die Zeit nach der Krise, auf die Target-Debatte zurück. Fragen zu Target und ob/wie es Kredite sind und ob deutsche Kredite verdrängt werden, sind weitestgehend semantischer Natur, insb. ob es für die deutsche Wirtschaft weniger Kredite gibt - das ist fehlinterpretiert. Die Wogen haben sich mittlerweile geglättet. Aber vor der Krise wurde nun mal bei uns weniger investiert. Den Boom der Südländer gab es wechselseitig durch niedrige Zinsen, insb. deutschen Kapitalabfluss und steigende Kreditvergabe - mal gleichgültig, wie man das genau konstruieren will, wie was voneinander abhängt. Genauso in den USA, im Zusammenspiel von niedrigen Zinsen der Fed, den Subprime-Krediten und dem Befeuern durch asiatisches und deutsches Kapital. Dass das Kapital nicht bei uns blieb und es weniger Kreditnachfrage hier gab, kann man nicht nachfragetheoretisch erklären. Gerade die Südländer begannen plötzlich seit der Euroankündigung zu boomen, das war zur Zeit des Höhepunkts der deutschen Hochlohnpolitik, als wir plötzlich einbrachen. Die Entwicklung von Lohn-, Gewinn- und Investitionsquoten war die Folge, nicht Ursache. Dann lag die Binnenkonjunktur brach und Unternehmensgewinne stiegen. Unternehmerische Raffgier, kapitalistische Zwänge und blabla sind kein deutsches Phänomen, aber die deutsche Entwicklung unter dem Euro ist primär ein deutsches. Sie hatte keine abstrakten und vagen, sondern konkrete Gründe. Die Kapitalbilanz regiert die Handelsbilanz. Kapital fließt dahin, wo Gewinne gemacht werden, nicht wo Keynesianer glauben es würden noch mehr Gewinne gemacht werden können, wenn man nur "gesamtwirtschaftlich denkt".
2.) Zu deiner Verteidigung deiner Post-Keynesianer. Selbst wenn man wohlwollend unterstellt, an den Rezepten wäre was dran, sie sind in dieser Krise nicht passend. Unterstellt wir wären in einer Liquiditäts- und Investitionsfalle - was vllt sehr gut, im Grunde ja gar eine Binsenweisheit sein mag - wir haben dazu eine Zahlungsbilanzkrise, in der die schulmäßigen Rezepte plötzlich schon problematischer werden. Nun sind wir aber noch schlimmer dran, wir sind in einer fortgesetzten Zahlungsbilanzkrise von Exportdefiziten, die nicht über Wechselkursanpassungen gelöst wurde, sondern über Gelddrucken per Target2. Die keynesianischen Instrumente würden jetzt die Liquiditätsfalle überwinden, nur ... das verschärft das eigentliche Problem: die konkrete Zahlungsbilanzkrise. Wenn die Griechen jetzt wieder loslegen würden zu arbeiten, ist das Dilemma perfekt. Die Euro-Rettung und das EZB-System hat das Problem verschärft, die Problemlösung verschoben. Hartes Gesundschrumpfen muss sein, aber diese 4 Jahre von Massenarbeitslosigkeit waren für die Katz. Das ist alles furchtbar, aber unter normalen Umständen wäre man nie in diese Lage gekommen. Auch die preisliche Wettbewerbsfähigkeit ist ja nur das Eine. In qualitativer und innovativer Sicht hat GRE wenig Potential. Die Südländer liegen seit jeher massivst hinter allen anderen zurück.
@Tobias
AntwortenLöschenich verstehe deine Argumente nicht. Es wäre auch hilfreich wenn du dich mehr auf inhaltliche Argumentation verlegst.
Was Stefan tut ist im Sinne einer vergleichenden Geschichtswissenschaft durchaus sinnvoll und wissenschaftlich.
Er hat nur eine Quelle zum Nachdenken gegeben und gar nichts dazu gesagt.
Ferner was eines deiner Argumente betrifft:
Wenn Kapital dahin fließt wo Gewinne gemacht werden und die
(Post-)Keynesianer recht haben fließt es dorthin, wo deren Rezepte angewendet werden. Da deren Rezepte zur Zeit nicht angewendet werden, lässt sich in dieser Situation nichts über deren Wirksamkeit ableiten. Nur über die Wirksamkeit der verwendeten Rezepte, und die scheinen nicht wirksam zu sein.
Wenn du glaubst das die heutige Situation als 1930 anders ist wäre etwas weniger wildes verbales "gestikulieren", d.h. eine sachlichere Argumentation für deinen Standpunkt sicher besser. Hinweis: Es wirkt nicht sachlich, wenn du Wissenschaftler als Vulgärkeynesianer bezeichest die nicht deiner Meinung sind. Die Vulgärkeynesianer argumentieren im Gegensatz zu dir sehr empirisch - gemessen an dem was ich von Krugman und Flassbeck gelesen habe. Allein schon von Stiel her würde ich deinen Argumenten weniger trauen, wenn ich sonst keine Ahnung hätte - erst dem andern Vorwerfen er hätte keine Ahnung - und dann auf deine Gegner mit Ad-Hominems losgehen ...
Ferner meinst du "Politik und Wirtschaft in einen Topf zu werfen, ist bloß nicht ganz der Realität angemessen."
Also dein Blickwinkel operiert mit Denk-Verboten. Ich hoffe du weißt was ein Freidenker ist - vielleicht sollst du dich nicht auf Blogs begeben die schon im Titel andeuten dass sich der Autor grundsätzlich nicht an Denkverbote hält. Deine Forderung ein Gesamtheitliches Denken zu unterbinden hat die Kirche auch schon versucht, da gab das folgende analoge Statement "Religion und Wissenschaft in einen Topf zu werfen, ist bloß nicht ganz der Realität angemessen." auch daran haben sich Freidenker nie gehalten ...
@Tobias
AntwortenLöschenIch bitte um Entschuldigung, die Anrede per Nachname kommt nicht wieder vor.
Liquiditätsfalle ist ein Begriff den Post-Keynesianer nicht benutzen würden, sondern Krugman et al.
Das Investitionen evtl. etwas mit Nachfrage zu tun haben, ist aber möglich, oder? Damit lässt sich dann auch die Investitionsschwäche in Deutschland erklären ;)
Kapitalbilanz regiert die Handelsbilanz, naja. Was soll das bedeuten?
Weil Spanien Geld an Deutschland überweist, muss der Spanier sich einen Benz kaufen?
Vermutlich ist es doch eher andersherum. Weil der Spanier sich einen Benz aus Deutschland kauft, überweist der Spanier sein Geld nach Deutschland.
Was sind für dich normale Umstände? Was sagst du zum Flassbeck Argument mit den Inflationsunterschieden in der Eurozone, die sich direkt auf die Preise auswirken und evtl. auch etwas mit Wettbewerbsfähigkeit zu tun haben?