Sonntag, 31. Oktober 2021

Bücherliste Oktober 2021

 

Anmerkung: Dies ist einer in einer monatlichen Serie von Posts, in denen ich die Bücher und Zeitschriften bespreche, die ich in diesem Monat gelesen habe. Darüber hinaus höre ich eine Menge Podcasts, die ich hier zentral bespreche, und lese viele Artikel, die ich ausschnittsweise im Vermischten kommentiere. Ich erhebe weder Anspruch auf vollständige Inhaltsangaben noch darauf, vollwertige Rezensionen zu schreiben, sondern lege Schwerpunkte nach eigenem Gutdünken. Wenn bei einem Titel sowohl die englische als auch die deutsche Version angegeben sind, habe ich die jeweils erstgenannte gelesen und beziehe mich darauf. In vielen Fällen wurden die Bücher als Hörbücher konsumiert; dies ist nicht extra vermerkt.

Diesen Monat in Büchern: Verfassungsgeschichte, Krieg der Welt, Sandman, Schwertersturm, Pardona, Verlorener

Außerdem diesen Monat in Zeitschriften: Jugend

Samstag, 30. Oktober 2021

Hilfe beim Raynaud-Syndrom

 

Das Raynaud-Syndrom bzw. das Raynaud-Phänomen ist eine Durchblutungsstörung der Finger oder Zehen, die durch eine Verfärbung der betroffenen Stellen sichtbar wird. Dies kann emotionale Gründe haben oder durch Kälte ausgelöst werden. Ein Raynaud-Anfall kann mit großen Schmerzen in den Fingern bzw. Zehen einhergehen und eine Dauer von einige Minuten bis zu mehreren Stunden haben.

Freitag, 29. Oktober 2021

Chinesische Truppen betreiben auf Twitter Lobbying gegen den Corona-Test von Markus Lanz - Vermischtes 29.10.2021

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Wie Fridays For Future sich selbst marginalisiert

 

Fridays For Future ist, obwohl sie weiterhin beachtlich große Demonstrationen zusammenbekommen und ihre Proteste (coronakonform) selbst durch die Pandemie aufrechterhalten konnten, weitgehend aus den Nachrichten verschwunden. Das ist keine Überraschung. Wenn man genau hinsieht, demonstriert vermutlich auch Pegida noch. Aber es ist eben keine Neuigkeit mehr, die albernen "Generation Greta"-Geschichten sind auserzählt (zugunsten der genauso albernen "Generation FDP"-Artikel) und alles wartet auf den nächsten Zyklus, den man durchnudeln kann. In dieser Lage rutschte mir dieser Tweet in die Timeline:

Für mich ist das ein Zeichen der zunehmenden Marginalisierung, ja, Selbst-Marginalisierung der Bewegung.

Das Genie von Greta Thunberg und eine Grundlage ihres Erfolgs bestand darin, dass sie sich Lösungsvorschlägen konsequent verweigerte. Sie war der Prophet, die Botschaft. "How dare you" war an alle gerichtet, es war eine Aufforderung an alle, zu handeln, mehr zu tun als bislang. Was zu tun war, wer es tun musste, wie genau, das alles überließ Thunberg (weise) stets anderen. Auch ihr deutsches Pendant Luisa Neubauer hielt sich weitgehend an dieses Erfolgsrezept, als sie etwa Vorstandsposten oder parteipolitisches Engagement ablehnte.

Wenn Fridays For Future Deutschland nun gemeinsame Sache mit dem linken Rand der radikalen Kapitalismuskritiker*innen macht, ist das absehbar das Ende der Bewegung als wirkmächtige Kraft, genauso wie die Assoziation mit AfD, Neonazis und dem rechten Rand das Ende von Pegida war. Die Macht solcher Bewegungen beruht auf ihrer parteiübergreifenden Anziehungskraft, ihrer Fähigkeit, Kristallisationspunkt eines Mankos zu sein. Pegida war interessant und wirkmächtig, als es die "Wutbürger*innen", die enttäuschte Mitte, symbolisierte oder zumindest zu symbolisieren schien. FFF war interessant und wirkmächtig, als es "die Jugend" symbolisierte oder zu symbolisieren schien.

Es ist möglich, die Fiktion aufrechtzuerhalten, dass "die Jugend" sich für Maßnahmen gegen die Klimakrise engagiert, aber es ist nicht möglich, eine Fiktion aufzubauen, in der "die Jugend" den Kapitalismus abschaffen will. Das ist eine politische Position, die in Deutschland, sehr großzügig gerechnet, 5-10% der Menschen erreicht. Gleiches gilt für Botschaften der "Grenzen des Wachstums" und eines Endes von kapitalistischem Wachstum insgesamt, wie sie am linken Rand der Klimaschutzbewegung periodisch an die Oberfläche blubbern. Wenn FFF sich mit diesen Forderungen gemein macht, verdammen sie sich zur Existenz als einer weiteren Splittergruppe im am Splittergruppen nicht eben armen linken Protestspektrum.

Die Klimakrise ist ein Thema, das sich parteipolitischen Zuordnungen entzieht, oder besser: entziehen sollte. In Deutschland ist es glücklicherweise noch so, dass außer der AfD keine Klimakrisenleugner existieren. Zwar besitzen CDU und FDP genug von diesen Leuten in ihren Reihen, aber sie spielen in der Parteihierarchie bislang eine genauso große Rolle wie Sozialismusbefürworter in der SPD, nämlich keine.  In den USA etwa ist das anders; hier leugnet die eine, undemokratische Hälfte des Parteispektrums aktiv die Existenz der Klimakrise und sabotiert jeden Versuch, etwas dagegen zu tun. Wohl nicht zufällig leugnet sie auch Covid und sabotiert Pandemiebekämpfungsmaßnahmen, was übrigens auch auf die AfD zutrifft. Ein Schelm, wer an Zufall denkt.

Aber wir brauchen Lösungsansätze aus allen Lagern, um die Klimakrise zu bekämpfen. Wir brauchen, vor allem, den "Buy-In" aller Lager. Ungeachtet jeweiliger persönlicher Präferenzen ist das Wichtigste, dass Grüne UND FDP, CDU UND SPD, die Klimakrise als zentrales Problem begreifen und angehen wollen. Wenn aber die Klimakrise zu einem parteiischen Thema wird, noch dazu eines einer Partei, die nur eine klein Splittergruppe darstellt (und nicht wie etwa die Democrats in den USA die Mehrheit der Bevölkerung), dann steht uns ein Desaster ins Haus.

Bereits bei der Covid-Pandemie zeigte sich auf Besorgnis erregende Weise, wie die Parteiisierung eines Themas rationale Debatten verhindert. Ich hatte mich direkt zu Beginn der Covid-Pandemie für die Bildung eines Untersuchungsausschusses NACH der Pandemie ausgesprochen, und für ihren Verlauf eine weitgehende "loyale Opposition", um diese Problematik so gut es geht zu vermeiden. Auf diese Art hätte man den maximalen Lerneffekt haben können, ohne dass man Streeck und Drosten in Stellvertreter einer parteipolitischen Auseinandersetzung verzerren muss.

Dasselbe Schicksal droht uns für die Klimakrise ebenfalls. Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis jede Seite ihre eigenen Expert*innen auffährt, deren Rat sich jeweils diametral unterscheidet, die Unterschiede zu Fragen von Leben und Tod (und der Wahrung der Bürgerrechte...) hochjazzt und jegliche Möglichkeit, irgendwelche Maßnahmen tatsächlich zu ergreifen, in einer endlosen Kakophonie parteiischen Gebrülls untergeht.

FFF ist ohnehin schon eine Bewegung, deren politische Freunde bei CDU und FDP überschaubar sein dürften. Was genau die Aktivist*innen sich davon erhoffen, mit Botschaften zu einer Revolution gegen den Kapitalismus die Parteizentralen ihrer besten potenziellen Verbündeten zu blockieren, die gerade in Koalitionsverhandlungen mit der FDP stehen, bleibt deren Geheimnis. Sie zwingen die SPD und Grünen dazu, sich gegen FFF zu positionieren.

Noch 2019 sahen es alle Parteien, inklusive CDU und FPD, als notwendig an, warme Worte für die engagierten Jugendlichen zu finden, irgendetwas von pragmatischen Zwängen zu nuscheln und mehr Taten für die Zukunft zu versprechen. Wenn FFF so weitermacht, werden spätestens 2022 alle nur noch abwinken, von "Radikalen" oder "Linksextremist*innen" sprechen und nicht einmal Unrecht damit haben. Vielleicht tut sich FFF dann offiziell mit Extinction Rebellion zusammen, oder mit dem Schwarzen Block, wo sie gerade dabei sind. Ihrem Anliegen jedenfalls erweisen sie so einen Bärendienst, und den können wir uns im Angesicht dieser Menschheitskrise kaum erlauben.

Dienstag, 26. Oktober 2021

Die Kommunikation der Bürokratie über Gerichtshöfe und Impfstoffe lässt laut alleinerziehenden Müttern und radikalisierten Konservativen zu wünschen übrig - Vermischtes 26.10.2021

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) Justice Alito complains, but the evidence is clear: This Supreme Court was built by dark money

How strong a pattern? During Chief Justice John Roberts' tenure, the Court has issued more than 80 partisan decisions, by either a 5-4 or 6-3 vote, involving big interests important to Republican Party major donors. Republican-appointed justices have handed wins to the donor interests in every single case. [...] This pattern did not just happen. It is the fruit of a half-century-long operation by right-wing donors to win through the Supreme Court what they can't win through elected branches of government. [...] The Federalist Society emerged as gatekeeper, monitoring Republican-appointed judges for allegiance to right-wing donor interests, while accepting gobs of anonymous donations. The Judicial Crisis Network and its offshoots sprang up as political attack dogs in the confirmation fights for Federalist Society-approved judges, funded by anonymous donations as big as $17 million. Other front groups groomed convenient plaintiffs to manufacture controversies to give the selected justices cases that would generate precedent favorable to donor interests. Secretly-funded groups also began to lobby the court in orchestrated flotillas — through so-called "friend of the court" briefs — signaling which cases are important to donor interests and advising judges which way the donors want them to rule. They have a perfect winning record. All of this required boatloads of anonymous money; what people who study this clandestine activity call "dark money." The Washington Post has exposed how the right-wing donor network spent upwards of $250 million in dark money on its judicial influence operation; testimony before my Senate Judiciary Courts Subcommittee has since upped that dark money figure to $400 million. Because the funding is covert, we do not know exactly who contributed that money or what interests they have before the court. But rarely do people spend $400 million for no reward. (Sheldon Whitehouse, Salon)

Der Autor ist ein State Senator! Klar, das ist nur eine Einzelmeinung und bei weitem nicht Mainstream bei den Democrats, aber da verschiebt sich seit Monaten schleichend das Overton-Fenster. Gut möglich, dass schon bei der Wahl 2024 der Supreme Court offen als politischer Gegner und nicht mehr als Institution gehandhabt wird.

Dazu kommt, dass Whitehouse ja nicht falsch liegt. Es flossen massive Summen in die Auswahl der republikanischen Richter*innen, und die Rolle der Federal Society in ihrer Auswahl ist bestens dokumentiert. Bisher wurde der rechtsradikale Einschlag des SCOTUS nur unter politischen Gesichtspunkten diskutiert, aber es ist vermutlich ein unterschätztes Element, dass er für wirtschaftliche Interessen käuflich ist. Für seine Legitimität ist das nicht sonderlich viel versprechend.

2) Gute Impfstoffe, schlechte Kommunikation

Dass es dennoch immer noch so leicht gelingt, diesen Erfolg kleinzureden, das hat das öffentliche Corona-Management auch sich selbst zuzuschreiben. Gerade das Robert-Koch-Institut hat allzu oft keine gute Figur gemacht (siehe Kasten). Einen Teil der Verantwortung für den Vertrauensverlust, den die Impfungen erlitten haben, trägt sicher auch die Ständige Impfkommission, die ihre Impf-Empfehlungen immer wieder kurzfristig geändert hatte – noch dazu nicht immer nachvollziehbar kommuniziert. [...] Weshalb es noch ärgerlicher ist, dass Bund und Länder sich parallel auf langwierige Debatten über vermeintlich bevorstehende Massen-Durchseuchungen bei ungeimpften Kindern und Jugendlichen eingelassen haben, obwohl die wahre Risikogruppe die Alten waren und bleiben werden. Denen damit jedoch suggeriert wurde, für sie sei mit der Impfung das Problem gelöst. Was ja in Ordnung gewesen wäre. Solange sie von Anfang an des Restrisikos bewusst gemacht worden wären. So aber gerät dieses Restrisiko erst jetzt immer stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und stellt die Wirksamkeit der Impfungen insgesamt in Frage, obwohl diese, siehe oben, so unglaublich gut ist. Wer sich also wundert, wenn die Impfquoten dann nicht weiter steigen: Hier hat er eine weitere Erklärung. (Jan-Martin Wiarda)

Ich meckere über die miese Kommunikation seit Beginn der Pandemie. Ein Grundproblem scheint mir dabei zu sein, dass hier ein Zielkonflikt besteht. Ich kann nicht einerseits die Pandemiemaßnahmen darauf auslegen, dass sie möglichst feingesteuert sind, um so wenig in die Rechte der Menschen und die Prä-Pandemie-Abläufe eingreifen, aber andererseits in nationalen Medien eindeutig kommunizieren. Wenn Maßnahmen sich über 294 Landkreise und 107 kreisfreie Städte in Deutschland unterscheiden, kann da überhaupt keine gute Kommunikation mehr stattfinden. Alle, die mal über NINA ein Update der herrschenden Regelungen bekommen haben, können da dann noch zusätzlich leidvolle Erfahrungen mit Jurist*innendeutsch hinzufügen. Das ist auch typisch Deutsch: um nur ja alles rechtssicher zu machen, wird Nützlichkeit und Funktionalität ganz hinten angestellt. Furchtbar.

Nur eine willkürliche Anekdote für diesen Blödsinn: wir hatten kürzlich eine Pflichtfortbildung zur korrekten Anwendung der Schnelltests (die Dinger benutzen wir seit 9 Monaten an der Schule, aber klar, lasst uns alle nochmal in einen Raum stopfen und das gezeigt bekommen...). Die Ergebnisse können in einer App gespeichert werden, mit der die getesteten Schüler*innen den Test nachweisen können. Diese App wurde vom Landkreis (!) über die letzten neun (!!) Monate entwickelt, ist nur in diesem Landkreis benutzt und wird auch nur dort als Testnachweis akzeptiert. Es wurde aber ganz stolz verkündet, dass alles datenschutzkonform passiert. Das sind doch nur noch Schildbürgerstreiche, die da veranstaltet werden.

3) Die gesellschaftlichen Umbrüche in einer Ampel-Republik

„Wenn es um gesellschaftliche Modernisierung und um persönliche Freiheit geht, sind die Sozialdemokraten interessante Ansprechpartner für uns Liberale“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle vor Jahren. Er bezog das auf einen Konflikt, der schon in den 70er-Jahren gärte: das Abtreibungsrecht. [...] Auch in der Familienpolitik zeichnen sich eine ganze Reihe von Änderungen ab. So könnten künftig auch unverheiratete Paare ein Adoptionsrecht erhalten. Diskussionen dürfte es beim Thema „Wechselmodell“ geben. Laut FDP sollten nach einer Trennung von Eltern beide gleichermaßen berechtigt und verpflichtet sein, für den Unterhalt und die Betreuung der Kinder zu sorgen.

Ich habe bereits lange vor der Wahl genau dieses Szenario für eine erfolgreiche Ampel entworfen. Es gibt zwischen SPD und Grünen einerseits und der FDP andererseits nur wenig Übereinstimmungen bei der Sozial- und Wirtschaftspolitik, aber gerade auf den Bereichen der Innen- und Gesellschaftspolitik gibt es nicht nur eine große Übereinstimmung, sondern auch einen in 16 Jahren konservativer Regierung einen ungeheuren Reformbedarf und genug zu tun. Das bisherige Programm der Ampel, wie es sich aus den Sondierungspapieren herauslesen lässt, stimmt da hoffnungsvoll.

4) Als wären Mütter zu bequem

Statt gerechter zu verteilen wird aber überall versucht, aus Frauen noch mehr Lohnarbeit zu pressen: Man müsse für Frauen „Teilzeit weniger attraktiv“ machen. Raus aus der Teilzeitfalle! Nicht die Väter, sondern die fehlende Kinderbetreuung sei schuld, und Teilzeit sei nun mal eine Armutsfalle. Und während das nicht komplett falsch ist, ist es aber so nachhaltig, wie sich in einem Schneesturm in die Hose zu pinkeln, weil das kurz wärmt. Eine Armutsfalle sind Teilzeitjobs vor allem, wenn sie schlecht bezahlt sind. Doch es ist kein Naturgesetz, Frauen schlecht zu bezahlen, genauso wie die 40-Stunden-Woche kein Naturgesetz ist. Es geht dabei mehr um Macht als um Produktivität. Sonst hätte der Arbeitstag längst fünf Stunden und die Arbeitswoche vier Tage. Und zwar nicht nur für Eltern. Die Kinderbetreuung auszubauen, ist dringend nötig, um die Last von Eltern, vor allem von Alleinerziehenden, zuverlässig zu mindern. Dennoch kann es keine Konsequenz sein, Kinder von 8 bis 18 Uhr betreuen zu lassen, weil man sonst die Miete nicht bezahlen kann und kaum Rente bekommt. Bemerkenswert ist der misogyne Unterton. Als wären Mütter zu bequem. Als hätten sie es sich kuschelig gemacht in ihrer kleinen Armutsfalle voller Freizeit und Prosecco, ohne in ihrem kleinen Hirn zu verstehen, was das bedeutet. Doch mit der Realität hat das nichts zu tun. Die Verantwortung, die Männer, Arbeitgeber und Politik an der Altersarmut von Frauen haben, wird komplett ausgeblendet. (Saskia Hödl, taz)

Es gibt keine Gruppe, die auch nur annähernd so armutsgefährdet ist wie alleinstehende Mütter. Das liegt sicher nicht daran, dass sie alle zu faul zum Arbeiten wären, sondern dass sie gleich mehrfach diskriminiert werden. Es gibt auch kein echtes Interesse seitens der Sozial- oder Arbeitspolitik, diese strukturellen Probleme aufzubrechen. Diese Kritik müssen sich alle Parteien gleichermaßen gefallen lassen. Deutschland bleibt generell eine familien- und kinderfeindliche Nation, und das zieht sich durch alle Bereiche.

5) The European right is in retreat

But today, conservative parties are struggling and the broad left is showing signs of strength across Europe. It's a tentative sign that the far-right extremism fueled by the 2008 economic crisis is running into its limits. [...] All these countries have their own national peculiarities, and of course I am no expert. But one can still point to two developments that have undoubtedly had a powerful effect in every European country: the 2008 financial crisis and the coronavirus pandemic. As I have previously written, after the financial crisis, Europe suffered under hegemonic austerity politics that created an economic lost decade. [...] After 2008, a crisis afflicting all of Europe was catastrophically mishandled, and problems were unfairly pinned on helpless scapegoats like Greece. The result was economic disaster, political chaos, and a rise in right-wing extremism. But in 2020, a similarly-broad crisis was approached with a reasonable amount of continent-wide solidarity. Every country in the E.U. got at least modest help, helping to discredit the nationalist xenophobia of right-wing parties. As compared to 2016, when the appalling economic performance of the eurozone helped fuel the Brexit vote, today E.U. membership is looking like a much more appealing proposition (as Britain suffers from terrible supply problems no less). [...] Let us hope that the mistakes of 2008-12 can be undone, European democracy can be revitalized, and the continent can get the economic recovery it should have gotten 12 years ago. (Ryan Cooper, The Week)

Hoffen wir mal, dass der Optimismus des Artikels gerechtfertigt ist. Grundsätzlich lässt sich der Trend dieser Tage jedenfalls tatsächlich beobachten. Gerade in Ungarn und Polen darf man sich ja erstmals zarte Hoffnung auf eine Abwahl der Rechtspopulisten machen, in Österreich ist mit Kurz der Darling der deutschen rechtskonservativen Szene gefallen, die Umfragewerte für Macron sehen recht stabil aus, und so weiter. Aber sicher ist da noch gar nichts.

Ich finde es wichtig noch darauf hinzuweisen, dass Cooper völlig Recht mit seiner Ursachenanalyse hat. Nichts hat den Aufschwung der Rechtspopulisten so sehr gestützt wie die Finanzkrise 2008ff., und nichts hat ihnen so sehr geschadet wie die Corona-Pandemie, in der es gerade die moderaten Demokratien waren, die (im Westen) am besten durch die Krise kamen. Das scheint mir noch ziemlich unterbewertet.

6) Squid Game. Nicht jeder Erfolg ist auch eine Empfehlung.

Es ist der niederländische Historiker und Aktivist Rutger Bregman, der in seinem neusten Buch unter dem programmatischen Titel «Im Grunde gut» mit dieser sogenannten «Fassadentheorie» abrechnet. An vielen Beispielen zeigt er, dass die zugrundeliegende Idee einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhält. Was man im Reality-TV zu sehen bekommt, ist nicht die «Wirklichkeit», sondern das Ergebnis gezielter Manipulation und geskripteter Streitgespräche. Sie sichern die Quote, verzerren aber strategisch unser Bild vom Menschen. Sogar in Kriegssituationen zeichnet sich der Mensch durch hartnäckige Skrupel aus, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Historische Berichte und forensische Analysen bezeugen die Tendenz von Soldaten, absichtlich über den Feind hinwegzuschießen, Flinten mehrfach zu laden (um nicht abdrücken zu müssen), und ihre Bajonette notorisch unbenutzt zu lassen. [...] Der Antihumanismus von «Squid Game» wird noch zugespitzt durch die digitale Konstruktion der Entscheidungssituation, vor welche die Teilnehmenden in jeder Spielrunde erneut gestellt werden: Es gibt immer nur Leben oder Tod, du oder ich. Kein Verhandlungsspielraum, keine kreativen gemeinsamen Lösungen, keine vermittelnden Positionen. Das ist die typische Versuchsanordnung, mit der auch in der Philosophie gerne ethische Konflikte veranschaulicht werden (wie etwa das berühmte «Trolley-Dilemma»). Aber unsere Welt ist nicht digital. (Manuel Schmid)

Ich kann den Hype um Squid Game nicht wirklich nachvollziehen, ich finde die Prämisse nicht nur wenig ansprechend, sondern auch intellektuell reichlich unterfordernd (zu diesem Zeitpunkt ist es glaube ich nicht mehr wirklich ein Spoiler, dass es Superreiche sind, die das Gemetzel zu ihrem persönlichen Amüsement veranstalten; eine so ausgelutscht-dumme Prämisse, dass man ihr nicht mal das Label "kapitalismuskritisch" umhängen mag).

Aber es ist gut, dass Manuel Schmid hier auf die miese psychologische Faktenlage dieses und ähnlich gelagerter Szenarien eingeht (ich sag nur: The Walking Dead). Denn tatsächlich ist es so, dass Menschen in Katastrophensituationen gerade nicht wie Hobbes'sche Wölfe agieren, sondern vielmehr wie Rousseau'sche Gemeinwesen.

Wen es interessiert: Auch Philipp Wampfler denkt über die Serie nach und sieht sie als eine Allegorie auf die Schule. Bob Blume widerspricht dem heftig.

7) Gefangen im kafkaesken Staat

Für das, was die Bürokratie anrichtet, haben sich Bürokraten ein wunderbares Wort ausgedacht: Erfüllungsaufwand. So nennen sie „den Zeit­aufwand und die Kosten, die den Bürgerinnen und Bürgern, der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung durch die Befolgung einer gesetzlichen Vorgabe entstehen“. Auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes ist nachzulesen, dass die Bundesministerien in Berlin verpflichtet sind, den Erfüllungsaufwand genau zu messen. Das sei wichtig für die „Gesetzes­folgen­abschätzung“ und für die „Auswahl der am wenigsten aufwändigen Regelungs­alternative“. Und schon stecken wir mittendrin in der Bürokratie. [...] Doch der Vorwurf an die Beamten und Angestellten trifft die Falschen. [...] Die Ökonomen haben andere Verantwortliche ausgemacht – Politiker mit geringer Weitsicht und riesiger Geltungssucht. Die Theorie dahinter geht so: Regierungspolitiker kommen an die Macht und haben nicht viel Zeit, um etwas zu bewegen. Weil sie gerne wiedergewählt werden wollen, müssen sie ihren Wählern schnell vorweisen, dass sie etwas bewegen können. Nichts eignet sich dafür besser als neue Gesetze. Wenn es eine gut funktionierende Bürokratie gibt – also schnell und effizient arbeitende Ministerien und Behörden –, sind die Folgen einer Reform für die Wähler rasch zu sehen. Wechseln die Regierungen häufig, gibt es sehr viele Reformen, was diejenigen, die Gesetze auszuformulieren und umzusetzen haben, ans Limit bringt. Es beginnt ein Teufelskreis: Überlastete Beamte schaffen es nicht mehr, neue Gesetze umzusetzen, Reformen versanden oder greifen erst mit großem zeitlichen Abstand. Unter solch schlechten Voraussetzungen haben vor allem eher inkompetente Politiker den Forschern zufolge einen Anreiz, in noch schnellerer Frequenz schlecht gemachte Gesetze zu erlassen, die beim Wähler Tatkraft signalisieren, das gesamte System aber nur noch weiter überlasten. Es entstehe eine Abwärtsspirale aus schlechten Gesetzen und überflüssiger Bürokratie, die zu einem „kafkaesken Staat“ führe. (Johannes Pennekampp, FAZ)

Ich finde es gut, wie Pennekampp hier die Ursachen des Bürokratiewustes hervorhebt. Denn die lassen sich nicht durch fromme Wünsche nach "weniger Bürokratie" beseitigen. Selbst im Mutterland des schlanken Staats, den USA, ist dieses Problem ja seit längerem bekannt und wurde auch schon vor geraumer Zeit in einem Paper mit dem passenden Namen "Kludgeocracy" belegt. Eine weitere Quelle des Problems benennt Pennekampp dagegen nicht: der starke Einfluss von organisierten Einzelinteressen. Denn die durch Lobbyist*innen errungenen Regulierungen sind immer partikularistisch, und je genauer sie auf die Interessen der Geldgebenden eingehen können, desto besser für diese - und desto schlechter ist logischerweise am Ende das Gesetz.

8) Labour, National announce sweeping housing density law, three-storey homes without consent

The Government and National have unveiled a new bill to force councils to allow more dense housing by de-fanging planning laws. New intensification rules will allow buildings of up to three storeys on most sites in cities without any need for resource consent from August 2022. That will now take effect from August 2023, instead of August 2024. Analysis from PWC suggests these changes will add between 48,200 and 105,500 new dwellings over the next five to eight years. The medium density changes will allow landowners in Auckland, Hamilton, Wellington, and Christchurch to build up to three storeys and on up to 50 per cent of their land without resource consent. Homes will still need to comply with the building code so will still need to meet standards for durability, weatherproofing, and safety. [...] "The medium density residential standards (MDRS) will enable landowners to build up to three homes of up to three storeys on most sites up to 50 per cent maximum coverage of the site without the need for a resource consent,” Parker said. “Before this change, district plans would typically only allow for one home of up to two storeys.” [...] Willis wrote to the Government earlier this year to offer bipartisan support for more drastic measures. (Henry Cook, stuff.com)

Neuseeland macht hier etwas, das ich schon seit Längerem fordere. Wenn man mehr Wohnraum haben will, muss man mehr Wohnraum bauen, und zwar dort, wo Menschen tatsächlich wohnen wollen. Klingt komisch, ist aber so. Um das zu erreichen, muss man allerdings die Macht der Nimbys brechen. Und das ist politisch eine Herausforderung, die ihresgleichen sucht. Man denke nur an die aggressive Reaktion auf die vergleichsweise bescheidene grüne Forderung aus dem Wahlkampf, künftig im zentralen Hamburger Stadtgebiet keine Einfamilienhäuser mehr zu bauen. Eigentlich ist es common sense, dass es eine Verdichtung braucht, aber wenn es um die Verteidigung der Interessen der Wählendenschaft geht besteht da wenig überraschend wenig Interesse daran.

9) Da schlummert erhebliches Konfliktpotenzial

Zum Beispiel soll es "weniger umweltschädliche Subventionen" geben, entgegnete Habeck. Und umriss in noch längeren Bögen Finanzierungsideen sowie seine Ansichten zur Pendlerpauschale (die bestehen bleiben soll), zur Schuldenbremse und zur Vermögenssteuer, die nicht beschlossen wurde, aber ohnehin nicht im Bundeshaushalt landen würde. Jedenfalls würden die Grünen bei der Strategie bleiben, das, "was volkswirtschaftliches Vermögen schafft, durch Kredite zu finanzieren". Das könnte 50 Milliarden Euro im Jahr oder mehr Geld betreffen. [...] Dazu hatte Lanz einen passenden Einspieler parat: einen Wahlkampfauftritt des FDP-Chefs Christian Lindner, in dem er Habecks Rezept, Schulden lieber als "Kredit" zu bezeichnen, lächerlich machte. Worauf Habeck im Studio mit einer überraschenden Volte reagierte: Eben der in Deutschland gewohnte, in den USA und in China dagegen unübliche Verzicht auf Schulden, ergo auf Investitionen, sei Schuld daran, dass Europa technologisch in Rückstand geraten sei und immer weiter verliere. Und sicher, "Schulden machen und Kredite aufnehmen ist das gleiche", sagte Habeck sehr deutlich. Da dürfte also erhebliches Konfliktpotenzial mit der FDP schlummern. Oder deutete der geopolitische Exkurs eher an, was für wirklich große Ziele sich die nächste Bundesregierung steckt? [...] So große Fragen beantwortet Lanz' Talkshow nicht. Zumindest parierte Habeck souverän und in solch langen Bögen, wie sie Talkshow-Gäste selten ununterbrochen durchhalten können, ziemlich unterschiedliche Kritik. Und machte dabei durchaus den Eindruck, auch das von FDP-Chef Lindner ebenfalls begehrte Finanzministerium leiten zu können. (Christian Bartels, T-Online)

Ich habe da bereits gestern darüber geschrieben. Die Schuldenbremse ist effektiv tot, und der Versuch, sie gegen alle Vernunft aufrechtzuerhalten, schadet dem Land und der EU wie kaum etwas anderes. Natürlich wäre Habeck der bessere Finanzminister, aber es gibt kein Szenario auf dieser Welt, in dem die FDP dieses Ministerium nicht bekommt, wenn sie eine Koalition eingeht, ob Jamaika-, Ampel- oder Deutschlandkoalition. Dass hier "erhebliches Konfliktpotenzial" schlummert ist keine Frage, die Vorstellungen sind fast entgegengesetzt. Die Frage ist, wie kompromissfähig die Parteien hier sind. Ich würde davon ausgehen, dass die schon eine Formel finden werden.

10) Die geförderte Katastrophe

Klar, die AfD-Stiftung ist natürlich ein Geschwür für die Demokratie, aber ich sehe kein demokratisch-rechtsstaatliches Verfahren, in dem man ihr den gleichberechtigten Status wie den anderen Parteistiftungen vorenthalten will. Wie groß der Einfluss der Stiftung tatsächlich sein wird, bleibt abzuwarten. Sicherlich wird sie zur inneren Festigung des rechtsradikalen Lagers beitragen, aber ob sie dazu angetan sein wird, der AfD zusätzliche Anhängerschaft zuzuschanzen, bleibt abzuwarten. Es ist ja jetzt nicht so, als ob etwa die Naumann-Stiftung eine große kausale Verbindung zum elektoralen Erfolg der FDP hätte.

11) Die Verrückung der Normalität

Ich habe schon öfter darauf hingewiesen, dass Populisten der Ränder nur dann erfolgreich sein können, wenn die Mitte sie lässt. Rechtspopulisten in Europa wie den USA gewannen dann, wenn demokratische Konservative sie als Verbündete betrachteten. Die Worte "radikalisierter Konservatismus", die Strobl hier benutzt, mögen wie ein Paradoxon klingen, aber sie beschreiben ziemlich genau, was etwa in den USA oder Österreich passiert ist. In anderen Ländern wie Frankreich oder Ungarn hat sich der Konservatismus dagegen praktisch als politische Kraft aufgelöst (wie im Übrigen auch die Sozialdemokratie).

In Deutschland ist bislang weder das eine noch das andere der Fall, aber das muss nicht ewig so bleiben. Das aktuell größte Potenzial für einen radikalisierten Konservatismus bietet wohl Friedrich Merz, der zumindest alles daran setzt, die CDU in diese Richtung zu bewegen, in der irrigen Annahme, damit den Vormarsch der Rechtsradikalen der AfD und Konsorten einhegen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass die Brandmauern innerhalb des Konservatismus dem Einhalt gebieten können.

Montag, 25. Oktober 2021

Die Schuldenbremse ist tot

 

Als die DDR unterging, zeigte sich, dass den Sozialismus in seinem Lauf zwar weder Ochs noch Esel, sehr wohl aber die Realität aufhielt. Ideologische Stromlinienförmigkeit, absolute Prinzipientreue und weltanschauliche Unerschütterlichkeit mochten zwar eine Parteikarriere ermöglichen, aber kein noch so detailliert ausformulierter Fünf-Jahr-Plan kam gegen die unerbittliche normative Kraft des Faktischen an. Ähnlich ist es bei der Schuldenbremse. Ihr mangelt es nicht an absolut überzeugten und determinierten Verfechtern, die bereit sind, eher 2+2=5 ins Grundgesetz zu schreiben als ihr liebstes ideologisches Projekt aufzugeben. Aber das ändert wenig daran, dass sie gescheitert und im Grunde tot ist.

So wie alles, was in der DDR auch nur ansatzweise funktionierte, dies trotz, nicht wegen der Planungsbehörden tat und diese umgehen musste, so verhält es sich auch mit der Schuldenbremse. Im sozialistischen Utopia flossen Schmiergelder, wurde geschmuggelt und wurden Absprachen aller Art getroffen, Kuhhändel geschlossen und Regeln umgangen, um den Laden einigermaßen am Laufen zu halten. Das lief mehr schlecht als recht und am Ende eigentlich nur noch schlecht.

Auch die Schuldenbremse ist nicht mehr das Papier wert, auf dem sie geschrieben steht, genauso wie ihre große Schwester, der Stabilitäts- und Wachstumspakt. Der 30jährige Versuch, eine ideologische Wirtschaftspolitik zu betreiben, ohne Rücksicht auf die Realität zu nehmen, ist gescheitert. Genauso wie beim realsozialistischen Experiment ist der Kollateralschaden beträchtlich, wenngleich er mit deutlich weniger menschlichem Leid auskommt. Auch in seinem Scheitern zeigt sich der Kapitalismus dem Realsozialismus noch überlegen.

Bevor wir genauer anschauen, warum dieses ideologische Experiment scheiterte und warum es politisch trotz aller Absichtsbekundungen tot ist, eine kurze Geschichte dieser beiden Instrumente.

Der Stabilitäts- und Wachstumspakt wurde von der Kohl-Regierung als ein Teil des Preises eingetrieben, den Frankreich für die Einführung seines Herzenswunsches, des Euro, bezahlen musste (der andere war die Einrichtung der EZB in Frankfurt als Spiegelbild der Bundesbank). 1993 war die Wirtschafts- und Währungsunion in Maastricht ratifiziert worden, die 1997 durch den Stabilitäts- und Wachstumspakt ergänzt wurde. Er enthält die berüchtigten beiden Kennzahlen der Staatsverschuldung: maximal 3% der jährlichen Wirtschaftsleistung, maximal 60% des BIP insgesamt.

Die Schuldenbremse wurde 2009 von CDU und SPD eingeführt. Die SPD versprach sich von ihrer tatsächlich eine Steuersenkungsbremse: angesichts einer dräuenden CDU-FDP-Regierung wollte sie dieser mit der Schuldenbremse fiskalisch die Hände binden, damit sie nicht zu viele Kürzungen vornehmen konnte. Dieses Kalkül kann man höflich als kurzsichtig beschreiben, aber es ging grundsätzlich auf: die große Steuerreform blieb zwischen 2009 und 2013 jedenfalls aus. Die Schuldenbremse begrenzt die Nettokreditaufnahme auf 0,35% des BIP, sieht jedoch automatische Angleichungen für die Konjunkturlage und Mechanismen zur Außerkraftsetzung in Krisen vor.

Beide Instrumente stießen auf krisenhafte Umstände, die ihre Modifikation erforderten. Besonders unnachgiebig war der starre Stabilitäts- und Wachstumspakt, der im Lauf der Finanz- und Eurokrise so oft und umfassend reformiert wurde, dass er mittlerweile kaum mehr wiederzuerkennen ist; die Corona-Pandemie versetzte ihm effektiv den Todensstoß. Die Klagen seiner Verteidiger*innen zu diesem Umstand sind vollkommen richtig: der SWP ist mittlerweile zwar noch irgendwie rechtsgültig, hat aber mit seiner ursprünglichen Konzeption nur noch wenig zu tun.

Der Schuldenbremse droht gerade dasselbe Schicksal. Bereits während der Finanz- und Eurokrise stieß sie immer wieder an ihre Grenzen, doch es war die Corona-Pandemie, die sie endgültig ad absurdum führte. Ohne die massive Öffnung der Kredithähne wären die gesamtgesellschaftlichen Kosten ohne Zweifel deutlich höher gewesen als die Kreditaufnahme. Man kann nur auf Knien dankbar sein, dass ein Sozialdemokrat und nicht ein Christdemokrat oder Freidemokrat im Finanzministerium saß.

Man sollte nicht annehmen, dass die Verteidiger*innen es nicht ernst meinten: Die FDP und der rechte Flügel der CDU unter dem damaligen Wortführer Wolfgang Bosbach ließen beinahe die Regierung über die Frage der buchstabengetreuen Einhaltung des SWP scheitern; Merkel überlebte nur dank Leihstimmen der SPD. Wie so oft erwiesen sich die Sozialdemokraten selbst in der Opposition als bis an die Schmerzgrenze verantwortungsbewusst.

Diese Position ist dabei keine Minderheitsposition. Die überwältigende Mehrheit der Deutschen liebt die Schuldenbremse, zumindest im Prinzip. Gefragt, ob sie Habeck oder Lindner als Finanzminister bevorzugen würden, antworteten fast 50% mit Lindner und kaum 24% mit Habeck; nicht einmal im "linken Lager" genießt die Idee einer nicht schuldenbremsebasierten Finanzpolitik eine Mehrheit.

Das führt zu einer paradoxen politischen Situation. Die Forderung, die Schuldenbremse abzuschaffen, ist offensichtlich eine politische Totgeburt (ohne die CDU wäre die Verfassung niemals zu ändern), weswegen immer kreativere Methoden gefunden werden, um sie zu umgehen. In der Rezession ist sie, wie die Pandemie gezeigt hat, effektiv bereits erledigt. Doch angesichts des gewaltigen Investitionsstaus einerseits und den Herausforderungen der Klimakrise andererseits, nicht zu sprechen von Unternehmungen wie dem 2%-Ziel der NATO, ist allen Beteiligten klar, dass die Staatsausgaben in den nächsten Jahren steigen werden. Kürzungen sind aber fast nicht möglich, weil die größten Ausgabeposten gar nicht angetastet werden können (Stichworte: Hartz-IV, längerfristig verplante Gelder, etc.). Da Steuererhöhungen andererseits niemals die Summen ergeben können, die nötig wären (auch wenn die linken Parteien aus taktischen Gründen diesen Eindruck zu erwecken versuchen), bleibt eigentlich nur die Kreditaufnahme.

Man achte nur einmal darauf, wie häufig in der letzten Zeit die Idee eines Investitionsfonds oder ähnlich gelagerter Instrumente in die politische Debatte eingebracht wird, gerade auch von Ökonom*innen, die bisher nicht unbedingt durch ihre Nähe zum linken Lager aufgefallen sind. Investitionsfonds haben den großen Vorteil, einerseits direkter den privaten Sektor zu involvieren als die das eher schwerfällige Instrument direkter staatlicher Ausgabenpolitik tut, und andererseits nicht unter die Begrenzungen der Schuldengrenze zu fallen. Dafür ist "nur" ein bisschen buchhalterisches Jiu-Jitsu vonnöten.

Diese Art von Tricks kennt man bereits vom SWP, der, wie bereits mehrfach erwähnt, mittlerweile zwar etwas regelt - aber nicht das, was ursprünglich einmal beabsichtigt war. Das ist sehr problematisch, denn auf diese Art wird letztlich das System ausgehölt, das Fundament beschädigt. Es werden zwar noch Lippenbekenntnisse abgegeben, aber längst nicht mehr danach gehandelt. Auch das erinnert an die DDR: dem Sozialismus wurden Lippenbekenntnisse gewidmet, aber niemand handelte mehr danach. Das hölte das System aus und schuf mehr als alles andere die Grundlage für den schnellen Zusammenbruch 1989/91.

Es ist natürlich eine Frage des Standpunkts, wie man das bewertet. Ich lasse wenig Zweifel daran, dass ich die Schuldenbremse genauso wie den SWP für eine grundsätzlich schlechte Idee halte. Sie ist rein ideologisch motiviert und hat keine Verankerung in irgendwelchen realen Grundlagen; die Zahlen sind politisch. Warum 60% vom BIP und nicht 65%? Warum 3% Neuverschuldung und nicht 2,5%? Es sind erfundene Zahlen, die eine willkürliche Grenze definieren, weil man eine Grenze definiert haben wollte. Die Ideologie verlangte es.

Denn die grundlegende Idee hinter diesen Instrumenten ist, dem Staat so weit wie möglich die Gestaltungsmacht zu nehmen. Die "Unabhängigkeit" der Notenbanken (die keine echte Unabhängigkeit ist) gehört in das gleiche Spektrum. Der beherrschende Wunsch ist, dem Parlament und der Regierung Spielräume zu nehmen. Diese Position kann man durchaus vertreten - es ist ein legitimes Ziel, Ausgaben und Interventionen des Staates einschränken zu wollen - aber man sollte auch ehrlich sein, dass man dieses Ziel verfolgt. Genau das tun aber die Verteidiger*innen dieser Instrumente nicht.

Fast 30 Jahre lang sicherte die institutionelle Dominanz der Ideolog*innen diese Instrumente ab. In die Bundesbank wurde nur berufen, wer vorher absolute Linientreue bewiesen hatte. Der Rat der Wirtschaftsweisen bestand zu 4/5 aus Gleichgesinnten. Medial galt nur als satisfaktionsfähig, wer diese Linie mittrug. Und so weiter. Doch inzwischen bröckelt diese ideologische Front, und zwar vor allem, weil die Realität sich einfach nicht länger ignorieren lässt. Als es "nur" darum ging, die Wirtschaft anderer Länder zu ruinieren, noch dazu die Südeuropas, hielt die Front, aber seit in der Pandemie die Folgen der ideologischen Linientreue massiv die eigene Bevölkerung treffen würden, wurden diverse Leute zum Offenbarungseid gezwungen. Ideologische Vorkämpfer wie Lars Feld oder Jens Weidmann haben das Handtuch geworfen und einer Riege pragmatischerer Akteure Platz gemacht, die mittlerweile sogar den Hort der Linientreue, die Bundesbank, auf eine pragmatischere Linie gebracht haben.

Während die ökonomische Zunft bereits in großen Schritten Abschied von den alten Paradigmen nimmt, sieht das in der Politik noch anders aus. Die Linien verlaufen etwas unübersichtlich: Zwar gibt es eine klare Links-Rechts-Trennung, bei der SPD, Grüne und LINKE seit der Bundestagswahl 2021 auch offiziell Abschied von der Schuldenbremse nehmen, während CDU, FDP und AfD weiter an ihr festhalten. Aber die neuen politischen Lager erlauben es nicht, daraus Resultate folgen zu lassen; jede mögliche Koalition besteht aus Vertretern beider Lager.

So auch die nun anstehende Ampel. Von Beginn an war klar, dass eine Ampel nur unter einer Bedingung zustandekommen würde: Christian Lindner wird Finanzminister. Wie beschrieben deckt sich das auch mit den Wünschen und Vorstellungen der Mehrheit, die in der FDP offensichtlich eine Hüterin der Geldbörse und Garantie gegen angebliche linke Unseriosität auf wirtschaftlichem Gebiet sieht. 40 Jahre ideologische Indoktrinierung sterben nur langsam, da kann Ostdeutschland bekanntlich ein Lied von singen.

Es ist verständlich, dass der Rest der Welt bei weitem nicht so positiv auf einen Finanzminister Lindner blickt wie die Deutschen, vor allem, nachdem vier Jahre Olaf Scholz zeigten, was pragmatische Finanzpolitik gegenüber ideologischer Beharrung ausrichten kann. Lindner ist, in Abwandlung des berühmten Sun-Covers von 1998, der "gefährlichste Mann Europas". Niemand hat so viel Potenzial, nicht nur die europäische, sondern die weltweite Wirtschaft in die Krise zu stürzen wie er.

Gleichzeitig zeigen die immer windigeren Umgehungsmanöver der Schuldenbremse und des SWP, dass Alternativen bestehen. Es sind zwei Szenarien für die Zukunft denkbar. Lindner ist überzeugter Schuldenbremsenideologe und wird alles in seiner Macht stehende tun, um sie aufrechtzuerhalten. Das wird nicht nur die Koalition bis aufs Äußerste spannen, sondern auch verheerende Effekte für die Wirtschaft inner- und aiußerhalb Deutschlands haben. Oder er zeigt sich pragmatisch und lässt die Umgehungsmaßnahmen wenigstens in manchen Fällen geschehen. Es ist quasi der Unterschied zwischen Angela Merkel und Wolfgang Schäuble, nur dass weder Scholz die Macht Merkels über Schäuble hat noch Lindner auch nur annähernd dieselbe Loyalität zu Scholz verspüren dürfte wie Schäuble zu seiner Parteichefin.

So oder so aber ist die Schuldenbremse tot. Sie erreicht ihre Ziele nicht, hat sie auch nie erreicht, wird sie nie erreichen. Sie steht im Weg, versucht Entscheidungen aus dem Bereich demokratischer Meinungs- und Entscheidungsfindung herauszuziehen, die im Kern politisch sind, versucht, die Realität in ein Korsett aus juristischen Formeln zu zwingen. Aber die Realität schert sich nicht um die Ideologie, und wenn beides in direkten Konflikt gerät, verliert immer die Ideologie. Die Kosten dafür allerdings sind für gewöhnlich horrend. Bleibt zu hoffen, dass das dieses Mal nicht der Fall sein wird.

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Die rechtsblauen Medien gefährden die Demokratie

 

Ein Medienskandal erschüttert die Bundesrepublik. Mächtige Medienschaffende haben Journalist*innen befohlen, politisch ungenehme Recherchen zu begraben. Hinter den Kulissen werden Absprachen getroffen, um die Berichterstattung in die gewünschten Bahnen zu lenken. Aktivist*innen schreiben moralinsaure Artikel, anstatt objektiv über Fakten zu berichten. Die Chefs der großen Medienanstalten nehmen Einfluss auf die Politik. Es geht nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, um die große Verschwörung der linksgrünen öffentlich-rechtlichen Medienanstalten. Vielmehr geht es um den ungleich größeren und mächtigeren Komplex der rechtsblauen Medien, deren Geschäftsgebahren dieser Tage unverhofft unter ein grelles Scheinwerferlicht kam. Es geht, wie sollte es anders sein, um den Axel-Springer-Verlag.

Der steht aktuell nicht im Fokus nur einer Krise, nicht einmal einer Doppelkrise. Vielmehr geht es um eine Dreifachkrise. Und eine ist schlimmer als die nächste. Da wäre der (nun ehemalige) BILD-Chef Julian Reichelt, der in einer Welle von Anschuldigungen sexuelle Missbrauchs von seinem Busenfreund und Chef Matthias Döpfner, seines Zeichens Springer-Chef, entlassen wurde. Da wäre der Umgang mit den Vorwürfen gegen eben jenen Julian Reichelt, den Döpfner und die mit ihm befreundeten anderen superreichen Verleger mit aller Macht unter den Teppich zu kehren versuchten. Und da wäre die Person Döpfners selbst, dessen politische Ansichten von skurril bis besorgniserregend reichen.

Aber der Reihe nach. Beginnen wir bei Julian Reichelt. BILD-Chef war noch nie eine Position, die besonders dazu angetan wäre, Sympathien zu sammeln. Es ist schwierig, als netter Mensch aufzutreten, wenn man das größte Schmierblatt der Republik leitet. Eine gewisses moralisches Vakuum ist dafür zwingend vonnöten.

Die Vorwürfe sind mittlerweile bereits einige Monate alt. Diverse weibliche Nachwuchskräfte im Springerkonzern warfen Reichelt vor, von ihm das "Angebot" erhalten zu haben, gegen Sex im Konzern aufzusteigen. Man darf sich an dieser Stelle Marlon Brandos Tonfall vom "Angebot, das man nicht ablehnen kann" vorstelle, denn Reichelt nutzte seine Macht nicht nur durch das ethisch bereits ohnehin nicht zu verteidigende Angebot aus, sondern drohte den betroffenen Frauen mit dem Jobverlust, wenn sie seinen Avancen nicht nachkamen. Das Muster rapider Beförderungen für seine Affären und deren genauso rapide Beseitigung nach deren Ende allein spricht für sich.

Ein sprinterinternes Team, das dieser krassen Compliance-Verletzung auf die Spur ging, war ein Versuch der Schadensbegrenzung. Reichelt wurde von seiner Tätigkeit freigestellt, das Team "recherchierte", und nach sage und schreibe 12 Tagen wurde die Affäre von Konzernchef Döpfner für beendet erklärt und Reichelt als voll rehabilitiert wieder eingesetzt. Die betroffenen Frauen stellte man mit der aus de Milieu reicher Männer gewohnten Kombination aus Zahlungen und Schweigeabkommen ruhig.

Und dabei hätte es aus Sicht des Axel-Springer-Verlags dann auch ein Ende finden können. Tat es aber nicht. Es brauchte einen persönlichen Anruf Reichelts beim Handelsblatt, um eine dortige Recherche abzuschießen. Ein Journalist*innenteam, das zur Verlagsgruppe Ippen gehörte, war der Story ebenfalls auf der Spur, und nicht nur für 12 Tage. Aber als sie praktisch veröffentlichtungsreif war, griff der Verleger Dirk Ippen höchstpersönlich ein und beerdigte die Geschichte. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

Und da hätte es erneut seine Bewandtnis haben können. Doch Döpfner setzte zum nächsten und bislang größten Coup des erfolgreichen und ambitionierten Verlagshauses an: für einen zehnstelligen Betrag erwarb er das amerikanische Online-Politmagazin "Politico". Doch anders als in Deutschland, wo die Verlegerkrähen friedlich nebeneinander sitzen, schreckte das die amerikanische Medienlandschaft gehörig auf.

Dieser Schreck dürfte Döpfners Selbstbewusstsein als globalem Medienplayer gut getan haben, bis die New York Times diese Woche einen eigenen Artikel zu Reichelts Sex-Affäre veröffentlichte - mit dem pikanten, aber zutreffenden Spin, dass es sich dabei um ein Symptom der generellen Arbeitsatmosphäre im Springerkonzern handle. Wer glaubt, dass es sich hier nur um die Attacke eines gekränkten Wettbewerbers geht, dürfte sich durch die explizite Ansage des Springerkonzerns widerlegt fühlen, dass man die Arbeitskultur des deutschen Verlags nicht auf Politico zu übertragen gedenke. Den deutschen Journalistinnen dürfte das ein geringer Trost sein, und es ist ein Armtszeugnis für Deutschland, dass Döpfner kein Problem hat, sexuellen Missbrauch als Teil der Arbeitskultur zu qualifizieren.

Hierzulande schließen die Springer-Journalist*innen stattdessen die Reihen. Sie werfen sich für Reichelt in die Bresche und betonen seine Leistungen als Journalist, die keinesfalls deswegen entwertet werden dürfen, weil er seine Macht missbraucht hatte, um von Berufsanfängerinnen Sex zu erzwingen. Im Hause Springer wurde wirklich gar nichts verstanden, was in den letzten Jahren unter dem Stichwort #MeToo verhandelt wurde. Das ist leider ein verbreitetes Phänomen im Journalismus; man erkennt es auch an dem kramphaften Versuch, das Kind nicht beim Namen zu nennen,

Die Entlassung Reichelts war nach diesen Vorgängen jedenfalls unumgänglich. Wenn man die dürre Pressemitteilung des Axel-Springer-Verlags ansieht, ist offenkundig, wie wenig man hinter der eigenen Handlung steht. Reichelt wurde nicht wegen, sondern trotz seiner Eskapaden entlassen. Er war ein Bauernopfer für die wirtschaftlichen Interessen des Konzerns in den USA, die jede Männerfreundschaft zwischen Döpfner und Reichelt übertrumpfen. Döpfner hatte kein Problem, sich blind zu stellen, solange ihn niemand zum Sehen zwang.

Diese angebliche Blindheit führte zu der beißend-ironischen Spiegel-Titelzeile, man wisse "ja gar nicht, was Döpfner beruflich so macht". Wenn das irgendjemand erstnehmen würde, wäres ein Grund, ihn zu feuern. Aber das nimmt natürlich niemand ernst, weil Döpfner natürlich vorher Bescheid wusste. Sein eigenes Rechercheteam hat es ja ergeben. Döpfner deckte Reichelt bewusst, weil er sein Verhalten nicht als Problem betrachtete, und weil er sich mit Reichelt verbunden fühlte. Man gehe, in Döpfners Worten, einen "Weg der kulturellen Erneuerung".

Diese Verbundenheit entspringt einer gemeinsamen Mentalität. Ben Smith nennt es in seinem Artikel in der New York Times treffend eine "Bunker-Mentalität": It seems the old battles have left Axel Springer forever on its guard against potential enemies. That quality can seem slightly out of place in 21st century Germany, where the company publishes not just Bild but also the broadsheet Die Welt, and is the owner of a lucrative classifieds business. When I visited Berlin this summer, Mr. Reichelt took me to a restaurant in his armored car. “They have a bunker mentality,” said Moritz Tschermak, the author of a recent, critical book on Bild, “and at the moment the bunker mentality is quite strong.”

Doch wer sind die Feinde, die diesen Bunker bedrängen, in dem sich Reichelt und Döpfner zusammen wähnen? Wer stürmt den Schützengraben, in dem sie gemeinsam sitzen, um die Metapher vollends auszureizen?

Mit diesen Fragen sind wir bei der eigentlichen Crux der Thematik. Denn Döpfner ist ein Ideologe, ein - haltet euch fest - Aktivist. Aus seiner Sicht ist die Bundesrepublik nämlich keine Demokratie, sondern ein "DDR-Obrigkeitsstaat". Aus der Sicht Döpfners ist Julian Reichelt "einer der letzten", die sich gegen diese DDR 2.0 "auflehnen". In anderen Worten: ein Aktivist, ein Kämpfer für die gerechte Sache, gegen die bösartige Verschwörung von Politik und feindlichen Medien um ihn herum. Oder, in den Worten Döpfners: "Assistenten der Propaganda". Döpfner vertritt außerdem die Theorie einer Verschwörung zum Verschweigen von Ausländerkriminalität, prominent in einem Leitartikel der Welt platziert. Zudem verbreitet er auch nach der Richtigstellung islamophobe Fake-News. Seine trumpistische Ausrede, alles sei "nur ein Witz" passt da wie die Faust aufs Auge.

Mit solchen Ansichten steht Döpfner bestenfalls am äußersten rechten Rand des demokratischen Konsens. Er bewegt sich in jedem Fall deutlich im rechtsblauen Spektrum, was angesichts der ungeheuren Marktmacht, die er besitzt, und seiner Skrupellosigkeit, diese für seine Interessen einzusetzen, besonders bedeutsam ist. Er ist nicht nur der Chef des Springer-Verlags; Döpfner ist auch einstimmig gewählter BDZV-Präsident. Auch hier hacken sich die Krähen gegenseitig nicht die Augen aus.

Das ist nicht das erste Mal, dass der BDZV derartige Äußerungen seines Präsidenten mit fadenscheinigen Begründungen deckt. Schriebe man für diese Blätter, könnte direkt eine Verschwörung annehmen, die dem Ziel dient, seine Fehltritte unter den Teppich zu kehren. Um auf Dirk Ippen zurückzukehren: er jedenfalls erklärt seine Intervention gegen die Recherchen des eigenen Hauses, die bereits abgeschlossen und praktisch veröffentlichungsreif waren, mit dem bemerkenswerten Argument, es gehe ja gegen einen Wettbewerber, und das lasse sich mit journalistischen Standards nicht vereinen.

Mit der Vermengung seiner eigenen wirtschaftlichen Interessen und der Publizistik hatte der BDVZ sonst kein Problen - die Kampagne für das Leistungsschutzrecht, die wohl nackteste Vermengung von Brechstangenlobbyismus und Journalismus überhaupt, wurde maßgeblich von Döpfner mit betrieben. Es geht kaum um irgendwelche ethischen Standards, die werden von diesen Leuten im Dutzend billiger gebrochen, wenn es der eigenen, rechtsblauen Agenda dient.

Das Ziel des Springer-Verlags ist jedenfalls, mit der BILD eine Blase für ein Segment der deutschen Bevölkerung zu schaffen, das für den normalen demokratischen Konsens immer weniger erreichbar wird. Von Impfverweigernden bis zu neonationalen Rassist*innen ist alles dabei. Das Vorbild sind FOX News und OAN, die in den USA 30-40% der Bevölkerung eine eigene Realität geschaffen haben. Noch sind die Springerleute auf diesem "Weg der kulturellen Erneuerung" noch weit von diesem Ziel entfernt, und die Entlassung Reichelts und das grelle Scheinwerferlicht, das diese auf die Zustände im Hause Springer warf, stellt zweifellos einen Rückschlag für diese Ambitionen dar.

Aber die Werteunion strickt bereits mit anderen Elementen des rechten Randes an einer Dolchstoßlegende, nach der "mächtige Interessen der Avantgarde" (doch wohl nicht in den linksgrün versifften Medien?) Reichelts Sturz betrieben, der im journalistischen Felde unbesiegt stand. Die Blase existiert bereits, sie ist nur nicht satisfaktionsfähig und alleine überlebensfähig. Das liegt sicher daran, dass die AfD zu klein und abstoßend ist, als dass sich Springer ihr komplett andienen wollen würde, wie das die österreichischen, britischen oder amerikanischen Medien vergleichbarer Provenienz getan haben, während die Brandmauern in der CDU und FDP gegen den Absturz in den Rechtspopulismus noch immer halten.

Aber wir sollten uns nicht vormachen: Die Meinungsmacht der Döpfners, Ippkens und Konsorten ist gewaltig, wesentlich größer jedenfalls, als es die der öffentlich-rechtlichen Medien jemals sein könnte. Zudem folgen sie wesentlich entschlossener ihrer rechtsblauen Ideologie, sind bereit, ihre Medien zur Durchsetzung derselben zu benutzen, wesentlich effizienter, als es die Öffentlicht-Rechtlichen je könnten, wenn sie tatsächlich jener grüne Sumpf wären, den die fieberträumenden Rechtsblauen im Axel-Springer-Haus sich vorstellen. Gerade die, die sonst so beredt gegen eine vermeintliche "Cancel Culture" anreden und sich um die Meinungsfreiheit sorgen, sind ihre größte Bedrohung.

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Verfassungsrichter*innen betreiben am Goldenen Kreuz Identitätspolitik und schauen den Zapfenstreich an - Vermischtes 14.10.2021

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.
1) Wenn einen nichts mehr wundert

Und diese reichen, verwöhnten kleinen Jungs, die in der Schülerunion aufgewachsen sind, wo man bekanntlich schon Punkte fürs Schmusen und Pempan mit Funktionären sammeln konnte; genau diese unqualifizierten Dilettanten, die mal Finanzminister, dann wieder Kulturminister oder Außenminister sind, als würden sie Praktikumsstellen durchprobieren, als hätte das, was sie tun, keine realen Konsequenzen; die mit fremdem Geld um sich werfen, als wären es Sektkorken im Motto am Fluss – genau diese Menschen also haben die Unverfrorenheit, zu sagen, dass "Solidarität keine Einbahnstraße" sein darf, dass "Hilfe nach Möglichkeit stets 'Hilfe zur Selbsthilfe'" sein soll, dass man "Hilfe vor Ort" leisten müsse, dass sich "2015 nicht wiederholen" dürfe. 2015, der einzige Moment, in dem Europa einmal für einen Wimpernschlag so etwas wie kollektive Mitmenschlichkeit gezeigt hat: Das darf sich auf keinen Fall wiederholen! Sebastian Kurz hat die Dreistigkeit, zu sagen, dass jeder, der "gesund ist und arbeiten kann, auch arbeiten gehen muss". Sebastian Kurz, der von Steuergeldern lebt, der dem Staat seit seiner Jugend auf der Tasche liegt, der nicht einmal sich selbst aus der sozialen Hängematte holen kann, der im Bezug auf ertrinkende Flüchtlinge gesagt hat "es wird nicht ohne hässliche Bilder gehen" – dieser Mensch, der nicht nur seine Haare in Schwankungsbreite frisiert, wagt es, zu behaupten, sein Land sei ihm wichtiger als seine Person. (Elias Hirschl, ZEIT)

Dass unangenehme Leute unangenehme Politik machen, überrascht vermutlich nicht. Wer den Staat als Selbstbedienungsladen sieht, wird ihn auch so führen. Aber ich mag das Narrativ vom "Staat auf der Tasche liegen" nicht. Ich bin sicher kein Kurz-Fan, aber der Mann hat seinem Land gedient (auch wenn man über die Bewertung dieses Dienstes streiten kann!). Er war im Parlament, wer war Minister, er war Bundeskanzler. Das ist nicht "dem Staat auf der Tasche liegen" oder "von Steuergeldern leben". Der Mann hat gearbeitet, und sicher auch hart gearbeitet, und wurde dafür bezahlt. Ich habe null Geduld für diese Politikverachtung. Die Leute machen das nicht als Hobby, das ist ihr Beruf.

2) Zu alt im Kopf?

Und der eigenartige Widerspruch zwischen Größe und Ergebnis ist bei der JU ja tatsächlich erstaunlich. Die Junge Union bezeichnet sich als größte politische Jugendorganisation Europas. Sie hat fast 100 000 Mitglieder - und damit deutlich mehr als die ganze FDP. Besonders attraktiv für Jungwähler scheint sie trotzdem nicht zu sein. Das hat vermutlich auch mit Vertretern wie Philipp Amthor zu tun. Amthor ist erst 28 Jahre alt, hat aber schon die ersten Affären hinter sich. Er hat sich trotzdem wieder in den JU-Vorstand wählen lassen - ausgerechnet als Schatzmeister. Und bei der Bundestagswahl war er trotzdem Spitzenkandidat der CDU in Mecklenburg-Vorpommern. Die Christdemokraten haben in dem Land dann mehr als 15 Prozentpunkte eingebüßt und damit noch viel schlechter abgeschnitten als im Bund. Amthor hat auch seinen Direktwahlkreis verloren, er landete sogar nur noch auf Platz drei. Doch all das scheint ihn nicht nachdenklich zu machen. Er gibt seiner Partei weiterhin beinahe täglich Ratschläge. Denn es gibt ja viele vom Schlage Amthors. Zum Beispiel den Hamburger Parteichef Christoph Ploß. Der Mann ist 36 Jahre alt. Mit ihm als Spitzenkandidat hat der CDU-Landesverband ein katastrophales Ergebnis eingefahren. Aber Ploß tourt trotzdem durch die deutschen Fernsehkanäle und fordert eine konservativere und wirtschaftsliberale CDU. (Boris Herrmann/Robert Roßmann, SZ)

Es ist ein typisches Phänomen aller Parteien - und vermutlich Organisationen generell - dass Misserfolg den eigenen Einfluss eher stärkt als schwächt. Eines der prominentesten Beispiele ist bekanntlich das Labour-Wahlprogramm von 1983, das angesichts ihrer Unbeliebtheit ein Programm mit den unpopulärsten Maßnahmen aufstellte. Diese Gefahr ist natürlich auch für die Union real.

Ich würde aber generell davor warnen, wie im Artikel geschehen den Kontrast zu den Jusos überzubewerten. Jugendorganisationen von Parteien, ob CDU, ob Grün, ob AfD, ob FDP, sind nie repräsentativ für junge Menschen, genausowenig wie es die oberen Ränge der Partei sind. Olaf Scholz' Werdegang ist genauso wenig typisch für Deutschland wie der von Wolfgang Schäuble; etwas, das beide mit den CEOs der großen Konzerne gemeinsam haben. Warum sollte das in den Jugendorganisationen anders sein? Wer sich dort engagiert, will üblicherweise eine politische Karriere machen. Allein dieser Wunsch setzt ihn oder sie von 99% der Altersgenoss*innen ab, Minimum. Das kann nicht überraschen.

3) Chartbook #44: The Cross of Gold – populism, democratic iterations and the politics of money

Then there is the meta question. Set against the backdrop of recent history the fact that we are debating monetary policy at all can seem shocking. In the era of the 1980s and 1990s, insulating monetary policy from democracy was a key priority. The point, Rudiger Dornbusch, the influential MIT macroeconomist, liked to insist, was to put an end to “democratic money”. But for money to be unpolitical, is not the natural order of things. It is the effect of a particular politics, a metapolitics of depoliticization. As Stefan Eich shows us in his forthcoming book, the Currency of Politics, the argument over the politics of money goes back to the ancients. The question should not be – “political money, or not?”. “Democratic money, or not?” The question should be – What kind of politics of money? What kind of democratic money? [...] The Fed in particular was a product of this balance of forces. The Wall Street lobby had its say, as did progressive technocratic ideas. But the Fed that emerged in 1913, as a public body with a governing board located in Washington DC rather than Wall Street, was viewed with deep suspicion by the financial lobby and denounced as product of meddling populist impulses. [...] If the crisis of 2008 did one thing, it ended the illusion that money could be unpolitical. In the years since, central banking choices have been debated and open to public scrutiny. The level of popular engagement is nowhere near that described, perhaps wishfully by Bryan in 1896. But it is nonetheless novel. And, as the blog post by Jäger and Maggor attests, that process, again and again, recurs to the populist moment. (Adam Tooze, Chartbook)

Ich sehe diesen Artikel vor allem als Ergänzung zu unserer Geldpolitik-Diskussion im letzten Vermischten. Es ist ein völliger Irrtum zu glauben, dass Geldpolitik jemals "unpolitisch" sein könnte. Das "unpolitische" am Aufbau etwa von Bundesbank und der nach ihr modellierten EZB ist undemokratisch, nicht unpolitisch. Ich meine das übrigens hier wertneutral; die Idee ist durchaus liberal! Es ging ja immer - und das wurde offen erklärt - darum, die Geldpolitik dem politischen Aushandlungs- und Kompromissprozess, vor allem aber dem Druck der Demokratie zu entziehen.

Das schützt die Geldpolitik einerseits vor populistischem Druck oder spontanen Launen sowie "bad faith actors", aber da die Hüter*innen der Geldpolitik gleichzeitig spätestens durch die neoliberale Wende der 1970er Jahre direkt mit den Interessen der reichen Elite verbandelt wurden, sorgt das gleichzeitig für eine gewaltige Schlagseite. Es wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass die Ursache dieses Wandels im Versagen der vorher etwas "demokratischeren" Geldpolitik der 1960er und 1970er Jahre war (Stichwort Stagflation), aber das ändert wenig daran, wessen Interessen sie seit 40 Jahren dient.

4) Maybe Supreme Court Judges Really Are Driven by Politics

But it is hard to take them seriously when the reality is that their differing philosophies have obvious political consequences. Nowhere is this truer than whether the Court decides to uphold individual rights or instead defer to state restrictions. When a plaintiff challenges a state law as unconstitutional, the Court must decide whether the law actually infringes an individual right and whether the state has a good enough reason for doing so. If the right is deemed “fundamental,” then the state must satisfy a high bar to justify it. That’s because various parts of the U.S. Constitution (especially the Bill of Rights and other amendments) are designed to protect individual rights against government encroachment. But in case after case involving voting rights, abortion, and other hot button issues, the newly emboldened conservative majority has simply deferred to a state’s rules. That is, they have approved of laws that infringe individual liberties without requiring much justification from the state on why those laws are necessary given the specific circumstances. They have credited a state’s rules over fundamental rights. (Joshua Douglas, Washington Monthly)

Mir ist völlig unklar wie irgendjemand ergebnisoffen diskutieren kann, ob der SCOTUS politisch ist. Selbstverständlich ist er das. Und das betrifft, anders als es der Artikel insinuiert, nicht nur die rechtsradikalen Richter*innen, sondern auch die "Moderaten" und natürlich die Liberalen genauso. Der SCOTUS ist im Kern politisch und parteiisch, und das frisst seine Legitimation. Seit 20 Jahren spreche die Konservativen offen über die Kontrolle durch die Ernennung politisch genehme Richter*innen und feiern das als große Leistung; wie soll das nicht politisch sein? Inzwischen sprechen die Progressiven offen von Court Packing und der Einführung von Amtszeiten. Ist das etwa irgendwie unpolitisch? Sind die Entscheidungen das irgendwie? Diese Lebenslügen sind einfach nur nervig.

5) How the GOP won at identity politics

After signing Paul Ryan's deeply unpopular tax cut, and seeing his approval crater, the main domestic accomplishment of the latter part of President Trump's term was bi-partisan COVID relief so large and generous that poverty actually fell during the pandemic even as unemployment skyrocketed. Since Biden's election, Sen. Mitt Romney has been advertising his willingness to further expand the social safety net to enact a child welfare entitlement, while Senate Majority Leader Mitch McConnell allowed a trillion-dollar infrastructure bill that pours huge sums into rail, enacts vital environmental cleanup, and spends significant funds on grid upgrades and electric vehicles to pass the Senate with substantial Republican support. This is not the GOP the Freedom Caucus fought to create — and voters have undoubtedly noticed. It's not that Republicans have gone soft, though. Rather, the GOP can be flexible on policy because its coalition is increasingly held together by identity rather than ideology. This is in part a consequence of educational polarization: Better-educated voters tend to be more ideological and therefore less flexible in their views, while less-educated voters have less-settled views on most policy matters. [...] Given the landscape, it's not hard to see an opportunity for Republicans not only to win, but to build a more durable majority. It's an opportunity I fully expect them to fumble; a party united purely around opposition is not going to have the discipline to chart a path forward, and a party dedicated above all to dividing the country to conquer it can't build a durable majority of any kind. Between widespread indulgence of paranoia and conspiracy-mongering and Trump's own distinct pathologies, plus his ability to make himself the only legitimate topic of conversation, the GOP may well crash the car even if the road to victory is straight and clear. (Noah Millman, The Week)

Ich habe zu viele "durable majority"-Theorien gelesen und nicht passieren sehen, um diesen düsteren Prognosen allzu viel Raum zu geben. Gerade in einem Zwei-Parteien-System gilt das Gesetz von Aktion und Reaktion, und all diese Prognosen nehmen an, dass die Gegenseite statisch bleibt - was nie der Fall ist. Sie machen daher vor allem Sinn um zu beschreiben, wo Änderungen und Reaktionen bei der Gegenseite voraussichtlich auftreten.

Die Erwartung nach den Niederlagen von 2008 und 2012 war, dass die Republicans ihre Haltung zur Immigration ändern würden. Das ist, höflich ausgedrückt, so nicht passiert. Stattdessen änderten sie ihre Haltung zu Krieg und Sozialstaat, was a) wesentlich populärer war und b) neue Wählendenschichten erschloss. Das verlor ihnen zwar c) bisherige Stammwählende, was aber, d), wegen der verzerrten Verteilung der Repräsentation über das Land, das leere Fläche deutlich bevorzugt, nicht ins Gewicht fiel.

Die Democrats müssen eine Antwort darauf finden. Wie die aussehen wird - who knows? Aber sie werden eine finden. Irgendwann. Die Frage ist nur, wie lange das dauern wird.

6) Die Empörung kommt zu spät