Sonntag, 6. Juli 2008

Brauner Sumpf

Die Bundeswehr kommt aus den Negativschlagzeilen - wie der Rekrutenmisshandlung - eigentlich kaum mehr raus, und ganz besonders das KSK nicht. Die Tage der begeisterten Medienberichte von der deutschen Elitetruppe, die bei den Verbündeten so hoch angesehen ist sind vorbei; inzwischen dominieren Berichte über die braune Ideensuppe, die dort vor sich hin gärt.
Das fängt nicht erst bei Murat Kurnaz an, der das KSK - bis heute unaufgeklärt - tief belastet hat. Es gab und gibt immer wieder unangenehme Detailberichte. Doch was derzeit passiert schlägt dem Fass den Boden aus. Oberstleutnant Jürgen Rose, Mitglied der kritischen Soldatentruppe Darmstädter Signal (eine Gruppe, die die Aufgabe der Friedens- und Demokratiesicherung und des Staatsbürgers in Uniform ernst nimmt) gab der Telepolis und 19 anderen Zeitschriften Interviews, in denen er Missstände unter anderem beim KSK aufdeckte - Latrinenparolen aus der braunen Kloake wie die folgende: "Man muss sich diesen archaischen Kämpfer vorstellen als einen Kolonialkrieger, der fern der Heimat nach eigenen Gesetzen lebt und handelt." Getätigt vor 2004 vom immer noch im Amt befindlichen Inspekteur des Heeres, von Rose unzählige Male angemahnt. Passiert ist nichts.
Dann erhielt Rose eine Hassmail von einem anonymen KSK-Offizier, in dem dieser ihn im Nazi-Jargon beschimpfte und allgemein von seiner Verachtung für Demokratie und liberale Werte keinen Hehl machte. Bald darauf kam es zu einem Disziplinarverfahren in beide Richtungen. Der KSK-Offizier wurde mit einem milden Verweis bestraft, Rose musste 3000 Euro Strafe zahlen:
So soll er gegen die "Zurückhaltungspflicht" verstoßen, dem Ansehen der Bundeswehr geschadet, sich in nicht zulässiger Weise politisch betätigt und allgemein gegen seine "Pflicht zum treuen Dienen" verstoßen zu haben. (Quelle)
Soweit, so üblich bei der Bundeswehr. Doch der wahre Abschuss kommt erst noch: die Artikel Roses wurden lange nicht beanstandet. Es war nämlich gar nicht die Bundeswehr, die direkt gegen ihn aktiv wurde. Die ließ ihn wurschteln. Es war ein Politiker, der das Verteidigungsministerium zweimal schriftlich aufforderte, Roses Äußerungen dienstrechtlich zu untersuchen. Ah klar, werden sich jetzt sicher manche denken, ein NPD-Abgeordneter aus dem sächsischen Landtag. Weit gefehlt. Hmm, werden einige Nachdenkliche meinen, doch wohl nicht etwa ein Rechtsaußen bei der CDU? Nein, keine Bange. Ein Mitglied des FDP-Bundesparteivorstands war es, Rainer Stinner. Ihr wisst schon, die das Adjektiv "liberal" für sich gepachtet haben. Der größte Schuft im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant.
Zum Weiterlesen: Telepolis

Und wo wir gerade bei Bundeswehrnachrichten und Skandalen sind: die Bundeswehr gibt seit sechs Jahren 8,5 Millionen jährlich für den wohl schlechtesten und unbekanntesten Fernsehsender der BRD aus, bwtv. Der Stern berichtet voller Häme über den Apparat, der wohl in Schilda erdacht wurde.



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