Montag, 14. Juli 2008

Fundstücke 14.07.2008

Professoren von Unternehmers Gnaden
FAZ - Heuschrecken gehen an deutschen Hochschulen für gewöhnlich nicht auf Beutezug. Doch genau diese Befürchtung macht in Frankfurt die Runde, seit die Johann Wolfgang Goethe-Universität im April die Einrichtung einer Professur für Private Equity ankündigte. Ausgerechnet der Finanzinvestor 3i aus London tritt als Stifter des neuen Lehrstuhls auf, der vom kommenden Wintersemester an seine Arbeit aufnehmen soll und für zunächst zehn Jahre von 3i finanziert wird.
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"Kapitalismus ist so falsch wie Kommunismus"
Süddeutsche Zeitung - Als Helmut Kohls CDU-Generalsekretär forderte Heiner Geißler einst "Freiheit statt Sozialismus". Nun erklärt er im Gespräch mit sueddeutsche.de, warum er sich einen "humanen Sozialismus" gedanklich vorstellen kann, weshalb die SPD mit der Linkspartei kooperieren sollte und in welcher Hinsicht sich die Kanzlerin "temporär" irren kann.
Anmerkung: Heiner Geißler ist nur zu wünschen, dass er Recht hat.

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Hartz-IV im Selbstversuch
Das Parlament -
Arm zu werden ist ganz einfach, zählt Bernd Wagner an den Fingern ab: durch Krankheit, Heirat, Scheidung, Kündigung, durch höhere Ausgaben als Einnahmen oder Schäden, die nicht versichert sind. Allein in Deutschland leben nach EU-Definition zehn Millionen Arme, die weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens beziehen. Tendenz steigend. Armut schändet nicht, im Gegenteil, bewusst gelebt, schafft sie neue Freiheiten, ist Wagners provokante Philosophie in einer auf das Materielle ausgerichteten Welt. Warum nicht mit Hartz-IV auf Diplomatenbanketten speisen, Theater und Oper genießen oder den hiesigen Wintern unter die Palmen von Bali entfliehen? Liest man sich durch Wagners bestsellerverdächtiges Bändchen "Berlin für Arme. Ein Stadtführer für Lebenskünstler", ist man verblüfft, wie einfach das sein soll mit etwas Abenteuerlust und einem selbstbewussten Blick für die Möglichkeiten.
Anmerkung: Erste Sahne. Wieder einer dieser grandiosen Selbstversuche, wie es wäre, wenn man nicht ständig, sondern nur mal so ein bisschen von Hartz-IV leben müsste. Ei, was ist das für ein Abenteuer! Nur, dass es für 10 Millionen Menschen die Realität ist.

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In lächelnder Gesellschaft
ad sinistram - Die Welt ist freundlich. Lächelnd begegnen uns die Menschen. Für unser Wohlbefinden wird in lächelnder Weise gesorgt. Dort wo man uns mit einem freundlichen Wort, einer Geste aufrichtiger Freude begrüßt, fühlen wir uns akzeptiert, willkommen und gewollt. Wir - das sind wir in unserer Rolle als Verbraucher, als bezahlende Kunden. Dies ist die Rolle die uns verstärkt zukommt. Noch bevor wir Mensch sind, sind wir Kunde. Und in dieser Funktion wird um uns gebuhlt. Man bombadiert uns mit Freundlichkeiten und hochgezogenen Mundwinkeln. Warme Worte werden zu unseren Begleitern. Die Welt ist freundlich, die Welt ist lächelnd. Lächelnd auch dann, wenn der Lächler sich unwohl fühlt, eigentlich gar keinen Anreiz verspürt, seine Gesichtsmuskeln lächelnd zu dehnen.
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2 Kommentare:

  1. Wenn Heiner Geißler seinen "Kadavergehorsam" zu Angela Merkel aufgeben würde, könnte einem der "Geläuterte" fast schon sympathisch werden. Vielleicht träumt Geißler davon, noch einmal Generalsekretär seiner Partei zu werden. Hat die CDU im Moment überhaupt einen solchen?

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  2. Ich weiß nicht, wo du Kadavergehorsam siehst. "Temporäre Irrtümer" ist für einen Parteifreund schon ziemlich hart, und auch ansonsten widerspricht er ihr in vielen Punkten.

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