Dienstag, 8. Juli 2008

Fundstücke 09.07.2008

Legenden und solche, die daran stricken: Walter Riester
Welt - Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Deshalb hat Ex-Arbeitsminister Walter Riester bezüglich seines Umgangs mit Norbert Blüm eine wichtige Entscheidung getroffen. In einem langen Brief versicherte er dem "lieben Norbert", nie wieder öffentlich mit ihm über Rentenpolitik zu diskutieren, wie "Bild" zitiert. Plausible Begründung: Er wolle Blüm keine Gelegenheit mehr bieten, "Verwirrung zu stiften". Mit seinem Spruch "Die Rente ist sicher" habe Blüm "über Jahrzehnte die Menschen getäuscht". Er halte Blüm aber "nicht für so dumm", seiner eigenen Aussage Glauben zu schenfunken. Wie wahr.
Anmerkung: Sowohl die Reaktion Riesters als auch die der Welt wurden heftig kritisiert, während BILD sie natürlich bejubelt. Was ich von Riesters Antwort halte, sollte klar sein.

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In der Lehmschicht
Süddeutsche Zeitung - Und nun kommt Siemens-Chef Peter Löscher daher und redet von einer "Lehmschicht", die es abzutragen gelte. Die Lehmschicht: Das sind jene Menschen bei Siemens (und auch in anderen Unternehmen), die man gemeinhin nicht sieht, die normalen Angestellten in der Verwaltung, die Referenten und Sachbearbeiter, die untere und vielleicht auch noch die mittlere Führungsebene. [...]Die Lehmschicht: Es gibt sie in vielen deutschen Unternehmen. Bei der Allianz. Bei der Deutschen Bank. Bei Volkswagen. Bei der Telekom. Bei der Post. Bei der Bahn. Man könnte sie auch als Mittelschicht bezeichnen. Denn ihre Mitglieder sind - neben den Facharbeitern und den Handwerkern - ein bedeutender Teil jener Schicht, die das Herz der deutschen Gesellschaft bildet. Wenn Löscher diese Schicht abtragen will, hat dies Bedeutung weit über Siemens hinaus.
Anmerkung: Es zeigt sich wieder einmal der menschenverachtende Umgang der Wirtschaftseliten mit den Menschen, die ihren Reichtum erst ermöglichen. Was wurde gegen Münteferings Heuschrecken-Vergleich gewettert! Ob wohl die gleiche Empörung sich auch hier zeigen wird?

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Die Zukunft selbst verschenkt
Süddeutsche Zeitung - Harte Strafen: Auf Milde konnten die beiden Münchner U-Bahn-Schläger im Prozess nicht hoffen - das Gericht erlässt ihnen nichts von ihrer Verantwortung.
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Von Käfern und Heuschrecken
Feynsinn - Flankiert wird das Treiben dieser Hasardeure von den immer gleichen Phänomenen: Eine Flucht vor jeder Aufsicht, völlige Verantwortungslosigkeit und ein “Optimisums” der Anleger, hinter dem die blanke Gier steckt. Solche Spekulanten lassen sich nicht bremsen, zahlen äußerst ungern Steuern und sind nicht haftbar, wenn es schiefgeht. Sie verhehlen das “Risiko” nicht, zerreden es aber gern und locken mit Renditeversprechen, gegen die ein Banküberfall zu ertragsarm aussieht.
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Juristisches Nachspiel
Stern - Die Finanzierung der Gewerkschaft der Neuen Brief- und Zustelldienste GNBZ durch den mittlerweile insolventen Postdienst Pin hat nun doch ein juristisches Nachspiel. Die Kölner Generalstaatsanwaltschaft will im zweiten Anlauf ein Verfahren wegen des Verdachts der Untreue anstoßen. Das Verfahren richtet sich voraussichtlich gegen die ehemalige Pin-Führungsriege, die die Zahlungen an die Gewerkschaft veranlasste, wie der stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet. Die Staatsanwaltschaft muss nun Ermittlungen aufnehmen.
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Anmerkungen zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium
NachDenkSeiten - Nach Jahren umwälzender Hochschulreformen hin zur „unternehmerischen“ Hochschule, nach einer weitgehend vollzogenen grundsätzlichen Umstrukturierung des Studiums in konsekutive Bachelor- und Masterstudiengänge im Rahmen des sog. Bologna-Prozesses, nach einer mit hohem propagandistischen Aufwand durchgeführten „Exzellenz-Initiative“ nimmt sich endlich ein wissenschaftspolitisch bedeutsames Gremium der neben der Forschung zentralen Aufgabe der Hochschulen an: der Lehre und dem Studium. Das ist für sich genommen schon ein Gewinn.
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Die Bundespräsidentenkanzlerin
Süddeutsche Zeitung - Es gibt da ein großes Missverständnis über die Rolle von Angela Merkel. Alle denken, dass sie die Bundeskanzlerin ist. Diejenige also, die mit Richtlinienkompetenz ausgestattet die Geschicke des Landes in die aus ihrer Sicht richtigen Bahnen lenkt. Dafür ist sie gewählt worden. Auf dem Papier mag das stimmen. In Wirklichkeit aber ist Angela Merkel die beste Bundespräsidentin, die es je gab.
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1 Kommentar:

  1. Wenn Siemens-Chef Peter Löscher die "Lehmschichten" der mittleren Management- und Verwaltungsebene abtragen will, sollte er vorher erst einmal den "Mehltau", der über dem korrupten Top-Management von Siemens liegt, gründlich beseitigen.

    Dann könnte man eher eine seriöse Bilanz ziehen, ob Siemens mehr an den "Lehmschichten" oder dem "Mehltau" zu leiden hat. Ähnlichkeiten mit der Spitzenpolitik im Reformland Deutschland sind natürlich rein zufälliger Natur.

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