Montag, 19. Juni 2006

Diskussionsbeitrag

Im Gespräch mit einem Freund vorher kam die Frage auf, ob Menschen in Deutschland per se Anrecht auf eine Stütze (in diesem Fall: ALG-II) hätten. Die eine vertretene Meinung war, dass Menschen, welche einen längeren Zeitraum in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt hätten, durchaus ein Anrecht haben, derweil solche, die ohne Bildung und Job noch nie etwas für die Gesellschaft einbezahlt haben kein Anrecht darauf hätten.
Ich selbst bin immer noch der Meinung, dass jeder Mensch in Deutschland, was für ein Trottel er auch immer sein mag, Anrecht auf ein menschenwürdiges Dasein hat. Die vollkommen richtige Feststellung, dass der Lebensstandard in Deutschland vergleichsweise hoch ist, leitet aus meiner Sicht erst recht diese Argumentation her. Gerade angesichts des hohen Lebensstandards und des immer wieder beschworenen Grads zivilisatorischer Errungenschaften gehört zu einem menschenwürdigen Dasein mehr als nur ein Dach über dem Kopf und einen Kanten Brot zwischen den Zähnen. Unsere Zivilisation sollte weit genug fortgeschritten sein, um auch Solidarität zulassen zu können.
Dieser Beitrag ist für eine Diskussion gedacht, also lasst dem freien Lauf: Was meint ihr zu dem Thema? Und gebt euch bitte einen Namen, damit man die Beiträge zuordnen kann.

2 Kommentare:

  1. Eben das nicht. Denn, und da nehm ich mich nicht aus, wenn ich mir auch ohne zu arbeiten einen gewissen "Luxus" leisten kann, werd ich bestimmt nicht arbeiten gehn. Das Problem hier besteht einfach darin, dass du davon ausgehst, dass der Staat genug Geld zur Verfügung hat, um das Soziale Netz aufrecht zu erhalten, evtl. sogar auszuweiten. Aber Fakt ist, dass es eben nicht so ist. Wir sitzen nicht auf einem Geldberg, der nur darauf warten Robin-hood-like unter der Bedürftigen verteilt zu werden. Ob man andere staatlich Investitionen nicht sinnvoller verwenden könnte (Bund zB, darüber haben wir ja geredet) ist eine andere Frage. Nur dass der Luxus nicht Arbeitender Menschen des Staates erste Priorität sein soll, das kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin niemand, der was gegen etwas mehr finanzielle Belastung von sog. "Reichen" hat (Reichensteuer usw.) aber ich bin sehr wohl der Meinung, dass damit nicht die Dauerferien anderer Leute finanziert werden sollten. Dass nicht für jeden ein Job da ist, ist absolut klar und darüber haben wir gesprochen. Aber, und da denk ich anders als du: wenns mir passieren sollte, dass ich mal keinen Job hab, dann werd ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit ích einen krieg. Denn a) ist das sonst für mich kein Leben, b) würd ich mich wahnsinnig schämen und c), und das ist für mich der wichtigste Grund, ich will für meine Familie selbst sorgen. Aber ich denk, dass diese Einstellung viel mit Erziehung zu tun hat, und was das betrifft hat Deutschland sowieso ein großes Problem

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  2. Du, klaro, einen neuen Job kriegen zu wollen ist definitiv A und O der ganzen Sache.
    Ich steh aber weiterhin zu meiner Meinung, dass prinzipiell genug Geld da wäre - es nur in den falschen Händen akkumuliert und/oder für falsche Bereiche ausgegeben wird.
    In meinen Augen ist Sozialhilfe resp. ALG-II ja auch keine Dauerferienfinanzierung sondern eine Sicherung des Überlebens. Das sollte man nicht nur auf die physische Seite konzentrieren; in unserer Gesellschaft geht es nun einmal nicht nur darum, dass man etwas zu essen bekommt, sondern man braucht auch hin und wieder neue Kleidung oder will etwas in der Freizeit unternehmen. Menschen, besonders Kinder, die aus reiner Geldnot nichts, aber auch gar nichts haben und machen können werden sozial isoliert, mit schrecklichen Folgen für die weitere Entwicklung. Das ist ein Punkt, der in der gesamten Debatte überhaupt nie angesprochen wird.

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