Montag, 26. Juni 2006

Nachrichten des Tages

Politik (Inland):

Als man einer 39jährigen Frau endgültig den Befehl zum Zwangsräumen ihrer Wohnung überbringen wollte, tötete diese ihren Sohn und dann sich selbst. In den Medien wird allerdings derzeit lieber über den Tod von Bruno berichtet.

Selbst bayrische Berufsoptimisten hätten nicht erwartet, dass Stoiber ein solch glanzvolles Comeback erleben würde. Mit viel traditionellen Forderungen und einer gehörigen Offensive gegen die CDU und SPD gleichermaßen lässt er die Umfragewerte für die CSU in die Höhe schießen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die reaktionäre Tendenz in Bayern auch auf andere Gebiete der BRD ausbreiten wird.

Vielen Städten geht das Geld für Ein-Euro-Jobber aus. Soweit die gute Nachricht, jedoch wird, um die Verluste einzusparen eben den Arbeitslosen die Kohle gestrichen.

Das Justizministerium hat mit sehr zwielichtigen Methoden versucht, Berichterstattung durch kritische Journalisten abzuwehren. Ein Abgeordneter hat dagegen geklagt.

Ohne dass ich das weiter kommentieren möchte berichtet die Zeit über Probleme bei der Föderalismusreform.

In Stralsund ist wegen des für Juli geplanten Bush-Besuchs quasi der Ausnahmezustand gegeben: weiträumige Gebiete werden abgesperrt und großen Polizeikontingente herangeschafft.

Die Welt liefert in einem Artikel einen weiteren der zur Zeit häufigen Warnrufe für die Familienpolitik: die Ehescheidungen in Deutschland liegen im oberen Drittel des EU-Durchschnitts, bald jede dritte Ehe wird geschieden. Die finanziellen und emotionalen Folgen sind enorm, was allen bekannt ist, die Scheidungsraten jedoch nicht ändert. Änderungsbedarf sieht die Politik allerdings immer noch nicht.

Gesundheit:

In einem Interview wird deutlich, warum eigentlich die Lage in den Krankenhäusern - besonders in Berlin - so ist, wie sie ist und welche immanenten Mechanismen dahinter stecken.

Das Einstiegsalter für Cannabis sinkt, derweil immer mehr und immer jüngere Jugendliche die wachsenden Depressionen mit Alkohol bekämpfen. Eine alarmierende Studie geht beinahe unter.

Die Finanzierung des Gesundheitssystems ist immer noch unklar. Während die SPD bei ihrer Steuerfinanzierung bleibt, hatte die CDU dies abgelehnt. Nun scheint sich ein fauler Kompromiss anzubahnen.

Wirtschaft:

Die IW hat einen alarmierenden Bericht herausgegeben: um das deutsche Bildungssystem steht es katastrophal. Das ist an und für sich keine Neuigkeit, aber immerhin hat IW einige Patentvorschläge parat: besser ausgebildete Lehrer und Gesamtschulen, beispielsweise. Na, dann wird ja bald alles gut.

Das sind Nachrichten, die man gerne liest: Multimilliardär Buffet spendet 85% seines Gesamtvermögens. Damit katapultiert er sich in die Weihen der größten Philantropen und macht alle Untaten der Vergangenheit vergessen. Das ist eine weitaus bessere Methode, als einfach nur abzukassieren, auch wenn sicherlich Eigennutz dahinter steht. Die Bill-Gates-Stiftung, der das Geld zugute kommt, steht nun mit einem Kapital von 60 Milliarden Dollar da.

In Südkorea erlitten mehr als 1500 Schüler eine Lebensmittelvergiftung durch Schulkantinenessen. Der Belieferer, CJ Food, war ein profitorientiertes Unternehmen. Nun fordern insbesondere Eltern, dass die Versorgung der Schulkantinen durch den Staat übernommen wird.

Politik (Ausland):

In Italien steht ein Referendum über eine noch von Berlusconi geplante Verfassungsänderung bevor: effektiv ähnelt sie unserer Föderalismusreform und würde den armen Süden, der derzeit noch vom reichen Norden alimentiert wird, in direkte Konkurrenz zu diesem setzen. Je nachdem, welche der beiden Reformen eher durchkommt, werden Italiener die Katastrophe in Deutschland oder eben umgekehrt beobachten dürfen - und vielleicht doch noch rechtzeitig den Nothebel ziehen.

Nach dem Überfall auf einen israelischen Posten, pardon, einen israelischen Posten, hat Israel nun härteste Gegenmaßnahmen angekündigt. Die Rechten in der Regierung überschlagen sich mit Kriegsrhetorik: Palästina habe den Krieg erklärt, es gäbe keine Immunität für niemanden, man solle den palästinensischen Staatschef nach Israel verschleppen und was der rhetorischen Entgleisungen mehr sind. Nichts genaues weiß man dabei immer noch nicht: die Regierenden in Tel Aviv "wissen" aber immerhin "sicher", dass der militärische Zweig der Hamas den gefangenen israelischen Soldaten in ihrer Gewalt habe. Woher, wo er sich befindet oder sonstwelche verwertbaren Informationen besitzen sie natürlich nicht.

Weiterhin unklar ist, was der Iran mit seiner Holocaustkonferenz bezweckt.

In Afghanistan verfällt man in alte Untugenden aus dem Vietnamkrieg: der Wert einer Offensive wird nach dem Bodycount bemessen. Jede Offensive präsentiert als Bekenntnis eine getötete Zahl "radikalislamischer Kämpfer", die jedoch nichts weiter aussagt - es sind eben noch hundert weitere Tote in einem längst verlorenen Krieg.

Die USA machen scharf gegen Nordkorea: die Drohungen gegen das Entwicklungsland werden immer heftiger, ohne dass viel passieren würde.

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