Freitag, 19. Februar 2010

Danke, Herr Westerwelle!


Danke, dass es Sie gibt! Der mediale Donnerhall, der Ihre imposante Erscheinung umgibt, verdeckt erfolgreich die Tatsache, dass der Karren zunehmend im Dreck steckt. Krieg nach außen, wachsende Armut im Inneren, über allen Wipfeln die Wirtschaftskrise, doch Sie, der wirtschaftsliberale Innenminister des Äußeren, haben die Wurzel allen Übels schon ausgemacht – es ist der gemeine Hartz-IV-Empfänger.

Nach Ihrer beachtlichen Leistung neulich, Afghanistan im Alleingang den Krieg zu erklären, die aber leider nicht genügend Aufmerksamkeit beim Volke fand, haben Sie jetzt aber wohl den richtigen Ansatz gefunden, unsere Verantwortlichkeit zu vernebeln. Nicht wir geplagten Unternehmer, die Tag und Nacht schuften, ihre Knochen hinhalten, ihr Kapital riskieren und dann auch noch von proto-sozialistischen Steuereintreibern hart bedrängt werden – nicht wir sind die Schuldigen an Krieg, Armut und Krise, sondern die Bürger in ihrem Anspruchsdenken sind es, und hier gerade besonders diese sogenannten AlmosenHartz-IV-Empfänger.

Ja wissen diese Menschen denn nicht, dass sie ohne uns völlig aufgeschmissen wären? Wir nähren sie, wir kleiden sie, wir behausen sie. Wie wollten sie ohne uns zurecht kommen? Solange sie für uns anständig arbeiten, wird für sie gesorgt und für diejenigen, die nicht mehr mithalten können, führen wir diverse Charity-Programme und Spendengalas durch. Da ist doch dann überzogenes Anspruchsdenken völlig fehl am Platze, nicht wahr, lieber Herr Minister?

Warum versuchen diese undankbaren Kreaturenunglücklichen Existenzen uns, den wahren Leistungsträgern der Gesellschaft,  für ihr Elend die Schuld zuzuweisen und uns unziemlich an die Börse zu wollen? Warum beißen sie die Hand, die sie bisher gefüttert hat und ihnen auch wieder Brot geben wird, wenn sie sich denn nur erneut in den Arbeitsprozess eingliedern wollen? Warum, Herr Minister, warum?

Sind wir etwa schuld an der sogenannten “Neuen Armut”, am “Prekariat” oder was? Ist es unsere Schuld, dass wir dank des internationalen Wettbewerbs Löhne und Gehälter senken müssen, um als Exportnation noch bestehen zu können? Unser Versagen, dass in diesem Land mittlerweile jeder siebte Bürger an oder unter der Armutsgrenze lebt? Die DIW-Studie ist doch irrelevant  – 11,5 Millionen von rund 80, das fällt doch gar nicht so sehr ins Gewicht, denn damit geht es beinahe 70 Millionen Bürgern doch gut! Was wären das wohl für traumhafte Zustimmungsergebnisse bei Wahlen … ?

Und “verzockt” haben wir uns auch nicht! Was für eine “Krise”, wo? Nur weil ein Herr Leuschel bei Börse Online und FTD mal wieder schrecklich schwarz malt? Dieser Untergangsprophet? “Hyperinflation” und “Unruhen”? Das kann man doch nicht ernstnehmen und unsere Bilanzen sind so solide wie eine Schweizer Bank! Nein, lieber Kollege (und Sie gestatten hoffentlich diese vertrauliche Anrede) – wir sind nicht schuld und Ihnen dankbar, dass Sie die wahren Verhältnisse mal wieder klarzustellen versuchen.

Mit den besten Grüßen
Ihre deutsche Wirtschaft

10 Kommentare:

  1. Danke für den ironisch-zynischen Kommentar. Ein Gedanke von mir dazu: Wir befinden uns in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 1929 - lt. Merkel. Warum ich dies schreibe? Schon damals, anno 1929, hieß es die Arbeitslosen wären zu faul zum Arbeiten. Geschichte wiederholt sich also doch? Nur ein Punkt fehlt: Die damaligen Sündenböcke waren die Juden Deutschlands - gleich neben den Arbeitslosen. Die fallen heute weg, aber Bosbach hat schon eine neue Sündenbock-Gruppe ausgemacht "die integrationsunwilligen Ausländer". Fazit: Neoliberalismus = Rassismus = Faschismus.

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  2. @ Anonym
    Joo, alles wie damals. Da haben wir wohl, schon wieder einmal, die Falschen in die Regierung gewählt. Versuchen wir es doch einfach, beim nächsten mal besser zu machen. Oder beim übernächsten mal, oder danach. Die da oben üben doch nur, bis sie den Dreh' raus haben und wir da unten doch auch. Unten wird gehofft und oben gesteuert.

    Am besten ist es, wir lehnen uns nun zurück, jetzt wo wir es ahnen, und geben uns mit dem zufrieden was uns zugewiesen wurde und fertig. Es kann auch ruhig wieder damit begonnen werden folgende Sätze auswendig zu lernen: "Wir haben nichts gewusst." & "Nie wieder!"

    Wer nicht auf seine Intuition hört, tut dies auf eigene Gefahr.

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  3. "[...]Joo, alles wie damals[...]"

    Stimmt nicht ganz, der Antisemitismus ist zum Glück seit der Shoa, zumindest in Regierungskreisen, mausetot, aber die traurige Tatsache ist, dass in der Neuen Weltwirtschaftskrise der schwarze Peter nun auf die "bösen Moslems", "die integrationsunwilligen Ausländer" und eben "die HartzIV-Empfänger" abgeschoben wird, und dabei vergessen wird, dass man bei Arbeitslosigkeit, die heute jedem droht, nach 1 Jahr selbst zu denen gehört gegen die man einst gehetzt hat - eben Hartz IV-EmpfängerIn wird. Außer man gehört natürlich zur Mövenpick-Partei von Adolf Westerwelle, und seiner Busenfreundin Maggy Merkel und deren ausländerfeindlichen CDU/CSU. Irgendwie fand ich es auch seltsam, dass die Menschen wieder "Das Original" - eben die CDU/CSU/FDP gewählt haben, die ich schon damals in eine Ecke mit Rechtsextremisten gestellt habe. Leider wurde diese These ja bestätigt, und die paar Verfassungsschützer in Dresden, die gegen den angeblichen Bombenholocaust demonstrieren wollen zählen nicht - es sei denn als Ablenkungsmanöver, um eben von den wahren Faschisten in Deutschland um Adolf Westerwelle abzulenken. Ich will mich übrigens nicht damit abfinden, dass wieder die Menschenfeindlichkeit und Heuchelei in Deutschland regiert, d.h. von zurücklehnen halte ich rein gar nichts....schon gar nicht wenn die Krisenverursacher (=Neoliberale) auf die Krisenopfer (=zukünftige Arbeitslose und gegenwärtige) schimpfen - da regt sich mein Gerechtigkeitssinn (der noch nicht von Neoliberalen umgepolt wurde) gewaltig dagegen auf. Da lebe ich lieber auf eigene Gefahr, als intutiv abzuwarten ob "allet jut" wird - wie man hier in Kölle sacht.

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  4. Apropop Heuchelei

    Die CDU/CSU/FDP entdeckt das Gebet, und die Kirchen wieder - Dies fällt bei mir unter Heuchelei, da Jesus nicht Menschenfeindlichkeit sondern Nächstenliebe gepredigt hat. Wäre er nicht auferstanden, dann würde er sich bei der heutigen CDU/CSU/FDP-Clientel im Grabe umdrehen bzw. endlos drehen, statt sich nur einfach umzudrehen.

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  5. "Antisemitismus" ist aus meiner Betrachtung lediglich eine Variable, die durch einen anderen ...ismus getauscht werden kann. Allen voran steht immer jemand, der mit erhobenem Finger auf wenige zeigt um sie gegenüber Anderen wohl madig zu machen. So etwas ist in einer freiheitlich geprägten Gesellschaft völlig inakzeptabel, das geht so nicht. Andererseits, wenn es völlig normal ist, sollten damit alle ihren Salon schmücken. Was wird von mir jedoch erwartet, ausser Kreuze auf einem Wahlschein zu hinterlassen? Mitmachen bei diesem Blödsinn? Heraushalten aus allem? Meutern? Gar nichts?

    Wer sich mit dem Leben der Anderen nicht verträgt, soll sich aus deren Leben heraushalten und mir nicht in die Quere kommen.

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  6. "[...]Wer sich mit dem Leben der Anderen nicht verträgt, soll sich aus deren Leben heraushalten und mir nicht in die Quere kommen[...]"

    Teile deine Meinung, aber anscheinend hat die neue Lust an der Bevormundung - nicht allein bei Hartz IV-Empfängern, wie ich selbst im wirklichen Leben erfahren durfe - neue Züge erreicht, die wirklich nahe am Faschismus sind.

    Das Denunziantentum blüht völlig auf, nicht erst seit Harzt IV und Guido Westerwelle, d.h. sich auf eine einsame Insel zurückziehen und meinen man wird nicht belästigt bringt nichts. Die holen einem dennoch ein, wenn die was von dir wollen - die Bevormunder in Deutschlands Amtsstuben. Übrigens bei meinem Fall ging es um angeblich falsch abgelagertem Kompost - Ich habe dem Ortsvorsteher aber schon mitgeteilt, wenn auch diplomatisch, dass man das auch anders hätte regeln können als gleich eine Anzeige beim Amt zu machen. Da ich den Ortsvorsteher schon länger kenne, und gut mit ihm stehe hat der die Sache auf sich beruhen lassen, weil ich den Kompost, der noch von meinem verstorbenen Vater stammte, weggeräumt habe, aber die betreffende Person (der Denunziant) weiß nun hoffentlich auch Bescheid. Mit mir nicht, und solange ich nicht vom Amt abhängig bin wehre ich mich auch entsprechend gegen die neuen Bevormunder, die man früher Denunzianten genannt hätte. Sorry für die Abschweifung, aber es ist wirklich so, wenn die Sache so einfach wäre wie du meinst gäbe es keine Probleme. Ehrlich.

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  7. Ein positiver Aspekt hat die Sache aber auch gehabt: Jetzt weiß ich wenigsten vor wem ich mich zu hüten habe, wenn es mal andere Zeiten in Deutschland gibt, wo man nicht mehr offen, und ehrlich, seine Meinung sagen darf.

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  8. *Sorry für die Abschweifung, aber es ist wirklich so, wenn die Sache so einfach wäre wie du meinst gäbe es keine Probleme. Ehrlich.*

    Sie 'ist' so einfach wie ich meine und es 'gibt' keine Probleme. Wirklich.

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  9. Wenn der Reichtum seine Hetzer an die Front schickt, muss das Volk bluten.
    Es reicht!

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  10. Macht nix. Ich komm grad zurück vom Einkaufen. Ich bin Herzkrank, hab aber dennoch eine SUPERGEILE heiße Anstellorgie bei der Tafel gemacht.Ich bekomm nämlich auch Hartz 4. Ganz dekadent hab ich das auch angenommen. Geil dem Staat das Geld so aus dem Sack zu ziehen.
    300 Euro krieg ich. Dafür mach ich nen Ein Euro Job. In der Sozialarbeit. Ja, liebe Steuerzahler. Ich arbeitsscheues Schw..., ich dekadenter Ausbeuter, ich arbeite für 300 Euro im Monat für die Stadt. Diese 300 Euro sind es nämlich, was wir als Familie dazu bekommen, weil das Gehalt meiner Frau nicht zum leben reicht. Und zum Entschluss, unser Kind in einem Sack zu ersäufen konnten wir uns noch nicht durchringen.

    Da ich nun nicht so geübt bin im lügen und schönbeten stelle ich nur fest: Hier bekomme ich 300 Eu vom Staat, da muss ich dafür arbeiten gehen, weil ich es sonst wieder weggenommen bekomme.
    Fakt: Ich bin gezwungen für 300 Euro eine Vollzeitarbeit zu machen  .
    Schöne neue Welt. Dabei WILL ich das gar nicht.
    Ich würde gern auf die 300 Eu Hartz 4 verzichten, und GENAU DIE SELBE Arbeit zu vollem Gehalt machen… Denn AUSBEUTEN wollen mich die öffentlichen Stellen ja nicht…BÖSE wer SO etwas denkt….

    Haha, ja, so naiv war ich wirklich, als ich mich vorstellen ging, bei der Stadt.
    Ich hab´s mir aber schnell wieder abgewöhnt.
    Ich gehe also, und das ist Fakt, für 300 Euro arbeiten. Hab ich irgendwie nicht ganz aufgepasst, wie das geht, mit dem ausbeuten? Wer beutet denn nun WEN aus? Wer nutzt schamlos wessen Notlage aus?
    ICH die der öffentlichen Hand? Also, dann muss ich was gründlich missverstanden haben.
    Vielleicht kann mich ja einer von Euch aufklären. Ich bin nämlich doof. Und der Herr Westerwelle hat völlig Recht, wenn er sagt, ich sei dekadent.
    So. Nun gehe ich mir erstmal einige Lustdamen mieten und lasse mir mit der Pfauenfeder die
    Gebratenen Wachteln und kandierten Trauben wieder herauskitzeln.
    Und freue mich über den Esel, der jetzt Außenminister ist. So wie schon bei Calligula.
    Einen Toast auf Bundesaußenminister Adolf Westerwelle.
    Ach, da wir grad dabei sind: Haben Sie die Lager schon geplant? Sicher haben Sie auch einige Schlosser, die könnten Ihnen dann einen schönen Schriftzug für den Eingang schweißen. Sie wissen schon…den, nach dem Arbeit frei macht. Die machen das ganz billig. Für einen Euro.

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