Samstag, 12. Februar 2011

Live-Blogging vom Kongress - Samstag

Von Stefan Sasse

Dieser Post wird regelmäßig aktualisiert.

20.05 Uhr. Schluss für heute. Wir werden jetzt ein Lokal suchen und den Abend beschließen. Ergebnisse gibts morgen. Schönen Abend noch!!

19.30 Uhr. Werner Rügemer beschließt die Diskussion. 

19.27 Uhr. Martin Betzwieser von den NDS meldet sich. Er berichtet von Erfolgen von LobbyControl, die auch auf die traditionellen Medien durchschlugen. Er erklärt die Untätigkeit der Medien und ihren Ärger über Blogger damit, dass sie diese Unfähigkeit immer wieder herausstellen. Etwas überzogen ist seine Idee, dass Blogger ihre Qualität daraus ziehen, dass sie kein Geld verdienen. Es kommt generell wieder die Linie, dass Massenmedien von den Anzeigenkunden kontrolliert werden; ich halte das im Kern für korrekt, aber letztlich ist es eher die Schere im Kopf als eine aktive Verschwörung. 


19.24 Uhr. Die Frage taucht auf, warum zwar Massenmitgefühl mit Haiti-Erdbebenopfern, aber nicht mit Arbeitslosen empfunden wird. Er ruft dazu auf, mehr Gewicht auf die Opfer der Finanzkrise zu lenken. 

19.23 Uhr. Gleiche Wortmeldung. Opfer werden zu wenig bedacht, zu viel über Täter geredet. Bin nicht sicher was er meint. Wir sind plötzlich bei der Finanzkrise und Leuten, die alles verloren haben; die Politik (besonders Westerwelle) rede nicht mehr von Eigenverantwortung etc. Der Beitrag ist etwas wirr und unstrukturiert, ich verliere den Überblick. 

19.19 Uhr. Neue Publikumsmeldung mit Frage nach der Abmahngefahr. Neue Meldung mit Befürchtung zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen, Aufruf an alle selbst zu bloggen um eine kritische Masse zu erstellen (wenn ich das richtig verstehe, bin nicht sicher). By the way, Entschuldigung wenn die Kommentare manchmal etwas hingerotzt sind. Der Tag ist schon lang, das Tempo hoch und man wird ein bisschen ätzend :) 

19.14 Uhr. Publikumsmeldung fragt nach den Leserbeiträgen (vulgo: Kommentare). Er fragt, ob die ausgewertet werden. Sein wissenschaftlicher Zugang scheint mir aber ein wenig overreaching zu sein. Der Wortmelder bringt auch erneut das politische Google auf. Die Idee hat auf den ersten Blick Charme, aber ich kann garantieren dass das nicht klappt. Die Blogosphäre scheitert schon beim gegenseitigen Verlinken, wie soll da die Suchmaschine klappen?

19.10 Uhr. Duke an der Reihe. Er weist zurecht daraufhin, dass viele kleine Blogs in der Blogosphäre so weit links sind, dass man mit denen beim besten Willen nichts gemeinsam haben will. Insgesamt habe das Netz viel mit Aufmerksamkeit zu tun, deswegen hätten die rechten Blogs auch so viel Zulauf, da sie attraktiv auf die Verschwörungstheoretiker haben. Obwohl das Netz zu Bullshit neigt, setzt sich Qualität teils trotzdem durch - eine Erklärung dafür, gibt er zu, hat er nicht. 

19.08 Uhr. Jens Berger verwirft die Idee eines Obama-Wahlkampfs schon allein wegen der Armseligkeit der Führungs-Figuren. Er widerspricht Storzer dahingehend, dass die Inhalte sich auch in Blogs verkaufen ließen, das sei ein Gegenbeispiel. Gerade verheddert er sich aber ein wenig: die Blogger haben noch weniger Leser als die genannten Zeitungen, und seine Milchmädchenrechnung von den Lesern pro Autor zieht eigentlich auch nur bedingt. Recht hat er aber mit dem Teufelskreis, dass ohne Geld keine Qualität und ohne Qualität kein Geld kommt. 

19.05 Uhr. Wolfgang Storz stellt die Frage, warum Blogger links des Mainstreams erfolgreicher sein sollen als andere und ob es nur darum gehen soll oder eine generelle Stärkung der Blogger. Er verweist auf jW und Freitag als Gegenmedien im traditionellen Spektrum, die stets eine geringe Auflage hatten. Er fragt, ob das nicht einfach bedeutet, dass das niemand haben will und ob nicht einfach die Nachfrageseite fehlt. Es sei natürlich auch möglich, dass Links nicht kommunizieren kann. Auch die Gefahr bezahlter Blogger, die den Ruf als Ganzes ruinieren können spricht er an. Ich halte seine Befürchtungen für berechtigt, aber nicht nicht immanent. 

19.03 Uhr. Lieb führt auch die anhaltende Ablehnung von Afghanistan und der Rente mit 67 teils auf Blogs zurück. Ich denke, es reicht zumindest deutlich, um einen harten Kern zu erhalten. 

18.58 Uhr. Wolfgang Lieb zerstört den Traum von der politischen Suchmaschine und streut sich Asche aufs Haupt: die Suchmaschine der NDS sei "grottenschlecht". Ich kenn das von mir auch, ich find teils meine eigenen Artikel nicht mehr. Der vorher zwischendurch gebrachte Vergleich mit Obamas Wahlkampf, der ja sehr internetdominiert war, wird von Lieb relativiert: die Kampagne hatte Millionen zur Verfügung, über 90 Vollbeschäftigte für die Kampagne, und damit geht viel mehr. Außerdem ist die Mediensphäre anders. Die Amerikaner haben nicht den gleichen Glauben in eine funktionierende Medienwelt wie wir. Deswegen haben Alternativmedien wie die Huffington-Post auch bessere Chancen; selbst Huffington aber hat Millionen in das Ding gesteckt.  Blogs sind wichtig, um Kommunikation nach draußen zu ermöglichen und zur Stabilisierung von alternativen Meinungen (praktisch dasselbe hab ich vorher zu Lübberding gesagt). Auch die Aufdeckung etwa der "neutralen Experten" gehört von den zu uns machbaren Dingen.

18.55 Uhr. Jetzt hat sich ne Frau gefunden. Sie wollte aber explizit einen Stuhl auf die Bühne gebracht bekommen und eingeladen werden. Sie trat beim NRW-Landtagswahlkampf als unabhängige Kandidatin an. Sie hofft, dass hier etwas passiert wie in Nordafrika - ich finde die Analogie vollständig fehl am Platz. Man kann schwarz-gelb kritisieren wie man will, aber mal ehrlich: von einer Diktatur im afrikanischen Stil sind wir doch deutlich entfernt, das Stattfinden dieses Kongresses beweist das doch. 

18.50 Uhr. Endlich kommt die Frage auf, warum keine weiblichen Politblogger vorne sitzen. Hat ja auch echt gedauert. Frauen-Quote für die Blogs!! Die Veranstalter sind zur Stellungnahme aufgerufen. Immerhin ist die Antwort stimmig: es gibt schlicht keine, es sei denn, man will Bloggerinnen von irgendwelchen feministischen Spinnerblogs einladen. Es gab wohl eine, aber die konnte nicht mehr rechtzeitig organisiert werden. 

18.47 Uhr. Oh sorry, das ist schon ein anderer Typ. Facebook unterstützt aktiv Diktaturen, by the way. Oh, jetzt kommen die Indonesier dazu, die Afrikaner auch. Veränderung per Internet. Ich dachte das hatte mit den Massenaufläufen zu tun, aber so kann man sich irren. Aus irgendeinem Grund hat es damit zu tun, dass die weniger Server haben als wir. Jetzt sagt er, dass er das sich das Schreiben verboten hat und weint fast, weil es Künstler gibt die ohne Entgelt arbeiten. 

18.45 Uhr. Es wird besser. Wir haben das Internet durch die erfolgreiche Invasion in der Normandie aufgedrückt bekommen, und es ist das Instrument der Amerikaner, unseren Geist zu versklaven. Gemacht wird das über das Internetinstrument der US-Regierung, Google, unterstützt von Facebook, die zusammen die Internet-Achse-des-Bösen bilden...Mann Mann Mann.

18.43 Uhr. Irgendein Werbemensch aus dem Publikum macht Werbung für sich, dann spricht er - bevor er wieder in Selbstdarstellung versinkt - kurz davon, dass Deutschland keine Demokratie, sondern eine Parteiendiktatur sei. Totaler Unsinn, da hat wohl jemand zu viel Herbert von Arnim gelesen. Aber eigentlich regt mich nur seine Eigenwerbung auf, das gehört grad echt nicht hierher. 

18.41 Uhr. Jens Berger stellt fest, dass die meisten Blogs eher den politischen Extremen und exotischen Meinungen angehören und dass "die Mitte" in der Blogosphäre fast nicht zu finden ist. Absolute Zustimmung. 

18.39 Uhr. Gerade ewig lange Zwischenfrage eines unbekannten Gastes, ob wir nicht zufällig ein politisches Google nebenher programmieren könnten. Vollkommener Unsinn. 

18.29 Uhr. Frank Benedikt am Mikro. Blogger sollen und können keinen Journalismus ersetzen. Er schlägt ein Kollektiv der Blogger vor, um den Journalismus zu korrigieren und erneut zu beleben. 

18.26 Uhr. Er trat 1964 in die SPD ein und erfuhr damals endlose Mühen bei  der Beeinflussung der Partei und Themen. Heute scheint es, als ob Einzelne die Partei mit deutlich weniger Aufwand deutlich stärker beeinflussen können als früher. Sein Ziel ist deswegen weniger eine Kampagne als vielmehr Zweifel zu wecken, die Gesellschaft zu verbreitern und die Orwell'sche Prägung deutlich zu machen, etwa über das Nachweisen der Interessensgeflechte. Diese Impulsgebung immunisiert die Leser. Letztlich ist die Reichweite aber beschränkt.

18.25 Uhr. Wolfgang Lieb kündigt eine brutale Aussage an. 

18.22 Uhr. Wolfgang Storz hält Agenda-Setting für möglich, wenn es um einzelne Themen geht, etwa die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses zur Finanzkrise. Er ist aber auch der Meinung, dass viele Blogger an Größenwahn leiden und glauben, eigenständig eine Grundversorgung leisten zu können; Einspruch von Jens Berger und hier. Wolfgang Storz korrigiert sich, Missverständnis.

18.19 Uhr. Jens Berger sieht die Verantwortung dafür, in Blogs heiß diskutierte Themen weiterzuverbreiten, bei den Mainstreammedien. Die nehmen aber seiner Meinung nach die Blogs nur bei Randthemen war, "sie ihnen zutrauen". Er ist sehr skeptisch, dass die Medien das jemals tun werden; da bin ich bei ihm.

18.17 Uhr. Duke spricht gerade davon, dass niemand weiß wie sich das "Hintergrundrauschen", das wir Blogger effektiv bilden und nicht überwinden können, transzendieren können. Es scheint zwar temporär für Ereignisse wie S21 möglich zu sein, aber bisher keinesfalls dauerhaft. Deckt sich mit meinen Erfahrungen. 

18.10 Uhr. So, Podiumsdiskussion. Vorne sitzen Frank Benedikt, Wolfang Lieb, Jens Berger, Duke Erdmann, Stephan Sichermann, Wolfgang Storz und Werner Rügemer. Im Augenblick stellen sich die Blogger vor. Frank Benedikt kündigt den Antwortversuch auf die Kongressfrage, ob Blogger die Demokratie retten können, an. 

18.08 Uhr. Habe jetzt die letzten Zwischenbemerkungen und den Anfang der Podiumsdiskussion verpasst; mit Frank Lübberding vom Weißgarnix verquatscht. Einige sehr interessante Fragestellungen sind dabei aufgekommen, über die Reichweite und das Zielpublikum von Blogs im Allgemeinen, Perspektiven und Selbstwahrnehmungen. Ich habe da ohnehin noch einiges, das ich schon seit Monaten mit mir rumschleppe und das ich bisher nicht zu einem kohärenten Blogeintrag zu verarbeiten in der Lage war. Ich hoffe, dass das bald mal klappt. 

17.30 Uhr. Drittes Telefonat, Mr. Burns mit Merkel. Gleiches Problem wie bei den bisherigen Telefongesprächen. 

17.23 Uhr. Jetzt wird es interessant: es wird ein wenig aus dem Nähkästchen darüber geplaudert, dass Wirtschaftsjournalisten es deutlich schwerer als Politikjournalisten haben, weil die Intransparenz in der Wirtschaft mit Geheimhaltungsklauseln etc. viel schlimmer ist als im Fall der Politik. Daran könnte auch die merkwürdige Fokussetzung liegen, die etwa in der Berichterstattung über die Lehmann-Brothers-Überweisung der KfW getätigt wurde, während viel wichtigere Dinge passierten. Im Fall dieser Überweisung fand Politik statt, und Politik ist zu Stellungnahmen gezwungen. Ackermann kann einfach keine Stellungnahme abgegen, und das wird akzeptiert. Politiker müssen immer eine abgeben. Das definiert die Agenda, und ein Dagegenstemmen erfordert viel Mut und extrem viel Wissen. In der einfacheren Verehrung des Mainstream liegt das Versagen des Wirtschaftsjournalismus.

17.21 Uhr. Thematisierung des Versagens der Wirtschaftswissenschaftler. Man hat das Gefühl, hier werden ein wenig Eulen nach Athen getragen. 

17.16 Uhr. Die mangelnde Berichterstattung zum Thema hängt laut Zwischenbemerkungen mit der Tatsache zusammen, dass die Politik das Thema abgesetzt hat. Ich halte das für eine reichlich überspannte Theorie, die eine regelrechte Feinabstimmung zwischen Banken, Publizistik und Politik erfordert. Als schnelle Antwort auf die Frage der werten Geheimrätin in den Kommentaren: ja, es gibt sogar recht viele Damen hier, aus der Gattung der politischen Blogger herrscht bei ihnen aber Fehlanzeige. Sie sind eher der künstlerischen Gemeinde zugehörig. 

17.07 Uhr. Zweites Telefongespräch. Mr. Burns tritt wieder auf, auf der Bühne steht Peer Steinbrück (mit hübscher Maske). Erneut merkwürdige Mischung aus Satire und Lehrstück. Mr. Burns könnte auch Mephistopheles sein und Steinbrück Faust. Obwohl, da fehlt dann doch das humanistische Phrasendreschen. 

17.04 Uhr. Eine Studie über die Berichterstattung der Leitmedien in Sachen Finanzmärkte wird vorgestellt; auffällig ist demnach der Mangel an Berichterstattung im Allgemeinen und kritischer Stimmen im Speziellen. Nichts Neues im Staate Dänemark, aber schön das mal mit Zahlenmaterial unterfüttert zu haben. 

16.56 Uhr. Schöne Zwischenbemerkung: wir beschimpfen weniger die Journalisten als die Umstände, unter denen sie arbeiten und würden uns vielmehr wünschen, dass die Journalisten sie nicht so widerstandslos hinnehmen würden. 

16.47 Uhr. Schröder wirkt wie eine Mischung aus einer Pisper-Satire und einem Lehrstück. Ackermann ist eine Mischung aus Klischee-Schweizer und Mr. Burns. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Ganze satirisch und witzig gemeint ist oder doch eine Botschaft vermitteln soll. Irgendwas in der Mitte.

16.44 Uhr: Werner Rügemer moderiert den Einstieg in ein szenisches Stück, in dem Telefongespräche Ackermanns mit Schröder, Steinbrück und Merkel szenisch gelesen werden. Irgendwie ist hier eine Besessenheit mit Ackermann festzustellen. Rügemer moderiert gerade auch ein wenig arg selbstgefällig, sonst bleibt es aber interessant. 

16.42 Uhr. Pause vorbei, es geht weiter. 

16.11 Uhr: Ein großes Problem der Gegenöffentlichkeit ("demokratische Öffentlichkeit", Lieb) ist, dass sie immer mehr und komplexere Argumente braucht als die Meinungsmache. 

16.08 Uhr: Eine wichtige Reform ist, so Lieb, die Trennung von Kredit- und Investmentgeschäft der Banken, um so deren Geißelnahme der Gesellschaft zu verhindern. 

16.01 Uhr: Neuer Gedanke: Oben und Unten sind kaum mehr zu definieren, solange es nicht um Galionsfiguren wie Ackermann geht. Der Investor in einen Hedgefonds blickt das ja auch nicht. 

15.57 Uhr: Interessant. Die Konstruktion, mit der sich Ackermann seinerzeit rettete beseht hauptsächlich daraus, dass er zwar illegal gehandelt hat, aber gar nicht anders konnte - weil er beraten wurde. Das ist natürlich Quatsch (versucht das mit dem Steuerberater eures Vetrauens!), aber du musst nun mal Vorsatz nachweisen - bei solchen Verbrechen unmöglich.
 
15.53 Uhr: Marc Schanz von SZenso und Markus Weber (Guardian of the blind) waren eben mit mir einkaufen. Essen! Auf der Bühne diskutieren Lieb und Rügemer über Strafrecht von Banken, Bankenaufsicht etc. Der Natur der Sache entsprechend ist es natürlich weniger eine Diskussion als ein Bälle zuspielen, besteht doch Konsens. Sehen wir mal, ob die große Podiumsdiskussion um 18 Uhr mehr Gegensätze zutagetreten lassen wird. 

15.22 Uhr: Wolfgang Lieb setzt seinen Vortrag fort.

15.07 Uhr: Texte Lapuentes werden von Theussl vorgelesen. 

14.57 Uhr: Musikeinlage: "Heut hört die Wirtschaft zum Wachsen auf", von Christoph Theussl. 

14.44 Uhr: Lieb spricht wieder. Der Vortrag ist immer noch online ;) 

14.42 Uhr: Kurzes Gespräch mit Frank Lübberding von Weißgarnix gehabt. Generationenunterschiede :) 

14.38. Inzwischen spielt eine Band. 

14.23 Uhr: Lieb spricht zu "Demokratie von oben Oder wie die Folgen von Politik den Bürger zum Aufbegehren brachte". Der Begriff "Postdemokratie" beschreibt eine weitreichende Selbstaufgabe der Politik hinter der Aufrechterhaltung der formalen Kulissen. Da kein Machtvakuum existiert, gab es eine Machtverlagerung auf Ökonomie und Publizistik, die betriebswirtschaftliches gegen gesamtwirtschaftliches Denken durchsetzten. Die kleine Minderheit "der da oben" schaffte es mit Unterstützung der herrschenden Medien und politischer Korruption, ihre Ansichten durchzusetzen. Die Klientelpolitik der Regierung erklärt sich dadurch. - Die Banker haben laut Jean Ziegler mehr Menschen auf dem Gewissen als die meisten afrikanischen Warlords, nicht nur materiell. Existenzen wurden in großem Maße zerstört. Die Folgen der Rettungsaktionen sind noch gar nicht absehbar. Das Tarnwort für diese Aktionen lautet systemrelevant. Das ist richtig, aber nur in Hinblick auf das System, das zur Krise führte. Das kollektive Versagen wird so vertuscht. Dank des Bündnisses mit der Publizistik gibt es keine Kritik dagegen. Die Banker haben betrogen und gelogen. Wir wissen heute, dass die meisten Banker von den großen Konzernen wie AWD effektiv gezwungen wurden und kaum eigenverantwortlich tätig waren. Sie wussten aber nichtsdestrotz genau was sie taten - anders ist der Crash des Interbankenverkehrs nicht erklärbar. Diesen Verbrechen folgte die Erpressung. - Aber ich stelle gerade fest, dass Liebs Vortrag auch online ist. :)

14.21: Ein neues Gesamtkunstwerk wird angekündigt: Wolfgang Lieb von den NDS spricht zum Krisenverständnis, unterbrochen durch Christoph Theußl, der Texte von Roberto de Lapuente vortragen und Musik machen wird. Mike Jansen begleitet das Ganze am Flügel. 

14.19 Uhr: Mit einem Beitrag zum Thema digitale Artefakte (tausendfaches Uploaden und Rippen desselben Videos) endet der Vortrag.

14.12 Uhr: Die alten Träume von Interaktivität sind passé, man spricht eher von Interpassivität als Interaktivität und die User haben eher die Aufgabe der Kritik und Verbreitung. 

13.55 Uhr. Der Vortrag beginnt. Es soll um Kunst im Netz gehen. Die technologische Uhr tickt seit 15 Jahren rasend schnell. Die Auswahl, die er zeigen wird, haben deswegen musealen Charakter. Internet nimmt an Bedeutung zu, siehe Wikileaks und Ägypten. Als erstes Kunstbeispiel nennt er das Youtube-Video, in dem alle Fuck-Szenen aus "The Sopranos" zusammengefasst wurden. Ein israelischer Künstler baute aus Youtube-Schnippseln ein musikalisches Kunstwerk zusammen. Weitere Youtube-Kunstwerke werden vorgestellt. Weitere avantgardistische Projekte folgen; seht euch sein Blog an!

13.51: Die Band hat fertig, kaum endender Applaus. Nun betritt Werner Rügemer erneut die Bühne und spricht einen erneuten Dank für Band und Veranstalter aus. Kunst aber, so Rügemer, soll nicht nur genossen, sondern auch verstanden werden. Johannes Kreidler, Berliner Aktionskünstler vom Blog "Kulturtechno", hält nun einen Vortrag über Kunst und Kultur im Netz. 

13.48: Applaus für die Band. Der ist allerdings verfrüht, das Spekakel ist noch nicht vorüber. Das Eis allerdings bricht er, denn erste jauchzende Zwischenrufe der Begeisterung sind zu vernehmen. Vereinzelt sieht man Tänzer.

13.26 Uhr: Musik. Die Gruppe DAX spielt. Prominent aus der Gruppe, die sich nur für den Konfress gebildet hat, ist wohl Peter Salentin, aber da bricht bei mir der Kunstbanause durch. Keine Ahnung.

13.23 Uhr. Würdigung für die Veranstalter, die das Ganze unentgeltich auf die Beine gestellt haben. Viel Applaus. Werner Rügemer tritt auf und kündigt das künstlerische Programm an. Hier hängt überall politische Kunst an den Wänden, die auch als Begleitbuch gekauft werden kann. 

13.19 Uhr. Jens Berger eröffnet den Tag. Blogs sind in Deutschland kaum bekannt; man redet über sie hauptsächlich im Rahmen von Iran und Co. Die meisten Blogger begannen das Bloggen wegen der Unzufriedenheit über die herrschende Berichterstattung, hauptsächlich für sich selbst, weniger für das Publikum. Erste Netzwerke bildeten sich, inzwischen haben Blogs eine größere Leserschaft als viele Regionalzeitungen. Trotzdem werden wir nicht oder negativ wahrgenommen, als Nerds und Geeks, was hauptsächlich daran liegt, dass viele Technikblogger das Bild bestimmen. Wir politische Blogger stehen aber für Inhalte, weniger für Technik, wie die Printjournalisten auch für Inhalte und nicht den Druckvorgang stehen. 

13.01 Uhr: Leben ist in der Bude. Gerade schon mit anderen Bloggern, einer Landtagskandidatin und Lesern die Köpfe heiß diskutiert. Jens Berger vom Spiegelfechter, Frank Lübberding von Weißgarnix und Duke Erdmann von Feynsinn sind gekommen. Bald geht's los. 

11.42 Uhr. Blogger sind eindeutig Langschläfer. Dass die Whistleblowe schon teilweise da sind überrascht nicht so sehr, aber dass die Künstlergemeinde aus Frühaufstehern besteht zerstört doch ein liebgewonnenes Klischee. 

11.25 Uhr: Hurra, ein bekanntes Gesicht: Marc Schanz vom SZenso ist eingetroffen.

11.16 Uhr. Kaffee, schwarze Wonne. 

10.39 Uhr. So. Die Fahrtzeit haben wir wohl überschätzt; offiziell geht es ja erst um 13 Uhr los. Da hätte ich nicht ganz so früh aufstehen müssen. Bald soll es hier Frühstück geben, die Vorbereitungen laufen.

36 Kommentare:

  1. Sehr gute, wirklich sehr gute Idee. Vielen Dank, Stefan!

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  2. Der Sasse in ein fürchterlicher Kulturbanause - die Mucke war völlig geil. Pfoi!

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  3. Tja, so läuft das mit dem heutigen degenerierten Generationenpack.

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  4. @ flatter
    Ach was! Unmelodisches Gedudel war das!!11

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  5. Quatscht doch mal nicht immer alle dazwischen! Ich kann die Musik gar nicht mehr verstehen! :-) :-)

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  6. Ich seh das mit der ständigen Personalisierung (Ackermann) auch äußerst kritisch

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  7. @ stefan - danke für dein kommentieren des spektakels! ihr hätte natürlich auch einfach die jungs von "flügel tv" einladen können, dann könnten wir armen "daheimgebliebenen" dat janze auch noch bildlich live mitverfolgen. ich musste heute morgen und muss auch morgen mittach nochmal malochen und konnte von daher schon nicht einfach mal so eben nach kölle mache. dabei hätte ich sweet johannes so gerne mal live gesehen! natürlich auch den herren flatter. also, nochmals dankeschön und weiterhin viel spaß an der kriiiiieeeeese!

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  8. ps. jibbet da auf dem kongress eigentlisch auch ein paar weiber? oder ist das ne reine burschnschaft da?

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  9. Also, ich finde das köstlich und es stinkt mir gewaltig, dass ich nicht dabei sein konnte... politisches Google programmieren... *lach*!

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  10. Bring mal zur Sprache, lieber Stefan, dass Blogger nicht politisch extrem sind - es ist die Mitte, in der sich derzeit extreme Positionen finden lassen! Blogger sind eher gemäßigt...

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  11. In der Mitte sind per definitionem keine extremen Positionen :)

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  12. Per definitionem nicht; aber alles kann man umdefinieren, wenn man will...

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  13. Du, Stefan, wieviele Menschen sind denn eigentlich da? Zähl mal schnell durch!

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  14. Roberto, lass ihn lieber schreiben statt zählen. ;-)

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  15. Sie sprachen von 60 direkt Beteiligten, ich denke noch mal so viele Gäste, grob.

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  16. Ui. Ich danke dir Stefan. So krich ich wenigstens doch was mit. Du hast ein Bier (zwei, drei ... ) gut.

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  17. Wurde der Vortrag von Wolfgang Lieb eigentlich auch auf Video aufgenommen?

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  18. Gerade mal nachgelesen und so immerhin bei 18:45 verstanden, was der Mensch uns eigentlich sagen wollte. Ist jetzt dadurch nicht unbedingt besser geworden, aber immerhin hast du ihn besser verstanden ;).

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  19. Ich fordere Sie auf, umgehend die Formulierung "Spinnerinnen wie Ines Fritz" abzuändern. Sie bezeichen mich hier bitte nicht - und auch zukünftig nicht -als "Spinnerin" und auch keine anderen politischen Blogerinnen.

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  20. Terminsetzung zur Änderung:

    Sie aktualisieren regelmäßig ihre Kongress-Beiträge, zumindest jenen vom Sonntag, also lesen Sie auch meine Aufforderung hier. Ich setze Ihnen unter Voraussetzung der Kenntnisnahme einen Termin zur Änderung der Passage "Spinnerinnen wie Ines Fritz" bis morgen, 14.02.2011, mittag 12.00 Uhr.

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  21. 18.41 Uhr. Jens Berger stellt fest, dass die meisten Blogs eher den politischen Extremen und exotischen Meinungen angehören und dass "die Mitte" in der Blogosphäre fast nicht zu finden ist. Absolute Zustimmung.


    wen meint herr berger wohl damit?

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  22. Aus diesem Protokoll zu erlesen:

    Herr Berger und Herr Erdmann wünschen sich einen Rechtsruck auch im Internet. Zu bedauern, dass viele kleine Blogs "so weit links sind, dass man mit denen beim besten Willen nichts gemeinsam haben will" (Erdmann) und dazu feszustellen, dass "die meisten Blogs eher den politischen Extremen und exotischen Meinungen angehören und dass "die Mitte" in der Blogosphäre fast nicht zu finden ist" (Berger) ist ein virtueller Knicks vor der bedauernswerten Ausgrenzung linker Politiken, deren Reproduzenten sie sind. Dass hier nun sogar schon ausdrücklich "linke" und "extremistische" Blogs beklagt werden und eine Zusammenarbeit unmöglich gemacht, ist nicht nur Ausdruck politischer Unbildung, sondern gibt haargenau die politischen Interessen der "linksliberalen" Blogosphäre an: Neutralisation linker Politik im Internet.

    Dazu dann gegen eine linke Bloggerin (Ines Fritz) Schmähungen auszusprechen (Spinnerinnen wie..) , macht das Bild vollständig. Um linke Politik im Netz unschädlich zu machen, wird auch nicht vor Beschimpfung der Betreiber_innen zurückgeschreckt.

    Für mich steht fest: Um die Demokratie zu retten, wird man linke Politik von linksliberaler Metapolitik trennen müssen. Und das muß weit über das Internet hinausführen. Es ist klarzustellen, dass solche Inhalte (Extremismustheorie, Abgrenzung von linker Politik) und die Beschimpfung des politischen Gegners bei sexistischer Grundhaltung (Spinnerinnen wie..) weder linke Theorie noch Praxis darstellen. Oder anders: Diese Kongressblogger sind so links wie Mario Barth.

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  23. Herr Öffinger, ich finde, Frau Fritz als linke Femanarchistin nicht als angebliche Spinnerin beschimpft werden ...

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  24. @Klaus

    Zitat: "Jens Berger stellt fest, dass die meisten Blogs eher den politischen Extremen und exotischen Meinungen angehören und dass "die Mitte" in der Blogosphäre fast nicht zu finden ist. Absolute Zustimmung."

    Da hat der Stefan mir - mal wieder ;-) - nicht so richtig zugehört. Ich habe das an der politischen Gesäßgeographie und konkreter an der Parteienpräferenz festgemacht. Und da ist es nun einmal so, dass Wähler der "Mitteparteien" nur sehr selten bloggen.

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  25. @Fräulein Fritz

    Bevor Sie sich aufmerksamkeitsökonomisch freuen: Ihr Name ist auf dem Kongreß (zumindest auf dem Podium) selbstverständlich nicht gefallen. Wir sind doch nicht mit dem Klammerbeutel gepudert und machen Guerilla-Marketing für Sie. Und so wichtig sind nun auch wieder nicht, als dass man Sie zur Kenntnis nehmen sollte.

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  26. Ihr schert Euch doch sowieso einen Dreck um die nützlichen Idioten an der Kommentarbasis. Das spiegelt auch deren rudimentäre Berücksichtigung in diesem Verlaufsprotokoll wieder.

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  27. Hallo Ines,

    ich stimme dir voll zu. Bitte trenne dich so deutlich und weit wie möglich von uns.

    Hallo Anonym,

    ich wollte das Verlaufsprotokoll nicht mit der semi-relevanten Ines-Fritz-Schlammschlacht besudeln. Was würdest du dir denn an Berücksichtigung wünschen?

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  28. Zu 19:27 Uhr: Martin Betzwieser heiße ich, macht aber nichts weiter.

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  29. Jetzt lese ich, dass der Betreiber von "Weißgarnix" auch da war. Schade, dass er nicht im Programm war; einige seiner Kommentare gefallen mir sehr gut.

    Und da fahren die Blogger ein paar hundert Kilometer nach Köln, verbringen fast die komplette Zeit in der Laptop-Ecke, unterhalten sich während der Vorträge und Diskussionen am Rand miteinander und gehen sogar einkaufen. Nix für ungut, aber da stelle ich mir schon die Frage, wie man da als Polit-Blogger von den Leuten der "professionellen" Medien ernst genommen werden will / soll?

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  30. Lieber Martin Betzwieser!

    Es war Frank Luebberding, einer der Autoren bei Weissgarnix (er kam wohl eher spontan).
    Nun, wir versuchten eben, tatsächlich ein wenig zur Vernetzung der Blogger beizutragen, vor allem dann, wenn das Programm, sagen wir ein wenig stark künstlerisch geprägt war.
    Zu dem Einkaufen: Aus biologischen Gründen waren wir dazu gezwungen, für unsere Nahrungsaufnahme zu sorgen, und aus ökonomischen Gründen mussten wir Ausweichmöglichkeiten zur Vor-Ort-Verpflegung suchen. Der Mensch lebt nicht von Vorträgen allein ...

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  31. Hallo,
    lesen Blogger neuerdings von unten nach oben?
    Hab ich irgendeinen Trend verpasst?
    Geht garnich.

    Grüße

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  32. Stefan, deinen Fleiß und deine Akribie finde ich wunderbar. Danke dafür!

    - John Dean -

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  33. Wir, das ist die ZG-Redaktion vom Zeitgeist-Blog (also wir drei Hanseln^^), konnten leider nicht nach Köln kommen. Vielleicht beim nächsten mal. Dennoch vielen Dank für Dein "Protokoll" :-)

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