Montag, 31. August 2020

Weibliche Faschisten haben größere Erfolge bei der Integration muslimischer Polizisten als Ampelfrauen von der FDP - Vermischtes 29.08.2020

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.
1) Progressive Groups Are Getting More Selective In Targeting Incumbents. Is It Working?
Thanks to an increasingly powerful progressive campaign apparatus, there’s no question that the left is now an established player in the Democratic Party. But is it strong enough to rival the political muscle of the party establishment? [...] And while the progressive upsets may have grabbed all the headlines, the numbers say the party establishment is still king of the hill. Of the 217 Democratic incumbents who ran in the primaries we analyzed, 214 won or advanced to the general election. Granted, that includes 19 incumbents — such as Reps. Ilhan Omar, Katie Porter, Rashida Tlaib and Ocasio-Cortez herself — who were supported by one or more of the six progressive endorsers we’re tracking. But in the 17 primaries where progressives (candidates endorsed by at least one of these six entities) went up against an incumbent, the progressive-backed candidate lost 14 times. (Newman, Bowman and Bush were the only exceptions.) [...] However, the party establishment had even more success: 30 of the 31 candidates (97 percent) whom the DSCC and DCCC supported in incumbent-less primaries advanced to the general election. [...] These findings — that Democratic voters are generally voting for establishment candidates over insurgents — match what we saw in 2018. But that doesn’t mean progressive groups haven’t made progress in the last two years. They’ve just changed their strategy. Instead of endorsing dozens of candidates like they did in 2018, progressive groups are picking their battles more carefully. For instance, Justice Democrats has endorsed just three candidates in incumbent-less primaries this year, but two of them won. (Nathaniel Rakich/Meredith Conroy, 538)
Die häufig gehörte Behauptung, dass der Radikalisierungsprozess der beiden amerikanischen Parteien in etwa gleichwertig sei, wird alleine durch solche Untersuchungen deutlich entwertet. Bestenfalls ist die demokratische Partei gerade da, wo die republikanische um 2008 war. Erinnert man sich an den damaligen Wahlkampf, so gab es einige Spinner am Rand, die aber von John McCain noch öffentlich zurechtgewiesen wurden - bereits 2012 aber behauptete sich das Establishment nur noch mit Mühe und suchte den Schulterschluss (Romney hofierte Donald Trump, falls das jemand vergessen hat). Und 2016 übernahmen die Spinner vollends das Ruder. Dieser Vergleich hinkt aber schon alleine deswegen, weil bereits 2008 mit der Nominierung Sarah Palins dem Extremismus Tür und Tor geöffnet worden war. Bei den Democrats gibt es keinerlei vergleichbare Machtposition für irgendwelche Radikalen. Die höchste Stellung, die irgendjemand dieser Art in der Partei bisher errungen hat, ist einfache Abgeordnete im Repräsentantenhaus. Nicht einmal im Senat findet sich irgendjemand, der mit gutem Gewissen als radikal bezeichnet werden könnte, von den Gouverneursposten und ähnlichen Machtstellungen ganz zu schweigen. Möglich, dass sich das in Zukunft ändern wird. Aber aktuell gibt es dafür wenig Anzeichen.

2) The anti-war wing of both parties is dead
The anti-war wing of both major parties is dead. Your presidential choice is between war and war. There's no faction of Republicans or Democrats which combines real power with a durable, principled interest in turning American foreign policy away from global empire. [...] The reality is these officials and anyone who agrees with them have little meaningful power on this issue — occasional influence, perhaps, but certainly not power than can be reliably wielded. Paul's golf course chats with Trump may eke a win from time to time, but this is a lucky backchannel that can be dammed at any moment. It has no formal, institutional authority. This week's handwringing at Foreign Policy about the supposed ascendancy of "isolationism" on left and right alike is absurd, the foreign policy version of Tucker Carlson's bizarre claim of libertarian dominance of Washington. The main voices advocating greater restraint in American foreign affairs are not isolationist, and though they kick up quite a ruckus, they have little to no say over actual policy direction. How can anyone look at half a dozen wars and think we have an isolationism problem? The Trump vs. Biden race only underlines this state of affairs. Neither will give us a foreign policy that can even plausibly be caricatured as isolationism, Trump's inane protectionism notwithstanding. [...] The president pays occasional lip service to ending "endless wars" and prioritizing diplomacy ("the greatest deals," in his parlance), but his better impulses are constantly overcome by his selfishness, short attention span, stupid militarism, and choice of counsel like Secretary of State Mike Pompeo. Trump has brought us closer to open conflict with China, squandered his chance for productive negotiations with North Korea, exacerbated tensions with Iran, and repeatedly recommitted to enabling Saudi war crimes. What few good foreign policy ideas he hits upon are almost always happenstance byproducts of service to his own political fortunes. He has yet to end a single war. Biden and his running mate, Kamala Harris, are more conventional liberal interventionists than Trump, but the crucial assumption of intervention is same. (Bonnie Kristan, The Week)
Eine der dümmsten Ideen des gesamten 2016-Wahlkampfs war sicherlich, dass Trump in irgendeiner Art und Weise die USA in eine weniger interventionistische, friedlichere Richtung lenken würde als seine Konkurrentin Hillary Clinton. Ich verweise nur zu gerne auf Jakob Augsteins völlig beknackte Kolumne zum Thema. Ich sehe allerdings nicht, dass das eine sonderlich neue Entwicklung wäre. Die beiden Parteien sind spätestens seit den 1950er Jahren beide außenpolitisch kaum voneinander zu unterscheiden. Die Democrats sind eine Spur weniger begeistert von diesen Einsätzen, aber insgesamt hat das Establishment der Außenpolitik beide Parteien fest im Griff - the blob, wie es Kritiker gerne nennen. Daran wird sich auch unter Biden nichts ändern. Faszinierend ist viel mehr, wie viele zukünftige Präsidenten das ändern wollen und dann scheitern. Obama trat mit einem anderen Ansatz an und entkam der Logik des blob nicht. Trump ging es genauso. Biden, Clinton und Bush unternahmen nicht einmal den Versuch. Mit den größten Erfolg hatte ausgerechnet der ältere Bush, aber er kam aus  dem Bereich und hatte daher den größten Spielraum. Carter scheiterte, Reagan war ja sein größter enabler. Johnson verschwand in seinem Sumpf, ebenso Kennedy. Eisenhower fühlte sich bemüßigt, in seiner Abschiedsrede davor zu warnen. Und so weiter.

3) Tweet
Das hier geschilderte Phänomen ist, einmal mehr, keines, das der Links-Rechts-Gesäßgeographie gehorchen würde. Es handelt sich viel mehr um ein Medienproblem. Je krachiger die Schlagzeile, desto eher werden Klicks generiert. Und da bislang für Online-Journalismus kein vernünftigtes Geschäftsmodell gefunden wurde und das Generieren von Klicks die einzige Metrik für Anzeigenkunden darstellt (was auch vielsagend zu der Effizienz von Marketingabteilungen ist...), ist was das angeht ein race to the bottom. Es dominiert Krawalljournalismus, in alle Richtungen. Keine Ahnung, ob da ein anderes System überhaupt wieder gefunden werden kann; eine Rückkehr zur Parteipresse halte ich jetzt auch nicht eben für erstrebenswert. Aber man sollte sich nicht in die Tasche lügen, dass diese Mechanismen nicht existierten.

4) Protest against police brutality held in downtown LA for 2nd straight night
Protesters gathered in downtown Los Angeles for another night of demonstrations against police brutality following the Kenosha, Wisconsin police shooting of Jacob Blake. A group of about 50 to 75 demonstrators gathered near Men's Central Jail Tuesday at about 11 p.m. A long roll of wire unfurled in front of the facility separated the protesters and L.A. County sheriff's deputies. No arrests or injuries from Tuesday's protest were immediately reported. The protest came after demonstrators on Monday night marched to LAPD headquarters. The protest turned chaotic late at night and police declared the gathering an unlawful assembly as a protesters were seen tearing down a barricade. Police could also be seen scuffling with protesters. As the demonstration carried on, more police officers arrived and asked the crowd to disperse. Video captured non-lethal rounds being fired by police into the crowd after ruling the gathering an unlawful assembly. (ABC7 News)
Ich will gar nicht so sehr auf den spezifischen Protest hier hinaus, oder den Anlass. Das LAPD steht seit mittlerweile drei Jahrzehnten wegen Gewaltexzessen in der öffentlichen Kritik (Rodney King, anyone?), ohne dass sich auch nur im Geringsten etwas geändert hätte. Er eignet sich aber, um einige Muster hervorzuheben.
  • So hat den LAPD die Black-Lives-Matter-Demonstranten die mitgebrachten Schilde, mit denen diese sich gegen Polizeigewalt schützen wollten, unter der Begründung abgenommen, es handle sich um "Waffen". Direkt danach feuerten die Polizisten willkürlich in die Menge.
  • Auf einer Demo von Rechtsextremen am Tag zuvor verteilten die LAPD-Polizisten dagegen "wegen der Hitze" Wasser an die Demonstranten. Diese trugen Sturmgewehre. Entwaffnet wurde niemand.
  • Die BLM-Demonstranten wurden vom LAPD in einen Tunnel getrieben, der von beiden Seiten dicht gemacht wurde. Danach prügelten die Polizisten auf die Demonstranten ein.
  • Währenddessen verteidigt der FOX-News Star-Moderator Tucker Carlson den 17jährigen Terroristen Kyle Rittenhouse, der zwei Menschen erschoss, weil dies die einzige Möglichkeit sei, "die Ordnung aufrechtzuerhalten". Bevor jemand denkt "FOX News halt mal wieder", die TIMES höchstselbst hat es geschafft, den Terroristen zu heroisieren, ohne zu erwähnen, dass er ein Mörder ist. Aber keine Sorge, sämtliche GOP-Größen machen ebenfalls mit und überbieten sich mit Beifallsbekundungen für einen Terroristen.
  • Die Polizei mittlerweile findet nichts dabei, dass man den Jungen nach der Tat auf freien Fuß gesetzt hat.
  • In einer Facebook-Gruppe einer rechtsextremen Milizvereinigung von Kenosha wurde anlässlich einer Demo für den Terroristen dazu aufgerufen, Waffen mitzubringen. Dieser Aufruf wurde 455 mal an Facebook gemeldet. Gelöscht wurde er nicht, weil er, obwohl illegal, die internen Richtlinien nicht verletze. In den Worten Peter Singers: Und da genau liegt das Problem.
  • Das FBI zeigt sich offen besorgt darüber, wie weitreichend rechtsextreme Netzwerke mittlerweile die US-Polizei infiltriert haben.
Das sind Faschisten, plain and simple.

5) The Republican Party Must Be Saved From the Conservative Movement
To the modern ear, the very idea of a Republican Party that operates independently of the conservative movement sounds preposterous, even oxymoronic. The movement’s association with the GOP is now so deep that almost everybody uses the terms Republican and conservative synonymously. But it was only about 60 years ago that the two had very different meanings. A right-of-center leader in Britain, France, Germany, or Japan would not deny the need to do anything about climate change, oppose universal health insurance, or insist cutting taxes on the rich will pay for itself. For a period of time, the Republican Party seemed to be following the same course as right-of-center parties in other industrialized democracies today. Dwight Eisenhower accepted the contours and legitimacy of the New Deal while fighting many of the particulars. The conservative movement’s purpose was to oppose and reverse Eisenhower’s political vision for the Republican Party. (Jonathan Chait, New York Magazine)
Dieser Aspekt des langen und lesenswerten Chait-Artikels scheint mir für deutsche LeserInnen relevant hervorzuheben sein: Das deutsche "konservativ" und das amerikanische "conservative" klingen zwar gleich, haben aber semantisch kaum etwas miteinander zu tun. Die CDU ist nicht conservative, sie ist konservativ. Was die amerikanischen conservatives sind, ist eigentlich reaktionär. Es gehört zu den erfolgreichsten politischen Framings aller Zeiten, das zu übertünchen. Denn wie Chait richtig schreibt, gehört zum konservativ Sein, dass Änderungen grundsätzlich als legitim anerkannt werden. Man versucht, sie zu bremsen, zu moderieren, vielleicht aufzuhalten, aber eigentlich nicht, sie zurückzudrehen. Der Verzicht darauf, Reformen der Vorgängerregierung zurückzudrehen, hat Deutschland gut getan. Die großen Projekte, bei denen es versucht wurde, waren, höflich gesagt, wenig erfolgreich - ob man Rot-Grüns Rückdrehen der Kohl'schen Rentenreform nimmt oder Schwarz-Gelbs Versuch, den Atomausstieg rückgängig zu machen. Es gehört einfach zur Demokratie dazu.

6) How Can Liberals Expand Their Reach?
Nach wie vor bezahlt der türkische Staat die Gehälter der Imame in den Ditib-Moscheen. Zu dieser Organisation gehören rund 900 Moscheen in ganz Deutschland. Ein Autokrat wie Recep Tayyip Erdoğan hat über diesen Weg auf viele Türkeistämmige, selbst in der dritten oder vierten Generation, mehr Einfluss als Angela Merkel. Erdoğan tritt demokratische und rechtsstaatliche Werte mit Füßen, viele Türken in Deutschland himmeln ihn trotzdem an. Was das mit den Geflüchteten aus dem Jahr 2015 zu tun hat? Sehr viel. Denn die Entwicklung der türkischen Community seit den Sechzigerjahren zeigt, über wie viele Generationen die Integration von Zuwanderern ein Thema bleiben kann. Die entscheidende Frage wird am Ende sein, welches Verhältnis die in Deutschland geborenen Syrer, Iraker oder Afghanen zu diesem Land haben werden. Geben wir ihnen die Chance, Deutsche zu sein? Oder werden wir sie immer nur als "Flüchtlinge der zweiten oder dritten Generation" wahrnehmen? Werden jene mit arabischen oder afghanischen Wurzeln umgekehrt Deutschland die Chance geben, ihre Heimat zu werden? [...] Damit das gelingen kann, müssen alle lernen, toleranter zu sein. Das ist ein Kraftakt und ein Langzeitprojekt. Es müsste sich einiges ändern. [...] Um einem solchen Deutschland näherzukommen, müssten sich auch muslimische Verbände wie die Ditib bewegen - schlicht deutscher werden oder zumindest mehr Verständnis für die deutschen Befindlichkeiten entwickeln. (Katrin Elger, SpiegelOnline)
Erst letzthin hat Sascha Lobo in seinem Podcast wieder erwähnt, dass die zahlenmäßig größte Gruppe Rechtsextremer in Deutschland türkischstämmige Anhänger der Grauen Wölfe sind. Dieses Phänomen wird aber kaum diskutiert, wohl, weil es nicht ins traditionelle Links-Rechts-Schema passen will. Aber der furchtbare Einfluss der türkischen Propaganda-Einrichtungen in Deutschland ist etwas, das mindestens so problematisch wie RT Deutschland und die verbundenen Propagandanetzwerke ist. Da müsste dringend etwas getan, ein Gegenangebot gemacht werden. Aber das findet leider immer noch nicht wirklich statt. Generell gilt, dass die Integrationsthematik an beiden Polen kränkelt. Angesichts der Massenzuwanderung im Rahmen der Ereignisse von 2015 ist es kaum falsch zu erklären, dass hier eine einmalige Chance besteht - und viel kaputt gemacht werden kann. Wenn die Republik die Fehler der vergangenen Einwanderungsbewegungen wiederholt, dann steht uns auch eine Wiederholung aller Integrationsprobleme ins Haus.

8) Ampelfrauen sind erst der Anfang
Die Sicherheit, die Frauen in einer Stadt oder einem Viertel empfinden, ist oft mit grundlegenden Aspekten wie dem Aufbau der Stadt oder dem Transportsystem verknüpft. Städte weltweit seien aber von Männern für Männer konstruiert, kritisiert Leslie Kern, Autorin von "Feminist City". "Die Erfahrungen von Frauen im Stadtleben und ihre speziellen Bedürfnisse waren immer nur ein Nachgedanke, weil die meisten Stadtplaner und Politiker Männer waren und sind und sie nicht die gleichen Erfahrungen wie Frauen haben", sagt Kern, die als Professorin für Geografie, Umwelt sowie Frauen- und Geschlechterstudien an der kanadischen Mount Allison University forscht und lehrt. [...] Eine Trennung in Wohn-, Markt-, Geschäftsviertel oder Industriegebiete in Städten ignoriert den Alltag von Frauen, die häufig Beruf und andere Aufgaben wie Kinderbetreuung ausbalancieren müssen. Meist sind sie gezwungen, lange Wege zwischen Wohnungen, Kindergärten, Parkanlagen, Schulen, Dienstleistern wie Ärzten und Arbeitsplatz zurückzulegen. Frauen sind zudem mehr als Männer auf öffentliche Transportmittel angewiesen - doch die bringen sie selten nahtlos von einem Ort zum anderen, was nicht nur Zeit kostet, sondern auch ihre Sicherheit beeinträchtigt. Städte investieren meist mehr in den Ausbau von zentralen Straßen statt in Fußwege und öffentliche Verkehrssysteme. (Snoja Peterandarl, SpiegelOnline)
Ich will gar nicht so sehr den hier im Artikel im Vordergrund stehenden Feminismus-Aspekt betonen als vielmehr die Tatsache, dass die Stadtplanung seit den 1950er Jahren ein ganz bestimmtes Lebensmodell vor Augen hatte und alles darauf ausgerichtet hat. Der Staat hat hier massiv ein bestimmtes Lebensmodell vorgeschrieben, und die ganze Republik hat danach zu leben. Alternativen gibt es nicht. In den letzten Jahren haben einige Städte umzudenken angefangen; bezeichnenderweise keine einzige in Deutschland. Amsterdam etwa hat sich konsequent zur Radfahrerstadt entwickelt, Barcelona in Modell-Blocks die Straßen zu Fußgängerzonen umfunktioniert. Die Ergebnisse sind jedes Mal bestechend, aber die Furcht, den deutschen Autofahrer zu verärgern, hält in Deutschland selbst die Grünen still. Anders ist etwa die Fantasielosigkeit des Stuttgarter Oberbürgermeisters Fritz Kuhn kaum zu erklären, der bisher noch jeden neuen Radweg zu blockieren wusste - und das, obwohl die Stadt Diesel-Fahrverbote einführen musste und durch ihre Talkessellage ein einziges verkehrspolitisches Desaster ist. Beim Thema Stadtplanung jedenfalls ist gigantisches Potenzial da.

9) Tweet
Ich nehme den Tweet dieses FDP-Mitglieds hauptsächlich deswegen um zu zeigen, die bedeutungsleer der Begriff "bürgerlich" mittlerweile ist. Das Etikett wird einfach jedem angeklebt, der irgendwie gegen links ist, was Zimmermann ja auch frei zugibt. Aber das hat nichts mit "bürgerlich" zu tun, wie es dessen Verteidiger immer gerne verstanden haben wollen. Wenn "bürgerlich" bedeutet, Anstand zu haben, bestimmte Normen und Werte zu verteidigen, dann KANN Trump nicht bürgerlich sein. Genauso wenig übrigens ein Orban oder Kaczinsky. Wer das Wort so verwendet, der hat die Grenze weg vom Bürgerlichen längst überschritten und steht wenigstens mit einem Fuß im rechtsradikalen Lager. Das ist, als würde ich Maduro als "progressiv" bezeichnen. Sorry, nein.

10) White House: Reporters Can’t Even Ask How Much Taxpayer Money Trump Is Pocketing
What’s actually astonishing about this line is its assumption that Trump is entitled to absolute privacy in the operation of his business. Of course, no businesses — certainly not large ones — are entitled to operate free of any scrutiny from reporters. Certainly a business run by the president has no such right. And a business run by the president that is collecting hundreds of thousands of dollars out of taxpayer pockets has the weakest imaginable claim to privacy. Trump has so completely inverted the normal expectation of disclosure that he is asserting that he not only has a right to own his business while in office, and that he doesn’t have to disclose anything about who pays him, but that reporters don’t even have the right to go through public records and find out how much of his profit comes at public expense. Indeed the administration has so deeply internalized the logic of corruption that it sees no problem with having White House spokesman Judd Deere speak as a representative of the Trump Organization. Why is protecting “the business relationships of the Trump Organization” from public scrutiny, or from anything, a cause that an employee of the executive branch concerned with? If the Post started looking into IBM or Burger King, those companies couldn’t send out Judd Deere to threaten its reporters. (Jonathan Chait)
Der einzig verbliebene Kandidat des bürgerlichen Lagers, beiläufig die Machtmittel der Exekutive nutzend um seinen Unternehmen zu helfen. Wenn es noch etwas braucht, um das Fundstück 9 noch einmal zu widerlegen, dann sollte alleine das wohl ausreichen. Mir wäre jedenfalls neu, dass Christian Lindner dafür eintritt, befreundete Unternehmen von Nachforschungen durch Journalisten von den Geheimdiensten schützen zu lassen. Dass diese offene Korruption, die Trump von Anfang an mit brachialer Offenheit durchgezogen hat, praktisch keinerlei Echo hat, zeigt, wie dünn der Firnis der Zivilisation eigentlich ist. Das wäre auch in Deutschland problemlos möglich. Unsere politische Führungsschicht hält sich nur an die Normen. Aber wäre die AfD an der Regierung, wir würden genau solche Sachen auch sehen. Da braucht man sich überhaupt nichts vormachen.

Die Ergebnisse? Sowohl Männer als auch Frauen waren viel negativer von Kritik betroffen, wenn sie von einer weiblichen Führungskraft kam. „Tatsächlich“, stellt Abel fest, „verdoppelt die Kritik von weiblichen Managern den Anteil der ArbeitnehmerInnen, die nicht daran interessiert sind, in Zukunft für die Firma zu arbeiten. Es führt zu einem 70 Prozent größeren Rückgang der Arbeitszufriedenheit als die Kritik von männlichen Managern“. [...] Aber im Allgemeinen, so merkt er an, zeigen Untersuchungen eine starke Beziehung zwischen Arbeitszufriedenheit und Produktivität. Die Tatsache, dass die Arbeitseinstellung der MitarbeiterInnen nach der Kritik einer Frau getrübt ist, würde sich wahrscheinlich in einem anderen Zusammenhang auf ihre Leistung auswirken. Darüber hinaus sagt Abel, dass ArbeitnehmerInnen nach der Kritik einer weiblichen Chefin weniger wahrscheinlich wieder für das Unternehmen arbeiten würden. Dies kann „als eine Form der Produktivitätsminderung angesehen werden kann, da die Bindung an das Unternehmen in vielen Branchen ein Schlüsselziel ist“. [...] Die Studie fand einen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Reaktionen von ArbeitnehmerInnen auf männliche und weibliche Manager und ihren geschlechtsspezifischen Erwartungen an Chefs. Abel erklärt in dem Paper, dass die befragten Arbeitnehmer „etwa dreimal häufiger Lob und angemessenen Umgangston mit weiblichen Managern assoziieren“. Im Gegensatz dazu ist die Wahrscheinlichkeit, Kritik und strenge Erwartungen an männliche Manager zu äußern, bei ihnen etwa doppelt so hoch. (unternehmer.de)
Ergebnisse wie diese sind eine Vollkatastrophe. Wenn man sich vorstellt, was für enorme Effizienz- und Produktivitätsverluste das für sämtliche Behörden und Unternehmen bedeutet, ist es geradezu Irrsinn, dass nicht mit höchster Dringlichkeit daran gearbeitet wird, hier etwas zu ändern. Es ist aber natürlich einfacher, dann im Interesse der guten Teamatmosphäre einfach keine Frauen zu befördern, weil die Leute mit den Männern klar kommen. Da das Befördern von den Männern selbst kommt, ist das natürlich für die auch kein Problem und entspricht dann im eigenen Selbstverständnis der kühlen Marktlogik, ihrer Erfahrung oder irgendwelchen anderen Legitimationsversuchen, anstatt dass man die simple Psychologie bemüht und etwas zu ändern versucht. Und dann erzählen sie noch was von der krassen Effizienz in der Privatwirtschaft...

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