Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Hörbuch)
Im siebten Teil, "The Ottoman Tragedy 1618-1683", behandelt Parker in einem mittlerweile schon fast altbekannten Muster die Probleme eines Imperiums im 17. Jahrhundert. Es ist beinahe schon zum Mitaufsagen: das Osmanische Reich litt unter Misswirtschaft, weil seine Strukturen nicht mehr zu der veränderten Gesellschaft passten. Elitäre Schichten pressten parasitär die Bevölkerung aus, die durch die Kleine Eiszeit unter massiven Druck geriet. Steigende Steuerlast und fehlende staatliche Kapazitäten führten zu Revolten. Hungersnöte vor allem in den peripheren, für die Landwirtschaft nur eingeschränkt geeigneten Gebieten, die in der Warmzeit des 16. Jahrhunderts besiedelt worden waren, führten zur Entvölkerung ganzer Landstriche. Dies wurde als Strafe Gottes angesehen, so dass es zu religiösen Auslegungskonflikten kam.
Aufgrund der einzigartigen Lage des Osmanischen Reichs war es im 17. Jahrhundert Zentrum besonders vieler religiöser Auseinandersetzungen. Die merkwürdige Lesart biblischer Texte und eine Flut von Dokumentenfälschungen führten dazu, dass die Apokalypse sowohl von Christen als auch Juden um das Jahr 1666 erwartet wurde. Die Juden im Besonderen erwarteten in religiöser Ekstase die Rückkehr des Messias, was die Gemeinde für falsche Propheten besonders anfällig machte. Ein solcher Prophet sorgte in einer osmanischen Stadt nach der anderen für Unruhe, ehe die osmanischen Behörden ihn verhafteten. Der Prophet konvertierte zum Islam, um seine Haut zu retten, was den jüdischen Messiasglauben nachhaltig abkühlte.
Das schützte die Juden in jenen Jahren allerdings nicht vor allen Arten von Pogromen. Die Mitte des 17. Jahrhunderts sah von England bis Iran, Ukraine bis Kreta eine wahre Blutspur, die erst im 20. Jahrhundert wieder ein trauriges Äquivalent finden sollte. Das Osmanische Reich war schon allein qua Geografie im Zentrum dieser Pogrome, lebten doch hier viele Juden und befanden sich hier die ältesten - und umstrittensten - heiligen Stätten des Glaubens.
Doch die Krise des 17. Jahrhunderts erschöpfte sich hier nicht. Der osmanische Staat sah seine Hauptaufgabe, wie alle Staaten jener Zeit, im Krieg. Die Sultane, einer inkompetenter als der nächste und von Palastintrigen gezeichnet, suchten die Instabilität ihres Reiches durch auswärtige Erfolge zu sichern. So stolperte das Osmanische Reich in einen jahrzehntedauernden, ruinösen Konflikt mit Venedig. Der Staat kam trotz all dieser organisatorischen Schwächen erstaunlich glimpflich durch die Krise der Mitte des 17. Jahrhunderts, was Parker vor allem auf die Selbstbeschäftigung der europäischen Mächte zurückführt, die permanent und umfassend Krieg gegeneinander führten. Als diese Kriege in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts abebbten, sahen sich die Osmanen plötzlich wesentlich heftigerer Opposition gegenüber, und die relative Rückständigkeit von Verwaltung und Armee machten sich deutlich in einer Serie von Niederlagen bemerkbar. Der Staat schaffte es zwar sehr gut, neue Entwicklungen zu adaptieren (etwa Salvenfeuer mit Musketen), aber es gelang nicht, irgendwelche Innovationen selbst zu gestalten, so dass das Osmanische Reich langsam, aber sicher, ins Hintertreffen geriet - ein relativer, nicht absoluter Verfall, in Parkers Ansicht.
Der achte Teil, "The "lamentations" of Germany and its neighbors, 1618-1648", beschäftigt sich mit der deutschen Urkatastrophe der Neuzeit, dem Dreißigjährigen Krieg. Parker sieht diesen als einen europäischen Bürgerkrieg an. Der Beginn in Böhmen liegt in einem sowohl religiös als auch machtpolitisch motivierten Konflikt zwischen den protestantischen Ständen und dem katholischen Habsburger Kaiser. Militärisch war dieser rasch entschieden: die Habsburger siegten, und der Prätendant musste fliehen. Doch die Habsburger eskalierten in ihrer Reaktion und weckten breite Ängste vor einer Gegenreformation. Vor allem das Restitutionsedikt, das die Säkularisierungen seit 1517 rückgängig machen sollte, sorgte geradezu für Panik.
Dementsprechend formierte sich neue Opposition gegen die Habsburger, und der Krieg ging in eine neue Runde. Eine Intervention der Dänen, die damals noch eine mittlere Macht in Europa waren, wurde von den Habsburgern abgewehrt. Besser würde die Situation für sie nicht mehr werden. Mit der Intervention der Schweden und Franzosen traten zwei neue Mächte auf den Plan, die den Krieg verlängern würden. Ihre Interessen bestanden in der nachhaltigen Schwächung der Habsburger im Speziellen, aber des deutschen Kaisertums im Allgemeinen (ein Ziel, das sie erreichen würden), was es ihnen ermöglichte, als Verteidiger der Stände aufzutreten.
Die gewaltigen Kriegskosten überforderten selbst den bestgeführten Staatshaushalt. Beginnend von Böhmen begann das Zeitalter der "Wipper und Kipper", als der Wert der Münzen drastisch reduziert wurde. Der inflationäre Druck führte dazu, dass auch andere Staaten im Umland ihre Münzen abwerteten. Wie auch bei den Inflationen in Russland und dem Osmanischen Reich waren die Folgen verheerend und fuhren die Wirtschaftsleistung in einer Zeit rapide herab, als bereits durch die Kleine Eiszeit ohnehin weniger Aktivität herrschte.
Als ob das alles nicht genug wäre, schlug die Kleine Eiszeit auch in Deutschland zu. Die Ernte des Jahres 1617 und 1618 war außergewöhnlich schlecht, was in einer Parallele zu 1788 und 1789 zu einer Radikalisierung der Proteste in Böhmen führte. Durch den gesamten Kriegsverlauf erzwangen die schlechten Ernteerträge wesentlich höhere Steuern und auswärtige Unterstützung, als dies unter normalen Umständen notwendig wäre, und sorgten wegen der geringeren Basis für noch mehr Not als ohnehin. Die Entvölkerung weiter Teile Deutschlands war die Urkatastrope der Nation; Parker zitiert eine Umfrage von 1967 (!), in der der Dreißigjährige Krieg noch vor dem Zweiten Weltkrieg als schlimmste Katastrophe des Landes genannt wird (heutzutage ist er praktisch unbekannt). Auch das System der Kontributionen, für das wie kein anderer der Kriegsunternehmer Wallenstein steht, sorgte für einen wesentlich größeren Flurschaden als jeder Krieg der Neuzeit vorher.
Ab Ende der 1630er Jahre sorgten die Verwüstungen und klimatischen Bedingungen für eine allgemeine Erschöpfung. Die deutschen Fürsten hätten auch Frieden geschlossen - die üblichen Restitutionen von Rechten, Austausche von Ländereien etc. waren weitgehend ausverhandelt - aber Frankreich und Schweden weigerten sich. Es brauchte noch fast ein weiteres Jahrzehnt der Kämpfe - und schwere Niederlagen für die Habsburger - um final einen Frieden zu erreichen, der dann 1648 geschlossen wurde und das Antlitz Deutschlands für immer veränderte: ein stärkerer Reichstag, eine geschwächte Monarchie und ein aufstrebendes Frankreich waren die offensichtlichsten politischen Folgen. Die deutsche Bevölkerung war um rund ein Drittel gesunken; in manchen Gegenden um mehr als die Hälfte.
In Skandinavien (das Parker ebenfalls in diesem Kapitel abhandelt) war die Kriegszeit vor allem ein Ventil. Die Kleine Eiszeit bedingte auch hier schlechtere Ernten, so dass effektiv ein Bevölkerungsüberschuss bestand. Das Senden junger Männer auf die Kriegsschauplätze Deutschlands ermöglichte eine Reduzierung der zu versorgenden Bevölkerung und lud die Kosten auf die deutschen Länder ab. Schweden musste allerdings zunehmend mit Unruhen umgehen, vor allem in Finnland, wo die Unterstützung der Monarchie rapide absank und sowohl Steuereinnahmen als auch Rekrutierungszahlen einbrachen.
Noch dramatischer war die Lage in Dänemark: eine jahrzehntelange (!) Aufstandsbewegung plagte die dortige Monarchie, die schließlich mit einem entscheidenden Sieg des Königs endete: er zwang den Adel, eine neue Verfassung zu akzeptieren, die ihm im Endeffekt unumschränkte Macht gab. Der dänische Reichstag kapitulierte vollständig und wurde vom König dann für 200 Jahre nicht mehr einberufen; die neue dänische Verfassung würde bis ins 19. Jahrhundert gelten und war die am längsten geltende Verfassung Europas.
Die Niederlande zuletzt gehörten zu den wenigen Gewinnern der Kriegszeit. Sie kämpften einen jahrzehntelangen, zähen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien, der die niederländischen Städte wohlhabend machte. Auch die Versorgung der Kriegsteilnehmer in Deutschland spülte Gewinne in die Kassen niederländischer Kaufleute. Als die Kriege endeten und die Armeen demobilisiert wurden, stürzte die niederländische Wirtschaft ab 1648 in eine tiefe Krise, die das Land lähmte und gegenüber seinem Konkurrenten England nachhaltig schwächte.
Doch der Dreißigjährige Krieg beeinflusste auch die iberische Halbinsel, wie der neunte Teil, "The Agony of the Iberian Peninsula 1618-1689", deutlich zeigt. Auf dem Papier sah die Lage für Spanien zu Beginn des 17. Jahrhunderts eigentlich gut aus. Das "Reich, in dem die Sonne niemals untergeht" erstreckte sich über die komplette iberische Halbinsel, inklusive dem heutigen Portugal, Teile Italiens, griechischer Inseln und natürlich dem weitgestreckten Kolonialreich von Karibik über Amerika bis hin zu Philippinen und Indien. Doch das Reich war überdehnt. Die zahlreichen Feinde Spaniens forderten es immer an irgendeiner Stelle heraus, und der spanische Staat war verkrustet und in seinen Strukturen noch dem 16. Jahrhundert verhaftet, nicht in der Lage, die Verwaltung und vor allem die Finanzen für diese große Belastung zu stemmen. Als die Kleine Eiszeit ab 1618 auch noch die Ernteerträge drückte und weite Verarmung mit sich brachte, befand sich das Reich in der Krise (klingt das mittlerweile vertraut?).
Deswegen suchte Spaniens Elite nach Auswegen aus dem Dilemma. Reihenweise wurden Reformvorschläge ausgebreitet, sie sich auch einem Zeitgenossen der Generalstände 1789 vertraut anhören dürften: eine Reduzierung althergebrachter Privilegien und Steuerausnahmen einer parasitären Elite, Förderung der Wirtschaft, Modernisierung der Verwaltung und ein Zurückschneiden des Einflusses der Kirche. Der König indessen berief einen Theologenkonvent ein, um diesen eine Reihe von Reformschlägen ausarbeiten zu lassen. Die Liste kam prompt. Das schlimmste, was Spanien demnach tun könnte, wäre eine Veränderung der Traditionen. Fortschritt und Wandel, so belehrten die Priester den König, sei grundsätzlich abzulehnen. Gott liebt jene, die sich an die Traditionen halten und sie ehren (diverse Immane im Osmanischen Reich nicken in diesem Moment ebenso heftig mit dem Kopf wie der Patriarch von Moskau).
Es sollte nicht überraschen, wie sich der König entschied. In der behandelten Periode befand sich Spanien im Krieg mit: den Niederlanden (ein jahrzehnte andauernder Konflikt, der erst 1648 mit der Unabhängigkeit der Niederlande endete; siehe das vorherige Kapitel), mit Frankreich (satte 30 Jahre lang), mit Großbritannien. Dazu kamen permanente Rebellionen, vor allem - wo auch sonst - Katalonien, aber auch in Kastilien, sowie ein veritabler Unabhängigkeitskrieg mit Portugal. Diese Kriege erforderten zwei Dinge: die Aushebung gewaltiger Mengen Soldaten und das Eintreiben riesiger Geldmittel.
Die Geldmittel erforderten höhere Steuern. Und nicht nur ein bisschen höher; wir reden von vier- bis fünffachen Erhöhungen, zu einer Zeit, als die Einkommen wegen der Klimakrise massiv absackten. Da zahlreiche Bevölkerungsschichten ausgenommen waren, lag die Bürde bei den Ärmsten und einigen wenigen Regionen - unter anderem Katalonien. Spanien erhob seine Steuern (wie auch Frankreich, siehe im nächsten Teil) als Einheitsbeträge von den Kommunen. Je kleiner die Kommune, desto größer die individuelle Steuerbelastung. Da die Bevölkerung generell sank, der König außerdem mehr Truppen rekrutierte und ruinierte Menschen ihr Land verließen, stieg die reale Steuerbelastung sogar noch höher als die ohnehin bereits absurd angestiegenen Summen.
Gleiches galt für die Rekrutierungen. Zahlreiche Schichten und Gegenden waren von der Wehrpflicht ausgenommen, so dass in anderen Regionen riesige Mengen rekrutiert werden mussten. Das gelang immer weniger, da sich die Bevölkerung entzog und den offenen Aufstand probte. Der König erhob also Steuern und hob Truppen aus, die er dann brauchte, um die Rebellionen niederzuschlagen, die diese Aushebungen hervorgerufen hatten. Alle Kriegsschauplätze gleichzeitig waren unmöglich zu bedienen. Das führte etwa dazu, dass die portugiesische Unabhängigkeit jahrelang ignoriert wurde, weil schlicht keine Truppen verfügbar waren - und alls die Spanier dann einfielen, waren die Portugiesen vorbereitet. Auch im Kolonialreich sah es nicht besser aus. Schatzflotten wurden erobert, Schiffe versenkt, die indischen Kolonien gingen verloren - es war ein Desaster.
All das hielt Philipp IV. nicht davon ab, nicht auch nur ein Jota nachzugeben. Er betrachtete Krieg als eine grundsätzlich gute Sache. Der Krieg mit Frankreich etwa war vollständig unnötig vom Zaun gebrochen, und der Stolz des Königs - er verlangte, dass die Franzosen den ersten, offiziellen und erniedrigenden Schritt zu Friedensverhandlungen machen sollten - verhinderte jede Friedenslösung, während fantastische Kriegspläne von Märschen über die Pyränen gesponnen wurden, während in der Realität französische Truppen Rebellen in Barcelona entsetzten.
All das geschah vor dem Hintergrund einer jahrzehntelangen Wirtschaftskrise, in der die Erträge sanken, die Bevölkerung zurückging, die Wirtschaft stagnierte. Obwohl die Konkurrenz im 17. Jahrhundert wahrlich groß ist, dürften die spanischen Habsburger sich zumindest um einen Spitzenplatz beim Kampf um den Titel der inkompetentesten Herrscher sichern.
Auch in Frankreich war nicht alles Gold, was glänzt, wie in Teil 10, "France in Crisis, 1618-1688", deutlich wird. Von Beginn an stand das Land unter einer ähnlichen Richtungsentscheidung wie Spanien: sollte es sich auf Innenpolitik und Reformen oder auf Außenpolitik und Krieg (im 17. Jahrhundert effektiv Synonyme) konzentrieren? Es dürfte nicht weiter überraschend sein, dass sich die Kriegsfraktion durchsetzte. Diese versammelte sich um den berühmten Kardinal Richelieu (der Bösewicht der Drei-Musketiere-Geschichten), während die Reformerfraktion sich um die Mutter Ludwig XIII. konzentrierte. Obwohl die Machtgleichgewichte sich hin und her bewegten, siegte auch in Frankreich - wie im benachbarten und verfeindeten Spanien - die Kriegsfraktion deutlich.
Frankreich kämpfte vor allem in Italien (gegen Spanien), in Deutschland (gegen die Habsburger) und im eigenen Land. Insgesamt gehörte es zu den militärischen Gewinnern des Dreißigjährigen Krieges, aber es hätte sicherlich besser dastehen können, wenn nicht eine Reihe von Faktoren und schlechten Entscheidungen - wie immer verschärft durch Missernten und das schlechte Klima der Kleinen Eiszeit - zu einer Aufstandsbewegung geführt hätten. Im Falle Frankreichs war das die "Fronde". Anders als 1789 kam der Aufstand nicht vom Dritten Stand - der war damals noch bei weitem nicht zahlenkräftig oder organisiert genug - sondern aus dem Hochadel. Dieser besaß im Staat eine starke Machtstellung, die er über die sogenannten parlaments ausübte, Gerichtshöfe, die nicht nur letztinstanzliche Urteile fällten, sondern auch die Anweisungen des Königs und seiner kleinen Bürokratie "interpretierten" und umsetzten. Diese "Interpretation" bedeutete, dass die parlaments in der Lage waren, in vergleichsweise großem Rahmen die Politik mitzubestimmen, indem sie sie verschleppten oder in einigen Fällen sogar ganz abänderten.
Das war angesichts des riesigen Finanzbedarfs des Staates zum Führen all der Kriege auch bitter notwendig. Wie im Rest Europas sah der Adel überhaupt nicht ein, selbst an den Kosten der Kriege beteiligt zu sein, und wehrte sich mit Händen und Füßen, während das Volk unruhig wurde. Anders als in vielen anderen Ländern fiel die Unruhe des Adels über Reformversuche des Königs mit der öffentlichen Unruhe zusammen und sorgte für ein explosives Gemisch.
Innerhalb kürzester Zeit fanden sich die französischen Behörden im Kampf gegen Aufständische vor allem in Paris (damals wie heute ein Zentrum aller Unruhe, ein von Steuern befreiter Moloch, in dem die Bevölkerung die engen Gassen sofort mit Barrikaden zu blockieren wusste - kein Wunder, dass die absolutistischen Herrscher später die breiten Boulevards bauten, die man nicht mehr so einfach sperren konnte!) und in den besondes gebeutelten Regionen wie der Normandie. Am Ende der Epoche war auch die französische Bevölkerung um ein knappes Viertel kleiner als zu Beginn des Jahrhunderts, obwohl das Land zu den relativen Gewinnern der Kriegsserien des 17. Jahrhunderts zählte.
Die politischen Gewichte verschoben sich - nun unter Kardinal Mazarin statt Richelieu, aber für die Politikprioritäten hieß Raider jetzt Twix - nach der Mitte des Jahrhunderts vor allem dank der Schwäche seiner Feinde zugunsten Frankreichs. Hätte Philipp IV. seinerzeit Frieden geschlossen, anstatt später in purer Verzweiflung gezwungen zu sein - Frankreich wäre noch wesentlich angeschlagener aus den Kriegen herausgegangen. So vergrößerte es sich auf Kosten Spaniens. Diese Erfolge halfen dem neuen König, Ludwig XIV., seine Machtposition gegenüber dem Adel durchzusetzen, der zutiefst in den alteingesessenen Schwertadel gegenüber dem eher neueren Robenadel war, eine Spaltung, die Ludwig und seine Minister ebenso auszunutzen verstanden wie die religiösen Spaltungen und die innerhalb des kleinen Bürgertums.
Nichtsdestrotrotz herrschte Ludwig XIV. über ein Reich, dessen Finanzen bald gebeutelt wurden (seine Ausbilder hatten ihm zwar sehr effektiv Kriegführung beigebracht, Arithmetik aber als "Handwerk der Händler" und königsunwürdig aus dem Curriculum gestrichen, mit entsprechenden Folgen) und das unter dem Druck der Kleinen Eiszeit immer noch wesentlich schlechtere Erträge brachte als ein Jahrhundert vorher. Der Bevölkerungsrrückgang in Frankreich um fast ein Viertel war daher weniger auf Kriegsschäden und Ähnliches zurückzuführen (obwohl die brutale Repressionspolitik auch hunderttausende Opfer kostete), sondern auf ein Sinken der Heiraten um die Hälfte (!) und der Geburten um drei Viertel (!!) in der Periode.
Weiter geht's in Teil 3.
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