Von Stefan Sasse
Viele Fantasie-Welten aus Buch, Comic, Film und Videospiel erschaffen neue Welten oder ändern die bestehende soweit ab, dass sie zu einer Art Parallelwelt wird. Diese Welten werden, wie das Star-Wars-Universum, oftmals als Storyvehikel geschaffen; sie sind dazu da, dass sich die Geschichte in ihnen Bahn brechen kann. Nur wenige Welten werden, wie Mittelerde, darüber hinaus stärker ausgebaut. In einer neuen Artikelserie "Konsequent zu Ende gedacht" will ich untersuchen, in wie weit solche Welten überhaupt halbwegs funktionstüchtig sind und wie das Leben in ihnen aussehen würde, wenn der große, klimatische Kampf vorbei ist. Wie wird Mittelerde aussehen, nachdem Sauron besiegt wurde? Wie lebt es sich auf Coruscant, wenn gerade keine Klonkriege oder Rebellion herrschen? Wie interagiert eine Figur wie Batman wirklich mit ihrer Umwelt? Nur selten werden in Fantasiewelten solche Fragen beantwortet (exemplarisch geschieht dies in "Watchmen"). Dabei können sie uns den Blick auf unsere eigene Welt öffnen. Im ersten Teil dieser Serie befassen wir uns mit Star Wars.
Star Wars hat seit seinem Erscheinen 1977 die Vorstellungskraft von Millionen Menschen beflügelt. Es ist ein gigantischer Erfolg, das Coca Cola Trading Mark der Unterhaltungsbranche. Die Geschichte einer Rebellion, die gegen das mächtige, böse Imperium kämpft und es am Ende besiegt, ist in ihrer eleganten Simplizität ungeschlagen. Bereits zu Beginn von Episode IV, dem ersten Film, erfahren wir von Großmufti Tarkin, dass der Senat abgeschafft worden und die Republik damit beendet sei; der Imperator ist nun Alleinherrscher. Damit wird eine theokratische Diktatur endgültig Herrschaftsform der Galaxis; basierend auf der Herrschaft eines Mannes, der Oberhaupt einer Elitenreligion - der Sith - ist und einen Schüler als seinen Nachfolger und Rechte Hand hat (Darth Vader). Das Imperium selbst herrscht vorrangig durch eine semi-koloniale Regelung. Anstatt alles direkt selbst durch eine zentrale Bürokratie zu verwalten, werden Planeten besonders der äußeren Peripherie eher durch Stationierung von Truppen auf für das Imperium relevanten Politikfeldern zur Kooperation gezwungen und sonst ihrem Schicksal überlassen. Interessanter für uns als diese dystopische Imperiums-Vorstellung aber seine Vorgängerin, dem wir in den "neuen" drei Filmen Episode I-III begegnen: der galaktische Senat der Republik.
Vor dem Aufstieg des Imperiums war die bekannte Galaxis Mitglied in einer Republik, in der jeder Planet durch einen Sitz im Senat vertreten wurde. Eine übergeordnete Regierung wird nie vorgestellt; Entscheidungen nur durch Parlamentsreden und Majoritätsbeschlüsse getroffen, was die Republik in der Praxis eher zu einem Staatenbund macht. Eine effiziente Gesamtsteuerung ist dadurch praktisch ausgeschlossen, vielmehr dürfte es um die Regelung gemeinsamer Belange gehen - sei es nun die Verhinderung von Konflikten, die Regelung von Handelsbeziehung oder der Austausch von Kultur und Information. Da das Reisen zwischen Planeten keinerlei Probleme verursacht, ist von der Existenz einer Art Schengenbunds auszugehen, und auch die Existenz von verschiedenen Aliens auf allen möglichen Planeten weist auf eine herrschende Freizügigkeitsregelung hin. Interessant ist, dass die einzelnen Mitglieder der Republik selbst keine Republiken oder Demokratien sein müssen. Ihre innere Verfassung scheint für die Mitgliedschaft nicht von großem Belang zu sein. Es ist allerdings möglich, dass Bürgerrechtsverletzungen im Senat angeprangert werden können, so sich denn ein Ankläger findet, und eventuell Schritte eingeleitet werden.
Damit kommen wir zum merkwürdisten Element der galaktischen Republik: den Jedi-Rittern. Sie sind so etwas wie der Exekutiv-Arm der Republik. Diese verfügt bis zur Schaffung der Klonkrieger in Episode II über keine eigene Armee, kann also Krieg nur führen, wenn Mitgliedsplaneten Truppen bereitstellen (ähnlich der UNO). Die Jedi-Ritter jedoch können "vom Senat" (in der Praxis wohl von einem Ausschuss) auf Missionen gesandt werden, um Missstände zu untersuchen und gegebenenfalls zu beseitigen. Sie dienen außerdem als eine Art politischer Polizei, religiöser Inquisition, militärischen Befehlshabern und politischen Beratern. Den Gesetzen sind sie nur sehr eingeschränkt unterworfen, wie der freizügige Umgang mit dem Lichtschwert an öffentlichen Plätzen und dem Wegbügeln von Gaffern mit dem Verweis auf "Jedi-Angelegenheiten" deutlich zeigt. Dieses Element der Jedi ist interessant, denn es passt überhaupt nicht zu einer republikanischen Verfassung. Die Jedi haben prinzipiell unbegrenzte Macht, obgleich sie diese in weiser Selbstbeschränkung nicht nutzen, und es gibt keine Institution, die sie überwachen oder beschränken könnte. Trotzdem "schützen sie die Republik seit Tausenden von Jahren". Hilfreich dabei ist die Religion, der sie anhängen, und die eine große Selbstbeschränkung und Selbstaufopferung verlangt. Wer diesen Idealen nicht nachkommt, "zur dunklen Seite" übertritt, ist ein Ketzer und wird verfolgt. Diese Ketzer sind die Sith, böse Jedi. Bei der Verfolgung dieser Ketzer haben die Jedi prinzipiell völlig freie Hand und gehen auch rücksichtlos vor.
Auffällig ist, dass diese Mischverfassung der Republik - ein republikanischer Repräsentationskörper auf der einen und eine machtvolle, theokratische Exekutive auf der anderen - nur auf Grundlage eines einzigen Prinzips funktionsfähig bleibt: der inhärenten Tugend und Güte der Jedi. Sie können die Stellung, die sie besitzen, nur deswegen ausüben, weil sie die Guten sind. Punkt. Eine andere Legitimationsgrundlage existiert nicht. Das ist, selbstverständlich, ein Nebenprodukt des Drehbuchs der Filme, das sich mit solchen Fragen nicht ernsthaft aufhält. In einer Zeit aber, in der die Republik nicht durch eine kriegführende Macht bedroht ist, stellt dies ein gewaltiges Problem dar, denn prinzipiell können die Jedi jegliche Handlung mit Verweis auf die Güte ihrer Position und Handlungen legitimieren. Was sie tun, kann in der Intention nicht falsch sein, höchstens im Weg, wie sie es erreichen wollen. Sie machen zwar Fehler, aber diese sind technischer Art. Ihre Ziele selbst sind rein, edel und gut. Es ist deswegen praktisch unmöglich, in Opposition zu den Jedi zu stehen. Die Jedi stehen außerhalb der Republik, sie sind kein echtes, zu ihr gehörendes Element. Gleichzeitig sind sie nicht in der Lage, ihre eigenen Angelegenheiten vom Schicksal der Republik zu trennen.
Denn immer wieder kommt es zu Versuchungen einzelner Jedi, ihre Macht doch auszunutzen und der Galaxis einen Frieden in ihrem Sinne zu bringen. Fast immer ziehen diese Sith dabei Mitglieder der Republik mit in ihren Strudel, müssen dies ja beinahe. Da es keinerlei Möglichkeiten gibt, gegen die Jedi vorzugehen - sie sind schließlich die Guten, was irgendwelche Gegeninstitutionen überflüssig macht - ist die Republik gegenüber solchen Übeltätern völlig hilflos und besitzt keinerlei Möglichkeiten, sich zu wehren (wie eine Maschine, die die "Macht" ausschaltet oder etwas Vergleichbares). Sie kann zur Abwehr böser Jedi nur auf die guten Jedi zurückgreifen, die dadurch unentbehrlich bleiben und ihre außerordentliche Machtstellung so jederzeit neu legitimieren können. Obwohl ihre Geschichte bemerkenswert frei von dramatischen Überläufen scheint - nur selten erwachsen die Sith zu einer ernsthaften Bedrohung, was an deren eigener Selbstbeschränkung auf die Existenz nur zweier Angehöriger dieser Elitenreligion zurückzuführen sein könnte - erschaffen sie sich so einen endlosen, selbst reproduzierenden Legitimationskörper.
Demgegenüber ist das galaktische Imperium schon beinahe ein Fortschritt. Zwar handelt es sich hier um eine theokratisch-militärische Diktatur. Diese Regierung ist jedoch wesentlich rationaler und freier von solch quasi-religiösen Elementen als die alte Republik. Obgleich der Imperator die Spitze dieses Imperiums ist, besitzt das Militär und die an es angeschlossenen Militärbürokratie eine erhebliche Machtposition. In Episode IV können wir dies beispielhaft daran erkennen, dass Großmufti Tarkin in der Hierarchie deutlich über Darth Vader angesiedelt ist. Es besteht eine Art Prärogativ der Militärbürokratie gegenüber dem Sith-Lord, wie es in der Republik gegenüber den Jedi nie Bestand gehabt hat. Dies ändert sich allerdings, als die Rebellion den ersten Todesstern sprengt und Tarkin dabei umkommt: ab sofort hat Darth Vader nicht nur in der Nachfolge und theokratischen Belangen den rechten Platz des Imperators inne, sondern auch im Machtgefüge des Imperiums, das ab sofort ein schizophrenes Doppelspiel verfolgt: einerseits die Niederwerfung der Rebellion, und andererseits die Auslöschung des letzten Jedi-Ritters Luke Skywalker beziehungsweise seine Zwangskonvertierung. Es ist geradezu lächerlich, welche Ressourcen zu diesem Zweck aufgeboten werden, und es verwundert nicht, dass das Imperium, das sich so von der anfänglichen bürokratischen Diktatur mit einer Ordnungsvision zu einer rein theokratischen Diktatur und einem ultimativ-destruktivem Ziel wandelt, keinen Bestand haben kann. Die Rebellion, die in Episode IV kaum in der Lage war, einen einzelnen Mond ernsthaft zu verteidigen, kann dem Imperium in Episode VI bereits eine ganze Flotte entgegen werfen. Das ist nicht verwunderlich, muss das Imperium in seiner institutionellen Wandlung doch wesentlich mehr auf direkte Gewalt zurückgreifen als früher. Die ehemalige Berechenbarkeit einer bürokratischen Diktatur ist der völligen Willkür einer theokratischen Herrschaftselite gewichen, deren Ziele für die meisten Imperialen überhaupt nicht mehr nachvollziehbar sind. Die ultimative Niederlage des Imperiums und sein schneller Zusammenbruch verwundern daher auch nicht.
Die neue Republik, die ihm nachfolgt, verfügt in Prinzessin Leia (dem Adelstitel sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden; er scheint eher dem Märchencharakter der Geschichte als einer tatsächlichen monarchischen Gesellschaftsform zuzuordnen zu sein) über eine Regierungsvorsitzende und könnte dadurch zu einem effizienteren Gestaltungsinstrument als die alte, allen Formen von äußerem Einfluss so zugängliche Republik werden. Da außer Luke keine Jedi mehr vorhanden sind und dieser zwar neue ausbilden will, diese aber nicht auf eine vergleichbare Art zu früher in die Gestaltung des politischen Systems einbilden will, ist damit die endgültige Emanzipation des politischen Systems von einer abgeschlossenen Klasse erreicht, deren einzige Legitimationsgrundlage ihr Monopol auf den Umgang einer Machtressource (der "Macht") war.
Vor dem Aufstieg des Imperiums war die bekannte Galaxis Mitglied in einer Republik, in der jeder Planet durch einen Sitz im Senat vertreten wurde. Eine übergeordnete Regierung wird nie vorgestellt; Entscheidungen nur durch Parlamentsreden und Majoritätsbeschlüsse getroffen, was die Republik in der Praxis eher zu einem Staatenbund macht. Eine effiziente Gesamtsteuerung ist dadurch praktisch ausgeschlossen, vielmehr dürfte es um die Regelung gemeinsamer Belange gehen - sei es nun die Verhinderung von Konflikten, die Regelung von Handelsbeziehung oder der Austausch von Kultur und Information. Da das Reisen zwischen Planeten keinerlei Probleme verursacht, ist von der Existenz einer Art Schengenbunds auszugehen, und auch die Existenz von verschiedenen Aliens auf allen möglichen Planeten weist auf eine herrschende Freizügigkeitsregelung hin. Interessant ist, dass die einzelnen Mitglieder der Republik selbst keine Republiken oder Demokratien sein müssen. Ihre innere Verfassung scheint für die Mitgliedschaft nicht von großem Belang zu sein. Es ist allerdings möglich, dass Bürgerrechtsverletzungen im Senat angeprangert werden können, so sich denn ein Ankläger findet, und eventuell Schritte eingeleitet werden.
Damit kommen wir zum merkwürdisten Element der galaktischen Republik: den Jedi-Rittern. Sie sind so etwas wie der Exekutiv-Arm der Republik. Diese verfügt bis zur Schaffung der Klonkrieger in Episode II über keine eigene Armee, kann also Krieg nur führen, wenn Mitgliedsplaneten Truppen bereitstellen (ähnlich der UNO). Die Jedi-Ritter jedoch können "vom Senat" (in der Praxis wohl von einem Ausschuss) auf Missionen gesandt werden, um Missstände zu untersuchen und gegebenenfalls zu beseitigen. Sie dienen außerdem als eine Art politischer Polizei, religiöser Inquisition, militärischen Befehlshabern und politischen Beratern. Den Gesetzen sind sie nur sehr eingeschränkt unterworfen, wie der freizügige Umgang mit dem Lichtschwert an öffentlichen Plätzen und dem Wegbügeln von Gaffern mit dem Verweis auf "Jedi-Angelegenheiten" deutlich zeigt. Dieses Element der Jedi ist interessant, denn es passt überhaupt nicht zu einer republikanischen Verfassung. Die Jedi haben prinzipiell unbegrenzte Macht, obgleich sie diese in weiser Selbstbeschränkung nicht nutzen, und es gibt keine Institution, die sie überwachen oder beschränken könnte. Trotzdem "schützen sie die Republik seit Tausenden von Jahren". Hilfreich dabei ist die Religion, der sie anhängen, und die eine große Selbstbeschränkung und Selbstaufopferung verlangt. Wer diesen Idealen nicht nachkommt, "zur dunklen Seite" übertritt, ist ein Ketzer und wird verfolgt. Diese Ketzer sind die Sith, böse Jedi. Bei der Verfolgung dieser Ketzer haben die Jedi prinzipiell völlig freie Hand und gehen auch rücksichtlos vor.
Auffällig ist, dass diese Mischverfassung der Republik - ein republikanischer Repräsentationskörper auf der einen und eine machtvolle, theokratische Exekutive auf der anderen - nur auf Grundlage eines einzigen Prinzips funktionsfähig bleibt: der inhärenten Tugend und Güte der Jedi. Sie können die Stellung, die sie besitzen, nur deswegen ausüben, weil sie die Guten sind. Punkt. Eine andere Legitimationsgrundlage existiert nicht. Das ist, selbstverständlich, ein Nebenprodukt des Drehbuchs der Filme, das sich mit solchen Fragen nicht ernsthaft aufhält. In einer Zeit aber, in der die Republik nicht durch eine kriegführende Macht bedroht ist, stellt dies ein gewaltiges Problem dar, denn prinzipiell können die Jedi jegliche Handlung mit Verweis auf die Güte ihrer Position und Handlungen legitimieren. Was sie tun, kann in der Intention nicht falsch sein, höchstens im Weg, wie sie es erreichen wollen. Sie machen zwar Fehler, aber diese sind technischer Art. Ihre Ziele selbst sind rein, edel und gut. Es ist deswegen praktisch unmöglich, in Opposition zu den Jedi zu stehen. Die Jedi stehen außerhalb der Republik, sie sind kein echtes, zu ihr gehörendes Element. Gleichzeitig sind sie nicht in der Lage, ihre eigenen Angelegenheiten vom Schicksal der Republik zu trennen.
Denn immer wieder kommt es zu Versuchungen einzelner Jedi, ihre Macht doch auszunutzen und der Galaxis einen Frieden in ihrem Sinne zu bringen. Fast immer ziehen diese Sith dabei Mitglieder der Republik mit in ihren Strudel, müssen dies ja beinahe. Da es keinerlei Möglichkeiten gibt, gegen die Jedi vorzugehen - sie sind schließlich die Guten, was irgendwelche Gegeninstitutionen überflüssig macht - ist die Republik gegenüber solchen Übeltätern völlig hilflos und besitzt keinerlei Möglichkeiten, sich zu wehren (wie eine Maschine, die die "Macht" ausschaltet oder etwas Vergleichbares). Sie kann zur Abwehr böser Jedi nur auf die guten Jedi zurückgreifen, die dadurch unentbehrlich bleiben und ihre außerordentliche Machtstellung so jederzeit neu legitimieren können. Obwohl ihre Geschichte bemerkenswert frei von dramatischen Überläufen scheint - nur selten erwachsen die Sith zu einer ernsthaften Bedrohung, was an deren eigener Selbstbeschränkung auf die Existenz nur zweier Angehöriger dieser Elitenreligion zurückzuführen sein könnte - erschaffen sie sich so einen endlosen, selbst reproduzierenden Legitimationskörper.
Demgegenüber ist das galaktische Imperium schon beinahe ein Fortschritt. Zwar handelt es sich hier um eine theokratisch-militärische Diktatur. Diese Regierung ist jedoch wesentlich rationaler und freier von solch quasi-religiösen Elementen als die alte Republik. Obgleich der Imperator die Spitze dieses Imperiums ist, besitzt das Militär und die an es angeschlossenen Militärbürokratie eine erhebliche Machtposition. In Episode IV können wir dies beispielhaft daran erkennen, dass Großmufti Tarkin in der Hierarchie deutlich über Darth Vader angesiedelt ist. Es besteht eine Art Prärogativ der Militärbürokratie gegenüber dem Sith-Lord, wie es in der Republik gegenüber den Jedi nie Bestand gehabt hat. Dies ändert sich allerdings, als die Rebellion den ersten Todesstern sprengt und Tarkin dabei umkommt: ab sofort hat Darth Vader nicht nur in der Nachfolge und theokratischen Belangen den rechten Platz des Imperators inne, sondern auch im Machtgefüge des Imperiums, das ab sofort ein schizophrenes Doppelspiel verfolgt: einerseits die Niederwerfung der Rebellion, und andererseits die Auslöschung des letzten Jedi-Ritters Luke Skywalker beziehungsweise seine Zwangskonvertierung. Es ist geradezu lächerlich, welche Ressourcen zu diesem Zweck aufgeboten werden, und es verwundert nicht, dass das Imperium, das sich so von der anfänglichen bürokratischen Diktatur mit einer Ordnungsvision zu einer rein theokratischen Diktatur und einem ultimativ-destruktivem Ziel wandelt, keinen Bestand haben kann. Die Rebellion, die in Episode IV kaum in der Lage war, einen einzelnen Mond ernsthaft zu verteidigen, kann dem Imperium in Episode VI bereits eine ganze Flotte entgegen werfen. Das ist nicht verwunderlich, muss das Imperium in seiner institutionellen Wandlung doch wesentlich mehr auf direkte Gewalt zurückgreifen als früher. Die ehemalige Berechenbarkeit einer bürokratischen Diktatur ist der völligen Willkür einer theokratischen Herrschaftselite gewichen, deren Ziele für die meisten Imperialen überhaupt nicht mehr nachvollziehbar sind. Die ultimative Niederlage des Imperiums und sein schneller Zusammenbruch verwundern daher auch nicht.
Die neue Republik, die ihm nachfolgt, verfügt in Prinzessin Leia (dem Adelstitel sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden; er scheint eher dem Märchencharakter der Geschichte als einer tatsächlichen monarchischen Gesellschaftsform zuzuordnen zu sein) über eine Regierungsvorsitzende und könnte dadurch zu einem effizienteren Gestaltungsinstrument als die alte, allen Formen von äußerem Einfluss so zugängliche Republik werden. Da außer Luke keine Jedi mehr vorhanden sind und dieser zwar neue ausbilden will, diese aber nicht auf eine vergleichbare Art zu früher in die Gestaltung des politischen Systems einbilden will, ist damit die endgültige Emanzipation des politischen Systems von einer abgeschlossenen Klasse erreicht, deren einzige Legitimationsgrundlage ihr Monopol auf den Umgang einer Machtressource (der "Macht") war.
>nur selten erwachsen die Sith zu einer ernsthaften Bedrohung, was an deren eigener Selbstbeschränkung auf die Existenz nur zweier Angehöriger dieser Elitenreligion zurückzuführen sein könnte
AntwortenLöschenIch glaube, dass ist auch in der Logik des Films ein Trugschluss (in den Spielen ja sowieso). Ein Sith-Meister hat einen Schüler, das wird gesagt, aber meiner Erinnerung nach nicht, dass es nicht mehrere Meister samt Schüler geben könne.
Möglich, richtig. Guter Punkt.
AntwortenLöschenSchöner Artikel. Die "gute" Seite des Imperiums wird im dem PC-Spiel TIE Fighter beleuchtet, in dem der Spieler als imperialer Kampfpilot nicht nur Rebellen bekämpft, sondern z. B. auch als Teil einer Peacekeeping-Mission einen Bürgerkrieg beendet und die Fraktionen in das Imperium eingliedert.
AntwortenLöschenIn diesem Spiel wird auch erklärt, warum das Imperium zum Zeitpunkt von Episode VI bereits stark geschwächt ist.
Nämlich warum?
AntwortenLöschenSoweit ich mich erinnere versucht Admiral Zaarin einen Putsch gegen den Imperator und dementsprechend kämpft ein beträchtlicher Teil der Flotte gegen die loyalen imperialen Truppen. Außerdem war Zaarin verantwortlich für Forschung und Entwicklung bei der Imperial Navy, wodurch viel Geld und viele Ressourcen, die in neue Technologien investiert worden wwaren, wegen des Putsches für die Füße ;-)
AntwortenLöschenWas mir aber gerade einfiel: Die PC Spiele sind ja Teil des Expanded Universe, und sind nicht kanonisiert, oder zumindest ist dies bei den Fans umstritten. Das heißt, sollte der Inhalt solcher Spiele (oder auch Bücher, Comics etc.) den Filmen widersprechen, dann gelten die "Fakten" der Filme.
AntwortenLöschenJa, deswegen habe ich die auch gerade für die Neue Republik auch nicht herangezogen.
AntwortenLöschenLeia ist deswegen eine "Prinzessin", weil ihr Ziehvater Bail Organa der Vizekönig von Alderaan war.
AntwortenLöschenStefan, nach deinem Tweet von vorhin muss ich natürlich fragen: werden Westeros und Essos auch Teil dieser Serie werden?
AntwortenLöschenChris
Bei Star Wars kenne ich mich zwar nicht so aus, aber ich finds eine super Serienidee. Und plädiere auch unbedingt für Westeros!! :)
AntwortenLöschenHabe ich die Ironie-Tags nur überlesen - oder ist dieser Beitrag tatsächlich nicht satirisch gemeint?
AntwortenLöschenNur zur Info: "Star Wars" ist nicht der ernsthaften Science Fiction, sondern dem Genre der so genannten "Space Operas" zuzurechnen, das wiederum zu den Seifenopern gehört. Hier nach Hintergründen, Weltanschauungen oder gar politischen Systemen zu fragen, ist ungefähr so sinnvoll wie der Versuch, dies in Bezug auf "Verbotene Liebe" oder "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" zu tun.
Solche Fragen haben weder bei der Entstehung, noch bei der Umsetzung und erst recht nicht bei der ebenfalls rein kommerziell initiierten Fortsetzung irgendeine Rolle gespielt. In diesem Franchise-Produkt werden stereotype Klischeeversatzstücke benutzt, um inhaltsleere Geschichten mit Pseudoleben zu füllen. Wenn also eine Analyse angebracht wäre, dann doch eine Offenlegung dieser Inhaltsleere - vielleicht noch im Vergleich zu anderen inhaltsleeren Seifenopern. Alles andere ist nicht nur sinnfrei, sondern auch dumm, weil es diesen profitgeilen Machwerken eine Tiefe verleiht, die schlicht absurd ist.
Mach Dir statt dessen doch lieber kritische Gedanken über ernstzunehmende Visionen oder Dystopien - davon gibt es doch sehr viele! Eine kleine Auswahl:
- Das Star-Trek-Universum
- Die kommenden Tage
- The Road
- District 9
- Alles, was wir geben mussten
- Die letzten Glühwürmchen
- The Walking Dead
Das wäre - anders als irgendwelche kruden Abhandlungen über dümmliche Seifenopern der Marke "Nein, Luke - ICH bin dein Vater" - eine wirkliche Bereicherung.
@ Charlie
AntwortenLöschenSchreib es doch selber und bereichere meinen intellektuellen Alltag ;).
@Chris: Eventuell. Ich hoffe du kennst meine ausführlichen Artikel beim Tower of the Hand bereits...? Außerdem kommt zu dem Thema bald ein Podcast von mir mit Sean T. Collins von "Boiled Leather".
AntwortenLöschen@Charlie: Die Idee ist ja gerade, Welten zu nehmen bei denen sich aus den beschriebenen Gründen niemand solche Gedanken gemacht hat und sie sich anzusehen. Star Trek würde ich zwar gerne machen, aber ich kenne mich nicht aus. Daher unmöglich. Wenn du das machen willst, würde ich es auf jeden Fall veröffentlichen!
Zu der Frage mit den Sith:
AntwortenLöschenGanz am Anfang (in der alten Republik) waren die Sith sogar noch eine humanoide Rasse, die von Korriban stammten. Dann wurde "Sith" mehr eine Glaubensrichtung, aber es gab immernoch tausende. Erst Sith Lord Darth Bane hat dann die "Regel der zwei" eingeführt, also dass es nur einen Meister und einen Schüler geben dürfe. Das war vor den Ereignissen der Filme, sodass diese Regel in den Filmen Gültigkeit haben sollte (sieht man ja auch daran: Erst als Darth Maul getötet wird, sucht sich Palpatine Count Dooku als neuen Schüler). *hart nerden ende ;) *
Also ich finde die Grenze zwischen ernsthafter Vision und simpler Seifenoper aber auch ziemlich nebulös.
AntwortenLöschenBei Star Trek hätte man zudem das Problem, dass zb die Gesellschaft in der Ursprungs-Star Trek-Version ziemlich anders ist als in späteren Star Trek-Serien wie Deep Space 9 zb.
Was sich evtl noch anbieten würde, wäre die Sciencefiction Welt von Eschbach in Haarteppichknüpfer & Quest. Weiß nicht, ob du die kennst.
Ne kenn ich nicht.
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