Mittwoch, 28. Oktober 2020

Forsch voran, den Blick nach hinten

 

Die Präsidentschaft Ronald Reagans ist der politische Fixpunkt der amerikanischen Konservativen. Auf ihn beziehen sie sich, ihn haben sie zum Säulenheiligen gemacht. In geringerem Maße, aber durchaus wahrnehmbar gilt dasselbe in Teilen des progressiven Spektrums für Franklin Roosevelt (die moderate Linke tut sich traditionell schwer damit, den Gottvater des amerikanischen Sozial- und Interventionsstaats zu verehren, weswegen sich das dort nicht so durchgesetzt hat). Gerne wird mit Verweis auf die Großen Alten der Status Quo beklagt oder der eigenen Politik eine Aura von höchsten Weihen gegeben. Aber diese Mythenbildung mit ihrem Blick nach hinten schadet mehr als sie nützt. Das zeigt bereits der Blick darauf, wo sie herkommt.

Montag, 26. Oktober 2020

Berliner Unionsabgeordnete diskutieren auf Facebook die Auswirkungen von Corona auf Trumps Wahlkampfspenden - Vermischtes 26.10.2020

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Tod eines Lehrers

 

In Frankreich hat ein islamistischer Terrorist den Geschichtslehrer Samuel Paty ermordet. Abgesehen von der persönlichen Betroffenheit, die das bei mir als Geschichtslehrer auslöst, hält der Mord ein Brennglas über ein Problem, das seit Jahren vor sich hinköchelt und das von der Klima- und Coronakrise zwar zeitweise überdeckt, aber nie gelöst wurde. Es geht um das leidige Thema der Integration von Muslimen in die liberalen Gesellschaften Europas. Und ich muss ehrlich sagen, dass sich meine Perspektive auf dieses Thema langsam aber sicher zu wandeln beginnt. Nicht so sehr wegen dieses Mordes; der packt, wie gesagt, eher das Brennglas darüber. Nein, hier ist mehr am Werk, und ich will hier versuchen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit meine Gedankenprozesse deutlich zu machen und hoffentlich eine interessante und gewinnbringende Debatte zu starten.

Montag, 19. Oktober 2020

Depressive Republicans besichtigen mit Evo Morales das Lager in Moria und betreiben MMT - Vermischtes 19.10.2020

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

Freitag, 16. Oktober 2020

Rechtsfreier Raum Klassenzimmer (Gesamtartikel)

 

Anmerkung: Dies ist eine überarbeitete und zusammengeführte Variante der beiden Einzelartikel. In rot ist markiert, wo Änderungen eingearbeitet wurden. Dieser Hinweis und die Färbung werden in ein paar Tagen wieder entfernt. 

Einem bekannten Bonmot zufolge haben Lehrer am Vormittag Recht und am Nachmittag frei. Mir geht es heute darum, einen Einblick zu geben in die tatsächlichen Arbeitsumstände für Lehrkräfte. Diese sind weitgehend unbekannt, selbst Denjenigen, die Lehrkräfte im Verwandtschafts- oder Bekanntenkreis haben. Das ist nur natürlich; ich habe diverse Freunde, die irgendwas mit IT machen, und ich habe nicht die geringste Ahnung, wie deren Arbeitsalltag aussieht. Von meiner Warte aus könnten die auch zaubern.

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Chinesische dreiköpfige Affen diskutieren Sicherheitspolitik mit dem bürgerlichen Gesetzbuch - Vermischtes 15.10.2020

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Echte Amerikaner und der falsche Mythen

 

Die USA sind eine besondere Nation, die aus dem restlichen westlichen Kulturkreis herausragt. Das war den Amerikanern selbst von Anfang an bewusst. Diese Besonderheit konnte verschiedene Formen annehmen. Es gab die Vorstellung, dass man ein leuchtendes Vorbild sei, dem der Rest der Welt folgen würde - "a shining city upon a hill", in der von Bibelreferenzen getränkten Sprache dieser Tage. Es gab auch die Idee, dass man etwas Besonderes war, gerade weil man sich vom "Old Europe" distanziert habe, und dass diese Trennung aufrechtzuerhalten sei. Allen gemein ist, dass man sie unter dem Banner des "American Exceptionalism" fassen kann, der Idee, die USA seien ein einzigartiges Land. Dieser These werden wohl nicht einmal die eingefleischtesten Amerika-Hasser widersprechen. Abgesehen von den intellektuell meist oberflächlichen Gedankenspielereien, die damit einhergehen, hatte die Idee jedoch stets auch politische Implikationen - und das können wir gerade wieder gut beobachten.

Dienstag, 13. Oktober 2020

Trump und die Steuern

 

Bevor Präsident Donald Trump sein gesamtes Umfeld mit Corona infizierte und auch willentlich in Kauf nahm, unbeteiligte Dritte anzustecken, gelang der New York Times ein journalistischer Aufklärungserfolg, als sie an die Steuerunterlagen Trumps aus den Jahren 2015/16 kam - jene Jahre also, für die der damalige Präsidentschaftskandidat seine Unterlagen zu veröffentlichen sich weigerte. Die Veröffentlichung der Steuerabrechnungen gehört zu den vielen Normen des US-Politikbetriebs: alle Kandidaten für das Präsidentschaftsamt machen das. Alle, bis auf Trump. Schon damals gab das in informierten und interessierten Kreisen Anlass zu Spekulationen. Jetzt, da die Unterlagen da sind, wissen wir Genaueres. Für immerhin drei Tage beherrschte das Thema auch die mediale Diskussion um Trump, dann wurde es vom nächsten Skandal de jour abgelöst. Aber das ist ja kein Grund für uns, nicht einmal näher hinzuschauen.

Montag, 12. Oktober 2020

Taiwan stockt das Europäische Parlament mit zusätzlichen Sexisten auf um mit MMT grüne Hausbesetzungen zu bezahlen - Vermischtes 12.10.2020

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

Freitag, 9. Oktober 2020

Rechtsfreier Raum Klassenzimmer, Teil 2: Das Informelle

 

Im ersten Teil dieses Artikels habe ich mich mit den formalen Erfordernissen des Lehrkraftsberufs beschäftigt, von der Ausbildung über die Arbeitszeit zur Bezahlung. In diesem Teil möchte ich mich jetzt der Frage widmen, unter welchen Bedingungen diese Arbeit oftmals stattfindet - und warum sie teilweise nur schwer erträglich sind. Wo es um Schulen geht, wird wie selbstverständlich das Arbeitsrecht nicht angewandt. Gesundheitsschutzmaßnahmen, wie sie in praktisch jedem anderen Beruf selbstverständlich sind, finden sich hier nirgendwo. Dazu kommen an jeder Ecke und Ende die Folgen der Unterfinanzierung des Bildungssystems.

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Rechtsfreier Raum Klassenzimmer, Teil 1: Das Formelle

 

Einem bekannten Bonmot zufolge haben Lehrer am Vormittag Recht und am Nachmittag frei. Gearbeitet werden ohnehin nur 38 Wochen im Jahr, der Rest sind ja Ferien. Dazu kommen bei verbeamteten Lehrkräften natürlich die Unkündbarkeit, die sagenhaft hohe Pension, die abschlagsfreie Frühpensionierung. Wenn ich diese Schlaraffenlandvision meines Berufsstands höre, habe ich eine von drei Reaktionen. Entweder ein genervtes Augenrollen. Oder eine erregtere Gegenreaktion. Oder ein sarkastisches "Augen auf bei der Berufswahl". Man fragt sich dann gerne, warum all die, die neiderfüllt auf unsere scheinbaren Pfründe starren, nicht Lehrkräfte wurden. Scheint ja ein ziemlich leichter Job zu sein. - Ich nehme mir an dieser Stelle des Artikels vor, die Ironie zurückzufahren. Denn mir geht es heute darum, einen Einblick zu geben in die tatsächlichen Arbeitsumstände für Lehrkräfte. Diese sind weitgehend unbekannt, selbst Denjenigen, die Lehrkräfte im Verwandtschafts- oder Bekanntenkreis haben. Das ist nur natürlich; ich habe diverse Freunde, die irgendwas mit IT machen, und ich habe nicht die geringste Ahnung, wie deren Arbeitsalltag aussieht. Von meiner Warte aus könnten die auch zaubern.

Dienstag, 6. Oktober 2020

Eva Hermann diskutiert mit Oskar Lafontaine und Säbelzahntigern über die Wiedervereinigung des amerikanischen Isolationsimus - Vermischtes 06.10.2020

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

Sonntag, 4. Oktober 2020

Der Kampf um die Deutung der Einheit

 

Gestern feierte die Republik ihre 30jährige Einheit. Gleichzeitig mit dem 30. Jahrestag der politischen, wirtschaftlichen und territorialen Einheit haben wir aber auch einen dreißigjährigen Jahrestag der ständigen Debatte darüber, wie die Einheit zu bewerten ist. Wenig überraschend eignen sich solche Jahrestage immer sehr dafür, dass alle Beteiligten ihre jeweiligen Lieblings-Narrative herunterbeten können. Liegen sie einmal weit genug in der Vergangenheit, sind sie hauptsächlich eine Gelegenheit für HistorikerInnen, mal wieder interviewt zu werden. Aber die AkteurInnen der Einheit sind zu guten Teilen noch am Leben oder sogar in Entscheidungsstrukturen eingebunden, zumindest, wenn man "AkteurInnen" als "war zum damaligen Zeitpunkt bereits in der Politik aktiv" begreift. Von den tatsächlichen EntscheidungsträgerInnen ist niemand mehr in Reichweite echter oder auch nur publizistischer Macht. Ich will im Folgenden eine kurze Analyse des Stands der Debatte abgeben und dabei auch einen historischen Rückblick wagen.

Freitag, 2. Oktober 2020

Bücherliste September 2020

Anmerkung: Dies ist einer in einer monatlichen Serie von Posts, in denen ich die Bücher und Zeitschriften bespreche, die ich in diesem Monat gelesen habe. Darüber hinaus höre ich eine Menge Podcasts, die ich hier zentral bespreche, und lese viele Artikel, die ich ausschnittsweise im Vermischten kommentiere. Ich erhebe weder Anspruch auf vollständige Inhaltsangaben noch darauf, vollwertige Rezensionen zu schreiben, sondern lege Schwerpunkte nach eigenem Gutdünken. Wenn bei einem Titel sowohl die englische als auch die deutsche Version angegeben sind, habe ich die jeweils erstgenannte gelesen und beziehe mich darauf. In vielen Fällen wurden die Bücher als Hörbücher konsumiert; dies ist nicht extra vermerkt. Diesen Monat in Büchern: Verdun und Feminismus. Außerdem diesen Monat in Zeitschriften: Ländliche Räume, Corona, Militär und Parlament.