Montag, 21. Juni 2021

Stars und Sternchen

 

Dieser Tage wird wieder einmal viel über das wichtigste Thema gestritten, das die deutsche Politik bewegt: geschlechtergerechte Sprache. Es ist zum identitätspolitischen Thema par excellence gemacht worden, und nichts bringt das konservative Blut so zuverlässig in Wallung. Ich möchte den politischen Streit rund um die geschlechtergerechte Sprache einmal genauer aufdröseln, aber bevor wir das machen können, erst einmal ein kurzer Überblick, worum es überhaupt geht.

Der Grundkurs

Im Zentrum der geschlechtergerechten Sprache - und der Kritik an ihr - steht das so genannte "generische Maskulinum". Gemeint ist damit, dass die männliche Form im Deutschen grammatikalisch der Standard sei und Frauen und andere Identitäten "mitgemeint" seien. Sehr häufig wird unter Verweis auf diese grammatische "Regel" geschlechtergrechte Sprache als unzulässiger Eingriff in die Sprache abgelehnt. Allein, die Probleme fangen hier bereits an: das "generische Maskulinum" existiert nicht. Weder ist es eine Art offizieller Regel der deutschen Sprache, noch tut es, was es angeblich tut, nämlich andere "mitmeinen". Es gibt zahlreiche linguistische Studien, die das belegen, und keine einzige, die die angebliche Funktionsweise des "generischen Maskulinums" nachweisen konnte.

Die Frage, ob man dem mit geschlechtergerechter Sprache abhelfen will, ist damit keine linguistische oder grammatikalische; sie ist kein Verstoß gegen die korrekten Regeln der deutschen Sprache. Die Frage ist allein politisch (im weitesten Sinne, also im politischen Nahbereich der Menschen; es wird dazu keinen Bundestagsbeschluss geben, und ein solcher wird auch von niemandem angestrebt, ganz egal, wie oft CDU und AfD den Eindruck zu erwecken versuchen).

Verkompliziert wird die Lage dadurch, dass es "die" geschlechtergerechte Sprache nicht gibt. Stattdessen existieren eine Reihe von verschiedenen Ansätzen nebeneinander her, die alle mehr oder weniger breitflächig in Gebrauch sind und alle ihre spezifischen Vor- und Nachteile aufweisen.

Bereits seit längerer Zeit in Gebrauch und deswegen meist gar nicht als geschlechtergerechte Sprache wahrgenommen ist die Doppelnennung. Wir kennen sie vermutlich noch aus der Persiflage beim Bürgermeister in "Benjamin Blümchen": "Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger". Diese Form verzichtet auf irgendwelche Sonderzeichen, hat aber den Nachteil, Texte signifikant zu verlängern. Ich bin kein großer Fan, weil es einerseits sehr unhandlich ist - ich erinnere mich daran, dass Gregor Gysi das in seiner Autobiographie verwendet hat, und das war furchtbar - und andererseits keinen Raum für nicht-binäre Personen lässt.

Ebenfalls bereits seit Längerem bekannt ist so genannte Binnen-I; ich kann mich daran erinnern, das zu meinen maskulistischen Zeiten im Studium als Feindbild Nummer 1 auserkoren zu haben (falls ihr mich noch nicht lange genug kennt, vor 2014 war ich ein harter Anti-Feminist und wäre an der vordersten Front der Identitätskrieger gegen geschlechtergerechte Sprache gewesen). Auf das Problem mit dieser Schreibweise hat mich unser Stammkommentator DerWaechter hingewiesen: es bezieht nicht-binäre Personen nicht mit ein. Daher bin ich von dieser Schreibweise abgekommen. Gleiches gilt für Alternativen zu dieser Schreibweise, etwa einem "Kommentator/-innen" oder Ähnlichem.

Zuletzt bleibt der vielzitierte Gender-Stern, dessen Nutzung ich mir mittlerweile angewöhnt habe. Die Idee hier ist, dass nicht-binäre Personen sich im Stern wiederfinden, während die beiden klassischen Geschlechter im traditionellen Wortaufbau stecken.

Keine dieser Varianten ist perfekt. Sie alle haben ihre Vor- und Nachteile und sind letztlich Krücken, aber bislang hat noch niemand eine Variante gefunden, die alle Probleme auf einmal löst. Diese Varianten existieren daher nebeneinander her und sind mal mehr, mal weniger gebräuchlich.

All das hat Anatol Stefanowitsch noch einmal in einem Erklärartikel detaillierter und mit Zahlen- und Studienverweisen aufgeschrieben, wenn jemand noch etwas tiefer einsteigen will.

Im Übrigen: ob Binnen-I oder Genderstern, entgegen weitverbreiteter Annahmen (die ich früher selbst geteilt habe) handelt es sich nicht nur um Schriftformen; in der Aussprache funktioniert das durch den so genannten "glottal stop" (Glottaler Plosiv), also eine kurze Pause im Wort (Kommentator-PAUSE-innen). Auch das ist, entgegen der weit verbreiteten Behauptung, kein unnatürlicher Vorgang. Worte wie Umarmung (Um-armung) oder Spiegelei (Spiegel-ei) benutzen den glottalen Plosiv bereits seit vielen Jahrhunderten, ohne dass es dazu Interventionen einer nicht-existenten Sprachpolizei benötigt hätte.

Eine Umfrage im Juni

Ein weiteres sehr verbreitetes Argument gegen geschlechtergerechte Sprache ist, dass Umfragen immer wieder zeigen, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist. Das ist grundsätzlich richtig, aber es ist eine Merkwürdigkeit der ganzen Debatte, dass es trotz der Prominenz des Themas bisher keine belastbare Datenbasis zu den Einstellungen der Bevölkerung gibt.

Das mag auf den ersten Blick verwundern. In den Schlagzeilen war jüngst unter dem Titel "Ist Gendern wirklich so unbeliebt?" eine Umfrage von Infratest dimap für die Welt am Sonntag. Zwei Drittel der Befragten lehnen demzufolge geschlechtergerechte Sprache ab. Allein, die Umfrage leidet unter einer Reihe schwerwiegender methodischer Probleme, wie "Geschickt Gendern" schön herausgearbeitet hat:

Genderneutrale Sprache wird als sogenannte “Gendersprache” bezeichnet. Diesen Begriff lesen wir in letzter Zeit häufig im Zusammenhang mit ablehnender Haltung zu gendergerechter Sprache. Er wird meistens abwertend verwendet und suggeriert etwas Trennendes: dass gendergerechte Sprache eine andere Sprache als die allgemeine (deutsche) Sprache ist. [...] Das Binnen-I wird nicht mit einer Pause gesprochen, sondern wie das generische Femininum. Die gendergerechte Schreibweise Binnen-I “WählerInnen” wird der normalen Schreibweise “Wählerinnen und Wähler” entgegengesetzt. Dabei ist “Wählerinnen und Wähler” selbst eine gendergerechte Schreibweise. [...] Um die hitzige Debatte um gendergerechte Sprache auf die Basis von Fakten zurückzuholen, braucht es dringend differenzierte, unabhängige wissenschaftliche Studien. z.B. Studien zur Akzeptanz bzw. Ablehnung von gendergerechter Sprache, sowohl im passiven Lesen als auch im aktiven Schreiben und Sprechen oder Studien zur Beliebtheit oder Unbeliebtheit der verschiedenen Möglichkeiten gendergerechter Sprache.

Dazu kommt, dass die Umfrage die eigentlich populärste und in der Diskussion gerade hervorgehobenste Schreibweise - den Gender-Stern - überhaupt nicht abgefragt hat. Wenn ich für den Stern, aber gegen das Binnen-I bin, wie antworte ich in so einer Umfrage?

Aber: letztlich teilt diese Umfrage dieselbe grundlegende Schwäche, die alle Umfragen zu issues haben. Eines meiner Lieblingsbeispiele sind Umfragen zur Einführung des Mindestlohns und zum Abzug aus Afghanistan aus den 2000er Jahren. Die LINKE hat damals immer viel politisches Heu damit gedroschen, dass jeweils deutlich über 70% der Deutschen für beide Maßnahmen sind, aber mit Ausnahme der LINKEn im Bundestag keine Partei dafür. Die populistische Argumentation war, dass deswegen nur die LINKE den Volkswillen vertrete, während alle anderen - man ahnt es - gegen die breite Mehrheit des Volkes sind und deswegen irgendwie abgehoben, elitistisch und undemokratisch seien. Diese Vorwürfe in grüne Richtung kommen heute vor allem aus der Richtung der CDU und FDP, aber das macht sie nicht plötzlich edler oder richtiger.

Ein unter Demoskopen weithin bekanntes, den Medien aber irgendwie noch nie einleuchtendes Fakt der Wissenschaft ist, dass Umfragen, die die Meinung zu einem bestimmten Thema abfragen, praktisch wertlos sind, solange sie nicht auch abfragen, wie wichtig es den Leuten ist. Ein aktuelles Beispiel dafür wäre eine Umfrage, in der fast 70% der Deutschen angeben, dass sie sich durch den Klimawandel bedroht fühlen. Das hat für viel Begeisterung in progressivne Kreisen gesorgt und für entsprechende Vorwürfe an die CDU, das Thema, das die breite Mehrheit so wichtig findet, zu ignorieren.

Das Gleiche gilt für alle Umfragen, die nach irgendwelchen Maßnahmen fragen. "Soll X eingeführt werden" bringt regelmäßig Zustimmungsraten jenseits der 50%, weil nie nach den Kosten gefragt wird oder wie wichtig es den Leuten ist. "Soll X eingeführt werden, wenn dafür Y nicht mehr bezahlt werden kann/wenn dafür die Steuern steigen müssen" oder "Soll X eingeführt werden, wenn dafür Y nicht gemacht werden kann" wäre die eigentlich richtige Frage, und nur sie zeigt, wie die Menschen wirklich über ein Thema denken. Sprich, jede Umfrage zu einem Thema, die nicht versucht herauszufinden ob es den Befragten wichtig ist, ist wertlos und wird nur für das Dreschen politischen Heus benutzt, selbst wenn sie ansonsten methodisch sauber wäre - was die oben zitierte Infratest-Umfrage nicht einmal ist.

Noch schlimmer war eine Allensbach-Umfrage für die FAZ, in der über 70% gegen geschlechtergerechte Sprache waren - u.a. dank einer unglaublich manipulativen Frage ("Wenn jemand sagt: ‚Man sollte in persönlichen Gesprächen immer darauf achten, dass man mit seinen Äußerungen niemanden diskriminiert oder beleidigt. Daher sollte man z. B. neben der männlichen auch immer die weibliche Form benutzen.‘ Sehen Sie das auch so, oder finden Sie das übertrieben?"), die ich selbst auch als "übertrieben" beantwortet hätte.

Kurz: Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass es eine große Menge Menschen gibt, die geschlechtergerechte Sprache im Vakuum ablehnen. Die Menge derer, für die es ein wahlentscheidendes Thema ist, dürfte bereits wesentlich kleiner sein. Genauso wie beim Afghanistan-Einsatz lehnt die Mehrheit die jeweilige Politik zwar ab - ihre Wahlentscheidungen richtet sie aber nicht danach aus. Dazu passt, dass die Positionen innerhalb der CDU recht differenziert sind, wesentlich mehr, als man von den Krachmacher*innen her erwarten dürfte.

Auch für die Umfragen-Thematik gibt es eine etwas ausführlichere Kritik von Anatol Stefanowitsch für diejenigen, die sich ein bisschen tiefer einlesen wollen.

Also viel Lärm um nichts?

Wird hier also aus einer Mücke ein Elefant gemacht? Auch das wäre sicherlich falsch. Denn die Ablehnung gegenüber der geschlechtergerechten Sprache ist ja real. Auch wenn sie nur wenige eingefleischte Identitätskrieger*innen eine alles entscheidende Rolle einnimmt, so ist doch die instinktive Ablehnung in weiten Teilen der Bevölkerung - um es ganz klar zu sagen: einer deutlichen Mehrheit - weit verbreitet. Das zu ignorieren wäre nicht nur intellektuell unredlich, sondern auch wenig hilfreich.

Auch das Unwohlsein, das diese Menschen mit der geschlechtergerechten Sprache haben, ist real. Und im Übrigen auch völlig nachvollziehbar. Denn es geht ja gerade nicht um eine rein sprachliche Spielerei. Denn hinter der Verwendung geschlechtergerechter Sprache steckt, da haben alle Kritiker*innen ja Recht, die Absicht, das Denken der Menschen zu verändern. Konkret sollen Frauen und nicht-binäre Personen sichtbar gemacht und bewusst mitgedacht werden - was übrigens wie die weiter oben verlinkten Studien belegen, ziemlich gut funktioniert.

Die Sichtbarmachung allerdings ist notwendigerweise mit einem Wandlungsprozess verbunden, und dieser Wandlungsprozess gefällt all jenen nicht, die entweder mit dem Status Quo zufrieden sind oder aber Veränderungen fürchten. Und, Hand aufs Herz, die meisten Menschen fürchten Veränderungen in wenigstens einigen Gebieten. Entweder fürchten sie gesellschaftlichen Wandel, wie das was wir gerade erleben. Oder sie fürchten Veränderungsdruck im beruflichen Umfeld. Oder sie möchten nicht aus der Gemeinde wegziehen, in der sie schon ihr ganzes Leben verbringen (was ich sehr gut nachvollziehen kann). Das ist alles nur menschliche Natur.

Nehmen wir nur dieses Beispiel von Richard Meusers anlässlich der Regenbogen-Ikonik, die zum EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn im Juni 2021 aufgefahren wurde:


Das ist natürlich Unsinn. Meusers erinnert sich nur an eine Zeit, in der die Identitätspolitik im Fußball ihn angesprochen hat. Und das tut sie nicht mehr. Übrigens schon seit Längerem nicht mehr; so markierte etwa die WM 2006 einen deutlichen Wendepunkt, an dem Fußball seine exklusive Männlichkeit verlor. Seither sind Fußballfans geschlechterneutral. Auch das hat nicht allen gefallen, um es einmal milde auszudrücken. Und wenn mit dem Profi-Fußball eine der letzten Bastionen gesellschaftlich anerkannter Homophobie fällt (die Bundeswehr darf das ja seit 2017 auch nicht mehr), dann werden Menschen, die homophob sind, das natürlich als einen Wandel begreifen, der ihnen missfällt.

Dasselbe passiert beim Gendern. Es werden Gruppen sichtbar gemacht, die vorher nicht sichtbar waren. Damit verbunden ist eine Anspruchhaltung: "Wir wollen gesehen werden! Wir wollen teilhaben!" Daran stoßen sich all jene, die im Status Quo die Gewinner*innen sind, weil durch diese Sichtbarmachung ihre Privilegien angegriffen und abgebaut werden. Und wenn es nur das Privileg ist, in sprachlichen Konventionen der "Standard" zu sein und dieses nun zu verlieren.

Aladin el-Mafaalani hat dieses Phänomen in seinem Buch "Das Integrationsparadox" hervorragend beschrieben. Die Sichtbarmachung bisher unsichtbarer Gruppen führt zu Konflikten. Und die meisten Menschen mögen keine Konflikte. Daher kommt auch das Fehlurteil, die Meinungsfreiheit werde eingeschränkt. Die Albernheit der Allensbach-Umfrage, die dieses Ergebnis brachte, wird eigentlich nur von der zugehörigen Schlagzeile der BILD getoppt:

Ich zweifle nicht daran, dass die meisten Leute die Wahrnehmung haben, die Meinungsfreiheit wäre eingeschränkt. Aber es ist nicht korrekt. Was wir stattdessen haben ist eine Verschiebung: Dinge, die früher praktisch nicht diskutiert werden konnten, werden es plötzlich, und Dinge, die früher selbstverständlich waren, werden nun diskutiert. Dinge, die früher diskutiert wurden, sind gänzlich in den unsagbaren Bereich gerutscht. Das passiert ständig und ist nichts Neues.

Übertritt in die reale Welt

Das allerdings ändert nichts daran, dass jeder Veränderungsprozess anstrengend ist, voller Sackgassen, Rückschläge, Übertreibungen und Problemen. Sollen etwa Behörden die geschlechtergerechte Sprache in ihrer Kommunikation vorschreiben? Dagegen spricht sich selbst ein Genderstern-Fan wie Stefanowitsch aus. Sind Formen geschlechtergerechter Sprache nicht große Hürden für das Erlernen der deutschen Sprache, gerade für Nicht-Muttersprachler? Au contraire. Die Antworten auf diese Fragen sind nicht selbstverständlich, und es gibt noch viele mehr, die ich hier nicht angeschnitten habe. Ich möchte auch erneut betonen, dass es klare Nachteile für diese Art der Sprache gibt.

Die realsten Auswirkungen aber hat die Debatte im politischen Bereich, weil sie sich so hervorragend zur Mobilisierung der eigenen Basis eignet. So können eher konservativere Menschen sich in ihrer Nöhe zu Volkes Stimme sonnen, während die progressive Speerspitze virtue signalling betreiben kann. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse ist wenig überraschend, welche der beiden Strategien erfolgversprechender ist, weswegen es die Grünen-Funktionärselite auch gerne sehen würde, das Thema ganz zu ignorieren (das aber nicht kann, weil die Basis sie nicht lässt), während es bei der CDU schon vor Monaten als Topthema des Wahlkampfs auserkoren wurde.

Auch das ist natürlich virtuel signalling, nur eben in die andere Richtung. In diese Reihe gehört auch der CDU-Wahlkampfgag, Gendern zu verbieten. Es ist die CDU-Version des Veggie-Day, nur dass es anstatt auf weit hinten im Wahlprogramm der Entdeckung durch die Springerpresse harrend zum zentralen Thema aufgebauscht wird. Friedrich Merz hat da seinen politischen Instinkt gezeigt, als er sich prominent mit der Verbotsforderung in Szene setzte. Rechtlich geht das natürlich nicht, aber wenn es um die eigene Sache geht, war die CDU noch nie sonderlich rechtsstaatlich veranlagt.

Wirklich ernstzunehmen ist das in Deutschland glücklicherweise nicht. Die CDU ist nicht Fidesz. Selbst Merz' Forderung - geschickt als allgemeines Verbot geframt -, den Behörden geschlechtergerechte Sprache zu verbieten, wird wenig Chance auf Durchsetzung haben. Man demonstriert gefahrlos Volksnähe.

Aber als Wahlkampfthema ist geschlechtergerechte Sprache eben potent, weil es zu einer Hervorhebung führt, wo die Mehrheit klar auf Seite der Union steht. Es wäre geradezu ein Dienstvergehen der CDU-Wahlkämpfenden, das nicht zu benutzen. Aber die CDU weiß eben auch, wie man Wahlkampf macht, im Gegensatz zu ihrer Konkurrenz.

Was bleibt also? Die geschlechtergerechte Sprache wird die Gemüter noch eine ganze Weile beschäftigen. Meine Prognose ist die Folgende: es wird weitere Experimente geben, mit welcher Schreibweise am besten die Ziele geschlechtergerechter Sprache zu erreichen sind. Andere Experimente werden aufgegeben (dazu gehört, da bin ich ziemlich sicher, jeder Versuch, der tatsächlich in die Grammatik eingreift, etwa die Schaffung einer neuen, neutralen Genus-Form). Irgendwann wird sich so etwas wie ein Konsens herausgebildet haben, und der wird dann Stück für Stück übernommen.

Das ist chaotisch und wird wahrscheinlich nie einheitlich gemacht werden. Als Beispiel dafür möchte ich den Abnagelungsprozess vom Begriff "Ausländer*in" nennen, der durch allerlei Konstruktionen rund um das sperrige Wort "Migrationshintergrund" ersetzt wurde, der neuerdings selbst wieder in die Kritik geraten ist. Aber solche Prozesse sind immer unschön, sind immer von Verwerfungen, Streits und Diskussionen begleitet. Warum sollte das hier anders sein? Was auch immer am Ende stehen wird, ich bin in einem sicher: es wird nicht das "generische Maskulinum" sein.

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