Ein oft gehörter Vorwurf aus liberal-konservativen Kreisen ist, dass "die Medien" oder doch wenigstens die Öffentlich-Rechtlichen quasi die ausgelagerte Öffentlichkeitsabteilung der Grünen seien. Ich halte diesen Eindruck, um es kurz zu machen, für falsch. Es ist aber durchaus interessant einmal näher hinzusehen, woher er kommt und was wirklich dahintersteckt. Denn das Gefühl dieser Leute, dass ihre Positionen in der Berichterstattung nicht so prominent vertreten werden wie andere, ist nicht von der Hand zu weisen. Alleine, es hat andere Gründe als ein linksgrünes Meinungskartell, oder was auch immer die Verschwörungstheorie und das Schlagwort der Stunde ist.
Gerne wird von einschlägiger Seite (NZZ, Cicero, Döpfner, Fleischhauer, etc.) etwa auf eine Studie zur parteipolitischen Affinität der Journalist*innen hingewiesen, die ein deutliches Übergewicht der Parteipräferenz für die Grünen erkennen lässt. Dass diese Studie dabei, wie die Autor*innen selbst betonen, missverstanden wird, ist da quasi noch das Geringste. Selbst wenn wir die Erkenntnis direkt für bare Münze nehmen, so ist sie erst einmal verhältnismäßig irrelevant. Wichtig ist der Berufsethos: Lassen sie sich davon beeinflussen? Es dürfte ja auch kein Zweifel bestehen, dass etwa Wirtschaftswissenschaftler*innen überdurchschnittlich stark der FDP zuneigen, ohne dass man deswegen sofort deren wissenschaftliche Integrität in Zweifel zöge.
Das Jammern über die echte oder eingebildete Dominanz "grüner" Themen und Personen ist besonders dann stark ausgeprägt, wenn gerade einmal positiv berichtet wird. Weniger zur Kenntnis genommen wird eine schlechtere Meinungsatmosphäre, wie sie etwa aktuell herrscht (Stichworte: Flugverbot, Benzinpreis, Lebenslauf, Ukrainelieferungen); diese erscheint dann als völlig begründet und gerne auch als noch nicht hart genug (im Gegensatz zu positiver Berichterstattung, die niemals begründet ist). Ich weiß das sehr gut, weil ich dasselbe Gefühl habe - nur natürlich, wenn es in die andere Richtung geht. Mir schwillt der Kamm bei jedem positiven Artikel über die Steuerreformvorschläge der FDP, und ich empfinde ein Gefühl rechtfertiger Genugtuung, wann immer ein schmutziger CDU-Maskendeal aufgedeckt wird.
Was ich sagen will ist: Unsere Wahrnehmung dessen, wie sich "die Medien" positionieren, ist stark von unseren Einstellungen geprägt. Wir sehen mit Argusaugen jedes kritische Wort gegen Positionen oder Personen, die uns sympathisch sind, und haken gerne als "vernünfigt" oder "normal" ab, was mit unseren Einstellungen übereinstimmt. Das kennt man aus dem Gespräch mit anderen: wo man beiläufig nickt, wo Gesprächspartner*innen die eigene Meinung teilen, wird man sehr aufmerksam und gerne ein wenig scharf(sinnig), wo das Gegenteil der Fall ist. Beim Medienkonsum gilt derselbe Mechanismus.
Aber: das heißt nicht, dass der Eindruck, landauf, landein würden Jubelarien oder Verrisse gefahren, falsch wäre, ganz im Gegenteil. Das klingt auf den ersten Blick paradox, ist es aber nicht. Es hängt vielmehr mit einer medialen Grunddynamik zusammen, die eine nähere Beschäftigung lohnt. Ein Beispiel: Im Spiegel schreibt Stefan Kuzmany einige Sätze zum Desaster um Baerbocks Lebenslauf, wie man sie so gerade in praktisch allen Medien finden kann:
Der Höhenflug der grünen Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, so zeigt es der Verlauf der Umfragen, scheint sich in einen Sinkflug zu wandeln. Überwog anfangs die allgemeine Freude über die frische Kandidatin und ihre Vision einer neuen, nicht nur fürs Klima, sondern insgesamt gerechten Gesellschaft, macht sich nun Ernüchterung breit. Das ist normal, der Start war zu traumhaft, um bis zum Ziel zu tragen.
Der vorsichtige Verzicht auf Subjekte im Satz ist verräterisch. "Es überwog die Freude", dann "machte sich Ernüchterung breit". Bei wem? Die Grünen jedenfalls haben von Anfang an versucht, die Erwartungen niedrig zu halten; gar so inkompetent ist ihr Wahlkampfteam dann doch nicht. Es waren die Medien, die die Grünen erst hochgejazzt und dann niedergeschrieben haben. Das ist nichts Besonderes, es passiert ständig. Aber wir können es zum Anlass nehmen, mediale Mechanismen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die privaten Medien - von RTL zum Spiegel, von der ZEIT zur Bunten - sowieso, aber auch die Öffentlich-Rechtlichen haben vor allem ein Ziel: eine möglichst breite Leser*innen- beziehungsweise Zuschauerschaft zu bekommen (man mag diese Quotenfixierung bei den Öffentlich-Rechtlichen durchaus kritisieren, aber das ist ein ganz anderes Thema, das ich hier bewusst aussparen möchte; die Privaten haben keine andere Wahl, die müssen nämlich Geld ohne Gebühreneinzug durch den Staat verdienen). Dieser Imperativ steht vor sämtlichen ideologischen Überlegungen.
Man kann sich jetzt darüber streiten, ob eine gleichförmige Berichterstattung aus kommerziellen Motiven besser ist als eine gleichförmige Berichterstattung aus ideologischen Motiven (ich denke ja), aber auch das ist effektiv nicht die Frage. Es ist schlicht der Fall. Das führt dazu, dass die Medien ein ausgeprägtes Herdenverhalten aufweisen. Wenn sich bei einem Thema ein Konsens herausstellt, schreiben ihn die meisten nach. Die meisten! Es gibt immer einige contrarians, die ihr Geld damit verdienen, gegen den Strom zu schwimmen, was auch immer der jeweilige Strom sein mag - auch das ist eine problematische Haltung, aber sie sorgt in den meisten Fällen dafür, dass sich ein Ausgleich finden lässt, wenn man als lesende Person denn einen sucht.
Ein Beispiel dafür ist die Flüchtlingskrise: Im Sommer 2015 war der Konsens eindeutig auf der "Refugees Welcome"-Schiene; diese fand sich dementsprechend auch in praktisch allen Medien. Selbst die BILD trommelte damals für Spenden und brachte herzzerreißende Geschichten von der Balkanroute, während sie (milde) Kritik an Orban und Kurz übte. Das wärte etwa ein halbes Jahr; im Spätherbst begann die Stimmung sich zu drehen, und mit den Ereignissen am Kölner Hauptbahnhof Sylvester 2015/16 waren die Schleusen geöffnet. Bis zum Bundestagswahlkampf dominierte Kritik an den Flüchtlingen, der Flüchtlingspolitik, Merkel und allem anderen, was damit in Verbindung stand.
Dasselbe gilt auch für politische Parteien. Als eine Partei, die eigentlich immer fest auf den einstelligen Prozentbereich und ein klares Milieu gebucht war, plötzlich deutlich zweistellige Umfragewerte erreichte, wurden sie und ihre Positionen beständig in den Medien hoch und runter rezipiert. Es wurden Erklärungen für ihren Erfolg gesucht. Lag es am überzeugenden Programm? Verkörperte das Führungspersonal eine neue Generation? War es der Anfang vom Ende einer Volkspartei und der Beginn des Aufstiegs einer neuen? Es wäre zu entschuldigen, hätte man das Gefühl, dass die Partei quasi die Aufmerksamkeit gepachtet hätte, dass die Medien in ihrer Gesamtheit eigentlich nur noch über sie berichteten.
Und dann der Umschwung. Er kam unvorhergesehen, entzündete sich an lächerlichen Details. Plötzlich stürzten sich alle auf den noch so kleinsten "Fehler". Jede Aussage wurde so lange untersucht und gedreht, bis sie zur Unkenntnlichkeit entstellt war. Kleine programmatische Forderungen wurden aufgeblasen und skandalisiert. Gerüchte über parteiinterne Machtkämpfe wurden genüsslich zelebriert. Die Stimmung schwang um, die Umfragewerte sanken. Genauso schnell, wie er aufgestiegen war, sank der Stern der kleinen Milieupartei wieder. Wenn es an einem nicht mangelte, dann an Hohn und Spott darüber, dass vorher solche Begeisterung geherrscht habe, die doch so offensichtlich unverdient war. Gerne kamen dieser Hohn und Spott von genau von den Leuten, die vorher begeistert waren, selbstverständlich ohne dass diese sich das je eingestehen würden.
Die Rede ist natürlich nicht von den Grünen, sondern von der FDP anno 2009. Der Mechanismus ist derselbe wie heute bei den Grünen. Zuerst wird mit großer Begeisterung hochgeschrieben, und plötzlich spricht alles nur noch von der Mövenpicksteuer, und die ganze Partei ist nur eine spätrömische Dekadenz von der völligen Lächerlichkeit entfernt. Das hat weder mit der Performance oder Professionalität der FDP und Westerwelles zu tun noch mit den Voreinstellungen der Journalist*innen. Es ist die ständig gleiche Dynamik des Hoch- und Runterschreibens. Auch Unternehmen kennen das - Tesla ist ja quasi ständig in dieser Berg- und Talfahrt.
Dabei nimmt man es dann auch mit der Genauigkeit nicht so eng, wichtig ist, ob es ins Narrativ passt. Ob nun die Mövenpicksteuer ein FDP-Projekt war oder eines der CSU, wenn es ins Narrativ passt, dann gehört es eben mit zu Westerwelles gekaufter Chaostruppe. Forderte Baerbock ein Verbot von Kurzstreckenflügen? Nö, aber wir konnten mal wieder das Vorurteil der Verbotspartei bestätigen. Oder wen stört, ob die Anhänger*innen der Grünen tatsächlich mehr SUV fahren als andere? Stimmt zwar nicht, aber es passt so schön in die Geschichte der heuchlerischen Grünen, also wird sie erzählt.
Das Problem ist, dass diese Geschichten sich verkaufen. Ob etwas stimmt oder nicht ist bedeutungslos; wenn es nicht stimmt, verkauft es sich oftmals sogar besser. Wir konnten das jüngst am Beispiel der Springerpresse sehen: Die Abonnements der Welt gingen nach ihren Falschmeldungen rund um Divi-Gate durch die Decke, das Blatt machte einen Riesenumsatz. Die Geschichte erfüllte die entsprechenden Bedingungen, also wurde sie gelesen.
Deswegen muss ich mir auch nicht eine Verschwörungstheorie gegen die Grünen überlegen, wenn ich mich frage, warum Laschets Klausurenaffäre und seine Verschönerungen des eigenen Lebenslaufs (was für eine beknackte Debatte, nebenbei bemerkt) auf deutlich weniger Interesse stoßen als die Baerbocks. Ob zu Recht oder Unrecht werden die Grünen als moralisch höherstehend gesehen (beziehungsweise sich selbst so positionierend), weswegen die Fallhöhe größer ist und damit der Wert der Geschichte. Wenn Paul Ziemack Fronleichnam und Gründonnerstag verwechselt ist das auch relevanter als wenn Cem Özdemir das tut, weil halt nur einer der beiden das große "C" mit moralischer Wucht durch die Luft schwingt.
Das erklärt auch, warum Baerbocks und Habecks Nebeneinkünfte in bescheidener Höhe ein riesiger Skandal sind, während die der bürgerlichen Politiker*innen kein Wimpernzucken hervorrufen. Bei den einen sind sie eingepreist, sie sind keine Geschichte. Bei den anderen dagegen erzählen sie die ungemein attraktive Geschichte der heuchlerischen Moralapostel. Erinnert sich noch jemand an Sahra Wagenknechts Hummer-Essen?
Erneut, all diese Mechanismen sind farbenblind. Wenn die Geschichte passt, dann wird sie erzählt. Und weil eine erfolgreiche Geschichte verkaufe Auflage beziehungsweise Werbeklicks oder Quote bedeutet, wird sie innerhalb kürzester Zeit von allen anderen nacherzählt. Mit Begeisterung. Beim Spiegel etwa kann man richtiggehend einen Spannungsbogen über die ganze "Staffel" mehrer aufeinanderfolgender Ausgaben bis zum Staffelfinale mit dem Höhepunkt des eigenen Titelcovers nachverfolgen. Dass das passieren würde war absehbar, als die Grünen noch im Licht ihrer Umfragen als neue Volkspartei bejubelt wurden und kurzzeitig die Kanzlerschaft selbst in einem Grün-Schwarzen Bündnis möglich schien (was eher an unseriösen Umfragen denn an einer tatsächlichen Stärke der Grünen lag, nebenbei bemerkt), und ich habe das auch schon damals prognostiziert. Viel übersinnliche Fähigkeiten gehören dazu nicht - es passiert jedes Mal. Hochschreiben, runterschreiben, egal bei welchem Thema.
Das alles bedeutet natürlich nicht, dass bestimmte Medien nicht eine bestimmte Grundhaltung hätten. Dass etwa die FAZ eher konservativ und die taz eher progressiv ist, dass die Springerpresse rechts tickt und die ZEIT und SZ eher liberal, das ist ja nichts Neues. Monitor ist ein dezidiert linkes Magazin, der MDR dagegen tickt eher rechts. Aber das ändert wenig an den oben beschriebenen Mechanismen, wenn es um das Herdenverhalten geht. Auf Rudolf Augstein geht das berühmte Zitat zurück, der Spiegel sei "im Zweifel links". Nur, der Spiegel zweifelt nie, genausowenig wie die anderen Medienhäuser. Nicht zu zweifeln und in voller Inbrunst erst das eine und dann das andere Extrem zu schreiben ist quasi das Geschäftsmodell; für Zweifel ist da wenig Platz.
Warum also gibt es einen so weitverbreiteten Eindruck, dass die Medien, ganz besonders aber die Öffentlich-Rechtlichen, besonders Grünen-freundlich wären?
Einerseits ist das eine uralte konservative Erzählung, die so alt ist wie die Republik. Bereits Konrad Adenauer versuchte, sich unliebsamer Berichterstattung dadurch zu erwehren, dass er die ARD als "Rotfunk" diffamierte. Kohls Hass auf den Spiegel ist geradezu legendär und beruht durchaus auf Gegenseitigkeit.
Dabei sind die bürgerlichen Parteien hier auch schlicht Opfer ihres eigenen Erfolgs: in den Medien werden die Regierungsparteien immer härter angegangen als die Opposition, und die CDU ist nun einmal wesentlich erfolgreichere Regierungspartei als die SPD, und bis 1998 war die FDP mit nur einer Ausnahme an jeder (!) Regierung beteiligt. Die Grünen dagegen waren seit 2005 nicht mehr bundespolitisch in der Verantwortung. Wer nichts macht, macht auch keine Fehler.
Diese "Rotfunk-Erzählung" wird auch in den eher rechtsstehenden Medien verbreitet. So findet man etwa in der Welt ein Essay, in dem die These aufgestellt wird, dass "Journalisten" (natürlich nicht man selbst) "von oben" Befehle bekommen würden, die sie dann als propagandastische Befehlsempfänger nur noch umsetzten; dergleichen Verschwörungsgeraune trägt, milde ausgedrückt, nicht eben zur Vertrauensbildung in die Vierte Gewalt bei.
Solcherlei Anwürfe sind in den deutschen Medien aber, glücklicherweise, Einzelfälle. Zwar berichtet die BILD schon immer tendenziös - man sehe sich nur die unterschiedliche Berichterstattung über die Plagiatsvorwürfe gegenüber ihrem Darling Guttenberg und ihrem entschieden Nicht-Darling Giffey an -, sieht die Welt kein Problem darin, eine Serie zum Wahlkampf in Zusammenarbeit mit der INSM zu gestalten, aber Grundhaltungen im Journalismus sind nichts Neues und dieser Tage im historischen Vergleich eher gering ausgeprägt. Es wäre problemlos möglich, zig solcher Beispiele auch für die progressive Presse zu finden.
Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt, der zu diesem Eindruck einer Machtasymmetrie führt, und der ist etwas problematischer, weil er das Selbstverständnis diverser Gruppen berührt. Viele der Debatten der letzten Zeit waren tatsächlich von einer Asymmetrie geprägt: Als 2016 diskutiert wurde, ob ein rassistischer Autoritatist Präsident werden sollte; Als 2017 zur Debatte stand, ob man Menschen ertrinken lassen oder retten sollte; Als 2019 mit #FridaysForFuture der Klimawandel die Debatte dominierte; Als 2020 die Frage im Raum stand, ob ein auf Telegram schreibender Koch oder doch vielleicht die weltweite Forscher-Community mehr Gewicht haben sollten - aus unterschiedlichen Gründen sah das progressive Lager meistens besser aus als das konservative.
In einigen Fällen lag das schlicht an der ideologischen Nachbarschaft zu unangenehmen Personen. Die klarere Gegenfolie zu Trump zu sein etwa garantierte 2018 genauso Zuspruch in Deutschland wie die klarere Gegenfolie zu George W. Bush Schröders Wahlsiege 2002 und 2005 mit befeuerte. Wenn ein komplexes Thema wie Migration auf eine Pro-Contra-Debatte verengt wird und auf der einen Seite die AfD steht, da sieht die andere Seite automatisch besser aus. Dafür kann der respektable Teil des jeweiligen Arguments nichts, aber der Mechanismus passiert trotzdem. Die Grünen mussten sich ja auch die Hambi-Besetzer oder Extinction-Rebellion-Idioten vorwerfen lassen, ohne direkt etwas mit ihnen zu tun zu haben. Auch hier greifen die medialen Mechanismen farbenblind.
Die größte Ausnahme dieser jüngsten Debatten, und die, die glaube ich den nachhaltigsten Ärger bei eher bürgerlich geprägten Zeitgenoss*innen ausgelöst hat, ist die Frage des Klimawandels. Denn hier wird den Grünen automatisch eine Problemlösungskompetenz zugesprochen, die, höflich ausgedrückt, eher zweifelhaft ist. Nur, sie haben diese Stellung weniger wegen der Brillanz ihrer Vorschläge (die wurden hier ja zur Genüge und fachlich anspruchsvoll kritisiert), sondern weil ihre Gegner da so blank stehen. Und ja, ich weiß, Zertifikathandel. Aber das dringt nicht durch, und wir werden gleich sehen, warum. Ein Symptom dieses Problems ist dieser kurze Austausch bei "Hart aber fair":
Ricarda Lang on Fire 🔥bei #hartaberfair
„Diese sorgen nimmt man nicht ernst wenn man die Leute verarscht, sondern konkrete Vorschläge macht“. pic.twitter.com/ZrRsTA3y85— Nurder Koch (@NurderK) June 7, 2021
Wenn die Union die Grünen dafür zu kritisieren versucht, dass sie ihre Vorschläge nicht umsetzt, ist das Ganze wirklich nur noch albern. In Debatten, in denen einer Seite, ob zu Recht oder Unrecht, eine größere Kompetenz zugesprochen wird, wirkt jede Berichterstattung unfair. Wir Progressiven kennen das zur Genüge, wann immer das Wort auf die berühmt-berüchtigte Wirtschaftskompetenz kommt. Friedrich Merz kann noch so gequirlte Scheiße reden, er wird doch wieder als "Wirtschaftsexperte" gehandelt werden, und kein*e Grüne*r kann sich so dumm anstellen, dass er oder sie nicht in der nächsten Talkshow als Expert*in für den Klimawandel behandelt wird. Dumm? Ja. Nur eine Seite betreffend? Sicher nicht.
Und damit sind wir wieder am Anfang. "Die Medien" sind nicht grünenfreundlich. Oder unionsfreundlich. Oder sonstwas. Sie sind vor allem auflagenfreundlich. Was Auflage macht, entscheidet letztlich - marktwirtschaftlich - die Bevölkerung. Wenn die nicht bereit ist, Medien zu konsumieren, die gendergerechte Sprache benutzen, dann wird sich diese ganze Debatte etwa in kürzester Zeit an Auflagen und Quote entscheiden. Wenn die Leser*innen der SZ das Gefühl haben, ihr Hausblatt ginge zu freundlich mit den Grünen um, können sie zur FAZ oder Welt wechseln. Und so weiter.
Die Medien kann man für ihre Berichterstattung wahrlich genug kritisieren. Ihre Instinkte, ihre Dynamiken, ihre Herdenverhalten, ihre Vorliebe für simple Narrative und die unbedingte Jagd nach Skandalen, ob echt oder eingebildet, machen die Lektüre von Zeitungen genauso wie das Verfolgen der Tagesschau oft unerträglich. Aber eine Haltungsschlagseite in dem Ausmaß, dass eine Dominanz bestehen würde - dafür braucht es schon einen arg verschobenen Blick.
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