Das Wort vom “Postkolonialismus” ist gerade in aller Munde. Besonders im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt wird es aktuell viel gebraucht, ohne dass immer so klar ist, was die zugrundeliegende Theorie eigentlich genau besagt. Deswegen spreche ich mit dem Kolonialhistoriker Jürgen Zimmerer, der sich auch viel mit der Frage beschäftigt hat, welche Erinnerungskultur wir eigentlich pflegen sollen - verdient Bismarck noch Statuen? Sind Vergleiche zwischen dem deutschen Kolonialreich und dem Holocaust statthaft? Oder sind das vielleicht die ganz falschen Fragen?
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- Jürgen Zimmerer auf Twitter. Jürgen Zimmerer bei der Uni Hamburg.
- Stefan auf Twitter. Stefan auf Bluesky. Stefans Blog.
(Musik: Intro aus Accou – Sarabande BWV 1002 (Partita No.1 for violin solo in B-minor), Outro aus Accou – Bourree (I.S. Bach BWV 1002, Violin Partita No 1 in B minor))
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Shownotes:
Der Artikel beleuchtet die anhaltenden Auswirkungen des europäischen Kolonialismus auf die Beziehungen zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden. Die ungleiche Machtverteilung in wirtschaftlicher, politischer, medialer und wissenschaftlicher Hinsicht wird als direkte Folge dieser historischen Kolonisierung beschrieben. Die negativen Auswirkungen, wie Ausbeutung auf globalen Arbeitsmärkten und nachteilige Handelsabkommen, betreffen insbesondere die Länder des Südens. Die postkoloniale Theorie, seit den 1970er Jahren etabliert, zielt darauf ab, die fortbestehenden Auswirkungen des Kolonialismus offenzulegen und zu bekämpfen. Denkende wie Said, Spivak und Bhabha zeigen auf, wie koloniale Annahmen in Wissensproduktion, Sprache, Texten und Bildern weiterhin präsent sind. Der europäische Kolonialismus wird auch in Verbindung mit dem wissenschaftlich gestützten Rassismus als einzigartige Ideologie betrachtet. Die politischen und wirtschaftlichen Privilegien, die ehemalige Kolonialmächte erworben haben, werden bis heute geschützt. Dies zeigt sich in der Kontrolle des Weltbankensystems, der Dominanz in internationalen Kapitalmärkten und militärischen Interventionen. Die postkolonialen Tatsachen, als "Säulen der globalen Apartheid" bezeichnet, umfassen Vetorechte im UN-Sicherheitsrat, Dominanz in internationalen Organisationen und doppelte Standards bei Handelspraktiken. (Kulturshaker)
Kolonialismus und Postkolonialismus: Schlüsselbegriffe der aktuellen Debatte
Der Artikel diskutiert die fortbestehende Relevanz des Kolonialismus trotz seines vermeintlichen Endes in den 1960er Jahren. Koloniale Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse haben die Entwicklung der modernen Welt stark beeinflusst und sind auch in der Gegenwart nicht vollständig verschwunden. Die herkömmlichen Definitionen des Kolonialismus betonen territoriale Herrschaftsverhältnisse, Fremdherrschaft und die Vorstellung von unterschiedlichen Entwicklungsständen. Die Vielfalt der kolonialen Realität macht präzise Definitionen schwierig. In der Hochphase des Kolonialismus zwischen 1880 und 1960 manifestierten sich spezifische Merkmale, darunter die Konsolidierung der Kolonialreiche, die Industrialisierung der Machtmittel und die ideologische Legitimierung durch Werte der Aufklärung. Die postkoloniale Perspektive betont, dass die Geschichte des Kolonialismus mit der formellen Unabhängigkeitserklärung nicht endet. Die Postcolonial Studies analysieren kulturelle und epistemologische Grundlagen des Kolonialismus und fordern ein gemeinsames analytisches Feld für Kolonien und Metropolen. Diese Perspektive hat zu einer komplexeren und nuancierteren Betrachtung der kolonialen Erfahrung geführt, einschließlich der Untersuchung von kolonialen Diskursen, dem Einfluss der Wissenschaften und der Konstruktion von Identitäten unter kolonialer Ungleichheit. (Sebastian Conrad, BpB)
Der Artikel thematisiert die Kritik, die der postkolonialen Theorie nach dem Angriff der Hamas auf Israel und dem darauf folgenden Krieg in Gaza entgegenschlägt. Kritiker werfen der Theorie vor, historische Erzählungen, insbesondere in Bezug auf den Israel-Palästina-Konflikt, zu vereinfachen und Gewalt sowie Antisemitismus zu legitimieren. Die postkoloniale Perspektive entstand in den 1970er Jahren als Reaktion auf das Ende der antikolonialen Befreiungskämpfe. Schlüsselpersonen sind Edward Said, der den Orientalismus untersuchte, und Homi K. Bhabha, der die Ambivalenz kolonialer Diskurse erforschte. Die Theorie wird dafür kritisiert, dass sie angeblich keine differenzierte Sicht auf Situationen hat, in denen Gruppen gleichzeitig als Unterdrücker und Opfer agieren können. Kritiker hinterfragen auch ihre Haltung zum Universalismus und die potenzielle Legitimierung von Gewalt im Namen des antikolonialen Widerstands. Der Artikel betont die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der postkolonialen Theorie, während er gleichzeitig ihre vielfältigen Perspektiven anerkennt. (Julia Werthman, ZEIT)
Der Artikel befasst sich mit der Kritik an der postkolonialen Theorie und deren Anwendung auf den Israel-Palästina-Konflikt. Er betont, dass wir trotz des Endes direkter physischer Fremdherrschaft nicht in nachkolonialen Zeiten leben, da koloniale Einflüsse in Mentalitäten, Normen und Wertsystemen fortbestehen. Die Postcolonial Studies analysieren nicht nur White Supremacy, sondern auch koloniale Mimikry und deren fortwährende Wirkung. Die Kritik an Achille Mbembe und der postkolonialen Theorie wird als Ablenkung von europäischer Gewaltgeschichte betrachtet. Die Forderungen nach einer angemessenen Auseinandersetzung mit deutscher Gewaltgeschichte im Kolonialismus werden als antisemitisch diskreditiert, was auf eine Radikalisierung der öffentlichen Diskussion hindeutet. Der Artikel plädiert dafür, das Holocaust-Trauma als Verantwortung zu begreifen, um sich gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Gewalt zu positionieren. Es wird darauf hingewiesen, dass die Unnachgiebigkeit gegenüber vermeintlichem Antisemitismus als Instrument zur Stigmatisierung wirkt und an autoritäre Charakterzüge erinnert. Schließlich wird betont, dass es bei den Postcolonial Studies um mehr als nur um Mentalitätsstrukturen geht; vielmehr geht es um die fortgesetzte Reproduktion gesellschaftlicher Ungleichheiten. (Henning Melber, taz)
Der kalte Blick des Postkolonialismus
Es wird in dem Artikel die Kritik der französisch-israelischen Soziologin Eva Illouz an der internationalen Linken hervorgehoben, insbesondere in Bezug auf deren Reaktion auf die Handlungen der Hamas im Israel-Palästina-Konflikt. Illouz beklagt die Gleichgültigkeit und Kälte der Linken gegenüber den Opfern israelischer Zivilisten und wirft ihnen vor, die terrorisierten Juden im Stich gelassen zu haben. Sie unterscheidet zwischen der universalistischen Linken, die die Ideale der europäischen Aufklärung verteidigt, und der postkolonialen Linken, die diese Ideale als westliche Herrschaftstechnik betrachtet. Illouz kritisiert die Kontextualisierung von Ereignissen durch die postkoloniale Linke und betont, dass das radikal Böse, wie im Fall der Hamas, nicht relativiert werden kann. Sie fordert eine vorbehaltlose Anerkennung des Leids beider Seiten im Konflikt. (Thomas Assheuer, ZEIT)
„Die Juden sind heute in Deutschland gefährdeter denn je“
Der Artikel präsentiert ein Interview mit Elvira Grözinger, einer Germanistin und Tochter polnischer jüdischer Holocaust-Überlebender. Grözinger äußert sich kritisch zur zunehmenden Verbreitung von Antisemitismus in Deutschland, insbesondere im Zusammenhang mit den Aktionen der Hamas. Sie bemängelt die unheilvolle Allianz zwischen "Wokeness", postkolonialer Akademie und islamischem Antisemitismus. Die Rolle der BDS-Bewegung und die Herausforderungen für jüdische Menschen in der aktuellen Situation werden betont. Das Interview berührt auch die Entwicklung des Antisemitismus unter Muslimen in Deutschland, den Einfluss linker Theorien wie Postcolonial Studies und Critical Whiteness sowie Grözingers persönliche Erfahrungen als deutsche Jüdin. Insgesamt gibt das Interview Einblick in die komplexen Dynamiken, die zu einem Anstieg des Antisemitismus im heutigen Deutschland beitragen. (Alexander Grau, Cicero)
Die Ethnologin Susanne Schröter warnt in ihrem Artikel vor einer tiefen Krise der freiheitlich-demokratischen Staatenwelt. Sie sieht den Westen, trotz seiner Freiheit, Wohlstand und sozialen Errungenschaften, bedroht durch eine Mischung aus Hybris und Selbsthass. Die russische Aggression in der Ukraine wird als Beispiel für das Versagen des Westens im Umgang mit Bedrohungen genannt, insbesondere in Deutschland, das trotz Russlands Übergriffen weiterhin wirtschaftliche Abhängigkeiten fördert. Die Autorin kritisiert auch die Ambivalenz in der westlichen Politik gegenüber dem Islamismus, bei der manche Länder auf die Hoffnung setzen, dass Menschen durch das richtige Angebot zu Demokraten werden. Schröter sieht eine tiefgreifende Spaltung in westlichen Gesellschaften aufgrund von fehlgeleiteter Migrationspolitik und betont die Doppelmoral in politischen Entscheidungen, wie im Fall des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck, der in islamistische Diktaturen für Energiepartnerschaften warb. Schließlich warnt sie vor einem neuen Rassismus, bei dem der weiße Mann zur Hassfigur wird, und fordert den Westen auf, sich auf seine Grundwerte zu besinnen, um die Freiheit zu verteidigen. (Susanne Schröter, Cicero)
Traktat über die Verirrten: Der Palästina-Konflikt demaskiert die radikale Linke
Der Artikel behandelt das Hamas-Massaker in Israel im Oktober 2023, bei dem über 1000 unschuldige Zivilisten von palästinensischen Terroristen getötet und entführt wurden. Es wird die Reaktion radikaler Linker und Islamisten im Westen kritisiert, die anstatt Solidarität mit den Opfern zu zeigen, gegen Israel demonstrierten und den Tätern Unterstützung gewährten. Der Autor hebt die moralische Verwirrung und ideologische Voreingenommenheit innerhalb der radikalen Linken hervor, insbesondere in akademischen und philosophischen Kreisen. Der Artikel kritisiert Persönlichkeiten wie Judith Butler dafür, den Terrorismus der Hamas herunterzuspielen, einen verzerrten Kontext zu betonen und die gleichwertige Trauer um palästinensische und israelische Leben in Frage zu stellen. Der Beitrag berührt auch das breitere Thema des zunehmenden Antisemitismus, der Ablehnung von Nationalstaaten und den Einfluss bestimmter Ideologien auf politische Handlungen und Wahrnehmungen. (Benedict Neff, NZZ)
Der postkoloniale Diskurs sperrt Afrika in einen identitären Käfig ein
Der Artikel kritisiert die postkolonialen Studien als rückwärtsgewandt und einseitig, obwohl sie sich als Avantgarde des progressiven Denkens verstehen. Der Autor hebt den hohen Anteil nichtwestlicher Intellektueller in diesem Diskurs hervor, betont jedoch gleichzeitig die Einseitigkeit und Anachronismen in der Argumentation. Insbesondere wird der kamerunische Denker Achille Mbembe kritisiert, der in seinem Hauptwerk die These vertritt, dass der globale Kapitalismus aus dem transatlantischen Sklavenhandel hervorgegangen sei und grundsätzlich von rassistischem Denken geprägt sei. Der Artikel bemängelt, dass Mbembe die Vielfalt der Weltgeschichte auf das Thema Sklaverei und Kolonialismus reduziert und dabei andere Genozide und Massaker ausblendet. Die postkolonialen Studien werden als zu vereinfachend und hinderlich für die konkrete Verbesserung der Lebensbedingungen in Afrika betrachtet. (David Signer, NZZ)
Agitprop mit akademischem Antlitz
Der Text behandelt die globale Reaktion auf den antisemitischen Massenmord und die Anti-Israel-Stimmung. Es wird betont, dass Antisemitismus oft in Form von Kritik an Israel zum Ausdruck kommt. Dabei wird aufgezeigt, dass die Unterstützung für die Handlungen der Hamas paradoxerweise nicht zu einer Distanzierung von jihadistischer Gewalt führt, sondern diese legitimiert. Der Text zieht Parallelen zwischen der postkolonialen Theorie und der russischen Doktrin, die beide eine obsessiv feindselige Haltung gegenüber dem Westen aufweisen. Der Autor argumentiert, dass der postkoloniale Diskurs und der Putinismus eine ähnliche Interpretation der Geschichte teilen, insbesondere hinsichtlich des Zweiten Weltkriegs, und beide eine Feindseligkeit gegenüber dem Westen hegen. Der Artikel kritisiert die postkoloniale Perspektive dafür, Israel einen kolonialen Charakter zuzuschreiben, den historischen Kontext des Zionismus zu vernachlässigen und ihn mit Kolonialismus und Rassismus gleichzusetzen. Die Schlussfolgerung legt nahe, dass es sinnvoller wäre, sich auf konkrete Verbesserungen der Lebensbedingungen in Afrika zu konzentrieren, anstatt dem ideologischen und pseudowissenschaftlichen Rahmen des Postkolonialismus zu folgen. (Marcel Matthies, Jungle World)
Kolonialismus und Ausbeutung: Wir leben nicht vom Elend der anderen
Der Artikel setzt sich mit der Frage auseinander, ob der Wohlstand der Industrieländer auf der Ausbeutung ärmerer Länder beruht. Es wird die These diskutiert, dass Reichtum nur auf Kosten anderer geschaffen werden kann – eine Annahme, die durch das Zitat des Berner Troubadours Mani Matter und des deutschen Dramatikers Bertolt Brecht symbolisiert wird. Diese Sichtweise sieht die Weltwirtschaft als Nullsummenspiel, bei dem der Gewinn des einen der Verlust des anderen ist. In der Diskussion wird oft auf die Kolonialzeit verwiesen, in der Europas Kolonialmächte die Ressourcen und Menschen in überseeischen Gebieten ausbeuteten. Allerdings wird argumentiert, dass die industrielle Revolution, die im Westen zu modernem Wirtschaftswachstum führte, nicht direkt mit dem Kolonialismus verbunden war. Technologische Innovationen wie die Dampftechnologie und Stahlverarbeitung waren demnach nicht das Ergebnis kolonialen Raubguts. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich die Form des Imperialismus verändert, aber die Debatte um Ausbeutung und Ungleichheit bleibt bestehen. Kritiker des modernen Wirtschaftssystems weisen auf die Macht multinationaler Konzerne und westlich dominierter Organisationen hin. Trotz berechtigter Vorwürfe zeigt sich jedoch, dass die Ungleichheit zwischen den Ländern abnimmt und die ärmeren Länder aufholen. Der Artikel betont, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Industrieländer nicht zwangsläufig auf Kosten der Entwicklungsländer ging. Der globale Wohlstandskuchen ist gewachsen, wobei sowohl Nord als auch Süd profitiert haben. Dies wird auf institutionelle Rahmenbedingungen zurückgeführt, die Rechtssicherheit und Leistung honorieren. Abschließend wird festgestellt, dass Mani Matter und Bertolt Brecht zwar in der Kunst überzeugen, aber nicht in ökonomischen Fragen. Der Wohlstand der Schweiz und anderer reicher Länder beruht nicht auf Ausbeutung, sondern auf institutionellen Faktoren, die Erfolg ermöglichen und belohnen. (Thomas Fuster, NZZ)
Die Debatte um den vermeintlichen Antisemitismus von Achille Mbembe sowie die Diskussionen über Michael Rothbergs "Multidirektionale Erinnerung" und Jürgen Zimmerers "Von Windhuk nach Auschwitz?" haben international für Verwirrung gesorgt. Im Kern dieser Debatte steht die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem Kolonialismus des Deutschen Reichs und dem Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten. Diese Thematik wird außerhalb Deutschlands bereits seit zwei Jahrzehnten diskutiert, jedoch ohne die emotionale Aufgeladenheit, die in Deutschland beobachtet wird. Bereits im Jahr 2003 waren Rothberg und Zimmerer Teilnehmer einer Konferenz in Sydney, die den Titel „Genocide and Colonialism“ trug. Diese Konferenz setzte sich mit der Verbindung zwischen Genozid und Kolonialismus auseinander. Im Jahr darauf veröffentlichte Zimmerer einen seiner vielen Aufsätze, der die Verknüpfung von Kolonialismus und Holocaust thematisierte, in einem von dem Autor des Artikels herausgegebenen Sammelband. In den darauffolgenden Jahren bildete sich unter Wissenschaftlern zunehmend die Überzeugung heraus, dass wesentliche Aspekte des Nationalsozialismus und des Holocausts erst durch ihre Verbindung zum imperialistischen Kolonialismus verstanden werden können. Diese Perspektive hebt hervor, wie wichtig es ist, historische Ereignisse in einem breiteren Kontext zu betrachten, um ein umfassenderes Verständnis der Geschichte zu erlangen. (Dirk Moses, Geschichte der Gegenwart)
Claudia Roth will mehr „Diversität“ in Bayreuth durchsetzen
Die Bayreuther Festspiele stehen aufgrund rückläufiger privater Unterstützung finanziell unter Druck. Kulturstaatsministerin Claudia Roth signalisiert eine verstärkte Bundesbeteiligung, jedoch abhängig von Struktur- und Formatänderungen. Die Festspiele werden bisher von Bund, Land, der Freunde von Bayreuth und der Stadt Bayreuth finanziert. Der Freundesverein plant aufgrund gesunkener Spenden, im nächsten Jahr eine Million Euro weniger beizusteuern. Claudia Roth betont die Notwendigkeit einer Strukturreform für Bayreuth und sieht darin die Chance zur Erneuerung. Sie erwarte eine verbesserte Unterstützung für Festspielleiterin Katharina Wagner. Roth unterstützt Wagners Bestrebungen nach Öffnung und neuen Formaten, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Die Kulturstaatsministerin plädiert zudem für mehr Diversität im Festspiel-Parkett, um die Realität der Gesellschaft widerzuspiegeln. (FAZ)
Siehe dazu auch dieser Tweet von Jürgen Zimmerer.
Sathnam Sangheras Buch "Empireworld" folgt seinem Bestseller "Empireland" und bietet eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der Komplexität und den Widersprüchen des britischen Empires. Im Gegensatz zu Niall Fergusons Werk, das britischen Imperialismus feierte, strebt Sanghera danach, die Debatte über das Empire mit einer nuancierteren Sichtweise zu bereichern, die über einfache Bilanzmodelle hinausgeht. Er betont, dass das Empire nicht nur schwarz oder weiß war, sondern eine Mischung aus Chaos und Demokratie bringen konnte. Durch seine Reisen und die Beschäftigung mit historischen Studien beleuchtet Sanghera die vielschichtigen Auswirkungen des Imperialismus, von der Vertragsarbeit bis zur rechtlichen Kodifizierung in kolonisierten Gebieten. Trotz seiner kritischen Betrachtung der imperialen Geschichte verfällt Sanghera jedoch gelegentlich in die von ihm kritisierte Bilanzierung und gesteht ein, dass auch er nicht gänzlich von dieser Betrachtungsweise loskommen kann. "Empireworld" zeigt die vielfältigen Facetten des britischen Empires auf und fordert zu einer differenzierteren Auseinandersetzung mit dessen Erbe auf. (Quinn Slobodian, The New Statesman)
Die Überreste von mindestens 17.000 Menschen aus der Kolonialzeit befinden sich in deutschen Sammlungen, deren Geschichten unbekannt und unerforscht sind. Jürgen Zimmerer kritisiert die mangelnde Aufarbeitung und die Behandlung dieser human remains als bloßes Kulturgut. Er hinterfragt die Bemühungen der deutschen Politik und Kulturinstitutionen zur Dekolonisierung und Restitution, insbesondere die Rückgabe der "Benin-Bronzen" durch Annalena Baerbock und die Verhandlungen mit Namibia ohne Einbeziehung der Opfernachfahren. Zudem wird die mangelnde Auseinandersetzung mit Deutschlands kolonialer Vergangenheit und den aktuellen rassistischen Strukturen bemängelt. Zimmerer betont das Versagen der Bundesregierung bei der Einrichtung eines "Lern- und Erinnerungsorts Kolonialismus" und kritisiert die rein symbolische Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit. Er fordert eine umfassende wissenschaftliche Erforschung und Aufarbeitung der kolonialen Strukturen und Praktiken. (Jürgen Zimmerer, ZEIT)
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