Sonntag, 20. Januar 2008

Das drastische Beispiel und der Einzug der Vernunft

Der Fall Nokia erregt die Gemüter, so sehr, dass inzwischen mehrere Spitzenpolitiker zum Boykott der Firma aufgerufen haben. Man würde so etwas populistisch nennen, käme es von der Linken, aber da es Kurt Beck und Jürgen Rüttgers waren, scheint es in Ordnung zu sein. Das aber ist gar nicht das eigentlich beeindruckende.
EU-Industriekommissar Günter Verheugen (SPD) hat gefordert, die Subventionierungspolitik der EU bis auf wenige Ausnahmen komplett einzustellen sowie die "Vergötterung" des Shareholder Value zu beenden.
Das hat Symbolkraft, denn diese Sätze wären genauso wie die Entrüstung über Nokia vor einem Jahr noch schwer vorstellbar gewesen. Damals hätte eher der Spiegel ein Loblied auf die Globalisierung gesungen und die Pressemitteilung Nokias nacherzählt.
Die Subventionierung zu beenden ist das eine. Das wäre quasi das Ende des "Wettbewerbs" von Staaten, die den Unternehmen damit mannigfaltige Steuererleichterungen und Geschenke in den Rachen werfen, nur damit sie großzügig hier enorme Gewinne machen und die Löhne drücken. Es wäre das Ende davon, dass die Steuerzahler mit ihren Steuergeldern den Abbau ihrer eigenen Jobs zugunsten der Gewinne des Unternehmens finanzieren. Es wäre das Ende einer ruinösen Mentalität, an deren Ende bankrotte Staaten und Bürger und fette, reiche Unternehmen mit gewaltiger Macht stehen.
Das andere ist die Kritik am Shareholder Value. Vor einem Jahr hätte sich das noch verboten. Jetzt ist es sozusagen en vogue. Zu Recht, denn das Shareholder Value als Maßstab aller Dinge hilft nur wenigen Menschen und schafft keine Werte.
Es steht zu hoffen, dass der Mentalitätswandel über plakative Fälle wie Nokia hinausgeht und in der EU endlich das vorhandene Machtpotenzial genutzt wird, um zugunsten der eigenen Bürger Entscheidungen zu treffen - und nicht zugunsten geldgieriger Unternehmen.

2 Kommentare:

  1. ach ja, was wäre es doch schön, wenn man den Aussagen unserer Politiker mehr trauen könnte aber...
    Hej, es ist WAHLKAMPF!!!!!

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  2. Aber wie sagen schon Super-Münte: Eine Partei an ihren Wahlversprechen zu messen ist unfair.

    Scherz beiseite: Gibt es irgendeine Möglichkeit, diese Politiker langfristig auf ihre Aussagen festzunageln und dazu zu zwingen, gute Ideen zur Abwechslung auch mal umzusetzen? Wenn nicht - warum nicht?

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