Chris hat mich freundlicherweise auf einen Artikel im
Capital aufmerksam gemacht, der sich intensiv mit der Frage des
Grundeinkommens auseinandersetzt. Besonders der Rennaissance der Idee im Dunstkreis der CDU wird dabei viel Aufmerksamkeit gewidmet. So unterstützenswert und durchgehend positiv ich die Idee des Bürgergelds auch halte, so stoßen mir doch einige Absätze des Artikels sauer auf:
Kürzt der Staat derzeit bei Transferbeziehern noch bis zu 90 Prozent des Lohns, müssten die Niedriglohnjobber künftig nur die Hälfte von jedem verdienten Euro als Steuer abführen. Selbst gering bezahlte Arbeit lohnt sich dann viel eher, Hunderttausende von neuen Niedriglohnjobs könnten entstehen. Und wer sich für das ebenfalls vorgesehene „kleine Bürgergeld“ von 400 Euro entscheidet, gibt sogar nur ein Viertel des Zusatzeinkommens ab.
So schön sich die 50% Verzicht in absoluten Zahlen ausnehmen mögen (50% weniger Bürgergeld für 50% weniger Steuern). Wie schnell aber besonders bei Großverdienern diese 400 Euro Investition sich auszahlen würden ist an einer Hand abzuzählen. Hier werden wieder einseitig starke Bevorzugungen und Subventionen verteilt, und das kann nicht sein.
Mindestlohn. Die SPD möchte zwar keinen Mindestlohn für alle, aber mehr Branchen mit Mindestlohn. Bisher gibt es den nur auf dem Bau. Künftig soll das etwa auch in der Müllwirtschaft, dem Bewachungsgewerbe oder der Postzustellung der Fall sein. Die Union will nur Gebäudereiniger einbeziehen, wird der SPD aber wohl etwas entgegenkommen. Ökonomen warnen vor Mindestlöhnen – weil dadurch gerade Jobs für schlecht Ausgebildete verschwinden.
Es ist typisch für die Capital, "Ökonomen" zu schreiben und nur einen Teil dieses Berufsstands zu meinen, nämlich den, der die eigene Meinung vertritt. Selbstverständlich kann die Capital zu ihrer Verteidigung behaupten, einen unbestimmten Artikel implizit verwendet zu haben; intendiert wird aber die suggestive "schlaue Leute gegen Mindestlöhne"-Mühle.
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