Freitag, 30. Dezember 2022

Bücherliste Dezember 2022

 

Anmerkung: Dies ist einer in einer monatlichen Serie von Posts, in denen ich die Bücher und Zeitschriften bespreche, die ich in diesem Monat gelesen habe. Darüber hinaus höre ich eine Menge Podcasts, die ich hier zentral bespreche, und lese viele Artikel, die ich ausschnittsweise im Vermischten kommentiere. Ich erhebe weder Anspruch auf vollständige Inhaltsangaben noch darauf, vollwertige Rezensionen zu schreiben, sondern lege Schwerpunkte nach eigenem Gutdünken. Wenn bei einem Titel sowohl die englische als auch die deutsche Version angegeben sind, habe ich die jeweils erstgenannte gelesen und beziehe mich darauf. In vielen Fällen wurden die Bücher als Hörbücher konsumiert; dies ist nicht extra vermerkt. Viele Rezensionen sind bereits als Einzel-Artikel erschienen und werden hier zusammengefasst.

Diesen Monat in Büchern: Tauben im Gras, Faulheit, Liberalismus

Außerdem diesen Monat in Zeitschriften: -

BÜCHER

Wolfgang Koeppen - Tauben im Gras (Hörbuch) (plus Lektüreschlüssel Klett und Königs Erläuterungen)

Deutschland, 1951. Der amerikanische Gelehrte Mr. Edwin reist für einen Vortrag über die Kultur des Abendlandes nach München, wo er das gesellschaftliche Ereignis der Stunde darstellt. Der Schauspieler Alexander und seine Frau Messalina versuchen, die Unzufriedenheit über ihr Leben in Alkohol zu ertränken. Der erfolglose Schriftsteller Philipp scheitert in mehreren Versuchen des Broterwerbs, während seine früher wohlhabende Frau Emilia alte Besitztümer zu Geld macht, um das Paar über die Runden zu bringen. Carla und ihr Sohn Heinz versuchen, die Beziehung zum afroamerikanischen Besatzungssoldaten Washington klarzumachen. Ein weiterer schwarzer Soldat, Odysseus, ist gerade angekommen und treibt mit dem Dienstmann Josef durch die Stadt. Ihre Geschichten überschneiden sich mit denen zahlreicher anderer Personen, ohne dass es für irgendjemanden erfolgreich enden würde - die Menschen bewohnen ihre Stadt und ihre Zeit wie Tauben im Gras.  Koeppens Roman ist ab dem Abitur 2024 in den beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg Prüfungslektüre. Die Vergnüglichkeit derselben steht daher naturgemäß gegenüber ihrem literarischen Wert hintenan. Wenn man weiß, dass Koeppen vergeblich versuchte, gegenüber Lektoren und Verlag durchzusetzen, komplett auf Satzzeichen verzichten zu können, bekommt man eine Ahnung, in welchem Stil der Roman geschrieben ist und welche Herausforderungen er für die Lesenden bereithält.

Rezension: Francis Fukuyama - Liberalism and its discontents

 

Francis Fukuyama - Liberalism and its discontents (Hörbuch)

Francis Fukuyama hat für seine These von 1991 vom "Ende der Geschichte" durch den Zusammenbruch des Ostblocks viel Häme geerntet. Man könnte ihm also angesichts eines neuen Buchs über die Überlegenheit des Liberalismus zurufen "when you're in a hole, stop digging", aber das wäre unfair. Denn das "Ende der Geschichte" wird oft missverstanden, vor allem, weil viele Kritiker*innen der These sie gar nicht vollständig, sondern nur in einer stark verkürzten Version kennen. Tatsächlich trifft Fukuyamas Argument, dass es seit 1991 keine ideologische Alternative zum Liberalismus gibt, auch noch über 30 Jahre später zu. Dass es mittlerweile eine ganze Zahl von Ländern und Fraktionen gibt, die dem Liberalismus feindselig gegenübersteht, ändert daran erst einmal wenig. In seinem 2022 veröffentlichten Essay versucht sich Fukuyama an einer Verteidigung des Liberalismus gegenüber den "discontents" von links wie rechts.

Mittwoch, 21. Dezember 2022

Rezension: Devon Price - Laziness Does Not Exist: A Defense of the Exhausted, Exploited, and Overworked

 

Devon Price - Laziness Does Not Exist: A Defense of the Exhausted, Exploited, and Overworked (Hörbuch)

Workaholics werden in populären Darstellungen gerne ikonisiert. Aaron Sorkin hat im Endeffekt ein ganzes Genre aus der Glorifizierung der Aufgabe jeden Privatlebens und der Monumentalisierung des Arbeitsstresses gemacht, und jüngst hat die TV-Serie "The Bear" viel Lob erhalten, deren Arbeitsethik nicht ganz unproblematisch ist, um es einmal milde auszudrücken. Gesund ist diese Art der Arbeitshaltung nicht immer. Leider werden Menschen, die diesem Ideal nicht nacheifern, allzu häufig angegriffen und bekommen Faulheit (oder doch wenigstens mangelnden Einsatz) vorgeworfen. Der Psychologe Devon Price hat mit "Laziness does not exist" nun die These aufgestellt, dass diese häufige Kritik nicht nur unberechtigt, sondern sogar schädlich ist.

Freitag, 16. Dezember 2022

Berufsverbot für Prinzen, Führerscheinentzug für Terroristen

 

Letzte Woche hob die Polizei in einer gewaltigen Aktion in Zusammenarbeit mit anderen Sicherheitsbehörden ein rechtsterroristisches Netzwerk aus, das Anschläge auf die Versorgungsinfrastruktur und einen bewaffneten Sturm auf den Reichstag zur Errichtung einer Monarchie plante. Diese Woche führte die Polizei Hausdurchsuchungen bei einigen Aktivist*innen der "Letzten Generation" durch, während die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen "Bildung einer kriminellen Vereinigung" aufnahm. Die beiden Ereignisse scheinen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben, haben aber mehr Klammerungen und Gemeinsamkeiten, als man auf den ersten Blick meinen könnte.

Donnerstag, 15. Dezember 2022

Gabriele Krone-Schmalz holt an der europäischen Tafel Subventionen für ihr neues elektrisches Krankenhaus in China ab - Vermischtes 15.12.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Dienstag, 13. Dezember 2022

Oral History: Noch nicht soweit - "Black and White"

Einer der faszinierenden (und ehrlich gesagt auch milde erschreckenden) Bestandteile des Älterwerdens ist die Feststellung, dass der eigene Referenzrahmen von einer jüngeren Generation nicht mehr geteilt wird und diese bei zunehmend mehr Aspekten nicht mehr weiß, wovon man eigentlich spricht. Meine Elterngeneration (spätestens) dürfte ein Leben ohne Elektrizität und fließend Wasser nicht nachvollzogen haben können, während ich selbst mir nicht vorstellen konnte, dass es einmal Familien ohne Farbfernseher gab. Ich habe mich deswegen entschlossen, diese unregelmäßige Artikelserie zu beginnen und über Dinge zu schreiben, die sich in den letzten etwa zehn Jahren radikal geändert haben. Das ist notwendig subjektiv und wird sicher ein bisschen den Tonfall „Opa erzählt vom Krieg“ annehmen, aber ich hoffe, dass es trotzdem interessant ist. Als Referenz: ich bin Jahrgang 1984, und meine prägenden Jahre sind die 1990er und frühen 2000er. Was das bedeutet, werden wir in dieser Serie erkunden. In dieser Folge soll es um den Zugriff auf mediale Erzeugnisse gehen, von Musik über Filme zu TV-Serien zu Videospielen.

Wir schreiben das Jahr 2001. Peter Molyneux, legendärer Spieleentwickler der 1990er Jahre und Schöpfer von Klassikern wie "Theme Park", "Syndicate" und "Dungeon Keeper", veröffentlicht mit seinem Studio Lionhead Games nach jahrelanger Entwicklungszeit "Black and White", einen Göttersimulator. Falls jemand dachte, dass Peter Molyneux jemals an mangelndem Selbstwertgefühl gelitten hat, wird man hier eines Besseren belehrt.

Montag, 12. Dezember 2022

Drei unangenehme Schlüsse aus dem Ukrainekrieg

 

Für uns hier im Westen ist der Ukrainekrieg zugleich nah und fern. Nah, weil es der größte Krieg in Europa seit 1945 ist, ein verbrecherischer Angriffskrieg, der unsere eigene Sicherheit in Frage stellt. Fern, weil wir - einmal abgesehen von der Inflation - das Ganze letztlich aus derselben Distanz beobachten können, mit denen wir solche Konflikte für gewöhnlich betrachten. Allem Gerede von der Zeitenwende zum Trotz hat ein tiefer Mentalitätswechsel genauso wenig stattgefunden wie ein Politkwechsel. Der unwürdige Prozess um das Sondervermögen der Bundeswehr legt das genauso offen wie die katastrophale Beschaffungsbürokratie. Doch der Krieg lässt auch Schlüsse zu, die nicht ganz so offensichtlich sind - und allesamt nicht sonderlich angenehm.

Dienstag, 6. Dezember 2022

Rezension: Wolfgang Koeppen - Tauben im Gras (plus Lektüreschlüssel)

 

Wolfgang Koeppen - Tauben im Gras (Hörbuch) (plus Lektüreschlüssel Klett und Königs Erläuterungen)

Deutschland, 1951. Der amerikanische Gelehrte Mr. Edwin reist für einen Vortrag über die Kultur des Abendlandes nach München, wo er das gesellschaftliche Ereignis der Stunde darstellt. Der Schauspieler Alexander und seine Frau Messalina versuchen, die Unzufriedenheit über ihr Leben in Alkohol zu ertränken. Der erfolglose Schriftsteller Philipp scheitert in mehreren Versuchen des Broterwerbs, während seine früher wohlhabende Frau Emilia alte Besitztümer zu Geld macht, um das Paar über die Runden zu bringen. Carla und ihr Sohn Heinz versuchen, die Beziehung zum afroamerikanischen Besatzungssoldaten Washington klarzumachen. Ein weiterer schwarzer Soldat, Odysseus, ist gerade angekommen und treibt mit dem Dienstmann Josef durch die Stadt. Ihre Geschichten überschneiden sich mit denen zahlreicher anderer Personen, ohne dass es für irgendjemanden erfolgreich enden würde - die Menschen bewohnen ihre Stadt und ihre Zeit wie Tauben im Gras.   

Montag, 5. Dezember 2022

Anna Schneider verdient im Osten mehr Geld als bei der AfD in Großbritannien, weil der Klimawandel keine Zeit für die Schuldenbremse hat - Vermischtes 05.12.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Bücherliste November 2022

 

Anmerkung: Dies ist einer in einer monatlichen Serie von Posts, in denen ich die Bücher und Zeitschriften bespreche, die ich in diesem Monat gelesen habe. Darüber hinaus höre ich eine Menge Podcasts, die ich hier zentral bespreche, und lese viele Artikel, die ich ausschnittsweise im Vermischten kommentiere. Ich erhebe weder Anspruch auf vollständige Inhaltsangaben noch darauf, vollwertige Rezensionen zu schreiben, sondern lege Schwerpunkte nach eigenem Gutdünken. Wenn bei einem Titel sowohl die englische als auch die deutsche Version angegeben sind, habe ich die jeweils erstgenannte gelesen und beziehe mich darauf. In vielen Fällen wurden die Bücher als Hörbücher konsumiert; dies ist nicht extra vermerkt. Viele Rezensionen sind bereits als Einzel-Artikel erschienen und werden hier zusammengefasst.

Ich hab den September vergessen, daher hier eine Kombo-Liste.

Diesen Monat in Büchern: Zeitgeschichtliche Perspektiven, Karten, Drachen, Black Hole, Militärgeschichte

Außerdem diesen Monat in Zeitschriften: -

Mittwoch, 30. November 2022

Herfried Münkler verbietet im mit deSantis im Weltraum in harter Arbeit digitalisierte steuerzahlende Mäuse - Vermischtes 30.11.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Dienstag, 29. November 2022

Die Gefahren der neuen Klimaprotest-Identitätspolitik

 

Nachdem die "Fridays-For-Future"-Bewegung seit Beginn der Pandemie viel von ihrer ursprünglichen Energie des Protestjahrs 2019 verloren hat und das Thema Klimaschutz von R-Zahlen und Maskenmandaten aus den Schlagzeilen gedrängt wurde, ist es trotz (oder wegen?) des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nun wieder in aller Munde. Einen großen Anteil daran haben die Proteste einer radikalen Minderheit der Klimaaktivist*innen, die unter Namen wie "Die letzte Generation" oder "Extinction Rebellion" auf zunehmend spektakuläre Protestformen setzen. Damit stoßen sie auch im eigenen Lager auf viel Ablehnung, aber die größten Wellen schlagen die Protestaktionen von Kartoffelbrei bis Straßenkleber bei der bürgerlichen Rechten. Die Klimapolitik wird, wie auch die Pandemiepolitik zuvor, zunehmend ein identitätspolitisches Spielfeld. Und das ist gefährlich.

Montag, 28. November 2022

Rezension: Charles Burnes - Black Hole

 

Charles Burnes - Black Hole

Die Jugend in der Highschool ist für die meisten keine sonderlich positiv erinnerte Zeit. Die Veränderungen der Pubertät, erste sexuelle Erfahrungen, Ausgrenzung und allseitiges Unverständnis kennzeichnen den Lebensabschnitt kurz vor der Volljährigkeit und werden mit schöner Regelmäßigkeit in Highschool-Dramen ebenso wie in Highschool-Komödien verarbeitet. Für viele Jugendliche ist das allerdings keine Zeit, die sie als besonders positiv wahrnehmen, sondern eine, die von Entfremdung, Isolation und allen Arten von sozialen Ängsten gekennzeichnet ist. Es liegt daher näher als es vielleicht auf den ersten Blick den Anschein hat, die Highschoolerfahrung als Horrorgeschichte zu inszenieren. Im Graphic Novel "Black Hole" tut Charles Burns genau das. Das Resultat ist ebenso verstörend wie fesselnd.

Freitag, 25. November 2022

Rezension: Peter H. Wilson - Iron and Blood. A Military History of the German Speaking Peoples Since 1500

 

Peter H. Wilson - Iron and Blood. A Military History of the German Speaking Peoples Since 1500 (Hörbuch)

Deutsche Militärgeschichte ist nicht eben ein Feld, das arm an Veröffentlichungen wäre. Es ist allerdings ein Feld, das arm an zeitgenössischer, seriöser Forschung ist und eines, auf dem ansonsten die schlimmsten Exemplare der Populärwissenschaft unterwegs sind (ihr wisst schon, die Hälfte der Zeitschriftenauslage an Kiosken). Klischee reiht sich an Klischee, und in Deutschland selbst ist die Beschäftigung mit dem Gegenstand ohnehin wenn nicht mit einem Tabu belegt so doch zumindest vage unappetittlich. Wenig überraschend, dass die meiste Forschung aus dem englischsprachigen Ausland kommt. Der vorliegende Band, der im November 2022 ganz neu von Peter H. Wilson erschienen ist (bekannt etwa durch seine ausführliche Studie des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in "Heart of Europe", das ich hier besprochen habe) und viele Vorschusslorbeeren erhalten hat, setzt sich explizit das Durchbrechen der typischen borussischen Klischees zum Ziel und legt eine Militärgeschichte aller deutschsprechenden Völker vor, der nicht beim Großen Kurfürsten, sondern über ein Jahrhundert vorher ansetzt. Allein dieser Ansatz macht die Lektüre wert. Doch der Band kann auch anderweitig bestechen.

Rezension: Peter Doyle - Percy. A Story of 1918

 

Peter Doyle - Percy. A Story of 1918

Die Erfahrung des Ersten Weltkriegs fasziniert Menschen bis heute, weil sie, in den Worten Dan Carlins, die Extreme der menschlichen Existenz so eindrücklich untermalt. Werke wie "Im Westen nichts Neues" oder "In Stahlgewittern", aber auch Dramen wie "Journey's End" oder (neuerdings) "1917" beschäftigen sich mit der Thematik. Das Jahr 1918 hat immer einen besonderen Stellenwert in diesen Erzählungen, weil Tode in diesem Jahr die besondere zusätzliche Dramatik haben, kurz vor Ende dieses sinnlosen Gemetzels stattgefunden zu haben. Der profilierte Weltkriegs-Historiker Peter Doyle, mit dem ich über "Im Westen nichts Neues" im Speziellen und Erster-Weltkriegs-Narrative im Allgemeinen auch einen Podcast aufgenommen habe, hat auf Basis von Briefen und anderen Dokumenten ein Einzelschicksal jener letzten Monate rekonstruiert, das von Tim Godden mit liebenswerten Illustrationen angereichert wurde.

Mittwoch, 23. November 2022

Rezension: Elio Garcia/Lina Antonsson - The Rise of the Dragon: An Illustrated History of the Targaryen Dynasty, Volume One

Elio Garcia/Lina Antonsson - The Rise of the Dragon: An Illustrated History of the Targaryen Dynasty, Volume One (Hörbuch)

Als im Herbst 2019 "Fire and Blood" erschien, waren nicht alle Lesenden komplett überzeugt (meine Besprechung hier). Die Geschichte der Targaryen-Dynastie (Teil 1) kam weitgehend ohne die ausgefeilten Charaktere und die personale Erzählperspektive aus, die "Das Lied von Eis und Feuer" zu einem solchen Kunstwerk machen, und bot stattdessen eine Art geschichtswissenschaftlicher Abhandlung, mit widerstreitenden Quellen, einem misanthropischem Blickwinkel und Beschreibungen von politischen Geschehnissen. Wer sich immer schon (oder durch die HBO-Adaption "House of the Dragon" neuerdings) für den Stoff interessiert hat, aber lieber eine kürzere, kondensierte Version gelesen hätte, mit ganz vielen Bildern, wird mit dem vorliegenden Prachtband glücklich werden.

Ein Disclaimer vorneweg: Ich bin mit Elio persönlich bekannt, was möglicherweise meine Sicht auf die Dinge färben könnte.

Dienstag, 22. November 2022

Macron und Röttgen freuen sich in China über schönes Wetter und Lindners vergessene Hausaufgaben - Vermischtes 22.11.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Montag, 21. November 2022

Rezension: Peter H. Wilson – Iron and Blood. A Military History of the German Speaking Peoples Since 1500 (Teil 2)

 

Peter H. Wilson - Iron and Blood. A Military History of the German Speaking Peoples Since 1500 (Hörbuch)

Teil 1 findet sich hier.

Das Ende der napoleonischen Kriege sah die europäischen Staaten erschöpft und ihre Finanzen zerrüttet. Obwohl die Kriege zahlreiche Defizite in den Militärstrukturen der deutschen Staaten aufgezeigt hatten - vom zahlenmäßig zu geringen Anteil der Artillerie über die zu kurze Reichweite der Glattrohre über die Fehleranfälligkeit der Musketen, von organisatorischen Defiziten gar nicht zu sprechen - gab es wenig Anreiz, diese anzugehen, weil sie einerseits teuer waren und andererseits Reformen erforderten, die von den konservativen Fürsten mit Verve abgelehnt wurden. 

Montag, 14. November 2022

Bolsonaro löst den Klimawandel zusammen mit Elon Musk durch Glasnost auf TikTok - Vermischtes 14.11.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Freitag, 11. November 2022

Rezension: Peter H. Wilson - Iron and Blood. A Military History of the German Speaking Peoples Since 1500 (Teil 1)

 

Peter H. Wilson - Iron and Blood. A Military History of the German Speaking Peoples Since 1500 (Hörbuch)

Deutsche Militärgeschichte ist nicht eben ein Feld, das arm an Veröffentlichungen wäre. Es ist allerdings ein Feld, das arm an zeitgenössischer, seriöser Forschung ist und eines, auf dem ansonsten die schlimmsten Exemplare der Populärwissenschaft unterwegs sind (ihr wisst schon, die Hälfte der Zeitschriftenauslage an Kiosken). Klischee reiht sich an Klischee, und in Deutschland selbst ist die Beschäftigung mit dem Gegenstand ohnehin wenn nicht mit einem Tabu belegt so doch zumindest vage unappetittlich. Wenig überraschend, dass die meiste Forschung aus dem englischsprachigen Ausland kommt. Der vorliegende Band, der im November 2022 ganz neu von Peter H. Wilson erschienen ist (bekannt etwa durch seine ausführliche Studie des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in "Heart of Europe", das ich hier besprochen habe) und viele Vorschusslorbeeren erhalten hat, setzt sich explizit das Durchbrechen der typischen borussischen Klischees zum Ziel und legt eine Militärgeschichte aller deutschsprechenden Völker vor, der nicht beim Großen Kurfürsten, sondern über ein Jahrhundert vorher ansetzt. Allein dieser Ansatz macht die Lektüre wert. Doch der Band kann auch anderweitig bestechen.

Dienstag, 8. November 2022

Rezension: Tim Marshall - Prisoners of Geography. Ten Maps That Explain You Everything About Global Politics

 

Tim Marshall - Prisoners of Geography. Ten Maps That Explain You Everything About Global Politics (Hörbuch)

Als Annalena Baerbock 2021 das Amt der Außenministerin antrat, versprach sie einen Wandel der deutschen Außenpolitik hin zu einer "wertebasierten Außenpolitik". Inhärent ist darin eine Ablehnung der sogenannten realistischen Außenpolitik, die ohne jede Werte in staatlichen Sicherheitsinteressen denkt. Eine Ausprägung dieser Denkart ist die Vorstellung von "Geographie als Schicksal", also dass die geographische Lage eines Landes dessen Politik und Geschichte sowie Potenziale maßgeblich bestimme. Tim Marshall ist ein Anhänger dieser These und hat ein Buch vorgelegt, in dem er anhand von zehn Karten die Weltpolitik erklären möchte. Es ist wohl nicht zu viel gesagt, dass dieser hehre Anspruch nicht nur nicht eingelöst, sondern in einer Flut von Klischees und Banalitäten ersäuft wird.

Montag, 7. November 2022

Ein humorloser Zuckerberg arbeitet mit Meloni an der Lösung der Inflation, indem sie eine Atombombe in Indien bauen - Vermischtes 07.11.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Mittwoch, 2. November 2022

Rezension: Anselm Doering-Manteuffel/Lutz Raphael - Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970

 

Anselm Doering-Manteuffel/Lutz Raphael - Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970

Ich erinnere mich noch gut daran, im Wintersemester 2006/2007 mein erstes Hauptseminar bei Anselm Doering-Manteuffel belegt zu haben: "Profile der 70er Jahre". Damals war die Erforschung dieser Epoche gerade in den Anfängen. Die Zeitgeschichte hat immer das Problem, dass sie, wenn sie zu nahe an die Gegenwart rückt, nicht nur unter dem fehlenden Zugang zu Quellen leidet (die Sperrfristen der Archive sind unerbittlich), sondern dass zeitgenössische Debatten und Begrifflichkeiten die Diskussionen beeinflussen und verundeutlichen. Zusammen mit Lutz Raphael hat Doering-Manteuffel deswegen schon 2008 den Band "Nach dem Boom: Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970" vorgelegt, der vor allem dazu dient, ein neues Grundgerüst für die Forschung über jene Epoche aufzubauen. Natürlich sorgte der Band in der Fachgemeinschaft für rege Diskussion, und so überarbeiteten die Autoren ihn und schärften ihre Argumente. Ich habe die dritte Auflage von 2010 gelesen und rezensiere diese hier.

Dienstag, 1. November 2022

Bücherliste September und Oktober 2022

 

Anmerkung: Dies ist einer in einer monatlichen Serie von Posts, in denen ich die Bücher und Zeitschriften bespreche, die ich in diesem Monat gelesen habe. Darüber hinaus höre ich eine Menge Podcasts, die ich hier zentral bespreche, und lese viele Artikel, die ich ausschnittsweise im Vermischten kommentiere. Ich erhebe weder Anspruch auf vollständige Inhaltsangaben noch darauf, vollwertige Rezensionen zu schreiben, sondern lege Schwerpunkte nach eigenem Gutdünken. Wenn bei einem Titel sowohl die englische als auch die deutsche Version angegeben sind, habe ich die jeweils erstgenannte gelesen und beziehe mich darauf. In vielen Fällen wurden die Bücher als Hörbücher konsumiert; dies ist nicht extra vermerkt. Viele Rezensionen sind bereits als Einzel-Artikel erschienen und werden hier zusammengefasst.

Ich hab den September vergessen, daher hier eine Kombo-Liste.

Diesen Monat in Büchern: Untergang Roms, Russische Geheimdienste 1990-2010, NATO-Osterweiterung, Escape into Meaning, Palästina im Zweiten Weltkrieg, Neil Gaiman's Death

Außerdem diesen Monat in Zeitschriften: -

Montag, 31. Oktober 2022

Faust gibt Sahra Wagenknecht in der Deutschklausur Abzug, weil sie von Sebastian Kurz ein Alternativszenario für den Iran abgeschrieben hat - Vermischtes 31.10.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Ein Jahr "wertebasierte Außenpolitik" - was bleibt?

 

Mit dem Antritt der Ampelkoalition und Außenministerin Anna-Lena Baerbock führte die deutsche Außenpolitik zumindest einen rhetorischen Richtungswechsel durch. Ab sofort sollte sie "wertebasiert" sein; Baerbock selbst spricht meist von "feministischer" Außenpolitik, was viele Überschneidungen, aber keine Übereinstimmung bedeutet. Angesichts der Zeitenwende seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und nach einem Jahr Ampel-Koalition ist es Zeit, eine Bestandsaufnahme dieser Ansprüche vorzunehmen. Ich will dabei zuerst eine Annäherung versuchen, was wertebasierte Außenpolitik überhaupt sein soll, dann ihre Potenziale und schließlich die Realität untersuchen.

Montag, 24. Oktober 2022

Klingbeil, Youngkin und Thatcher sprechen in Polen ein Machtwort und bekennen sich zu radikalen Verfassungsgerichten - Vermischtes 24.10.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Freitag, 21. Oktober 2022

Das Ende der demokratischen Mehrheit ist in Sicht

 

Im November wird in den USA gewählt. Wie alle zwei Jahre steht die komplette Neuwahl des Repräsentantenhauses sowie die Neuwahl eines Drittels der Senatssitze an. Da die Wahl nicht mit einer Präsidentschaftswahl zusammenfällt, sondern zur Halbzeit einer Präsidentschaft stattfindet, spricht man von den Midterm-Elections oder kurz Midterms. Die Partei, die das Weiße Haus kontrolliert, verliert hier so gut wie immer Stimmen - seit dem frühen 20. Jahrhundert konnte die Präsidentenpartei ihren Anteil nur dreimal steigern; in allen anderen Wahlen verlor sie. Oft genug erheblich. Zuletzt büßten die Republicans 2018 in der "blauen Welle" ihre trifecta, die Kontrolle aller Gewalten (Präsidentschaft, Repräsentantenhaus, Senat und Supreme Court) ein. 2014 verlor Obama den Senat, nachdem er 2010 in einem der größen blowouts aller Zeiten das Repräsentantenhaus verloren hatte. 2006 war Bush seine eigene Mehrheit verloren gegangen. Auch für Präsident Biden stehen die Chancen um einen Erhalt der eigenen, ohnehin hauchdünnen, Mehrheit schlecht.

Dienstag, 18. Oktober 2022

Lehrer von der FDP spielen mit Elon Musk Brettspiele und kalkulieren mit Fukuyama und Truss pädophile Milieus durch - Vermischtes 18.10.2022

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die "Fundstücke" werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die "Resterampe", in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Sonntag, 16. Oktober 2022

Rezension: Kyle Harper - Fate of Rome: Climate, Disease, and the End of an Empire

 

Kyle Harper - Fate of Rome: Climate, Disease, and the End of an Empire (Hörbuch)

Spätestens seit Edward Gibbon lässt die Frage, warum das Römische Reich fiel, die westliche Welt nicht los. Zu faszinierend ist das Narrativ von Zivilisation und Dekadenz, von Hochkultur und Niedergang. Allzu offensichtlich ließen sich Parallelen zur stets als prekär empfunden eigenen Lage ziehen, im deutschen Sprachraum am bekanntesten in Oswald Spenglers "Untergang des Abendlands". Die moralisch überhöhten Untergangsnarrative hat die Forschung (wenngleich nicht die populäre Wahrnehmung) mittlerweile glücklicherweise hinter sich gelassen. Trotzdem bereitet der Untergang als Ereignis immer noch zahlreiche Fragen. Kyle Harper legt mit diesem Buch eine neue These vor, die er explizit als komplementär zu bestehenden Argumentationen sieht, für die er aber zuversichtlich einen erhöhten Erklärungsbedarf sieht: das Römische Reich fiel, weil es ihm nicht gelang, ein Gleichgewicht zwischen Ausbeutung und Natur zu schaffen. Es war eine Kombination aus Viren und Klimakrise. Es ist eine starke These, aber es dürfte unbestreitbar sein, dass dies bisher in Narrativen über den Untergang des Reiches keine große Rolle gespielt hat.