Donnerstag, 12. Juli 2007

Kapitalabflüsse liberalisieren?

In der Zeit findet sich ein Interview mit Mrs. Griffith-Jones, einer "Finanz-Expertin" (was auch immer daas heißt, der Artikel führt die Qualifikation nicht näher aus). Diese das Phänomen des "freien Geldes", also gewaltiger, kurzfristig angelegter Summen, die sich auf nur wenige Regionen der Erde spezialisieren, mit einer mangelnden Liberalisierung der Kapitalabflüsse. Im Klartext: neben der Infrastruktur, die Anleger hindere, in Drittweltländer zu investieren, müsse das Wegnehmen des Geldes erleichtert werden, um Geld heranzulocken.
Griffith-Jones erklärt dieses Paradox damit, dass die Staaten so zu mehr Wettbewerb gezwungen seien und für Anleger attraktiver würden.
Das mag sein. Wenn ein Land die Kapitalausfuhrsteuern auf null senkt (warum denke ich gerade nur an die Zerschlagung der Deutschland AG durch Rot-Grün?), dann ist das natürlich hoch attraktiv für Investoren von freiem Geld, die extrem kurzfristige Anlagen tätigen. Die Frage ist nur, warum die Staaten dieses Geld brauchen sollten. Eine Frage übrigens, die der Text nicht aufwirft; implizit wird die Investition als solche gutgeheißen, quasi mit der Prämisse: jede Investition ist gut.
Dabei ist dieses freie Geld Geld, das keinerlei Wertschöpfungsprozess durchläuft (wie überhaupt nur ein verschwindend geringer Teil des Weltkapitals dieser Tage). Um es klar zu sagen: dieses Geld produziert nichts anderes als Geld. Es werden weder Straßen damit gebaut, noch Krankenhäuser, noch Brunnen, weder Firmen noch werden Kredite finanziert, ja, es werden nicht einmal Waffen damit gebaut. Es dient nichts anderem als der Vermehrung und nützt den Ländern, in denen es investiert wird berauschend wenig, sieht man einmal von einigem Liquiditätskapital ab.
Stattdessen aber bringt es enorme Gefahren mit sich, die den oben erwähnten Vorteil sofort zunichte machen: Eben weil es so kurzfristig angelegt ist, kann - und wird - es auch beständig abgezogen. Damit ist es nicht möglich, mit diesem Geld langfristig zu planen. Schlimmer noch, sein Abzug kann sich verheerend für eine Volkswirtschaft auswirken - wie die Asienkrise von 1997 eindrucksvoll bewiesen hat.
Die von Griffith-Jones geforderte Liberalisierung schadet also der Stabilität - weltweit. Sie nützt einzig und allein den transnationalen Investoren, die Geld per Mausklick in Sekunden über den gesamten Erdball zu schieben. Das mag in einer SpOn-Story ungemein toll klingen, in Wirklichkeit ist es ein Schreckensszenario.

1 Kommentar:

  1. > Griffith-Jones erklärt dieses
    > Paradox damit, dass die Staaten so
    > zu mehr Wettbewerb gezwungen seien
    > und für Anleger attraktiver würden.

    Klase, die Staaten nur noch im "Wettbewerb" und beim Aufhübschen fürs Kapital. Erinnert mich irgendwie an den Handel mit Prostituierten von Zuhältern und Menschenhändlern. Es ist nicht Aufgabe des Staates, Bückstück des Kapitals zu sein. Aufgabe des Staates ist es, seinen Bürgenr Sicherheit und Freiheit zu garantieren, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen bzw. diese Befriedigung zu ermöglichen etc. Die Welt und die Menschheit sind nicht die Verfügungsmasse des Kapitals!

    Gruß

    Alex

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