Es gehört zu den traurigeren Momenten meines Unterrichts, wenn im Politikunterricht achte Klasse die SchülerInnen erfahren, dass es ein Gewaltverbot in der Erziehung gibt und darauf nur mit ungläubigem Lachen reagieren. Obwohl dieser Meilenstein rot-grüner Reformpolitik mittlerweile fast zwanzig Jahre alt ist, sind die Einstellungen zur Gewalt in der Erziehung immer noch erschreckend rückschrittlich (und persistent; wir hatten das gleiche Thema 2018 schon mal). Natürlich sollte man die Zahlen nicht überbewerten; viele Leute mögen die Meinung haben, der Klaps auf den Hintern möge nicht schaden und trotzdem nicht zuschlagen. Aber es dürfte niemand bestreiten, dass die Zahl deutlich größer als Null ist. Und dass das zu viel ist.
Die Kindeserziehung zu ändern ist generell ein langsames Bohren harter Bretter. Wir hatten 2018 auch darüber diskutiert, was eigentlich Gewalt ist. Inzwischen sind wir immerhin so weit, dass körperliche Gewalt als solche erkannt und generell als unerwünscht geächtet wird, wenngleich sie noch nicht überwunden ist. Der nächste Schritt ist anzuerkennen, was alles psychische Gewalt darstellt. Da ist noch viel Handlungsbedarf, übrigens auch in den Schulen. Aus denen ist körperliche Gewalt glücklicherweise schon wesentlich länger verbannt. Vielleicht machen sie auch den Anfang damit, psychische Gewalt abzulegen.
Woher aber kommt der Reflex, die Grünen immer wieder in dieselbe Liturgie einzuspannen? Als in den achtziger Jahren ältere Journalisten die damals tatsächlich noch etwas jungen und chaotischen Grünen halb bekümmert, halb erzieherisch auf die Realität hinwiesen, da konnte man das noch verstehen. Aber wenn heute sogar junge Journalistinnen und Journalisten 50-jährige grüne Hyperrealos einer nie enden wollenden politischen Abiturprüfung unterziehen, so fragt man sich schon: warum, um Himmels willen? Es ist ein Rätsel. Klarer als die Gründe sind hier die Effekte. Denn indem die Mehrheitsgesellschaft und überwiegende Teile der Öffentlichkeit die Grünen mechanisch immer wieder auf ihre Realitätstüchtigkeit hin überprüfen, versichern sie sich selbst Mal um Mal ihres eigenen untrüglichen Realitätssinns; wer Maßstab für den Realismus ist, kann selbst schließlich kaum realitätsfern sein, nicht wahr? Schön wär's. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft und die herrschende Politik sind seit mehr als einem Jahrzehnt nicht in der Lage, heranbrechende Krisen zu sehen, geschweige denn, ihnen vorzubeugen, und auch die Krisenbewältigung wird immer notdürftiger. Ob bei den Finanzen, bei den Flüchtlingen, in der Klimakrise oder bei Corona – es ist doch ganz offensichtlich, dass "die Gesellschaft" permanent große Teile der Wirklichkeit so lang ausblendet, bis diese Wirklichkeit zum Angriff übergeht. Und eine Methode des Ausblendens besteht anscheinend darin, diejenigen, die auf einige dieser Krisen deutlicher hinweisen als andere, unter den Verdacht zu stellen, unrealistisch, radikal oder kompromisslos zu sein. Das kommt also heraus bei diesem ewigen Anonkeln der Grünen. (Bernd Ulrich, ZEIT)
Ich bin Bernd Ulrich unendlich dankbar für diesen Artikel, denn die Berichterstattung ist teilweise tatsächlich albern. Da meine Ansichten zu dem Thema hinreichend bekannt sind, möchte ich an dieser Stelle eher darauf eingehen, dass solche faulen Narrative ein Grundproblem im Journalismus sind. Dieses Schreiben der immer gleichen Artikel - egal zu welchem Thema! - und Abnudeln von Klischees scheint so etwas wie eine Grundversuchung zu sein, so wie in meinem Beruf der 90minütige Lehrervortrag vorne an der Tafel. Es ist schlicht so verdammt einfach im Vergleich zu dem, was mehr Erkenntnis und halt auch mehr Mühe bringt. Und das erstreckt sich auch auf die Konsumenten, denn die eigenen Vorurteile bestätigt und die gleiche Geschichte immer wieder in derselben Form erzählt zu bekommen ist wesentlich bequemer als sich neue Dinge öffnen zu müssen.
Die Frauenquote ist daher ein Instrument, um Frauen, die sich in ihren Eigenschaften und Werten möglichst wenig von den bereits vorhandenen Männern unterscheiden, in Spitzenpositionen zu bringen. In ihrer Wirkung auf tatsächliche Vielfalt ist sie damit sehr begrenzt. Ähnlich ergeht es Menschen of Colour, wenn sie in vornehmlich weißen Belegschaften beginnen zu arbeiten. Kira Page, eine Expertin für inklusive Organisationsentwicklung, beschreibt in diesem Artikel den typischen Weg einer Frau of Colour nach ihrer Neuanstellung, die nach einer »Honeymoon-Phase«, in der sie sich unter ihren weißen Kolleg*innen wohlfühlt, auf strukturelle Barrieren und rassistische Mikroaggressionen trifft, sie diese Probleme der Unternehmenskultur anspricht und schließlich aus dem Unternehmen herausgedrängt und die Schuld dafür bei ihr gesehen wird. Dieser typische Verlauf, den die Berichte vieler Menschen of Colour stützen, erinnert an das Phänomen der Vorstandsfrauen, von denen viele nach ihrer Berufung eine auffällig kurze Verweildauer in ihrem neuen Posten haben. Sich so sehr verändern, wie es von ihnen verlangt wurde, konnten oder wollten sie nicht. [...] Die italienische Philosophinnengruppe Diotima vertritt in ihrer Publikation »Macht und Politik sind nicht dasselbe« daher die Auffassung, dass Institutionen, die es schaffen wollen, die Interessen der Geschlechter gleichberechtigt zu verhandeln, neu geschaffen werden müssen statt von innen verändert: Macht kaputt, was euch nicht annimmt, und baut es neu auf. Für die gegenwärtige Situation ist das natürlich eine unbefriedigende Antwort, da die Absage an ein Engagement in bestehenden Institutionen zunächst keinen Weg aufzeigt, wie die Veränderungen, die zum Beispiel Feminist*innen erreichen wollen, dann realisiert werden können, wenn nicht über einflussreiche Positionen in der Politik oder in der Wirtschaft. (Teresa Bücker, SZ)
Das ist ein sehr interessanter, langer und gedankenvoller Essay, den ich in seiner Gänze empfehlen und hier nur ausschnittsweise besprechen kann. Bückers Kritik an der Quote ist völlig korrekt. Sie ist natürlich kein Allheilmittel, und ihre Einführung kann nicht erwarten lassen, dass danach die Probleme struktureller Diskriminierung gelöst sind; das wurde ja bereits in Fundstück 2 analysiert. Sie kann nur ein erster Schritt sein.
Woran ich allerdings nicht glaube ist das Niederreißen und wieder Aufbauen von Institutionen. Zu viele Revolutionen haben sich zwar als halbwegs kompetent im Niederreißen erwiesen; mit dem wieder Aufbauen haperte es dann allerdings doch allzu oft. Wenn diese Änderungen kommen sollen - und ich bin überzeugt, dass sie das sollen - dann werden sie durch eine inkrementelle Reform der bestehenden Institutionen kommen, nicht durch den großen Wurf.
Die Kammer hält fest, dass es sich bei den arbeitsrechtlichen Kündigungsvorschriften um allgemeine Gesetze i.S.v. Art. 5 Abs. 2 GG handelt, auf die ein Eingriff in die Meinungsfreiheit gestützt werden kann. Sie betont, dass bei einer auf eine Äußerung gestützten Kündigung zunächst der Sinn der Äußerung im Lichte des Art. 5 GG zu ermitteln ist. Ist es möglich, die Aussage in einer Weise zu deuten, die nicht zu einer Verletzung der Rechte Dritter führt, ist diese zugrunde zu legen. Nach Ansicht der Kammer und völlig zu Recht ist die Wertung der Arbeitsgerichte, dass es sich um eine „fundamental herabwürdigende“ Äußerung handele, nicht zu beanstanden. Selbst wenn eine nicht-rassistische Deutung der Aussage theoretisch denkbar wäre, ist eine solche im gegebenen Kontext absolut fernliegend. Eine Schwarze Person mit Affenlauten anzugehen, kann vor dem Hintergrund überkommener rassistischer Entmenschlichung Schwarzer Personen nur als eine rassistische Anfeindung verstanden werden. [...] Die Argumente des Beschwerdeführers gehen jedoch ins Leere, weil sie den entscheidenden Kontext völlig ausblenden. Die betroffene Person muss bei der Beurteilung berücksichtigt werden, gerade bei rassistischen Beleidigungen. So erhält eine Äußerung, die auf rassistische Klischees anspielt, ihren menschenverachtenden Inhalt möglicherweise erst dadurch, dass man sie gegenüber einer Person tätigt, die von entsprechenden Klischees betroffen ist. Anders als bei einer „normalen“ Beleidigung wohnt einer rassistischen Äußerung immer eine weitere Dimension inne, die sich erst vor dem Hintergrund der jahrhundertelangen Diskriminierungsgeschichte der Betroffenen ergibt (eindrücklich aufgezeigt zum N-Wort von Nelly Bihegue). (Annika Fischer-Uebler/Felix Thrun, Verfassungsblog)
Es ist gut, dass das Bundesverfassungsgericht klarstellt, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Da sind allerdings in der Debatte um die "Meinungsfreiheit" der letzten Jahre wirklich alle Maßstäbe entgleist, und inzwischen soll noch der letzte rassistische Dreck mit dem Verweis auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit geadelt werden. Meinungsfreiheit heißt aber nicht Freiheit von Konsequenzen, hat es auch noch nie. Nur, dass der Staat grundsätzlich hohe Hürden bei der Einschränkung derselben zu nehmen hat. Und das geht recht leicht, wo es um die Grund- und Menschenrechte anderer geht.
Es ist aber auch aus einem anderen Grund heraus eine Selbstverständlichkeit, über die hier geurteilt wird, und leider auch eine, die offenkundig erklärt werden muss. Denn bei Kommunikation ist IMMER die andere Seite mitzudenken. Ich finde wenig so erbärmlich wie die Dauerausrede auf allen Kanälen, man habe es ja so nicht gemeint, und die Nicht-Entschuldigung von "Tut mir Leid wenn du dich angegriffen gefühlt hast". Die Verantwortung für das Gelingen der Kommunikation liegt beim Sender, nicht beim Empfänger. Die Welt wäre ein wesentlich besserer Ort, wenn sich das endlich mal als Erkenntnis durchsetzen würde.
9) Tweet
Es ist absolut erschreckend, wie gering die soziale Mobilität in Deutschland ist. Das auf morbide Art Faszinierende daran ist, dass wir uns den Platz am Ende der Skala mit den USA teilen. Das lässt schwer daraufhin deuten, dass die Antwort kaum in der bei Liberalen so beliebten Dichotomie von Freiheit vs. Sozialstaat bestehen kann, denn die USA sind nicht eben für ihren die Ungleichheit angehenden Sozialstaat bekannt. Wie Tooze richtig feststellt hat Deutschland vergleichsweise gute Ergebnisse bei der Reduzierung von Ungleichheit NACH der ursprünglichen Verteilung. Die USA sind darin bekanntlich legendär schlecht, aber sie sind es eben - ganz entgegen der Folklore vom Amerikanischen Traum und dem Millionär werdenden Tellerwäscher - auch bei der sozialen Mobilität. Viel interessanter ist daher, was Dänemark und das UK tun, um größere Mobilität nach oben zu erreichen.
10) "Viele Schulen sind noch nicht ausreichend ausgestattet" (Interview mit Ulrike Cress)
ZEIT ONLINE: Lehrerinnen und Lehrer haben sich auch fortgebildet, oder?
Cress: Da geschieht sehr viel in Graswurzelarbeit. Viele Lehrkräfte sind auf sich gestellt, digitale Bildung ist learning by doing für die Lehrer. Das führte dazu, dass – wie Sie es erwähnten – anfangs vor allem Aufgaben per E-Mail verschickt oder irgendwann auf einen Server geladen wurden. Ein großer Fortschritt ist, dass Lehrerinnen und Lehrer nun auch untereinander Unterrichtskonzepte teilen und Materialien weitergeben und auf entsprechende digitale Sammelstellen zugreifen können. Sie brauchen noch viel mehr Ideen und Wissen darüber, welche Mediensettings sie wie für den Unterricht verwenden können. [...]
ZEIT ONLINE: Aber es hat in der ersten Corona-Welle, während und nach den Schulschließungen, doch einen großen Schub in Richtung Digitalisierung gegeben.
Cress: Ja, auf jeden Fall. Die Öffentlichkeit unterschätzt, wie groß die Anstrengung war auf allen Ebenen: Schüler, Eltern, Lehrkräfte waren viel flexibler, als ich es erwartet hätte. Lehrer und Lehrerinnen sind ja häufig wenig medienaffin, sie haben den Beruf schließlich oft gerade deshalb gewählt, weil sie den direkten Kontakt zu Menschen wollen. Digitale Bildung kommt jetzt erst langsam in der Lehrerausbildung an. Auch die Eltern waren in Deutschland eher medienkritisch. Viele in der Gesellschaft haben eher die Gefahren der Digitalisierung gesehen als den Gewinn. Lehrer und Eltern haben das computerunterstützte Lernen mit Fernsehen und dem passiven Sitzen vor dem Bildschirm verglichen. Das hat sich zum Glück deutlich geändert.
ZEIT ONLINE: Sie sprechen von den Schulclouds, die die Länder einführen?
Cress: Schulclouds, wie wir sie brauchen, sind viel mehr als Server, auf denen Lernvideos abgelegt werden. Sie sollten über eigene Bereiche für Schülerinnen und Schüler und für Lehrkräfte verfügen. Sie können dort kommunizieren, untereinander Daten austauschen, gemeinsam an Projekten arbeiten. Die sind aber nicht von heute auf morgen einzurichten. Datenrechtsbestimmungen sind sehr komplex und müssen umgesetzt werden. Verschiedene politische Referate müssen involviert werden. Manche Bundesländer waren da im Frühjahr restriktiver und haben – so wie es der Datenschutzgrundverordnung auch entspricht – Lehrkräften etwa den Einsatz von WhatsApp verboten. Andere haben erst mal aus verständlichen Gründen die Augen zugedrückt. Das heißt aber, die einzelnen Lehrer haben die Verantwortung allein übernommen. (Parvin Sadigh, ZEIT)
Die mangelhafte - nein, ungenügende - Ausstattung der Schulen ist in der Tat ein Riesenproblem. Ich habe das unglaubliche Privileg an einer Schule zu arbeiten, in der immerhin theoretisch überall WLAN verfügbar ist, in der die OberstufenschülerInnen Laptops haben, jeder Office365 besitzt und in jedem Klassenzimmer ein Beamer fest installiert ist. Dieses absolute Minimum bringt uns an die Spitze der deutschen Schullandschaft. Auch die Fortbildungen (oder besser: der Mangel an solchen) sind ein Riesenthema. Cress formuliert das hier relativ großzügig, aber die digitalen Kompetenzen der LehrerInnenschaft sind bescheiden. Häufig fehlt es ja schon an Office-Grundkenntnissen. Da wird viel zu wenig gemacht. Auch, dass der Unterricht immer noch zu sehr alten Schemata folgt und der LehrerInnenberuf zu sehr Einzelkämpfermentalitäten befördert, ist und bleibt ein Problem.
Von den Datenschutzbestimmungen brauchen wir erst gar nicht anzufangen, genauso von Urheberrechtsbestimmungen. Das ist ein Dschungel aus völlig unbrauchbaren Regelungen, die unglaublichen Bürokratieaufwand erzeugen und die LehrerInnen und Schulen praktisch in den rechtlichen Graubereich und teilweise die Illegalität zwingen. Auch hier mangelt es massiv an Fortbildungen, und wenn die Abmahnindustrie sich da mal reinbeißt, steht eine Katastrophe an Klagen ins Haus. Und als letzter Punkt: dieses "medienkritische", was Cress hier anspricht, ist häufig geradezu Neo-Ludditentum. Die ganze Haltung weiter Bevölkerungsteile steht hier der Reform im Weg.
11) Macron is Right: Europe Needs Its Own Collective Defense
Macron’s comment is a refreshing example of realism, but it’s also a minority sentiment within the hidebound transatlantic foreign policy establishment. The prevailing attitude seems to be that the impending exit of the boorish, “isolationist” Trump signals a return to a benign, enlightened status quo ante. It’s a view that assumes the transatlantic relationship was quite healthy before Trump’s presidency, and that robust cooperation will now resume. [...] Intense U.S. opposition to any “Europeans only” defense organization, combined with the temporary surge of transatlantic solidarity in response to the terrorist attacks on 9/11, torpedoed the ESDP. But as more recent proposals along similar lines demonstrate, the desire for an independent European defense capability has not gone away. Unfortunately neither has Washington’s hostility to any possible competitor to a U.S.-dominated NATO. European leaders need to demonstrate a more serious commitment to defense sovereignty, and American leaders need to recognize that while U.S. and European security interests overlap, they are no longer even close to being congruent. What happens in the Balkans, for example, may be of considerable importance to European Union members, but should matter little to America. Conversely, what takes place in Mexico or Central America matters to Washington but has little relevance to European countries. Creating a strong European security organization to handle purely European contingencies makes sense for both sides. U.S. leaders should encourage European ambitions for an independent security capability, not blindly sabotage those ambitions. Such a new organization ought to take primary responsibility for the continent’s security affairs and for addressing problems on Europe’s periphery. NATO, if it continues to exist at all, should become a mechanism solely for addressing threats that pose a dire menace both to the United States and Europe. Macron is on the right policy track, as were his predecessors. This time, let’s hope he and other advocates of European defense sovereignty have the fortitude to follow through. (Ted Carpenter, The American Conservative)
Ich stimme dem Artikel völlig zu. Europa braucht seine eigenen Verteidigungskapazitäten, weil die USA nicht (mehr) verlässlich dafür sorgen können und wollen. Frankreich ist derzeit der einzige EU-Staat, der hier mit Nachdruck Forderungen erhebt. Wie Carpenter korrekt feststellt, hat das eine lange Tradition. Was er allerdings nicht sagt ist, dass die französischen Bestrebungen seit Charles de Gaulle auch deswegen keinen großen Erfolg hatten, weil sie für die Europäer effektiv ein Ersetzen des Bündnisses mit den USA, das den Interessen Washingtons gehorcht, durch ein solches mit Paris bedeuten würden. Und nicht nur ich dürfte klare Probleme haben zu sehen, warum eine Unterordnung unter die sicherheitspolitischen Interessen eines wesentlich kleineren und weniger schlagkräftigen Verbündeten eine Verbesserung der Lage sein soll.
Die einzige Chance wäre die Schaffung einer tatsächlich europäischen Sicherheitsarchitektur. Aber dieser stehen so viele politische Probleme entgegen, dass man gar nicht weiß, wo eigentlich anfangen. Allein die Frage, wer eigentlich dazugehören soll und welche Stoßrichtung dieses Bündnis hätte, ist hoch umstritten. Besonders die Linke pflegt ja das Steckenpferd einer Russland einschließenden, gegen die USA positionierten Sicherheitsarchitektur, was ich für völlig hanebüchen halte. Da würde wirklich der Bock zum Gärtner gemacht. Bliebe ein antirussisches Bündnis. Und warum sollte Polen sich ausgerechnet auf Deutschland und Frankreich verlassen, wenn es um die Abwehr russischer Aggression geht? Da sind die USA der wesentlich zuverlässigere Garant, trotz allen pivot to Asia. Die einzige gangbare Alternative sehe ich in regionalen Zweckbündnissen innerhalb von NATO und EU, um etwa begrenzte Missionen im Balkan oder anderswo durchführen zu können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.