Sonntag, 4. Februar 2007

Fundstücke

Frauenbefreiung war gestern
Dem "Neuen Feminismus" geht es nur um Macht, Geld und Einfluss
Clinton, Merkel, Royal – nichts ist unmöglich. Es liegt in der Luft, dass die Frauen, die einzig erfolgreichen unter den Revolutionären der letzten hundert Jahre, zum nächsten großen Schlag ansetzen. Könnte schon sein, dass in den nächsten zehn Jahren auch die politischen Spitzenjobs, jedenfalls in der westlichen Welt, in großem Stil abgeräumt werden.

Auch wenn Ségolène und Hillary mit ihren Anläufen scheitern sollten – die Krise der Männlichkeit ist allgegenwärtig. Die EU veranstaltet schon Gender-Konferenzen für den Mann. In Schulen und Hochschulen ziehen die Mädchen an den Jungen vorbei, die, zumal wenn sie Hauptschüler sind, längst den Boys’ Day brauchten.

Doch ihre Lobby ist schwächer als die der Frauen im öffentlichen Raum, die neuerdings behaupten, dass wir einen neuen Feminismus brauchen.

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Sprache im neoliberalen Deutschland

Verantwortlich: Wolfgang Lieb Am 2. Februar haben wir auf eine Sendung von arte unter dem Titel „Sprache lügt nicht“ hingewiesen, in der über Victor Klemperers “Lingua Tertii Imperii”, ein Tagebuch über die Sprache des Dritten Reiches berichtet wurde. Unseren Leser Roberto J. De Lapuente hat das veranlasst über Parallelen in der Sprache des neoliberalen Deutschlands nachzudenken: Für einen Philologen, der sich an Klemperer orientieren will, böte die heutige Alltagssprache ein unglaubliches Jagdgebiet.

Mit Freude habe ich Ihre Empfehlung zur LTI – Lingua Tertii Imperii – von Klemperer wahrgenommen. Es ist nicht irgendein Buch zum Nationalsozialismus, sondern besitzt mehr Tiefgrund als die übliche Literatur zu diesem Themenbereich.
Zunächst verunstalteten die nationalsozialistischen Sektierer die deutsche Sprache, danach fingen die Zeitungen an, sich dieser Art von Sprache zu bedienen. Kino und Rundfunk schlossen sich an. Kein Wunder also, wenn zuletzt der gemeine Bürger so sprach, wie die Dauerberieselung seitens des Staates und seiner Büttel es vorexerzierte. Klemperer schaute dem „Volk aufs Maul“ und erkannte die Denkart der „Sprachschöpfer“ dahinter. Verschweigen treffender Termini und zynische Euphemismen prägten deren Gestaltung. Aber: Dennoch verriet deren Sprachschöpfung mehr als man glauben möchte. Die Verschleierungstaktik, wenn man das so nennen möchte, offenbarte eben erst recht, was sich dahinter versteckte.

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Das größte Geschenk aller Zeiten
Die Bundesregierung feierte ihre Unternehmensteuerreform – bis die Konzerne aufhörten, Steuern zu bezahlen

Mitten in der Nacht klingelte das Telefon bei Jörg Asmussen. Der Anrufer aus New York, ein Angestellter der Investmentbank Goldman Sachs, wollte von dem Referenten des deutschen Finanzministers wissen, ob er die Mitteilungen aus Berlin richtig verstanden habe. Ob es stimme, dass deutsche Kapitalgesellschaften künftig keine Steuern mehr auf die Gewinne zahlen müssten, die sie beim Verkauf von Aktienpaketen oder ganzen Tochterunternehmen erzielen. Der Beamte bestätigte die Information.

Die Banker aus Amerika waren die Ersten, die dem Coup der Bundesregierung auf die Spur kamen. Sie hatten das tags zuvor in Berlin verteilte Pressematerial sorgfältig analysiert und später ihre Kunden informiert. Über Nachrichtenagenturen kam die Meldung zurück nach Deutschland – und löste dort einen Börsenboom aus. Der Aktienindex Dax stieg allein an einem Tag um 4,5 Prozent. Vor allem die Kurse von Banken und Versicherungen schossen in die Höhe. Börsianer im Freudentaumel.

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Maul halten!

In der vergangenen Woche hatte Meinhard Miegel zwei wichtige Auftritte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Zum einen im Presseclub der ARD am Sonntag, dem 28. Januar 2007 in einer Sendung, deren Titel an Dramatik nichts zu wünschen übrig ließ: »Das ungelöste Rentenproblem - Die Angst vor der Altersarmut kehrt zurück«. In dieser Sendung wurde Meinhard Miegel als Publizist vorgestellt und als Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn. Mit den gleichen Titeln wurde er in der Phoenix-Runde vom 1. Februar 2007 vorgestellt, in der das Thema lautete: »Arbeitnehmer - die Melkkühe der Nation?«

In beiden Sendungen wurde nicht auf den lobbyistischen Hintergrund von Meinhard Miegel hingewiesen, der mit der privaten Versicherungswirtschaft verbunden ist und auf der Homepage des DIA, dem Deutschen Institut für Altersvorsorge, bei welchem unter anderem die Deutsche Bank und der Deutsche Herold Gesellschafter sind, als wissenschaftlicher Berater geführt wird. So wird er auch nicht müde, sich im deutschen Fernsehen für die private Altersvorsorge einzusetzen.

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ARD- und ZDF-Programm "stärkt Islam-Angst"

Erfurter Studie: Politsendungen im Ersten und Zweiten berichten einseitig über Muslime
Ein vernichtendes Urteil fällen Medien- wissenschaftler der Universität Erfurt über die Islamberichterstattung bei ARD und ZDF. Die Sender ließen sich offenbar von einem "simplifizierten Bild des Kampfes der Kulturen" leiten, heißt es in einer Studie.

Frankfurt a. M. - Von Mitte 2005 und bis Ende 2006 nahmen die Forscher um Professor Kai Hafez 37 Talk- und Magazinsendungen unter die Lupe, darunter so renommierte Programme wie "Report", "Frontal 21", "37 Grad", und Dokumentationen sowie die Talk-Flaggschiffe "Sabine Christiansen", "Berlin Mitte", "Beckmann" und "Kerner". Gefragt wurde, aus welchem Anlass die Sendungen über Islam und Muslime berichten.

Das jetzt veröffentlichte Ergebnis ist niederschmetternd: In vier von fünf Fällen greifen die Redakteure das Thema Islam erst dann auf, wenn es um Gewalt oder Konflikte geht, zum Beispiel um Terror, Benachteiligung von Frauen, Ehrenmorde, Integrationsprobleme oder religiöse Intoleranz. Neutrale oder positive Berichte machen nur 19 Prozent der Sendungen zum Islam aus. Der Studie zufolge ist die Zeit längst vorbei, in der Islam ein "Minderheitentopos" war, dem durch engagierten Journalismus mehr Aufmerksamkeit verschafft werden musste. Sie warnt vielmehr vor einer "übertriebenen Islamisierung der Medienagenda".

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Die destruktiven Gesetzmäßigkeiten des Zinssystems und Wege zu seiner Überwindung

Ringvorlesung Energie - Umwelt - Gesellschaft

Referent: Prof. Dr. Bernd Senf, Fachhochschule für Wirtschaft, Berlin

Warum das Zinssystem mit seiner scheinbar so selbstverständlichen Verknüpfung von Geld und Zins in vieler Hinsicht problematisch ist, soll im folgenden nur kurz angedeutet werden. Aus der Sicht der Geldanleger erscheint der Zins ja als etwas sehr Positives: Er läßt automatisch das Geldvermögen immer weiter anwachsen, und wenn die jährlichen Zinsertrage nicht entnommen, sondern immer wieder dem vorhandenen Geldvermögen zugeschlagen und ebenfalls verzinst werden, ergibt sich durch den Zinseszins sogar ein beschleunigtes, ein "exponentielles" Wachstum (Abbildung 41): Geld wächst und wächst und wächst scheinbar ganz von selbst. Es handelt sich hierbei nicht einfach um Bestandserhaltung und auch nicht einfach nur um ein lineares Anwachsen, sondern um ein immer schneller werdendes Wachstum des Geldvermögens.
Aber woher kann dieses Wachstum kommen, was liegt ihm zugrunde? Die angelegten Gelder fließen über die Geschäftsbanken an die Kreditnehmer, werden also irgendwo anders zu Schulden, die mit Tilgung, Zinsen und Sicherung verbunden sind: bei Unternehmen, privaten Haushalten, dem Staat oder im Ausland. Die wachsenden Geldvermögen (GV) an einer Stelle entstehen also nur auf der Grundlage entsprechend wachsender Verschuldung (VS) an anderer Stelle des Gesamtsystems. Geldvermögen und Verschuldung entwickeln sich insofern spiegelbildlich, und also wächst auch die Verschuldung exponentiell (Abbildung). Die wachsenden Schulden müssen aber bedient werden und gehen (bei gegebenem Zinssatz) mit entsprechend wachsenden Zinslasten der Schuldner einher. Und die Schuldner müssen zur Aufbringung von Tilgung und Zinsen Überschüsse erzielen - durch wachsende Erlöse und/oder durch Senkung anderer Kosten.

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Tausendundeine Erfindung

Wir verdanken dem Islam mehr, als wir glauben. Ein Universitätsprofessor aus Manchester hat nun erstmals zusammenhängendes Quellenmaterial aufgearbeitet, das ein anderes Bild der neueren Geschichte liefert

Von Andrea Bistrich

Wenn es nach Professor Salim Al Hassani ginge, müßte man jene Zeitspanne auf der westlichen Geschichtsskala, die man gewöhnlich das »dunkle Mittelalter« nennt, korrekterweise in das »muslimische Zeitalter« umbenennen. Denn als der Westen schlief, erreichte die islamische Welt mit ihren zahlreichen wissenschaftlichen und kulturellen Entdeckungen ihren Zenit. »In Europa, Amerika und in den meisten englischsprachigen Ländern wird gelehrt, daß nach den Griechen und den Römern im Grunde die Zeit stillstand: Man spricht vom sogenannten dunklen Zeitalter. Ich behaupte jedoch: Es war die goldene Zeit des Islam«, sagt Al Hassani. Umso bedauerlicher findet er, daß die Beiträge muslimischer Wissenschaftler im Westen bisher so wenig gewürdigt wurden.

Seit 1993 ist Professor Al Hassani, der an der Universität von Manchester Linguistik und Kulturwissenschaften lehrt, auf der Suche nach der angeblich »fehlenden Geschichte« von über 1000 Jahren. Hunderte arabischer Manuskripte hat er durchgearbeitet, um unsere Geschichtsbücher mit den Puzzleteilen aus der islamischen Welt zu ergänzen.

Tatsächlich wurden viele wichtige Entdeckungen und Erfindungen zwischen 600 und 1600 u.Z. gemacht – in einer Zeit also, als sich die muslimische Welt von China bis nach Südspanien spannte. Dennoch weiß man heute nur wenig darüber, welche Erfindungen der Westen den Muslimen tatsächlich verdankt. Salim Al Hassani ist überzeugt: Es waren muslimische Gelehrte, die mehr als 600 Jahre vor der Geburt von Leonardo da Vinci den Grundstein für die spätere Blüte der Renaissance legten.

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Hartz-IV: Mietern wird ein Zimmer ihrer Wohnung abgeriegelt

Mitarbeiter kontrollieren regelmäßig

Wie die „Dresdner Morgenpost“ berichtet dürfen in der sächsischen Stadt Löbau von Hartz IV betroffene Mieter in ihren Wohnungen jeweils ein Zimmer nicht mehr betreten, wenn die Größe der Wohnung den Regelquadratmetersatz überschreitet.

In Löbau-Ost gibt es viele Plattenbauten, in denen überwiegend russische Spätaussiedler leben. Weil diese Wohnungen wenig attraktiv sind klagt die Wohnungsverwaltung und Bau GmbH Löbau über einen Leerstand von 20%. Wie Geschäftsführer Urbansky erklärte, gebe es in Löbau nicht genug kleinere Wohnungen, in die die von Hartz IV betroffenen Mieter umziehen könnten.

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