Samstag, 10. Februar 2007

Es war einmal...

...vor gar nicht allzuferner Zeit, in einem beschaulichen Städtchen im Bayrischen. München nannte man es, und es war bekannt für Bier, Brezeln, Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber. Dieser Tage aber geriet es wegen einer anderen Skandalfigur und dem unvermeidlichen Rattenschwanz an Folgeskandalen in die Kritik, zumindest der kritischen Presse.
In jenem München nämlich findet derzeit die so genannte "Sicherheitskonferenz" statt, in der manchmal legitimierte Politiker aller rechten Couleur über so genannte Sicherheitsfragen debattieren, die in Wirklichkeit nichts als eine Umschreibung für weltweite Kriegseinsätze sind. Als ob das nicht Skandal genug wäre, hat man auch noch eine Bundestagsfraktion draußen gehalten - die Linkspartei nämlich. An der Konferenz kann man nur auf Einladung teilnehmen, und obwohl die LiPa rechtzeitig um eine solche ersucht hat, bekam sie keine - im Gegensatz zu den vier Etablierten. Scheint, als würden wirklich riskante Sachen dort geredet werden, wenn die demokratische Kontrolle so offensichtlich unterminiert wird.
Das Schlimmste jedoch kommt noch: wie jede Veranstaltung dieser Art zieht auch die Sicherheitskonferenz (leider zu wenige) Demonstranten an. Derer 3000 waren gekommen, und man hielt sie für so gefährlich, dass man sage und schreibe 3500 schwer gepanzerte Polizisten zur Verteidigung unserer geliebten Volkstreter, äh, -vertreter, aufmarschieren ließ. Und nein, das ist nicht das Schlimmste, sondern nur der Vorbote. Der Organisator des Treffens ist ein gewisser Horst Teltschik, ehemaliger Sicherheitsberater Helmut Kohls (quasi ein Condoleezer Rice, nur dass er nicht Außenminister wurde). Und eben dieser Horst Teltschik gönnte es sich, folgenden Satz loszulassen:
"Es ist die Tragik jeder Demokratie, dass bei uns jeder seine Meinung öffentlich vertreten darf und dass man politisch Verantwortliche in einer Demokratie schützen muss. In Diktaturen würde so etwas nicht passieren.‘‘
Sapperlott noch einmal, nicht einmal anständig durchregieren darf man hier! Ständig muss man sich solchen Faxen wie Wahlen und anderem Schmarrn stellen. Anstatt dass sich da ein gestandener Christdemokrat endlich mal hinstellt und sagt, was Sache ist! So oder ähnlich dürfte der im Hinterstübchen dieses Musterdemokraten, der übrigens nach Kritik schnell zurückruderte, abgelaufene Denkprozess ausgesehen haben. Ist ja auch echt ne Schweinerei, so was. Muss man sich doch glatt demokratisch legitimieren lassen und kann das tumbe Volk nicht einfach zusammenschießen, wie man das noch 1848 mit Erfolg angewendet hat. Immerhin hätte man gleich die entsprechende Ausrede parat:
Podiuk erklärte sich dies mit dem "Druck‘‘, unter dem der Konferenz-Chef stehe, weil er ständig von einer Szene, "die bis in den linksradikalen Bereich hinein‘‘ reiche, und von "Gewalttätern‘‘ angegriffen werde.
Aber klar doch.

1 Kommentar:

  1. Ein schlauer Mensch (nicht ich) hatte mal eine Theorie: Bei Politikern, die mit dermaßen markigen Sprüchen vom Leder ziehen, kann man sich nur ein wenig linke Gewalt wünschen. Nämlich spätestens, wenn die Herrschaften wirklich mal Angst haben müssten, dass sie für solche Aussagen mit Konsequenzen zu rechnen haben müssten (und mit Konsequenzen meine ich keinen Rücktritt, sondern WIRKLICHE Konsequenzen), wird sich zeigen, wie feige die Herren Sesselfurzer denn wirklich sind.

    Und man muss die Frage zulassen, ob der sich anbahnende Überwachungsstaat (Stichwort "Internetkontrolle", "biometrische Daten", ...) nicht unbedingt vor allem, aber in jedem Fall unter anderem einem Zweck dient:
    Der Sicherheit unserer "herrschenden Schicht" vor Übergriffen des gemeinen Mobs.

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