Die koreanische Einwandererfamilie Chung besitzt eine kleine Wäscher- und Schneiderei in Washington, D.C., zu der hauptsächlich kleine Leute kommen. Entsprechend sind die Preise. Im Zeitalter des "billig" scheint auch für den gutsituierten Verwaltungsrichter Pearson klar zu sein, dass er seine Hose, die ihm ein wenig zu eng geworden war, zu den Chungs gibt. Doch das Endprodukt wollte er nicht annehmen: es sei nicht seine Hose. Und er verklagte die Chungs auf Schadensersatz: satte 65 Millionen Dollar will er haben.
Man muss sich den Wahnsinn, den dieser Mann fabriziert, wirklich auf der Zunge zergehen lassen:
Der ursprüngliche Wert seiner Hose, von Experten großzügig auf "maximal 800 Dollar" taxiert, spielt in Pearsons Klageschrift keine Rolle mehr. Er hätte sich auch längst einen neuen Anzug kaufen können von all dem Geld, das die Chungs ihm boten, damit er nur endlich Ruhe gebe: Erst 1150 Dollar, dann 3000, schließlich sogar 12.000 Dollar offerierten sie ihm. Pearson lehnte ab.Es ist ganz offenkundig nicht nur das Rechtssystem, das hier krank ist. Pearson hat viele Präzedenzfälle im Kopf, einige selbst durchgefochten; seine Chancen stehen gut. Es ist offensichtlich auch der Mensch selbst, der hier schlichtweg krank agiert. Wie kann man als gut verdienender Verwaltungsrichter eine arme Einwandererfamilie willentlich so in den Abgrund stürzen? Was muss im Hirn eines solchen Menschen vorgehen?
Der Richter rechnet anders. Für jeden Tag voller Leid und Unbill ohne Hose stellt er den gesetzlichen Schadensersatz von 1500 Dollar in Rechnung, und da sich die Sache eben hinzog, verlangt er 1200 Tagessätze für zwölf angebliche Tatbestände. Erschwerend kommt hinzu, dass er sich gleich gegen drei Übeltäter erwehren muss - Vater, Mutter und Sohn Soo, ebenfalls Miteigentümer von Custom Cleaner. Also alles mal drei.
Dann addiert Pearson noch all die Arbeitsstunden schwerster Jurisprudenz dazu, die es brauchte, um seinen Fall selbst zu bearbeiten. Macht 542.000 Dollar. Plus 15.000 Dollar für einen Leihwagen. Denn den, so Pearson, müsse er nun jedes Wochenende anmieten, um seine schmutzige Wäsche zur Reinigung zu fahren - zehn Jahren lang. Den Chungs um die Ecke könne er nicht mehr trauen. Das verstehe sich. (SZ)
Immerhin scheint es so, als könnte er seinen Job verlieren. Das ist das Positive daran. Auch wenn er für diesen Fall die Stadt verklagen will. Leisten kann er es sich sicherlich.
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