Donnerstag, 31. Mai 2007

Franzosen beschweren sich über Euro

Wow, Sarkozy hat einmal eine richtig tiefgründige Analyse vom Stapel gelassen: der Euro sei daran Schuld, dass Frankreichs Exportwirtschaft so sehr schwächelt. Und er hat verdammt Recht damit. Die Unabhängigkeit der EZB nach dem Vorbild der ehemaligen Bundesbank, die schon zu DM-Zeiten der Bundesregierung gerne Knüppel zwischen die Beine geworfen hat (man denke nur an die legendären Kämpfe zwischen Lafontaine und der Bundesbank) macht der gesamten EU-Wirtschaft Probleme, da die "Währungsexperten" in ihrem Elfenbeinturm in Frankfurt den gesamten Gehalt ihrer Aufgabe offensichtlich darin sehen, wie früher eine starke Mark heute einen starken Euro zu halten. Das ist zwar prinzipiell für den durchschnittlich ungebildeten Europäer ein Grund, die Brust in Nationalstolz anschwellen zu lassen, aber äußerst schädlich für die Wirtschaft, da sich die Exporte über die Gebühr verteuern. Soweit trifft Sarkozy ins Schwarze, was den (deutschen) Chef der EZB natürlich lediglich zu der herablassenden Feststellung bringt, dass die französische Wirtschaft eben nicht gut genug exportiere und sich ein Beispiel an den Deutschen nehmen sollte.
Ich frage mich, was schlimmer ist: die blasierte Arroganz und politische Unfähigkeit oder die vollkommene Ahnungslosigkeit über wirtschaftliche Grundlagen. Zum einen sind wir in Europa eine Union. Das bedeutet: kein Kampf der Länder untereinander wie im Zweiten Weltkrieg, sondern Kooperation. Auch ach so unabhängige Zentralbanken haben hier eigentlich den Auftrag, die Wirtschaftspolitik ihrer Länder zu stützen und nicht einen Staat im Staate aufzubauen, wie es die EZB tut (und früher die Bundesbank). Zum anderen gilt immer noch der alte Grundsatz, dass der Leistungsbilanzüberschuss des einen Landes das Saldo des anderen ist. Wenn Deutschland Exportweltmeister ist, muss es irgendwo Importweltmeister geben. Das auch gesetzlich verankerte Ziel von Wirtschaftspolitik (der, wie erwähnt, die EZB eigentlich verpflichtet wäre) ist aber eine AUSGEGLICHENE Außenhandelsbilanz. Es nervt sowieso ständig, wie "Exportweltmeister" als Auszeichnung gebraucht wird. Es zeugt von einer massiven volkswirtschaftlichen Schieflage in Deutschland, denn die Binnenkonjunktur ist katastrophal. Deswegen wäre zu wünschen, dass Sarkozy hier einige Erfolge aufweisen könnte.

6 Kommentare:

  1. Wenn wir schon keine Politik für die Menschen haben, warum sollten wir dann eine EZB haben die für die Menschen ist.

    Eine EZB unter vernünftiger Führung würde in Deutschland zur Zeit 7-8 Prozent Wachstum schaffen ohne den Euro zu gefährden.

    Aber die Herren finanzieren lieber die USA und China, die sich über den starken Euro freuen.

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  2. Ich denke, dies ist eine etwas einseitge Sichtweise.
    Zunächst gibt es gute Gründe für eine Unabhängigkeit der EZB. Zu groß ist die Versuchung, langfristige wirtsch. Stabilität kurzfristigen pol. Zielen zu opfern. (siehe Weimarer Republik)

    Zweitens ist eine starke Währung genauso mit dem simplen Vorteil behaftet, dass Importe billiger werden.

    Drittens schafft eine stabile Währung, und genau das ist die verbriefte Aufgabe der EZB, Investitionssicherheit in den Euro-Raum.
    Wer dies für selbstverständlich hält, sollte sich in Erinnerung rufen, wieviele Volkswirtschaften, von klein bis groß, von stark bis schwach dort unter einem Hut vereint werden.

    Viertens beweist das, was Herr Sarkozy dort sagt, seine eigene Kurzsichtigkeit. Die EZB hat nicht das französische Wohl im Sinne und darf es auch nicht haben. Ihre Aufgabe ist es, eine Finanzpolitik für den gesamten EU-Raum zu machen. Und alleine von diesem Standpunkt aus lässt sich die Arbeit der EZB auch nur sinnvoll beurteilen.

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  3. Du hast sicherlich Recht, dass jedes Ding zwei Seiten hat. Aber meinst du nicht, dass die Exportwirtschaft derzeit im Gegensatz zur Binnenwirtschaft "etwas" überbetont wird? Und die Sicherheit des Euro-Raums wird durch eine kontrollierte Abwertung sicherlich nicht angegriffen.

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  4. boah Sasse und du sagst von dir, du hast Ahnung von Volkswirtschaft.

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