Donnerstag, 10. Mai 2007

Fachkräftemangel?

Zu Recht fragen die NachDenkSeiten, was die allenthalben zu lesenden Artikel eigentlich sollen, nach denen in Deutschland ein Mangel von über 50.000 Ingenieuren besteht. Auch die Zeit nimmt sich des Themas an. Das wirklich vollkommen absurde an den aufkommenden Klagen ist nämlich, dass über 60.000 Ingenieure in Deutschland arbeitslos sind. Anstatt jedoch auf dieses Reservoir zurückzugreifen, werben die Unternehmen sogar Ingenieure im Ausland an. Warum?
Über die Hälfte der deutschen arbeitslosen Ingenieure sind über 50. Ohne jedes den üblichen Strukturwandel-Spiegelleitartikel für die Saure-Gurken-Zeit auspacken zu wollen: diese Menschen sind, um den ARGE-Jargon zu bemühen, "schwer vermittelbar", will heißen, die Unternehmen stellen sie unter zahlreichen windigen Ausflüchten nicht ein. Das hat zwei Gründe. Zum einen lassen sich junge Einsteiger viel leichter ausbeuten, indem man ihnen unzumutbare Arbeitsbedingungen auferlegt und sie unter jedem Niveau bezahlt, zum anderen fehlt es den Älteren schlicht am aktuellen Fachwissen. Ersteres ist eine Folge der Aushöhlung der Arbeitsrechte und Gewerkschaften, zweiteres von miserablem betriebswirtschaftlichem Managment. Nicht nur, dass die Firmen nicht mehr ausbilden, wodurch der Bestand junger Nachwuchsingenieure ausbleibt, über den sie sich dann wortreich beklagen, nein - sie bilden auch seit Jahren nicht mehr weiter. Deswegen sind viele ältere Ingenieure, die in den letzten Jahren arbeitslos geworden sind nicht mit Computern u.ä. vertraut. Die Firmen taten das aus einem vorrangigen Grund nicht: Weiterbildung kostet, junge, gut ausgebildete Einsteiger nicht. Dadurch existiert ein gewaltiges, ungenutztes Reservoir an Arbeitskräften, das vor allem wegen der betriebswirtschaftlich verengten Sichtweise des Managments so existiert wie es existiert. Anstatt, dass die Betriebe einer Branche endlich sich zu dem lang geforderten Schritt entschlössen, einen gemeinsamen Topf für Aus- und Weiterbildung zu öffnen, werkeln sie lieber mit ihren studierten Buchhaltern weiter daran herum, irgendwie die Bilanzen zu frisieren - egal, welche realwirtschaftlichen Auswirkungen das auch haben mag.

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