Samstag, 2. Dezember 2006

Argumentationsmodelle

Die Vertreter der einzelnen Glaubensrichtungen, sei es linke Politik, sie es Neoliberalismus, tragen ihren Streit vorrangig über Drittmedien aus, wie ich das bezeichnen möchte, sprich: Berichterstattung der Medien über Gesagtes (oder auch nur Interpretationen), die dann bisweilen wieder aufgegriffen werden. Zusätzlich ein wichtiges Segment sind natürlich die Diskussionen zwischen den Anhängern dieser Glaubensrichtungen, beispielsweise hier im Blog. Sehr viel interessanter für einen tiefgreifenden Diskurs ist doch aber das Aufeinanderprallen der "Giganten", sprich, der Vorkämpfer der jeweiligen Glaubensrichtung. Meiner Meinung nach wird dem zu wenig Raum gewidmet. Ich habe ein wenig im Internet recherchiert und euch einige Quellen herausgesucht, für die man sich ruhig ein wenig Zeit nehmen sollte, um sie in voller Länge anzusehen:
Ein Gespräch zwischen Oskar Lafontaine und Hans-Werner Sinn im Januar 2006
Ein Gespräch zwischen Gregor Gisy und Hans-Werner Sinn im Herbst 2006
Auffallend ist hier, besonders im Diskurs Gysis mit Sinns, dass es sich um zwei hochintelligente und begabte Redner handelt, die ihren jeweiligen Standpunkt mit Verve vertreten. Dabei ist es offensichtlich, dass es sich um zwei entgegengesetzte Standpunkte handelt, die miteinander unvereinbar sind und, allen Aussagen der Betreffenden zum Trotz, es nicht klar ist, welcher von beiden Standpunkten falsch und welcher richtig ist - so es denn überhaupt einen falschen oder richtigen gibt. Beide Standpunkte sind nachvollziehbar und können funktionieren, und besonders auffällig ist, dass sie beide niemals umgesetzt werden - zumindest nicht in der Reinform, für die das jeweilige Heilsversprechen gemacht wurde.
Und damit sind wir bereits wieder in der Problematik unserer modernen Republik. Dadurch, dass zahlreiche widerstreitende Interessen befriedigt werden wollen, kommt es ein um das andere Mal zu häufig sehr faulen Kompromissen. Diese Kompromisse stellen sich teils als wertlos heraus, teils weiß man es bereits vorher, teils funktionieren sie prächtig. Aber niemals spiegeln sie die ursprünglichen Modelle wieder. Ambivalent ist dies insofern, als dass der Umkehrschluss - eine Abschaffung des parlamentarischen Systems, wie wir es kennen - zum Verlust der Pluralität führen würde, die in meinen Augen essentiell für das Funktionieren von Demokratie und Gesellschaft ist. Diesen Teufelskreis hypothetisch aufzubrechen ist mir bisher nicht gelungen.

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