Dienstag, 5. Dezember 2006

Religiöse (In)Toleranz

Erinnert sich noch jemand an die Mohammed-Karikaturen? An den Wirbel, den sie entfachten, und an die Reaktionen der westlichen Presse? Übereinstimmend stellten die Leitmedien fest, dass die Reaktionen total überzogen waren, die Muslime noch viel Toleranz lernen müssten und ohnehin vom Status zivilisierter, aufgeklärter Völker meilentweit entfernt sind. Uns hierzulande könne so etwas ja niemals, nie, nie, nie, passieren. Allenfalls, fügt der eine oder andere schelmisch grinsend hinzu, bei den Christ-Fundamentalisten in den USA, aber hier? Nie!
Dabei waren die Mohammed-Karikaturen Berichten nach wirklich derb. Wie wenig es braucht, um staatliche Interventionen hierzulande hervorzurufen, zeigt dieser Artikel der Zeit: eine kleine, eigentlich reichlich pubertäre und unlustige Fernsehserie namens "Popetown" hat die selbst ernannten Sittenwächter von CSU bis Vatikan auf den Plan gerufen. Verbotsforderungen wechseln sich ab mit Beschwörungen des Verfalls unserer Werte, also abgesehen von Flaggenverbrennungen (die hierzulande ja verboten sind) ist eigentlich das gesamte Repertoire des Nahen Ostens auch bei uns abgelaufen, und das bei einem eigentlich deutlich weniger wichtigen Ereignis in unserem ach so säkularisierten, zivilisierten und aufgeklärten Westen.

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