Freitag, 2. Februar 2007

Neoliberalismus nicht zukunftsfähig

Ich habe mich hier im Blog bereits häufig dazu geäußert, dass ich den Neoliberalismus für kein zukunftsfähiges Modell halte. Während Hans-Peter Büttner mehr auf der theoretischen Ebene argumentiert (ein lesenswerter Beitrag, der in den letzten Tagen häufig rezipiert wurde), mache ich es gerne an handfesten Beispielen fest. Zwei im Folgenden.
ad 1)
Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die zunehmende Erderwärmung und den Klimawandel, die beide durch den Menschen verursacht bedrohliche Dimensionen annehmen. Man mag zu der These stehen, wie man will - das ist für das Beispiel auch nicht weiter von Belang. Tendenziell argumentiert die SZ mit der bereits in den 1970er Jahren geführten Diskussion um die "Grenzen des Wachstums", nämlich dass das beständige Wachstum der Industrie auf die Dauer das ökologische Gleichgewicht des Planeten zerstört werde. Während man in den 1970er Jahren die Diskussion durch den (wachstumsfördernden!) Umweltschutz zu beenden wusste (Stichwort: Katalysatoren, siehe auch hier), wird diese Möglichkeit von der SZ bereits zu Beginn explizit ausgeschlossen: die bisherige wachstumsbasierte Wirtschaft führt quasi zwangsläufig in die Katastrophe. Dass eine auf unendliches Wachstum angelegte Wirtschaft auf einem endlichen Planeten zwangsläufig nicht funktionieren kann, ist ein eigentlich naheliegender Schluss, den auch die SZ nicht zu ziehen bereit ist. Aber zum Thema: Um der Gefahr zu begegnen wäre es erforderlich, in weltweiter Kooperation die Produktion - hier besonders die umweltschädlichen Teile - so weit zu drosseln, dass der unaufhaltsame Prozess wenigstens verlangsamt und abgeschwächt werden kann, so dass der Planet für uns Menschen bewohnbar bleibt. Argumentationen wie diese hier entspringen jedoch einem neoliberalen Verständnis, das eine willentliche, weltweit kooperativ durchgeführte Senkung des Profits vollkommen und radikal ausschließt - und wenn daran die Welt, vornehm oder nicht, zugrunde geht.
EDIT: Inzwischen üben schon die Gewerkschaften mit den Arbeitgebern den Schulterschluss im Kampf gegen das Klima.
EDIT2: Hervorragend funktioniert der Neoliberalismus allerdings in der Reaktion auf die Berichte: Wissenschaftlern werden für 7.500-10.000 Zeichen lange Gegenartikel 10.000$ geboten.
ad 2)
Bekanntlich ist einer der elementaren Leitsätze (neo-)liberaler Wirtschaftstheorie, dass der Wettbewerb für niedrige Preise und hohe Qualität sorgt, so dass der Kunde im Endeffekt der Gewinner des Prozesses ist. Mit der Qualität ist es bekanntlich so oder so nicht weit her, das beweisen die Discounter tagtäglich aufs Neue. Dass auch die Preistheorie nicht einen Pfifferling wert ist, zeigt sich weniger drastisch im täglichen Leben, soll an diesem Beispiel von Telepolis jedoch aufgezeigt werden:
Demzufolge hat in den Jahren 1988-2004 ein Kartell der Elektrofirmen ABB, Alstom, Areva, Fuji, Hitachi Japan AE Power Systems, Mitsubishi Electric Corporation, Schneider, Siemens, Toshiba und VA Tech den Markt unter sich aufgeteilt, illegale Preisabsprachen getroffen und dadurch einen echten Wettbewerb verhindert. Klar, das ganze entsprang echten oder erfunden "Profitzwängen". Doch es zeigt auf, dass die liberale Wirtschaft nicht ohne Eingriffe des Staates, der solche Praktiken illegalisiert, nicht funktionieren kann, egal, was die Neoliberalen auch sagen mögen.

4 Kommentare:

  1. Ich wusste gar nicht, dass die ganzen Ostblock-Staaten "neoliberal" waren. Wieder etwas gelernt.

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  2. Nach meinem Empfinden hat Umweltverschmutzung nichts mit "Neoliberalismus" zu tun. In den Ostblockstaaten wurde etwas rabiater mit der Umwelt umgegangen.

    Außerdem schreibst du etwas viel, deine Besucher brauchen dann nämlich mehr Zeit zum Lesen, der Computer ist länger an, es wird mehr Strom verbraucht...

    Im Sinne der internationalen Fairness wäre es besser, den Stromverbrauch des internationalen Blogverkehrs einzusparen, um Kraftwerke in Afrika zu finanzieren.

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  3. Äh...ja.
    Sicherlich ist Umweltverschmutzung kein Effekt allein des Neoliberalismus. Ich will aussagen, dass Umweltschutz im Neoliberalismus nicht möglich ist ;)

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