Montag, 26. März 2007

Mohnhaupt verstoibert

Nun ist Brigitte Mohnhaupt also frei. Prompt meldet sich Mister Ede "Es gibt keine Grundrechte" Stoiber zu Wort, da er das Zypries-Wort, alles sei juristisch korrekt abgelaufen so natürlich nicht unkommentiert stehen lassen kann. Einige besondere Passagen sollen dabei kommentiert werden.
„Das ist rechtlich in Ordnung, aber es widerspricht dem Rechtsempfinden von mindestens 80 Prozent der Menschen in Deutschland."
Das mag schon sein, Herr Stoiber. Mindestens 80 Prozent der Deutschen empfinden es aber als rechtlich nicht in Ordnung, dass Manager ihre Gehälter um 30% steigern und gleichzeitig Entlassungen bei glänzenden Geschäften anordnen. Aber das ist auch jedem scheißegal. Es ist vollkommen irrelevant, was 80% des Volks für rechtmäßig hält - Deutschland ist ein Rechtsstaat, im guten wie im schlechten, und die Gerichte prüfen unabhängig von irgendwelchem Volksempfinden, dass von Hobby-Demagogen wie Ihnen immer gerade dann ausgepackt und geschürt wird, wenn es Ihnen in den Kram passt.
„Wir wollen, dass „lebenslänglich“ heißt: mindestens 20 Jahre.“
Wiederum nur ein billiger populistischer Ritt auf der zuvor fleißig mitentfachten Welle "gesunden Volksempfindens". Eine Begründung nennt er Stoiber für diesen Schritt indes nicht. Ist aber auch nicht nötig. Das ist ja keine Forderung, die man ernstlich durchsetzen will, sondern eine, mit der man ein biergesättigtes "Jawoll, so isses!" von Stammtischen einholen will - und Kreuze für die CSU am Wahltag.
"Mohnhaupt hat zwar insgesamt 24 Jahre in Haft verbracht. Auch dies ist angesichts ihrer Taten aber eine zu kurze Zeit und für viele Menschen nicht nachvollziehbar. Immerhin werden alle Urteile im Namen des Volkes gesprochen."
Im Namen des Volkes. Richtig. Nicht mit der Stimme des Volkes. Ansonsten gilt das bereits oben gesagte.
"Mohnhaupt darf nun kein Forum in den Medien für ihre Schilderungen gegeben werden. Auch in Talk-Shows darf sie keine Bühne haben."
Wäre ja auch nochmal schöner, wenn das Recht auf freie Meinungsäußerung so unterstützt wird, nicht wahr? Nicht, dass die Frau irgendwas von Wert zu sagen hätte, aber angesichts der sonst üblichen Sex- und Spermageschichten in Talkshows wäre das wahrscheinlich sogar ein Qualitätsgewinn.

Fazit: Wieder einmal zeigt sich Stoiber als echter bayrischer Pfundskerl: da wird durchgegriffen! Um solchen Schmarrn wie Gesetze und Grundrechte braucht man sich ja nicht zu kümmern, schließlich steht ja hier das Urteil "des Volks" und eines Ede Stoiber, und das ist gewiss unanfechtbar. Noch mal flugs mit Verweis auf die Opfer auf die Tränendrüse gedrückt und zack, das gewünschte Ergebnis ist da. Es ist ein Armutzeugnis, dass solche Gestalten den Diskurs beherrschen.

1 Kommentar:

  1. Als wenn das Gefasel der Wirtschafts-Marionetten a la "Gürtel solange enger schnallen, bis die Wirbelsäule bricht" bei Christiansen und Konsorten besser wäre. Dagegen wäre wohl selbst der Irrsinn von Mohnhaupt noch intellektuell anspruchsvoller.

    Gruß

    Alex

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