Die Emotionen kochen hoch: die Entscheidung für Studiengebühren an der Uni Münster fiel 12:11. Und da die sieben im Senat vertretenen Professoren bei einstimmiger Stimmabgabe alle anderen überstimmen, bleibt kaum mehr als ein studentischer Vertreter, der für die Einführung gestimmt hat: Max Brüggemann. Dessen StudiVZ Seite wurde innerhalb kürzester Zeit vollgespammt, er erhielt zahlreiche Drohungen und es gibt eine StudiVZ Gruppe für und gegen ihn. Die für ihn ist deutlich kleiner. Mittlerweile ist die StudiVZ-Seite nicht mehr sichtbar und das Bild entfernt.
Delikat wird die Angelegenheit aber durch etwas anderes: Brüggemann ist kein x-beliebiger "Studentenvertreter", sondern Mitglied er Jungen Union. Und die Stimmung in Münster war überwiegend gegen Studiengebühren.
Damit stellt sich die delikate Frage: muss Brüggemann als Studentenvertreter nicht eigentlich im Sinne der Mehrheit der durch ihn vertretenen Studenten abstimmen? Dass seine Entscheidung parteiplolitisch motiviert war und ein ordentliches Sprungbrett bieten dürfte, ist klar. Sein Bekanntheitsgrad jedenfalls ist deutlich gestiegen.
Die Entscheidung von Münster zeigt wieder einmal auf, dass die zunehmende Politisierung der Uni-Senate mehr als nur problematisch ist. Die rasanten Stimmverluste der Fachschaften zugunsten der politischen Ableger hat zu einer starken Verzerrung der Entscheidungen an der Uni zugunsten parteipolitischer Linien geführt, und Entscheidungen im Sinne der Studierenden an sich werden dadurch mit Entscheidungen im Sinne von Parteilinien vermengt.
Die Drohungen gegenüber Brüggemann sind also deplatziert: er hat als politischer Vertreter in einem halbwegs demokratischen Gremium abgestimmt, ist also effektiv zu behandeln wie ein Politiker. Die Konsequenz für die Studenten sollte klar sein: seine Wahl beim nächsten Mal zu verhindern. Und endlich wieder den Fachschaften die ihnen zustehende Rolle zu geben, abseits von Parteiproporz und Parteilinie im Senat sich für die Interessen der Studenten und Institute einzusetzen. Die Studenten müssen in den Gremien zusammenhalten, denn ihr Stimmanteil ist so schon marginal genug.
da wie gelesen hab 4 studentenvertreter dort im senat sitzen und 3 dan gegen studiengebühren sind, ist das dann ein verhältnis von 3:1...und ich bin mir sicher dass mind 25% der studenten für gebühren sind. ich bin auch dafür, bin weder in einer partei, bin gegen die politik der regierung, komme aus einer mittelständigen familie, bekomme nicht viel unterstützung und muss mein studium selber finanzieren..aber: ich habe schon eine ausbildung gemacht und müsste wenn ich mich dort weiterbilden wöllte alles selber zahlen..also ist es doch nur fair wenn ein student sich auch an seiner bildung beteiligt. er ist ja nicht verplichtet zu studieren..kann auch eine ausbildung machen oder irgendeinen job am band. aber da er ja später mal das große geld verdienen will, soll er auch an der ausbildung beteiligt sein..und in zeiten da die uni-parkplötze voller autos (meist neuer) ist, ist es wohl kein problem die gebühren wohl aufzutreiben..dann fällt halt der sommerurlaub auf hawaii oder der neue laptop jedes jahr weg.
AntwortenLöschen*hüstel* Also, ich studiere nicht, um später mal "das große Geld" zu machen. Das tun BWLer. Und vom Sommerurlaub auf Hawai oder dem neuen Laptop kann ich nur träumen.
AntwortenLöschen@ anonym:
AntwortenLöschenDeine ausbildung hast du auch nicht selbst gezahlt, sondern das ausbildende Unternehmen, teils von den dortigen Mitarbeitern, die den Gewinn erzielten, teils vom Steuerzahler, da Deine Entlohnung vom zu versteuernden Gewinn abgezogen wurde. Zudem hast Du laut eigenen Angaben schon eine kostenfreie Ausbildung bekommen und studierst nun nur, weil Du Weiterbildungen komplett bezahlen müßtest, obwohl Dir das im Falle des Gehaltbezugs wahrscheinlich problemlos zuzumuten oder Deinem Arbeitgeber evtl. eine Mitfinanzierung wert wäre. Dass jemand mit einem kostenlos erworbenen Berufsabschluss nun die Uni als Weiterbildungsinstitut mißbraucht und ausgerechnet dieser gegen alle wettert, die sich dort überhaupt erstmal einen Abschluß abholen (müssen), weil sie keinen Ausbildungsplatz erhalten hatten, ist schon ein starkes Stück. Man könnte es auch eine unverfrorene Dreistigkeit nennen.
Natürlich kann es sein, dass einige Mitglieder der Erbelite für Studiengebühren sind. Die können so nämlich andere vom Studium abhalten und somit ihre oftmals lediglich durchschnittliche Qualifikation wegen Verknappung teuerer verkaufen, bekommen später schneller einen Job und vor allem müssen sie sich nicht mit anderen anhand der Leistung messen lassen. Insofern sind Studiengebühren vor allem eins: eine Maßnahme zur Verhinderung von Leistungswettbewerb.
Im Übrigen parken auf den Uni-Parkplätzen auch die Mitarbeiter, also Professoren und anderes - meist gut und sicher besoldetes - Lehrpersonal. Aber wahrscheinlich hast Du noch etwas gegen den Studenten, der Dir mit seinem älteren Kleinwagen den Parkplatz "wegnimmt", obwohl er das Auto braucht, um seinen Nebenjob auszuführen, damit er für Leute wie Dich Studiengebühren mitbezahlen kann. Ansonsten schließe ich mich Dir voll an, dass diejenigen, die als Student mit dem Boxster oder süddeutschen Roadster zur Uni fahren, ruhig Studien- oder entsprechende Parkgebühren bezahlen sollen, meinetwegen auch 10.000 Euro und mehr pro Semester. Dann würden nämlich die Arzt- und Anwaltskinder sich mal solidarisch an der Ausbildung sozial schwächerer Studenten beteiligen, anstatt durch die - von Dir bei Steuern usw. sicher ohnehin abgelehnte - Gleichmacherei die Schwächeren zu belasten, damit Akademikerkinder sich den Urlaub auf Hawaii oder das neue Laptop leisten können.
Im Übrigen ist es bei den Fachschaften der BWLer und Juristen üblich, generell Baföganträge zu stellen, auch wenn man sie nicht brauche oder bei wahrheitsgemäßer Angabe nichts bekomme. Ansonsten sei das doch ein "feiner Niedrigzins-Kredit" für die Party am Wochenende oder den Sommerurlaub.
Und nun hör auf den Gebrüdern Grimm oder Baron Münchhausen Konkurrenz zu machen, das ist einfach nur noch albern.
Gruß
Alex